Liebe Callas-Freunde,
auch ich freue mich sehr und danke euch für diesen wunderbaren Thread über die "primadonna assoluta", die unfassbare, unauslotbare Maria Callas. Ich wollte auch mein Scherflein zu "I Pagliacci" beitragen.
Tito Gobbi ist, wie Bernd schon ausgeführt hat, ein ganz fabelhafter Gestalter, ein in der Tat herausragender Tonio. Allerdings denke ich nicht, dass er die Callas hier überstrahlt, sie ist ihm (mindestens) absolut ebenbürtig. Wie sie ihre Stimme zart hauchen, verschatten, im piano ersterben lassen kann, dann wieder große, kraftvolle Bögen singt, und wie viele Farben sie dabei auf ihrer Palette hat, ist wirklich atemberaubend. Ihre Strahlkraft ist stählern, ihr piano samtweich, sie singt, wie man das von ihr kennt, mit absoluter Hingabe.
Ich bin auch nicht der größte diStefano - Fan, obwohl er hier schon streckenweise wirklich gut singt. Die veristischen "Unarten" finde ich auch durchaus fragwürdig, wenn man denn schon einen Schluchzer einbauen muss, dann sollte das dennoch nicht ausarten in grelle Effekthascherei.
Bei Björling steckt es im Gesang selbst drin
das ist eine sehr interessante Beobachtung, und ich stimme zu. Man spricht ja oft von Tenören, die die "Träne" in der Stimme haben. Eine ganz ähnliche Qualität finde ich auch bei der Callas, sie hat oft eine noble, elegische Trauer und Tragik in der Stimme, eine Verwundbarkeit, die mich sehr ins Herz trifft, so auch bei dieser Aufnahme.
Nicht hoch genug kann man m. E. auch die Orchesterleistung rühmen. Ebenso muss man Rolando Panerai erwähnen, der hier prachtvoll singt. Das Duett Nedda-Silvio ist unbeschreiblich, Gänsehaut pur, hier treiben sich beide gegenseitig zu Höchstleistungen an.
Fazit: eine Aufnahme, die ihresgleichen sucht; Abstriche würde ich nur, wenn auch in geringem Maße, bei di Stefano machen; Gobbi, Callas, Panerai und Serafin bewegen sich m.E. hier auf allerhöchstem Niveau. Ein Erlebnis.