Klaviermusik seit 1945: Empfehlungen der Capricciosi

  • John Cage: Etudes Australes

    ..wahrscheinlich benötigen die Klavierwerke von Stockhausen und Cage eigene Threads...

    Cage Klaviermusik hatte mich bisher nicht sonderlich interessiert. Aber seit dem Reinziehn des gestrigen DLF-Mitschnitts der Etudes australes, ändert sich das schlagartig.

    Die Etudes australes sind konsequent in sog. Atonalität geschrieben. Es gruppieren sich auf kleinen Nachhall-Flächen von angeschlagenen Tönen neue isolierte Einzeltöne, die zuweilen ihrerseits im Verklingen neue Klangflächen bilden. Dem scheint aber kein bestimmtes Prinzip oder eine Struktur zu Grunde zu liegen.

    Es drängt sich eher der Eindruck auf, dass sich in den einzelnen Etüden Ziellosigkeit, Blindheit, Zwecklosigkeit des Verlaufs der Komposition artikuliert, was eigentlich beinahe paradox anmutet, weil sie ja doch bestimmten kompositorischen Intention von John Cage entsprungen sein müssen.

    Fraglich, ob Bezeichnung „Verlauf“ der Komposition die treffende ist. Denn viel eher gewinnt der Hörer den Eindruck einer Statik: Die Zeit gerinnt, sedimentiert sich quasi zum Raum, der sich entfaltet.

    Der DLF-Mitschnitt der 1. Folge der Etüden mit Sabine Liebner als Tastenquälerin ist jedenfalls so ungemein faszinierend und reizvoll, dass er zum erneutem Reinziehn motiviert.
    Ob sich dieser erste Eindruck weiterhin als tragfähig erweist für die restlichen vier DLF-Folgen mit anderen Etüden, muss sich aber noch herausstellen...

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Nachdem ich kürzlich den kanadischen Pianisten Winston Choi mit etwas von Elliott Carter und mit u.a. Boulez Incises in der Piano solo Version, das er leider aber noch nicht auf CD eingespielt hat, in einem begeisternden Klavierrecital live erleben konnte, ist seine Aufnahme des Klavierwerks von Elliott Carter bei mir gelandet, die hält, was das Live-Konzert versprach.

    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:

    Winston Choi hat aber auch noch Brian Ferneyhough und viel anderes Modernes im Repertoire, spielt aber auch erstklassig Debussy, Ravel oder Brahms.

    :wink: Matthias

  • Wieder mit Winston Choi Klavierwerke des Franzosen Jacques Lenot (*1945).

    Lenot kannte ich bis heute noch gar nicht, aber das ist supertoll! Vollständig serialistisch, aber eben so nah Debussy verpflichtet klingend, außerdem mit abgefahrenen Metren.

    Also der Serialismus lebt und erweist sich als äußerst entwicklungsfähig!

    Winston Choi überzeugt mich auch hier wieder auf der ganzen Linie.

    Ich kenne bislang nur Vol.2, aber Vol.1 wird noch zu mir finden.

    Oder vielleicht doch besser das Box-Set, ebenfalls mit Winston Choi, das nach Amazon 3 CDs enthält.

    :wink: Matthias:

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