John Cage: Etudes Australes
..wahrscheinlich benötigen die Klavierwerke von Stockhausen und Cage eigene Threads...
Cage Klaviermusik hatte mich bisher nicht sonderlich interessiert. Aber seit dem Reinziehn des gestrigen DLF-Mitschnitts der Etudes australes, ändert sich das schlagartig.
Die Etudes australes sind konsequent in sog. Atonalität geschrieben. Es gruppieren sich auf kleinen Nachhall-Flächen von angeschlagenen Tönen neue isolierte Einzeltöne, die zuweilen ihrerseits im Verklingen neue Klangflächen bilden. Dem scheint aber kein bestimmtes Prinzip oder eine Struktur zu Grunde zu liegen.
Es drängt sich eher der Eindruck auf, dass sich in den einzelnen Etüden Ziellosigkeit, Blindheit, Zwecklosigkeit des Verlaufs der Komposition artikuliert, was eigentlich beinahe paradox anmutet, weil sie ja doch bestimmten kompositorischen Intention von John Cage entsprungen sein müssen.
Fraglich, ob Bezeichnung „Verlauf“ der Komposition die treffende ist. Denn viel eher gewinnt der Hörer den Eindruck einer Statik: Die Zeit gerinnt, sedimentiert sich quasi zum Raum, der sich entfaltet.
Der DLF-Mitschnitt der 1. Folge der Etüden mit Sabine Liebner als Tastenquälerin ist jedenfalls so ungemein faszinierend und reizvoll, dass er zum erneutem Reinziehn motiviert.
Ob sich dieser erste Eindruck weiterhin als tragfähig erweist für die restlichen vier DLF-Folgen mit anderen Etüden, muss sich aber noch herausstellen...