RAYMOND: Maske in Blau – Kommentierte Diskografie

  • RAYMOND: Maske in Blau – Kommentierte Diskografie

    Meine Lieben,

    Fred Raymonds leider ebenso wie der Komponist etwas in den Hintergrund gedrängte "Maske in Blau" rechnet man meist zur Berliner Operette, was insofern stimmt, als sie dort 1937 uraufgeführt wurde. Allerdings hieß ihr Schöpfer eigentlich Raimund Vesely. Wenn man einen so deutlich böhmischen Namen trägt ("vesely" heißt "fröhlich"), dann kann man aber nur aus Wien stammen. Also haben wir eigentlich eine glückliche Verschmelzung Berliner und Wiener Ingredienzien, gesatltet von einem Ohrwurm-Spezialisten hohen Grades, dessen oft zu Schlager gewordene Melodien heute im durchschnittlichen Bewußtsein meist gar nicht mehr mit ihrem Urheber verbunden werden.

    Von der "Maske" gibt es nicht viele CD-Versionen. Der alte Eurodisc-Querschnitt von 1975 (1990 neu aufgelegt) hält sich wacker:

    Werner Schmidt-Boelcke dirigiert die Berliner Symphoniker mit Routine und Schmiß. Allerdings finde ich, daß sich aus dieser Musik mehr herausholen läßt, als er bietet. Er packt es ein wenig zu oberflächlich an.
    Rudolf Schock singt den Armando Cellini und dank seiner Erfahrung und klugen Ausdrucksgestaltung wirkt er noch immer recht gefällig, kann aber nicht darüber hinwegtrösten, daß die Stimme hier doch schon recht glanzlos geworden ist.
    Margit Schramm als Evelyne Valera übertrifft ihn eindeutig. An der Stimme der Schramm scheiden sich viele Geister. Ich mag sie einfach, und sie bringt viel Persönlichkeit ein. Das gilt auch für die Juliska dieser Aufnahme. Marika Rökk war als Tänzerin immer besser als als Sängerin, aber in der Charakteristik der Rolle ist sie meisterlich, obwohl sie nicht mehr jugendlich klingt. Mehr Paprika verströmte aber bisher kaum jemand. Karl-Ernst Mercker gibt den Buffotenor mit schöner Stimme, aber ein wenig trocken und steif.

    Keine ideale Interpretation des Werks, aber ganz hübsch. Für manche die beste, die derzeit zu kriegen ist. Ob's stimmt, können wir ja diskutieren.

    Liebe Grüße

    Waldi

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Ich wuenschte so sehr, dass es von diesem Werk eine vernuenftige Gesamtaufnahme gaebe. Die Gesamtaufnahme des NWDR unter Stephan hat mich sehr enttaeuscht. Ich naeme zumindest an, dass dieses Werk mehr Handlung hat, als diese Aufnahme zeigt---und ich mochte es persoenlich auch nicht, dass die Juliska im Dialog Akzent hat und die Rothenberger beim singen ueberhaupt keinen hatte. Sowas stoert mich.

    Wenn jemand irgendwann eine andere vollstaendige Aufnahme dieses Werk (in deutsch) an Land zieht, dann schreibt mir bitte!! :wink:

  • Ich weiß leider auch von keiner alternativen GA, aber es gab bzw. gibt noch eine recht schwungvolle Highlights-Platte der EMI von Carl Michalski mit dem Orchester des Bayerischen Rundfunks mit Sari Barabas, Ursula Schirrmacher und Carl Terkal.

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • neben der Einspielung mit Rudolf Schock, die ich auch überaus mag und schätze, kann ich auch noch nachfolgende Einspielung empfehlen, die ich als LP besitze und die mir vor allem wegen des großartigen, leider viel zu wenig gewürdigten Tenors Herbert Ernst Groh gefällt. Wenn er mit voller, mächtiger Tenorstimme "schau einer Frau nie zu tief in die Augen" singt, ist das ein Ereignis. Da fallen mir viele heutige Tenöre ein, die da nur weinend von dannen ziehen könnten. Gut, ob Peter Alexander jetzt unbedingt eine Idealbesetzung darstellt, mag dahingestellt sein (ich mag ihn zwar, aber nicht unbedingt in dieser Operette), allerdings wird ansonsten herrlich musiziert. Die Frauenrollen sind auch tadellos besetzt.

    „Orchester haben keinen eigenen Klang,den macht der Dirigent"
    Herbert von Karajan

    „nicht zehn Prozent meiner Musikleute verstehen so viel von Musik wie diese beiden Buben“.
    Karajan nach einem Gespräch mit den Beatles George Harrison und Ringo Starr.

  • Bei dieser Aufnahme ist man ohnehin relativ nahe am Urtext. Allerdings ist das Libretto zumindest teilweise eher eines von der dümmlichen Art, sodaß wohl gewisse Hemmungen bestehen mögen, es in hundertprozentiger Ausführlichkeit darzubieten.
    An der Hamburger Aufnahme von 1953 ist das flotte Dirigat Wilhelm Stephans zu loben, ebenso die Stimmen, allen voran Emmy Loose, Anneliese Rothenberger und Bruno Fritz. Das große Manko ist der Tenor Georges Athana, der so wirkt, als käme er von der Schmiere und sei obendrein viel zu alt. Außerdem passen die - ausgezeichneten - Sprecher stimmlich nicht immer zum sängerischen Part. Besonders kraß wirkt das beim Armando, der mit einer goldrichtigen Sprechstimme besetzt ist, die sich von dem akzentbeladenen, forcierenden Tenor Athanas abhebt wie der Tag von der Nacht. Die Rothenberger spricht zwar offenbar selbst, aber, wie schon oben richtig moniert, fehlt der nette ungarische Einschlag beim Singen, was auch mich stört. Dabei paßt ihr noch ganz jugendlich klingendes Organ hier durchaus.

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Lieber Waldi!

    Diese Aufnahme besitze ich auch und Emmy Loose ist wirklich blendend, sie war, auch später auf einer LP [die ich mir noch nicht umgebrannt habe] eine wundervole Giuditta, Sonja aus dem "Zarewitsch", Rosalinde [einigemal an der Volksoper] und auch die Glawari, Mariza, und Czardasfürstin.

    Bei Anneliese Rothenberger möchte ich nur sagen, als sie noch Soubrettenpartien sang, da war sie mir noch lieber und sympathischer, nicht so aufgesetzt - welch wundervolle Adele sie im Großen Haus der WStO war, und dann eine solche Rosalinde, die Geschmäcker sind ja, zum Glück, verschieden.

    Liebe Grüße senet Dir ein fastgesundeter Peter. :wink: :wink:

  • Lieber Boris!

    Ich habe mir gestern eine Robert Stolz 2er CD angehört und da singt Peter Alexander wirklich gut Operette.

    Leider hat er mit den dümmlichen Filmen mehr Geld gemacht, wobei ich denke, dass seine Gattin Hilde mehr beteiligt war, denn der "Rubel musste rollen".

    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus Wien. :wink: :wink:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!