Konzerte in Berlin
27.4. 2010
Berliner Philharmoniker
Daniel Barenboim Dirigent
Alisa Weilerstein Violoncello
Richard Wagner
Die Meistersinger von Nürnberg: Vorspiel zum 3. Akt
Edward Elgar
Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op. 85
Johannes Brahms
Symphonie Nr. 1 c-Moll op. 68
Das Meistersinger-Vorspiel fand ich sehr beeindruckend schwebend sich entwickelnd aufgeführt. Hier wie auch besonders in den langsamen und Piano-, bzw Pianissimo-Stellen der beiden anderen aufgeführten Werke spielte Barenboim die große Klangkultur der Berliner Philharmoniker außerordentlich gekonnt und schön zur Geltung bringend aus.
Dies bekam gerade den langsameren Stellen des Elgar-Konzerts in seiner insgesamt eher langsamen erzromantischen Interpretation sehr gut. Auch hier fand ich vor allem das Orchester mit seinem schönen Klang sehr beeindruckend. Die Solistin, die ich nicht kannte, war gut, setzte weniger auf eine wildere Interpretation à la Du Pré oder eine schnellere, eher dadurch und durch große Klarheit überzeugende wie Pieter Wispelwey, sondern auch auf eine sehr romantische, manchchmal fast etwas verhaltene, was zu Barenboims Interpretation gut passte. Aber der Star war hier für mich ganz das Orchester. Nach dem, was Michael Schlechtriem hier heulich im Forum über Dirigenten als gute oder schlechte Begleiter aus seiner Praxiserfahrung verrieht, würde ich mal sagen, das Barenboim an diesem Abend ein sehr guter Begleiter war. Es war für mich interessant zu sehen, wie er immer wieder das Orchester vor allem lautstärkemäßig bremste, ihr wunderbares Piano ausspielen ließ, bevor es dann wieder kräftig zur Sache ging, meistens dem Orchester und der Solistin gleichzeitig zugewand war und, es sah jedenfalls für mich so aus, noch einfühlsam "feinjustierte".
Den Kopfsatz von Brahms erster Symphonie fand ich dann noch etwas zu wenig wuchtig und, gefühlt, etwas langsam und "eckig". Dadurch kamen dann auch die Kontraste zu den lyrischen und leiseren Momenten mir nicht genug raus, danach wurde es allerding außerordentlich gut: Ganz herausragend gelang das Andante mit wunderbaren Holzbläsern und der besten, enorm lebendigen, schön klingenden Solovioline, die ich bislang in dieser Symphonie gehört habe. Im 3. Satz und im Finale wurden dann auch die Kontraste sehr schön deutlich herausgespielt, jetzt auch mit viel Tempo, Lebendigkeit und Wucht. Auch hier war wieder für mich ganz besonders großartig der Klang der Holz- und Blechbäser.
Insgesamt war das für mich ein sehr gelungener Konzertabend, an dem es zu recht sehr lange anhaltenden Applaus in der ausverkauften Berliner Philharmonie gab.
Matthias