ein kindlich-verfremdendes, bereits an die IV. gemahnendes Wegrücken durch Diminutiva, "Engelein", "Röschen") und durch seine halb narrative, halb die Elegie betonende musikalische Rahmung. Die daraufhin einsetzende Anfangs-Katastrophe des 5. Satzes wirkt nicht wie die Zurücknahme oder Sistierung irgendeines "JA", sondern als Kontextualisierung, Auf-den-Boden-Holen der Hoffnung, eine Erinnerung an die Welt in der sie statthat.
Sehr interessant, schön gesagt, aber am Ende nicht überzeugend, liest sich das doch als müsse Mahler vor sich selbst gerettet werden, was mir wie eine ewig gestrige Spätfolge der deutschen Mahler-Rezeption vorkommt. Eine inhaltliche Rettung scheint mir völlig überflüssig. Mag in der Vierten das Ergebnis der Auseinandersetzung Mahlers mit den Implikationen der Wunderhornwelt erkannt werden, so gewinnt sie auf diese Weise einen dezidierten Bilanzcharakter und ist somit als vorläufiger Endpunkt einer Entwicklung zu verstehen. Es will mir allerdings nicht so scheinen, als sei diese Entwicklung, als deren Summe die Vierte verstanden werden kann, in der Zweiten schon - wie suggeriert wurde - so weit gediehen. Es mag einem die Vierte im Auge habend vielleicht so vorkommen, aber ich frage mich, ob man so das Pferd nicht zu stark von hinten aufzäumt.
Die Diminutive, die sich bei Arnim/Brentano finden, sind in seiner Funktion im Übrigen mitnichten zwangsläufig als "verfremdend" oder gar als "Wegrücken" zu verstehen, sondern es ist völlig legitim, sie im Kontext klassich als geschickt eingesetzte Hypokoristika zu lesen, da sich der Kunsttext so "volksnah-naiv" gibt und somit seine Künstlichkeit mit sprechspachlichen Mitteln zu verschleiern sucht - zumindestens, wenn man man mit Gauger (ich glaube in "Durchsichtige Wörter", 1971) geht, der Diminutiva und besonders eben Hypokoristika als spachliche Kennzeichen der niederen Schichten ("Volk") versteht.
Zu bedenken ist aber auch, dass dem "Urlicht" nicht nur der Kataklysmus der ersten Takte des fünften Satzes folgt, sondern dass sich dieser musikalisch und auf der Textebende also noch entwickelt. Musikalisch-thematisch bereitet sich die Apotheose sofort nach der eingänglichen Katastrophe vor (Ziffer 2, also nach knappen 26 Takten), und auch die Rahmenstrophen des nun folgenden Textes fragen nicht, hoffen nicht, sondern formulieren emphatischer Feststellungen ("Aufersteh’n, ja Aufersteh’n wirst du mein Staub, nach kurzer Ruh!" bzw. "Aufersteh’n, ja aufersteh’n wirst du, / mein Herz, in einem Nu! / Was du geschlagen, /zu Gott wird es dich tragen!"). Ein deutlicheres Ja kann es aus meiner Perspektive nicht geben.
Dass sich dieses Ja im Laufe der Zeit wandelt, bzw. in den Hintergrund gedrängt wird, ist unbestritten.
Und: das gehört alles in der Tat nicht hierher, sondern in den Thread zur Zweiten. Gibt es überhaupt einen? Ich muss gleich mal schauen...
Agravain