Sowjetrussische Orchester: Was ist was?

  • Sowjetrussische Orchester: Was ist was?

    Liebe Russophile und Sowjetkenner,

    wenn es nicht gerade um die Leningrader Philharmoniker geht, die es offenbar nur einmal gibt, auch wenn sie inzwischen St. Petersburger heißen, verwirren mich die Angaben zu russischen und vor allem sowjetischen Orchestern auf CD-Hüllen zutiefst. Eine kleine Zusammenstellung von Orchesternamen aus meiner Sammlung:

    USSR Ministry of Culture Symphony Orchestra
    USSR State Academy Orchestra
    USSR Symphony Orchestra
    USSR State Symphony Orchestra
    State Symphony Orchestra
    State Academic Symphony Orchestra
    State Acedemy Symphony Orchestra of the USSR
    Russian State Symphony Orchestra
    USSR Radio Symphony Orchestra
    USSR State Radio Symphony Orchestra
    Moscow Radio Symphony Orchestra
    USSR State TV and Radio Symphony Orchestra
    USSR State Radio & Television Symphony Orchestra
    Grand Symphony Orchestra of TV and Radio
    Grand Symphony Orchestra of State Radio Comitee
    Grand Symphony Orchestra
    Grand Symphony Orchestra of the USSR
    State Chamber Orchestra
    Moscow Philharmonic Orchestra

    Und auf Deutsch:

    Moskauer Radiosymphonieorchester
    Moskauer Kammerorchester
    Orchester der Moskauer Kammeroper
    Staatliches Symphonieorchester der UdSSR
    Symphonieorchester der staatlichen Akademie der UdSSR
    Moskauer Philharmonisches Orchester
    Moskauer Symphoniker

    Wer kann das aufdröseln? Welche Orchester gibt bzw. gab es denn nun wirklich in Moskau und um Moskau herum? Welches ist mit welchem (sicher! Vermutungen anstellen kann ich selbst.) identisch? Und gab es eigentlich nie offizielle englische Übersetzungen ihrer russischen Namen?

    Für Hilfe dankt
    der Don
    (der angeblich etwa 150 km südlich von Moskau entspringt - und doch kein russisch kann)

  • :faint: Genau solch einen thread wollte ich gestern auch starten! Wahnsinn :faint:

    Das Kuddelmuddel macht mich auch ganz verrückt, für manches Orchester müsste man einen Stammbaum erstellen mit den jeweigen Orchesterbezeichnungen auf russisch, deutsch und englisch. Da plagen mich derzeit auch mehrere dringliche Fragen, zum Beispiel was aus Kondrashins Moscow Philharmonic Orchestra geworden ist...

    (kann nach Kenntnisnahme gelöscht werden, ich versuche mich in den nächsten tagen an der orchestralen Ahnenforschung zu beteiligen)

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Asche auf mein Haupt, zur Aufklärung habe ich wenig beizutragen. Aber die Frage ist eine gute. Eine sehr gute! Mir geht's wie euch, Don und Thomas. Ich will das auch schon länger mal erklärt bekommen.

    Hoffen wir mal auf Holger Sambale oder wecken Edwin aus seinem Dornröschen-Schlaf...
    Helft uns - wir haben Probleme! :D

    LG
    C.

    „Beim Minigolf lernte ich, wie man mit Anstand verliert.“ (Element of Crime)

  • Wiki weiß:

    Zitat

    Russian State Symphony Orchestra is a name confusingly used by two distinct ensembles:

    * The State Academic Symphony Orchestra of the Russian Federation, which was formerly the USSR State Symphony Orchestra
    * The State Symphony Capella of Russia, which was formerly the USSR Ministry of Culture Symphony Orchestra
    * State Symphony Cinema Orchestra

    Really confusing, vor allem weil Wiki nicht mal bis drei zählen kann.

    Grüße,
    der Don

  • Das meiste sind einfach Übersetzungsfehler.
    Die Orchesterlandschaft in Russland hat sich sehr verändert in den letzten 20 Jahren, natürlich.
    Ich werde einmal versuchen, so gut es geht und nach meinem bescheidenen Wissensstand zu helfen:


    USSR Ministry of Culture Symphony Orchestra war m. W. ein Orchester, welches für Roschdestwensky nur für Aufnahmen zusammengestelt wurde.Es gibt es m. W. nicht mehr.(hat sich erledigt, siehe unten weitere post


    USSR State Symphony Orchestra
    State Symphony Orchestra
    Russian State Symphony Orchestra
    USSR Symphony Orchestra

    Das dürfte in allen Fällen das Staatliche Sinfonieorchester des UDSSR gewesen sein, das Orchester von Swetlanow. Ich bin mir nicht sicher, ob es noch existiert, aber nach dem Zusammenbruch hatte es den Titel Staatliches Sinfonieorchester unter J.Swetlanow, um Verwechslungen auszuschließen.

    USSR Radio Symphony Orchestra
    USSR State Radio Symphony Orchestra
    Moscow Radio Symphony Orchestr
    USSR State TV and Radio Symphony Orchestra
    USSR State Radio & Television Symphony Orchestra
    Grand Symphony Orchestra of TV and Radio
    Grand Symphony Orchestra of State Radio Comitee

    Ich denke, es handelt sich um das "Große Sinfonieorchester des Rundfunks und Fernsehens" All union Moskau.....Heute heißt dieses Orchester "Tschaikowsky S.O. unter W. Fedossejew" , dem letzten Chefdirigenten des Moskauer Radiosinfonieorchesters, wie es auch hieß. Er finanziert das Orchester durchaus auch aus seiner Privatschatulle, es gab mehrere Selbstmorde nach dem Zusammenbruch der UDSSR, die Musiker kämpfen um Ihr Überleben. "http://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Iwanowitsch_Fedossejew"


    Was im Augenblick mit den Moskauer Philharmonikern los ist, weiß ich nicht. Das Orchester existierte noch unter Kitaenko in den 80er Jahren, aber ob es heute noch existiert, das weiß ich nicht.


    Das staatlich akademische Sinfonieorchester der UDSSR kenne ich nur aus sehr alten Aufnahmen, z.B. unter K.Ivanov aus den 50er Jahren
    M.W. ist es der Vorgänger des Staatl. Sinfonieorchester der UDSSR, dem Swetlanow-Orchester, also dasselbe Orchester.


    Jedenfalls, und dies erscheint mir sicher, verbergen sich hinter all diesen Namen nur folgende Orchester:

    Das ehemalige Moskauer RSO,
    das ehemalige staatliche Sinfonieorchester der UDSSR,
    die Moskauer Philharmoniker,
    und, was die Sache spannend macht, auch das Orchester des Bolschoi-Theaters.

    Gerade der Begriff Bolschoi ist oft mißverstanden worden, denn Bolschoi heißt erstmal nur "groß" .

    Es kam oft vor, daß ein Bolschoi Sinfonieorchester genannt wurde, das war dann aber durchaus das "Große" Sinfonieorchester des Rundfunks und Fernsehens, also das Moskauer RSO, nicht das Orchester des Bolschoi-Theaters.


    Verwirrung allenthalben.

    Dazu kommt, daß es nach wie vor einige "versteckte" Orchester gibt. Es gab und gibt ein Kinoorchester und andere Rundfunkformationen.
    Nach dem Zusammenbruch der UDSSR ist alles noch wesentlich undurchsichtiger geworden.
    Man sollte nicht davon ausgehen, daß die ganzen Orchester, welche nun Aufnahmen machen, festangestellte Vollzeitorchester sind. Das kann gar nicht mehr bezahlt werden.


    Was ist z.B. aus den Moskauer Symphonikern geworden, welche Aufnahmen unter Almeida für Marco Polo machten?

    Ich denke mal, die gab es gar nicht so wirklich oder wenn, dann haben sie jetzt einen anderen Namen und andere Spieler, das kommt auf dasselbe hinaus.

    Zitat

    Und gab es eigentlich nie offizielle englische Übersetzungen ihrer russischen Namen?


    Nein, das ist ja das Problem.
    Und Melodja hat einen Großteil Ihrer Aufnahmen im Westen verscherbelt, da wurden dann in Deutschland von Bertelsmann/Eurodisc die russischen Namen eingedeutscht, bei EMI/Angel dann halt verenglischt.Und in Frankreich halt gab es wieder andere Übersetzungen.
    Und im Orginal hatten die UDSSR- Orchester oft auch sehr blumige Namen: Verdientes Orchester der sozialistischen SSR usw. ........das war nicht immer einfach zu übersetzen.


    So, hoffe, daß dies ein Anfang war, Ergänzungen kommen hoffentlich, denn 100% sicher bin ich mir auch nicht in allen Fällen.
    Insoferne bitte meine Post

    Zitat

    sicher! Vermutungen anstellen kann ich selbst.

    ignorieren.

    Aber solange nicht jemand die entsprechenden Orginalaufnahmen hat und russisch lesen kann, ist man halt auf Spekulationen angewiesen.

    Mein bester Freund kann russisch fließend, und er hat mir eine Menge an Melodjas übersetzt, aber das hilft natürlich nichts, wenn man nur die deutsche Übersetzung auf einer Eurodisc/LP hat.

    Nur so als Beispiel: Da gibt es "Das Sinfonieorchester der Moskauer staatlichen Philharmonie" oder so oder andersherum, aber das sind natürlich die Moskauer Philharmoniker, das ehemalige Kondrashin- Orchester.
    Und eben habe ich herausgefunden, daß sie unter Yuri Simonow tatsächlich noch existieren:
    "http://www.riederprom.at/content_61-de.html"

    Der Konzertmeister aus alter Zeit,Jewgenie Schuk, ist allerdings schon lange im Stuttgarter Staatstheater als Konzertmeister sowie als Geiger des rennomierten Bamberger Klaviertrios tätig.
    Ich frage mich wirklich, wie es sein kann, daß dieses große Orchester CD-mäßig völlig aus den Augen verschwunden ist. Wovon leben die jetzt blos? Simonow hatte schon vor Jahrzehnten keinen besonders guten Ruf-ok, das sind Erzählungen von Kollegen, welche mit Ihm zu tun hatten, das hilft auch nicht weiter.
    Aber irgendwie traurig stimmt mich das schon, denn dieses Orchester gehörte mal zur Spitzenklasse und spielen können alle da sicherlich immer noch. Aber wo sind die CD-Aufnahmen? Warum macht Naxos z.B. mit anderen obskuren russischen Orchestern Aufnahmen und nicht mit den Moskauer Philharmonikern?Wer macht heute noch Aufnahmen mit Yuri Simonow?
    Eigenartig......ich weiß keine Antwort darauf, aber von irgendetwas müßen die doch leben können...........

    Ansonsten hilft diese Webseite garantiert auch nicht weiter:
    http://www.musicalchairs.info/orchestras-result.php?country=ru

    ;+) :D

    Gute Nacht,
    Michael

  • Zitat

    The State Academic Symphony Orchestra of the Russian Federation, which was formerly the USSR State Symphony Orchestra


    Das ist das Swetlanow- Orchester

    Zitat

    The State Symphony Capella of Russia, which was formerly the USSR Ministry of Culture Symphony Orchestra


    Aha, es gibt sie also doch noch......

    Das ist das Orchester, welches unter Polyansky für Chandos Aufnahmen macht:

    Zitat

    State Symphony Cinema Orchestra


    Die gibt es tatsächlich, sie haben einige Aufnahmen unter Ihrem wirklichen Namen für Olympia gemacht. Das Kabalewski- Klavierkonzert Nr.1 z.B.
    [Blockierte Grafik: http://home.wanadoo.nl/ovar/sovrev/kabalevsky/ocd593.jpg]
    Aber es ist tatsächlich ein DRITTES Orchester...... :D

  • Hallo,

    von dieser Verwirrung bin ich selbst auch betroffen, und es ist in der Tat immer wieder schwer, herauszufinden, welches Orchester nun eigentlich spielt. Im Großen und Ganzen hat Michael aber schon vieles gesagt, was zu diesem Thema zu sagen ist. Ich ergänze mal das, was ich zur russischen Orchesterszene von heute weiß (dabei beschränke ich mich auf Moskau und St. Petersburg; dort ist die Verwirrung ja am größten).

    Swetlanows Orchester heißt heute "Staatliches Sinfonieorchester Russlands" oder auch "Staatliches Akademisches Sinfonieorchester Russlands". Es wird von Mark Gorenstein geleitet; hier die Homepage: "http://www.gaso.ru/en/ Vor Swetlanow war Konstantin Iwanow in der Tat der Chefdirigent, übrigens mit einigen ziemlich guten Aufnahmen.

    Das Große Rundfunksinfonieorchester der UdSSR, Fedossejews Orchester also, heißt "Tschaikowski-Sinfonieorchester des Moskauer Rundfunks", "Tschaikowski-Sinfonieorchester" oder auch "Großes Tschaikowski-Sinfonieorchester". Homepage ist "http://www.bso.ru/

    Die "Staatliche Sinfonie-Kapelle Russlands" umfasst streng genommen einen Chor und ein Orchester, dies ist das Nachfolgeorchester von Roschdestwenskis Sinfonieorchester des sowjetischen Kulturministeriums. Wie Michael auch sagte, ist dies das Orchester, das mit Waleri Poljanski für Chandos tätig ist. Offenbar dirigiert Roschdestwenski aber auch noch heute dort: ich habe moderne Live-Mitschnitte von Mjaskowskis Kantaten "Kirow lebt!" und "Der Kreml bei Nacht", beide meines Wissens erst in den letzten Jahren entstanden.

    Die Moskauer Philharmoniker (also Kondraschins Orchester) werden heute offensichtlich von Juri Simonow geleitet; Näheres weiß ich aber auch nicht.

    Dann gibt es noch das "Moskauer Staatliche Sinfonieorchester", auch "Moskauer Staatliches Akademisches Sinfonieorchester", ich habe es auch schon mal als Staatliches Sinfonieorchester der Region Moskau o.ä. gesehen; dieses Orchester wurde von Anossow und Ginsburg geleitet und war später dann das Orchester von Veronika Dudarowa. Wie es heute dort aussieht, weiß ich nicht – Veronika Dudarowa ist ja letztes Jahr (hochbetagt) verstorben.

    Das Moskauer Sinfonieorchester, eine Neugründung von 1989, ist dasjenige, das viel für Naxos eingespielt hat (mit Wladimir Siwa, Igor Golowschtschin und anderen). Meines Wissens ist das auch das Orchester, mit dem Antonio de Almeida gearbeitet hat. "http://www.moscowsymphony.ru/

    Das Kinematographische Sinfonieorchester der Sowjetunion bzw. Russlands ist wieder ein eigenes Orchester, wie auch das Sinfonieorchester des Bolschoitheaters. Dann gab es noch das Moskauer Kammerorchester mit Rudolf Barschai; später hat es m. E. Constantin Orbelian geleitet. Seltsamerweise ist ihre Homepage nicht mehr zu erreichen. Nicht zu verwechseln mit dem Musica Viva-Kammerorchester (z. T. mit neueren Aufnahmen von Boris Tschaikowski hervorgetreten) oder dem Kammerorchester Kreml mit Ratschlewski.

    Jetzt nach Sankt Petersburg: ich habe kürzlich folgende Homepage gefunden: "http://www.philharmonia.spb.ru/eng/indexi.html
    Unter dem Deckmantel "Akademische Philharmonie St. Petersburg benannt nach D. D. Schostakowitsch" firmieren dort zwei Orchester: das "Philharmonische Orchester St. Petersburg", auch Petersburger / Leningrader Philharmoniker das ist Mrawinskis Orchester, heute von Juri Temirkanow und Nikolai Alexejew geleitet; und das Akademische Sinfonieorchester St. Petersburg, geleitet von Alexander Dmitrijew und Wladimir Altschuler (früher Karl Eliasberg), andere Dirigenten waren z. B. Fuat Mansurow und Rawil Martynow. Beide Orchester sind offenbar recht aktiv, z. B. habe ich einige neuere Aufnahmen mit Musik von Tischtschenko und Rundfunkmitschnitte.

    Seit einiger Zeit gibt es auch das "Staatliche Akademische Sinfonieorchester St. Petersburg", Chefdirigent ist Alexander Titow; es spielt für Northern Flowers derzeit sowjetische Sinfonien aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ein. Dieses Orchester ist aus dem Petersburger / Lenngrader Kammerorchester, auch (Kammer-) Orchester für alte und neue Musik genannt und lange von Eduard Serow geleitet, hervorgegangen. "http://spb-orchestra.ru/index_eng.php

    Ferner gibt es das Sinfonieorchester der Staatlichen Glinka-Kapelle St. Petersburg unter Wladislaw Tschernuschenko; sie spielen in letzter Zeit viel von Sergei Slonimski, der in den letzten Jahren eine Sinfonie nach der anderen komponiert (meines Wissens muss er mittlerweile über 20 Sinfonien geschrieben haben).

    Das "Staatliche Sinfonieorchester St. Petersburg", das manches für Naxos eingespielt hat, ist wieder ein anderes Orchester, 1969 als Russisches Staatliches Konzertorchester gegründet.

    Es gibt noch weitere Orchester, etwa das "Russische Nationalorchester" (in Moskau, unter Pletnew, "http://www.russianarts.org/rno/index.cfm), oder eine neue "Nationale Philharmonie Russlands" unter Spiwakow, offenbar 2003 auf Initiative Putins gegründet. Ich habe auch einige wenige Aufnahmen eines "Präsidentenorchesters", darüber weiß ich aber nicht viel.

    Das "Russische Philharmonische Orchester", das unter Dmitri Jablonski so viel für Naxos einspielt, ist dagegen wohl kein reguläres Orchester ("originally formed as a recording ensemble", "drawing its musicians from [...] Russia's most famous orchestras" etc.).

    So viel erst mal von mir. Oft bietet es sich übrigens an, sich bei der Identifikation der einzelnen Orchester am jeweiligen Dirigenten zu orientieren, das hilft z. T. schon weiter.

    Viele Grüße
    Holger


  • Jetzt nach Sankt Petersburg: ich habe kürzlich folgende Homepage gefunden: "http://www.philharmonia.spb.ru/eng/indexi.html
    Unter dem Deckmantel "Akademische Philharmonie St. Petersburg benannt nach D. D. Schostakowitsch" firmieren dort zwei Orchester: das "Philharmonische Orchester St. Petersburg", auch Petersburger / Leningrader Philharmoniker das ist Mrawinskis Orchester, heute von Juri Temirkanow und Nikolai Alexejew geleitet; und das Akademische Sinfonieorchester St. Petersburg, geleitet von Alexander Dmitrijew und Wladimir Altschuler (früher Karl Eliasberg), andere Dirigenten waren z. B. Fuat Mansurow und Rawil Martynow. Beide Orchester sind offenbar recht aktiv, z. B. habe ich einige neuere Aufnahmen mit Musik von Tischtschenko und Rundfunkmitschnitte.

    Seit einiger Zeit gibt es auch das "Staatliche Akademische Sinfonieorchester St. Petersburg", Chefdirigent ist Alexander Titow; es spielt für Northern Flowers derzeit sowjetische Sinfonien aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ein. Dieses Orchester ist aus dem Petersburger / Lenngrader Kammerorchester, auch (Kammer-) Orchester für alte und neue Musik genannt und lange von Eduard Serow geleitet, hervorgegangen. "http://spb-orchestra.ru/index_eng.php

    Ferner gibt es das Sinfonieorchester der Staatlichen Glinka-Kapelle St. Petersburg unter Wladislaw Tschernuschenko; sie spielen in letzter Zeit viel von Sergei Slonimski, der in den letzten Jahren eine Sinfonie nach der anderen komponiert (meines Wissens muss er mittlerweile über 20 Sinfonien geschrieben haben).

    Das "Staatliche Sinfonieorchester St. Petersburg", das manches für Naxos eingespielt hat, ist wieder ein anderes Orchester, 1969 als Russisches Staatliches Konzertorchester gegründet.

    Die vollständigen, offiziellen Bezeichnungen russischer Orchester können oft recht lang sein. Manche Körperschaften können zudem noch Träger eines Ordens sein und reichern ihren Titel dann noch mit solchen Bezeichnungen an. Das berühmte Leningrader/Petersburger Mrawinski/Temirkanow-Orchester heißt offiziell: Заслуженный коллектив России Академический симфонический оркестр Санкт-Петербургской филармонии = Verdientes Kollektiv Russlands, akademisches, sinfonisches Orchester der St. Petersburger Philharmonie. Solch ein Monsterbegriff lädt natürlich zu Verkürzungen ein. Die DG entschied sich, das Orchester als "Leningrader Philharmonie" zu bezeichnen, was keine sehr glückliche Entscheidung war, da das Wort Philharmonie zwar im Namen des Orchesters vorkommt, aber sich tatsächlich auf das Gebäude bezieht. Leningrader/Petersburger Sinfoniker wäre passender, klingt aber nicht so hochwertig. Und der Bestandteil "akademisches" weckt vielleicht auch falsche Assoziationen ("Uni-Orchester"). Wie soll man das Orchester also am besten bezeichnen?

    Bei diesem "St. Petersburg Symphony Orchestra" (wäre schön gewesen, den russischen Original-Namen ins booklet zu drucken...) handelt es sich nicht um das Mrawinski-Temirkanow-Orchester

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

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