Huch, wer ist das denn? - Unbekannte Interpreten

  • Wer kennt eigentlich...

    Liebe Musikfreunde,

    es geht mir immer wieder einmal so, dass mir Interpreten oder Komponisten unterkommen, die ich nicht nur nicht kenne, sondern über die auch kaum etwas herauszufinden ist, Dirigenten, Pianisten,. Sänger, die CDs aufgenommen haben, über die aber selbst Google sich nur ausschweigt. Hier sind so viele Kenner und Liebhaber versammelt, dass einem da doch geholfen werden können müsste. Ich denke, dass es noch mehr Leuten so geht wie mir, wer also bei der Suche nach Informationen über einen Musiker nicht weiter kommt, möge hier nachfragen.

    Meine erste Frage wäre dann: Wer kennt eigentlich Peter Arne Rohde? Ich habe zu Weihnachten eine CD bekommen, auf der besagter Herr Rohde Lieder ohne Worte von Felix Mendelssohn Bartholdy interpretiert, dazu noch die Variations sérieuses und das Rondo capriccioso. Die Aufnahme ist 1992 entstanden. Sucht man nach Informationen über den Pianisten, kommt man nicht weiter als bis zu erbeanzeigen für gerade die CD, die ich schon habe. Wer verbirgt sich hinter diesem Phantom?

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • es geht mir immer wieder einmal so, dass mir Interpreten oder Komponisten unterkommen, die ich nicht nur nicht kenne, sondern über die auch kaum etwas herauszufinden ist, Dirigenten, Pianisten,. Sänger, die CDs aufgenommen haben, über die aber selbst Google sich nur ausschweigt. Hier sind so viele Kenner und Liebhaber versammelt, dass einem da doch geholfen werden können müsste. Ich denke, dass es noch mehr Leuten so geht wie mir, wer also bei der Suche nach Informationen über einen Musiker nicht weiter kommt, möge hier nachfragen.

    Ich habe eben Joseph Haydns 104. Symphonie gehört, die berühmte letzte der "Londoner Symphonien". Gespielt hat sie in meiner Aufnahme die Süddeutsche Philharmonie unter Alfred Scholz. Wer ist aber eigentlich dieser Alfred Scholz? Ich kenne mehrer Aufnahmen mit ihm, alle nicht heruasragend, aber auch nicht schlecht. Er scheint viel aufgenommen zu haben, aber nie eine wirkliche Dirigentenkarriere (auch in Konzerten) gehabt zu haben. Ich habe schon einmal irgendwo gelesen, dass "Alfred Scholz" ein Pseudonym sein soll, hinter dem sich eigentlich andere Dirigenten verbergen, die bei der entsprechenden Aufnahme aber nicht unter ihrem eigenen Namen auftreten wollte.
    Also: Gab es diesen Alfred Scholz überhaupt, und wenn ja, wer ist das?

    PS: Hätte es nicht viel für sich, die Threads "Huch, wer ist das denn?" zu unbekannten Komponisten und "Wer kennt eigentlich..." zu unbekannten Interpreten der Übersichtlichkeit halber wieder so zu trennen, wie sie einmal gedacht waren?

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  • Huch, wer ist das denn? - Unbekannte Interpreten

    Lieber Cherubino, Deiner Bitte folge ich gern und gliedere Deine beiden Beiträge hierhin aus. Zur Information: Hier geht es um Interpreten, die unbekannten Komponisten befinden sich hier: Huch, wer ist das denn? - Unbekannte Komponisten.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Von Alfred Scholz besitze ich verschiedene Aufnahmen, und ich bin mir fast sicher, daß das eher ein Deckname ist, vielleicht um Einspielungen zu tarnen, bei denen es am Ende Probleme geben könnte. Es ist das nicht der einzige Name dieser Art (z.B. Albert Lizzio und Henry Adolph dürften in dieselbe Kategorie gehören). Die Qualität der Scholzschen Einspielungen ist eigentlich immer über dem Durchschnitt, wenn auch natürlich nicht olympisch. Aber mit diesen Käufen macht man, wie es so schön heißt, nichts falsch. Die Frage ist natürlich auch, ob die angegebenen Orchester in allen Fällen stimmen.

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Zitat

    Gab es diesen Alfred Scholz überhaupt, und wenn ja, wer ist das?


    Scholz gab es wirklich, ob er noch lebt...keine Ahnung.

    Er und ein anderer Dirigent namens Lawrence Siegel haben allerlei Pseudonym-Aufnahmen gemacht. Einige davon wurden unter dem Namen von Scholz' Lehrer Hans Swarowsky veröffentlicht, andere unter dem Namen von z.B. Hans Zanotelli.


    Andere Pseudonyme, welche in Gebrauch sind, heißen "Alberto Lizzio", "Vladimir Petroschoff" und so weiter, diese Namen hat man oft gesehen, aber es gibt diese Dirigenten nicht.

    Genausowenig, wie es die folgenden Instrumentalisten gibt: Magda Bergreich, Ivo Rogelich......bei einem Pianisten Dieter Goldmann bin ich mir nicht sicher, die Liste könnte noch wesentlich länger werden, vielleicht ein anderes mal mehr.

    Übrigens hat andersherum Alfred Scholz auch Aufnahmen des Dirigenten Milan Horvath unter seinem-Scholz- Namen veröffentlicht.

    Mehr über Scholz findet man hier:
    "http://www.abruckner.com/Data/articles/…/pseudonyms.pdf"
    und hier:
    "http://www.abruckner.com/Data/articles/…heBruckner9.pdf"

    Das ist alles ein ziemlicher Kuddelmuddel......

    Die "Süddeutsche Philharmonie" gibt es natürlich auch nicht. Es handelte es sich im Kern wohl um tschechische Orchestermusiker und Freelancer, aber andere Pseudonyme wie "Phiharmonica Slovakia" u.ä. zeigen mir, daß sicherlich Musiker auch aus Slowakien verramscht wurden.

    Also: Bei einigem, wo "Scholz" draufsteht, ist auch Scholz drin. Bei einigem allerdings auch nicht.


    Swarowsky, Zanotelli und einige andere Dirgenten sind, wenn es sich um die fiktive "Süddeutsche Philharmonie" handelt, anscheinend Scholz.

    Das ist ein trüber Sumpf, deshalb höre ich mir diese Aufnahmen nicht mehr an.

    :wink:

  • Ich gebe es zu, das Thema mit den Pseudonymen interessiert mich.
    Und die Benutzung von Pseudonymen ist schon viel älter als Scholz und Co..
    Vor einiger Zeit habe ich Z.B. etwas über einen entfernten Verwandten, den Bratschisten Fritz Händschke, der u.a. bei den Wiener Symphonikern Solo-Bratschist war, herausfinden wollen.

    Gefunden habe ich dies hier:
    "http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25655758.html

    Interessant, die Geschichte über Tonbandklau aus Rundfunkarchiven.
    Und so etwas ist sicherlich nicht nur damals vorgekommen.
    Eine schöne Seite zum Stöbern in alten Aufnahmen, welche unter Pseudonym veröffentlicht wurden, findet man hier:
    "http://www.rediscovery.us/mysteries.html

    :wink:

  • Ich habe wieder einmal eine Frage nach einem mir völlig unbekannten Dirigenten, über den man auch im Internet keine Informationen findet. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er nicht vielleicht in die in Michaels interessantem Beitrag angesprochene Kategorie der "Dirigenten, die es nie gegeben hat" fällt: Wer ist eigentlich Carl Michalski? Ich habe eine Handvoll Aufnahmen mit Musik von Johann Strauss, gespielt vom Orchester der Wiener Volksoper unter Carl Michalski. Es liegt nun die Annahme nahe, Michalski sei ein Wiener Theaterkapellmeister gewesen, aber warum findet man dann so überhaupt keine Informationen über ihn? Kennt jemand diesen Dirigenten, vielleicht sogar Aufnahmen von ihm? Hat es ihn wirklich gegeben, wann hat er gelebt, was haltet ihr von ihm?

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  • Ich weiß so gut wie nichts über diesen Dirigenten außer daß er auch Aufnahmen mit Fritz Wunderlich gemacht hat.
    Insoferne gehe ich schwer davon aus, daß es sich hier um einen wirklichen Dirigenten und nicht um ein Pseudonym handelt.

    Aber es stimmt, einen Lebenslauf von Ihm finde ich (jetzt auf die schnelle) im Internet auch nicht, eigenartig.....

  • Ich habe über 20 Operettenaufnahmen mit ihm als Dirigent. Die meisten wurden für die EMI aufgenommen, eine ganze Reihe davon mit Anneliese Rothenberger aber auch mit Fritz Wunderlich oder Brigitte Fassbaender, um auch eine noch lebende Künstlerin zu nennen. Bei den meisten spielte das Symphonieorchester Graunke, zuweilen auch das Rundfunkorchester des BR oder, wie schon genannt, das Orchester der Wiener Volksoper. Das aber kommt im Internet, wo ich auxch fast vergeblich recherchierte, seitenlang vor.

    Schließlich aber wurde ich bei einer Stichwortkombination fündig, die mir schon einmal einen raren Musikernamen nachgewiesen hat, nämlich Michalski und GEMA Dort fand sich dieses Protokoll einer Mitgliederversammlung aus dem Jahr 1999 ("http://www.komponistenverband.de/content/view/210/97/"), dem zufolge das Mitglied Carl Michalski im Jahr 1998 verstorben ist. Er dürfte also tatsächlich gelebt und nicht nur dirigiert, sondern auch komponiert haben; nur hat sich zu Internetzeiten wohl niemand mehr für ihn interessiert.

    Vielleicht sollte man das wirklich mal tun, denn er scheint ja sehr rege und bei allen möglichen Künstlern beliebt gewesen zu sein - vorwiegend auf dem Gebiet der Operette. Ernsthaft Interessierte werden vermutlich bei der Volksoper selbst Auskunft bekommen können, deren Webpräsenz leider nur die Direktoren, nicht aber die musikalischen Leiter auflistet.

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Vielleicht sollte man das wirklich mal tun, denn er scheint ja sehr rege und bei allen möglichen Künstlern beliebt gewesen zu sein - vorwiegend auf dem Gebiet der Operette. Ernsthaft Interessierte werden vermutlich bei der Volksoper selbst Auskunft bekommen können, deren Webpräsenz leider nur die Direktoren, nicht aber die musikalischen Leiter auflistet.


    Wenn denn Carl Michalski wirklich als Kapellmeister oder gar als musikalischer Leiter an der Wiener Volksoper tätig war, könnte sich doch vielleicht einer der hier virtuell anwesenden Wiener an ihn erinnern, oder? Sieht man sich die Sänger an, mit denen er zusammengearbeitet hat, wird man seine Wirkungszeit vermutlich in den 1950-1980er Jahren veranschlagen können, denke ich. Da könnte sich doch vielleicht wirklich noch jemand erinnern!

    Liebe Grüße und danke für´s Miträtseln,
    Lars

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  • Leider kann ich mich nicht an Michalski erinnern; ich kenne ihn auch nur von einem ganz hervorragenden "Zigeunerbaron"-Querschnitt aus dem Jahr 1966.

    Da dirigiert er das Bayerische Rundfunkorchester.

    Daß er mit dem Orchester der Wiener Volksoper zusammengearbeitet hat, muß nicht bedeuten, daß er dort engagiert war. Das Symphonieorchester Graunke hat er auch dirigiert.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Meine Lieben!

    Carl Michalski war in den 1964/68-69er Jahren Gastdirigent an der Wiener Volksoper, im Bereich Operette, ich kann mich an den "Zigeunerbaron" mit Lotte Rysanek als Saffi, die "Lustige Witwe" einigemal mit Lotte Rysanek und einigemale mit Mimi Cortse erinnern, sowie an die ehemalige Oscar Fritz Schuh Inszenierung der "Fledermaus" ebenfalls mit Lotte Rysanek als Rosalinde, eine wirklich gute Erinnerung denn die Diven waren vor Mirjana Irosch und Sigrid Martikke auch nicht schlecht.

    Durch die Neudirektion kam später, vom Wiener Raimundtheater Rudolf Bibl und blieb als Operettendirigent jahrzehntelang erhalten und Carl Michalski ging wieder nach Deutschland zurück, in welches Opernhaus ist mir aber nicht bekannt.

    Liebe Grüße sendet Euch Euer Peter. :wink: :wink:

  • Kurz und direkt gefragt:
    Kennt jemand den russischen Bariton Vladimir Vlaitis? Er hat um 1970 am Moskauer Bolschoi-Theater gesungen.

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  • Vladimir Valaitis stammt aus der Ukraine, wurde 1923 in Selo Sitkovtsky geboren, Baßbariton. Von ihm gibt es zahlreiche Aufnahmen russischer und italienischer Partien. Ich kann mich aber an nichts Konkretes erinnern.

    :wink: Waldi

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Ich habe seit kurzem den Livemitschnitt einer russisch gesungenen "Tosca" aus dem Moskauer Bolschoi-Theater. Die Aufführung fand 1971 statt, die Hauptrollen singen die kürzlich verstorbene Galina Wischnewskaja, Virgilius Noreika und eben Vladimir Vlaitis. Zuerst habe ich das eher als Kuriosität gehört, aber dank der außergewöhnlichen Leistung aller drei Protagonisten ist das eine musikalisch wirklich spannende Aufnahme. Während man über Wischnewskaja und Noreika problemlos viele Informationen bekommt, konnte ich über Vlaitis weder im Internet noch im sonst doch so umfangreichen Kutsch/Riemens etwas in Erfahrung bringen.
    Als Scarpia finde ich ihn hervorrgend, die Stimme klingt angenehm, kommt auch im "Te Deum" gut über das Orchester, vor allem die sichere Höhe ist beeindruckend. Je näher es auf seinen Tod zugeht, kann Vlaitis das hohe Niveau des Beginns allerdings nicht ganz halten, nach hinten raus merkt man schon, dass ihn die Rolle Kraft kostet. Trotz allem ist das aber ein ganz hervorragender Scarpia und es wunderte mich, dass es über einen solchen Sänger tatsächlich so gar keine Informationen geben soll.
    Übrigens: Wie muss es 1971 für ein Publikum in der Sowjetunion gewesen sein, gerade die "Tosca" zu sehen...?

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  • Wladímir

    Sogar wenn man den Namen kyrillisch googelt - Владимир Валайтис - kommt nicht allzuviel dabei heraus.
    Kein wikipediaartikel speziell über ihn, aber einige, in denen er erwähnt wird.
    Bester Treffer fürs erste:

    http://www.kino-teatr.ru/teatr/acter/sov/257822/bio/


    Einige davon wurden unter dem Namen von Scholz' Lehrer Hans Swarowsky veröffentlicht, andere unter dem Namen von z.B. Hans Zanotelli.

    Mannometer, das ist ja unverschämt!
    Nix dagegen, wenn Namen erfunden werden, aber von dem berühmten "Dirigentenlehrer" Swarowsky wollte ich in letzter Zeit tatsächlich mal eine Aufnahme an Land ziehen. Und dann, wenn man Pecht hat, sowas...!

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Gerade das Thema Pseudonyme in der klassischen Musik (Scholz alias Lizzio alias Zantonelli alias Swarowski alias etc.), finde ich auch sehr interessant. In der Tat sollte sich einmal ein Musikwissenschaftler dieser Sache annehmen (vielleicht ein interessantes Thema für eine Promotion 8+) ). Recht umfassend wurde das vor einigen Jahren hier erörtert:

    "http://forum.klassik-dt.de/viewtopic.php?…503e33ebf6df6a3"

    Der Link scheint nicht zu funktionieren. Wenn man daher bei Google die Begriffe "scholz lizzio pseudonym forum.klassik" eingibt, wird die Seite an erster Stelle angezeigt.

  • Gerade das Thema Pseudonyme in der klassischen Musik [...] finde ich auch sehr interessant.

    Da kommt mir doch glatt Afanassiev als Schriftsteller in den Sinn---

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

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