"Mein größtes Werk ist eine große Messe" - Beethovens Missa solemnis

  • Vor ein paar Tagen hörte ich nochmal das 'Credo' aus der frühen Karajan-Aufnahme. V.a. das Fugato ist wirklich exzellent und herausragend dirigiert. Nicht unbedingt, was ich im Moment im Player gerne höre, aber das einmal in einer großen Kirche, in einem wirklichen Dom. Das wäre das schon mal etwas, was ich genießen würde. dieser Schwung, dieses Mitreißen - das ist schon grandios. Objektiv legt er mir schon zu viel Wert auf das Allgemeine und vernachlässigt dabei das Individuelle (ein Aspekt, der mich bei dem Werk zur Zeit mehr interessiert), aber einmal solche Wucht, solch Hineintauchen und sich Mitnehmen lassen erleben zu können, in dieser Qualität, das wäre schon was.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Hier finde ich nun jemand (Böhm), der diesen Zug ins Bedeutungsschwere (Tempo!), ins Grandiose auch hat. Aber im Vergleich zu Karajan kommt er mir doch sehr bieder entgegen. Irgendwie hatte ich beim Hören immer das Gefühl, dass da jemand dem damaligen Verständnis der 'Missa' gerecht werden möchte, aber eigentlich nur eine mittelmäßige Ausgabe schafft. Ist vielleicht ungerecht, aber wenn ich das hören möchte, dann greife ich lieber gleich zum 'Original', zu Karajan. ;)

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Das war meine erste Begegnung mit der Missa - Böhm 1975. Ist tatsächlich auch ein ganz schöner Brocken - knapp 89 Minuten lang, ziemlich monumental angelegt, langsames Tempo. Dennoch hat sie ihre Wirkung bei mir nicht verfehlt. Nicht mein Favorit, aber gelegntlich lasse ich sie gerne laufen.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Welche Einspielung würdest Du derzeit als Deinen Favoriten bezeichnen?

    Diese:

    Rosa Mannion (s)
    Birgit Remmert (a)
    James Taylor (t)
    Cornelius Hauptmann (b)
    Choeurs de la Chapelle Royale et du Collegium Vocale Gent
    Alessandro Moccia (Solo-Violine im Benedictus)
    Orchestre des Champs-Élysées
    D: Philippe Herreweghe

    Die erste Einspielung Herreweghes von 1995.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Josquin Dufays Empfehlung der Aufnahme Herreweghes möchte ich mich gerne 100% anschliessen. Diese Aufnahme hat mir einst den Zugang zu diesem Werk eröffnet. Aber aufgepasst, es gibt inzwischen eine Neuaufnahme der Missa Solemnis auf Herreweghes eigenem Label. Es gibt aber keinen Grund sie der älteren Aufnahme vorzuziehen.

  • Die erste Herreweghe kenne ich auch und würde sie zu den besten in meinem Regal zählen.

    Diese hier ist "something else", und ich möchte die wertschätzenden Worte der Vorschreiber gerne unterstreichen:

    Die menschlich berührendste Aufnahme, die ich kenne. Intim und behutsam. Solisten und Chor bauen ein filigranes Gebäude, welches Beethovens Subskript "Von Herzen - möge es wieder zu Herzen gehen" auf wunderbare Weise einlöst.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ein Wiedergänger hat sich vor wenigen Tagen in einigen Konzerten erneut Beethoven gewidmet, allerdings mit ungewohnten Kollektiven: BR SO und BR Chor. John Eliot Gardiner dirigiert Lucy Crowe, Sopran, Gerhild Romberger, Mezzosopran, Julian Prégardien, Tenor und Tareq Nazmi, Bass

    Ich finde diese Aufführung, soweit ich sie verfolgt habe (Ende des Credo) außerordentlich gelungen. To whom it may concern.

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

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