DONIZETTI: L'elisir d'amore – Kommentierte Diskographie
Meine Lieben,
Da es so mühsam ist, die alten Bewertungen und Vergleiche im Tamino-Forum nachzuschlagen (auch wenn einem dabei kein Stein aus der Krone fällt), möchte ich wieder einmal eine Lücke stopfen - auch aus gegebenem Anlaß. Als ich die folgende Aufnahme mehrfach in Ungarn genoß, hatte ich noch keine Ahnung, daß Giuseppe Taddei für immer von uns gegangen ist.
Auf dem Cover ist vorne als Dirigent Molinari-Pradelli angegeben; dadurch darf man sich aber nicht irritieren lassen. Hier dirigiert Gianandrea Gavazzeni, wie auch auf der Rückseite richtig zu lesen steht. Das Label ist TKM Living Stage. TKM ist eine slowenische Firma, die offenbar diese Aufführung von 1967 im Rahmen des Maggio Musicale Fiorentino tlw. mit einer älteren unter Molinari-Pradelli verwechselt hat.
Soviel ich weiß, existiert auch eine DVD von dieser Aufführung.
Die Tonqualität ist teilweise ausgezeichnet, schwankt aber und läßt mitunter etwas zu wünschen übrig. Trotzdem: Ein Schnäppchen!
Gavazzeni nimmt teilweise recht langsame Tempi, doch reißt ihm die Spannung niemals ab. Für heutige Maßstäbe ist das vermutlich etwas gewöhnungsbedürftig, aber man muß sich nur geduldig hineinhören (gilt allgemein für die "Langsamen") und wird dann nichts daran auszusetzen haben. Er ist sozusagen ein A-wertiger B-Dirigent, der sein Metier ausgezeichnet versteht.
Renata Scotto ist eine phantastische Adina. Die Reinheit ihrer Töne ist sagenhaft, ihre zarte und nuancierte Charakterisierung beispielhaft.
Giuseppe Taddei - was ist da anderes zu erwarten als ein idealer Belcore? Da sitzt jede Pointe und das Timbre vermittelt auch durchaus den Schuß Erotik, der die Anziehungskraft dieses Provinzcasanovas so glaubhaft macht. Ach Taddei (und ich denke auch an seine Dulcamaras!), Du wirst uns sehr, sehr fehlen!
Carlo Bergonzi singt natürlich überaus kunstvoll und beeindruckend, aber für einen Bauernburschen zu intellektuell-manieriert. Es mag ja sein, daß mich die Villazonsche Naturburschenhaftigkeit so beeindruckt hat, daß ich gegen ein Übermaß an Artifiziellem in dieser Rolle eingenommen bin, aber Bergonzi singt wie ein verkleideter Conte und nicht ganz rollengerecht. Ihm fehlt die nötige Portion Naivität. Dennoch bleibt er selbstverständlich ein Ohrenschmaus.
Carlo Cava ist beileibe kein schlechter Dulcamara, aber gegen solche Spitzensänger hat er es schwer und fällt im subjektiven Eindruck mehr ab, als er verdient.
Renza Jotti gibt eine eher zaghaft-zarte Giannetta.
Liebe Grüße
Waldi