Glasunow, Alexander: Die Sinfonien – „Hell und saftig“ oder „Zuckerbäckerware“?

  • RE: Glasunows sinfonische Dichtungen

    Hallo Johannes,

    was die akademischen Sinfonien anbetrifft kann ich Deinen Ausführungen nur zustimmen !

    Ich habe ja die Sinfonische Dichtung Das Meer durch deine Empfehlung. Klasse Werk ! 8+) Die weiteren Sinf.Dichtungen auf der CD hätte ich auch gerne noch und habe dazu mal die CD angeklickt um zu sehen was ich dafür "löhnen" muss. :D Preislich bin ich dabei "vom Hocker gefallen" als ich die amazon-Preisvorstellungen sah - eine heisse Chandos CD.

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    Gruß aus Bonn

    Wolfgang


  • Die weiteren Sinf.Dichtungen auf der CD hätte ich auch gerne noch und habe dazu mal die CD angeklickt um zu sehen was ich dafür "löhnen" muss. :D Preislich bin ich dabei "vom Hocker gefallen" als ich die amazon-Preisvorstellungen sah - eine heisse Chandos CD.

    Lieber teleton,

    wenn's nicht unbedingt Järvi für den Erstkontakt sein muss, so lassen sich auch die folgenden Aufnahmen ganz gut hören:

    :wink: Agravain

  • In Stenka Rasin wird das "Lied der Wolgatreidler" (hierzulande bekannt auch mit dem deutschen Text "zieht euch warm an, es wird kälter...") verarbeitet, das übergangsweise auch mal kurz russische Nationalhymne war.

    Was Furtwängler wohl veranlasst haben mag, Stenka Rasin am 2.2.1945 in Wien zu spielen..? seltsam... :D

    (Erinnert an den Witz, die Abkürzung LSR nicht als "Luftschutzraum" sondern als "lernt schnell russisch" zu lesen)

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • 1. Klavierkonzert mit Ogdon

    Hallo,

    wie ich kürzlich entdeckt habe, hat auch der von mir sehr geschätze John Ogdon das 1. Klavierkonzert von GLASUNOW mit dem "Bournemouth SO" unter der Leitung von Bergland für EMI aufgenommen (Januar 1976)

    (seihe: "http://www.johnogdon.org.uk/johnogdon/discography.php")

    Weiß jemand, ob die Aufnahme jemals (als CD) erschienen ist? Kennt vielleicht sogar jemand diese Einspielung?
    Da ich Ogdons excellenten RACHMANOV-Aufnahmen kenne, würde ich mir auch von dieser Interpretation gutes versprechen.

    Gruß pt_concours

    W o h n z i m m e r w e t t b e w e r b:
    Petit concours à la maison... (S. Richter, 1976)

  • [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/61-e2e92jZL._SS500_.jpg]

    Ich möchte gern auf eine GA der Glasunowschen Symphonien hinweisen, die ich kürzlich angeschafft und jetzt durchgehört habe. Es handelt sich um die 1995 und 1999 entstandene Einspielung des BBC National Orchestra of Wales unter der Leitung seines ehemaligen Chef- und mittlerweile Ehrendirigenten Tadaaki Otaka, die bei BIS erschienen und für einen eiginermaßen erträglichen Preis (5-CD-Box) zu haben ist.

    Insegesamt empfinde ich das als ausgesprochen runde Einspielung, die sich gegen jegliche Konkurrenz mühlelos behaupten kann. Otaka und das BBC National Orchestra of Wales nehmen sich der Symphonik des oft der Rückschrittlichkeit bezichtigten Komponisten an und spielen sie in ihrem großen Gestus ganz herrlich aus. Da wird mit viel Liebe zum süffigen Klang dieser Musik musiziert, jedoch ohne dass ein bloß rauschender Klangbrei, ein oberflächliches Fest der glänzenden Instrumentation entstünde. Das liegt zum einen sicherlich an der glänzenden Aufnahme-Technik, auf die man sich bei BIS ja in der Regel verlassen darf.

    Zum anderen legt Otaka viel Wert auf die Herausarbeitung der rhythmischen Vielfalt, die Gesamtstruktur dieser Symphonien. Man hört, was für ein hervorragender Techniker Glasunow war. Gleichzeitig ist Otakas Ansatz, der alle Stärken der Glasunowschen Symphonik gleichermaßen auslotet und ausleuchtet ein Plädoyer dafür, dass man den Komponisten eben nicht nur auf den Techniker reduzieren kann.

    Es ist mir – auch und gerade angesichts dieser ganz exquisiten GA - ein Rätsel, wie man Glasunows Symphonik als akademisch oder gar langweilig empfinden kann. Ich denke, man muss sie einfach mal intensiv hören und nicht nur – wie es ja leider so oft und an allen Ecken passiert – tradierte Bewertungen nachplappern.

    Als Antidot empfiehlt sich beispielweise der ungeheuer mitreißende Finalsatz der Fünften, oder – wenn man gern russisches Sentiment möchte – der Kopfsatz der Vierten oder den frisch und fröhlich perlenden der Siebten. Von der sehr schönen Ersten oder der Sechsten will ich gar nicht sprechen.

    Unbedingt zu empfehlen!

    :wink: Agravain

  • Hallo Agravain,

    wie oben bereits geschrieben, teile ich deine Wertschätzung für Glasunows Sinfonien. (Die Otaka-Gesamteinspielung kenne ich allerdings nicht.)

    Ein Wort zum Begriff "akademisch" in Bezug auf Glasunows Sinfonien: wenn man das Wort ohne negative Konnotation nimmt, halte ich es schon für berechtigt, in dem Sinne, dass Glasunow sich eben klar auf bewährte (Form-)Modelle stützt, Sinfonien komponiert, die bestimmt nicht als besonders innovativ zu betrachten sind, sondern eher Früchte einer damals ja schon vorhandenen Tradition russischer Sinfonik sind. Glasunows souveräne Technik ist in diesem Zusammenhang meiner Ansicht nach schon ein prägendes Kennzeichen seiner Musik – aber andererseits nicht ihr einziges.

    Allerdings: akademisch im Sinne von trocken, uninspiriert oder uninteressant sind diese Werke sicherlich nicht. Du hast ja schon einige Gegenbeispiele genannt: allein die ersten paar Minuten der Vierten sind bereits ungemein hörenswert, etwa das schwerblütige Englischhornthema der langsamen Einleitung und in Kontrast dazu die anschließende Aufhellung mit dem ebenso eleganten wie eingängigen ersten Thema des Allegros. Auf keinen Fall würde ich die Sinfonien sozusagen als den schwächeren Gegenpart zu den Sinfonischen Dichtungen in Glasunows Orchesterwerken betrachten. Es lohnt sich, sich auf diese Musik einzulassen.

    Viele Grüße
    Holger

  • trocken, uninspiriert oder uninteressant sind diese Werke sicherlich nicht

    Auf keinen Fall würde ich die Sinfonien sozusagen als den schwächeren Gegenpart zu den Sinfonischen Dichtungen in Glasunows Orchesterwerken betrachten


    mit diesem thread im Hinterkopf bin ich vor einer Woche in Würzburg ins Ballett "Lucidor" gegangen. Musik: Glasunov, Choreographie und wohl auch Zusammenstellung der Musik: Y. Vamos für die DO am Rhein. Leider kenne ich mich mit Glasunov zu wenig aus, um sagen zu können, welche Sinfonien vertanzt wurden, mit dabei war ein Klavierkonzert, von den sinfonischen Dichtungen wurde wohl nichts verwendet. Musikalisch ein Hochgenuss - wann kriegt man schon gut zwei Stunden Glasunov live?!!?? :jub:

    ein halbes Klavierkonzert durfte der Orchesterpianist mal so nebenbei spielen... :klatsch:

    zu dem Vergleich mit dem saftigen Kuchen stehe ich, aber ordentlich mit Allohol getränkt - mit hochprozentigem, nicht mit irgendwelchen schlabbersüßen Likörchen. Verglichen mit den Sinfonischen Dichtungen wirkten die Sinfonien auf mich aber schon etwas schwächer und mir kam dann der Gedanke, dass sie sich genau deswegen sehr gut als Ballettmusik eignen. Für sich alleine im Sinfoniekonzert aufgeführt, hätte mich die Musik weniger begeistert, aber mit der "Zutat" auf einer anderen Ebene, Handlung bzw. Tanz, kam sie voll zur Geltung und machte Lust auf mehr.

    "Im Augenblick sehe ich gerade wie Scarpia / Ruggero Raimondi umgemurxt wird, und überlege ob ich einen Schokoladenkuchen essen soll?" oper337

  • Was Furtwängler wohl veranlasst haben mag, Stenka Rasin am 2.2.1945 in Wien zu spielen..? seltsam... :D 


    Nichts hat ihn dazu veranlasst, denn er hat dieses Werk nie dirigiert. Es handelt sich bei dieser bei Melodya, Russian Disc und AS Disc unter dem Namen "Wilhelm Furtwängler" veröffentlichten Aufnahme um einen fake. In allen Furtwängler-Diskografien liest man übereinstimmend "Conductor unknown, Furtwängler never conducted this work."

    Auf dem Programm der letzten drei Wiener Konzerte Furtwänglers vor seiner Ausreise in die Schweiz am 7. Februar 1945 (aus welcher er bis Kriegsende nicht mehr nach Deutschland zurückkehrte) standen vielmehr Werke von Beethoven, Franck und Brahms. Dasjenige dieser drei letzten Wiener Konzerte, welches aufgezeichnet wurde, fand am 28. Januar 1945 statt. Auch aus diesem Grund muss es sich bei der späteren Wiener Aufzeichnung vom 2. Februar 1945 (wenn denn dieses Datum überhaupt stimmen sollte) um einen Konzertmitschnitt eines anderen Dirigenten handeln.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • ich habe mich lange mit Glasunovs Sinfonien beschäftigt und kenne mittlerweile sämtliche Gesamtaufnahmen, als da wären: Järvi, Otaka, Polyansky (die siebte fehlt und wurde in der Brilliant Box durch die Otaka Aufnahme ersetzt), Roszdestvensky, Svetlanov, Fedoseyev, Serebrier sowie der Moskauer Naxos Zyclus. Meiner Meinung nach fährt man mit dem relativ neuen Serebrier Zyklus am besten, obwohl auch Fedoseyev einiges zu bieten hat. Naxos, Otaka und Polyanski sind schlicht langweilig und die russischen Aufnahmen von Roszdestvensky sind klanglich leider schwach. Svetlanov geht gar nicht, allenfalls Järvi kann man auch noch durchgehen lassen.

  • und die russischen Aufnahmen von Roszdestvensky sind klanglich leider schwach.

    Inwiefern?
    Und warum ist das ein Argument gegen die Interpretation?
    Und vielleicht ist auch nur Deine Anlage nicht in der Lage, diese Aufnahmen gut wiederzugeben.
    Keine Ahnung, Du behauptest halt einfach etwas ohne Begründung.

    Meine Anlage gibt russische Aufnahmen hervorragend wieder, besonders gut die LPs übrigens.

  • Das Problem bei mir ist nicht, daß Du, Hansi , Recht haben könntest.
    Ich habe aber ein Problem mit einfach hingeworfenen Statements ohne irgendwelche Beschreibungen.
    Mit Herabwürdigungen von Interpreten ohne eine genaue Beschreibung, warum diese gerechtfertigt sein sollten.

    DAS geht gar nicht.
    Ich möchte genaue Gründe wissen, und ich bin da sicher nicht der einzige hier.
    Sorry.

  • Zitat

    Naxos, Otaka und Polyanski sind schlicht langweilig


    Warum? Wie oft hast Du diese Werke angehört von den Ausführenden?


    Zu Naxos möchte ich anmerken, dass die ganze Serie von mehreren Dirigenten betreut worden ist. Von einer Gschlossenheit im engeren Sinn kann nicht gesprochen werden. Das gilt sowohl für die Sinfonien als auch die Orchesterwerke. Dirigiert Igor Golovschin (der immerhin Karajan-Preisträger ist), werden die Werke mit feinem Gespür ausgelotet. Er weiß, wo er das Orchester aufspielen lassen kann, aber auch, wie man Solisten begleitet ( betr. Vol. 9,11 und 16).


    Die Sinfonien habe ich ausgemustert, sind aber noch hier. Das Orchester musiziert insgesamt auf sehr hohem Niveau, klangtechnisch ist daran ebenfalls nichts auszusetzen und die Klavierkonzerte unter Dmitri Yablonsky und seiner Frau, der Solistin Oxana Yablonskya erscheinen mir der Werke völlig gerecht zu werden (Der Dirigent mit viel Gespür für die Musik und die Solistin, die wiederum mit Spilewitz und Brillanz zu glänzen versteht).


    Serebrier habe ich selbst, aber bin hier noch am Hören. Der erste Eindruck lässt auf eine exzellentes Orchester schließen, welches wohl das Gleiche ist wie bei Järvi.


    Svetlanov würde ich gerne haben,da die Einspielung mit Sicherheit auf hohem Niveau anzusiedeln sein wird,denn ich kenne nichts Schlechtes von ihm. Das nur mal allgemein.Von ihm habe ich vor allem Tschaikowsky hier.


    Roshdestvensky mit Glasunov habe ich nicht, Otaka auch nicht.


    VG, Maurice

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

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