Romantische Klavierkonzerte

  • Zitat

    Zu den Litolff-Konzerten gespielt von Peter Donohoe finden sich besonders viele begeisterte Reviewer - kennt die hier jemand?


    Hallo, Du General von Debussys Gnaden!

    Der klassizistisch geprägte, bisweilen sogar noch an Beethoven erinnernde französisiche Hochromantiker Henri Charles Litolff (1818 - 1891) hat fünf Klavierkonzerte geschrieben, von denen meines Wissens das erste verschollen ist. Diese nennen sich - im Sinne von Brahms - "Concerto(s) symphonique(s)" und haben an zweiter Stelle ein Scherzo, das den apart-beschwingten Höhepunkt darstellt, obwohl alle Konzerte als Ganze eher ausladend, handwerklich sauber gearbeitet und attraktiv sind - sozusagen wie bei Bruckner. :P

    Besonders das Scherzo aus dem vierten Konzert hört man schon seit Längerem immer wieder für sich im Rundfunk - offensichtlich hatten es die Virtuosen schon vor Jahrzehnten im Gepäck und es findet sich erstaunlich oft als Einzelsatz auf Platte. Alles andere ist wohl erst durch Hyperion zugänglicher geworden.

     

    Wenn Du gut gemachte Klavierkonzerte der Hochromantik abseits der Rennpferde-Riege magst, ist das mit Sicherheit eine gute Empfehlung

    :thumbup: andréjo

    PS: So manche der hier genannten und auch noch nicht genannten ;+) Klavierkonzerte des 19. und 20. Jahrhunderts habe ich durch Michael Schlechtriem (erst richtig) kennengelernt. :klatsch: :wink:

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Trotz des Thread-Titels 8+) noch gar nicht zur Sprache gekommen ist hier, soweit ich nichts übersehen habe, eines der attraktivsten Klavierkonzerte überhaupt:

    Joseph Marx: Romantisches Klavierkonzert (1920)

    Dieses grandiose, hochgestimmte, hochvirtuose, aber eben auch wirklich intelligente Konzert strotzt vor Jugendstilornamentik, edlem Pathos und Elan. Der Satz ist dicht, ja vollgepackt; aber es ist leichter zu hören als Reger, die Melodik ist nicht unbedingt diatonisch geprägt und doch eingängiger. Als ich das Konzert vor weit über dreißig Jahren kennengelernt habe, hatte ich keinen (großen) Schimmer von Reger, Franz Schmidt oder Korngold. Heute sehe ich Berührungspunkte zu diesen und anderen Komponisten des Fin de siècle, ohne dass eine Verwechslung möglich wäre.

    Auf Kassette besitze ich noch immer eine Aufnahme mit Jorge Bolet und einem deutschen Orchester. Wertvoller ist die amerikanische Live-Einspielung des Konzerts mit Bolet; vermutlich ist dies auch die beste, die ich besitze. Erschlossen hat sie mir Michael.

    Auf CD konkurrieren die folgenden Aufnahmen:

     

    Gegen David Lively und das Bochumer Sinfonieorchester habe ich keine Einwände. Bei dem kanadischen Satanspianisten tut sich dann aber ein merkwürdiges Problem auf. Damit der Hörer das Konzert wirklich genießen kann in seiner eigenwilligen Hybris, muss der Pianist zeigen, dass er es schaffen kann und schließlich schafft. Das hört man schlichtweg bei Lively und auch bei Bolet. Die Mühelosigkeit, mit welcher der Kanadier den Marx herunterhaut, mag seine Überbegabung beweisen, lässt das Konzert jedoch an Reiz verlieren, macht es zum Virtuosenschinken üblicher Prägung. Es steckt aber mehr in diesem wahrlich "romantische[n] Konzert"!

    Recht interessant in mancherlei Hinsicht sind übrigens die Rezensionen zu den verlinkten CDs.

    :angel: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Hallo Wolfgang,

    Zitat

    Die Mühelosigkeit, mit welcher der Kanadier den Marx herunterhaut, mag
    seine Überbegabung beweisen, lässt das Konzert jedoch an Reiz verlieren,
    macht es zum Virtuosenschinken üblicher Prägung.

    ich brauchte auch eine Weile, um bei aller Bewunderung und Begeisterung für Hamelin zu bemerken, daß er hier im Falle des Marx-Konzertes schlichtweg zu schnell spielt............

    Wer sich für die Bolet/Metha Aufnahme aus New York interessiert, der kann sich diese hier legal von meinem Rapidshare-Account runterladen:

    "http://rapidshare.com/files/15127632…no_Concerto.rar"

    Schön, Dich hier wiederzutreffen, Wolfgang!

    :wink:
    Michael

  • Ein Klavierkonzert, welches ich seit Jahrzehnten besonders schätze, ist das Konzert As-Dur op.36 von Eduard Künneke.

    Das ist für mich sehr ansprechende, ehrliche Musik mit echten Crossover-Elementen, was die populäre Musik der 20er Jahre angeht.
    Und das Konzert ist sauschwer, nicht zu unterschätzen!

    Tiny Wirtz z.B. hat sich immer für dieses Konzert eingesetzt und es zweimal aufgenommen, leider ist die CD-Produktion Ihrer Kaiserslauterner Aufnahme nicht mehr erhältlich.
    Es gibt daneben auch noch Rundfunkaufnahmen mit Willi Stech und Ernst-August Quelle.

    Was mich dazu bringt, mal eine Lanze für all die großartigen Rundfunkpianisten zu brechen, welche relativ unbekannt in den Rundfunkanstalten wirkten.

    Unter diesen "Gebrauchspianisten" im besten Sinne gab es hochkarätige Virtuosen wie z.B. Julius Bassler, Kurt Herrlinger oder den schon genannten Ernst- August Quelle.

    Wer Interesse an dem Künneke-Konzert hat, der kann sich gerne von meiner Rapidshare- Seite legal eine hervorragende Aufnahme davon mit E.-A. Quelle herunterladen:

    "http://rapidshare.com/files/294183474/K__nneke.zip"

    :wink:

  • Dies hier habe ich aus einem anderen thread kopiert, da dort der Downloadlink nicht mehr funktionierte:

    Seit 1977 ist das Klavierkonzert von Wilhelm Petersen mir das liebste Klavierkonzert eines Komponisten, der durch die Zeitumstände völlig durchs Raster gefallen ist.

    "http://www.thiasos.de/Komp/PetersenD.html"
    Bitte keine externen Verlinkungen verwenden. Angabe der URL in Anführungszeichen ist ok. Siehe auch hier.
    Mauerblümchen

    Die nun von mir vorgestellte Aufnahme ist die bisher einzige Aufführung, bezw. Aufnahme dieses Konzertes aus dem Jahre 1962.

    Es spielt Richard Laugs unter der Leitung von Hans Müller-Kray.

    Laugs ist hier für mich absolut auf Rudolf-Serkin-Niveau, wunderbar überzeugend und mit "Pranke" .

    Leider fehlt der erste Takt, denn ich kam damals 1977 aus der Schule und
    habe ein wenig zu spät den Aufnahmeknopf meines Grundig Radiorekorders
    gedrückt.

    Und das ist alles, was ich habe.

    Selbst die Petersen-Gesellschaft, deren Mitglied ich bin, hat keine bessere Kopie.

    Seit 1977 wurde diese SR-Aufnahme wohl noch zweimal gesendet, aber niemand hat eine Kopie aus dem Digitalrundfunk.

    Vor einigen Jahren habe ich meinen Cassettenmitschnitt liebevoll restauriert und auf meinen Rapidshare-Account geladen.

    Bitte, hört euch dieses schöne Konzert an. Der Download ist völlig
    legal, da es sich um eine Rundfunkaufnahme handelt, für welche wir alle
    Gebühren zahlen.

    Vielen Dirigenten und auch CD-Lables wie z.B. Hyperion habe ich
    CD-R-Kopien dieser Aufnahme zukommen lassen in der Hoffnung, daß jemand
    an einer Neuaufnahme interessiert wäre.


    Tja, davon abgesehen, daß diese Aufnahme von 1962 umwerfend gut gespielt
    ist vom Solisten wie vom Orchester und ich eigentlich nur eine bessere
    Qualität dieser Aufnahme benötigen würde.....es interessiert einfach
    niemanden.

    Wäre Petersen ein britischer Komponist, das Konzert wäre sicherlich mittlerweile zugänglich in einer Neuaufnahme.


    Obskure Klavierkonzerte gibt es mittlerweile in Massen zu kaufen.

    Viele davon sind einfach vernachlässigbar und zu Recht vergessen.

    Aber nicht das Klavierkonzert op. posthum von Wilhelm Petersen.

    So, hier ist der link von meiner Rapidshare-Seite, es ist ein direkter Download.

    Und wie schon gesagt: Legal.

    "http://rapidshare.com/files/75678743/Petersen.zip"


    In der Hoffnung, daß euch das Klavierkonzert von Wilhelm Petersen gefällt,


    Michael

  • Auch ich freue mich auf weiteren Austausch mit Dir, Michael!

    Das Konzert für Künneke habe ich seit vielen Jahren auf Kassette (mit Ernst-August Quelle). Das von Wilhelm Petersen besitze ich auch schon etwas länger dank Deiner Datei; ich habe es mir natürlich gebrannt.

    Petersens Konzert kann ich wegen der recht eigenwilligen spätromantischen Tonsprache empfehlen. Künnekes Konzert hat naturgemäß viel Jazzoides an sich - der Komponist hat vor allem Berliner Operetten geschrieben - und ist sehr apart, virtuos und eingängig.

    :) Wolfgang

    NB / offtopic: Die "tänzerische Suite" von Künneke ist auch recht attraktive Unterhaltungsmusik. (Ansonsten will ich nicht leugnen, dass Operetten nicht unbedingt zu meinem Hörrepertoire gehören.)

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Zitat

    Bitte keine externen Verlinkungen verwenden. Angabe der URL in Anführungszeichen ist ok. Siehe auch hier.

    Mauerblümchen

    Dieser link stand unbeanstandet über 2 Jahre im alten thread!
    Hat halt keinen interessiert...........
    Und nun kopiere ich den nichtsahnend, und schon ist die Polizei da.........

    Trotz hohen Engagements zum Schutz des Forums vor den möglichen Rechtsfolgen externer Links kann es passieren, dass ein solcher mal lange Zeit unbemerkt stehen bleibt. Danke für den Hinweis, selbstverständlich wird auch die andere Stelle entschärft.

    Die folgende Diskussion um dieses Vorgehen hat nichts mit dem Inhalt dieses Threads zu tun und wurde in die Splitter verschoben.

    Mauerblümchen

  • Zitat

    Auch ich freue mich auf weiteren Austausch mit Dir, Michael! B / offtopic: Die "tänzerische Suite" von Künneke ist auch recht
    attraktive Unterhaltungsmusik. (Ansonsten will ich nicht leugnen, dass
    Operetten nicht unbedingt zu meinem Hörrepertoire gehören.)

    Danke Wolfgang,
    das geht mir genauso.

    Aber die "Tänzerische Suite" ist ein ganz tolles Werk, davon sollte und muß es unbedingt mal eine adäquate neue Produktion geben!
    Wobei der WDR eine solche vor 2 Jahren gemacht hat..............bitte, ich will das auf CD!

  • Anton Rubinstein (1829 - 1894): Konzert für Klavier und Orchester, Nr. 4, d-Moll, op. 70

    Anton Rubinstein gehört zu den wichtigsten Klaviervirtuosen des ausgehenden 19. und des frühen 20. Jahrhunderts. Er schrieb acht Werke für Klavier und Orchester, davon explizit fünf Konzerte in dreisätziger Form. Sie entsprechen dem Zeitgeschmack, sind schwer zu spielen, nehmen Züge Rachmaninows vorweg, erinnern oft an Tschaikowski, dessen berühmtes erstes später entstanden ist.

    Mit einem gewissen Abstand am bekanntesten und wohl auch bedeutendsten ist das vierte, welches 1864 entstand und in der Fassung letzter Hand 1872 veröffentlicht wurde. Die rund halbstündige Komposition ist mittlerweile häufiger zu hören als zahllose andere hoch- oder spätromantische Konzerte des Genres. Sie wurde aber bereits zu Lebzeiten ihres Schöpfers von wichtigen Pianisten wie Rachmaninow, Paderewski und später Friedrich Wührer oder Josef Hofmann aufgeführt. An anderem Ort ist zu lesen, dass es zusammen mit Brahms und Saint-Saens zu den drei wichtigsten Klavierkonzerten der 1860er Jahre zu zählen sei. Mittlerweile kann ich das sogar nachvollziehen.

    Charakteristisch sind eine gleichermaßen heroische wie lyrische Haltung, melodische Eingängkeit und klare Struktur. Der erste Satz steht in Sonatensatzform; vom Orchester grundierte Kaskaden bilden das zweite Thema oder gehören zumindest dazu - da bin ich mir nicht ganz sicher und finde keine eindeutigen Hinweise in den Booklets -, sie begeistern mich jedesmal von Neuem. Der langsame Satz stellt eine Barkarole dar, der etwas konventionellere, aber hoch virtuose Finalsatz erinnert an einen polnischen Krakowiak.

    Mittlerweile kenne ich vier Einspielungen, die doch recht unterschiedlich geartet sind, von denen aber keine wirklich abfällt. Man findet indes noch weitere Aufnahmen bei den einschlägigen Anbietern.

    bzw.

    Die Einspielung mit Michael Ponti leidet wie so oft bei den zu rasch und unter Druck produzierten Aufnahmen des Deutschamerikaners ein wenig unter nicht erstklassiger Klangqualität. Erstklassig ist wohl auch die Orchesterleistung nicht in jeder Hinsicht. Ponti aber spielt gewohnt kraftvoll und kompromisslos, leistet Beeindruckendes.

    Etwas eleganter und - auch das keine Überraschung - müheloser erscheint Marc-André Hamelin. Aufgrund der hervorragenden Aufnahmetechnik und des besseren Orchesters würde ich diese Produktion für mich denn doch an erste Stelle setzen.

    Die beiden anderen Aufnahmen - Joseph Banowetz und Alexander Bailey - nehmen sich mehr Zeit, betonen das lyrische Element. Bailey wird in einem der Kommentare beim Partner abgekanzelt; das scheint mir überzogen. Banowetz gilt als Rubinstein-Spezialist.

    :cincinbier: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Auf Centaur erscheinen derzeit die fünf Konzerte von Anton Rubinstein in Neuaufnahmen. Das erste Konzert ist IMO von überraschend hoher Qualität. Nicht nur Virtuosengeklingel, sondern auch melodisch sehr reizvoll.
    Pianist Grigorios Zamparas und Das Bohuslav Martinu PO unter Jon Ceander Mitchell machen ihre Sache sehr gut, Sehr ansprechend das Ganze?
    Als Zugabe gibt es die Liszt-Nahe Tondichtung Don Quixote, auch ein durchaus attraktives Stück.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Danke für den Hinweis, Meister Wieland!

    Ich habe alle fünf Konzerte im Regal stehen, und zwar in den Einspielungen mit Joseph Banowetz bei Marco Polo. Ob es vom ersten und fünften bislang überhaupt weitere Einspielungen gibt, weiß ich nicht so genau.

    Sie sind alle fünf niveauvoll, melodisch sehr eingängig und durchaus formstreng gearbeitet. Das vierte sticht dennoch zu Recht heraus, meine ich. Am wenigsten anfangen kann ich mit dem fünften, das recht geschwätzig wirkt, also reichlich repetitiv mit leerlaufender Virtuosität, und mit fast 50 Minuten Dauer dann doch zu lang geraten ist.

    :cincinbier: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Raul Koczalski (1885-1948)
    Klavierkonzert Nr. 5
    Joanna Lawrynowicz
    SO Lublin
    Wojciech Rodek

     

    Raul Koczalski war ein musikalisches Wunderkind, angeblich spielte er bereits mit 4 Jahren öffentlich Stücke von Chopin und mit 14 bestritt er bereits sein 1000. Konzert. Heutzutage würde da wohl das Jugendamt vorstellig werden. Er hatte Unterricht u.a. beim Chopin-Schüler Karol Mikuli und versetzte Anton Rubinstein in Erstaunen. Kurz vor dem Einmarsch der Deutschen in Polen feierte er in Berlin, in dem er die letzten Jahre verbracht hatte, sein 50-jähriges Bühnenjubiläum und hatte im September 1939 das zweifelhafte Vergnügen von Joseph Goebbels persönlich zum Verbleib in Berlin aufgefordert zu werden. Er hatte zwar offiziell Auftrittsverbot, konnte sich aber wohl mit Hauskonzerten durchschlagen und wurde auch von der Gestapo weitgehend verschont. Nach dem Krieg kehrte er nach Polen zurück, wo er 1948 verstarb. Vor dem Krieg war er ein gesuchter Pianist und hat zahlreiche Schallplatten u.a. für die Deutsche Grammophon eingespielt. Er galt als Chopin-Spezialist und wurde von einigen als solcher hoch geschätzt, von anderen (Arrau, Artur Rubinstein) eher nicht. Kürzlich sind die Partituren seiner 6 Klavierkonzerte wieder aufgetaucht und wurden eingespielt.
    Die 3. Folge enthält die Konzerte Nr. 5 und 6.
    Nach dem 5. Konzert zu urteilen sind das Konzerte im spätromatischen Stil, die die Entwicklungen der 20er und 30er Jahre komplett ignorieren und selbst Rachmaninoffs Beiträge als progressiver erscheinen lassen. Sie sind melodienseelig und stellen keinerlei Ansprüche an Hörgewohnheiten. Würden perfekt in die Hyperion-Reihe passen.
    Die Pianistin sagt mir nichts, hat aber diverse Wettbewerbe gewonnen und schon über 40 CDs eingespielt, u.a. das Gesamtwerk von Chopin.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

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