Musikunterricht an deutschen Schulen

  • Musikunterricht an deutschen Schulen

    Ich habe beim Deutschen Musikrat eine interessante Statistik gefunden ("http://www.miz.org/intern/uploads/statistik47.pdf"), die ich hinsichtlich der Spalte Lehrer/1000
    Schüler mal graphisch aufbereitet habe:

    capriccio-kulturforum.de/index.php?attachment/147/

    schon irgendwie interessant, dieser Unterschied zwischen Ost und West...
    auch wenn die Aufstellung nur Köpfe zählt, ohne Rücksicht auf Voll- oder Teilzeit

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Ja, Bustopher, deine Statistik bestätigt mir eine Vermutung: Im Osten wird - vermutlich aus Traditionsgründen - die Musik an den Schulen mehr gepflegt, als im Westen.
    Und das war auch meine - leicht verzerrte und daher unklare - Frage damals im andern Klassikforum, ob nämlich der Osten musikalischer sei, als der Westen. -
    Diese Staitstik -so man ihr Glauben schenken darf - könnte diese Vermutung bestätigen. -
    Ich drücke mich bewusst im Konjunktiv aus!

    Freundliche Grüße,

    Hemiole :wink:

    "Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken."

    (Unbekannt)

  • Hi, Hemiole

    die Statistik muß man natürlich mit Vorsicht betrachten, denn wie gesagt: Es ist nur "Headcount" und nicht "Fulltime Equivalent", und bei Berlin sind z.B. Mehrfachnennungen enthalten und in Niedersachsen die Gesamtschulen nicht berücksichtigt und einige andere Ungereimtheiten. Ist also nur ein sehr grobes "Tendenz"-Bild.

    aber Du kannst ja hier mit Deiner These einen neuen thread aufmachen, um zu sehen, was die anderen dazu meinen

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Susanna Mälkki Chefin des Ensemble Intercontemporain am 31.12.08:

    Frage: Als Finnin sind Sie in einem Land aufgewachsen, dessen Musikausbildung in den Pisa-Studien hoch gelobt wurde. Wie erklären Sie sich den Erfolg dieses Bildungssystems?

    Mälkki:
    In Finnland hat jeder Schüler Zugang zu musikalischer Bildung, unabhängig vom Einkommen der Eltern.
    Dieses Modell ist über einen langen Zeitraum umgesetzt worden – auch das ist wichtig.
    Ein Instrument kann man schließlich nicht von heute auf morgen erlernen. Während der vergangenen 15 Jahre konnten wir beobachten, wie erfolgreich diese Strategie war.

    Bedauerlicherweise setzt der Staat aber auch im Bildungsbereich mittlerweile den Rotstift an. Der Musikunterricht an Schulen ist bereits deutlich gekürzt worden. Darüber bin ich sehr besorgt. Ich will nicht undankbar sein, denn ich habe dem öffentlichen Bildungssystem viel zu verdanken. Ich finde es aber gefährlich, wenn manche Politiker denken, auch ohne weitere Unterstützung werde alles so gut weiterlaufen wie bisher.

    Überhaupt ist unsere Gesellschaft sehr schnelllebig geworden. Wir leben nach dem Instant-Kaffee-Prinzip – alles muss sofort fertig sein. Kaum jemand ist noch in der Lage, sich länger auf eine bestimmte Sache zu konzentrieren.

    Kultur erschließt sich jedoch nicht im Handumdrehen, sondern nur in kleinen Schritten.

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Kultur erschließt sich jedoch nicht im Handumdrehen, sondern nur in kleinen Schritten.


    Das ist eine sehr durchdachte und übrigens auch praxisnahe kleine Einsicht. Man propagiert - in D - seit vielen Jahren eine Kehrtwende, doch die wird nicht mit dem Instant-Prinzip durchzuführen sein.


    "In the year of our Lord 1314 patriots of Scotland, starving and outnumbered, charged the field of Bannockburn. They fought like warrior poets. They fought like Scotsmen. And won their freedom."

  • Es wird dieses kein Problem sein, denn spätestens nach der nächsten OECD-Statistik können wir uns endlich dem lange bewunderten Vorbild annähern: Venezuela! Da musiziert die Jugend, daß es eine helle Freude ist, völlig unabhängig vom inexistenten Einkommen der Lieben daheim, alle spielen und tanzen den ganzen Tag! Dudamel und seine Vorstadtkrokodile, nicht diese depressiven Finnen, geht und schaut sie Euch an!

    Ob Plato das damals so gemeint hat? Nicht jede Höhle ist gleich!

    GI le fataliste

    "Scheiter', Haufen!"

  • Mein Eindruck von derzeitigen pädagogischen Tendnzen in meinem Fachgebiet lässt sich in einem Analogieschluss wie folgt auf die Musik übertragen:

    Schüler sollen Klavierspielen lernen. Aber auf keinen Fall darf man ihnen abverlangen, Tonleitern und Etüden zu üben.

    Falstaff


  • Schüler sollen Klavierspielen lernen. Aber auf keinen Fall darf man ihnen abverlangen, Tonleitern und Etüden zu üben.

    Und, wenn ich das ergänzen darf, am Ende kommt eine standardisierte Prüfung und wer da ohne Tonleitern und Etüden üben nicht durchkommt, hat Pech gehabt.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Wenn ich noch weiter ergänzen darf: jede Prüfung ist vom Bösen, alles abfragbare Wissen bringt uns in der vernetzten Welt nicht weiter! In Hochschulen werden 1,0-Bewertungen verteilt wie CSU-Broschüren im Bierzelt, gleich welcher Qualität die geleistete Arbeit ist, Differenzierung bitte erst, wenn irgendwo in auf dem Markt Stellen besetzt werden, vor denen dann ein Gros der Absolventen steht und von dem niemand weiß, wie es dorthin gekommen ist. Hochschulen richten seit Mitte der 90er auch Abschlüsse für Berufe ein, die in fünf Jahren absehbar so nicht mehr existieren werden. Egal, lernen wir eben um, orientieren wir uns eben neu. Flexibilität ist das Zauberwort, Sich in unbekannte Zusammenhänge Einarbeiten, das sind die skills, die verlangt werden. Und wenn im Anforderungsprofil steht, daß man sich in unbekannte Zusammenhänge einarbeiten können soll, wer wird denn da dieselben vorher kennenlernen wollen?

    Modularisieren wir nach Hochschulvorbild auch den Unterricht der kleinen Grundschuldöppel. Sie können gerne ein Modul "Flöte lernen" belegen, aber wenn der Kurs "Pusten" schon voll ist, besuchen sie eben nur den Kurs "mit dem Zeigefinger greifen". Hauptsache, sie bleiben variabel, teamfähig und können sich rasch in unbekannte Zusammenhänge einarbeiten. Denn von unbekannten Zusammenhängen wird es für sie in ihrer engsten Umgebung ein Leben lang jede Menge geben...


    "In the year of our Lord 1314 patriots of Scotland, starving and outnumbered, charged the field of Bannockburn. They fought like warrior poets. They fought like Scotsmen. And won their freedom."

  • [OT Modus an]
    [Ärgermodus an]

    Und, wenn ich das ergänzen darf, am Ende kommt eine standardisierte Prüfung und wer da ohne Tonleitern und Etüden üben nicht durchkommt, hat Pech gehabt.

    Liebe Grüße,
    Areios

    Nein, das ist nicht lustige Satire, das ist traurige Realität. In Bayern wird z.B. in der Grundschule nicht mehr das kleine Einmaleins drillmäßig eingeübt. Es wird nicht einmal mehr komplett durchgenommen, nur noch in Auszügen (1,2,3,5,10). Den Rest "sollen sich die Schüler selbst erschließen" (Aber die Eltern dürfen das gerne mit ihren Kind üben...!) Haja super: wer den Alghorithmus kennt, kann ihn auch anwenden. Das ist ungefähr so, wie wenn man einem angehenden Piloten die Gebrauchsanweisung der Geräte im Cockpit in die Hand drückt. Die Transferleistung muß er dann schon bitte selber bringen. Also, wenn er es theoretisch verstanden hat, dann kann er auch ein Großraumflugzeug fliegen, Praxis braucht's dazu nicht. (Hoffentlich sitzen dann alle Ausbildungsverantwortlichen hinten drin... Oder im Klavier-Beispiel: wer weiß, welche Noten unter welchen Tasten liegen, kann per definitionem auch Klavierspielen. In der Prüfung wird dann eine Beethovensonate verlangt) Nein, das ist nicht übertrieben: etwas (Achtung: Euphemismus!) später kommt schriftliches Dividieren. Wie soll ein Kind dann z.B. 635:8 rechnen? Daß 6 kleiner als 8 ist, weiß es hoffentlich noch. Aber wie oft geht 8 in 63? Da wir das nicht a priori wissen, fangen wir mit Ausprobieren an. Eine Stelle weiter folgt das gleiche Problem mit 75. Das kostet Zeit, und auf einmal ist die Zeit für die Prüfung um, und unser Kind hat das Ergebnis nicht... Ob es nun an dieser Stelle schlechte Noten oder gar keine Benotung gibt, ist dann eigentlich schon wieder egal... Aber wozu eigentlich überhaupt rechnen, im Zeitalter des ubiquitären Computers?

    Bei der Rechtschreibung ist es nicht anders. Mein Lieblingstext dazu aus der letzten Zeit:

    Zitat

    Auf vielen Elternabenden beschweren sich erboste Väter oder Mütter über die schlechte Rechtschreibung ihrer Kinder: Warum korrigiere niemand die Fehler in den Schulheften? Die Lehrerin muss dann erklären, dass sich das Schreibenlernen innerhalb einer Generation stark verändert hat: Heute geht es vor allem darum, dass die Kinder vom ersten Schultag an erfahren, dass sie ihre eigenen Wörter lautgetreu schreiben können. "Kinder dürfen anfangs phonetisch schreiben", sagt Eva Lang vom ISB. "Wenn sie verstanden haben, dass meist ein Buchstabe für einen Laut steht, lernen sie die Ausnahmen, zum Beispiel, dass manche Laute durch zwei oder drei Buchstaben verschriftet werden." Korrigiert wird im ersten Schuljahr kaum. Je nach Leistungsstand des Kindes werden dann die Regeln zum Richtigschreiben nur langsam vermittelt, oft wenn Texte für die öffentliche Präsentation überarbeitet werden. Eltern sollten nicht versuchen, dem vorzugreifen und Rechtschreibung pauken. Damit richteten sie eher Unheil an, so Pädagogen, weil Kinder durch ständige Kritik und Belehrung den Spaß am Schreiben verlieren.

    Süddeutsche Zeitung, 11.9.2010

    (NB: sogar hier: heftige Grammatikfehler... Tja: auch du, Brutus...)

    ja, die ständige Kritik und Belehrung! Man muß sich fragen, wie Generationen von Schülern früher überhaupt fehlerfreies Rechnen, Schreiben und Lesen lernen konnten, mit der damals üblichen Kritik und Belehrung! Und das auch noch schneller und in der Masse besser, auch in sog. "bildungsfernen Schichten"! Daß heute viele Jugendlichen mit Haupt- oder gar Realschulabschluß (man muß sich manchmal fragen, wie der zustandegekommen ist!) nicht mehr ausbildungsfähig sind und die IHKs alle Jahre wieder mangelnde Kenntnisse in eben diesen Grundfähigkeiten reklamieren, liegt nicht notwendigerweise an den Kindern und Jugendlichen, die können es halt nur so, wie man es ihnen beibringt.

    "Kinder dürfen anfangs phonetisch schreiben" Da gibt es nun Gegenden, da wird auslautendes g als "ch" gesprochen: Könich, Wech, Fluch (ja was nun: Flug, Pflug oder tatsächlich Fluch?). So weit brauchen wir aber gar nicht gehen: es gäbe auch hochsprachliche Oilen und Häksen (Eulen und Hexen) im Angebot. Ist doch toll: Die Kinder dürfen nach Gutdünken, und wenn sie endlich meinen, verstanden zu haben wie es funktioniert, und sich ein Erfolgserlebnis einstellen könnte, kommt so ein superkluger Pädagoge und sagt "April, April: wir schreiben das ja eigentlich ganz anders, und ab heute gelten die echten Regeln. Wie ihr das bisher geschrieben habt, vergesst ihr bitte ganz schnell..!" Das klingt nach wirklich fundierter lernpsychologischer Methode! Gibt's aber auch in höheren Schuljahren, z.B. Chemie an Gymnasien: Nein, die Schüler lernen dort nicht gleich die fundamentalen Prinzipien von Atom- und Molekulargewichten und stöchiometrischem Dreisatz (Dreisatz sollten sie eigentlich schon können. Tun sie aber nicht. Aber es reicht ja, wenn sie "das Prinzip" verstanden haben, fehlt ja nur die Übung), sonden die Lehrpläne mogeln sich zwei Monate mit irgendwelchen obskuren "Units" (Toll: Englisches Wort!) durch, um dann freudestrahlend zu verkünden "Ihr habt euch jetzt zwei Monate Mühe gegeben, das Konzept zu verstehen, aber JETZT lernen wir es richtig!"

    Motivation sieht anders aus. Effizienz und Effektivität auch. Und die Beispiele hier stehen nur pars pro toto...

    Vielleicht sollten wir einfach einmal versuchen, den Kindern auch etwas zuzutrauen!

    (Vielleicht liest's ja auch irgend ein Bildungsbürokrat und denkt mal darüber nach)

    [Ärgermodus aus]
    [OT Modus aus]

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Nein, das ist nicht lustige Satire, das ist traurige Realität.

    Das war auch nicht als lustige Satire gedacht. Sondern als traurige Realität. Genau so, wie du es beschrieben hast, geht es oft zu. Es sei denn, man findet noch irgendwo einen vernünftigen Lehrer mit altmodischer Pädagogik. Und woran liegt die ganze Misere? An der Pädagogik. Die Leute, die Lehrer ausbilden, haben keine Ahnung vom Leben, von Schule und von Kindern, dafür umso mehr Ahnung von ihren völlig praxisfernen Dogmata, die sie in den Lehrveranstaltungen in Frontalunterricht (!) vortragen, auswendig lernen lassen (!) und bei der Prüfung Widersprechende durchfallen lassen (!) - alles entgegen dem, was sie eigentlich predigen. Wenn man als heutiger Lehramtsabsolvent guten Unterricht bieten will, tut man gut daran, die Pädagogikausbildung möglichst nachhaltig zu vergessen.

    Und in immer neuen Fieberschüben brechen pädagogische Moden herein. Am liebsten habe ich gerade das "offene Lernen". Da muss der Lehrer nur reichlich Übungszettel vorbereiten. Die Schüler kommen in die Schule, füllen mit Begeisterung stundenlang Übungszettel zu einem Fach ihrer Wahl aus, erklären sich die Dinge gegenseitig selbstständig und korrigieren selber mit der Lösung. So stellen sich das jedenfalls die Pädagogen und Bildungsexperten vor. Im Notfall kann man noch immer den aufsichtführenden Lehrer fragen. Dass nicht immer jener Lehrer anwesend ist, der das Fach, aus dem man gerade einen Übungszettel ausfüllt, eigentlich unterrichtet, ist dabei nur von Vorteil: Schließlich hat man viel weniger Hemmungen, den Mathematiklehrer, der in seinem ganzen Leben keine einzige Stunde Französisch gehabt hat, zu fragen, wie und wann der subjonctif imparfait denn nun eigentlich angewendet wird, als den eigenen Französischlehrer, vor dem man sich ja so als unwissend outen könnte!

    Was die frühere Bildung sogenannter "bildungsferner Schichten" betrifft, so möge man sich Briefe solcher Personen ansehen und mit Briefen heutiger "bildungsferner" Jugendlicher (falls die überhaupt Briefe schreiben) vergleichen. Man wird keinesfalls Hinweise auf einen Sprachwandel finden, sondern Hinweise auf eine Restriktion des Codes.

    Und dabei bin ich sonst keineswegs ein Betrauerer der "guten alten Zeit"...

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Ihr Lieben!

    Wenn ich die Beiträge hier zum Unterricht (Musik oder andere Fächer) lese, kommt mir vor, als würde ich auf einem anderen Planeten leben. Ich habe zwei schulpflichtige Töchter ( 2. Klasse Volksschule, 1.Klasse Gymnasium) und eine Tochter im zweiten Unijahr Lehramt Englisch/Französisch. Und ich kann Eure Erfahrungen überhaupt nicht teilen.

    Meine Kinder gehen/gingen in keine Privatschule, sondern in eine ganz normale öffentliche Schule mit relativ hohem Migrantenanteil (um die 50% in der Volksschule).
    Da wird in kleinen Klassen (13 - 18 Kinder) unterrichtet, es gibt verschiedene Unterrichtsformen und es wird verlangt, dass gelernt wird. Die Schule ist nicht groß, 8 Klassen und verfügt über ein außerordentlich engagiertes Team.

    In Mathematik werden selbstverständlich die Zahlenräume von Klasse zu Klasse erarbeitet , das Einmaleins wird eingelernt und geübt (ohne Lücken) - natürlich auch geprüft. Zum Semester gibt es in der zweiten Klasse z.B. ausführliche Information für die Eltern, welche Reihen des Einmaleins noch nicht "sitzen", welche Bereiche daheim noch vertieft werden sollen.

    Auch auf Rechtschreibung und Grammatik wird Wert gelegt, meist gibt es jede Woche ein kleines Diktat (aus einem "Wörterpool" der in den ersten Klassen noch vorgegeben ist, später aber dann ganz frei). Nur wenn die Kinder freiwillig zu Hause etwas schreiben und der Lehrerin/dem Lehrer zeigen, wird die Rechtschreibung am Anfang noch nicht korrigiert.

    Wenn Kinder ein Instrument lernen, wird das auch in der Schule geschätzt und bei Feierlichkeiten werden diese Fähigkeiten auch eingebaut. Natürlich gibt es auch einen Schulchor, der von sehr vielen Kindern besucht wird.

    Das nur als ganz kurze Erwiderung vom anderen Stern!


    Liebe Grüße
    :wink:
    Renate

    Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)

  • Liebe Renate!

    Du hast schon Recht: Einiges, was ich da im heiligen Zorne geschrieben habe, war vielleicht etwas überspitzt und/oder pauschalisierend. Es gibt auch noch (!) guten Unterricht. Aber wenn ich meinen eigenen Schulunterricht mit dem meiner jüngsten Schwester vergleiche, finde ich schon, dass das Niveau gesunken ist. Nämlich nicht in erster Linie das der Kinder, sondern das des Unterrichts. Mit Junglehrern und Unterrichtspraktikanten haben meine Geschwister und ich selbst leider überhaupt recht viele negative Erfahrungen gemacht. Nicht nur in pädagogisch-didaktischer Hinsicht, auch was die Fachkompetenz betrifft. Selbstverständlich gibt es auch Ausnahmen, aber es wäre doch gut, wenn die Ausnahmen hier die Regel wären - vor allem, da aufgrund der Pensionswelle in naher Zukunft viele junge Lehrkräfte in den Schulen stehen werden.

    Grundsätzlich hängt natürlich fast alles vom konkreten Lehrer und seinen Qualitäten ab, in manchen Glücksfällen (wie dem deinen) gibt es vielleicht überhaupt ein homogen tolles engagiertes Team. Aber die theoretische Pädagogik sehe ich schon als recht große Gefahr für guten Unterricht.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Wir wollen aber bitte auch nicht übersehen, daß amelia grimaldi - nein, nicht von einem anderen Stern, aber immerhin aus einem anderen Staat stammt, und wenn in Österreich das Einmaleins noch komplett gelehrt und vermutlich auch gelernt wird, dann könnt Ihr Euch glücklich schätzen. Und, ja: Bayern gehört in Deutschland schultechnisch noch zu den "besseren" Ecken...

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Wir wollen aber bitte auch nicht übersehen, daß amelia grimaldi - nein, nicht von einem anderen Stern, aber immerhin aus einem anderen Staat stammt, und wenn in Österreich das Einmaleins noch komplett gelehrt und vermutlich auch gelernt wird, dann könnt Ihr Euch glücklich schätzen. Und, ja: Bayern gehört in Deutschland schultechnisch noch zu den "besseren" Ecken...

    Areios kommt auch aus Österreich. - Über die Schule schreibe ich besser nichts, an die kann ich mich nicht mehr erinnern . . . . - Musikunterricht war das was ich hatte eher nicht, soviel weiß ich noch.


    "Alles Syphilis, dachte Des Esseintes, und sein Auge war gebannt, festgehaftet an den entsetzlichen Tigerflecken des Caladiums. Und plötzlich hatte er die Vision einer unablässig vom Gift der vergangenen Zeiten zerfressenen Menschheit."
    Joris-Karl Huysmans

  • Moin!

    Ich hatte das unverschämte Glück, eine phantastische und engagierte Musiklehrerin zu haben, die es geschafft hat, mit der gesamten Unterstufe Kinderopern aufzuführen (wer es nicht so mit dem Singen hatte, konnte an den Kulissen mitarbeiten, die sie samt und sonders selber gebaut haben), einen hervorragenden Chor geschaffen hat, der so gut war, dass er in seinen besten Zeiten semiprofessionelles Niveau erreichte und in welchem ich auch jahrelang mitgesungen habe und noch vielerlei Projekte nebenher, u.a. eine Jugendoper, die wir zusammen mit dem Schulorchester aufgeführt haben. Dafür haben wir auch bis zum letzten Kostüm alles selbstgemacht!
    Sie hat es geschafft, mehreren Schülergenerationen Begeisterung für die Musik mitzugeben und damit möchte ich nur zum Ausdruck bringen, was ein einziger engagierter Lehrer so schaffen kann!

    Davon abgesehen, kann ich nur traurig konstatieren: Bustopher und Areios, ihr habt leider sowas von Recht, es ist ein Trauerspiel, was da an Schulen passiert.
    Die Schüler als Veruchskaninchen für eine Reform nach der nächsten Reform und dann die Reform der Reform....
    und im Studium geht´s dann weiter, man denke nur an den tollen Bachelor!
    Zum Kotzen!

    LG
    Juli

    "Eine Semmel enthält 140 Kalorien, 700 Semmeln pro Jahr ergeben 98000 Kalorien,
    diese benötigt man, um eigenhändig 1 Elefanten 9 Zentimeter weit zu tragen. Aber wozu?"
    (Loriot)

  • Musikunterricht

    Leider muss ich sagen das der Musikunterricht an deutschen Schulen viel zu kurz kommt, schaust man sich zwar den Europäischen Durchschnitt an liegen wir noch gut im Trend, aber gehen wir schon nach Russland wo wir einrichtungen wie das Marinski Theater finden das neben dem alltäglichen Schulunterricht dort mitwirkt so haben wir wenig entgegen zu setzen! Ich finde das schade denn ich denke mir man sollte wenigstens der Kunst eine Chance geben wie man mach Fussballer eine Chance gibt! :boese:

  • Trotzdem möchte ich nicht nach Russland! :rolleyes:

    "Eine Semmel enthält 140 Kalorien, 700 Semmeln pro Jahr ergeben 98000 Kalorien,
    diese benötigt man, um eigenhändig 1 Elefanten 9 Zentimeter weit zu tragen. Aber wozu?"
    (Loriot)

  • Ja, Putin ist echt ein Feingeist!

    Hab´ich immer schon gesagt. Der Mann ist nur mißverstanden.

    (wie alle wissen, die es wissen wollen, verwende ich den `Achtung: Ironie´ Smiley nicht, weil ich ihn aus ästhetischen Gründen ablehne)

    "Eine Semmel enthält 140 Kalorien, 700 Semmeln pro Jahr ergeben 98000 Kalorien,
    diese benötigt man, um eigenhändig 1 Elefanten 9 Zentimeter weit zu tragen. Aber wozu?"
    (Loriot)

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