Zitat von »Beryllo«
Ich finde Leonhardts Ansicht auch überzeugend, also könnte man einfach feststellen, dass werkgetreu auf dem Cembalo gespielt wird.
Also ich weiß nicht...
z.B. ein über 5 Takte ausgehaltenes d in der Baßstimme von Contrapunctus I (ähnliche Stellen gibt es auch woanders immer wieder, z.T. sogar mehrfach, wie z.B. in der Spiegelfuge von Contrapunctus XII), das auch noch in einer Fermate endet, klingt nun am Cembalo (oder auch auf dem Piano) weißgott nach einem überzeugenden Orgelpunkt..! ;+)
Werkgetreu heißt hier für mich einfach nur: spielbar. Und einen einzelnen Ton, der auch noch eine wichtige kontrapunktische Funktion hat, wie obiges d, kann man nun mal auf Cembalo oder dem Klavier nicht 20 Schläge lang unverändert durchklingen lassen: Genau dann, wenn's wichtig wäre, zum Schluß hin, ist er nämlich nicht mehr da! Ein fehlender Basston im Schlussakkord widerspricht irgendwie barockem Musikverständnis.
Stimmt. So etwas gibt es im Wohltemperierten Klavier auch: Z.B. endet die cis-moll-Fuge aus dem ersten Teil in den beiden Außenstimmen mit einem viertaktigen Cis mit abschließender Fermate, welchem auf jedem historischen Instrument lange vor dem Schlussvorhang die Luft ausgeht. Gut, dass wir inzwischen bessere Instrumente haben .
Viele Grüße,
Christian