Ausweitung der Klangzone: Wagners Frühwerke auf dem Grünen Hügel - ja oder nein?

  • Ausweitung der Klangzone: Wagners Frühwerke auf dem Grünen Hügel - ja oder nein?

    Momentan ist Bayreuth ja mal wieder für einen Monat der Nabel der Opernwelt, die 99. Wagner-Festspiele sind seit Sonntag in vollem Gange. Es sind die ersten nach Wolfgang Wagners Tod im März dieses Jahres. Aus dem "Herr des Hügels" wurden nun zwei Damen, Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier. Und diese beiden Damen scheinen sich vorgenommen zu haben, dem traditionsreichen Festival etwas neuen Wind einzuhauchen und sowohl ein paar kosmetische als auch strukturelle Änderungen zu vollziehen. Teilweise haben sie das schon vor dem Tod von Wolfgang Wagner in die Wege geleitet. So gibt es mittlerweile endlich einen würdigen Internet-Auftritt der Festspiele (die alte Webseite war eine Lachnummer), extra für Kinder bearbeitete Opernfassungen samt Aufführung (letztes Jahr der "Fliegende Holländer", dieses Jahr "Tannhäuser") und nun ist mir zu Ohren gekommen, dass die beiden Schwestern öffentlich darüber sinniert haben, das Festspielrepertoire, welches ja bislang nur die Wagner-Opern ab dem "Fliegenden Holländer" miteinschließt, möglicherweise um Wagners Frühwerke zu ergänzen. Konkret war erst einmal vom "Rienzi" die Rede, aber eventuell zielt das Ganze darauf ab, mittel- oder langfristig auch "Die Feen" und "Das Liebesverbot" dort auf die Bühne zu bringen. Was haltet ihr von dieser Idee? Sollte man Wagners Frühwerke bei den Festspielen lieber weiter aussparen oder hätten es diese Opern verdient, endlich auch einmal auf dem Hügel gegeben zu werden?

    Bin gespannt auf Eure Meinungen! :)

    DiO :beatnik:

    An die Mods: Falls dieser Thread besser im Opernforum aufgehoben sein sollte, bitte dahin verschieben!

    [Gesagt getan: Es geht ja in erster Linie um Komponist und Werke, drum paßt's hier wohl besser als bei den Interpreten.
    :wink:
    Gurnemanz]

    "Wer Europa in seiner komplizierten Verschränkung von Gemeinsamkeit und Eigenart verstehen will, tut gut daran, die Oper zu studieren." - Ralph Bollmann, Walküre in Detmold

  • Lieber Diabolus in Opera,

    mit meiner unmaßgeblichen Meinung antworte ich mit ‚Ja’.

    Wenn es um die Opern/Musikdramen geht, halte ich es für sinnstiftend „Die Feen“, „Das Liebesverbot“ und „Rienzi, der letzte der Tribunen“ während der Bayreuther Festspiele aufzuführen, obwohl der Komponist diese Werke dafür als nicht würdig befand.

    Allerdings muss man berücksichtigen, dass z. Z. grundsätzlich 30 Aufführungen gegeben werden und einige Werke der „Zehn“ nicht in jedem Sommer dargeboten werden. D. h. verbliebe es bei 30 Aufführungen und würde man den Katalog auf „Zehn + Drei“ erweitern, könnte dieses das Kernrepertoire betreffen.

    Vermutlich geht es der jetzigen Festspielleitung in erster Linie um einen weiteren schweren Sitzfleischdrücker nämlich „Rienzi“.

    Ich vermute dagegen, dass eine Erweiterung mit einer von der Grundanlage komischen Oper – „Das Liebesverbot“ – besser wäre. Einmal „etwas anderes“ von R. Wagner. Die Inszenierungsmöglichkeiten könnten wirkliche Überraschungen bieten ("Verbrennt zu Asche die Gesetze!..."; "...wir halten dreifach Karneval und niemals ende seine Lust!“). Ggf. würde man auch einmal andere Gesangsstimmen aus Bayreuth vernehmen.

    Ob diese Erweiterungen finanziell möglich sind und ob diese im Festspielhaus gegeben werden bleibt dahingestellt.

    Bis dann.

  • Wenn Aufführungen von Wagners Frühwerken auf Bayreuth beschränkt bleiben, habe ich nichts dagegen....

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Wenn Aufführungen von Wagners Frühwerken auf Bayreuth beschränkt bleiben, habe ich nichts dagegen....

    :wink:

    Lieber Amfortas09,

    dann hast Du also nichts dagegen, wenn der Aufführungskatalog auf Siegfried Wagner (z. B.) ausgeweitet wird? :D

    Bis dann.

  • Lieber Keith,

    wenn das alles (also auch Siegfried Wagner) auf Bayreuth beschränkt bleibt, ist nichts dagegen einzuwenden :D

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Lieber Keith,

    ich sehe das ähnlich wie Du. Zur Auflockerung des Repertoires wäre "Das Liebesverbot" sicherlich besser geeignet als "Rienzi", ein komödiantische "Kurzoper" gibt es bei Wagner sonst nicht. Aber eben das sehen vielleicht auch manche als Problem an. "Das Liebesverbot" ist von der Komposition her so Wagner-untypisch, dass die Oper vielleicht auch als eigenartiger Fremdkörper bei den Festspielen wahrgenommen werden könnte. Natürlich gäbe es bei einer Erweiterung des Repertoires auch Terminprobleme wie von Dir angesprochen. Wobei anzumerken ist, dass der "Ring" ja immer einen großen Brocken ausmacht. Wenn man mal keinen Ring zu spielen hat, dann werden gleich 4 "Startplätze" frei. Und - Achtung Polemik! - bevor man den Dorst-Ring 20 Jahre rauf und runter spielt, da wäre mir bei aller Liebe zum Ring dann doch etwas anderes lieber ...

    DiO :beatnik:

    "Wer Europa in seiner komplizierten Verschränkung von Gemeinsamkeit und Eigenart verstehen will, tut gut daran, die Oper zu studieren." - Ralph Bollmann, Walküre in Detmold

  • RE: Ausweitung der Klangzone: Wagners Frühwerke auf dem Grünen Hügel - ja oder nein?

    [...] und nun ist mir zu Ohren gekommen, dass die beiden Schwestern öffentlich darüber sinniert haben, das Festspielrepertoire, welches ja bislang nur die Wagner-Opern ab dem "Fliegenden Holländer" miteinschließt, möglicherweise um Wagners Frühwerke zu ergänzen. [...]

    Aus einem Interview mit Katharina Wagner

    "Frage: Kommen wir noch mal zu den Frühwerken. Sie denken ja wohl nicht da ran, die im Festspielhaus aufzuführen – wo denn dann?
    Wagner:
    Das ginge allein schon logistisch gar nicht, das im Festspielhaus zu machen. Wir haben ja 2013 immerhin einen neuen „Ring“. Nein, uns schwebt vor, dafür ein Theaterzelt aufzustellen, das auch den akustischen Anforderungen standhält, die wir nun mal haben. Es geht also nicht nur darum, irgendein Zelt hinzusetzen und den frühen Wagner irgendwie zu spielen.
    [...]
    Frage: Wann sollten denn die Frühwerke gespielt werden – während der Festspielzeit?
    Wagner: Derzeit ist angedacht, die Frühwerke kurz vor den Festspielen aufzuführen. Aber das hängt ganz davon ab, mit wem
    man kooperiert."

    Insgesamt ist das hier nachzulesen:
    "http://www.nordbayerischer-kurier.de/nachrichten/1292334/details_14.htm"

  • Besten Dank für den Hinweis. Ich selbst hatte davon neulich nur flüchtig im Radio etwas mitbekommen. Wahrscheinlich war es dieses Interview, auf das Bezug genommen wurde.

    DiO :beatnik:

    "Wer Europa in seiner komplizierten Verschränkung von Gemeinsamkeit und Eigenart verstehen will, tut gut daran, die Oper zu studieren." - Ralph Bollmann, Walküre in Detmold

  • Passt zwar nicht ganz in diesen Thread - aber wer Wagners drei frühe unkanonische Opern kennenlernen will, hat mit dieser Box demnächst eine gute und günstige Gelegenheit:

    :wink:

    .

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