ORFF: Carmina Burana - ein "Meister-Machwerk"?

  • ORFF: Carmina Burana - ein "Meister-Machwerk"?

    Liebe Capricciosi!

    Anlass und Aufhänger zu diesem Thread ist das Booklet der folgenden Aufnahme, aus dem man erfahren kann, dass der Bariton Christian Gerhaher Orffs mit Abstand populärste, aber auch vielfach geschmähte Komposition ein "Meister-Machwerk" genannt hat.

    Hat er Recht? Ich glaube, diese pointierte Aussage verfehlt die Wahrheit gar nicht so weit. Denn die "Carmina Burana" mit ihrem "statischen Aufbau" (Orff) und den vielen Wiederholungen sind doch geradezu bewusst banal, z.T. sicher auch reißerisch; setzen sich jedenfalls durchaus mit Absicht von "echter Kunst" ab. Auf der anderen Seite kann man dem Stück die Genialität auch nicht absprechen: Wie Orff sein Pseudo-Mittelalter evoziert, diese Verbindung von Archaismen und früher Moderne - das gab es so vorher kaum und hat weithin auf Filmmusik und "U-Musik" (schreckliches Wort!) gewirkt.

    Nicht vergessen sollte man auch, dass einige Gedichte aus den "Carmina Burana" (mehr dazu im Thread Lateinische Literatur des Mittelalters), gerade auch solche, die Orff für die Vertonung ausgesucht hat, eindeutig oder zweideutig ironisch sind - und auch der Musik durchaus eine gewisse ironische Distanzierung innewohnt. Mit dem Zaunpfahl kommt die Ironie selbstverständlich beim (zu) scharf angebratenen Schwan in Falsetthöhe (ich vermute, gleichzeitig eine Parodie auf Opernklagen und sämtliche Schwanenszenen der Romantik von Saint-Saens bis Tschaikowski), aber gerade auch die anderen Schänkenszenen sind kaum ernst zu nehmen. Gerade dadurch, dass Orff die vorderste Ebene des Textes oft bis zur Übertreibung unterstützt (obwohl er es sicher besser gewusst hätte), erhöht er die ironische Wirkung, wie z.B. in dem beschwingten Teil "Bibit hera, bibit herus etc." oder im "Stetit puella", das sich genauso naiv gibt wie der Text, dabei aber "unabsichtlich" sexuelle Komponenten freigibt (Hoppla!). Es ist ja das Wesen der Ironie, gerade das Nichtgemeinte besonders zu betonen. In anderen Stücken ("Estuans interius"!) fügt Orff schon in der Musik zahlreiche Brechungen ein, wie die falschen Wortakzente und den Kontrast zwischen archaisierendem A-Teil und dem sich als Belcanto-Versatzstück gerierenden B-Teil. Auch die kläglich hohe Lage des Bariton-Solos im Liebeskummer-Song "Dies, nox et omnia" oder das Horn(? oder ein anderes Blechblasinstument)crescendo am Ende von "In taberna quando sumus" verweisen auf die Doppelbödigkeit des ganzen Werks. Wenn man den Faktor der Ironie sowohl bei der Aufführung als auch als Zuhörer vernachlässigt, tut man m.E. den "Carmina Burana" doch unrecht.

    Selbstverständlich soll hier aber auch Platz für Besprechungen einzelner Aufnahmen sein, derer es ja gerade bei diesem Werk recht viele gibt. Die oben angeführte z.B. setzt meine Vorstellungen von diesem Stück zu meiner Zufriedenheit um. ;+) In "Eben gehört" habe ich geschrieben:

    Zitat

    Daniel Harding dirigiert nicht so sehr die romantische Breitwandkitschburg, als die die "Carmina" bisweilen verstanden werden, sondern arbeitet Orffs Archaismen, Modernismen und vor allem die dem Text und der Musik häufig innewohnende Ironie schön heraus, bleibt immer spannend und durchhörbar und bietet federnde Tanzrhythmen. An der Tontechnik und/oder Akustik des Aufnahmeraums liegt es wohl, dass die Klangfarben der Instrumente sehr schön und intensiv herauskommen und die Aufnahme insgesamt ein für heutige Verhältnisse recht "direktes" Klangbild hat (was ich gern habe, Geschmäcker sind da vielleicht verschieden).

    Die Solisten unterstützen Harding rundum: Christian Gerhahers facettenreicher Vortrag ist definitiv am Kunstlied geschult: "Estuans interius" - eines der meiner Meinung nach genialsten Gedichte der gesamten lateinischsprachigen Literatur - habe ich noch nie besser gehört. Hans-Werner Bunz erfüllt als Fehlleistung mittelalterlicher Küchentechnik seine zugegebenermaßen dankbare Aufgabe mit Bravour. Patricia Petibon verleiht der Gespielin im dritten Teil Zerbrechlichkeit und Mädchenhaftigkeit, etwa im hinreißenden "Stetit puella" - und lässt dennoch manchmal versteckte Wollust durchblitzen.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Hallo Areios,

    den Facettenreichtum des Werks hast Du wunderbar beschrieben, dem kann ich mich nur anschließen.
    Wenn Orff mitunter "primitive" Stilmittel anwendet, tut er dies doch ganz bewusst, und darin liegt m.E. der Charme dieser modern-mittelalterlichen Musik.

    Was meint denn Herr Gerhaher mit dem Begriff "Meister-Machwerk"?
    Soll das abwertend sein, oder schwingt da auch Hochachtung mit?

    Schöne Grüße,
    Peter

  • Lieber Peter!

    Ich kenne den Originalzusammenhang des Zitats nicht, denke aber, es ist eine durchaus ironische, aber auch nicht uncharmante Replik, auf die (ja nicht völlig unberechtigten) Vorwürfe der Kritiker, die "Carmina Burana" seien ein Machwerk - im Sinne von: ja, aber ein meisterhaftes! Wertschätzung schwingt da, denke ich, mit, aber auch das Bewusstsein, dass die "Carmina Burana" nicht ganz auf der selben Stufe stehen wie eine Schostakowitsch-Symphonie oder Brittens "War Requiem" (um zwei Exponenten ebenfalls eher konservativer Moderne zu nennen), was sie andererseits aber auch gar nicht wollen.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Während ich mit den mittelalterlichen Carmina Burana kaum vertraut bin, habe ich mich für Orffs Adaption seinerzeit in dieser herrlichen Aufnahme begeistert:


    Gundula Janowitz, Sopran; Gerhard Stolze, Tenor; Dietrich Fischer-Dieskau, Bariton; Schöneberger Sängerknaben; Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin; Ltg.: Eugen Jochum (DGG, 1968)

    Unnachahmlich, wie Gerhard Stolze hier den gebratenen Schwan darbietet (Olim lacus coluerat), herrlich auch Tempus est iocundum mit laszivem Mädchenchor und DiFiDi als eine Art dionysisch durchgedrehter Studienrat: "Oh, oh, oh! Totus floreo!"

    Daß das Werk (das schon lange wie der Komponist selbst aus meinen Focus geraten ist) keineswegs banal ist, konnte ich selbst mal als Chorsänger feststellen: Das war rhythmisch so komplex - fast jede Note erforderte eine besondere Betonung -, daß ich mich höllisch konzentrieren mußte - Brahms etwa ist ein Kinderspiel dagegen.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann


  • Unnachahmlich, wie Gerhard Stolze hier den gebratenen Schwan darbietet (Olim lacus coluerat), herrlich auch Tempus est iocundum mit laszivem Mädchenchor und DiFiDi als eine Art dionysisch durchgedrehter Studienrat: "Oh, oh, oh! Totus floreo!"


    Das habe ich vor langer Zeit im Schulchor mitgesungen, und es hat einen Riesenspaß gemacht;
    auch wenn ich damals nur eine vage Vorstellung von Laszivität hatte ;+)
    "In Taberna" war auch so ein Hit.

    Schöne Grüße,
    Peter

  • Um die "Carmina Burana" wirklich zu würdigen, muß man ungefähr wissen, woher das Werk kommt.
    Orff war eines der Komponisten-Wunderkinder. Die ersten erhaltenen Stücke stammen vom Fünfzehnjährigen, sie zeigen aber aufgrund ihrer Perfektion, daß Orff vorher zumindest "Gehübungen" gemacht haben muß.
    Der frühe Orff basiert auf Claude Debussy und Richard Strauss und verwendet eine so starke Chromatik, daß die Tonalität streckenweise aufgehoben ist. Die Oper "Gisei" (1913) kommt mit ihren irisierenden Farbmischungen und der vielschichtigen Harmonik aus der Richtung Franz Schreker. Auch das Orchesterstück "Tanzende Faune" orientiert sich noch an den bisher genannten Vorbildern. Die "Treibhauslieder" vernichtet Orff: "Du erkundigst Dich nach den ,Treibhausliedern'. Die gibt es nicht mehr. Ich habe den ganzen dekadenten Dreck ins Feuer geschmissen". Die wenigen Skizzen, die der Vernichtung entgangen sind, zeigen Orff als Exponenten der Avantgarde: Die Musik ist nicht mehr tonal gebunden, es gibt freie, nicht ins vertikale Taktschema gebundene Stimmen. Doch scheint Orff klar gewesen zu sein, daß dieser Weg nicht der seine sein kann.
    Etwas Anderes ist aber bei den "Treibhausliedern" bemerkenswert: Die Grundlage sind Gedichte von Maurice Maeterlinck. Orff weist das Werk aber eindeutig als "Traumspiel", also als szenisches Werk, aus. Was ihm dabei offenbar vorschwebte, war, Gedichte so zu gruppieren, daß sie einen dramatischen Ablauf suggerieren. Diese Idee greift er in "Carmina Burana" wieder auf und perfektioniert ihn in "Catulli Carmina", "Trionfo di Afrodite" und "Der temporum fine comedia".

    Prägend für Orff waren dann Studien bei Heinrich Kaminski und das Studium der Musik Monteverdis, seiner Vorläufer und unmittelbaren Nachfolger. Bei ihnen lernt Orff, die Kräfte der Reduktion, bei Kaminski lernt er die gestische Kraft der Musik. Die hat er zwar schon längst gefühlt und in einigen Werken instinktiv genützt, Kaminski aber macht sie ihm bewußt. Ab dieser Zeit beginnt Orff, seinen Stil zu verwesentlichen, die Subjektivität zurückzudrängen und die Texte nicht interpretierend zu komponieren, sondern durch Überhöhungen des Wortakzents zu intensivieren. Meilensteine auf diesem Weg sind "Des Turmes Auferstehung" (1921), "Catulli Carmina" (1931, für das spätere Werk aufgegriffen, zu szenischen Spiel umgestaltet und musikalisch umgearbeitet) sowie die Werfel- (1930) und Brecht-Kantaten (1931). In der ersten Ausgabe des "Schulwerks" (1934) erforscht Orff die Möglichkeiten einer auf elementare Ereignisse reduzierten Harmonik in Zusammenhang mit rhythmischen Kräften.

    "Carmina Burana" sind der Höhepunkt und scheinbare Abschluß dieser Arbeit. Man muß sich also vom Gedanken lösen, die "Carmina Burana" seien quasi aus dem Nichts vom Himmel gefallen. Ebenso muß man sich, obwohl es der Komponist in Briefstellen und Aussagen anders suggeriert hat, vom Gedanken lösen, die "Carmina Burana" seien ein Beginn. Und sie sind natürlich ein "Meister-Machwerk" insoferne, als ein Meister seine Musik zielstrebig bis zu einem Grad auf elementare Ereignisse reduziert hat, daß das Ergebnis, böswillig gesagt, ein "Machwerk" sein könnte. Denn welche Machwerkerei bei Vereinfachungen herauskommen kann, führt etwa Werner Egk in "Columbus" und "Zaubergeige" höchst eindrucksvoll-abstoßend vor Ohren.

    Nun zu meiner Behauptung, die "Carmina Burana" seien ein Höhepunkt und vermeintlicher Abschluß: Orff hat nur ein einziges weiteres Werk in diesem Stil komponiert - und das viel später. Der darauffolgende "Mond" setzt bei der bayerischen Volksmusik an, nicht beim stilisierten Mittelalter, die auf den Mond folgende "Kluge" ist eine Reduktion der "Mond"-Musik, nicht eine der "Carmina Burana". "Catulli Carmina" (1943) sind eikne Mischung aus in dieser Radikalität bei Orff neuen Ostinato-Sätzen in den Eckteilen und Techniken der frühen Polyphonie (Fauxbourdon etc.) aufgreifenden Sätzen im Mittelteil. Erst in der "Bernauerin" (1947) kehrt Orff zum Stil der "Carmina Burana" zurück, und zwar auch insoferne, als er etliche der Musikteile in variierte Strophenformen gliedert. Was nachher kommt, ist eine weitere Reduktion des Materials, entfernt sich damit endgültig von den "Carmina Burana" und sprengt damit diesen Thread.

    Areios hat bereits auf die ironische Funktion von Orffs Übersteigerungen hingewiesen. Es gibt aber noch eine weitere: Die der musikalischen Schweinigelei. Oder anders gesagt: "Carmina Burana" stecken im "Cour d'Amours"-Teil voller sexueller Anspielungen. Im Text sind sie klar, aber es gibt sie auch in der Musik: In "Dies nox et omnia" singt der Bariton von Strophe zu Strophe immer höhere und ausgedehntere Melismen, als habe er zunehmend Mühe, sich zu beherrschen. Anders gesagt: Er jault vor Lust. in "Circa mea pectora" führt die Begleitung des Baritons eindeutige Stöße aus, und die Melodielinie des Baritons ist in ihrer Funktion unzweideutig. "Si puer cum puellula" ist ein prächtig eingefangenes Voyeurs-Ensemble, in dem Orff den Tonfall verschwitzter Witze glänzend einfängt. Daß sich der Sopran in "In trutina" in eine tiefe Altlage begibt, symbolisiert wohl, daß jetzt die hohe Stimme samt ihrer Besitzerin eben unten liegt, worauf es in rhythmischen Stößen heißt, daß "Tempus" nun "jucundum" sei, und das hohe d des Soprans in "Dulcissime" bedarf angesichts dessen wohl keiner Erklärung mehr. Es ist eine Vorform des "grido" überschriebenen Schreis der Neuvermählten im "Trionfo di Afrodite". Erotik war stets eine Triebfeder der Musik, sie hat aber selten so deutlich eindeutige Klänge hervorgebracht wie in den "Carmina Burana".
    :wink:

    Na sdarowje! (Modest Mussorgskij)


  • Areios hat bereits auf die ironische Funktion von Orffs Übersteigerungen hingewiesen. Es gibt aber noch eine weitere: Die der musikalischen Schweinigelei. Oder anders gesagt: "Carmina Burana" stecken im "Cour d'Amours"-Teil voller sexueller Anspielungen. Im Text sind sie klar, aber es gibt sie auch in der Musik: In "Dies nox et omnia" singt der Bariton von Strophe zu Strophe immer höhere und ausgedehntere Melismen, als habe er zunehmend Mühe, sich zu beherrschen. Anders gesagt: Er jault vor Lust. in "Circa mea pectora" führt die Begleitung des Baritons eindeutige Stöße aus, und die Melodielinie des Baritons ist in ihrer Funktion unzweideutig. "Si puer cum puellula" ist ein prächtig eingefangenes Voyeurs-Ensemble, in dem Orff den Tonfall verschwitzter Witze glänzend einfängt. Daß sich der Sopran in "In trutina" in eine tiefe Altlage begibt, symbolisiert wohl, daß jetzt die hohe Stimme samt ihrer Besitzerin eben unten liegt, worauf es in rhythmischen Stößen heißt, daß "Tempus" nun "jucundum" sei, und das hohe d des Sprans in "Dulcissime" bedarf angesichts dessen wohl keiner Erklärung mehr. Es ist eine Vorform des "grido" überschriebenen Schreis der Neuvermählten im "Trionfo di Afrodite". Erotik war stets eine Triebfeder der Musik, sie hat aber selten so deutlich eindeutige Klänge hervorgebracht wie in den "Carmina Burana".

    Das ist allerdings wahr, in dieser Form kenne ich das sonst eigentlich nur noch in Schostakowitschs Lady. Manches von dem, was du da ansprichst, habe ich gerade noch einmal nachgehört: In "Circa mea pectora" ist mir die schweinische Begleitung nämlich noch gar nie wirklich aufgefallen, obwohl sie doch recht eigentlich unüberhörbar ist. :whistling:

    "Veni, veni, venias" ist im übrigen auch ziemlich eindeutig, nazaza! Bei "Tempus est iocundum" ist vielleicht noch das Accelerando der rhythmischen Stöße anzumerken; der laszivste Kinderchor (was ja auch irgendwie eine unanständige Besetzung ist, die Orff da vorschreibt, alle minderjährigen puellulae mit der Sopranistin mit) auf Aufnahme ist mir hier untergekommen:

    Jedenfalls passt die sexualisierte Musik auch ausnehmend gut zu den sexualisierten Texten, die Orff da vertont hat.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Heute bei yt entdeckt (kennt der eine oder andere vielleicht schon), die Klavier-Transkription der Carmina Burana

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    Hat auch schon was, wie ich finde.

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • SONY hat 2013 die meines Erachtens mit recht berühmte und beliebte Aufnahme vopn 1973 unter Kurt Eichhorn mit Hermann Prey, Lucia Popp und John van Kesteren neu aufgelegt:

    Sie ist derzeit sehr billig zu haben. Ich habe sie in einer Thalia-Wühlkiste sogar um € 4,99 gefunden und konnte wieder einen Posten meiner alten Wunschliste abhaken.

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Ich bin damals zu "Carmina Burana" über die erste Einspielung Eugen Jochums von 1953 "gefallen". Natürlich ist der Klang dieser vermutlich ersten Aufnahme nach dem Kriege (oder überhaupt?) eher mäßig (halt frühes Mono-Zeitalter), aber das Werk hat mich nicht mehr los gelassen. Dann bekam ich Riccardo Mutis Einspielung von 1979 in die Hände, die klanglich hervorragend war.

    Doch vor allem Eugen Jochums zweite Einspielung (in Anwesenheit des Komponisten ,Gurnemanz hat sie bereits erwähnt) hat mich dann wahrlich vom Sessel gehauen. Es gibt heute viele ausgezeichnete Einspielungen (darunter auch die erwähnte Aufnahme mit Zubin Mehta, oder Herbert Blomstedt), doch erst wieder Sir Simon Rattles Live-Einspielung hatte wieder etwas ähnlich Elektrisierendes an sich gehabt durch eine extrem rhythmisch geprägte Darstellung und einem famosen Orchester, den Berliner Philharmonikern sowie einer hervorragenden Sänger-Riege und einem ebenso exzellenten Berliner Rundfunkchor. Denn ohne einen solchen Chor ist das Werk auch nur die Hälfte wert.

    Die Eichhorn-Aufnahme hatte ich auch mal günstig bekommen. Ich hatte sie als ebenfalls sehr gut empfunden, aber für mich nicht besser als Eugen Jochums Einspielung.

    Ebenfalls sehr interessant und hochwertig ist der "Dreierpack" unter der Leitung des hervorragenden Herbert Kegel. Hier erhält man die Trilogie zu einem sagenhaft günstigen Preis in mehr als nur durchschnittlichen Einspielungen. Allerdings stammen sie auch aus den 1960-er Jahren und sind klangtechnisch nicht mehr ganz so frisch, aber durchaus gut.


    In wie weit die Einspielungen von Previn, Thielemann, Levine, Mata, Hickox, Harding, Ozawa, Kristjan Järvi oder Welser-Möst Empfehlungen oder auch Nicht-Empfehlungen wären, vermag ich nicht zu sagen.


    Ganz neu ist eine Einspielung des London Philharmonic Orchestra unter Hans Graf. Interessant wäre vielleicht noch die Trilogie unter der Leitung von Ferdinand Leitner, die beim WDR entstanden ist. Leider ist der Text zu klein geschrieben, so dass ich kein Aufnahmejahr lesen konnte, auch nicht die Beteiligten sind lesbar auf dem Foto bei Amazon.


    VG,Maurice

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Interessant wäre vielleicht noch die Trilogie unter der Leitung von Ferdinand Leitner, die beim WDR entstanden ist. Leider ist der Text zu klein geschrieben, so dass ich kein Aufnahmejahr lesen konnte, auch nicht die Beteiligten sind lesbar auf dem Foto bei Amazon.

    Ist das diese Aufnahme ?
    bzw.

    Die Solisten sind folgende:
    - Carmina burana:
    Ruth-Margret Pütz (Sopran), Michael Cousins (Tenor), Barry McDaniel & Roland Hermann (Bariton) sowie Chorsoli: Marlies Jacobs, Barbara Dommer, Marita Janssen-Scheeben, Werner Becker, André Peysang, Toni Maxen, Ferdinand Schnelle, Nikolaus Hillebrand & Dietrich Satzky
    Tölzer Knabenchor (Einstudierung: Gerhard Schmidt-Gaden)

    - Catulli carmina:
    Donald Grobe (Tenor), Ruth-Margret Pütz (Sopran) sowie Chorsoli: Marlies Jacobs, Günter Hess, Friedrich Himmelmann

    - Trionfo di Afrodite:
    Enriquetta Tarrés & Brigitte Dürrler (Sopran), Donald Grobe (Tenor), Hans Günter Nöcker (Bass), zwei Sopransoli: Hannelore Bode & Carol Malone, zwei Tenorsoli: André Peysang & Toni Maxen, Baritonsolo: Werner Becker

    Kölner Rundfunkchor (Chordirektor: Herbert Schernus / Solorepetition: Karl Kaufhold)
    Kölner Rundfunk-Sinfonieorchester
    Ferdinand Leitner

    Das Aufnahmejahr ist vermutlich 1974 und der Ort waren möglicherweise die WDR-Studios in Köln und/oder der große Saal im Gürzenich. Die Kölner Philharmonie wurde erst 1986 eingeweiht. Weitere Infos über die Aufnahme gibt es auch hier:
    "http://www.musicweb-international.com/classrev/2012/…onfi_233584.htm"

    Armin

    P.S.:
    Wenn ich bei amazon die Rückseite der Aufnahme anklicke und dann mit der Maus darüber gehe, wird die Schrift groß angezeigt, so dass man zumindest alle Beteiligten gut lesen kann. So bin ich jedenfalls an die Namen gekommen.

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Ich kenne das Werk seit einem Vierteljahrhundert und habe meine Einspielungen nie gezählt - es werden um die 6-8 bis heute sein. Vor Kurzem kaufte ich auf dem Flohmarkt diese Aufnahme:


    (P) 1976 Decca "London" [63'52"]

    Norma Burrowes (s), Louis Devos (t), John Shirley-Quirk (bt)
    Brighton Festival Chorus
    Southend Boys' Choir
    Royal Philharmonic Orchestra
    D: Antal Dorati

    Und eben habe ich sie gehört. Ich hatte eigentlich nicht viel erwartet, zumal das erworbene Exemplar sich als Ruine herausstellte: verkratzte CD und ein Booklet mit Wasserschaden - ein definitives NoGo für meinen Sammeltrieb. Ich hätte sorgfältiger prüfen sollen, als ich's konnte... :wut2:

    Aber was ich eben hörte, war ganz gewiß keine Ruine. Was Dorati an Dramaturgien und Effektstaffelungen aus der Partitur herauskitzelt, ist wirklich imposant. Ich hätte nie gedacht, daß ein Veris leta facies so langsam und beinahe zärtlich interpretiert werden kann; außerdem geht das Stück 5'10", ohne jedoch unter diesem langsamen Tempo zusammenzubrechen. Im Gegenteil: alles paßt wunderbar zum Ausdruck. Shirley-Quirk bringt ebenso berührende Momente in seine Partien ein, und auch Burrowes' Auftritte haben mir sehr gut gefallen. Bei Devos klingt es etwas quäkend, was nicht überraschend ist: Olim lacus colueram hat etwas Undankbares an sich, weil die Lage so hoch ist. Bei vielen anderen Aufnahmen empfinde ich das Stück auch immer unschön. Der Chor ist gut gestaffelt und kann Doratis Vorgaben hervorragend umsetzen. Das RPO spielt mit Kraft, Präzision und Wucht.

    Dorati läßt die Cantiones profanae nicht einfach schmucklos herunterspielen, wie es eigentlich ganz gut zum Werk paßt. Er verlängert Pausen um einen deutlichen Akzent, hebt den Inhalt in einer klaren Dramaturgie des Ausdrucks hervor und verpaßt den einzelnen Stücken eine passende Stimmung. Dabei wirkt er in manchen Stücken leiser als sonst, in anderen dagegen wird er besonders energisch. Allgemein schlägt er ein langsames Tempo an - knapp 64 Minuten für alles - und legt eine bemerkenswerte Interpretation vor.

    Fazit:
    Ich habe sofort gehandelt: soeben habe ich mir über marketplace ein anderes Exemplar bestellt. Die Aufnahme kommt in meine Sammlung... :thumbup:


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Zitat

    Aber was ich eben hörte, war ganz gewiß keine Ruine. Was Dorati an Dramaturgien und Effektstaffelungen aus der Partitur herauskitzelt, ist wirklich imposant. Ich hätte nie gedacht, daß ein Veris leta facies so langsam und beinahe zärtlich interpretiert werden kann; außerdem geht das Stück 5'10", ohne jedoch unter diesem langsamen Tempo zusammenzubrechen. Im Gegenteil: alles paßt wunderbar zum Ausdruck. Shirley-Quirk bringt ebenso berührende Momente in seine Partien ein, und auch Burrowes' Auftritte haben mir sehr gut gefallen. Bei Devos klingt es etwas quäkend, was nicht überraschend ist: Olim lacus colueram hat etwas Undankbares an sich, weil die Lage so hoch ist. Bei vielen anderen Aufnahmen empfinde ich das Stück auch immer unschön. Der Chor ist gut gestaffelt und kann Doratis Vorgaben hervorragend umsetzen. Das RPO spielt mit Kraft, Präzision und Wucht.

    Die Aufnahme stammt, wenn ich es richtig im Kopf habe, von 1975, Ich fand sie hervorragend. Sie war neben jener unter Muti von 1979 und eben jener Frühfassung von Eugen Jochum meine der drei ersten Aufnahmen des Werkes überhaupt.

    Inzwischen sind diese drei CDs aber aus meinem Besitz nicht mehr vorhanden.

    Es gibt eine Mono-Einspielung der Carmina, die Orff selbst autorisiert hat von 1956. Leider ist Sawallisch schon immer gerne unterschätzt worden, so auch bei dieser Einspielung. Da sie außerdem noch in Mono eingespielt wurde von der EMI, hat sie sich nie wirklich durchgesetzt. Sie ist gebraucht für wenig Geld zu erwerben, es lohnt sich wirklich. Ein frühes Zeugnis dieses Werkes.

    Was die Leitner-Einspielung angeht, Lionel, hast Du recht. Diese Vergrößerung ging bei mir leider damals nicht. Heute kann ich es auch vergrößert lesen. Danke,was das AD angeht. Leider scheint die Aufnahme niemand zu kennen....

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Erstaunlich, daß hier noch niemand auf die "Verfilmung" von Jean Pierre Ponelle hingewiesen hat:

    Die habe ich vor Jahrzehnten erstmals im Fernsehen gesehen, die ist mir bis heute als prägend im Gedächtnis geblieben. Wer den üppigen Inszenierungsstil Ponnelles mag, wird hier bestens, m.E. auch musikalisch (Popp, Prey, van Kesteren unter Eichhorn) bedient!

    P.S.: Wie bei sehr vielen Klassik-DVDs kommt man auch hier beim Kauf über einen der zahlreichen Amazon Marketplace-Anbieter erheblich billiger weg...

    Beste Grüße,
    Ralph

    »Toren wir, auf Lind'rung da zu hoffen, wo einzig Heilung lindert!« (Gurnemanz)

  • (P) 1956 EMI / Columbia 33WCX 509 [59:35]
    rec. 15.-20. Juni 1956 (Sartorysaal, Köln)

    Agnes Giebel (s)
    Paul Kuèn (t)
    Marcel Cordes (bt)
    Chor des Westdeutschen Rundfunks
    Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester
    D: Wolfgang Sawallisch

    Die Aufnahme wurde noch in Mono gemacht, und man hört natürlich, daß die ganze Wucht, die dieses Werk entwickeln kann, nicht eingefangen werden konnte - doch die Details sind dennoch alle vorhanden, perfekt abgestimmt auf die Tiefe des Klangraums. Ich bin sehr angetan von dieser Aufnahme, denn sie wurde damals ohne Frage mit der bestmöglichen Klangtechnik bis dato realisiert.

    Wie gesagt: klanglich ist das nicht mit späteren Aufnahmen zu vergleichen, aber interpretatorisch?

    Leute, macht euch keine Illusionen: das hier ist die Blaupause für alles Spätere gewesen, und selbst heute sticht Sawallisch verdammt viele sehr gute Einspielungen aus. Das hat Schwung, Lebendigkeit, Präzision, Eleganz und Virtuosität - alles in Einem! Was die Beteiligten hier abgeliefert haben, ist erstaunlich frei von jeder Schwere und ist auf den Punkt genau ausgeklügelt. In taberna z.B. hat eine Dramaturgie aufzuweisen, die ich so noch nicht gehört habe - dabei beginnt das Stück nicht mal in einem besonders flotten Tempo. Der Tanz (6.) besticht durch einen grandiosen Verve, der Reie (9.) tänzelt nicht minder. Dabei wirkt das ganze Werk sehr kompakt umgesetzt und geht mit knapp 58 Minuten sogar recht schnell.

    Ich muß ehrlich gestehen: so begeistert bin ich nur noch selten. Aber daß es doch noch vorkommt, das erfreut mich jedes Mal aufs Neue.

    Grandios... :verbeugung1: :verbeugung1: :verbeugung1: :verbeugung1: :verbeugung1: :verbeugung1:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

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