Plácido Domingo - der Tenor, der auszieht, das Baritonfach zu erobern.
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Kann nur für mich sprechen: Finde das Thema einfach schrecklich langweilig.
Warum?
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Ob sich Herr Domingo vor 30 Jahren oder sonstwann nicht ganz im Griff hatte, das tangiert mich ungefähr so wie das Liebesleben der Marsbewohner*innen.
Der größere Rahmen, also die gesellschaftliche Debatte etc. pp. ist mir natürlich nicht egal, aber ich habe den Eindruck, dass in den letzten x Monaten alles dazu gesagt und geschrieben worden ist, von allen Geschlechtern und aus allen Blickwinkeln.
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der Marsbewohner*innen.
Hey! Weißt Du, ob die da nicht nen 6. oder 13. Gender haben?
Also vorsicht mit dem einen Sternchen! -
Weißt Du, ob die da nicht nen 6. oder 13. Gender haben?
Nee, leider keine Ahnung. Müsste man mal jemanden fragen, der Ahnung vom Mars hat...
Aber: Meines Wissens schließt ein Gendersternchen, im Gegensatz zum Binnen-I, per se alle denkbaren Gender ein! Sehr praktisch! Analog zur Informatik, wo das Sternchen als Wildcard für beliebig viele Zeichen funktioniert.
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Als ich in der vergangenen Woche die beiden Zeitungslinks einstellte, ahnte ich nicht, dass das im Forum Ärger verursachen würde, und der Nebensatz über Levine war überhaupt ohne viel nachzudenken hingeschrieben und hätte Domingo quasi "entlasten" sollen. Ich verstehe zwar überhaupt nicht, wieso Capriccio hier so eine extrem strenge Ansicht hat, aber ich kann das nicht ändern.
Ich finde ja auch, dass es spannendere Themen gibt. Aber wenn zum Thema Diskussionsbedarf besteht, dann sollte diesem Bedarf entsprochen werden, denke ich. Und dieser Bedarf besteht, das zeigt ja auch die aktuelle Liste der "aktivsten Themen":
Vorwürfe gegen Domingo - 61 Antworten
Tannhäuser-Premiere in Bayreuth im klimatisierten Lichtspielhaus - 47 Antworten
András Schiffs Kampf gegen Steinway - 22 Antworten[...] Im Sinne von Forenregel 14 gekürzt. Braccio für die Moderation
Ich sehe die Me-too-Debatte zwar kritisch, weil ich erstens immer skeptisch bin, wenn neue Massenströmungen aufkommen, denn die Masse ist bekanntlich eine manipulierbare Menge, zweitens weil es somit sehr leicht wird, jemanden ungerechtfertigt zu beschuldigen, und drittens, weil unter den Vorfällen auch oft Nichtigkeiten sind. Aber sobald nicht nur blöde Sprüche/Nachrichten (die ich auch schon bekommen habe, wie fast jeder), sondern auch blöde Handlungen im Spiel sind, ist für mich eine Grenze erreicht. Und insofern bin ich ganz Ihrer Meinung, es ist gut, dass langsam mehr Sensibilität Einzug hält, und dieser Trend möge sich fortsetzen. Man muss einfach unterscheiden können, wann das Gegenüber (welches Geschlecht auch immer) was von einem will und wann nicht. Da muss man einfach sensibel sein.
Es kann was dran sein, dass Domingo gezielt zu Fall gebracht werden soll. Ich bin ja auch höchst kritisch, wenn jetzt sofort zahlreiche Opernhäuser aufschreien und sich empört zeigen, obwohl sie in Wahrheit schon lange davon gewusst haben. Das ändert aber nichts daran, dass endlich mehr Bewusstsein in der Gesellschaft entstehen soll, wann Grenzen überschritten werden (und das tun sowohl Männer als auch Frauen). Wenn man eine Machtposition innehat, muss man eben trotzdem rücksichtsvoll sein und darf sich nicht einfach so nehmen, wovon man glaubt, dass es einem zusteht, bzw. gerade dann nicht, wenn andere Personen von einer verletzlichen Seite im Spiel sind.
Es gibt zu viele Opernsänger, und gerade von Sopranistinnen ist der Markt überfüllt. Wenn Sängerin a nicht mitmacht, ist die Karriere schneller aus, als man denkt, und dann kommt einfach Sängerin b, und wenn die nicht will, kommt Sängerin c. So ist das, und solche Mechanismen müssen meiner Meinung nach sofort ihr Ende finden.
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Eine World Socialist Web Site ?!? ist sehr kritisch gegenüber dem auslösenden Artikel und den Reaktionen einiger amerikan. Kulturinstitutionen.
"https://www.wsws.org/en/articles/2019/08/17/plac-a17.html# -
Opfer sind zu bringen... ?
Debatte mitverfolgt..... nun diesen Artikel entdeckt, schon ein Jahr her!
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Interview zu dem Thema. Nicht nur auf Placido Domino bezogen. Mit Freia Hoffmann, Leiterin des Sophie Drinkler Institut für musikwissenschaftliche Frauen- und Geschlechterforschung.
https://www.spiegel.de/kultur/musik/p…-a-1284309.html
Ich finde ja einige der Aussagen richtig. Aber auch einige Aussagen ziemlich bedenklich.
maticus
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Es gibt weitere Vorwürfe.
https://www.spiegel.de/kultur/musik/p…-a-1285350.html
Das klingt nun schon ziemlich handfest. Bemerkenswert ist auch der Umgang der Los Angeles Opera mit Domingo.
maticus
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Interessantes Interview zu dem Thema.
#METOO UND KLASSIK
Sängerin Kulman über Domingo und Kuhn: "Es ist ein Machtproblem"
Ein Gespräch mit der österreichischen Sängerin Elisabeth Kulman über Missbrauch im Klassikbereich und den Fall Domingo bei den Salzburger Festspielenhttps://www.derstandard.de/story/20001077…in-machtproblem
Kulman hat übrigens kürzlich bei Beethovens Neunter in Berlin unter Kirill Petrenko mitgewirkt.
maticus
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Auch hier kann ich oft nur "si tacuisses" sagen:
"Ja, was die justiziäre Handhabbarkeit betrifft, treffen wir auf große Schwierigkeiten. Sexuelle Übergriffe, ja sogar Vergewaltigungen sind oft schwer nachweisbar, es steht Aussage gegen Aussage, nicht selten endet alles "im Zweifel für den Angeklagten", und das Opfer muss damit leben, dass der Täter frei herumläuft. Auch hier müssten die gesetzlichen Richtlinien zugunsten der Opfer optimiert werden."
Ich frage mich, ob jemand vor so einer Aussage nachdenkt, was das für unhaltbare Änderungen in allgemeinen Rechts- und Verfahrensgrundsätzen mit sich bringen würde. VOR dem Verfahren ist eben normalerweise UNGEKLÄRT, wer ein Täter und wer ein Opfer ist, wer ein Grapscher, wer ein Verleumder usw. Deswegen kann man nicht einfach "Angeklagter" mit "Täter" gleichsetzen, nur weil jemand laut genug brüllt und sich als Opfer geriert.
Ja, in unserem System muss ein Opfer manchmal damit leben, dass ein Täter frei herumläuft.
Das ist die Kehrseite solcher Prinzipien wie in dubio pro reo, die man nicht plötzlich auf einzelnen Gebieten außer Kraft setzen kann. Zumal es sich eben um Gebiete mit schwieriger Beweislage und einer sehr hohen Zahl von Verleumdungen u.ä. Fällen handelt, die wie bei Türck oder Kachelmann zu öffentlicher "Vernichtung" (und oft dem Ende der Karriere) geführt haben, obwohl juristischer Freispruch erfolgt ist. Daran sieht man, wie problematisch die Abkehr von solchen Prinzipien ist, selbst wenn es nur informell, nicht im juristischen Verfahren, passiert.
Was für Änderungen in Verfahren und in der Vorgehensweise schweben Kullmann vor?Ich will das Fass nicht auch noch aufmachen, aber dass es "eigentlich" um Macht ginge, nicht um Sex, halte ich ebenfalls für Unsinn, jedenfalls überhaupt nicht zielführend. Um Macht geht es bei solchen Tyranneien, wie sie von Barenboim u.a. berichtet werden, meist ganz ohne sexuelle Untertöne.
(Tatsächlich glaube ich, dass es dort oft auch nicht um Macht per se geht, sondern dass diese Leute wirklich monomanisch von ihrer Sache besessen sind und schlicht und einfach rücksichtslos bzw. eben "größenwahnsinnig" und daher ihre Umgebung als mindere Domestiken behandeln. Das soll das Verhalten nicht entschuldigen, aber ich halte es oft für eine plausiblere Erklärung.)
Bei den hier beklagten Dingen geht es darum, Machtpositionen (die schon bestehen) für Sex auszunutzen, nicht diese Macht zusätzlich durch sexuelle Ausnutzung zu demonstrieren. Es ist daher eine Verunklarung, wenn sie am Anfang sagt, ein Drittel leide unter "Machtmißbrauch" aber nur 5% (ich nehme an, insgesamt, also nicht 1,5 %)) unter sexuellen Übergriffen. Soll man sich da als Leser ein Drittel merken, obwohl vom eigentlichen Thema nur ein Zwanzigstel betroffen ist?) -
"Ende einer Laufbahn" - Kommentar der Welt
https://www.welt.de/kultur/buehne-…r-Laufbahn.html
Ich will da nicht viel Worte drum machen, zumal sehr viel schon gesagt worden ist. Meine aber auch, dass ein paar leise Wörtchen des Bedauerns dem jetzigen Bariton nicht geschadet hätten. Traurig ist es, dass diese lange Karriere jetzt so ein Ende (bzw. ein Ende auf Raten) findet.
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Zumindest wird soviel Aufsehens gemacht, daß Domingo tatsächlich nicht mehr weiter auftreten kann. Er kann sich nur noch zurückziehen. Sollte er auch machen - unabhängig davon, was jemals vor den Gerichten geklärt wird oder nicht. Mit so einem Fels um den Hals gelingt keine Kunst mehr.
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Ich weiß nicht recht, wo der Hinweis am besten aufgehoben ist - in einem Thread über Placido Domingo eigentlich nicht, aber das war der, in dem hier zuletzt am intensivsten über Macht und Machtmissbrauch und über die damit verbundenen sexuellen Übergriffe an Theatern gestritten wurde. Wer eine bessere Idee hat, kann den Hinweis gerne verschieben.
Im letzten Jahr ist eine Studie erschienen, die sich das Thema "Macht und Struktur im Theater" vornimmt (https://www.springer.com/de/book/9783658264505). Der Autor, Thomas Schmidt, hat die Ergebnisse in einem Magazinbeitrag zusammengefasst, der für uns hier, die wir uns für Theater, Opern und Orchester begeistern, die wir mit Leidenschaft Künstlern zuhören, zusehen und über sie diskutieren, sehr lesenswert sein dürfte:
https://van.atavist.com/theater-macht?…TBY082RXT5rXSx4Zum Thema der sexuellen Übergriffe, um die es hier ja vor allem ging, schreibt Schmidt zum Beispiel:
"Betrachtet man den Fächer an Methoden der Machtausübung, muss man die betroffenen Theater als toxische Arbeitsräume bezeichnen, die sich damit als Akteure in einer Gesellschaft diskreditieren, an deren progressiver Veränderung sie eigentlich aktiv mitwirken möchten. Sexismus, systematische Abwertung von Frauen und abschätzige Kommentare über Leistungen, Aussehen und Figur von Spielerinnen auf Proben und in Kantinen gehören zum Theateralltag". Er führt zusätzlich tabellarisch auf, wie viele der Teilnehmerinnen an seiner Studie angeben, bereits Opfer solcher Übergriffe geworden zu sein und von wem diese Übergriffe ausgingen (die Regisseure führen, auf dem zweiten Platz die Intendanten".Im Kern des Artikels steht allerdings eine Kritik des Intendanten-Systems in der deutschen Theater-Landschaft mit dem Vorwurf, zu viele unqualifizierte Menschen kämen dadurch in zu absolute, unkontrollierte Machtpositionen, die sie dann auch entsprechend ausnutzen.
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Ich weiß nicht recht, wo der Hinweis am besten aufgehoben ist - in einem Thread über Placido Domingo eigentlich nicht, aber das war der, in dem hier zuletzt am intensivsten über Macht und Machtmissbrauch und über die damit verbundenen sexuellen Übergriffe an Theatern gestritten wurde. Wer eine bessere Idee hat, kann den Hinweis gerne verschieben.
Ich denke, dort haben wir Beiträge, zu denen Dein Beitrag besser paßt:
Künstler-Presseschlagzeilen, die nicht unmittelbar die künstlerische Tätigkeit betreffen
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Hallo zusammen,
das hier hat direkt mit PD zu tun:
https://www.nzz.ch/feuilleton/sex…n-zu-ld.1542586
Gruß Benno
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Ich denke, dort haben wir Beiträge, zu denen Dein Beitrag besser paßt:
Künstler-Presseschlagzeilen, die nicht unmittelbar die künstlerische Tätigkeit betreffen
Ja, stimmt, an die Diskussion schließt sich der Artikel ganz gut an!
Ein paar Tage nach dem oben verlinkten, bin ich in dem selben Online-Magazin auch noch auf einen weiteren Artikel gestoßen, der sich direkt mit der Affaire Domingos beschäftigt. Ich kann nicht alle Aussagen darin nachvollziehen (wenn denn das Teatro Real in Madrid »seine Bewunderung und Anerkennung« für die außergewöhnliche Karriere des Tenors geäußert hat und gleichzeitig gefordert, dass »die Anschuldigungen gegenüber ihm begründet und nachgewiesen werden müssen« finde ich darin nichts zu kritisieren, sondern nur Selbstverständlichkeiten), aber die Schlussfolgerungen sind erschreckend und realistisch und diese Aussage trifft sehr gut auch den Tenor der Diskussion hier im Forum im letzten Sommer:
"Die große Mehrheit der Leser*innenkommentare zum Fall Domingo sehen in dem Tenor das Opfer gekränkter Groupies oder gescheiterter Künstlerinnen, und in den ihm vorgeworfenen Handlungen Kavaliersdelikte. In die Kritik mischt sich auch Empörung darüber, dass Journalist*innen über einen verdienten »Startenor« so berichten, als wäre er ein normaler Mensch".
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Laut seiner eigenen Facebook-Seite wurde Placido Domingo positiv auf das Coronavirus getestet. Er befände sich mit seiner Familie in häuslicher Quarantäne. Zuvor hätte er Husten und Fieber gehabt und sich deshalb testen lassen.
Wolfram
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