Es stimmt aber, daß es nicht "einzigartig" ist.
Fritz Zorn: Mars (1977)
Aber das nur am Rande ...
Der Schlingensief-Abend gestern bei 3SAT inklusive der »Kirche der Angst vor dem Fremden in mir« hat in mir einigermaßen ambivalente Eindrücke hinterlassen. Man kann sich der Intensität dieses multimedial aufgerüsteten, synästhetischen Überwältigungstheaters kaum entziehen. Das will berühren, es muss berühren und es berührt – mich hat das Ganze jedoch gerade aufgrund dieses halt- und hemmungslosen Überwältigungsdrucks streckenweise auch peinlich berührt.
Wie kaum ein anderer hat Christoph Schlingensief sein Werk (und seine Person als reflexives Moment dieses Werks) seit den frühen 1990ern gewissermaßen als angewandte Medientheorie angelegt und die Fragilität unseres sozialen wie politischen (Da)Seins im Zeitalter seiner technischen Simulierbarkeit, die Diffusion von Öffentlichkeit und Privatheit, die radikale Auflösung der Grenze zwischen diesen Sphären zum Thema, zum Gegenstand, ja auch zum Spielfeld seiner Arbeiten gemacht.
»Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir« sehe ich durchaus in dieser Linie. Während aber bei den mir bekannten Arbeiten der 1990er Jahre die medialen Formate und das Dispositiv des Voyeurismus selbst einer performativen Dekonstruktion unterzogen wurden, hatte ich bei der »Kirche ...« eher den Eindruck, dass – selbst dort wo mittels technikgestützter Introspektion in den Leib das Innerste nach Außen gekehrt, das Fremde in ihm medialisiert und öffentlich sichtbar gemacht wird – diese Dimension zu fehlen scheint.
Nur ein (vorläufiger) Eindruck – der meine große Wertschätzung für die Arbeiten des Christoph Schlingensief allerdings keinesfalls mindert.
Adieu,
Algabal