Ullmann, Viktor - der ermordete Meister

  • Wie Ihr merkt, hatte ich heute Zeit, die Piano News zu lesen, dabei bin ich über eine Anzeige gestolpert - zu einer Aufnahme von Viktor Ullmanns Klavierkonzert. Gekoppelt mit Beethovens c-moll-Konzert.

    Pianist ist Herbert Schuch, begleitet wird er vom Sinfonieorchester des WDR:

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Wir spielen im Rahmen unseres Tanztheaters übrigens im Moment unter dem Titel "Lulu" u.a. die 2.Sinfonie von Kurt Weill sowie das Klavierkonzert von Ullmann live
    in jeder Vorstellung. Beim Klavierpart lösen sich unsere Studienleiter , welche beide virtuose Pianisten sind, jeweils ab.

    Das Ullmann- Konzert hat sehr starke Stellen, es ist ein interessantes Werk, keine Frage.
    Die Weill- Sinfonie liebe ich aber schon lange, und die hat ein anderes Kaliber, da völlig eigenständig und einzigartig in Ihrem Klang.
    Eben Weill.
    Bei Ulmann bemerke ich einiges von Skrjabin und anderen, er sucht noch, während Weill schon völlig er selber ist.
    Es tut mir leid, wenn ich mit diesen Äußerungen die Ullmann-Verehrer verärgere.
    Das ist nicht mein Ansinnen.

    Aber ich kann bei aller Liebe das Ullmann- Klavierkonzert nicht in den Himmel loben.
    Es hat starke Momente, besonders im 2. Satz, aber es ist insgesamt für mich kein völlig überzeugendes Werk der Gattung Klavierkonzert.

  • Ich habe Ullmann vor ca. 25 Jahren zum ersten Mal gehört, den Kaiser von Atlantis, der mir damals überhaupt nicht gefallen hat (hatte mir jemand auf CD ausgeliehen - nicht die Zagrosek-Einspielung). Ich war aber damals gar kein Opernhörer und fand bereits das "Hallo hallo" zu Beginn einfach nur doof.
    25 Jahre später und mit den späten Klaviersonaten und dem Kaiser im CD-Regal muss ich resümmieren, dass ich immer noch nicht ganz warm damit geworden bin, obwohl ich gestern den Kaiser durchaus mit Bewunderung gehört habe, der Schönberg-Einfluss im Sinne einer Strenge und Konzentriertheit schien mir erkennbar. Verglichen mit Max Brands Maschinist Hopkins hat mich das Stilmischmasch auch nicht so gestört, aber einen Guss wie bei Berg habe ich (noch) nicht erkennen können.
    Das soll nun nicht heißen, dass ich Ullmann nicht für einen führenden Komponisten geboren in den 1890ern halten würde - gemeinsam mit ca. Martin, Ibert, Martinu, Prokofieff, Milhaud, Honegger, Mompou, Schulhoff, Hindemith, Orff, Korngold, Cowell, Gershwin, Eisler, Poulenc, Chavez - aber er spricht mich nicht ganz so unmittelbar an.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Victor Ullmanns 2. Symphonie ist die Orchesterversion seiner 7. Klaviersonate, deren wenige Wochen vor dem Tod entstandenes Manuskript wohl zahlreiche Orchestrierungsangaben enthält, sodass man davon ausgehen kann, dass es sich um das Particell einer geplanten Symphonie handelt. Die Orchestrierung hat Bernhard Wulff vorgenommen. Das fünfsätzige Werk steht in der Mahler-Tradition, zeichnet sich aber durch eine Kürze aus, die wir von Mahler nicht kennen.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Victor Ullmanns 2. Symphonie ist die Orchesterversion seiner 7. Klaviersonate, deren wenige Wochen vor dem Tod entstandenes Manuskript wohl zahlreiche Orchestrierungsangaben enthält, sodass man davon ausgehen kann, dass es sich um das Particell einer geplanten Symphonie handelt. Die Orchestrierung hat Bernhard Wulff vorgenommen. Das fünfsätzige Werk steht in der Mahler-Tradition, zeichnet sich aber durch eine Kürze aus, die wir von Mahler nicht kennen.

    James Conlon hat sich einiger Komponisten angenommen, die im Dritten Reich verboten waren, etwa auch Alexander von Zemlinsky. Ich finde diese Aufnahmen größtenteils auch sehr gelungen.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

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