Bach-Kantaten: Diskographische Empfehlungen

  • Bach-Kantaten: Diskographische Empfehlungen

    Liebe Bachkantatenkenner/innen,

    da bei mir zwei Sachverhalte unbarmherzig aufeinanderprallen: a) eine allmählich und unaufhaltsam steigende Begeisterung für JSB einerseits und b) eine recht dünn besetzte Sammlung von Kantatenaufnahmen andererseits - stellt sich für mich die Frage, welche Erweiterungen sinnvoll wären. Gute Erfahrungen habe ich schon zu Zeiten, als ich mit historisch orientierten Aufführungen noch kaum vertraut war, mit Einspielungen von Philippe Herreweghe und seinem Collegium Vocale Gent gemacht, z. B. mit dieser Box (enthaltend BWV 39, 73, 93, 105, 107, 131 sowie die Messen BWV 233-236):

    Wenn ich Herreweghes Stil kurz kennzeichnen sollte, so würde ich einen zarten, sensiblen Zugang ausmachen, wobei die Musik mit einem leichten Weichzeichner erscheint, mit dem Ergebnis, daß sich für mich eine Spiritualität ergibt, die mich sehr anspricht. Manchmal wünsche ich mir eine etwas bessere Textverständlichkeit, doch bin ich froh, hier weder Theatralik noch Süßlichkeit wahrnehmen zu müssen. Oft klingt es wie aus einer anderen (besseren) Welt. Und auch die Solisten sind gut.

    Frage in die Runde: Teilt Ihr meinen Versuch einer stilistischen Charakterisierung? Oder seht Ihr das ganz anders?

    Antworten wären für mich auch interessant, weil ich den Erwerb dieser Boxen erwäge:


    BWV 12, 21, 27, 38, 42, 75, 84, 95, 161


    BWV 29, 78, 119, 120, 198, 207, 214

    Für Oktober angekündigt sind übrigens:

    Natürlich gibt es eine ganze Reihe anderer Künstler, die es unternommen haben bzw. dabei sind, Bachs umfangreiches Kantatenwerk auf Silberlinge zu bannen: Gardiner, Suzuki, Kuijken u. v. m.); auch die dürfen hier gern vorgestellt werden. Hilfreich finde ich dabei, wenn versucht wird, den jeweiligen Stil, das Besondere der Interpreten näher zu beschreiben.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Hallo Gurnemanz,

    Ich muss gestehen, dass ich mir mit den Bach-Kantaten ein wenig schwer tue, was aber nicht an den Werken selbst, sondern an den Interpretationen, und da besonders an den Vokal-Solisten liegt. Es geht mir da so wie bei meinem erklärten Lieblingswerk von Beethoven, der Neunten nämlich: Wenn es dann ans „Eingemachte“ des 4. Satzes geht und das erste Solo mit „O Froiide, o Froiide“, noch dazu mit einem Tremolo von mindesten einem Ganzton einsetzt, schalte ich ab, egal, wie gut die ersten 3 Sätze vorher gelungen sein mögen.

    Aber nun zu Bach: Der Stil Karl Richters wird zwar durchaus noch von Einigen geschätzt (wie ich aus dem Tamino-Forum in Erinnerung habe), hat sich aber doch aus heutiger Sicht überlebt. Allerdings: Er hatte, zumindest teilweise, hervorragende Solisten. Gleiches gilt auch für die Aufnahmen von Helmuth Rilling, dessen Interpretation mir aber insgesamt zu „softig“ ist. Obwohl ich ein erklärter Harnoncourt-Fan bin (so mag ich z.B. seine umstrittene Interpretation der Brahms-Sinfonien sehr), gefallen mir seine Interpretationen der Bach-Kantaten immer weniger; das ist mir einfach zu trocken und akademisch, besonders in den Chorpartien. Nicht auf CD in meiner Sammlung, aber in der Vergangenheit in Rundfunk-Aufnahmen einige Male gehört, sind Interpretationen von Gardiner und Koopman, die mich nicht sonderlich überzeugen konnten, wobei ich fairerweise hinzufügen muss, dass ich die Bach-Interpretationen des Letzteren wegen seiner „Manierismen“ sowieso nicht sonderlich mag. Insgesamt am besten gefallen haben mir von den Rundfunk-Höreindrücken die Interpretationen von Suzuki, wobei ich aber die ausdrückliche Einschränkung mache, dass sie mir einfach zu „glatt“ und perfektioniert (typisch japanisch eben) daherkommen und das Emotionale, was bei diesen Stücken doch eine ganz entscheidende Rolle spielt, viel zu kurz kommt. Zwischen den genannten Aufnahmen stellen für meine Begriffe die Interpretationen von Herreweghe einen sehr gelungenen Mittelweg dar: Bei absoluter Texttreue ohne Mätzchen und Effekthascherei hat er meiner Meinung nach auch das richtige „Feeling“ für diese Musik und ihre Aussage. Die Solisten-Frage ist und bleibt natürlich eine Angelegenheit des individuellen Geschmacks.

    Viele Grüße aus der Nachbarschaft,
    der harry

  • Hallo,


    die Bachkantaten nehmen in meiner Sammlung einen sehr großen Raum ein. Komplett habe ich Rilling und Leusink und in Kürze Gardiner. Dazu viel Herreweghe, einige Harnoncourt/ Leonhardt, einige Suzuki, einig Richter, einige Rotzsch und eine ganze Reihe von Interpreten mit einer Aufnahme.

    Was ist zu empfehlen. Für mich ganz klar: die Mischung macht's! Ich möchte auf keinen Interpreten verzichten, keiner gefällt mir bei allen Kantaten am besten. Herreweghe ist aber auf jeden Fall ein hervorragender Allrounder!

    Oh, Mensch bedenke: auch ein Fenghuang Dancong oder ein Da Hong Pao ist kein Huang Zhi xiang Dangcong!

  • Für mich ganz klar: die Mischung macht's!

    Weise Sichtweise.

    Komplett habe ich Rilling

    Hierzu ein kleines Kuriosum: Der BachPod.

    Der gesamte Rilling (172 CDs) auf einem iPod der Clickwheel-Generation, also sozusagen dem Großvater des aktuellen iPod touch, der aber immer noch (als 160 GB - Modell für 229.-) in Apples aktuellem Sortiment gelistet ist.
    Den BachPod gab's früher als 80 GB - Variante (links bei Amazon für 449,-), nun mit 120 GB (rechts bei JPC für 499.-). Passt also auch noch der Rest-Bach drauf.

    Insgesamt: Datenträger wie Inhalt etwas angestaubt, aber wer's romantisch mag...

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Passt also auch noch der Rest-Bach drauf.

    Aber der ist doch eh schon drauf! - Nix nur Rilling, auch das Geklimper von Koroliov und so. - Wer´s braucht . . . .


    "Alles Syphilis, dachte Des Esseintes, und sein Auge war gebannt, festgehaftet an den entsetzlichen Tigerflecken des Caladiums. Und plötzlich hatte er die Vision einer unablässig vom Gift der vergangenen Zeiten zerfressenen Menschheit."
    Joris-Karl Huysmans

  • Freut mich, daß meine Wertschätzung für Herreweghe nicht nur in meiner fast unmittelbaren Nachbarschaft geteilt wird!

    Zwischen den genannten Aufnahmen stellen für meine Begriffe die Interpretationen von Herreweghe einen sehr gelungenen Mittelweg dar: Bei absoluter Texttreue ohne Mätzchen und Effekthascherei hat er meiner Meinung nach auch das richtige „Feeling“ für diese Musik und ihre Aussage.

    :yes:

    Komplett habe ich Rilling und Leusink und in Kürze Gardiner. Dazu viel Herreweghe, einige Harnoncourt/ Leonhardt, einige Suzuki, einig Richter, einige Rotzsch und eine ganze Reihe von Interpreten mit einer Aufnahme.

    Lieber Oolong, solltest Du mal Zeit und Lust haben, die verschiedenen Interpreten kurz zu charakterisieren (z. B.: Worin unterscheiden sich grundsätzlich Herreweghe und Gardiner?), würd's mich freuen!

    Ich habe noch Einzelaufnahmen der Kantaten von Gardiner und Koopman; beide finden m. E. einen recht kräftigen und konturierten Zugang, wobei ich mit Gardiner mehr anfangen kann, auch wenn er mir manchmal zu direkt daherkommt (klare Herausarbeitung der Affekte, aber ohne spirituellen Tiefgang?).

    Anderenorts habe ich eine Empfehlung gelesen: Aufnahmen, die mich bereits nach dem Anhören der Schnipsel fasziniert haben; vom Ricercar Consort unter Philippe Pierlot (solistisch besetzte Chöre) gibt es bislang 4 CDs:

    Diese Aufnahmen sind vorgemerkt; wenn ich Näheres weiß, werde ich berichten.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Aber der ist doch eh schon drauf! - Nix nur Rilling, auch das Geklimper von Koroliov und so. - Wer´s braucht . . . .

    Aber gerade das Geklimpere und Gefidel der Solo- und Kammerinstrumentalisten stellt für mich das Interessante an dieser Edition dar.
    Den Hauptprotagonisten empfinde ich eher langweilig. Die Transskriptionen für Lautencembalo hingegen....


    Der Bachpod ist übrigens überholt seit es die 172 CDs als Wallet in Neuauflage gibt.
    "http://www.froelichundkaufmann.de/Johann-Sebasti…CFQcsDgodLzBeGw"


    Aber zurück zu den Kantaten. Ich habe den Leusinck und Rotzsch, Rilling und Harnoncourt kenne ich immerhin (mal ausgeliehen :pfeif: ).

    Mir gefällt der Rotzsch am besten und ich würde ihn auch jedem Kantateneinsteiger empfehlen. Hier wird zwar nicht HIP sondern auf Wohlklang musiziert, die Solisten sind jedoch erste Sahne.
    Allerdings sind nur 28 Kantaten in der Box enthalten.

  • Lieber Gurnemanz,

    Ich habe zwar vom Ricercar Consort noch keine Bach-Kantaten, jedoch einige andere Aufnahmen, die ich sehr schätze!
    Für mich ist dieses Ensemble ein Garant für allerhöchste Qualität!
    Gerde eine solistische Besetzung bietet doch einen interessanten Ansatz, was die Transparenz der Stimmen anbetrifft.
    Zumal die Solisten ausgezeichnet sind!
    Ich bin gespannt auf deine Rezension!

    Bisher waren Herreweghes Bachkantaten für mich diejenigen, deren Interpretation meinen Idealvorstellungen am nächsten kommt.
    Ich habe auch einige Kantaten von Gardiner, der mir aber manchmal etwas zu - ja, wie soll ich das ausdrücken? - zu gewollt spritzig daher kommt. Oder zu gewollt HIP und dabei etwas überzogen vielleicht. Mein Eindruck jedenfalls.

    LG
    Juli

    "Eine Semmel enthält 140 Kalorien, 700 Semmeln pro Jahr ergeben 98000 Kalorien,
    diese benötigt man, um eigenhändig 1 Elefanten 9 Zentimeter weit zu tragen. Aber wozu?"
    (Loriot)

  • Recht gelungen finde ich Gardiners Einspielungen der Kantaten - da bekommt man derzeit für kleines Geld eine Box mit einem sehr guten Überblick über das Bachsche Kantatenwerk:

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Die kompletten Kantaten besitze ich mich Leusink und Rilling, weitere 75 habe ich unter Karl Richters Stabführung. Richters aus heutiger Perspektive doch sehr wuchtigen Bach-Stil werden einige hier vermutlich überhaupt nicht mögen. Ich kann manche Argumente gegen Richter durchaus nachvollziehen, greife aber, wenn ich eine Bach-Kantate hören will (und das kommt durchaus häufig vor!) öfter zu dieser Box, da ich Richters Interpretationen oft dann doch ziemlich eindringlich finde und auch seine Solisten bei vielen Kantaten ungemein gerne höre. "Ich habe genug" mit Fischer-Dieskau und Manfred Clement (das ist der Oboist, dessen vielschichtiger Klang meiner Idealvorstellung am nächsten kommt) finde ich einfach unübertroffen.

    Sehr oft nehme ich aber auch die Rilling-Boxen zur Hand. Rillings ebenfalls unHIPpes Dirigat wirkt weniger schwerfällig als das Richters, die Ausdrucksintensität ist für mich aber bei ihm geringer. Seine Sänger finde ich teilweise ziemlich schwach; dafür singt der Chor für meine Ohren oft sehr schön, und ich liebe den Klang seines Orchesters mit großartigen Bläsern wie z.b. Günther Passin oder Peter-Lukas-Graf außerordentlich.

    Am seltensten bin ich mit den Scheiben aus der Leusink-Box beschäftigt - eigentlich lasse ich sie nur laufen, wenn ich die betreffende Kantate selber spiele und verschiedene Interpretationen vergleichen will. Leusinks Sänger kommen mir eher mäßig vor, und außerdem vermag mich der Klang der alten Instrumente einfach nicht richtig *mitzunehmen*. Bei den Streichern kommt es mir so vor, als säßen sie in einem großen Sack, und die Bläser klingen mir ebenfalls zu eindimensional, matt und wenig intensiv. Das ist aber natürlich eine rein subjektive Sicht- bzw. Hörweise....und es gibt seltene Ausnahmen in Form von einzelnen Kantaten, die mir bei Leusink besser als bei Rilling gefallen (BWV 149 zum Beispiel).

    Von Gardiner und Herreweghe kenne ich nicht viel - das wenige, was ich bislang im Radio gehört habe, mochte ich aus den nämlichen klanglichen Gründen wie bei Leusink erst einmal nicht.

    Bach-Kantaten gehören zu den Stücken, bei denen ich selber immer wieder mit richtig großer Begeisterung mitspiele. Glücklicherweise komme ich mehrmals im Jahr dazu, da ich beim hiesigen Kirchenmusikchef der Protestanten, einem ganz großartigen Musiker, auf der Liste stehe. Am 25./26. September ist es wieder so weit - da steht BVW 149 auf dem Programm.

    Beste Grüße

    Bernd

  • Bach-Kantaten gehören zu den Stücken, bei denen ich selber immer wieder mit richtig großer Begeisterung mitspiele.

    Was ich persönlich sehr sympathisch finde, ist der Umstand, daß JSB der Oboe in seinen vokalen Werken immer wieder viel Raum läßt. Ein (unerfüllbarer?) Traum für mich wäre, da auch mal mitmachen zu können. Aber das nur nebenbei.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Zitat

    Was ich persönlich sehr sympathisch finde, ist der Umstand, daß JSB der Oboe in seinen vokalen Werken immer wieder viel Raum läßt. Ein (unerfüllbarer?) Traum für mich wäre, da auch mal mitmachen zu können.

    Es gibt zahllose Arien, in denen man sich solistisch nach Herzenslust austoben kann, auch viele Chöre machen eine enorme Freude, und selbst das Blasen der Choräle ist immer wieder ein Erlebnis!

    Übe noch zwei Jahre, und dann kannst du hier mal bei einer Bachkantate mitmachen, wenn eine dritte Oboe gebraucht wird, versprochen! Die Bezahlung ist allerdings ausgesprochen mies..... :D

    Herzliche Grüße

    Bernd

  • Die Bezahlung ist allerdings ausgesprochen mies..... :D

    Das schreckt mich nicht (eher ein Problem der Profis, denen Amateure die Muggen wegschnappen :D ). Bach und die Oboe (d'Amore) - das könnte übrigens mal einen eigen Faden wert sein... :pfeif:

    In diesem Zusammenhang könnte auch dies hier interessant (und demnächst Teil meiner Sammlung) sein:

    Neben der Kantate BWV 202 gibt es hier auch ein Konzert für Oboe d'Amore, Streicher & Bc (BWV 1005a).

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Am seltensten bin ich mit den Scheiben aus der Leusink-Box beschäftigt - eigentlich lasse ich sie nur laufen, wenn ich die betreffende Kantate selber spiele und verschiedene Interpretationen vergleichen will. Leusinks Sänger kommen mir eher mäßig vor, und außerdem vermag mich der Klang der alten Instrumente einfach nicht richtig *mitzunehmen*. Bei den Streichern kommt es mir so vor, als säßen sie in einem großen Sack, und die Bläser klingen mir ebenfalls zu eindimensional, matt und wenig intensiv. Das ist aber natürlich eine rein subjektive Sicht- bzw. Hörweise....und es gibt seltene Ausnahmen in Form von einzelnen Kantaten, die mir bei Leusink besser als bei Rilling gefallen (BWV 149 zum Beispiel).

    Die Leusink-Aufnahmen besitze ich ebenfalls vollständig. Die Einschätzungen divergieren ja sehr stark. Ich kann mit diesen insgesamt sehr schön gespielten Interpretationen sehr gut leben, einzelne Kantaten gelingen IMO ganz exeptionell. Insgesamt mag ich Leusink - weil hippiger und schlanker - sogar lieber als Gardiner, auch wirken die Solisten auf mich idiomatischer und mit Bas Ramselaar hat Leusink einen ganz herausragenden Bachsänger am Start. Naklar kann sich der Hollands Boys Choir nicht wirklich mit dem Monteverdi Choir messen - und grundsätzlich muss man schon Knabenchöre mögen, um sich mit Leusink anzufreunden.

    Inzwischen ist die Box ja leider offensichtlich gestrichen und die Leusink-Kantaten sind nur noch innerhalb des Brilliant-Gesamtklotz' greifbar. Ich hab die 60 Kantaten-CDs mal zumSpottpreis von 30 Euronen erworben - und das wir eine richtig gute Investition! :)

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Lieber Gurnemanz,


    wenn Du einen globalen Vergleich der Herreweghe- mit den Gardiner- Aufnahmen möchtest, muß ich mit hilfsweisen Umschreibungen antworten:


    Herreweghe musiziert die Kantaten ( je nach Thema natürlich unterschiedlich stark) sehr elegant und wohlklingend. Meist etwas introvertierter mit einem " abgetönten Glanz von altem Golde".

    Gardiner setzt mehr auf Brillianz, ein strahlenderes, energiegeladenes, tänzerisches Musizieren. Aber versteh mich bitte recht - bei Gardiner von perfektionistischer Kälte zu reden, halte ich für verfehlt.

    Beide Interpreten gehören klar in die allererste Reihe: Gardiner riskiert tendeziell mehr - neben nicht ganz überzeugenden Ergebnissen kommen da aber auch eher geniale Momente zu Stande, Herreweghe hinterläßt stets einen wunderbar harmonischen Gesamteindruck.

    Den Text und damit die Lebensader jeder Kantate behandeln beide mit großer Seriosität und Emphase. Die Solisten sind - wie stets- Geschmackssache, bei beiden habe ich meine Lieblinge.


    Übrigens: Ich finde Leusinks Aufnahme wesentlich besser als ihr Ruf es behauptet. Sie könnte sogar die Einsteigerreferenz für den kleinen Geldbeutel sein - wenn, ja wenn die Altus- Partien nicht oft mit Sytse Buwalda besetzt wären. Sein Timbre gefällt mir leider gar nicht. Doch wo der Altus schweigt, wird mit Spritzigkeit und schönem Klang musiziert.


    Gruß

    Stefan

    Oh, Mensch bedenke: auch ein Fenghuang Dancong oder ein Da Hong Pao ist kein Huang Zhi xiang Dangcong!

  • Herreweghe musiziert die Kantaten ( je nach Thema natürlich unterschiedlich stark) sehr elegant und wohlklingend. Meist etwas introvertierter mit einem " abgetönten Glanz von altem Golde".

    Gardiner setzt mehr auf Brillianz, ein strahlenderes, energiegeladenes, tänzerisches Musizieren. Aber versteh mich bitte recht - bei Gardiner von perfektionistischer Kälte zu reden, halte ich für verfehlt.

    Danke, lieber Stefan! Das ist eine Charakterisierung, mit der ich gut leben kann: Wobei "introvertierter mit einem 'abgetönten Glanz von altem Golde'" es für mich besonders schön trifft: Ebendas mag ich bei Herreweghe!

    Von Leusink kenne ich übrigens noch gar nichts. Auch Suzuki ist mir bislang nur namentlich bekannt.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Hallo Algabal,


    Deine Empfehlung für Bas Ramselaar möchte ich ausdrücklich unterstützen!! Überhaupt sind die Solisten bei Leusink absolut konkurrenzfähig ( außer, ein Timbre gefällt so gar nicht 8+) ) Die bezaubernde Ruth Holton z.B. hat eine der schönsten Sopranstimmen für die Kantaten und hat ein paar mal bei Leusink gesungen und außerdem - bei Gardiner...1


    Gruß

    Stefan

    Oh, Mensch bedenke: auch ein Fenghuang Dancong oder ein Da Hong Pao ist kein Huang Zhi xiang Dangcong!

  • Die bezaubernde Ruth Holton z.B. hat eine der schönsten Sopranstimmen für die Kantaten und hat ein paar mal bei Leusink gesungen

    :yes:

    Zitat

    und außerdem - bei Gardiner...1

    Stimmt, sie singt BWV 140 und 147.

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Zitat

    - und grundsätzlich muss man schon Knabenchöre mögen, um sich mit Leusink anzufreunden.

    Wie man sich leicht denken kann, hab ichs nicht sonderlich mit Knabenchören; sie klingen mir einfach zu mager. Andererseits: Lieber ein richtig guter Knabenchor als ein mäßiger gemischter Singverein...

    Algabal und Stefan, nennt mir doch einfach mal zwei oder drei eurer absoluten Leusink-Favoriten! Ich starte dann gerne ein Vergleichshören, möglicherweise schon heute abend, falls ich nach durchlittener Musikschulfron ;( dafür nicht zu müde sein sollte.

    Zitat

    Bach und die Oboe (d'Amore) - das könnte übrigens mal einen eigen Faden wert sein...

    Mache ihn auf, Gurnemanz! Dazu kann ich dann schon was verzapfen....

    Zitat

    Neben der Kantate BWV 202 gibt es hier auch ein Konzert für Oboe d'Amore, Streicher & Bc (BWV 1005a).

    ?? Natürlich kenne ich das nach BVW 1055 rekonstruierte Konzert für Oboe d´amore in a, aber BVW 1005a? Ist das das gleiche Stück?

    Beste Grüße

    Bernd

  • Stimmt, sie singt BWV 140 und 147.

    Schöner Zufall: Die hier habe ich eben bei mir gefunden:

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

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    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

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