Die erwähnte Elzbieta Chojnacka spielt auf einem zeitgenössischen Hammerklavier, das auch ein orgelartiges Register hat, was zu einer absolut faszinierenden Aufführung des Fandagos führt
Die würde mich auch brennend interessieren.
Und das holt mir in Erinnerung, das ich noch eine Einspielung SolersFandango auf einer CD des finnischen modernen Komponisten und Cembalisten Jukka Tiensuu habe, auf der CD "The fantastic Harpsichord", Finlandia 1987, die es auch nicht mehr zu kaufen gibt, deswegen auch ohne verlinktes Bild, denn auf ihr ist auch Xenakis Khoai; diese Aufnahme taugt zwar gar nichts, - Xenakis selbst hat sich über sie noch viel unfreundlicher ausgedrückt und läßt nur Chojnacka gelten, die ja auch fantastisch ist, der Rest der CD ist aber sehr interessant und klingt mir auch sehr viel besser eingespielt: Michel Corrette (1709-1783): Combat naval - hier hört man u.a. schon heftige Cembalo-Cluster, wenn sich die Schiffskanonen die volle Breitseite geben; Kaija Saariaho: Jardin secret II (1984-86); Salvatore Sciarrino: De o de do (1970) und eine Eigenkomposition Tiensuus.
Aber nun zu Tiensuus Einspielung von Solers Fandango: Das verwendete Cembalo ist leider nicht angegeben. Zunächst gefiel sie mir gar nicht, aber während ich sie jetzt erneut mehrmals gehört habe, gefällt sie mir immer besser. Tiensuu läßt sich Zeit ohne zu Dehnen und liegt mit 11:44 Min fast gleichauf mit Scott Ross. Er spielt fast ganz ohne Rubati, agogisch geradezu extrem gleichförmig, auch sonst nur sehr sparsam Betonungen setzend, z. B. auch Lautstärken kaum verändernd und das war es wohl, was mir zu Anfang gar nicht zusagte. Solers Fandango verträgt aber auch diese Spielweise, denn die wenigen Betonungen, die er setzt, spielt er wirkungsvoll und gekonnt. Der Fandango erhält so einen etwas derben, sehr volkstanznahen Charakter. "Die Unerbittlichkeit des Fortschreitens in der Basslinie" wird so besonders betont, aber sehr deutlich wird so auch das kontinuierliche Moment in den Variationen, die so besonders nach scheinbar einfachen, eben etwas derben Improvisationen klingen.
Kurz eingehen möchte ich hier auch auf Tiensuus Eigenkomposition von 1984, denn auch das ist nämlich ein Fandango, dem man die Auseinandersetzung mit Solers durchaus noch anhört, wenn er auch so klingt, wie etwa ein argentinischer Kunst-Tango Nuevo, der in einen groben volksmusikalischen finnischen Tango gewandelt wurde, der dann von Kurt Weill bearbeitet wurde, bevor Luciano Berio schließlich das Ganze collagiert und überschrieben hat. Das macht geade ergänzend zu Solers Fandango gehört, viel Spaß, mir jedenfalls.
Matthias