"Es soll nur Sylvius die Laute spielen" - Silvius Leopold Weiss (1687-1750)

  • Ich finde es sehr schwierig bis unmöglich aus der Vielzahl der Sonaten nun nur einige als besonders herausragend herauszufiltern. Die zwölf CDs sind ja auch nur Teil der Lautenwerke von Weiss dar. Ich möchte eigentlich auf keine verzichten.

    Viele Grüße Bernd


    Du musst ja auch nicht verzichten, aber ich habe keine Lust mehr, mir solche Klötze ins Zimmer zu stellen. Die Aufnahmen gefallen mir vom Klang her sehr gut, die Werke finde ich auch ok - aber nicht schön genug, um mir so viel davon zuzulegen. Bei den früherern Gesamtaufnahmen von Brilliant - etwa Frescobaldi oder Corelli - gab es ja auch Einzelalben.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • 16 CDs sind in der Tat eine ganze Menge, nun jeder, wie er es möchte!

    Beryllo hat in seinem Post #7 eine CD von Jakob Lindberg sehr empfohlen,

    Ich denke bei den Zupfern ist Silvius Leopold Weiss sehr bekannt und beliebt. Von den großen Könnern wird er natürlich auch sehr geschätzt.
    Hier der fabelhafte Jakob Lindberg, der für seine erste Aufnahme mit der ältesten Laute, aus dem Jahre 1590, ein Programm mit Werken von Weiss zusammengestellt hat:

    Inzwischen gibt es von ihm auch eine bzw. zwei neue Silvius-Weiss-CDs,
    diese wurde bei Amazon sehr verrissen, ob gerechtfertigt oder nicht, mögen die Fachleute unter Euch entscheiden:



    Hier übrigens, falls jemand die Lindberg-Weiss-CD Nr 1 in der Tubenfassung hören möchte:
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    :wink:

    amamusica :pfeif:

    Ein Blümchen an einem wilden Wegrain, die Schale einer kleinen Muschel am Strand, die Feder eines Vogels -
    all das verkündet dir, daß der Schöpfer ein Künstler ist. (Tertullian)

    ...und immer wieder schaffen es die Menschen auch, Künstler zu sein.
    Nicht zuletzt mit so mancher Musik. Die muß gar nicht immer "große Kunst" sein, um das Herz zu berühren...


  • Hier noch mehr Weiss-Tuben-Musi, gespielt von Michel Cardin -
    (für die, die von der Gesamteinspielung ein wenig abgeschreckt sind)

    Suiten / Sonaten Nr. 1, 2, 3:
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    Wenn man sucht, findet man die übrigen sicher auch, denke ich, diese hier "poppten" von alleine auf, ganz ohne Sucherei
    Etwas aus der Nr. 13 kenne ich von früheren Gitarrenplatten, aber - wer? welche Platte? :huh:
    Würde jetzt mal auf Parkening tippen, kann aber auch völlig falsch liegen


    :wink:

    amamusica :pfeif:


    Konnte noch editieren - hier jetzt die fehlenden Nummern bis 26 ergänzt.
    Die weitern ein anderes Mal ;+)

    Ein Blümchen an einem wilden Wegrain, die Schale einer kleinen Muschel am Strand, die Feder eines Vogels -
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  • Der Tube sei Dank komme ich bei meiner Sucherei schon weiter, wird was für den "Ohrwurm"-Thread:
    Bei den Gitarristen läuft das gesuchte Stück unter "Weiss - Passacaglia" (bei den Lautenspielern natürlich genauso)
    Bei dem japanischen Lautenspieler Yasunori Imamura findet sich die genaue Bezeichnung:
    Sonate D-Dur, VII: Passacaglia
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    Dieses Stück kenne ich also schon richtig lange, nur dass es von einem gewissen Weiss ist und was es mit diesem Weiss auf sich hat, das war mir entgangen :hide:
    Von welcher Platte ich das kenne, lies sich jetzt auch herausfinden: "Ein Abend mit Julian Bream"
    "http://www.amazon.com/Abend-Julian-B…e/dp/B00D0SEFW8"
    Da sind lauter richtig schöne Lauten- und Barockgitarren-Ohrwürmer drauf versammelt


    :wink:

    amamusica :pfeif:

    Ein Blümchen an einem wilden Wegrain, die Schale einer kleinen Muschel am Strand, die Feder eines Vogels -
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  • Hier weiteres zur Weiss - Passacaglia:

    Hier nochmal die CD (aus der Serie Weiss komplett), gespielt von Michel Cardin:
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    Die Passacaglia ab 21:20 - 28:10, aber auch das Stück davor (= das Menuett, ab 18:08) ist schon so schön, ist mir auch bereits bekannt von woher auch immer, am besten eigentlich alles hören
    Da sie so bekannt ist in Lautenspieler-/Gitarrenspielerkreisen, gibt es wie gesagt natürlich viele Instrumentalisten, die dieses Stück spielen

    Hier sehr schöne Infos von Michel Cardin über die Nr. 13 und die Passacaglia (Nr. 13 entstammt dem "Londoner Manuskript"):
    "http://www.slweiss.com/MsLondres/ge_MsLondres_Suite13.html"

    "Beinahe jeder Gitarrist kennt die abschließende Passagaille, die eine bewundernswerte kompositorische Reife zeigt. Wenn man alle Wiederholungen, auch die des letzten Teils - wie notiert - spielt, steigert sie sich kontinuierlich und dabei sehr kontrolliert zu einem dramatischen Höhepunkt. Sie ist eines der wenigen Stücke in dieser umfangreichen Musikhandschrift, die von vielen Künstlern aufgeführt wurden. Dieses Werk gehört zum Lehrplan der meisten Gitarrenklassen auf der ganzen Welt.
    Eine der reizendsten Eigenschaften dieser Komposition liegt in der Beweglichkeit der Basslinie, die mit ihren wiederkehrenden Synkopen den musikalischen Verlauf vorwärts treibt.
    "

    Vielleicht nicht der passende Vergleich, aber das ist auch ein "krönender Abschluss" des Stücks, ähnlich wie die Chaconne bei Bachs Violin-Solosonate Partita II d-moll BWV 1004.

    Wie Zatopek bereits in seinem Eröffnungspost geschrieben hat, sind die Infos auf der SL Weiss-Website sind eine Fundgrube, wenn man mehr über Weiss und seine Stücke wissen möchte!
    Etwa dieses:
    "Im Jahr 1722 wurde Weiss von dem Violinisten Petit, einem Schüler von Tartini, im Zorn beinahe das erste Glied seines rechten Daumens abgebissen." 8o
    "http://www.slweiss.com/ge_vie.html"


    :wink:

    amamusica :pfeif:

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  • Eine der vielen Musiker, die die Weiss-Passacaglia eingespielt haben (die CD-Liste ist lang, s. auch die Weiss-Website, und die ist bei weitem nicht vollständig, es kommen auch stets neue Einspielungen hinzu) ist die Argentinierin Evangelina Mascardi. Sie hat sich für ein recht flottes Tempo entschieden:
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    Von ihr gibt es u.a. auch die Allemande a-moll in langsamerer Gangart:
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    Sowie den Tombeau sur la Mort M. Comte d'Logy, der auch auf der Ohrwurm-Platte von Julian Bream ist:
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    Diesen und noch andere Tombeaus (= "klingende Grabsteine") für Laute und Theorbe hier:
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    Dies alles und noch mehr findet sich auf dieser CD von "ORF Edition Alte Musik":


    :wink:

    amamusica :pfeif:

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  • Mir war Weiss überhaupt kein Begriff, bis ich vor einigen Wochen eine Hausarbeit über improvisierte Präludien anfangen musste, die sich auch viel mit Weiss beschäftigt. Just in dieser Woche ist auch dieser Thread hochgekommen, lustiger Zufall. Ich kann also immerhin ein paar theoretische Anmerkungen ergänzen.

    Der Wikipedia-Artikel deckt sich (zur Abwechslung :whistling: ) mit den Daten, die auch MGG kennt. Einiges wird dort konkretisiert, so sei Weiss "ab 1744 der bestbezahlte Instrumentalist des sächsischen Hofstaates" gewesen. Außerdem unterschlägt Wikipedia die wichtigsten Infos, wie zum Beispiel, dass zu Weiss' Aufgaben am sächsischen Hof vor allem Soloauftritte gehörten, "die er auch dann noch gab, nachdem 1722 ein Violinist namens Petit versucht hatte, ihm die Spitze des rechten Daumens abzubeißen (vgl. Mattheson 1722, S. 152)."! (sehe gerade, dass der Daumenbiss schon genannt wurde, aber der ist so schön, zweimal schadet nicht!) Außerdem habe Weiss bei "größeren Aufführungen" mitgewirkt, "worauf insbesondere handschriftliche continuo-Einrichtungen aus Weiss' Feder zu Opern J.A. Hasses hindeuten". Und laut MGG hat Weiss keine eigenen Kompositionen in Druck gegeben, da er meinte, "so lange mann eine Sache allein hat, so ist Sie immer schön und neü, ich meines Ortes werde es auch so halten."

    Ulrike Neu berichtet in ihrer Dissertation (Ulrike Neu, Harmonik und Affektgestaltung in den Lautenkompositionen von Silvius Leopold Weiss, Frankfurt am Main 1995.) außerdem von einer entscheidenden Gemeinsamkeit zwischen Weiss und seinem Freund J.S.Bach. Wie jener hat auch Weiss in Arrest gesessen, "wegen eines nicht bekannten 'Vergehens' gegen den mächtigen Hofbeamten von Breitenbauch" , er wurde aber durch Vermittlung des russischen Gesandten wieder frei gelassen.

    Für mich interessant ist vor allem die Frage, wie Weiss' seine Präludien gestaltet hat und ein Blick in die Gesamtausgabe der Werke für Laute (erschienen in der Reihe "Das Erbe deutscher Musik" bei Bärenreiter) zeigt, dass Weiss seine Präludien entweder im französischen Stil der "Preludes non mesuré", also ohne Taktangaben, Rhythmen oder melodische Ausgestaltungen notiert hat und so dem Lautenisten die genaue Ausführung überlassen hat - oder das Prelude gleich ganz weg gelassen hat, dann sollte es wohl vom Interpreten ganz frei improvisiert werden. Ich hoffe da auf noch weitere Erkenntnisse durch die schon erwähnte Dissertation von Ulrike Neu, die mir auf den ersten Blick ziemlich lohnend erscheint. Ist aber eine musiktheoretische Abhandlung, da bin ich auch auch nicht so firm. Besonders im Vergleich zu Bach offenbaren sich anscheinend gewaltige Unterschiede in der Behandlung der Suitenform.

    Kennen gelernt habe ich Weiss übrigens durch ein Programm des Gitarristen Marc Sinan, der besonders aus diesen frei gestaltenen Präludien ein Program abgeleitet hat, in dem er über Bach und Weiss improvisiert. Siehe hier: "http://www.marcsinan.com/mproject.php?pr=ms_as" und hier: "http://www.marcsinan.com/files/Sylvius_screen_deutsch.pdf" und auf youtube.

  • Das ist wirklich ein lustiger Zufall, El Duderino.
    Viel Erfolg für die Arbeit! Interessant, die Theorie.
    Eine Frage, wer oder was ist denn MGG?


    :wink:

    amamusica :pfeif:

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  • Liebe amamusica, MGG ist "Musik in Geschichte und Gegenwart", das größte deutschsprachige Musiklexikon in etwa 40 Bänden. Es steht in jeder größeren Bibliothek und ist, weil die Daten genauer und besser abgesichert sind, für mein Empfinden lohnender als Wikipedia. Deswegen nutze ich gerne Gelegenheiten, gegen wikipedia zu sticheln. :rolleyes:
    Danke für die guten Wünsche, wenn ich was Gutes rausfinde, kann ich hier hoffentlich noch was beisteuern.

  • Was? Vierzig Bände sind das mittlerweile? Das werde ich nicht mehr schaffen ...

    Zum Thema gehörig, dennoch ein Ignoranten-Beitrag, respektive Frage:

    Ich will nicht viel Geld ausgeben. Mir reichen zwei, drei, vier Scheiben. Ich finde in meiner Sammlung, wenn ich mich jetzt nicht sehr täusche, ein einziges Lautenstück von Sylvius. Was soll ich mir anschaffen?

    Gerne alternative Vorschläge. Der Gewinner wird in diesem Kontext informiert. Er erhält einen feuchten Händedruck, virtuell halt. :P

    Danke! :thumbup: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Ich will nicht viel Geld ausgeben. Mir reichen zwei, drei, vier Scheiben.

    Eine ist Dir zu wenig?

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Vielen Dank für die Info, El Duderino!
    MGG = Musikbrockhaus in vielen Bänden, eine große Bildungslücke gestopft! 8o

    Um die Qual der Wahl für Andréjo noch etwas zu erhöhen,
    auch von Nigel North gibt es zwei Weiss-Scheiben

    und


    Das klingt dann etwa so:

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  • Eine nehme ich auch! :D

    Schönen Dank an amamusica! Ich werde berichten!

    :wink: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • ...
    Ich will nicht viel Geld ausgeben. Mir reichen zwei, drei, vier Scheiben. Ich finde in meiner Sammlung, wenn ich mich jetzt nicht sehr täusche, ein einziges Lautenstück von Sylvius. Was soll ich mir anschaffen?

    Kaufe dir die Aufnahme von Cardin.

    Kostet schlanke 25 EUR. Du kannst ja dann drei, vier Cds behalten und die anderen, die dir zuviel sind, wegschmeissen. 8+)

    Das ist immer noch billiger, als vier Cds einzeln zu kaufen. l-l

    VG Bernd

  • Du hast Recht, Bernd. Genau das werde ich tun. Nur das Wegschmeißen lasse ich weg. Danke!

    :wink: Wolfgang

    EDIT: Schon angeleiert!

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Über Silvius L. W.

    ...gibts übr. auch - recht umfängliche - Zeilen in meiner "Kalenderblatt"Kolumne - - - Beitr. 186!
    (D i e s e Eigenwerbung erlaube ich mir in Zukunft ab und an ;+) / genuch Wühlarbeit ist es bisweilen......)

    n`Morgn :)

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow

  • Eine Frage, wo findet der uneingeweihte Leser die "Kalenderblatt"-Kolummne?


    :wink:

    amamusica :pfeif:

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    all das verkündet dir, daß der Schöpfer ein Künstler ist. (Tertullian)

    ...und immer wieder schaffen es die Menschen auch, Künstler zu sein.
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