Johann Sebastian Bach: Triosonaten für Orgel, BWV 525 - 530

  • Johann Sebastian Bach: Triosonaten für Orgel, BWV 525 - 530

    Dieser Thread ist den Bachschen Triosonaten für Orgel gewidmet (entstanden um 1730). Unter spieltechnischen Gesichtspunkten zweifellos schwer zu bewältigen, versteht man doch unter Triosonaten Stücke, die im allgemeinen für zwei Soloinstrumente und und ein Continuoinstrument komponiert worden sind. Hier jedoch obliegt es einem Interpreten spieltechnisch manualiter und pedaliter drei gleichberechtigte Stimmen in einem kontrapunktischen, komplexen Zusammenhang darzustellen, wobei Bach melodiöse Schonheit aufs Beste mit den enormen satztechnischen Schwierigkeiten zu verbinden weiß.

    Was haltet Ihr von dieser Werkgruppe? Welche Aufnahmen bevorzugt Ihr?

    Gruß

    :wink:

  • Hallo Yukon,

    persönlich mag ich diese von Dir angesprochenen Triosonaten sehr. Sie zu hören bedeutet für mich immer in tiefe innere Ruhe zu kommen. Bach schuf hier ein Kompendium der Möglichkeiten im Umgang mit der Triosonate auf einem Soloinstrument.

    Als Aufnahme finde ich die bei Hänssler erschienene CD von Kay Johannsen sehr gelungen. Sie wurde in der Stadtkirche in Stein am Rhein aufgenommen.

    Grüße
    corda vuota

  • Hier nun eine interessante Lesart der Triosonaten in Gestalt einer Bearbeitung für Flöte und Orgel oder Cembalo mit Reine-Marie Verhagen (Flöte) und Tini Mathot (Tasteninstrumente).


    Vor wenigen Tagen ist eine Einspielung der Triosonaten Bachs in der gleichen Besetzung von zwei italienischen Musikern erschienen:

    Die Hörschnipsel hören sich sehr angenehm an, finde ich. Die Triosonaten laden zu einer Adaption als Kammermusik für mehrere Musiker natürlich geradezu ein, viel mehr, als das meiste, was von Bach sonst so arrangiert, transkribiert adaptiert wird und so scheint es inzwischen schon eine ganze Reihe von Aufnahmen v. a. mit Flöte und Cembalo zu geben.

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Wenn man denn die Gattung "Triosonate" generell als in der multiinstrumentalen Kammermusik wurzelnd, ansieht, hast Du natürlich recht mit Deiner Behauptung, dass

    Zitat

    Die Triosonaten [...] zu einer Adaption als Kammermusik für mehrere Musiker natürlich geradezu

    einladen würden. Die Sonaten werden nach der handschriftlichen Überlieferung zwar ausdrücklich als Sonaten "a 2 clav. e pedal" bezeichnet, was wohl auf eine ursprüngliche Konzeption für ein Tasteninstrument, wie Orgel oder gar Pedalcembalo - wenn man an das häusliche Musizieren denkt - hindeuten wird. Gleichwohl dürften die spieltechnischen Schwierigkeiten, auf die ich bereits im Ausgangsbeitrag hingewiesen habe, ein gewichtiges Argument dafür sein, die Stimmen der Sonaten auf im Trio musizierende Mitwirkende - in welcher konkreten instrumentalen Ausgestaltung auch immer - aufzuteilen, was möglichweise auch der Durchhörbarkeit des Stmmengeflechts zugute kommen könnte.

    Ich möchte iesen Beitrag nicht schließen, ohne auf die vorzügliche Einspielung von Edward Power Biggs (Verwendung eines Pedalcembalos) hinzuweisen (aufgenommen ausweislich des Begleitheftes vom 7. bis 9. Dezember 1966):

    Der Spiegel teilte 1968 zu dieser Aufnahme mit:

    Zitat

    Biggs, der früher schon Orgelwerke von Bach auf einem modernen amerikanischen Pedal-Cembalo aufgeführt hat, gewinnt den Trio-Sonaten mit hoher Registrierkunst eine der Schallplatte adäquate Dimension ab. Aus der Harmonie zwischen Instrument, Medium und Hörraum resultiert eine neue Möglichkeit strukturellen Hörens: Auf dem Pedal-Cembalo, so viel ist gewiß, ist die komplizierte Faktur der dreistimmigen Sonaten weit deutlicher zu unterscheiden als beim Hi-Fi-Orgelschwall.

    aus: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46050066.html

    Struktubetontes Spiel ==> Transparenz ==> Durchhörbarkeit/Unterscheidbarkeit der Stimmen ==> gleichsam miteieinander kommunizierend. :yes:

  • Ich hab diese Werke über die Aufnahme von Power Biggs kennengelernt und liebe sie heiß! Ich weiß nicht, wie oft ich die Scheibe in den letzen Jahren gedreht habe - oft! ;+)

    Allerdings finde ich, dass die Durchhörbarkeit bei Walcha praktisch genauso gut ist. Da hört man praktisch alles - und so mancher langsamer Satz klingt auf der Orgel für mich eindeutig besser. Trotzdem: die Aufnahmen mit Triobesetzung höre ich zur Zeit beinahe öfter, und zwar vor allem diese:


    Ebenfalls sehr schön ist diese leider inzwischen aus dem Sortiment genommene Scheibe, auf der BWV 525 und 527 eingespielt wurden (neben den drei Gambensonaten BWV 1027 - 1029 für alternative Triobesetzung):


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    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Die Power-Biggs-CD war auch meine erste komplette Aufnahme und ich schätze die nach wie vor sehr, weil die schnellen Sätze auf der Orgel niemals so transparent-trocken daherkommen. Die Orgel-Aufnahme aus der Hänssler-Edition ist aber auch ziemlich gut und inzwischen mag ich auch etliche andere Orgelaufnahmen.

    Bei kammermusikalischer Besetzung nervt mich manchmal etwas, dass dann der Bass mit mehreren Instrumenten besetzt und ausgeziert wird.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Zu Benjamin Righettis Lesart der Trios hatte ich an anderer Stelle mitgeteilt:


    Zitat von ich

    außerordentlich spielfreudige, verschwenderische, extrovertierte Interpretation, die Akzente setzt hinsichtlich einer spannungsvollen, weil abwechslungsreichen Registrierung und einer variablen Tempogestaltung; bitte mehr von Righettis Bachlesarten.


    Righetti bespielt die Felsbergorgeln Saint-Paul, Lausanne; La Chiésaz, Saint-Légier; Temple, Boudry. Hier das Booklet (fr., engl., d.).

    rec. 2009

  • Ich:

    Zitat

    Den Anfang seiner Aufnahmen der gesammelten Orgelwerke des Thomaskantors machte Herrick 1989 bei Hyperion mit dieser Aufnahme der Trios an der Metzlerin der Stadtkirche, St. Nikolaus, Bremgarten, Schweiz.


    Ausgeprägtes Artikulationskönnen, Phantasiereichtum (z.B. hinsichtlich der reichhaltigen Registervarianten), an Koopman erinnernde Verzierungen zeichnen diese äußerst spielfreudige und klangfarbenprächtige Aufnahme aus - keine Spur von orgelbewegter Vermeidung von Subjektivismen, genauso, wie ich es mag.


    Derzeit für ein Trinkgeld erhältlich.

  • Bei allen Aufnahmen, die sich bei mir tummeln, ob nun auf Orgel, Pedalcembalo oder Instrumentalbearbeitungen, ist diese mir noch immer die liebste.
    Kleine Orgel, kleine (trockene) Akustik, aber große Interpretation: sehr klar strukturiert, es ist möglich, alle Stimmen zu verfolgen.
    Butt liest die Werke als Kammermusik, mir drängt sich der Gedanke auf, genauso könnte er sie auch auf einem Pedalcembalo spielen.

    Herzliche Grüße,
    Mike

    "Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst." Voltaire

  • Kürzlich ist diese mit Spannung erwartete Scheibe bei uns eingetrudelt. Das hier realisierte Konzept der Darstellung der Trios mittels Cembalo und Gitarre funktioniert meines Erachtens sehr gut. Das zweimanualige Cembalo, bespielt von Elaine Comparone ist mit einem Lautenzug (an dem nur ein noch ganz roher Geschmack Vergnügen finden kann, [Blockierte Grafik: http://www.eroica-klassikforum.de/wcf/images/smilies/crying.png] , so jedenfalls Heinrich Christoph Koch in seinem Musikalischen Lexikon von 1802, Sp.892/893), bezogen auf eines der zwei 8'-Register (2x 8', 1x 4'), bestückt, mit dessen Hilfe sie auf dem unteren Manual die grundtönigen Basslinien der Sonaten hörbar imitiert. Durch Manualwechsel (M1, M2) lässt sie zudem spielfreudig durchweg zusätzliche Klangfarben und Details in ihr Spiel einfließen. Sehr schön auch, wie der Gitarrist Dušan Bogdanović auf seinem Instrument allmählich sich steigernde oder sich verringernde Dynamikwechsel gestaltet und Klangfarbenschattierungen zu spielen versteht. Allerdings sollte man bereit sein hinzunehmen, dass Bogdanović' Ton an einigen Stellen etwas vibratös klingt, wodurch insbesondere in den langsamen Sätzen die Gehörnerven ein klein wenig gezwiebelt werden können.

    Die langsamen Sätze werden intim, geschmackvoll und sehr sorgfältig zelebriert, garniert mit dezenten Verzierungen, die aber nie vordergründig wirken; die schnellen Sätze wirken ausnahmslos sehr temperamentvoll und vital interpretiert, ohne dass es zu Stauungen oder gar einem Innehalten des musikalischen Fortgangs käme, stellen sich sozusagen nach all den Adagios und Andantes als frisches Wiedererwachen des Geschehens dar.

    Die klangliche Verschmelzung von Cembalo und Gitarre ist sehr gut gelungen, ohne dass sich eines der Instrumente keck in den Vordergrund drängen würde. Man hat stets den Eindruck, das sich die drei Stimmen unterscheidbar im musikalischen Gleichgewicht befinden. Comparone und Bogdanović lassen ihre Instrumente (Gitarre, Cembalo [Lautenwerck]) in einer Weise miteinander kontrastreich kommunizieren, dass es eine wahre Freude ist ihnen zuzuhören.

    Der Tonmeister der Aufnahme (Christopher Greenleaf) hat ganze Arbeit geleistet, indem er den Klang sehr direkt aufgenommen hat, ohne die Möglichkeiten des Raumes (St. George Methodist Church, Methuen, MA) zu vernachlässigen.

    Das vierseitige Booklet (e) im Sparformat bietet Basisinformationen zu den Sonaten, zu den Interpreten und deren Interpretationshaltung.

    Insgesamt handelt es sich um eine sehr respektable Aufnahme, :top: .

  • Bach mit Plack?!?

    :versteck2:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Muss eine schwere Plackerei für die Musiker gewesen sein.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

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