in der Bachschen JP vermute ich, dass es durchaus Passagen/Momente gibt, in denen die Musik die Heilsbotschaft des Evangeliums in Frage stellt, sich => konträr zum Text verhält.
Da wären nun die konkreten Stellen interessant. Kansst Du da etwas genauer werden?
Das reizt zu der Frage, ob z.B. Bachs geistliches Werk (z.B. die Kantaten) das in der kirchlichen Funktion z.B. für einen Gottesdienst eingebunden war/ist, sich in dieser Funktion erschöpft, oder nicht vielmehr auch ein Stück Autonomie außerhalb dieses Rahmes beansprucht.
Das ist nicht Bach-typisch, das ist ein Problem, das für alle Kirchenmusik gilt: daß nämlich diese Musik, sobald sie sich vom reinen Gemeindegesang abhebt, unabhängig vom Ort der Aufführung (also auch IM entsprechenden liturgischem Kontext) immer auch als autonomes Kunstwerk wahrnehmbar sein kann und das mit zunehmender "Schöpfungshöhe" auch zunehmend wird. Speziell für die Kunstform Musik war und ist das in der Kirche nicht notwendigerweise ein von allen erwünschter Nebeneffekt. Die Oratorienbewegung des Philipo Neri und die Kirchenmusik des Lutherischen Protestantismus, die die Musik bewußt als Mittel zur Verkündigung (und Missionierung) einsetz(t)en, Und der Gregorianische Choral, dessen Einführung im Rahmen der Vereinheitlichung des Ritus politisch gewollt war, sind da kirchenmusikgeschichtlich die große Ausnahme.
Zitat von »bustopher«
Nö. Das gehört genau da in den Kontext. Das ist die Bildsprache (und Sprache!) und Symbolik des Hohen Liedes, die hier aufgegriffen werden und dafür gibt es gleich drei christliche Interpretationen, wer denn da als Braut gemeint sein könnte: Da ist einmal die Kirche als solche (Dies entspricht auch der jüdischen Auslegung, die im Hohen Lied die Beziehung zwischen Gott und dem Volk Israel abgebildet sieht). Die zweite Deutung ist die Einzelseele, die sich hier auf den Erlöser freut, und zuletzt - das ist die Deutung durch Ambrosius von Mailand - ist damit Maria gemeint. Und letztere Interpretation führt unmittelbar zu "Und sie gebar ihren ersten Sohn"Na wenn Jesus der Bräutigam ist, fällt es mir schwer zu glauben, dass Maria in diesem Bild die Braut wäre. Ausserdem ist eindeutig von Zion die Rede.
Nicht Jesus, sondern Gott, dann passt's wieder. Natürlich sind auch die anderen beiden Interpretationen anwendbar.
War das jetzt eine Belehrung?
Natürlich nicht! Ich wollte, wie gesagt, mit meiner Wortwahl nur den Kontrast verstärken...