Ok, ok, ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil: romantische Klaviermusik
Meine Hinweise waren eigentlich als Beleg für Deine Behauptung gedacht, weil ich die besagten Bearbeitungen ziemlich daneben finde...
Kater Murr
Ok, ok, ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil: romantische Klaviermusik
Meine Hinweise waren eigentlich als Beleg für Deine Behauptung gedacht, weil ich die besagten Bearbeitungen ziemlich daneben finde...
Kater Murr
Aha, ok.
Ich kenne - wie ich bereits sagte - keine einzige dieser Transkriptionen, was aber nun auch wirklich nicht viel besagen will, und es hat mich eigentlich auch nur erstaunt, dass des entgegen meiner Vermutung tatsächlich soviele Bearbeitungen romantischer Klaviermusik gibt.
Speziell für Bläserquintett (wir armen Bläser verfügen halt nur über wenig wirklich hochklassige Originalliteratur) gibt es inzwischen kiloweise Transkriptionen quer durch den Gemüsegarten. Die Palette reicht dabei von Bach-Orgelwerken über Mozarts Klaviersonate KV 330, Rossini-Ouvertüren, Amerikanisches Streichquartett, Klaviermusik von Debussy, Le Tombeau de Couperin bis zu Peter und der Wolf.
Natürlich sind die Bearbeitungen mal mehr, mal minder gut gelungen. Etliche davon würde ich durchaus ohne größeres Erröten in einer offiziellen Darbietung spielen wollen, z.b. die "Petite Suite" von Debussy oder je nach Anlass (Gruftmucke....:devil: ) den einen oder anderen Bach-Choral. Andere dienen dagegen fast auschließlich der Ergötzung derjenigen, die sie im möglichst stillen Kämmerlein musizieren. Aber auch dadurch hat der Bearbeiter, so er denn einigermaßen geschickt zu Werke gegangen ist, ja zumindestens ein paar vergnügt vor sich hintrötende Menschen glücklich gemacht!
Langer Rede kurzer Sinn: Ich bin generell ein Freund von Transkriptionen! Im Zweifelsfall kann man sie ignorieren, und ansonsten stellen sie eine Bereicherung (zumindestens für die Ausführenden ) dar.
Beste Grüße
Bernd
"So viele" ist relativ. Von Schumanns "Träumerei" gibt es sicher auch noch ein paar, ebenso Orchesterfassungen von Schubert-Liedern von Berlioz oder Reger. Und Liszt hat aus der Wandererfantasie eine Art Konzert mit Orchester gemacht. (Mich wundert, dass die Liszt-Sonate anscheinend noch keinen Bearbeiter gefunden hat, oder wenn, dann ist sie nicht sehr bekannt)
Aber verglichen mit der Anzahl der Barockbearbeitungen oder mit Ravel oder so, sind es nicht viele.
Noch extremer wäre Gustav Mahler. Er hat - so entnehme ich der bereits in anderem Zusammenhang erwähnten Biographie von Jens Malte Fischer - seine Anweisungen in einer Art konkretisiert, dass sie sich nicht auf andere Instrumente oder Instrumentengruppen übertragen lassen. Eine Sinfonie von ihm in Klavierfassung stelle ich mir sehr schwierig vor [...]
Dies hat Mahler selbst offensichtlich etwas pragmatischer gesehen. Zumindest hat er es sich nicht nehmen lassen, seine Musik höchstpersönlich auf einem Welte-Klavier einzuspielen:
LG
Langer Rede kurzer Sinn: Ich bin generell ein Freund von Transkriptionen! Im Zweifelsfall kann man sie ignorieren, und ansonsten stellen sie eine Bereicherung (zumindestens für die Ausführenden ) dar.
Das kann ich gut verstehen, vor allem ihre Liebligsmusik möchten sicher viele auf ihrem Instrument spielen. Und die Harmoniemusiken der Klassik machen auch heute noch vielen Musikern Spaß, also für ausübende Musiker sicher gut.
Aber Hören mag ich die meisten Bearbeitungen nicht, dann kann ich mir ja gleich die anderen Werke des Bearbeiters anhören. Eine Ausnahme gibt es dabei, ich mag Bearbeitungen, wenn sie schön schräg sind. So etwa:
lg vom eifelplatz, Chris.
ZitatUnd die Harmoniemusiken der Klassik machen auch heute noch vielen Musikern Spaß, also für ausübende Musiker sicher gut.
Genau, liebe Chris - so etwas ist eher ein Gaudium für diejenigen, die es spielen. Offengestanden würde ich auch keinen weiten Weg auf mich nehmen, um Don Giovanni auszugsweise in einer noch so zeitgenösssischen Oktettfassung zu hören (wobei....wenn ich recht überlege....Don Giovanni ohne Regietheaterbühne.... :klatsch: ), und auch eine Rossini-Ouvertüre wäre mir, wenn ich sie denn als Hörer überhaupt länger als zwei Minuten ertragen könnte :hide: , in der Originalversion deutlich lieber als in einer Bläserquintettfassung.
Auf der anderen Seite gibt es in seltenen Fällen Transkriptionen, die mir - meinetwegen als Interpretation, als Deutung - die "eigentliche Aussage" deutlich näher bringen als das Original. Busonis Klavierfassung der Bachschen d-moll-Chaconne rechne ich auf jeden Fall in diese Kategorie. Die Größe des zugrundeliegenden Werks erschloss/erschließt sich mir offengestanden erst in Form der genialen Verfälschung!
Herzliche Grüße
Bernd
Auf der anderen Seite gibt es in seltenen Fällen Transkriptionen, die mir - meinetwegen als Interpretation, als Deutung - die "eigentliche Aussage" deutlich näher bringen als das Original. Busonis Klavierfassung der Bachschen d-moll-Chaconne rechne ich auf jeden Fall in diese Kategorie. Die Größe des zugrundeliegenden Werks erschloss/erschließt sich mir offengestanden erst in Form der genialen Verfälschung!
Selbst wenn man nicht von Genialität sprechen kann, das Bewirken von musikalischen Schlüsselerlebnissen rechtfertigt noch jede Transkription. Man mag von Uri Caine halten was man will (ich beispielsweise halte mich zurück), wer einem Jazzfreund die Tür zu Bach, Mozart oder Mahler öffnet (oder "umgekehrt"), der soll Narrenfreiheit haben.
Hey Leuts,
interessantes Thema!
als Gitarrist ist man ja, wenn man das dürftige Originalmaterial durch hat,
auf Transkriptionen angewiesen.
Also hab ich angefangen, langsame Sätze aus Sinfonien, Klaviersonaten,
sogar Klavierkonzerten für mich umzuformen.
ist eine interessante Sache, weil man lernt, welche Töne man weglassen kann,
welche man sogar weglassen MUSS, um es dafür ausdrucksvoller spielbar zu halten!
Was ist wesentlich an einem Musikstück, was ist an die Instrumententechnik gebunden:
es gibt Arpeggien, die klingen auf dem Klavier, sind aber für die Gitarre unbrauchbar
und man muss die Akkorde teilweise umkehren (natürlich unter Schonung des Bassverlaufes...),
um den gleichen Effekt auf einem anderen Instrument zu erzielen...
Spannende Sache,
und allemal interessanter als Guiliani und Carulli :hide:
Gruss von Herr Maria
Sicherlich ist es wie überall, es gibt immer gute und schlechte Beispiele, aber ich habe generell erstmal gar nichts gegen Transkriptionen, sie können das Ursprüngliche Werk bzw. dessen Rezeption nicht nur um mögliche Farben bereichern, sondern, meine ich, manchmal sogar das Verständnis fördern oder überhaupt erst eine Zugang ermöglichen.
Für sehr gelungen halte ich in dem Zusammenhang folgendes :
Von Schumanns "Träumerei" gibt es sicher auch noch ein paar
Es gibt sogar eine Version für Cello und Klavier, auch von Von fremden Ländern und Menschen. Die durfte ich mal spielen, aber beim Üben war mir die Cello-Stimme alleine so langweilig, daß ich Den Fremden (do hieß es in der Bearbeitung) unbewußt nach Schumanns originaler M.M. Anweisung oder sogar ein Tick schneller spielte und mit Verzierungen bereicherte . Mein Cello-Lehrer, der auch die Klavierbegleitung spielte, pflegte sich ab und zu zu entfernen, um in der nächsten Kneipe seinen Durst zu löschen. Ich durfte dann alleine üben und weil sein Durst einmal etwas größer war als sonst, habe ich nach pflichtbewußtem Üben mein Schumann-Arrangement gespielt, just in dem Moment selbstverständlich als der Lehrer mit gelöschtem Durst zurückkam. Der Durstlöscher hatte wohl seine Ehrfurcht vor dem großen Robert geschwächt - selbiger hatte auch ab und zu Durstprobleme - und so enstand eine Art Schumann-Fantasie für Cello und Klavier, die leider nur noch in meinem Gedächtnis existiert, da die Leber meines Cello-Lehrers ihn ins Jenseits befördert hat.
Kein Wunder jetzt, daß die Kinderszenen nach Schumanns Metronom-Anweisungen bei mir einen Haha-effekt provozierten. Insgeheim träume ich von den Kinderszenen live mit Keith Jarrett am Cembalo (bin ich noch zu retten?).
ebenso Orchesterfassungen von Schubert-Liedern von Berlioz oder Reger.
und sogar von Offenbach. Webern hat auch die Deutschen Tänze D820, Wolfgang Fortner die Valses nobles D769 und Bruno Maderna eine Suite aus verschiedenen Tänzen für Orchester bearbeitet.
Eine wahre Künstlerin der Transkription ist Christina Pluhar. Vor kurzem habe ich von der CD
ihre Bearbeitung von
Antonio Soler: Fandango
gehört. Man muss sich - zum eigenen Besten - von ein paar Hörgewohnheiten freimachen. Nun ist der Fandango nicht mehr das halluzinose Spiel von Liebe und Tod, was es in einigen Interpretationen sein kann, sondern ein munteres klangreicvhes Spiel über einem ostinaten Bass. Erhellend. Beides hat sein Recht ... und mehr noch dazu. Die Transkriptionen von Pluhar finde ich auf jeden fall faszinierend.
Liebe Grüße Peter
In den 70er Jahren hat Alexis Weissenberg eine LP mit Bach-Transkriptionen eingespielt, die ich als Kind rauf und runtergehört habe. Jetzt habe sie dank Spotify wieder gefunden, und was soll ich sagen: Ich bin erneut stark suchtgefährdet. Weitab von jeder vermeintlichen oder tatsächlichen historischen Korrektheit findet Weissenberg in den Transkriptionen von Busoni, Liszt, Siloti usw. zu einer ganz eigenen Bach-Wahrheit, die er mit großem Ernst, herrlichem Klang und immensem Können vorträgt. Er spielt sensibel, kraftvoll, trotz reiclichem Pedalgebrauch sehr transparent und mit herrlicher Klarheit. Er zeigt, was in diesen Fassungen steckt, wenn man sie musikalisch ernst nimmt und pianistisch perfekt spielt. Für mich eine der schönsten Klavier-CDs, die ich kenne. Weissenberg wäre überhaupt mal einen eigenen Thread wert, er ist meines Erachtens einer der meistunterschätzten Pianisten des vergangenen Jahrhunderts - Joachim Kaiser, der ihn unverschämterweise in seinem Buch über die großen Pianisten mit keiner Silbe erwähnte, dürfte daran nicht ganz unschuldig sein. Die Bach-CD gibt es im Moment anscheinend nur in dieser Box:
Außerdem wie gesagt bei Spotify unter
Christian
Danke für den Hinweis! Ich höre mir die Aufnahme gerade an. Sie gefällt mir ausgezeichnet. Man hat wirklich das Gefühl, das der Pianist diese Musik ernst nimmt und nicht als bloße Lückenfüller, als willkommenes Material für eine effektvolle Zugabe betrachtet.
Zu Weissenberg haben wir keinen Thread? Ich schaue mal nach. Wenn nicht, sollten wir das wirklich ändern ;+)
Christian
Kit Armstrong als Brendelschüler genießt in diesem Forum ja eine gewisse Bekanntheit. Zuletzt hat music lover seiner erwarteten Begeisterung für Armstrongs' Debütalbum Ausdruck verliehen.
In der Produktinfo bei jpc heisst es:
ZitatAuf seinem Debüt-Album präsentiert Armstrong 12 bekannte Choral-Préludes von J. S. Bach, ursprünglich für die Orgel verfasst, in eigener Klavier-Transkription. Seine "Fantasy on B-A-C-H", die 2011 als Auftragswerk entstand, ist Armstrongs persönliche kompositorische Hommage an das barocke Musik-Genie Bach.
Hier äußert sich Armstrong in einem Interview zum Thema Bach-Transkriptionen:
Die arte-Dokumentation zu Brendel/Armstrong, auf die ich bereits am 30.08.2011 hingewiesen habe, kann man übrigens hier noch nachverfolgen:
(ich besitze z.B. eine öd gleichförmige Aufnahme mancher Bach'scher Orgelwerke mit Karl Richter)
Welche & warum sollte(-n) diese "öd" & "gleichförmig" klingen, lieber Areios?
Es gibt sogar eine Version für Cello und Klavier
Eben weil ich eine bearbeitete Fassung für Cello (von Norbert Studnitzky) gerade spiele (u. a.)., bin ich auf diesen Thread gestoßen. Der Blick auf meine Aufnahme der Fassung von Cello und KIavier - keine von ihnen habe ich gezielt gekauft, sondern diese kleinen Stücke sind eben bisweilen auf einer CD dabei - hat die Merkwürdigkeit ergeben, dass nur ältere Cellisten dieses Werk eingespielt zu haben scheinen: Casals 1915, Feuermann 1930, Navarra 1942, Rostropovich 1956, Tortelier 1958, Shafran 1982 (übrigens mein Sieger des kleinen Vergleichshörens, großartig gestaltet das kleine Ding). Kann Zufall sein, zumal eine kleine Recherche ergab, dass auch heutige Cellisten das Werk noch aufnehmen, kann aber auch damit zusammenhängen, dass man den Bearbeitungen mit Beginn der HIP-Bewegung deutlich skeptischer entgegenstehen mag, als seinerzeit, weil gerade die spezifische Klanglichkeit der Originale als werkzugehörig erkannt wurde.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich bin generell ein Freund von Transkriptionen! Im Zweifelsfall kann man sie ignorieren, und ansonsten stellen sie eine Bereicherung (zumindestens für die Ausführenden
So sehe ich das auch. Spielen kann man alles und es bringt zuweilen auch Spaß, die umständlichsten Bearbeitungen auszuführen, denn: Oft liegen Bearbeitungen deutlich blöd, muss man sehr umständlich greifen, um den neuen Text zu spielen, insbesondere in neuen Tonarten. Im Konzert oder auf Aufnahmen bevorzuge ich dann aber doch das Original.
Schwierig wird die Abgrenzung allerdings, wenn die Original selbst bereits Originale geworden sind, wie Werke von Bach wie z. B. die BWV 972 ff. bereits Bearbeitungen der Werke fremder Komponisten sind. Die diversen Bearbeitungen Liszts z. B. haben ja auch seit langem eigenständigen Wert.
Unklar ist mir übrigens die Abgrenzung von Arrangement zu Transkription. Manchmal geht es nur um die Tonart, manchmal nur um die Besetzung, manchmal auch um die inhaltliche Umgestaltung. Was davon wie genannt wird, scheint bisweilen beliebig zu sein.
Edit: Sorry, ich bekomme das Kursive nicht heraus
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