J.S. Bach: BWV 988 - Die Goldberg-Variationen

  • also die Youtube-Strings klingen schon sehr vielversprechend (ist mir viel näher als Staier-Live).... werde jetzt scottrossmäßig am Ball bleiben

    Wer mir ebenfalls sehr gut gefällt, ist Ottavio Dantone - seine Einspielung der Goldbergvariationen ist noch relativ neu (von 2006), scheint aber schwerer erhätlich zu sein:

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere


  • Ein andere, die ich sehr mag, ist die von Wilhelm Kempff am Piano aus dem Jahr 1970. Sicherlich wird diese Aufnahme nicht mehr den zeitgemäßen Hörgewohnheiten entsprechen und wohl auch nicht als authentisch angesehen werden, aber ich mag die große Ruhe, die diese Aufnahme ausstrahlt.

    Wirklich eine sehr schöne, lyrische, charmante Aufnahme. Albert Schweitzer hat ja in seiner Bachbiographie einmal sinngemäß mitgeteilt, Bach sei mehr architektonisch als sentimental (richtig). Hier hat sich aber einer der großen - inzwischen verstorbenen - Alten souverän, manche würden sagen die Werkprobleme abseitig angehend, darüber hinweggesetzt.

  • Zitat

    Wer mir ebenfalls sehr gut gefällt, ist Ottavio Dantone - seine Einspielung der Goldbergvariationen ist noch relativ neu (von 2006), scheint aber schwerer erhätlich zu sein:

    über Youtube sind vermutlich die ganzen Gouldbervariationen mit Dantone verfügbar. Ich werde aber zunächst mit Scott Ross (Youtube nur mit Ausschnitten) am Ball bleiben, da mir dessen Cembalo mehr zusagt als das von Dantone ... vielleicht auch Fabio Bonizzoni (ist auch über Youtube leicht verfügbar). Mich interessiert jedenfalls momentan eine ergänzende Alternative zum Klavier...
    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Goldberg-Variationen arr. für Streichtrio

    Eigentlich könnte ich das jetzt auch in dem Thread über Transkriptionen posten, ich finde aber, es gehört eher hierher.

    Ich habe gerade eine umwerfende Transkription der Goldberg-Variationen für Streichtrio gehört. Die Bearbeitung stammt aus dem Jahre 1985 und ist von dem russischen Violinisten Dmitry Sitkovetksy. Gehört habe ich die Bearbeitung in der Aufnahme von Julian Rachlin (Violine), Nobuko Imai (Viola) und Mischa Maisky (Violoncello) aus dem Jahre 2006.


    Ich war sehr skeptisch ob das gutgehen kann, aber es klappt ganz hervorragend. Die Stimmen sind sehr schön auf die einzelnen Instrumente verteilt, so dass die Mehrstimmigkeit, die mir bei manchen Cembalo-Aufnahmen nur sehr schwer nachvollziehbar erscheinen, wunderbar transparent und hörbar wird. Nur die Aria hat mir nicht ganz so gut gefallen. Aber etwa meine Lieblingsvariation Nr.25 Adagio klingt so herrlich, dass ich mich gefragt habe, ob nicht die Variationen in Wirklichkeit für das Trio geschrieben wurden.

    Kennt ihr die Bearbeitung ? Es gibt ja noch mehrere andere Einspielungen von anderen Ensembles. Was mich an der vorliegenden Aufnahme ein wenig gestört hat, war der doch sehr breite und wie ich finde romantische Ton.

  • Die Missionierung mit der Scott Ross- Wiedergabe ist ein absoluter Bomben- Erfolg !! Hätte ich nicht für möglich gehalten, dass eine Cembalo-Wiedergabe so stark beeindruckt.

    Ich würde zwar momentan nicht so weit gehen, wie im Eingangsposting, in dem das Cembalo als der wesentlichste Aufführungsinstrument festgeschrieben wurde. Aber ich nach momentaner Erfahrung denke ich, dass eine Cembalowiedergabe für eine grundlegenden Eindruck der Gouldbergvariationen unverzichtbar ist. Selbst Cembalo-Skeptikern müsste die Einsplelung von Scott Ross zusagen oder zumindestens keinen Widerwillen erregen.

    Scott Ross Wiedergabe der Gouldbergvariationen würde ich - nach dem 1. Reinziehen - ganz grob: als brilliant, kraftvoll und vor allem auch als deutlich bezeichnen. Was er aus den einzelnen Variationen rausholt ist schier unbeschreiblich. Momentan erreicht diese Wiedergabe einen ganz oberen Goluldberg-Champions-League-Platz.

    Auf Piano-Wiedergaben werde ich auch in Zukunft nicht verzichten, doch steht zunächst die Wiedergabe von Fabio Bonizzoni (Cembalo) auf der Hörliste ...

    Zitat

    Ich kenne die Gould-Aufnahmen - sowohl die ganz frühe aus den fünfzigern, wie auch die letzte aus den achtziger Jahren - schon seit meiner Schulzeit - ich habe 1980 das Abitur gemacht - und war damals ein heftiger Bewunderer. Meine Bewunderung war wohl eher ein Reflex auf die Tatsache, dass sich da mal jemand traute, Bach gegen den Strich zu bürsten und etablierte Hörgewohnheiten radikal in Frage zu stellen: Revolution ! Das gefiel mir. Dazu kam natürlich die exzentrische Person Glenn Goulds, unbestreitbar in seinem Gebiet ein Genie. Obwohl: gerne
    gehört hatte ich die Musik selber nie. Irgendwie kam sie mir merkwürdig langweilig vor

    Im Gegensatz zu Hannibal Lecter bevorzuge ich Goulds späte Einspielung der Gouldbergvariationen. Habe beide Aufnahmen aber seit langen mir nicht mehr reingezogen. Möglicherweise versuchte Goulds Bachspiel sich zuweilen dem Cembalo etwas anzunähern, aber das ist natürlich reine Spekulation..
    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Ein andere, die ich sehr mag, ist die von Wilhelm Kempff am Piano aus dem Jahr 1970. Sicherlich wird diese Aufnahme nicht mehr den zeitgemäßen Hörgewohnheiten entsprechen und wohl auch nicht als authentisch angesehen werden, aber ich mag die große Ruhe, die diese Aufnahme ausstrahlt.

    Jaaa, die ist ja sowas von geil, völlig daneben, aber sowas von geil. Ich höre die Goldberg-Var. in letzter Zeit fast nur in der Kempff´schen Interpretation, obwohl ich ja sonst eher zum HIP-Flügel gehöre, und alte Flügel höre. Aber was Kempf da macht, das ist echt eigensinnig. Ich meine, was tut der Mann da? Ich habe z.B. die Aria noch nie in dieser Weise gespielt gehört. Fußt das auf irgendeine Partitur-Variante, oder denkt sich Wilhelm: Ich mach das jetzt einfach mal, wie mir das passt...?
    Heutzutage sieht das Cover so aus:

    Ich habe noch das viel schönere Cover der LP, das ein Metallspäne-Schallbild zeigt... aber wir dürfen ja leider, leider keine Vinyl-Cover mehr einstellen.

    Es gibt noch eine sehr interessante Interpretation auf modernem Flügel von Rosalyn Tureck, die ja als das Vorbild Goulds gilt. Auch ein sehr eigener Ansatz, sehr laid back, mit allen vorgegebenen Wiederholungen.

    Na ja, und für Goulds Zweite habe ich nach wie vor auch ein wirklich große Schwäche. Das war halt meine erste Liebe.


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    Immer noch da ... ab und an.

  • Zitat

    Es gibt noch eine sehr interessante Interpretation auf modernem Flügel von Rosalyn Tureck, die ja als das Vorbild Goulds gilt. Auch ein sehr eigener Ansatz, sehr laid back, mit allen vorgegebenen Wiederholungen.

    die würde mich irgendwann auch mal interessieren, weil ich eine ganze Menge von Turecks Wiedergabe des WTKs halte. Tureck ihrerseits hielt nicht sehr viel von Goulds Bachspiel...
    :wink:

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  • Noch eine Anmerkung zu Glenn Gould: von seinen zwei bekannten Studio-Aufnahmen der Goldberg-Var. abgesehen, gibt es eine sehr bemerkenwerte Aufnahme von 1954 für den Kanadischen Rundfunk CBC, also noch eingespielt vor der ersten Studioaufnahme von 1955. Eine Art Zwitter: nicht vor Publikum sondern im Studio, aber dennoch live. Leider waren die Bänder, als man sie dann ausgegraben hatte, nicht mehr in bestem Zustand, deshalb ist die Aufnahme etwas schepperig. Allerdings bekommt man sie sehr preiswert (zusammen mit anderen etwas schepperigen Aufnahmen) in dieser Gould-Box


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    Immer noch da ... ab und an.

  • Einen ganz besonderen Reiz hat für mich die Gould LIVE-Aufnahme (ja live!!) der 1959er Einspielung (25.08.1959) der Goldbergvariationen in Salzburg. Spielt Gould hier grundsätzlich anders als im Studio? Eigentlich nicht, wie üblich auch hier eine frappierende Transparenz des kontrapunktischen Gefüges, eine beeindruckende technische Brillianz gepaart mit einem ausgeprägten Gespür für abwechselnde muskalische Formen. Man spürt der Aufführung eine erhebliche Spannung an, fast schon einen gewissen Übermut, was sich auch in einigen Fehlgriffen äußert. Gould als DER Studiointerpret, der seine Aufnahmen zusammengetüftelt hat? Hier kann man erfahren, dass er auch anders, nämlich live, mindestens ebensogut spielen konnte.

  • Jaaa, die ist ja sowas von geil, völlig daneben, aber sowas von geil. Ich höre die Goldberg-Var. in letzter Zeit fast nur in der Kempff´schen Interpretation, obwohl ich ja sonst eher zum HIP-Flügel gehöre, und alte Flügel höre. Aber was Kempf da macht, das ist echt eigensinnig. Ich meine, was tut der Mann da?

    Lieber Florian,

    ich höre ja Kempff wirklich gerne. Aber die Goldberg-Variationen? Damit bin ich nie so recht warm geworden. Beschreibe doch mal ein wenig genauer, was für Dich den Reiz dieser Aufnahme ausmacht: Tempo, Dynamik, Phrasierung, Wiederholungen - so was in der Art.

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Ich meine, was tut der Mann da? Ich habe z.B. die Aria noch nie in dieser Weise gespielt gehört. Fußt das auf irgendeine Partitur-Variante, oder denkt sich Wilhelm: Ich mach das jetzt einfach mal, wie mir das passt...?


    Nö: er spielt halt die Aria ohne die Verzierungen! Eigentlich hat er recht damit, so ist das (Bass-)Thema leichter zu verfolgen.

    LG
    Tamás
    :wink:

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato


  • Nö: er spielt halt die Aria ohne die Verzierungen! Eigentlich hat er recht damit, so ist das (Bass-)Thema leichter zu verfolgen.

    LG
    Tamás
    :wink:


    Ich habe mir eben mal die Hörschnipsel der Aria und der ersten Variation zu Gemüte geführt. Die Aria im Eilzug-Tempo ohne eine einzige Verzierung, dafür die erste Variation mit Pedal im Debussy-Format. Und da sage noch einer, der Gould sei exzentrisch gewesen - dagegen ist dessen Aufnahme von Mozarts A-Dur-Sonate ja HIP... :D

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Zitat

    Und da sage noch einer, der Gould sei exzentrisch gewesen - dagegen ist dessen Aufnahme von Mozarts A-Dur-Sonate ja HIP...

    Freilich gehörte Gould mit seinem antimusikalischen Secco- um- jeden- Preis-Gekloppe zu den damals HIPpigen Pianisten. Auch ich habe ihn seinerzeit als Asketen verehrt. Inzwischen finde ich sein Klavierspiel einfach nur gruselig dröge und klanglich armselig; eine Exzentrik, die sich hauptsächlich in abgehackter Rechtwinkligkeit ausdrückt, benötige ich längerfristig nicht zur Bewusstseinserweiterung. Speziell die mir bekannte Aufnahme der Mozartschen A-Dur-Sonate zog mir neulich schon beim ersten Hören die Schuhe aus - und zwar nicht vor Begeisterung!

    Kempffs Goldberg-Variationen besitze ich auch auf CD. Diese Interpretation finde ich in ihrer Individualität und Differenziertheit äußerst bemerkenswert, aber trotzdem dient mir immer noch ein zeitbedingter, grundsätzlich emotionreicherer Umgang mit Bachs Musik (siehe Simone Dinnerstein) als Maßstab......

    Beste Grüße

    Bernd

  • dagegen ist dessen Aufnahme von Mozarts A-Dur-Sonate ja HIP...

    Oui - das ist ja gerade das Geile. Kempff darf das.


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    Immer noch da ... ab und an.

  • Ansonsten habe ich den Abend über sehr viele Goldberg-Variationen gehört, und ich bin so frei, euch meine kurzen Eindrücke mitzuteilen:

    1) Glenn Gould, 1954 (für CBC): Wirkt fast wie die Aufnahme von 1982, ähnlich ruhig, spitzfingerig, herbstlich zurückhaltend. Natürlich hört sich das streckenweise an wie eine Maschine, aber wie eine sehr weise und alte Maschine.

    2) Rosalyn Tureck, 1999: Sehr, sehr langsam. Man kann ihr beim Denken zuhören. Die Triller federn. Ein Requiem. (Mich würde ja sehr ihre Einspielung aus den frühen 50ern interessieren, es scheint aber zur Zeit keine CD davon greifbar zu sein)

    3) Maria Tipo, 1986: Sehr hallig, weiträumig, etwas dumpf. Manieriert verhaucht einerseits, andererseits verschmiert. Die Triller in der Aria wirken draufgepappt. Es klingt alles ein bißchen verträumt, dabei sind die Variationen ja für einen Schlaflosen geschrieben worden.

    4) Lajos Rovatkay, 2005 (auf dem Nachbau eines Blanchet-Cembalo von 1737): Glockenspielartiger Klang. Bißchen verfranstes Spiel, teilweise bißchen lahm, sehr viel Agogik. Man erinnert sich später eher an den Klang des Cembalos, als an die Interpretation des Cembalisten.


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    Immer noch da ... ab und an.

  • Geln Gould

    Ansonsten habe ich den Abend über sehr viele Goldberg-Variationen gehört, und ich bin so frei, euch meine kurzen Eindrücke mitzuteilen:

    1) Glenn Gould, 1954 (für CBC): Wirkt fast wie die Aufnahme von 1982, ähnlich ruhig, spitzfingerig, herbstlich zurückhaltend. Natürlich hört sich das streckenweise an wie eine Maschine, aber wie eine sehr weise und alte Maschine.


    ...

    Nun unterscheiden sich die Aufnahmen Goulds aus den fünfizgern entschieden von der aus kurz vor seinem Tod entstandenen. Was mich interssieren würde: spielt er in dieser Aufnahme aus 1954 die Wiederholungen, oder läßt er sie, wie in der legendären Einspielung aus 1955 weg ?

  • Landowska 1933 vs. Leonhardt 1964

    ...werd mich mal an meinen 1. VergleichsHörBericht wagen 8+) übernä. Woche also................

    Warum ich das hier erstmal so offiziös ankündige?? ("Geltungssüchtig der Typ oder wat??") Na um mir selbst Drugg zu machen - muß aufpassen, das Venske-Zitat (S.unten - noch ein böser Satz von ihm..."Jeder Zivilist ist eine potentielle Leiche" :whistling: ) nich gar zu sehr zu verinnerlichen.........

    Aussdem - viell. arbeitet hier irgendein Goldberg-Experte schonmal etwas vor, und ich muß später nur noch bissl zitieren :P

    MAHLzeit

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow

  • Oui - das ist ja gerade das Geile. Kempff darf das.


    Eng betrachtet ist es ohne Verzierungen zu spielen auch nicht gerade unHIP - oder: weniger, als mit den vorgeschriebenen Verzierungen. Ganz und gar HIP wäre eigentlich improvisierte Verzierungen anzusetzen.
    Oder: die zwei Teile der Aria werden ja Wiederholt: so könnte man einmal ohne, andermal mit improvisierten Verzierungen arbeiten - das wäre dann auch HIP.

    Das wagen aber nur Wenige bei Bach: sie fürchten sich vor seinem (von Anderen, später) aufgesetzten Heiligenschein...

    LG
    Tamás
    :wink:

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Oui - das ist ja gerade das Geile. Kempff darf das.

    Entschuldige meine Penetranz, lieber Florian - aber vielleicht könntest Du noch mal versuchen ein wenig genauer zu beschreiben was Du an Kempff´s Interpretation jetzt eigentlich "geil" findest? ;+)

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Zitat

    Landowska 1933 vs. Leonhardt 1964

    Überlasse ich Dir gerne, lieber mstislav.

    Interessant ist, jedenfalls aus meiner Sicht, ein Vergleich Landowska 1945 und Leonhardt 1978. Zufällig stehen nämlich u.a. diese beiden Scheiben der GVar in meinem Plattenschrank, :) .

    Die legendäre Wanda hat in NY 1945 - 66 jährig - den Zyklus aufgenommen. Sie spielt auf einem Pleyel-Cembalo. Alles andere als pedantisch oder trocken akademisch. Starke Emotionen, ja teilweise stürmisch und vor allem hochvirtuos. Hinzukommt, dass sie trotzdem in der Lage ist mit größter Präzision in der Phrasierung und vor allem auch in den Verziehrungen zu spielen - beeindruckend, was die Grande Dame des Cembalospiels hier geleistet hat. Sie ist bemüht, nein sie schafft es auch, die Darstellung der Variationenfolge mit einer größtmöglichen Detailgenauigkeit auszustatten. Die Aufnahme ist deshalb meines Erachtens auch heute noch - nach 65 Jahren - hochbedeutsam. Die Wiederholungen hat sie undogmatisch gespielt, dh wie es ihr in den Sinn kam. Manches wird gespielt, manches verweigert.

    Die 1978er Aufnahme der GVar stellt die zweite Auseinandersetzung Leonharts auf einem Tonträger dar, ebenso wie bei Landowska die 1945er Aufnahme. Wenn man Noten und Einspielung nebeneinander legt und hört, stellt man fest, dass es Leonhardt offenbar um größtmögliche Texttreue ging. Äußertst präzise und genau wird souverän artikuliert. Trotzdem gewinnt man den Eindruck, dass hier ein Künstler nicht bloß Noten abspielt, sondern es ihm letztlich um Formenreichtum und phantasievolle Auseinandersetzung geht. Leonhardt spielte ein modernes Instrument von Wiliam Dowd, das einem historischen um 1730 nachgebaut wurde.

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