Zweifel hege ich, ob Dynamik sich allein festmacht in "laut" und "leise", sondern in den Graden der Differenzierung.
Deshalb schrieb ich ja auch: "das verfügbare Spektrum zwischen den leisesten und den lautesten Tönen". Verfügbar ist dieses Spektrum natürlich nur, wenn man es auch differenziert und kontrolliert abrufen kann.
Natürlich ist grobdynamisch der Steinway einem Stein überlegen- in der Feindynamik bezweifle ich das.
Er ist, wenn er gut intoniert und reguliert ist, auch feindynamisch überlegen. Das liegt weniger an den Filz- bzw. Leder-Hammerköpfen sondern an der enorm weiterentwickelten Anschlagsmechanik und Dämpfung.
Ich empfinde beim Hören des von Dir angebrachten Beispiel des Brahms- Konzerts das "klangliche Wiederfinden" eher im "Aufnehmen des Klangs" im Gespräch zwischen Naturhorn und Clavier als Du im Ausgleich, das ausgeglichen "gleich stark" zu wünschen.
Du hast mich entweder falsch verstanden oder ungenau gelesen: "Klangliche Gleichmäßigkeit" über die Register hinweg wünsche ich mir nicht als musikalisches Ergebnis sondern als instrumentale Voraussetzung, um dann gerade unterschiedlich gestalten zu können. Ein Flügel, bei dem die Diskant-Region "abbricht", würde hier ausgerechnet beim zitierten Hornruf und damit beim Ziel der musikalischen Phrase schwächeln. Man kann nicht ernsthaft behaupten, dass das im Sinne der Musik sei. Wenn Du hier das "Aufnehmen des Hornklangs" hören willst (was ich verstehe), braucht das Instrument gerade im Diskant eine entsprechende klangliche Länge. Ich behaupte dabei übrigens gar nicht, dass irgendein moderner Flügel "ideal" sei: Diskant-Töne sind bei jedem Flügel um ein Mehrfaches kürzer als Basstöne, was ich als ausgesprochen misslich empfinde, weil ja sehr oft die führende Stimme eher oben liegt und damit oft nur mit erheblichen "Ausgleichsmaßnahmen" überhaupt als solche hörbar gemacht werden kann. Ich hoffe deshalb sehr, dass der instrumententechnische Fortschritt nicht aufhört. Ich hätte auch gern eine bessere Möglichkeit, forte-piano-Anschläge zu kontrollieren, überhaupt Akzente mehr zu differenzieren, Töne in ihrem klanglichen Verlauf besser steuern zu können, sie auch ohne Pedal differenziert dämpfen zu können usw.. Was man da alles mit den Goldberg-Variationen machen könnte...
Christian