Das Neujahrskonzert 2015, aufgenommen mit Zubin Mehta und den Wiener Philharmonikern am 1.1.2015 im Großen Musikvereinssaal Wien (2 CDs Sony 88875030292), brachte nach den ergiebigen „Josef Strauss Festspielen“ der Jahre zuvor diesmal nur zwei Werke des Komponisten, darunter allerdings eine Erstaufführung im Rahmen der Neujahrskonzerte.
„Wiener Leben“ op. 218, uraufgeführt im Februar 1867, ist eine zwischen Wiener Charme und Marsch wechselnde Polka française.
Ein Klassiker hingegen ist der große Walzer „Dorfschwalben aus Österreich“ op. 164 – so wie ich es höre bei Carlos Kleiber (1992) ein nahezu irrealer Traum, bei Mehta (2015) eine wienerisch erdige Angelegenheit. Kleibers Dorfschwalben fliegen im Himmel, Mehtas Dorfschwalben im Dorf – beides passt ja, so anders es auch daherkommt. Die Wiederholungsweglassungen unterscheiden sich nur beim Walzer 3/1, den Mehta im Gegensatz zu Kleiber nach 3/2 doch noch einmal spielen lässt. Einmal mehr staune ich mit diesem direkten Hörvergleich über Carlos Kleibers exzeptionelle, einmalige, irgendwie zauberisch abgehobene und gerade dadurch besondere Deutung der Werke der Strauss Dynastie in seinen beiden Neujahrskonzerten. Etwa hier bei der verzögert ausgekosteten Wiederholung des Walzers 2/2 und beim Walzer 5/1.