Konzerte in Frankfurt
Guten Abend zusammen,
es gilt heute von einem grandiosen Abend gestern mit dem hr-Sinfonieorchester kurz zu berichten.
Grandios war der Abend vor allem wegen des Manns am Pult: Gianandrea Noseda gab nach seinem Debüt bei hr letzte Saison (mit Schostakowitschs Michelangelo-Suite und der 7. Sinfonie Beethovens, habe ich leider verpasst) sein zweites Konzert mit diesem Orchester, und hier stand in der Tat ein außergewöhnliches Talent am Pult. Sicher, sein ausgesprochen exaltierter Stil ist gewöhnungsbedürftig, aber jede Bewegung kommt direkt aus der Musik, mir entstand nie der Eindruck vordergründiger Show. Liszts "Orpheus" war noch ein schwacher Starter, was meines Erachtens aber auch am Stück lag. In Schumanns Cellokonzert, in dem Enrico Dindo vorzüglich das Cello strich, war der außergewöhnlich luzide Orchesterpart wunderbar plastisch durchgeformt, ohne sich allzu sehr in den Vordergrund zu drängen. Dass Noseda während der Zugabe ganz bescheiden im Orchester Platz nahm: Eine wunderbare Geste, die zeigte, dass es ihm nur um die Musik geht.
Mahlers erste Sinfonie nach der Pause: Enorm spannend, ein gänzlich radikaler, aber durchdachter Zugang. Die Zuspitzungen gelegentlich an B undernstein gemahnend, aber immer im Einklang mit dem Gesamtgeschehen, wiederum: Keine Show, sondern Zweck der Musik. Das Orchester folgte dem Italienern bis auf wenige, eher risikobedingte Patzer, ganz wunderbar, und applaudierte am Ende heftig mit.
Den Namen Gianandrea Noseda sollte man sich, neben Namen wie Jurowski, Harding, Dudamel, Ticciati etc. unbedingt merken. Ein famoses Talent am Pult. Ein Vollblutmusiker durch und durch. Ich denke, man wird noch viel von diesem Dirigenten hören.
Herzliche Grüße,
CH