Leonard Bernstein - einer der Größten des 20.Jahrhunderts

  • Leonard Bernstein - einer der Größten des 20.Jahrhunderts

    Liebe Bernstein-Freunde,


    ich möchte einen weiteren wichtigen CD-Neuzugang nutzen um dem großen Leonard Bernstein (1918-1990) auch einen Anfangsbeitrag für die Sparte Dirigenten bei Capriccio zu geben. Er fehlt bislang in der Riege der aufgeführten Dirigenten.


    Ludwig van Beethoven war einer der Komponisten, dessen Musik unter den vielen persönlichen und historischen Meilensteinen einen ganz besonderen Stellenwert hatte.

    :!: Die Deutsche Grammophon hat dazu auf 6CD bislang teils wenig bekannte Aufnahmen von Beethoven zu einer DG-6CD-Box zusammengefügt:

    DG, 6CD, 1977-1990, ADD/DDD


    Preislich ist diese 6CD-Box, die für den Preis einer CD zuhaben ist, nicht nur ein Schnäppchen, sondern ein Geschenk !
    :juhu: Am Inhalt dieser 6CD-Box gibt es nun gar nichts auszusetzen - das ist alles Beethoven-Pur mit Spitzeninterpretationen, wie sie nur schwer von Anderen erreicht werden. Eine weitere Überraschung war dann auch, dass diese LIVE-Aufnahmen klanglich gar kein Live-Niveau haben, sonderen alle sehr sauber aufgenommen sind. Man hört nur selten Publikumsgeräusche (die Münchener beim Amnesty-Konzert sind vorbildlich). Schlussapplause sind "gecancelt" - finde ich gut !

    Die Sinfonie Nr.5 ist in ihrer Größe und Dramatik in dieser Aufnahme schwer zu übertreffen.
    :thumbup: Bernstein liefert den Wahnsinn und baut nicht große, nein riesige Spannungsbögen auf - fantastisch. Mit fällt es schwer mich in meiner Gunst nun für Bernsteins New Yorker Aufnahme (SONY) und dieser mit dem Bayerischen RSO München zu entscheiden.
    Bernstein´s klangschöne aber für Lenny´s Verhältnisse ungewöhnlich brave Aufnahme mit den Wiener PH klingt dagegen wie eine Serenade, die fällt bei mir als einzige Sinfonie in der DG-GA mit den WPH ohnehin durch.
    Was er hier liefert war höchste Eingebung.
    *** Auf dem Cover der Bernstein-Amnesty-Box ist gerade die Fünfte gar nicht aufgeführt, wo es doch im Prinzip die Hauptaufnahme in dieser Box ist !

    Auch alles weitere sind famose Aufnahmen:

    Das KK Nr.4 mit dem Altmeister Arrau trieb mir Tränen in die Augen - sehr gut; das Cover der ehemaligen Einzel-CD ist auch in der Innenseite des Textheftes abgedruckt.
    Die LeonoreIII (zwei mal in der Box enthalten) mit dem Bayerischen RSO liefert er ebenfalls in 14:03 packend ab - eine der besten Aufführungen dieser LeoIII, die ich je hörte.
    Die "Wiedervereinigungsaufnahme" der Sinfonie Nr.9 von 1989 ist ebenfalls ein Zeitdokument, das man kennen sollte (die Spielzeiten natürlich sehr ausgewalzt). Diese Aufführung wurde damals in alle Welt übertragen und von mindestens 100tausend Hörern gesehen.
    Ebenfalls dabei, die bekenntnishafte Aufnahme der Sinfonie Nr.7 als seine letzte Lebens-Aufnahme vom August 1990.
    Es sind auch Neuzugänge in dieser Box für mich zu verzeichnen: Die Missa Solemnis werde ich mir mal in einer ruhigen Stunde anhören. Sie ist auf CD5 mit einer Länge von 81Minuten (Andere benötigen dafür 2CD !).
    Die Streichquartette op.131 in der Instrumentierung für Streichorchester von Mitropulos hielt Bernstein für seine beste schallplattenaufnahme überhaupt. Das Streichquartett op.135 ist in diesem Arrangement auch dabei. Diese CD wollte ich mir immer schonmal gönnen - aber sie war immer weit teurer, als diese gesamte Bernstein-Box. Ganz große Aufnahmen.
    Die klangstarken Aufnahmen der wichitgsten Ouvertüren mit den Wiener PH auf CD3 stammen aus Bernsteins Sinfonien-GA (DG), die mir bereits seit vielen Jahren vorlagen. Aber es ist eine schöne Ergänzung.

    :thumbup: Ich weis nicht was mich bis Ende Dezember noch erwartet, aber aus heutiger Sicht ist das mein Best-Buy 4.Quartal 2010. Ein weiteres Geschenk von Leonard Bernstein.

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Ja das kann man ohne wenn und aber sagen das Lennie einer der großen Dirigenten des 20 Jahrhunderts war. Immer wieder finde ich sein Temperament gerade wenn er
    die Wiener Philharmoniker dirigiert hat besonders. Da blühte er richtig auf man merkte auch das der Dirigent und die Wiener besonders eng Musik machten.
    Bei mir liegt eine CD oft auf dem Player und zwar die Pulcinella Suite von Strawinsky. Für mich ist es die absolute Referenz Aufnahme des Werkes. Das Israel Philharmonic Orchester
    und Bernstein eine absolute Einheit. Prächtige Klangfarben, es kommt keine langeweile auf, excellent gespielt voller frische und Farben.

    Schade das er so schnell von uns gegangen ist aber er hat auch sein Leben genossen.
    Es gab ein nettes Gespräch der älteren Herren (Lennie und Herbie) im Jahre 1988 im Musikvereinssaal. Später wurden sie gefragt über was unterhalten sich die großen der Musik die Antwort war? Hier tuts weh da zwick es näturlich wie fast bei allen älteren Leuten auch über Krankheiten usw. :D
    Die zwei alten Herren haben auch über eine gemeinsame Tournee gesprochen. Sie wollten sich die Konzerte aufteilen auch die einzelnen Konzerte. Mal sollte Herbert beginnen und Lennie den Abschluß machen und umgedreht. Lennie meinte das würde ein großer Erfolg werden auch Wirtschaftlich. Leider machte Karajan den Plänen einen Strich drunter für immer am 16.Juli 1989. Schade das dieses nicht realisiert worden ist.
    LG Andreas

    Liebe Grüße Dirigent :wink:

    Die Kunst zu wissen, wann man das Orchester nicht stören soll.
    Herbert von Karajan (1908-1989)

  • Ich finde, wir verdanken Bernstein eine ganze Reihe von Referenzaufnahmen einzelner Werke, und beileibe nicht nur seiner eigenen Kompositionen. Eine vielleicht weniger erwartete ist für mich trotz HIP (vor allem von Bruno Weil) seine Wiener Version von Haydns Sinfonie Nr. 88 G-Dur

    In dem Zusammenhang sollte man natürlich das Schaustück kennen, in dem Bernstein die Wiener Philharmoniker nur mit den Augen durch den letzten Satz führt. Hier ist es, mal mit, mal ohne Stab:

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    Aber natürlich gibt es zu Bernstein, dem Dirigenten, noch viel Fundamentaleres und Ausführlicheres zu schreiben. Nur: wo soll man bei diesem wohl vielseitigsten Musiker des letzten Jahrhunderts anfangen und wo aufhören? Ich fühle mich da überfordert.

    :wink: Rideamus


    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Für mich ist Leonard Bernstein einer der größten Künstler, die je gelebt haben - in seiner Universalität als Komponist, Dirigent, Pianist, Musikschriftsteller, Musikpräsentator für Alt und Jung (Harvard Vorträge, Young People´s Concerts), und vor allem als alles mit Hingabe liebender und lebender (auch oft leidender) Mensch.

    Habe in der Jugend dank einer umfangreichen CBS Plattensammlung meines Vaters viele Werke in Bernsteins Interpretationen kennen- und schätzen gelernt. Soeben ist eine Symphonien Box erschienen, die auf 60 CDs um nicht einmal 70 Euro einen Überblick über Bernsteins Symphonien-Aufnahmen bei Columbia vermittelt.

    (Mir fehlt da aber etwa eine Bruckner Vierte, die Bernstein auch mit den New Yorker Philharmonikern aufgenommen hat. Und von der Schostakowitsch Fünften gibt es auch eine Aufnahme von 1979 neben der hier enthaltenen von 1959. (Und überhaupt: Sofort her mit einer zweiten Box mit allen Alternativaufnahmen, Konzerten, Einzelwerken, Symphonischen Dichtungen etc.!)

    Egal ob Bernstein "irrt" im Sinne der Puristen - ich empfinde alles was er künstlerisch tat als menschlich bewegend, leidenschaftlich und vor allem aufrichtig, im Schöpferischen wie im Nachschöpferischen.

    Als Dirigent hat er sich wohl mit Beethoven, Tschaikowsky und Mahler am allermeisten identifiziert.

    Als Komponist möchte ich Bernstein keineswegs auf die "West Side Story" festlegen, auch wenn vieles weniger bekannt ist und wohl hauptsächlich dieses Werk "überleben" wird. Persönliche Geheimtipps wären das kammermusikalisch fein komponierte Orchesterstück "Halil" und die späte Oper "A Quiet Place". Dazu andernorts vielleicht demnächst mehr.

    Als Musikpädagoge ist seine volksbildnerische Leistung mit den im Fernsehen übertragenen Jugendkonzerten im Amerika der 50er und 60er Jahre gar nicht hoch genug zu würdigen.

    Seine vielfach in Büchern zusammengefassten Aufsätze und Vorträge zur Musik ("Freude an Musik", "Von der unendlichen Vielfalt der Musik", Erkenntnisse" u. a.) unterstreichen Bernsteins Leidenschaft und Hingabe für die Kunst.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Bernstein gehört zu den wenigen Musikern, die sinnvollen Brahms realisieren. Die beiden Mittelsätze aus Brahms 2. Sinfonie habe ich bisher noch nicht in einer deutlicheren + intensiveren Wiedergabe mir reingezogen als die mit den Wienern unter Lenny (kommerzieller Live-Mitschnitt).

    Die Wiedergaben des Doppelkonzertes und des 2. Klavierkonzertes sind auch sehr gelungen.

    Mit Lennys Beethovenwiedergaben (einschließlich der des Fidelios) tue ich mich sehr schwer. Aber andererseits gehört die Wiedergabe von Beethovens 7. Sinfonie mit den Wiener Philharmonikern (neben Wiedergaben bzw. Mitschnitten unter Toscanini, C. Kleiber, P. Järvi) zu den Favoriten dieser Sinfonie.

    Zu Beginn der Sechziger Jahre dirigierte er in den USA auch Werke der Neuen Wiener Schule. Hätte er doch sein Prestige weiterhin genutzt, um auch für Schönberg, Berg und Webern verstärkt zu agitieren !

    Von Lennys kommerziellen Mahlerwiedergaben sind diese unentbehrlich:
       

    Die letzte Einspielung von Mahlers 9. unter Lenny aus Amsterdam unterscheidet sich erheblich von seinen früheren (auch von der mit den Berlinern 1979). Lenny ist nicht in einer einzigen Lesart stehen geblieben. Diese letzte 9. mit dem Concertgebouwest gehört mit zu den fetzigsten Mahlerwiedergaben überhaupt.

    Was die Mahlers Sinfonie Nr. 4 angeht, so sind Radio- bzw TV-Mitschnitte vom 12.02.84 mit dem Wienern und 24.06.84 mit dem Orchestra Filarmonica della Scala unter Lenny (trotz schlechterer Tonquali) sehr viel gelungener als die "offizielle" Teuer- CD mit den Concertgebouwest ...

    Von den TV-Mitschnitten ragen die Sinfonie 1., 5. und 7. heraus + sind seinen anderen Einspielungen der gleichen Sinfonien überlegen; auch erneut sehr gut das Lied von der Erde

    Auch Dvoraks 9. Sinfonie mit dem IPO sollte in keiner Sammlung fehlen. Was das IPO und Lenny aus dem 2. Satz rausholen ist schier unglaublich.

    Auch beeindrucken seine späten Schumann-Wiedergaben ...

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • RE: Bernstein und die Brahms 2

    Ich freue mich über die zahlreiche Resonanz zum großen Dirigenten Leonard Bernstein. Da gibt es, wie Rideamus richtig anmerkt, noch ungeheuer vieles über das man schreiben kann.

    Bernstein liefert die meiner Meinung nach mitreißendste Aufnahme von Brahms' 2. Sinfonie:

    Hallo ralph,

    darin möchte ich Dir zustimmen --- nur ist es für meinen Geschmack diese Aufnahme aus New York von 1962, die ich noch ungleich packender finde:


    SONY, 1962(2.), 1964(3.), ADD

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    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Hallo,

    als besonders beeindruckend erachte ich den offensichtlichen, mitreißenden Enthusiasmus Leonard Bernsteins im Dienste der Musik und seiner Person.

    Seine Beethoven- und Brahms-Symphonie-Aufnahmen mit den Wiener Philharmonikern gefallen mir nicht, wenn auch die Brahms-Symphonien von den Wiener Philharmonikern ganz außerordentlich gut musiziert werden. Insb. die Aufnahme Beethovens 5ter von 1980 halte ich für vollkommen verunglückt – alles überdehnt und zerrissen; die Symphonie zerfällt. Eine der miesesten Aufnahmen, welche ich besitze und immer wieder ein Ärgernis, wenn ich versucht bin, diese Aufnahme unvoreingenommen zu hören. Hier empfehle ich ein Vergleichshören z. B. mit C. Kleibers Aufnahme oder ein Blick auf die Metronomangaben. Seine früheren Beethoven-Aufnahmen mit den New York Philharmonikern sind besser (eine sehr zweckdienliche Beschreibung… ;+) ).

    Viele von seinen Aufnahmen überschreiten meiner Meinung nach die schwerlich in Worte zu fassende Grenzziehung des Verhältnisses „Komponist-Werk und Interpret“; ein sehr subjektiv-(über-)emotionaler Stil des Interpreten. Vielleicht sind die Bernstein-Aufnahmen besonders 'gut' (einmal abseits von der fesselnden, überbordenden Leidenschaft), wenn der Komponist nicht zu überschäumenden "Inkarnationsgedanken oder Seelen-
    verwandtschaft" einlud? Seine "Vereinnahmung" G. Mahlers bzgl. Wien, Wiener Philharmoniker, angebliche Wiederentdeckung etc. entsprach nicht den Tatsachen. Bei diesen Legenden ging es nicht um die Musik G. Mahlers, sondern um die Person L. Bernsteins.

    Sein „Fidelio-Dirigat" (Wiener Philharmoniker, G. Janowitz, R. Kollo u. a.) ist typisch, aber gefällt bzgl. der dramaturgischen Steigerung und Kraft.

    Des Weiteren nehmen seine Aufnahmen der J. Haydn-Symphonien, die „Pariser Symphonien“ (New York Philharmonic) und besonders die L. Cherubini-Aufnahme „Medea“ (Orchestra del Teatro alla Scala, Milano; M. Callas, F. Barbieri u. a.) einen herausragenden Platz bei mir ein. Obwohl die Tonqualität bei „Medea“ zu wünschen übrig lässt, die beste Aufnahme dieser Oper.

    Sein Buch „Von der unendlichen Vielfalt der Musik“ mit den vier Symphonie-Analysen (Dvořák Nr. 9, Tschaikowskij Nr. 6, Beethoven Nr. 3 und Brahms Nr. 4) habe ich sehr gerne gelesen und kann ich empfehlen.

    "Leonard Bernstein - einer der Größten des 20.Jahrhunderts". Ja, zweifellos einer der größten Dirigenten des 20. Jahrhunderts.

    Bis dann.

  • RE: Bernstein auf DG und SONY/CBS

    Liebe Bernstein-Freunde,

    mir fällt auf, dass ihr hauptsächlicch bernsteins DG-Aufnahmen als herausragende Interpretationsbeispiele herausstellt. Alexander in Beitrag 4 hat als einziger die große Sinfonien - CBS _ Box herausgestellt, die er (und ich) nun gerne um die restlcihen sinfonischen Aufnahmen erweitert haben möchte. Ich habe ohnehin (fast) alles mit Bernstein auf SONY und DG, sodass ich diese GA-Boxen nicht mehr benötige.

    :!: Keine Frage, dass auch bei DG massig Bernstein-Edelsteine zu verzeichnen sind. Aber wenn ich mich entscheiden müßte, dann würde ich immer zuerst seinen New Yorker - Aufnahmen (CBS/SONY) greifen. Der Hang beim späten Bernstein auf DG die Werke zu sehr auszuwalzen ist mir nicht immer so angenehm, wie die weit jugendlichere Frische, die er den werken in seinen CBS-Aufnahmen angedeihen läßt !

    Laßt uns sein paar Beispiele betrachten:

    Die Brahms - Sinfonien auf DG - große hingebungsvolle Aufnahmen. Leider gehören sie zu den längsten Aufnahmen, die überhaupt vorliegen - und das gefälkt mir weniger. Die Brahms 1 verliert da sehr schnell an Spannung. Ganz anders mein absoluter Favorit für die Brahms - seine CBS-Aufnahmen. Hört mal mit wecher Energie Bernstein die Brahms-Sinfonien vorher in New York interpretiert hat; weche Spannung, welche Entladungen er hier packend inzeniert. Das sind meine Favoriten !

    Zustimmung bei Brahms-Doppelkonzert und Violinkonzert mit Kremer, diemamfortas abgebildet hat... Das ist IMO die Beste die überhaupt von diesen Werken vorliegt. Ein Kritiker hat mal geschrieben: Sie gehört zu den besten 10 Klassikaufnahmen der gesamten Discographie !

    Dann die Dvorak 9, die Amfortas in der Israel PO-Aufnahme (DG) abbildet. Sicher ist Bernstein dort begeisterungswürdig (wenn man die Andere nicht kennt sicher), aber er (und alle) sollten mal die absolute Wahnsinnsaufnahme aus New York hören, wo einem de Spucke weg bleibt. Soetwas hat er mit dem Israel PO nicht wiederholen können.

    Amfortas bildet auch eine CD mit den Beethoven-Sinfonien und den Wiener PH ab. Eine durchweg fabelhafte GA, dei mir nur bei der serenadenhaften und für Lenny ungewöhnlich braven Sinfonie Nr.5 nicht zusagt. Seine frische, den Beethoven-Metronomangaben weit nähere und damit straffere, flotte GA aus New York ist für mich nicht nur vorzuziehen, nein, diese ist ohnehin mein Favorit.

    Andreas (Dirigent) bldet eine DG-CD mit Strawinsky-Balletten ab. Klar, dass das keine schlechte Aufnahme ist. Aber auch hier qualitativ nicht zu vergleichen mit den CBS - Aufnahmen aus New York.

    Das Umwerfernste dieser Strawinsky - Ballette - Serie ist seine erste Aufnahme des Strawinsky- Le Sacre (SONY, 1959). Was die New Yorker PH und er dort auf die Beine stellten wurde vorher und nachher in diesen unglublich spannenden Ausmaßen nie wieder erreicht (von keinem). Seine spätere aus London (SONY) und aus Israel (DG) sind nur ein warmer Aufguss dagegen.

    :thumbup: Seine Aufnahme der Schumann-Sinfonien finde ich in beiden vorliegenden Interpretationen auf SONY und DG gleichwertig, da er diesesmal nicht diese tempomäßigen Audwalzungen betreibt, sondern in fast gleichen Zeitrahmen bleibt. Da die Wiener PH wegen des jüngeren Aufnahmedatums klanglich noch weit natürlicher und sauberer rüber kommen favorisiere ich diese auch.

    Die Tschaikowsky-Sinfonien sind das beste Beispiel für eine bis auf die Spitze getriebene ausweitung bis zum nicht mehr loslassen wollen. Ich schätze die DG-Aufnahmen wegen iherer Emotion, jann sie aber nicht immer hören und mich darauf einblassen. Francesa da Rimini (auf der DG-CD bei der Vierten) ist der helle Wahnsinn, der nie übertrpffen werden kann ! Bei den Sinfonien 1-6 liegen mir die im Tempo "normalen" Interpretationen auf SONY, die nicht minder Emotional rüber kommen, aber unbedingt näher.

    Das gleiche bei den Sibelius-Sinfonien. Wahnsinnsaufnahmen der 1,2,5,7, die als Spätaufnahmen bei DG voliegen. Besonders bei der Ersten mit Bernstein auf DG hätte ich nach Ashkenazy nicht mehr erwartet nochmal etwas besseres zu hören. :thumbup: Meine Favoriten für die Sibelius - GA bleiben die CBS-Aufnahmen aus New York (SONY). Die Sibelius 2 ist der absolute Hammer bei CBS !

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    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Es drängen sich nicht ganz unberechtigte Zweifel auf, ob Lenny tatsächlich in so hohem Maße der emotionale Musiker gewesen ist, wie des öfteren angenommen wird. Es gibt einige Aufnahmen mit Lenny, die ich vor allem ihrer Deutlichkeit wegen mir immer wieder gerne reinziehe.

    Zitat

    Dann die Dvorak 9, die Amfortas in der Israel PO-Aufnahme (DG) abbildet.Sicher ist Bernstein dort begeisterungswürdig (wenn man die Andere nicht kennt sicher), aber er (und alle) sollten mal die absolute Wahnsinnsaufnahme aus New York hören, wo einem de Spucke weg bleibt. So etwas hat er mit dem Israel PO nicht wiederholen können.

    Die Wiedergabe mit dem IPO gehört neben Live-Mitschnitten mit den Wienern unter Ozawa vom 2004 aus Salzburg (TV) und mit dem Orquesta Ciudad de Granada unter Gielen vom 30.06.04 zu meinen Dvorak-9-Favoriten. Die frühere Wiedergabe mit Lenny kenn ich noch nicht.
    Wollte Lenny es vermeiden, eine bloß wiederholende Lesart abzuliefern ?
    Aber deine Beschreibung von der frühen Dvorak-Aufnahme klingt durchaus verlockend und ich beginne Blut zu lecken. .....

    Bei bestimmten Stücken sind seine spätere Aufnahmen vorzuziehen, weil er mit dem Werk „gereift“ „gewachsen“ ist; seine früheren Lesarten unterzogen sich einer produktiven Veränderung. Am stärksten ist das – wie bereits erwähnt - bei Mahlers Sinfonie Nr. 9 deutlich geworden (ok.. ok .. dieses Mahlerwerk ist sowieso bislang das Non-plus-ultra an Sinfonie).

    Zitat

    Die Tschaikowsky-Sinfonien sind das beste Beispiel für eine bis auf die Spitze getriebene Ausweitung bis zum nicht mehr loslassen wollen. Ich schätze die DG-Aufnahmen wegen ihrer Emotion, kann sie aber nicht immer hören und mich darauf einlassen.

    Die späte Einspielung der Pathétique hatte ich ganz vergessen zu erwähnen. Vor allem die Ecksätze beeindrucken ungemein. Wie die New-Yorker mit Lenny in der Reprise des 1. Satzes das Seitensatzthema förmlich „einfrieren“ bzw. es quasi „karg werden“ lassen, das hatte ich vorher in dieser beklemmenden Weise mir noch nicht reingezogen. Folglich allzu verständlich das: kann sie aber nicht immer hören und mich darauf einlassen.

    Lässt sich Lennys späte Lesart von Tschaikowskys 6. überhaupt noch auf einen Begriff wie z.B. „Emotionale Interpretation“ festnageln ?

    Manche TV-Sendungen über Musik sind spannend, nämlich in der Hinsicht wie Lenny ein vermutlich eher unbedarftes Publikum für komplexe Stücke gewinnt; z.B. in einer Sendung über Debussys
    Nocturnes und zwar am Beispiel des mittleren Stücks „Fêtes“ . Lenny brächte es doch glatt fertig, dass das Publikum z.B. auch bei Präsentationen von Stockhausens „Gruppen“, Elliott Carters „Symphony of 3 Orchestras“ oder Earle Browns „Centering“ willig mitzöge...(leider steht er zur zeitgenössischen Avantgarde in großer Distanz)

    (Mit gleichem didaktischen Geschick, verbunden oft mit sehr missionarischen Engagement (das Lenny gar nicht fremd ist), machen das z.B. Gielen (z.B. im TV über Beethoven oder die Neue Wiener Schule) Peter Gülke (im Radio über Schubert, Schumann, Beethoven), „Onkel Gerd“(= Gerd Albrecht), wenn er Ravel, Strawinsky oder zeitgenössische Avantgarde beim Publikum z.B. in Hamburg rüberbringt, Barenboim (mit Schönberg- und Boulez-Werken) und auch Rilling zu Konzerten mit Werken von Bach, Beethoven, Brahms und Berg . Aber das wäre mal ein interessantes Thema eines anderen/gesonderten Threads.......)

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • :?: Erstaunlich :?:
    :!: Bisher gab es keinen Thread zu Lenny im Allgemeinen – und zu nachfolgenden Aufnahmen im Besonderen.

    8o oder

    :thumbup: Wer diesen Ohrenschmaus respektive Augen-/Ohrenschmaus genossen hat, braucht keine Alternativen mehr.

    :thumbup: Ebenso erging es mir bei dieser GA:

    8o oder

    Und wahrlich, ich sage Euch, ich weiß, wovon die spielen! :beatnik:


    :fee:
    Eure teletubbies

    "You speak treason" - "Fluently"
    "You've come to Nottingham once too often!" - "When this is over my friend, there'll be no need for me to come again!"

  • RE: Bernstein und die Beethoven-KK 3-5

    Hallo jean,


    da liegst du aber nicht ganz richtig, dass die von Dir genannten Jahrhundertaufnahmen (darin meine Zustimmung) in Capriccio bisher keine Erwähnung fanden.

    Schau mal in Beitrag 10 im Thread zu Beethovens KK Nr.5 Ludwig van Beethoven: das Klavierkonzert Nr. 5 in Es-Dur op. 73: der "Kaiser" unter Beethovens Klavierkonzerten


    Leider konnte Zimerman die Beethoven-Klavierkonzerte-Aufnahme mit Bernstein nicht mehr fertig stellen. Es existieren mit Bernstein am Pult nur die fabelhaften DG-Aufnahmen der KK Nr.3-5.

    Die KK Nr.1 und 2 hat Zimerman dann später alleine vom Klavier aus dirigierend folgen lassen. Bei aller Werrtschätzung auch für diese Aufnahmen muss ich aber sagen, dass mir beide etwas zu romantisch geraten sind. Da fehlt die väterliche Hand des guten alten Bernstein !


    Auf die Brahms-Aufnahmen des VC und Doppelkonzertes bin ich in meinem letzten Beitrag hier ebenfalls positiv eingegangen.

    ;+) Aber von den Brahms - KK Nr.1 und 2, die mit Zimerman / Bernstein auf jeden Fall ebenfalls sehr hörenswert sind, möchte ich schon Alternativen besitzen: Fleisher und Serkin mit Szell sind da meine favorisierten Künstler, die diese Werke noch straffer drauf haben !


    Hallo Amfortas,


    auf Mahler mit Bernstein bin ich bisher gar nicht eingegangen. Ja, ich habe auch die große Jahrhundert-GA mit Bernstein (SONY) - das ist ebenfalls der Wahnsinn, den Bernstein dort abliefert.

    Da ich nun nicht der Mahler-Hörer bin, der täglich Mahler hören will, reichen mir meine 3GA (die weiteren sind Solti und Chailly).


    Einige Mahler-Bernstein-Aufnahmen von DG liegen mir als MP3-Dateien vor. Es wird auch dort stark der Hang zum Verbreitern und bedingungslosen Auskosten deutlich; natürlich auf höchstem Niveu. Die von mir hochgeschätze Sinfonie Nr.1 ist mir in seiner DG-Aufnahme aus Amsterdam allerdings viel zu zurückhaltend.

    Bei Mahler habe ich andere Vorlieben, die eher beim frühen CBS-Bernstein, der mir in seiner jugendlicheren frische Näher ist und ebenfalls beim zupackenden Solti zu finden sind. So will ich Mahler hören !

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Zitat

    Da ich nun nicht der Mahler-Hörer bin, der täglich Mahler hören will, reichen mir meine 3GA (die weiteren sind Solti und Chailly).

    Ich bin Mahlers Musik rettungslos verfallen. Von seiner 9. habe ich inzwischen ca. 50 Radio-Mitschnitte und ein Ende scheint nicht absehbar.
    Irgendwo war mal zu lesen, dass Lenny Mahlers 9. als seine Lieblingssinfonie bezeichnet hat. Dieses Bekenntnis ist natürlich mehr als nachvollziehbar.

    Zitat

    Einige Mahler-Bernstein-Aufnahmen von DG liegen mir als MP3-Dateien vor. Es wird auch dort stark der Hang zum Verbreitern und bedingungslosen Auskosten deutlich; natürlich auf höchstem Niveau. Die von mir hochgeschätzte Sinfonie Nr.1 ist mir in seiner DG-Aufnahme aus Amsterdam allerdings viel zu zurückhaltend.

    ...das geht mir bei dieser Mahler 1 auch so, deshalb bevorzuge ich ja auch den TV-Mitschnitt von Nr. 1 unter Lenny (trotz mieserer Tonquali).. man kann sich gegebenenfalls die Audiospur davon für einen portablen Player konvertieren.

    Zitat

    Aber von den Brahms - KK Nr.1 und 2, die mit Zimerman / Bernstein auf jeden Fall ebenfalls sehr hörenswert sind, möchte ich schon Alternativen besitzen: Fleisher und Serkin mit Szell sind da meine favorisierten Künstler, die diese Werke noch straffer drauf haben !

    Die Einspielung des Brahms-KK Nr. 1 fällt mit Zimmermann/Lenny etwas hinter seiner Wiedergabe von Brahms-KK2 ab.
    (Ja die fetzigen Brahms-KKs mit den Cleveländern mit Fleisher/Szell gehören eigentlich in jede Brahms-Sammlung. Natürlich sei auch deren hammermäßige Einspielung des Schumann-KKs empfohlen. Fetzig ist auch das Brahms-KK Nr. 1 mit Giulini/Arrau, z.B. wie die Holzbläser da den Seitensatzkomplex im ersten Satz auskosten.)

    Brahms KK Nr. 2 mit Zimmermann/Lenny erlebe ich aber durchaus auch als zupackend ....

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Nur ein einzelner Aspekt: es gibt da immer wieder Momente, in denen Bernstein auf philologische Korrektheit pfeift und die Kompositionen der Kollegen produktiv "weiterschreibt". In der Berliner Aufnahme von Mahlers Neunter lässt er an einer Stelle (Zurückfinden zum ersten Themenkomplex - Plötzlich sehr mäßig und zurückhaltend - nach dem trauermarschartigen Teil) die pianissimo einsetzenden ersten und zweiten Geigen am Steg spielen und erzielt so einen verfremdeten, direkt auf die Zweite Wiener Schule vorausweisenden Klang. (Macht Bernstein das bei der Amsterdamer Aufnahme eigentlich auch?)

    Oder in Verdis Falstaff: Hier gibt es eine Passage, in der die Posaunen knatternd in Sechzehnteln eine Skala herunterrasen - das Platzen des aufgeblähten Bauchs illustrierend. Das ist für Ventilposaunen geschrieben, auf Zugposaunen nur mit etwas reduzierter Geschwindigkeit realisierbar. Bernstein verzichtet auf die korrekte Staccato-Wiedergabe und lässt die Wiener Zugposaunen heulende, bruitistische Glissandi spielen - total unidiomatisch, aber irgendwie klasse, bringt mich immer zum Lachen.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Zitat

    Nur ein einzelner Aspekt: es gibt da immer wieder Momente, in denen Bernstein auf philologische Korrektheit pfeift und die Kompositionen der Kollegen produktiv "weiterschreibt". In der Berliner Aufnahme von Mahlers Neunter lässt er an einer Stelle (Zurückfinden zum ersten Themenkomplex - Plötzlich sehr mäßig und zurückhaltend - nach dem trauermarschartigen Teil) die pianissimo einsetzenden ersten und zweiten Geigen am Steg spielen und erzielt so einen verfremdeten, direkt auf die Zweite Wiener Schule vorausweisenden Klang. (Macht Bernstein das bei der Amsterdamer Aufnahme eigentlich auch?)

    In der fetzigen Amsterdamer Aufnahme ist das auch der Fall. Die Passage setzt an in den Noten ab Takt 138. Nämlich an der Stelle, wo die 2. Geigen mit pp (pianissimo) einsetzen. Wenn ihr euch folgenden Youtube-String reinzieht, dann ab ca. 08:58:
    http://www.youtube.com/watch?v=BjuWwc-H4IY“

    (es fällt allerdings immer noch schwer, Mahlers Musik mit der NWS in Beziehung zu setzen, weil sich die Unterschiede zu sehr aufdrängen; obwohl in Berg Musik – im sehr geringem Maße sogar auch bei Schönberg - durchaus so etwas wie Korrespondenzen wahrnehmbar sind)

    Zitat

    und die Kompositionen der Kollegen produktiv "weiterschreibt"

    es gibt irgendwo ein Zitat von Mahler, wo er das von den Musikern erwartet, bei der Aufführung seiner Sinfonien. Denkbar, dass sich Lenny auch auf dieses Zitat beruft. Ich hab den genauen Wortlaut nicht mehr präsent. Vielleicht könnt ihr das mal herausfinden und posten.

    Die Amsterdamer Aufnahme (1986) schätze ich – was die ersten drei Sätze angeht- sogar etwas höher ein als die mit den Berlinern (1979). Alles ist da klanglich noch feiner und differenzierter aufgefächert. Aber die großartige Berliner Aufnahme möchte ich niemals missen ! Karajan soll bei der Berliner Aufführung auch dabei gewesen sein und war auch von dieser Wiedergabe angeblich sehr angetan. (Beide M9s sind kommerziell live).

    Im ersten Satz von Mahlers 9. mit den Concertgebouwest benötigt Lenny ca. 30 Minuten. Damit gehört er – neben dem nicht minder beeindruckendem Mitschnitt mit den NDRlern unter Gielen vom 26.09.10 mit ca. 32 Minuten – zu einem der eher bedächtigen. In der Berliner Aufführung braucht er für den ersten Satz ca. 27 Minuten. Platzierte sich in Berlin somit - bezogen auf die Dauer - eher im „Mittelfeld“ (vergleichbar z.B. mit dem Kasseler Staatsorchester unter Ruzicka vom 29.05.05 oder dem Niedersächsischen Staatsorchester Hannover unter Marc Albrecht vom 09.10.05)

    Zitat

    Oder in Verdis Falstaff: Hier gibt es eine Passage, in der die Posaunen knatternd in Sechzehnteln eine Skala herunterrasen - das Platzen des aufgeblähten Bauchs illustrierend. Das ist für Ventilposaunen geschrieben, auf Zugposaunen nur mit etwas reduzierter Geschwindigkeit realisierbar. Bernstein verzichtet auf die korrekte Staccato-Wiedergabe und lässt die Wiener Zugposaunen heulende, bruitistische Glissandi spielen - total unidiomatisch, aber irgendwie klasse, bringt mich immer zum Lachen.

    Wäre es u.U. möglich diese Passage im Falstaff noch genauer zu lokalisieren, wenn möglich, auch mit dem entsprechendem Libretto-Zitat ?

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Wäre es u.U. möglich diese Passage im Falstaff noch genauer zu lokalisieren, wenn möglich, auch mit dem entsprechendem Libretto-Zitat ?

    Ja, gerne: Das ist am Ende des ersten Akts, wenn die vier Frauen sich bildlich das Platzen des Bauchs vorstellen, direkt nach den unisono gesungenen Worten: ... si gonfia e poi crepa (nach der Posaunenstelle folgt die grandios pathetisch-sarkastische Kantilene der Alice zu den Worten Ma il viso mio und das abschließende Gelächter der Frauen).


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Gerade eben in "Einsfestival" gesehen: "Leonard Bernstein: Reflections".

    Eine alte schwarzweiß TV-Aufnahme. LB steht im Lichtkegel eines Scheinwerfers auf einem kleinen runden Podium. im Hintergrund, kaum als Schatten auszumachen, das Orchester. Alles konzentriert sich auf den Dirigenten, der in eleganten Bewegungen die 1. Brahms dirigiert. Ich musste automatisch an Karajan denken. Und hier also LB.
    Während ich noch darüber nachdenke, ob mich das überraschen muss, dieses Posieren, dreht sich LB um, steigt vom Podium, das Licht wird im Hintergrund aufgeblendet, man sieht das Orchester. Die Musiker spielen ungerührt weiter. LB sagt (sinngemäß): Sehen Sie, die brauchen mich gar nicht.
    Pause. "Und jetzt erkläre ich Ihnen, wofür es Dirigenten gibt."
    Klar, berechnend, aber cool.

    :wink:

    Jein (Fettes Brot, 1996)

  • Die berühmte 10 CD-Box der New Yorker Philharmoniker (im Eigenverlag herausgegeben; zu beziehen unter http://nyphil.org) mit 13 Stunden unveröffentlichten Live-Aufnahmen Bernsteins ist heute bei mir eingetroffen, zusammen mit einer von mir gleichzeitig bestellten Einzel-CD, auf welcher Lennies Debütkonzert bei den New Yorker Philharmonikern vom 14. November 1943 drauf ist (er sprang damals äußerst kurzfristig für Bruno Walter ein, ohne eine einzige Probe stand er in einem landesweit im Rundfunk übertragenen Sonntagskonzert vor dem Orchester).

    Die 10 CD-Box verspricht ein Fest zu werden. Hier der Inhalt:

    DISC 1
    Strawinsky
    Song of the Nightingale
    1956

    Elgar
    Cockaigne Overture
    1963

    Rachmaninow
    Piano Concerto No. 3 (Lazar Berman)
    1977


    DISC 2
    Thomson
    The Seine at Night
    1961

    Mozart
    Piano Concerto No. 23 (Byron Janis)
    1960

    Webern
    Six Pieces for Orchestra
    1958

    Hindemith
    Symphony "Mathis der Maler"
    1956


    DISC 3
    Britten
    Spring Symphony (Jennifer Vyvyan, Regina Sarfaty, Richard Lewis)
    1963

    Schumann
    Cello Concerto (Jacqueline du Pré)
    1967

    Sibelius
    Songs (Phyllis Curtin)
    1965


    DISC 4
    Mozart
    The Magic Flute Overture
    1966

    Beethoven
    Piano Concerto No. 3 (Wilhelm Kempff)
    1966

    Foss
    Quintets for Orchestra
    1981

    Copland
    Dance Symphony
    1981


    DISC 5
    Prokofiew
    Piano Concerto No. 2 (Vladimir Ashkenazy)
    1958

    Markevitch
    Icare
    United States Premiere
    1958

    Varèse
    Arcana
    1958


    DISC 6
    Barber
    Second Essay
    1959

    Russo
    Symphony No. 2 (Maynard Ferguson)
    World Premiere
    1959

    Ruggles
    Men and Mountains
    1958

    Ives
    Symphony No. 2
    World Premiere
    1951


    DISC 7
    Shchedrin
    Mischievous Folk Ditties
    1967

    Strawinsky
    Capriccio (Seymour Lipkin)
    1962

    Henze
    Symphony No. 5
    World Premiere (Commissioned by the New York Philharmonic for the opening celebration of Lincoln Center)
    1963

    Beethoven
    Triple Concerto (Leonard Bernstein, John Corigliano, Laszlo Varga)
    1959


    DISC 8
    Bach
    Brandenburg Concerto No. 5 (Leonard Bernstein, Isaac Stern, John Wummer)
    1959

    Bruckner
    Symphony No. 6
    1976


    DISC 9
    Copland
    An Outdoor Overture
    1960

    Xenakis
    Pithoprakta
    United States Premiere
    1964

    Brant
    Antiphony One
    1960

    Boulez
    Improvisations sur Mallermé (Marni Nixon)
    United States Premiere
    1960

    Cage
    Atlas Eclipticalis
    1964


    DISC 10
    Wagner
    Götterdämmerung (Eileen Farrell, Jess Thomas) - Excerpts -
    1970


    Die Uraufführungen von Henzes Sinfonie Nr. 5, von Ives' Sinfonie Nr. 2 und von Russos Sinfonie Nr. 2 (mit Maynard Ferguson!) versprechen echte Highlights zu werden, desgleichen eine Bernstein-Rarität: Bruckners Sinfonie Nr. 6 (nirgends sonst in einer Bernstein-Interpretation zu bekommen!). Das Beethoven-Klavierkonzert Nr. 3 mit Wilhelm Kempff, das Prokofiew-Klavierkonzert Nr. 2 mit dem jungen Vladimir Ashkenazy (Aufnahme 1958), Beethovens Tripelkonzert mit Lennie am Klavier, das Rachmaninow-Klavierkonzert Nr. 3 mit Lazar Berman... Ich glaube, ich werde in den nächsten Wochen Hörfeste erleben :D

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • RE: Bernstein´s 10CD-Box mit den New Yorker PH

    Hallo Music Lover,


    das hört sich wirklich sehr interssant an ! :!: Besonders die schon von Dir im unteren Abschnitt genannten Aufnahmen. Da würde ich noch die Markevitsch-CD und Hindemith-Mathis hinzufügen. Hindemith habe ich aber mit Lenny in seiner Super-Aufnahme mit dem Israel PO - :D und dort dann in Stereo.


    ;+) Aber erst einmal ist diese NYP-Box nicht berühmt, da vollkomen unbekannt.


    Auf der von Dir angegebenen Seite komme ich nicht weiter.

    Wie und wo kann man diese 10CD-Box erwerben ? Was kostet der Spass ?

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Interessant dabei der Anteil von sog. atonaler Moderne. Bis Mitte der Sechziger schien Lenny in dieser Hinsicht sehr offen gewesen sein..
    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

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