Telemann: Tafelmusik

  • Telemann: Tafelmusik

    Entstehung

    Am 9. Dezember 1732 erschien in einer Hamburger Zeitschrift folgende Anzeige:

    Zitat

    Die Liebhaber der Music haben im künfftigen 1733. Jahr ein großes Instrumental-Werck, Tafel-Music genannt, von der Telemannschen Feder zu gewarten, es besteht aus 9 starcken Stücken mit 7 und aus so vielen schwachen mit 1, 2, 3 bis 4 Instrumenten. Man praenumerieret bey jedem Quartale 2 Rthl. Hamburger Werth, und zwar das erste mal auf Neu-Jahr. Die Ausgaben geschehen auf drey mal, als an Himmelfahrt, Michaelis und Weynachten. Die Namen der Praenumerierenden sollen dem Wercke beygedruckt werden.

    Angekündigt wurde also ein neues Werk Telemanns, das in drei Teilen aus neun Orchesterstücken ("starcke Stücke") und neun Kammermusikstücken ("schwache Stücke") besteht. Der Preis von acht Reichstalern für ein Expemlar war im voraus in vier Raten zu je zwei Reichstalern zu bezahlen. Der Gesamtpreis entspricht nach heutigem Wert ungefähr 600 Euro, die Interessenten liessen sich aber von dieser stolzen Summe nicht abschrecken: Die Liste der "Praenumerierenden", die dem Druck wie angekündigt beigefügt wurde, umfasst über 200 Namen. Neben Fürsten und reichen Adligen finden sich dort auch Namen von Musikern wie Michel Blavet (Flötenvirtuose und Musiksuperintendent des Grafen von Clermont, er orderte gleich zwölf Exemplare), Johann Joachim Quantz (Hofkomponist, Kammermusiker und Flötenlehrer Friedrichs des Großen), Johann Georg Pisendel (Konzertmeister der Dresdner Hofkapelle) und Georg Friedrich Händel, der sich später für seine eigenen Kompositionen aus Telemanns Werk bediente (was damals nicht als Plagiat, sondern als Referenz gegenüber dem Musikerkollegen angesehen wurde).

    Der Druck erschien übrigens nicht als Partitur, sondern er bestand – den damaligen Gepflogenheiten und Anforderungen der Praxis entsprechend – aus sieben Stimmheften.

    Musikgeschichtlicher Hintergrund

    Als Telemanns Werk 1733 erschien, hatte Musik als Bereicherung der kulinarischen Genüsse bei der fürstlichen Tafel bereits eine längere Tradition. Hofkapellmeistertitel wie "Director der Capell- und Taffel-Music" weisen ebenso darauf hin wie zahlreiche Sammlungen, die mit entsprechenden Titeln im Druck erschienen, beispielsweise

    • Banchetto musicale (Johann Hermann Schein, 1617)
    • Musicalische Tafelfreudt (Isaak Posch, 1621)
    • Taffel-Consort (Thomas Simpson, 1621)
    • Taffel-Confect (W. Briegel, 1672)
    • Mensa sonora (H. I. F. Biber)
    • Tafel-Music (Gottfried Heinrich Stölzel, Sammlung von szenischen Kantaten)
    • Ohren-vergnügendes und Gemüth-ergötzendes Tafel-Confect (Valentin Rathgeber, 1733)

    Somit ist Telemanns "Tafelmusik" gleichzeitig Abschluss und Gipfelpunkt einer langen Reihe von ähnlichen Werken anderer Komponisten, wobei sich die Musik allerdings immer mehr von ihrer reinen Unterhaltungsfunktion emanzipierte. Die "Tafelmusik" entstand in einer Zeit des Wandels von der höfischen zur bürgerlichen Musikkultur.

    Das Werk

    Telemanns "Tafelmusik" als Gesamtwerk besteht aus drei gleich aufgebauten Teilen (im Druck werden sie "Production" genannt) mit jeweils sechs Einzelwerken:

    • Suite mit einleitender französischer Ouvertüre und mehreren nachfolgenden Tanzsätzen
    • Quartett (drei Soloinstrumente und Basso continuo)
    • Konzert mit mehreren Soloinstrumenten
    • Trio (zwei Soloinstrumente und Basso continuo)
    • Solo (ein Soloinstrument und Basso continuo)
    • Finale ("Conclusion") in gleicher Besetzung und Tonart wie die Suite zu Beginn

    Die typisch französische Form der Orchestersuite durchsetzt Telemann mit Elementen des italienischen Concerto grosso: In jeder Suite gibt es eine Solistengruppe (Concertino - bei der ersten Suite zwei Traversflöten und Violoncello, bei der zweiten Trompete und Oboe und bei der dritten zwei Oboen und Fagott). Die einleitende Ouvertüre folgt dem üblichen Muster: langsame Einleitung mit scharf punktiertem Rhythmus, schneller fugierter Mittelteil, langsamer Schluss. Die sich anschliessenden Tanzsätze sind teilweise stark stilisiert und werden in der zweiten Suite nur noch durchweg als "Air" bezeichnet.

    Die nachfolgenden vier Werke (Quartett, Konzert, Trio, Solo) folgen bis auf wenige Ausnahmen dem Satzmuster der Sonata da chiesa (vier Sätze mit der Tempofolge langsam – schnell – langsam – schnell). Die "Conclusionen" sind nicht nur Abschluss und Kehraus, sie bilden durch gleiche Besetzung und Tonart mit der einleitende Suite gewissermaßen eine Klammer um die gesamte "Production".

    Aber Telemann wäre nicht Telemann, wenn es innerhalb dieser Einheitlichkeit nicht eine erstaunliche Vielfalt gäbe. Die einleitenden Suiten unterscheiden sich neben Tonart und Besetzung der Solistengruppe natürlich vor allem durch den Charakter der nachfolgenden Tanzsätze, der geschickt auf die Instrumente der Solistengruppe abgestimmt ist. Die Vielfalt setzt sich bei den "schwachen Stücken" fort: Während das erste Quartett eine Standardbesetzung hat (Traversflöte, Oboe, Violine), ist die Besetzung des zweiten (zwei Traversflöten und Blockflöte, alternativ Fagott) sehr ungewöhnlich. In den Trios musizieren im ersten und dritten Teil jeweils zwei gleiche Instrumente (Violinen bzw. Traversflöten), während das Trio im zweiten Teil mit Traversflöte und Oboe besetzt ist. In den Soli nutzt Telemann sehr geschickt die Charakteristika des jeweiligen Instruments (Traversflöte, Violine, Oboe). Bei den Konzerten findet man als Soloinstrumente im ersten Konzert Traversflöte, Violine und Violoncello, im zweiten drei Violinen und im dritten zwei Hörner. Beim "Affect" reicht die Spannweite von fröhlicher Ausgelassenheit bis zu herber Strenge (Quartett im dritten Teil) und Melancholie (erster Satz des Trios im zweiten Teil und des Solos im dritten Teil).

    Aufnahmen

    Stellvertretend für die Gesamtaufnahmen, die seit den 1960er Jahren auf LP bzw. CD erschienen sind, seien hier vier genannt und kurz erläutert:

    Concerto Amsterdam, Frans Brüggen: keine historischen Instrumente, typischer Kammerorchesterklang der 1960er Jahre mit dominierenden Streichern und reichlich Vibrato

    Concentus musicus, Nikolaus Harnoncourt: historische Instrumente, relativ stark besetztes Orchester – meines Wissens die erste Gesamtaufnahme auf historischen Instrumenten

    Musica Antiqua Köln, Reinhard Goebel: historische Instrumente, kleineres Orchester und extremere Tempi als bei Harnoncourt

    Camerata des 18. Jahrhunderts, Konrad Hünteler: historische Instrumente, erste Aufnahme mit konsequent kleiner (solistischer) Besetzung des Orchesters

    Viele Grüße,
    Fugato

  • Die neueste Einspielung der Telemannschen Tafelmusik ist mit dem Freiburger Barockorchester.

    Ich selber kenne diese Aufnahme noch nicht.
    In der Rezension bei BR Klassik wird sie gelobt und viel Positives über Telemann geschrieben, über die Interpreten allerdings ziemlich wenig.

    http://www.br-online.de/b5aktuell/klas…27930643161.xml

    LG
    Juli

    "Eine Semmel enthält 140 Kalorien, 700 Semmeln pro Jahr ergeben 98000 Kalorien,
    diese benötigt man, um eigenhändig 1 Elefanten 9 Zentimeter weit zu tragen. Aber wozu?"
    (Loriot)

  • Diese Werkvorstellung habe ich sehr gern gelesen, vielen Dank dafür.

    Obwohl ich Telemann wahrlich gern höre, habe ich mit der Tafelmusik allerdings meine Schwierigkeiten. Mir ist sie zu lang, trifft es wohl am besten. Wenn ich CDs auflege, spiele ich selten die ganze CD ab, sondern wähle ich fast immer einzelne Werke (nicht Sätze, sondern komplette Werke). Denen widme ich mich, die haben meine Aufmerksamkeit.

    Die Tafelmusik enthält, wie Fugato oben dargelegt hat, zwar auch einzelne Werke, aber diese sind zu drei Ganzen verknüpft. Diese Großteiligkeit führt bei mir seltsamerweise dazu, dass ich bei der Tafelmusik so gut wie nie einzelne Werke auswähle, sondern immer die ganze CD abspiele. Und so höre ich ein kunterbuntes Programm, das mich bisweilen hervorragend unterhält, für meine musikalische Fassungskraft aber zu lang ist, um den Überblick zu behalten. Die Tafelmusik ist für mich daher nach wie vor ein eigentümlich unbestimmtes, irgendwie konturenloses Ganzes. Es ist viel schöne Musik drin, fürwahr, aber ich könnte nicht sagen, wo. Und so kommt es, dass die Tafelmusik bei mir zu den am wenigsten gehörten Telemann-CDs gehört. Die Auflösung diese Merkwürdigkeit liegt nahe: Ich sollte ich mir mal (Teil)Werk für (Teil)Werk vornehmen. Mal sehen.

    Kennengelernt habe ich die Musik mit dem Orchestra of the Golden Age auf Naxos. Hat mir gefallen damals. Heute finde ich diese Naxos-CDs vor allem klangqualitativ nicht mehr so dolle, sie klingen topfig, erinnere ich (fairerweise müsste ich mal wieder rein hören, ist lange her). So höre ich denn fast nur noch Hünteler, den ich sehr empfehlen kann. Eine kleine Anmerkung aber vielleicht (die nur eine Geschmacksfrage betrifft, keine Qualitätsfrage): Wer ein geschlossenes Orchester vor sich stehen hören mag – also: ich hier, das Orchester als einheitlicher Klangkörper dahinten – und es genießt, wie sich der Orchesterklang mischt, sollte besser anderswo suchen. Der Hörer ist schon sehr nah, finde ich. Wie gesagt: Geschmacksache, Entscheidung der Tonregie. Die Klangqualität selbst ist hervorragend.

    Herzlichst
    Thomas

  • So höre ich denn fast nur noch Hünteler, den ich sehr empfehlen kann.

    Das geht mir ähnlich - Hünteler ist meine bevorzugte Aufnahme.

    Wer ein geschlossenes Orchester vor sich stehen hören mag – also: ich hier, das Orchester als einheitlicher Klangkörper dahinten – und es genießt, wie sich der Orchesterklang mischt, sollte besser anderswo suchen. Der Hörer ist schon sehr nah, finde ich.

    Hünteler lässt bei den Orchesterstücken mit Minimalbesetzung musizieren - als Konsequenz davon wirken die Kammermusikstücke (Quartett, Trio, Solo) nicht mehr wie Fremdkörper zwischen den Orchesterstücken (Suite, Konzert, Conclusion) und alles ist sehr gut durchhörbar. So entsteht allerdings auch nicht der charakteristische Orchester-, sondern eher ein kammermusikalischer Klang. Wer Wert auf den Orchesterklang legt, sollte dann in der Tat zu einer anderen Aufnahme greifen. Hier wäre Belder meine Empfehlung:

    Viele Grüße,
    Andreas

  • Im Grunde ist dies ein ganz essentieller Thread. Jedenfalls wird er mich dazu bringen, in nächster Zeit einige Werke aus diesem wahrlich nicht leicht verdaulichen Zyklus wieder einmal anzuhören.

    Ich hatte mir seinerzeit für allerhand DM die Box mit der Camerata des 18. Jahrhunderts unter Leitung von Konrad Hünteler gegönnt, und vor einem halben Jahr zu der alten Aufnahme mit Frans Brüggen und dem Concerto Amsterdam, incellenter Erhaltung auf Vinyl für wenige Euro. Das müsste eine gute Voraussetzung sein, wenn ich nicht soviel Biber zu hören hätte :hide: .

    Was kann man zur Brilliant Classics-Aufnahme mit der Musica Amphion unter Leitung von Pieter-Jan Belder sagen?
    Welche interessanten Einspielungen gibt es noch? Warum sind es nur so wenige?
    Immerhin könnte sich ein kanadisches Ensemble nach diesem Zyklus benannt haben. :stern:

    Grüße, Kermit :wink:

    Es ist vielfach leichter, eine Stecknadel in einem Heuhaufen zu finden, als einen Heuhaufen in einer Stecknadel.

  • Was kann man zur Brilliant Classics-Aufnahme mit der Musica Amphion unter Leitung von Pieter-Jan Belder sagen?

    Eine preiswerte, solide Aufnahme, die die Extreme meidet und sich nicht durch irgendwelche Eigenarten von anderen abheben will.

    Welche interessanten Einspielungen gibt es noch?

    Die aktuell erhältlichen Gesamtaufnahmen wurden mittlerweile alle genannt, als da wären

    • Concerto Amsterdam, Brüggen (Warner) - älteste erhältliche Aufnahme
    • Concentus Musicus Wien, Harnoncourt (Warner) - erste Aufnahme mit historischen Instrumenten
    • Musica Antiqua Köln, Goebel (Deutsche Grammophon)
    • Camerata des 18. Jahrhunderts, Hünteler (MDG) - kleine Besetzung
    • Freiburger Barockorchester, Müllejans (Harmonia Mundi France) - jüngste Aufnahme
    • Orchestra of the Golden Age (Naxos)
    • Musica Amphion, Belder (Brilliant) - günstigste Aufnahme

    Wenn ich mich richtig erinnere, gab es früher bei Erato noch eine Gesamtaufnahme mit einem französischen Kammerorchester auf modernen Instrumenten (Orchestre de Chambre de Irgendwas, der genaue Name ist mir entfallen).

    Warum sind es nur so wenige?

    Sieben verfügbare Gesamtaufnahmen würde ich nicht als "wenig" bezeichnen wollen, wenn ich mir überlege, dass es von anderen, nicht weniger bedeutenden Instrumentalwerken Telemanns - z. B. den "Essercizii Musici" - aktuell überhaupt keine Gesamtaufnahme gibt. Die "Tafelmusik" gehört da schon eher zu den von den Labels bevorzugten Werken.

    Viele Grüße,
    Andreas

  • Hallo Andreas,

    danke für die Antwort.

    Bei mittlerweile wohl insgesamt 23 (!) Gesamteinspielungen von Heinrich Ignaz Franz Bibers Mysteriensonaten finde ich alles, was unter der Zahl 10 liegt, wenig.

    Leider habe ich meinen uralten "Bielefelder" weggeworfen. Der hätte aber wahrscheinlich höchstens drei Einspielungen genannt.

    Zitat

    Orchestre de Chambre de Irgendwas

    Könnte das Orchestre de chambre Jean-Francois Paillard oder wahrscheinlicher das Orchrestre de chambre de Toulouse gewesen sein. Bei meiner 1970 produzierten Aufnahme der "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi war Louis Auriacombe der Dirigent.

    Dass viele bedeutsame Notensammlungen nicht einmal in einer einzigen Gesamteinspielung vorliegen, habe ich schon an anderer Stelle bemerkt. So sehe ich für den Bereich der barocken Violinmusik z.B. Biagio Marini als sträflich vernachlässigt an. Dafür ist m.E. Geminani gerade dank der Vielzahl englischer Ensembles richtiggehend gut vertreten.

    Aber erst mache ich noch einige Hör-Übungen mit Biber,

    Grüße, Kermit

    Es ist vielfach leichter, eine Stecknadel in einem Heuhaufen zu finden, als einen Heuhaufen in einer Stecknadel.

  • Die Tafelmusik war, zusammen mit den Tageszeiten und den Pariser Quartetten, meine erste Begegnung mit Telemann. Im Moment höre ich sie gerade wieder, in der Interpretation von Brüggen, die mir sehr gut gefällt, insbesondere wenn man bedenkt, wie alt sie schon ist.
    Ich habe sie noch auf Schallplatten, verpackt in den hübschen, grellgrünen Boxen der 70ern Jahre. Leider ist bei den insgesamt sechs LPs das Vinyl ziemlich lappig, die Pressung nicht 1a, so dass der Klirrfaktor und die Verzerrung in den Höhen ein bisschen kräftiger sind, aber auszuhalten. Die Orginal Doppel-LPs aus den 60ern sind sicher besser, aber auch deutlich schwerer zu bekommen und dann viel, viel teurer.
    Die orange-grünen Brüggen-Boxen aus den Seventies bekommt man hingegen auf jedem zweiten Flohmarkt für´n paar Euro nachgeworfen. Die müssen seinerzeit eine irrsinnig hohe Auflage gehabt haben. Und sie sehen lässig aus, viel besser (wie immer) als die CD-Wiederveröffentlichung.

    Zu Telemanns Musik kann ich nebenher eigentlich nur sagen, dass sie sehr schön ist. Und sehr eigen. Ich denke, wenn man mir Händel, Bach Corelli, Vivaldi und Telemann vorspielen würde, würde ich letzteren immer sofort erkennen.

    Allein das Grave des Es-Dur-Trio: bombastisch.


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    Immer noch da ... ab und an.

  • Da bin ich der Glückliche Ahnungslose, denn ich war angenehm überrascht, wie frisch die anscheinend höchstens zweimal gespielten Platten klingen, wenn man von dem im Vergleich zur CD geringeren Rauschabstand absieht. Im Rock- und Jazz-Bereich ist deswegen das Vinyl wieder auf dem Vormarsch.
    Glücklich Ahnungslos deshalb, weil ich die Box für einen lächerlichen Preis bei meinem örtlichen Gebrauchtschallplattenhändler abgegriffen habe - und zwar die Telefunken-Pressung von 1976. Vielleicht ist meine Anlage aber einfach nur zu schlecht...

    Die Wiedererkennbarkeit bei Telemann ist wirklich gegeben, ähnlich gut wie bei dem italienischen Zeitgenossen Antonio Vivaldi.


    Grüße, Kermit

    Es ist vielfach leichter, eine Stecknadel in einem Heuhaufen zu finden, als einen Heuhaufen in einer Stecknadel.

  • 23 (!) Gesamteinspielungen von Heinrich Ignaz Franz Bibers Mysteriensonaten


    25... :D

    Ich kenne von der Tafelmusik nur die neueste, also die mit den Freiburger, wo mich aber eher nur die orchestralen Werke richtig überzeugen konnten. Die kleiner besetzten sind etwas blaß, leider.

    LG
    Tamás
    :wink:

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Harnoncourt scheint doch nicht der erste im Orginalklang zu sein. Ich habe eine weitere GA entdeckt, die ein Jahr zuvor aufgenommen wurde. Leider habe ich diese Einspielung nicht. Sie wird zur Zeit bei ebay angeboten.

    TELEMANN - Tafelmusik / Musique de Table
    Gesamtaufnahme / Complete Recording
    SCHOLA CANTORUM BASILIENSIS auf Originalinstrumenten
    Dirigent: August WENZINGER
    ARCHIV Produktion, 6-LP-Box, Stereo, 2723074, Textbeilage, P. 1964/1965


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    Immer noch da ... ab und an.

  • Könnte das Orchestre de chambre Jean-Francois Paillard oder wahrscheinlicher das Orchrestre de chambre de Toulouse gewesen sein.

    Es war ersteres - jetzt, wo ich den Namen wieder lese, bin ich mir absolut sicher. Ich habe diese Aufnahme irgendwann in der ersten Hälfte der 1970er Jahre im Radio (NDR 3) gehört und war von der Musik begeistert.

    Zu Telemanns Musik kann ich nebenher eigentlich nur sagen, dass sie sehr schön ist. Und sehr eigen. Ich denke, wenn man mir Händel, Bach Corelli, Vivaldi und Telemann vorspielen würde, würde ich letzteren immer sofort erkennen.

    Jeder aus diesem Komponisten-Quintett hat seinen eigenen Stil - mit einiger Hörerfahrung hat man da eine ziemlich hohe Trefferquote. Schwieriger ist es dagegen, Telemann und Fasch oder Heinichen zu unterscheiden. Ich bin mir nicht sicher, ob ich da im Blindtest richtig tippen würde.

    Das führt zu der Frage, was nun eigentlich bei Telemann das "Eigene", Unverwechselbare ist, aber das wäre sicher einen eigenen Thread wert.

    TELEMANN - Tafelmusik / Musique de Table
    Gesamtaufnahme / Complete Recording
    SCHOLA CANTORUM BASILIENSIS auf Originalinstrumenten
    Dirigent: August WENZINGER
    ARCHIV Produktion, 6-LP-Box, Stereo, 2723074, Textbeilage, P. 1964/1965

    Stimmt, Du hast völlig recht. An Wenzinger habe ich überhaupt nicht gedacht - vielleicht, weil diese Aufnahme nicht auf CD wiederveröffentlicht wurde. Sie ist - wenn das Produktionsjahr stimmt - über 20 Jahre vor Harnoncourt (1988) entstanden; es wäre sicher hochinteressant, sich das mal anzuhören.

    Die Aufnahme mit Brüggen war die erste, die ich auf LP hatte. So ganz glücklich kann man mit ihr heute wohl nicht mehr sein, aber für ihr Alter (fast ein halbes Jahrhundert!) klingt sie noch erstaunlich frisch und lebendig - bei den Tempi und der Artikulation sind die Unterschiede zu heutigen Aufnahmen gar nicht mal so groß. Allerdings geht z. B. die Blockflöte im Quartett des zweiten Teils weitgehend unter, gegen die beiden modernen Querflöten kommt sie nicht an. Und auch die Balance zwischen Oboe und Trompete in der einleitenden Suite des zweiten Teils ist kritisch - derartige Probleme kann man zufriedenstellend wohl nur mit historischen Instrumenten lösen.

    Mich würde mal interessieren, wer in der Wenzinger-Aufnahme die Blockflöte im Quartett des zweiten Teils gespielt hat - vermutlich war es Hans-Martin Linde. Das Stück ist technisch ziemlich knifflig, aber für gute Blockflötisten ein echtes "Showpiece", das sie sich nicht entgehen lassen. Bei den Aufnahmen mit Hünteler und Belder wurde dieser Part wohl deshalb ebenso wie bei Brüggen zur "Chefsache" erklärt. Umso enttäuschender, dass er bei der neuen Aufnahme mit dem Freiburger Barockorchester von einem Fagott gespielt wird - das ist zwar durch die Besetzungsangabe Telemanns abgedeckt, klingt aber nach meinem Empfinden nicht halb so gut wie mit einer Blockflöte. (Ein Fagottist wäre da sicher gegenteiliger Meinung :D )

    Ein untrügliches, wenn auch sehr subjektives Kennzeichen eines musikalischen Meisterwerks ist es für mich, dass ich es mir immer wieder mit Interesse und Vergnügen anhören kann, mir selbst beim x-ten Mal dabei nicht langweilig wird und ich immer wieder etwas Neues daran entdecke. Bei Telemanns "Tafelmusik" ist das ganz sicher der Fall.

    Viele Grüße,
    Andreas

  • über 20 Jahre vor Harnoncourt (1988) entstanden

    Soweit ich das überblicke ist die Harnoncourt-Tafelmusik-Einspielung nicht von 1988, sondern bei Amadeo 1965 publiziert worden, also etwa ein Jahr nach der Wenzinger-GA. Hier ein Link zur Discographie.

    http://www.harnoncourt.info/index.php/arti…eview/777/1/31/


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    Immer noch da ... ab und an.

  • Soweit ich das überblicke ist die Harnoncourt-Tafelmusik-Einspielung nicht von 1988, sondern bei Amadeo 1965 publiziert worden, also etwa ein Jahr nach der Wenzinger-GA. Hier ein Link zur Discographie.

    http://www.harnoncourt.info/index.php/arti…eview/777/1/31/

    Ne, diese Aufnahme aus 1965 scheint nur einmal wiederveröffentlicht worden sein, und war auch nicht komplett...
    http://www.harnoncourt.info/index.php/arti…eview/777/1/31/

    http://www.harnoncourt.info/index.php/arti…eview/779/1/30/


    LG
    Tamás
    :wink:

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

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    Fugato

  • Ihr habt Recht, ich hab offenbar nicht genau hingeschaut. Schlechte Recherche meinerseits. Tschuldigung.
    (Um so interessanter wird dadurch natürlich die Wenzinger-Aufnahme).


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    Immer noch da ... ab und an.

  • der verzweifelte Musicus: TWV53

    Ich werde mich demnächst im Vorstellungsfaden auch ordentlich vorstellen, aber im Augenblick habe ich nur ein Problem:
    Habe mich wenig mit Telemann beschäftigt (um so mehr mit J.S. Bach) und höre mich gerade durch die Neuerscheinung bei "Brilliant Classics" durch.
    Und beim Hauptthema des ersten Satzes des Konzertes für 3 Violinen, TWV 53 hört man doch.... ja was denn nu? Das ist doch ein Thema, dass irgendwo bei Bach auch vorkommt. Nur wo? Macht einen doch total kirre, wenn man das nicht identifiziert bekommt. Bitte bereitet meiner quälenden Ignoranz ein Ende! Danke! Und weiss jemand wer sich da bei wem bedient hat? Die beiden waren ja nun sehr eng verbunden.
    Wolfgang

  • Das Thema erinnert mich an Bachs Sinfonia in D-Dur BWV 1045, die eigentlich ein Konzertsatz für 2 Violinen ist. Allerdings ist die Sinfonia recht obskur - obwohl sie fetziger als nur irgendwas von Telemann ist.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Wolfgang, ich vermute mal, dass du dich an den im Gestus anfangs recht ähnlichen 1. Satz des 5. Brandenburgischen Konzerts erinnert fühlst, denke aber eher nicht, dass sich da einer der beiden Komponisten bewusst beim anderen bedient hat.

    Herzliche Grüße

    Bernd

  • Harnoncourt scheint doch nicht der erste im Orginalklang zu sein. Ich habe eine weitere GA entdeckt, die ein Jahr zuvor aufgenommen wurde. Leider habe ich diese Einspielung nicht. Sie wird zur Zeit bei ebay angeboten.

    TELEMANN - Tafelmusik / Musique de Table
    Gesamtaufnahme / Complete Recording
    SCHOLA CANTORUM BASILIENSIS auf Originalinstrumenten
    Dirigent: August WENZINGER
    ARCHIV Produktion, 6-LP-Box, Stereo, 2723074, Textbeilage, P. 1964/1965

    Ja, Wenzinger war neben Brüggen der erste, der die Tafelmusik komplett aufnahm - und auch zuerst veröffentlichte. Es waren drei Doppel-LPs, für jede Production eine:

    (P) 1964 Archiv Produktion
    rec. 06/1964

    Production I
    SAPM 198 334/5 (Stereo), APM 14334/5 (Mono)
    Production II
    SAPM 198 336/7 (Stereo), APM 14336/7 (Mono)
    Production III
    SAPM 198 338/9 (Stereo), APM 14338/9 (Mono)

    Schola Cantorum Basiliensis
    D: August Wenzinger

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    Als CD sieht die Sache sehr traurig aus:

    UCCA-9001
    In Japan gibt es eine Gesamtausgabe auf 6 CDs, leider OuP (UPC: 4988005352361).


    Dann gibt es noch diese CD mit Auszügen aus Production I & II

    CD 16
    Die befindet sich auch in der großen Box von 2013. Zum Glück, wie ich finde.

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    Brüggens Einspielung erschien ebenfalls als Doppel-LPs für jede Production, aber über die Jahre 1964 und 1965 verteilt.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

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