Franz Liszt: Klaviersonate h-moll - Die große Klavierreise ins Ich

  • 25mal persönlich, auf ein Neues, der Clou kommt immer am Schluss ;) ... (5)

    Dubravka Tomsic (7/2001) – Glassplitter im Kaleidoskop
    CD IPO Recordings IPOC1001
    Aufnahme: SUNY Performing Arts Center, Purchase, NY, 12. bis 15.7.2001
    Spieldauer: 32:32 Minuten

    http://www.amazon.de/s?ie=UTF8&fiel…20B000071WX0%20

    Gleich der Beginn der Sonate erinnert mich an die zuvor gehörte Aufnahme von Kyoko Tabe – auch die aus Slowenien stammende Pianistin hat in den ruhigen Passagen am Steinway D Flügel die Ruhe weg, pflegt eine meditativ ausgeglichene Poesie. Glitzernd klar perlt sie aber dann doch mit hörbar anderem Anschlag als Tabe durchs Virtuose und Vollgriffige, mit spitzen Akzentuierungen. Insgesamt spielt Dubravka Tomsic die Sonate aber auch in sich sehr abgerundet, das Konzept der Glassplitter im Kaleidoskop konsequent durchziehend. Das Werk entfaltet sich hier wie ein riesiger Baukasten, aus dem sich mit immer neuen Durchwühlungen eine schier unglaubliche Zahl bunter Farben zaubern lässt. Ob man das Entspannte der ruhigen Passagen als spirituell oder langatmig empfindet, hängt sicher ganz entschieden von der Tagesverfassung des Hörers ab. Trotzdem – manche Interpretationen packen sofort, andere wirken auch hier routiniert. Was das betrifft, so höre ich die Aufnahmen von Tabe und Tomsic als durchaus miteinander verwandt und kann dem viel abgewinnen – zwischen all dem Aufbäumen und Sich-Entladen der Musik immer wieder die Zeit anhalten, ein beseeltes Innehalten. Das Liszt Recital dieser CD wird mit den 2 Legenden, La lugubre Gondola 1 und dem Mephisto-Walzer Nr. 1 ergänzt.

    Sándor Falvai (11/2015) – Wohlüberlegt virtuos
    CD Celestial Harmonies 13312-2
    Aufnahme: Phoenix Studio, Diósd, Ungarn, 25. bis 27.11.2015
    Spieldauer: 29:11 Minuten

    Genauso wie Jenny Lin, Perlemuter, Schliessmann, Burmester, Vogt oder Achatz koppelt der 1949 in Ózd (Ungarn) geborene Pianist Liszts h-Moll Sonate mit Robert Schumanns Fantasie C-Dur op. 17, es werden also die Werke jeweils mit Widmung für den anderen Komponisten zusammengespannt. Falvai spielt die Sonate auf einem Steinway D Flügel nicht dämonisch oder exzeptionell anderweitig auffallend, er spielt pianistisch, brillant, linear, mit glasklarem Anschlag, in sich alles wohlüberlegt und doch auch poetisch feinfühlig abrundend. Manches wirkt etwas buchstabiert, anderes einfach nur technisch souverän abgespult, wenn man es von noch virtuoser und aufregender zupackenden anderen Interpretationen her im Ohr hat. Dieser Höreindruck ist aber auch dem Fluch des Vergleichshörens geschuldet. Würde man die Sonate mit einer Aufnahme wie dieser kennenlernen, wäre der Eindruck sicher ein absolut überwältigender.

    Cyril Huvé (7/2017) – Trägt dick auf
    CD Evidence EVCD045
    Aufnahme: Villethierry, Frankreich, 4.-6.7. sowie 25. und 26.7.2017
    Spieldauer: 32:23 Minuten

    Die CD nennt sich Opus 102. Das bezieht sich auf einen zu 102 Tasten erweiterten, mit Parallelsaiten aufwartenden neu entworfenen Flügel von Stephen Paulello, bei dem zusätzlich die Balken des Rahmens entfernt wurden und der hier mit Werken von Liszt, Schubert/Liszt, Debussy und Scriabin akustisch vorgestellt wird. Sound und pianistische Spielanlage erscheinen betont orchestral aufbereitet. Hier klingt die h-Moll Sonate wie das Klavierarrangement eines großen Orchesterwerks. (Insofern mag so eine Aufnahme auch die Neugier wecken, sich die Léo Weiner Orchesterfassung der Sonate anzuhören.) Der 1954 in Paris geborene Huvé spielt impulsiv und agogisch frei. Er „vergrößert“ alles was möglich ist bewusst. Das Zelebrieren der Musik dient der Demonstration des Flügels mit seinem riesigen Klangvolumen, und dafür trägt der Pianist eben ziemlich dick auf. Das Akkordische wird kolossal, das Poetische wabert und das Virtuose nimmt sich teilweise ins Pathetische zurück. Wer die Sonate schon sehr oft gehört hat, mag sie hier vielleicht als allzu wuchtig und aufgeblasen gespielt hören.

    Risto-Matti Marin (9/2014) – G-Tore öffnen neue Welten
    CD Alba Records ABCD 398
    Aufnahme:Kuusaa Hall, Kuusankoski, 24./25.9.2014
    Spieldauer: 32:38 Minuten

    Der finnische Pianist Risto-Matti Marin, geboren 1976 in Kuopio, führt, auf einem Steinway D Flügel spielend, in sehr schönem vollem Studio-Klaviersound durch drei „Gateways“ (so der Titel der CD) in drei Klavierwelten. Alle drei Tore öffnen sich mit dem Ton G, der erste mit einem Akkord, die anderen beiden mit leeren Oktaven: Johann Sebastian Bachs Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542 in Franz Liszts Klavierfassung, Franz Schuberts 4 Impromptus op. 90 D 899 und Liszts Sonate h-Moll. Die Werkeinführungen im Booklet, diesen Ansatz erläuternd, hat der Pianist selbst geschrieben. Die Sonate spielt Marin romantisch, dies aber konzeptionell: im Virtuosen wild losrauschend, im Rezitativischen und Lyrischen sehr bewusst vieles verzögernd. Das lässt einerseits Raum für wirklich mögliches Staunen beim Betreten neuer Welten auch wenn man das Werk (in dem sich allemal andauernd neue Welten auftun können) schon sehr oft gehört hat, andererseits für die Frage, ob dieses totale Eintauchen in die Musik nicht allzu bewusst, fast pädagogisch daherkommt. Konstatiert man beim Hören das durchhörbare Bemühen des Interpreten, die Musik in ihrer Ausdruckstiefe emotional genauso wie konzeptionell erfassen zu wollen, bleibt im Nachhall aber gerade diese Unentschiedenheit als das Reizvolle der Aufnahme haften – als stünde man immer wieder vor Toren, durch die man zielsicher oder unsicher, auf jeden Fall aber staunend in neue Welten blicken oder sogar gelangen kann.

    Fabienne Jacquinot (3+4/1956) – Was ist der Preis?
    LP Ducretet Thomson 250 C 036
    Aufnahme: März/April 1956
    Spieldauer: 24:45 Minuten

    https://www.youtube.com/watch?v=npS-y-vE6vc

    Recherchiert man Anfang 2018 zu Fabienne Jacquinot und zu deren Aufnahme der h-Moll Sonate von Franz Liszt im Netz, so fügt sich bald dieses zusammen: Die aus Frankreich stammende Pianistin (1927-2016) studierte beim französischen Pianisten und Komponisten Yves Nat. Einspielungen von ihr entstanden hauptsächlich in den 50er Jahren, später unterrichtete sie in Paris. Die Sonate wurde wohl im März, April 1956 aufgenommen. Hört man die seit Juli 2017 bei youtube verfügbare, bisher nicht auf CD erschienene Aufnahme, ändert sich alles. Eigentlich kann man nach diesen nicht einmal 25 Minuten die Sonate nie mehr hören. Sie hat sich vollendet, in jeder Hinsicht. Fabienne Jacquinot spielt sie nämlich schlichtweg vollendet. Sie spielt sie aus einem Guss, mit gewaltiger Größe und Kraft, dabei unbeschreibbar musikalisch in jeder Sekunde. Unfassbar, dass ein Mensch diese Sonate so spielen kann. Unheimlich! Da geht es überhaupt nicht (mehr) um pianistischen Leistungssport, um ein allfälliges Konzept, um eine Herausforderung, da geht es nicht um höchste Musikalität, um intellektuelle oder durchgeistigt hochpoetische Durchdringung, da geht es nicht um einzelne Aspekte, die man herausstreichen könnte. Aber worum geht es? Es bleiben nur „jenseitige“ Erklärungen. Vielleicht diese: Jemand (wer auch immer – Gott? Satan?) hatte ausgerechnet Fabienne Jacquinot offenbar auserkoren, die h-Moll Sonate von Liszt vollendet aufzunehmen. Er gab ihr dafür 25 Minuten Lebenszeit. Und so spielte Fabienne Jacquinot die Sonate vollendet ein. So, dass jemand wie der Schreiber dieser Zeilen, der sie seit 2010 über 240mal bewusst und in zahllosen vielfach wirklich grandiosen unterschiedlichsten Aufbereitungen gehört hat, plötzlich das Gefühl hat das war es jetzt, jetzt geht nichts mehr. Unheimliche Gedanken: Geht es um den Preis für diese 25 Minuten „solcherart verbrachte“ Lebenszeit der Pianistin? Wer kennt diese Pianistin und ihre Aufnahme? Erschien die Aufnahme je auf CD? Bei youtube hat die Aufnahme Anfang 2018, auch ja erst seit Juli 2017 dort verfügbar, noch nicht einmal 900 Aufrufe. Vielleicht ist das der (bittere) Preis – die Sonate vollendet spielen zu dürfen und niemand bemerkt es? 25 Minuten einmalige Ewigkeit – ins Nichts? Die (wahrscheinlich großteils französischen) Käufer der LP in den ausgehenden 50er Jahren – haben sie die Größe der Aufnahme erkannt? Zwei Homepages listen Aufnahmen der h-Moll Sonate auf, auf der einen fehlt der Name der Pianistin völlig, auf der anderen ist nur der Familienname genannt, das LP Cover (man findet es dann doch im Netz) fehlt allerdings dort auch. Es mag der erschütternde Preis sein – vielleicht ahnte oder wusste die Pianistin gar nicht, wie exzeptionell ihr die Aufnahme gelungen war. Und 2018 wird sie, die vielleicht künstlerisch unglaublichste aller Zeiten, für nichts im Nichts der Netzwelt verschleudert, in der völligen Beliebigkeit und Austauschbarkeit? Von einzelnen, wenigen Musikliebhabern sicher sehr wohl in ihrer Bedeutung erkannt, aber von zu wenigen, nicht maßgeblichen. Jedenfalls nicht von Journalisten oder Rundfunkexperten, die eine Multiplikatorfunktion erfüllen hätten können. Jahrzehnte später weiter völlig vergessen zu sein, unbeachtet, selbst im Netzuniversum, wo sich alles Sensationelle binnen Sekunden ins Milliardenfache zu multiplizieren versteht, bisher ein völlig versteckter Insidertipp zu bleiben, noch dazu in einer Zeit (im Gegensatz zu der, in der ein van Gogh wenigstens posthum „durchstarten“ konnte), die nicht mehr zwischen wirklich essentiell Bemerkenswertem und aufgeblasenem Nichts zu unterscheiden versteht – ist das der Preis?

    PS: Vielleicht bin ich ja mit Marin "durch eines seiner Gateways" gegangen und so auch zu Jacquinot (nicht zuletzt aber dank Michaels Hinweis :top: ) gelangt... ;)

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Fabienne Jacquinot (3+4/1956) – Was ist der Preis?
    LP Ducretet Thomson 250 C 036
    Aufnahme: März/April 1956
    Spieldauer: 24:45 Minuten

    http://youtube.com/watch?v=npS-y-vE6vc

    Fabienne Jacquinot spielt sie nämlich schlichtweg vollendet. Sie spielt sie aus einem Guss, mit gewaltiger Größe und Kraft, dabei unbeschreibbar musikalisch in jeder Sekunde.

    kann ich alles nur unterstreichen. Einfach atemberaubend - dabei ist Liszt mir nicht so Herzensangelegenheit.

    ---
    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Nächste Runde auf den Karussell, weitere persönliche Höreindrücke...

    Josef Bulva (3/2017) – Ehrliche Arbeit
    Radio SWR 2, 3.1.2018
    Aufnahme: Live, Frankfurter Hof (Mainz), 31.3.2017
    Spieldauer 28:20 Minuten

    Ein paar Tage vor seinem vom Schreiber dieser Zeilen besuchten Münchner Konzert am 3.4.2017 gastierte Josef Bulva mit dem Martinů-Beethoven-Liszt Programm auch in Mainz. Radio SWR 2 sendete am 3.1.2018 den Konzertmitschnitt vom 31.3.2017 aus dem Frankfurter Hof. Herzlich zupackend wieder schon der Martinů und danach der Beethoven. Und dann die Liszt-Sonate: ein „Klavierarbeiter“! Das hat etwas sehr Aufrichtiges, beherzt Spontanes alles. Musikantische Akzente, aber nicht so schalkhaft wie bei Bulvas Aufnahmen. Keine spirituelle Überhöhung, sondern Klavierspiel im besten Sinn. Manchmal etwas buchstabierend, manchmal vielleicht auch etwas vorsichtig, dadurch aber auch sehr schön deutlich alles, dann wieder mit herrlich forschem Impetus. Immer ganz Gegenwart, immer großartig zupackend, ohne zu übertreiben, ein echter Vollblutmusikant.

    Claudius Tanski (P. 1992) – Der persönlichere Flügel
    CD Albarus AIR-CD-9030
    Aufnahme: P. 1992, auf einem Bösendorfer Flügel.
    Spieldauer: 28:23 Minuten

    Claudius Tanskis erste Aufnahme der h-Moll Sonate, gekoppelt mit Felix Draesekes entdeckenswerter, ambitionierter Sonate op. 6, unterscheidet sich interpretatorisch wenig von der späteren: sehr kontrolliertes Spiel, das Werk in einer Linie durchgezogen, virtuos souverän, im Poetischen mit großer innerer Ruhe vorgetragen, ein in sich geschlossener Bogen wird gespannt. Bei beiden Aufnahmen bleibt Tanski übrigens einer derjenigen, der in den Takten 750 und 752 das H noch einmal anschlägt. Der Hauptunterschied liegt im Klavierklang. Der Bösendorfer Flügel klingt „sprechender“ persönlicher, „schmerzempfindlicher“. Mit der Steinway-Wahl hat die spätere Aufnahme mehr „Objektivität“.

    Intermezzo – Was heute geschah
    Radio BR-Klassik, 22.1.2018

    Die morgendliche Radioreihe „Was heute geschah“ des bayerischen Klassiksenders erinnerte am 22.1.2018 (Gestaltung: Anette Unger) in 2:33 Minuten an den 22.1.1857, als Hans von Bülow mit der h-Moll Sonate den ersten Flügel der Firma Bechstein in Berlin einweihte. Dazu wurden die Negativbewertungen der Sonate durch Eduard Hanslick und Clara Schumann zitiert, aber auch die wegweisende Bedeutung der Sonatenkonzeption wurde betont.

    Clemens Zeilinger (1/2018) – Zweiter Satz eines Sonatengewebes?
    Live im Brucknerhaus (Mittlerer Saal) in Linz, 25.1.2018
    Spieldauer nicht mitgestoppt

    Clemens Zeilinger, Pianist und Hochschullehrer aus Wien, bietet zu Beginn und nach der Pause kurze pointierte Werkeinführungen und spielt sodann alle Werke auf einem Fazioli Flügel mit Noten vor sich und einem Umblätterer an seiner Seite. Liszts Sonate steht zwischen Alban Bergs Sonate op. 1 und Sergei Prokofjews Sonate Nr. 8 B-Dur op. 84. Zeilingers Liszt trumpft im Virtuosen pianistisch auf, wo es sich klavieristisch anbietet, versteht sich aber auch und vor allem erzählerisch und poetisch hochmusikalisch eindringlich. Gelegentliche Fehlgriffe werden routiniert überspielt. Die Sonate ersteht zwar als großer in sich geschlossener Bogen, aber durchaus stets auch aus dem Augenblick heraus. Am Ende der wilden Stretta vor dem ruhigen Schlussabschnitt bleibt schließlich ein heftiger Cluster im Raum kleben, der sich nur schwer aus diesem lösen möchte (und es dann doch tut), ein besonders markanter Moment. Eine charakterliche Verwandtschaft arbeitet Zeilinger mit den Außenwerken des Konzerts heraus, zwischen Berg und Prokofjew. Aus diesem Gesamtblick mutiert Liszts Sonate plötzlich zum 2. Satz eines monumentalen Sonatenkomplexes. Zugaben von Schumann und Schubert runden den Abend quasi mit musikalischen Gutenachtgeschichten ab.

    Behzod Abduraimov (1/2018) – Der König der Löwen
    Live im Prinzregententheater in München, 31.1.2018
    Spieldauer nicht mitgestoppt

    Vor dem leider nur halbleeren Saal erklingt die Sonate nach Liszts Transkription von Isoldens Liebestod für Klavier nach Richard Wagners „Tristan und Isolde“. Abduraimovs Stärken werden hier wie da deutlich: Fabelhafte Technik, Sinn für den großen Überblick und klare Transparenz, für einen in sich geschlossenen stimmigen Aufbau und für klavieristisch beeindruckende Steigerungen und vor allem der großartige Pedaleinsatz, der den Steinway Flügel ganz besonders klangschön vollblütig ausstrahlen lässt. Die halbe Sonatenstunde gelingt pianistisch fulminant, poetisch sehr rund, ziemlich abgeklärt wirkend, innere hochprofessionell erscheinende Ruhe ausstrahlend und eben im Pedaleinsatz außergewöhnlich subtil - und doch etwas kühl rüberkommend. Abgründe wie bei Horowitz, Richter, Berman oder Gilels kommen hier keine zum Durchbruch. Außermusikalisch lässt sich für den Schreiber dieser Zeilen aber mit der Aura der Interpretation immerhin eine Löwengeschichte mitdenken, der Jäger, der die Löwin fürs Leben findet und nach dem Kampf gegen einen Nebenbuhler mit ihr bis ans Ende glücklich wird. Nach der Pause folgen, weiter brillant, nun eben der Musik gemäß kantiger, Sergej Prokofjews Zehn Stücke für Klavier aus „Romeo und Julia“ op. 75 und als Zugabe Franz Schuberts Moment Musicaux Nr. 3 f-Moll aus D 780 op. 94.

    Donka Angatschewa (6/2017) – Sympathisch unspektakulär
    CD ARS Prodution ARS 38 239
    Aufnahme: Kulturzentrum Immanuel, Wuppertal, 12. bis 14.6.2017
    Spieldauer: 29:50 Minuten

    „Dedication“ betitelt die am 1.1.1979 geborene, aus Bulgarien stammende und in Wien lebende und unterrichtende Pianistin ihre auf einem Bösendorfer-Flügel aufgenommene Liszt-CD, die dem Bildenden Künstler und Förderer junger Künstlerinnen und Künstler Heinz Aeschlimann, der auch im Booklet ausführlich vorgestellt wird, zugeeignet ist. Für den der selbst Klavier spielt ist das eine der Aufnahmen der Sonate, die im positivsten Sinn fassbar bleibt. Wenn man das technische Rüstzeug und eine hohe Musikalität hat und lange genug übt, kann man die Sonate so spielen, pianistisch, aber nicht protzend, musikalisch empfunden, aber nicht übertrieben agogisch, gewissenhaft, aber nicht akademisch, insgesamt sehr rund, aber nicht gleichförmig. Mich erinnert das etwa an Alfred Brendels späteren Interpretationsansatz. Eine sympathisch unspektakuläre Aufnahme, die man nur dann als etwas brav klassifiziert, wenn man sie an den größten und besten Aufnahmen misst – das wäre aber unfair. Donka Angatschewa spielt neben der h-Moll Sonate Liszts Consolation No. 3, Sonetto 104 del Petrarca und Venezia e Napoli – Tarantella, letztere mit doch beachtenswerter etwas leichtgewichtiger wirkender Virtuosität.

    Alicia de Larrocha (6/1975) – Persönlichkeit mit Geheimnis
    7 CD Box Decca 473 813-2
    Aufnahme: Kingsway Hall, London, Juni 1975
    Spieldauer: 30:03 Minuten

    Die schier unglaubliche Vielfalt an Aufnahmen der Liszt h-Moll Sonate die im 21. Jahrhundert zur Verfügung steht zu erfassen ist absolut unmöglich. Aber zumindest die ganz Großen dürfen keinesfalls ausgespart bleiben. Die große aus Barcelona stammende spanische Pianistin Alicia de Larrocha (1923-2009) spielt die Sonate technisch brillant und differenziert, kräftig, persönlichkeitsstark, zielgerichtet, durchaus wuchtig, auch impulsiv. Man kann ihre Aufnahme auch explizit faustisch hören, Faust, Mephisto, Gretchen dazu denken. Und vor allem: sie weiß um das Geheimnis großer Musik und spielt es, hier zumal in den rezitativischen und lyrischen Passagen, wie selbstverständlich aus. Es wirkt nie gewollt, es erscheint wie das ganz natürliche Eintauchen in eine Welt, die den großen Künstlerinnen und Künstlern offen steht und in die „wir Normale“ staunend hineinblicken dürfen. Alicia de Larrochas Aufnahme der h-Moll Sonate gehört in ihrer grandiosen Innenspannung zwischen exorbitant guter Technik (etwa wenn sie wie von der Tarantel gestochen beim Fugato loslegt) und völliger lyrischer Durchdringung bei aller Qualität sehr vieler anderer Aufnahmen zu den Exzeptionellen, ganz herausragenden, salopp gesagt für mich „zu den ersten 20“.

    Florian Krumpöck (3/2001) – Klare Entscheidungen getroffen
    CD pan classics 510 145
    Aufnahme: La Chaux-de-Fonds (Schweiz), 1. und 2.3.2001
    Spieldauer: 32:59 Minuten

    Der 1978 in Wien geborene Pianist stellt auf seiner Portrait betitelten Liszt CD Sposalizio und Il Penseroso aus dessen „Années de pèlerinage - II. Italia“ zwischen die Dante-Sonate und die h-Moll Sonate. Rasch erkennt man in Krumpöck einen jeder Pianisten (ähnlich Cherkassky und Hamelin), denen technisch und gestalterisch alle Möglichkeiten offenstehen. Die Interpretation, Krumpöck spielt auf einem Steinway Flügel, ist also eine Frage der bewussten Entscheidungen. Krumpöck spielt sauber und klar, wohlüberlegt differenziert im großen Ganzen wie im Detail. Auch impulsiv und pathetisch Hervortretendes wirkt kalkuliert. Eine Intellektualität schwingt stets mit, das Kontrollierte, Durchdachte bestimmt den Verlauf. Poesie und Erzählung, Vertiefung und Spiritualität der Musik bleiben immer bewusst, als gesteuert durchhörbar. Was etwa bei Alicia de Larrocha eine Aura hat, etwas Unerklärliches, ist hier das ganz anders bewundernswerte Ergebnis von klaren Entscheidungen.

    Simon Ghraichy (9/2015) – Eine Liszt-Appassionata
    CD Challenge Classics CC 72698
    Aufnahme: 2. bis 4.9.2015, Frits Philips Concertgebouw, Eindhoven, Niederlande
    Spieldauer: 31:19 Minuten

    Der 1985 geborene libanesisch-mexikanische Pianist, im Booklet für seine Aufnahme von Leslie Howard gelobt, hebt sich vom Mainstream originell ab, weil er der Sonate (er koppelt sie auf seiner Duels betitelten CD mit Schumanns Kreisleriana op. 16 und Beethoven/Liszts Allegretto aus der 7. Symphonie op. 92) eine ganz eigene Leidenschaftlichkeit gibt, eine sehr individuelle Impulsivität, teilweise originell gegen den Strich spielt (ähnlich Bulva), mit auch unkonventionellem Pedaleinsatz, dabei pianistisch fulminant und ganz eigen spirituell ambitioniert, er kämpft geradezu um eine Spiritualität der erzählenden und poetischen Passagen, taucht ganz tief in sie ein und verblüfft auch dort mit so noch nicht gehörten Abtönungen.

    Juan Pérez Floristán (12/2016) – Schwindelerregend im Mainstream
    CD Naxos 8.573792
    Aufnahme: 28. bis 30.12.2016, Auditorio Sony, Fundación Albéniz, Madrid (Spanien)
    Spieldauer: 31:38 Minuten

    Dass der 1993 in Sevilla geborene Pianist den Klavierwettbewerb „Paloma O´Shea“ 2015 in Santander gewonnen hat, streicht das Cover der im Dezember 2017 veröffentlichten CD augenfällig heraus. Floristán koppelt Liszts h-Moll Sonate (er ist nicht der erste) mit Robert Schumanns Fantasie C-Dur op. 17, aber auch – und hier ist er wahrlich singulär – mit Beethoven/Liszts An die ferne Geliebte. Liszts Sonate entfaltet sich einmal mehr pianistisch, weniger dämonisch oder intellektuell: zielgerichtet, geradlinig, stringent, in dieser durchgezogenen Linie aber auch poetisch sehr abgerundet. Mittels BR Klassik konnte man sich ja bereits zweimal auf die mit der Aufnahme sich bestätigende pianistische Meisterleistung Floristáns einlassen, am 10.9.2016 mit einer Konzertaufzeichnung vom 19.7.2016 aus dem Collegium Musicum in Schloss Weißenstein in Pommersfelden sowie am 1.4.2017 mit einem Livemitschnitt aus dem Münchner Herkulessaal vom 13.2.2017. Schwindelerregend ist mittlerweile weniger, dass ein junger, aufstrebender Pianist ein derartiges Werk so selbstverständlich virtuos und kontrolliert hinlegt, perfekt und souverän, sondern dass er einer von mittlerweile unüberschaubar vielen ist, die das auch so können, dass so eine Aufnahme also nicht singulär, sondern „ganz normal“, Mainstream geworden ist. Doch halt, genau hinhören, Takt 615, den zweiten Akkord arpeggiert Floristán – hat sich doch etwas Außergewöhnliches gefunden!

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • CD Aufnahmen mit Orgelfassungen der Liszt Sonate haben bisher Tobias Frankenreiter und Winfried Lichtscheidel veröffentlicht. Falls jemand weitere Orgelaufnahmen kennt - bitte danke (ev. gleich im Thread zum Werk..).

    Benjamin Righetti, den ich mit seinen Bachschen Triosonaten an diversen Felsbergorgeln kennen- und schätzen gelernt habe. Die Aufnahme der h-Moll Sonate kenne ich allerdings noch nicht.

    (Tr.: Righetti)

    Église Française Réformée, Goll IV/66, Bern

    Booklet

    Trailer


    &


    der famose Christian Barthen anläßlich des 39. Hauskonzertes vom 24.03.2018 bei Jörg Glebe (Tr.: Andreas Rothkopf) an einer Digital-HW-Orgel*:

    klick


    * Sample-Set: Saint Bartholomew's Church (Armley), Leeds; Schulze, IV/57

  • Dann auf die Schnelle noch Bernhard Haas mit seiner Transkription des Werkes für Fermate/audite* aus der Tonhalle Zürich:

    rec. 1994

    Preislich etwas günstiger hier.


    Vermutlich wird es eine ganze Reihe von Einspielungen aus Vereinigten Staaten mit USamerikanischen Organisten geben, die in Europa nicht vertrieben werden.

    * Hörbeispiel

  • Jorge Bolet.

    Ich habe die Sendung gehört und fand sie sehr gelungen. Man kann oder sollte ja bei einem Interpretationsvergleich auch Hintergrundsinformationen vermitteln, zeitgenössische Stimmen einfließen lassen, Gedanken zur Struktur des Werks äußern, zur Interpretationsgeschichte, manch anderes vielleicht. Letztlich standen dafür anderthalb Stunden zur Verfügung, da eben eine Deutung vollständig gespielt wurde. Das ist bei den entsprechenden Programmen, die ich auf BR und DLF verfolge, oft der Fall, manchmal funktioniert es natürlich nicht, da ein Werk zu umfangreich dafür sein kann.

    Christoph Vratz hat sehr geschickt agiert. 20 Aufnahmen kamen zur Sprache, und zumeist durchaus sprechend. Die gewählten Ausschnitte waren überschaubar, es wurde nicht - wie hin und wieder schon auch geschehen - mit Musik Zeit gefüllt, so dass ich manch interessantes Neues erfuhr oder eben mein (Halb-)Wissen bestätigt fand - was ja nicht schädlich sein dürfte. ;)

    Rund 500 Aufnahmen zwischen 1929 (erste Schallplatte, mit Alfred Cortot) und der Gegenwart habe man in einer Studie gezählt und Stichproben hätten ergeben, dass sie keineswegs vollständig sei. Wenn das kein Zeichen für eine wahrlich epochemachende Komposition ist!

    Eine gute Handvoll Einspielungen des Werks besitze ich und es sind gewiss wichtige darunter. Natürlich verlockt auch dieser Thread, verlocken Alexanders liebevolle Charakterisierungen zu weiteren Anschaffungen. Für Vratz werden die Aufnahmen von Richter und Argerich eher überschätzt - ich habe das herausgelesen aus seinen Kurzcharakterisierungen einzelner Passagen; vielleicht übertreibe ich. Zum Nachhören bräuchte ich indes gar nicht zu bestellen, wobei mir klar ist, dass beide nicht nur einmal eingespielt haben. Das hat der Autor auch für andere Pianisten festgestellt, wobei einzelne Namen sich der Zweistelligkeit annähern oder sie sogar erreichen (?). Auch solches kann man ja in diesem Thread erfahren.

    Letztlich empfohlen wurden für Liebhaber historischer Einspielungen Cortot und Horowitz, für die eher frühe Stereozeit vor allem diverse Einspielungen von Arrau oder Gilels. Brendel etwa kam allerdings nicht zur Sprache. Katchen, Pogorelich oder Fleisher wurden gewürdigt und von den neuesten Aufnahmen galt die Präferenz Korstick und Trifonow. Bei Letzterem wurde die geniale Farbkunst herausgestellt. Ihn könnte ich mir als weitere Scheibe im Schrank vorstellen. Bolet wiederum, der "Sieger", besticht eher dadurch, dass er jegliches Extrem meidet und in seiner Wohlausgewogenheit überzeugt. Wenn ich micht recht erinnere, hat ihm viel weiter oben auch Alexander vor allem eine noble Haltung attestiert. Das ist ebenso mein Eindruck von Bolet, den ich nicht zuletzt als Interpret des Konzerts von Joseph Marx schätze.

    Mir würde jetzt noch viel einfallen, indes kann ich die Sendung nur empfehlen zum Nachhören. Das ist noch eine knappe Woche lang möglich, wie Alexander oben ja schon gesagt hat.

    :cincinbier: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Und? Welche war das? ;)

    Jorge Bolet.

    Die erste!
    CD Price-Less D13221, urspr. Everest Records, P. 1960
    Aufnahme: P. 1960, ohne weitere Angaben
    Spieldauer 27:18 Minuten

    Die zweite kam dann 1982 (Decca).

    Vielen Dank lieber andréjo für Deine Ausführungen! :top:
    Nur eines: Von Martha Argerich ist mir nur eine auf offiziellen Tonträgern veröffentlichte Aufnahme bekannt.
    Was Aufnahmen auf historischen Klavieren betrifft, hätte Vraz Thomas Hitzlberger nennen können.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Die erste!CD Price-Less D13221, urspr. Everest Records, P. 1960
    Aufnahme: P. 1960, ohne weitere Angaben
    Spieldauer 27:18 Minuten
    [...]


    bzw. Price-Less-Version
    (AD: Juni 1960, Belock Recording Studio, Bayside, Long Island)

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Zitat von AlexanderK

    Nur eines: Von Martha Argerich ist mir nur eine auf offiziellen Tonträgern veröffentlichte Aufnahme bekannt.


    Was Aufnahmen auf historischen Klavieren betrifft, hätte Vraz Thomas Hitzlberger nennen können.

    Danke, Alexander!

    Leicht möglich, dass ich nur die falsche Erinnerung hatte, Vratz hätte auch bei Argerich auf mehrere Aufnahmen verwiesen.

    Bezüglich Einspielungen auf Originalinstrumenten hat er aber recht deutlich deren Existenz bestritten, wie mir scheint.

    Mir war nicht so ganz klar, wie wenig die Zeitgenossen mit dem Werk anfangen konnten. Das wurde wirklich deutlich herausgearbeitet.

    Klar wurde mir auch, dass die Bearbeitungen nicht sonderlich interessant sein dürften. Schon bei der Orchestrierung geht das Virtuose zu sehr verloren. Eine Orgeltranskription habe ich mal gehört und empfand sie als viel zu grob - in der Sendung war ja keine Rede davon. Und die Version für zwei Klaviere hat der Autor selbst als unwichtig deklariert; der zu hörende Ausschnitt hat das gewiss nicht widerlegt.

    Warst Du als Kenner derart vieler Einspielungen mit den Wertungen von Vratz eigentlich durchwegs einverstanden?

    :wink: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Lieber Andréjo, lieber Alexander, lieber Lionel,

    danke für Eure Hinweise!

    Es gibt eine weitere Ausgabe der Everest-Aufnahme, nämlich diese:

    Wie man den japanischen Schriftzeichen bei amazon mühelos entnimmt: "Transferred from the original Everest Records master tapes". ;)

    (Natürlich nicht; die Erläuterung gibt's bei Qobuz.)

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ich habe die Liszt-Sonate in dieser preiswerten Kopplung , finde allerdings seine Dante-Sonate spannender .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • (AD: Juni 1960, Belock Recording Studio, Bayside, Long Island)


    DANKE! :thumbup:

    Warst Du als Kenner derart vieler Einspielungen mit den Wertungen von Vratz eigentlich durchwegs einverstanden?

    :wink: Wolfgang

    Ich fand seine Analysen sehr fundiert und auch sprachlich ausgezeichnet. Da konnte ich einiges lernen. Es gibt halt so viele Aufnahmen, zu unbekannteren Einspielungen konnte er da gar nicht vorstoßen, ja wie er auch selbst betont hat nicht einmal ansatzweise alle bekannteren Interpretinnen und Interpreten erwähnen. Mir fehlt noch die Fleisher Aufnahme, eine eklatante Lücke, die ich bald schließen möchte. Ein paar Besprechungen (auch weiterer Orgelaufnahmen! ;) ) folgen wenn alles klappt im Lauf der nächsten Wochen. Die Yvonne Loriod Aufnahme (von Vraz erwähnt) habe ich erst seit kurzem, ist in einer neulich erschienenen Box enthalten. Die van Cliburn Profil Box mit der Aufnahme von 1960 ist auch ziemlich neu, höre ich auch demnächst.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Ich glaube, Bolet hatte ich mal vor vielen Jahren auf einer billig wirkenden CD mit dem ersten KK gekoppelt. Der Klang war mir damals zu schlecht und ich hatte auch kein großes Interesse an Liszt, vermutlich ist sie auf Ebay gelandet, jedenfalls nicht mehr im Regal.

    Es müsste diese Ausgabe gewesen sein:
    < >

    [Blockierte Grafik: https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/612uZmK8iXL._SX425_.jpg]

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Bolet

    wie leider üblich, müsste man bei der 1960er Aufnahme geschätzte 1-2 % von der Geschwindigkeit abziehen, um auf das tatsächlich gespielte Tempo zu kommen.
    Die 1982er Aufnahme hat eine deutlich niedrigere Stimmung, mithin vermutlich richtig abgespielt.
    1960 waren die Klaviere eigentlich eher noch tiefer gestimmt.

    Hörproben konnte ich allerdings nur für das Remastering von 2013 finden. Bei dem älteren könnte die Abspielgeschwindigkeit anders (richtiger oder auch noch falscher) gewesen sein. Ein Bewusstsein für das Problem ist bei den Mastering Engineers bis heute nur sehr vereinzelt festzustellen.
    Im Übrigen eiert die Aufnahme gewaltig. Das verfälscht die subjektive Wahrnehmung üblicherweise zum Positiven hin (ein eigentümlicher Effekt, den man leicht überprüfen kann, wenn man einen Laien oder sich selbst mit einem nicht allzu guten Cassettenrecorder aufnimmt).

    Damit will ich nichts über die Qualität des Spiels oder auch der Aufnahme gesagt haben, von der ich nur die kurzen Schnipsel kenne. Mich persönlich würde es aus den genannten technischen Gründen eine zu große Überwindung kosten, die Aufnahme ganz anzuhören.

    Bei dem von Alexander oben angegebenen Link zum BR-Klassik-Interpretationsvergleich fehlt übrigens die abschließenden Bolet-Aufnahme. Wer die ganze Sendung hören möchte, sollte diesem Link folgen:

    Interpretationen im Vergleich: Franz Liszt: Sonate h-Moll | Audio | BR-KLASSIK | Bayerischer Rundfunk

    Gruß,
    Khampan

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