Bis auf die h-moll-Sonate besitze ich leider kaum Aufnahmen von Liszt-Werken. Gefunden habe ich aber eben eine CD, auf der Michael Ponti neben Klavierkonzerten von Eugen d´Albert und Hans von Bronsart die "Malediction" für Klavier und Streicher von Liszt spielt. Damit habe ich es jetzt noch einmal versucht, aber auch bei sehr viel gutem Willen bleibt diese Musik für meine Ohren einfach höchst schwammig und auf seltsame Art und Weise konturlos.
die "Malediction" ist ein Frühwerk, soweit mir bekannt. Ich finde es ganz lohnend, aber an die Qualität z.B. seines 2.Klavierkonzertes kommt es m.E. überhaupt nicht dran.
Genau, Malédiction geht vermutlich auf ein Werk des 16jährigen zurück, wurde von Liszt 1833 erheblich überarbeitet, aber zu seinen Lebzeiten nie publiziert. Ziemlich originell, finde ich, ein früher Vorgänger des Totentanzes. Aber in der Tat nicht mit dem A-dur-Konzert vergleichbar.
Ich habe den Verdacht, dass mit Ausnahme der h-moll-Sonate die Kenntnis auch der bekannteren Werke für Klavier solo von Liszt nicht sehr verbreitet ist. Deshalb vielleicht mal außerhalb der Reihe ein CD-Hinweis:
Volodos bietet fantastisches Klavierspiel, aber ich empfehle die CD in erster Linie wegen der intelligenten Werkauswahl. Enthalten sind:
Vallée d'Obermann (1838, in den 1850ern überarbeitet) aus dem ersten Band der Années de pèlerinage: Musik über Literatur, zeigt die byroneske Seite Liszts, sehr exzessiv.
Sposalizio und Il pensieroso (1839) aus dem zweiten Band der Années: die ersten Musikstücke, die auf konkrete Werke der bildenden Kunst komponiert worden sind, ein hymnisches und ein ganz unvirtuoses, chromatisches, grüblerisches Stück.
La prédication aux oiseaux (1863) repräsentiert eine für den späteren Liszt nicht ungewöhnliche Mischung aus prä-impressionistischen Klang und religiöser Thematik.
Das Präludium in f-moll nach Bachs Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen (um 1860) steht für die Bach-Rezeption Liszts, ein zurückhaltendes, konzentriertes und trauriges Stück.
Les Funérailles (1849) ist ein absolutes Muss: Liszt erkundet wie kein anderer die tiefen Lagen des Klaviers, stellt dem dissonanten Trauermarsch einen sich selbst zerstörenden Triumphmarsch im Mittelteil gegenüber.
Das Pseudo-Nocturne En rêve (1885), die zweite Fassung der schon erwähnten Trauergondel (1882) und die frappierende Bagatelle ohne Tonart (1885) repräsentieren Aspekte des radikalen Spätwerks.
Viele Grüße
Bernd