BACH, Johann Sebastian: Johannes-Passion BWV 245

  • BACH, Johann Sebastian: Johannes-Passion BWV 245

    "http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…nnespassion.jpg"
    (wikipedia)


    Langsam aber unaufhaltsam naht sich die Passionszeit und so vermehren sich dann Proben und später dann Aufführungen der beiden erhalteten Passions-Vertonungen Johann Sebastian Bachs. Wie mir scheint, so wird die Bachsche Passion nach dem Evangelisten Matthäus von den Capricciosi häufiger gehört als ihre „kleine Schwester“, die Passio Secundum Johannem BWV 245.
    Ist das überhaupt so?
    Und wenn ja: WARUM?

    Zur Entstehungsgeschichte und zum Aufführungshistorischen will ich an dieser Stelle einfach mal nichts sagen, schließlich ist das alles gut erforscht (ein Blick ins Bach-Handbuch informiert schon solide) und darum – wie ich denke – allen hier bekannt.

    Dafür will ich ein Zitat aus Marten t’Harts Bach-Buch der Diskussion voranstellen:

    „Ich habe auch nie die Diskussion über die Frage begriffen, welche Passion schöner ist, die des Matthäus oder des Johannes. Unlängst fand ich in einem Brief von Robert Schumann an Moritz Hauptmann vom 8. Juni 1851 die folgende Passage: ‚Es scheint mir kaum zweifelhaft, daß die Johannes-Passion die später, in der Zeit höchster Meisterschaft, geschriebene ist; in der anderen spürt man, dächte ich, mehr Zeitflüsse, wie auch in ihr der Stoff noch nicht bewältigt erscheint. Aber die Leute denken freilich, die Doppelchöre machen’s.’ Daß Schumann sich in den Entstehungsdaten der beiden Werke irrt – er konnte es nocht nicht wissen, daß die Johannes-Passion (Fassung 1) 1724 entstand, die Matthäus-Passion einige Jahre später -, ist weniger von Belang als seine Meinung über die Werke.“

    Es geht mir natürlich nicht um einen Kontest, à la „Welche Passion ist die schönere?“

    Mir geht es darum zu erfahren, wie gut ihr die Johannes-Passion kennt, was Euch an ihr anspricht, was weniger und eben auch warum Ihr ggf. die eine der anderen Passionsvertonung vorzieht. Natürlich sind auch Aufnahmebesprechungen gefragt.

    Bevor ich jedoch ganz knapp die mir vorliegenden Aufnahmen per Coverposting aufliste, noch ein paar Sätze aus der fiktiven „Kleinen Chronik der Anna Magdalena Bach“ mit denen ich trotzdem vollkommen übereinstimme:

    „Die Matthäus- und die Johannespassion, das sind gewiß die größten Kunstwerke, die je eines Menschen Geist ersonnen hat. [...] Diese Musik kam aus Sebastians innerstem Herzen: er schrieb sie in schwerem Leiden, denn nie konnte er Christi Wunden und seines Kreuzestodes gedenken, ohne selbst zu leiden und die Sündhaftigkeit der Kreatur zu empfinden. Und aus diesen Schmerzen kam einzig die erschütternde Schönheit, die seine ganze Passionsmusik überflutet.“

    Nun die mir bekannten Aufnahmen:

     

     

     

     

     

    Ich muss gestehen, dass ich recht mäkelig bin, wenn es zu Einspielungen der Passionen kommt. Das ist bei der Matthäus-Passion so und hier ist es nicht anders. Da ist mir mal der Eingangschor zu lahm, ohne Spannung, die Rhythmik des Satzes unterschlagend. Dann gefällt mir auch leicht mal der Evangelist nicht - von Michael Chance als Altus will ich im Moment ganr nicht sprechen. Dann wird durch das schönste Bass-Arioso Bachs ("Betrachte, meine Seel') gehetzt und und und. Will sagen: der Interpret hat es nicht leicht mit mir. Mein gegenwärtiger Favorit ist Güttlers Einspielung aus dem Jahre 1988, weil hier fast alles passt, was ich - bei Interesse - gern näher erläutern werde. Gleiches gilt meiner Ansicht nach für die ältere Aufnahme Brüggens, der ja heuer eine Neuproduktion auf den Markt bringt - auf der leider wieder Chance singt:

    Nun seid ihr aber erst einmal dran, also frisch in die Tasten gehauen!

    :wink: Agravain

  • Hallo Agravain,

    mit der Einstudierung der Johannes-Passion vor ein paar Jahren hat meine Liebe zu Bach begonnen. Sie war für mich der Türöffner in die Welt des Meisters. Und noch immer ist die JoPa ganz weit oben, was meine Lieblings-Bäche angeht. Gerade für den Chor ist das Stück sehr dankbar, weil man erstens oft dran ist und zweitens die Chöre wahnsinnig viel Spaß machen. Gerade der Würfelchor ist doch einmalig. :juhu:
    Die Matthäus-Passion liebe ich zwar auch sehr, aber Johannes ist dann doch noch mal etwas knackiger und schneller auf den Punkt gebracht.

    Gehört habe ich auch einige Aufnahmen und ebenso wie du hatte ich auch immer etwas rumzumäkeln. Bis ich Gardiner gehört habe, bei dem für mich eigentlich alles gestimmt hat und die bis heute eigentlich mein Lieblings-Johannes ist.


    Lieben Gruß,
    Peter.

    Alles kann, nichts muss.

  • Lieber Agravain,

    also so was darf man doch nicht machen: Hier einen neuen Thread eröffnen und ich kann nicht anders als gleich ins Regal zu greifen :rolleyes: und mir die Einspielung mit der Gächinger Kantorei und dem Bach-Collegium Stuttgart aufzulegen. :thumbup:

    Eine absolut mitreißende Einspielung. Sehr kraftvoll! 8o

    LG
    corda vuota

  • Tja, gestern war's die Matthäus-Passion, und heute schickte ich die Johannes-Passion hinterher. Man kann wohl sagen, ich habe meine Hörsaison der Osterhasengesänge eröffnet... :beatnik: :

    Mit dieser Einspielung hat man natürlich eine Besonderheit, weil sie in Leipzig mit dem damaligen Thomaskantor als Dirigenten realisiert wurde (Oktober 1954). Ich finde, daß sich diese Aufnahme auch heute noch hören lassen kann. Mir gefällt der elegische Beginn Herr, unser Herrscher sehr gut, und der Chor bietet eine ordentliche Leistung. Zwar klingt die Aufnahme etwas trocken und vordergründig, aber die Details sind gut erfaßt worden.


    Na denn: Let's Go!


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Ich wil diesen Thread wieder hervorholen, weil ich mich im Moment (auch) mit den Bach-Passionen ein bisschen vertraut machen will. Meine einzige Einspielung der Johannes-Passion ist diese:


    Nun bin ich draufgekommen, dass es sich hier um die Einspielung der zweiten Fassung von 1725 handelt, die die ursprünglichen Rahmenchöre ("Herr, unser Herrscher" und "Ach Herr, lass dein lieb Engelein") gegen zwei große Choralbearbeitungen austauscht.

    Vielleicht weiß hier jemand, ob diese Fassung selten eingespielt wird oder durchaus eine gängige ist? Ich würde auch gerne die mit den beiden gestrichenen Chören kennenlernen. Kann vielleicht jemand eine Einspielung dazu empfehlen? Und welcher Fassung gebt Ihr den Vorzug?

    Liebe Grüße
    :wink:
    Renate

    Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)

  • Also die mit "Herr unser Herrscher" und "Ach Herr laß' Dein lieb' Engelein" ist die übliche Fassung und sehr viel gängiger als alle anderen. Da der Eingangschor eines der beeindruckendsten Stücke ist, solltest Du jedenfalls eine Aufnahme der üblichen Fassung anschaffen.
    Ich habe noch eine von 1749 (Max, Capriccio), da sind die Unterschiede zur üblichen aber sehr geringfügig (wenn ich recht erinnere, keine neuen Stücke, nur kleine Änderungen).
    Meine bevorzugte Aufnahme ist vermutlich Harnoncourts dramatische Lesart aus den 1990ern, obwohl die Männerstimmen nicht optimal (allerdings ordentlich) besetzt sind. Aber ich bin kein allzu großer Fan und Sammler dieses Werks...

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Etwas wundert mich ja doch...

    Eigentlich erstaunlich, daß dieser Thread so wenig Posts hat, der von der Matthäus-Passion dagegen sich über vier Seiten erstreckt... ?(

    Ist es wirklich so, daß die Johannes-Passion nicht so geschätzt wird wie die Matthäus-Passion? [Bei Bach Cantatas sind nur geringfügig weniger Einspielungen der JP im Vergleich zur MP vorhanden.] Jeder Dirigent der MP hat fast immer auch die JP dirigiert.


    jd :wink:

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  • Da der Eingangschor eines der beeindruckendsten Stücke ist, solltest Du jedenfalls eine Aufnahme der üblichen Fassung anschaffen.

    Da hat die Katze völlig recht, liebe Renate. Die Fassungsfrage ist was die Johannes-Passion angeht ja bei weitem nicht so deutlich geklärt wie im Falle der Matthäus-Passion. Bach hat Zeit seines Lebens an dem Werk herumgewerkelt, sodass es eine Reihe unterschiedlicher Fassungen gibt. Die oben gezeigte Einspielung Parrotts beispielsweise liefert die Fassung 1749, die in der Instrumentation und streckenweise im Text von ihren Vorgängerinnen unterscheidet. Am häufigsten eingespielt ist indes die gegenwärtige NBA-Version, wobei auch sie im Grunde spekulativ ist, denn eine Originalpartitur der 1724er Fassung liegt nicht vor. Einen guten Überblick hierzu gibt der entsprechende Artikel im Metzler'schen Bach-Handbuch.

    Ich favorisiere Ludwig Güttlers Einspielung der Johannes-Passion aus dem Jahre 1998, da sie einen sehr dramatischen Zugang zu dem ohnehin schon vorwärtsdrängenden Werk bietet:

    Wieso, weshalb, warum kannst Du lesen, wenn Du auf das Bildchen klickst. :D

    :wink: Agravain

  • Danke, Kater Murr, für Deine Ausführungen!

    Lieber Agravain, ich habe befürchtet, dass ich das Metzler Handbuch auch noch werde haben müssen. ;+) Die Güttler-Einspielung hast Du ja schon im Eingangsbeitrag favorisiert (wieso, weshalb, warum habe ich gelesen :D ) - mir war allerdings gestern nicht klar, welche Fassung das ist. Jetzt ist etwas Licht im Dunkel - danke!

    Mich hat übrigens die Johannes-Passion beim ersten Mal Hören sehr angesprochen - der Eindruck war ein viel intensiverer als bei der Matthäuspassion.

    Liebe Grüße
    :wink:
    Renate

    Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)

  • Die Johannes-Passion habe ich vor langer Zeit kennengelernt ebenfalls mit Philippe Herreweghe, allerdings in einer anderen Aufnahme, mit, glaube ich, der ersten Fassung (1724):

    Liegt mir gerade nicht vor; Näheres gern auf Nachfrage: jedenfalls habe ich diese Einspielung als recht eindringlich und überzeugend in Erinnerung. Günstig zu bekommen ist sie offensichtlich auch.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • mit Philippe Herreweghe, allerdings in einer anderen Aufnahme, mit, glaube ich, der ersten Fassung (1724)

    Ita est!

    Herreweghe schreibt im Booklet hierzu: "Wir haben uns aus zwei Gründen für die Fassung der Neuen-Bach-Ausgabe entschieden: Einerseits scheint uns die 1739 entstandene Partitur, deren erste zehn Seiten in Urschrift vorliegen, eindeutig darauf hinzuweisen, dass Bach selber der 1724 vorgegebenen Reihenfolge den Vorzug gab. Zum anderen sind wir der Ansicht, dass die in der zweiten und dritten Fassung fehlenden Arien musikalisch und dramatisch von übergeordnetem Interesse sind: Unvorstellbar, auf das Arioso 'Betrachte meine Seel' und auf die Arie 'Zerfließe, mein Herze' zu verzichten!"


    :wink: Agravain

  • Bevor man sich die Einzelausgabe der Richter-Aufnahme auf CD kauft, würde ich eher dazu raten, noch ein paar schöne Bilder dazuzunehmen:

    Es ist eine Verfilmung der Passion vor dem Hintergrund der Richter-Aufnahme als soundtrack. Evangelist Haefliger ist als Schauspieler selbst an dem Film beteiligt und spricht teilweise noch in seine eigene Aufnahme rein. Das ganze findet im Dom zu Speyer statt und wird unter anderem mit Tanz in Szene gesetzt. Ist aber keine reine Tanz-Inszenierung. Einige Bilder des Regiesseurs Niebeling wirken auf mich etwas riefenstahlesk, aber es ist auszuhalten. Eine gewisse "Rahmenhandlung" (der Schauspieler des Christus identifiziert sich zunehmend mit seiner Rolle) erinnert an den Film "Jesus von Montreal".

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Evangelist Haefliger ist als Schauspieler selbst an dem Film beteiligt und spricht teilweise noch in seine eigene Aufnahme rein.


    Wenn ich die Ausführungen des beigefügten Interviews mit Niebeling (Pdf-Datei) richtig in Erinnerung habe, singen Haeflinger und Engen ihre Parts im Original, d.h. sie "agieren" nicht nur zur Hintergrundmusik (korrigiere mich nur, wenn ich mich täusche). Im übrigen teile ich Deine Begeisterung für diese Produktion voll und ganz, was ich, glaube ich, nun mindestens schon drei oder vier mal mitgeteilt habe.

  • ich war einige Jahre glühender Anhänger von dem Niebeling-Film (bin es vielleicht noch immer). Doch fand ich einige Szenen zunehmend ... ungut. Ich warte, bis mir endlich die DVD zugestellt wird und dann kann man ja in einem eigenen thread über diesen sehenswerten Film diskutieren.

    :wink:

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Sir Peter Pears (Evangelist), Hans Hotter (Jesus)
    Elisabeth Grümmer, Marga Höffgen, John van Kesteren, Keith Engen
    Chor und Symphonieorchester des Baywerischen Rundfunks
    Eugen Jochum

    Bach liebe er eigentlich noch mehr als Bruckner, hat Eugen Jochum einmal in einem Interview mit der britischen Musikzeitschrift Gramophone gesagt. Tatsächlich hat er in seiner langen Karriere ausgesprochen oft die beiden Passionen und die h-moll-Messe dirigiert. Ein Mittschnitt einer Aufführung der "Johannes-Passion" vom 01. April 1960, dem letzten Jahr Jochums als Chef des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, ist 2011 bei Andromeda erschienen.

    Der Mittschnitt verdeutlicht, dass Jochums Auffassung des Werkes - wie seine Bach-Auffassung insgesamt - über die Jahre einigermaßen konstant geblieben ist. Die spätere Aufnahme bei Philips aus dem Jahre 1967 zeichnet ein ziemlich identisches Bild von Bachs kleinerer Passion. Breite Tempi, und zwar sowohl in vielen Rezitativen als auch in den (meisten) Arien, Chören und Chorälen. Bisweilen liegt die Wahl der Tempi am Rande des noch sinnvoll Machbaren (ganz besonders deutlich in der sich kaum vorwärts bewegenden Tenor-Arie "Ach, mein Sinn Sinn" oder in dem Choral "Ach, großer König"). Dies führt dazu, dass der vorwärtsdrängende Charakter dieser Passion, der dramatischeren, kaum noch zu erkennen ist. Ich habe es irgendwo anders schon einmal geschrieben, aber mich erinnert das von Jochum gezeichnete Bild der Passionsgeschichte stets an meinen Besuch der Passionsspiele Oberammergau oder an George Stevens' üppige filmische Umsetzung der Passionsgeschichte.

    Die Riege der Ausführenden beeindruckt zunächst, wobei ich mich mit Pears als Evangelist so wenig anfreunden kann wie mit Hotter, der mir aus heutiger Perspektive viel zu dick und schwerfällig klingt. Pears hingegen empfinde ich als etwas sehr knödelig. Beide interpretieren - ganz dem Stile der Gesamtanlage Jochums folgend - mit einer ausgesprochen großen Dosis Pathos, die mich hier nicht so recht bewegen will. Auch Keith Engen, den ich auch bei Richter als Schwachstelle empfinde, trägt recht dick auf. John van Kersteren singt (meist) recht kultiviert, seine helle and sich leicht geführte Stimme eignet sich grundsätzlich gut für Bach. Auch Marga Höffgen, die ein insgesamt sehr inniges "Es ist vollbracht" singt (soweit das bei Jochums hier wieder sehr zerdehntem Tempo eben geht) und Elisabeth Grümmer (mit einer sehr ordentlichen Wiedergabe der Arie "Zerfließe, mein Herze" - meines Erachtens eine schwersten Bachs) - finde ich überzeugend. Chor & Orchester gefallen mir durchweg gut.

    :wink: Agravain

  • Eingetroffen gestern, aber leider fehlt mir im Moment die Zeit, ihn anzusehen. Ich fürchte, das wird erst nächste Woche möglich sein. :cry: Aber ich werde Euch meine Eindrücke nicht vorenthalten...


    :wink:
    Renate

    Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)

  • Ich hab meine diesjährigen Passionsspiele mit der Bachschen Johannes-Passion begonnen, die mir ungleich näher steht als ihre große Schwester. Zunächst hab ich eine 2011 veröffentlichte (mir) neue Einspielung des Ricercar Consorts gehört, die ich gestern erworben hab:

    J. S. Bach: Passio secundum Johannem, BWV 245
    Hans-Jörg Mammel (Evangelist), Matthias Vierweg (Jesus), Maria Keohane (Sopran), Helena Ek (Sopran), Carlos Mena (Alt), Jan Börner (Alt), Jan Kobow (Tenor), Stephan MacLeod (Bass), Ricercar Consort, Leitung: Philippe Pierlot

    Gegeben wird die 1724er Version mit einigen kleinen Veränderungen (hinzugefügt wurde die Bass-Arie »Himmel reisse, Welt erbebe« aus der 1725er Fassung und der Schlusschoral »Christe, du Lamm Gottes« aus der Kantata BWV 23, mit der offenbar 1725 die Aufführung der Passion beschlossen wurde).

    Die Interperetation ist dezidiert dramatisch - der Evangelienbericht wird sehr zügig, die Dramatik der Handlung deutlich betonend und auch forcierend vorgetragen. So erscheinen die Arien und die Choräle tatsächlich wie explizit handlungsunterbrechende, das Geschehen geradezu stillstellend herausgehobene Reflexionen und Kommentare zum Geschehen. Die Besetzung ist sehr klein gewählt, der Chor solistisch besetzt, was der Wirkung der Turbae keinen, wirklich gar keinen Abbruch tut (für mein Empfinden jedenfalls nicht). Das Ricercar-Consert, mit dem ich höchste Erwartung verbinde, die bisher immer bestätigt worden sind, gibt auch hier wieder nicht den kleinsten Anlass zur Kritik. Eine großartige Aufnahme dieses Werks - die mich hoffen läßt, dass nächstens auch die Matthäus-Passion von diesem Ensemble aufgenommen wird.

    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:

    Jetzt eine andere, ältere Einspielung (aus 1993), die ich sehr liebe:

    Robin Doveton (Evangelist), David van Asch (Jesus), Kym Amps (Sopran), Janet Coxwell (Sopran), Angus Davidson (Alt), David Gould (Alt), Julian Podger (Tenor), Adian Peacock (Bass), The Scholars Baroque Ensemble, Leitung: David van Asch

    Ebenfalls die 1724er Version, ebenfalls ein solistisch besetzer Chor, das Orchester noch kleiner besetzt als bei den Ricercars. Der Ausdruck ganz anders: Eine im Charakter sehr zurückgenommene, spirituelle, ja, liturgische Darbietung der Passion. Immer wieder toll!

    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

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