Die Namen bewahren - Die Capriccio-Gedenktafel für Opfer des Nationalsozialismus aus dem Musikleben

  • Die Namen bewahren - Die Capriccio-Gedenktafel für Opfer des Nationalsozialismus aus dem Musikleben

    Das Erinnern und Aufzählen der Namen der Opfer spielt eine wichtige Rolle im Gedenken an die Shoah. Die Namen, die genannt und erinnert werden, können nicht mehr aus dem Gedächtnis der Menschen getilgt werden.

    "Die Namen bewahren" ist Teil des Projekts "Verfolgt, Emigriert, Ermordet". Es ist gedacht als eine Aufstellung der Namen und Daten bekannter wie unbekannter Musiker und Musikerinnen, die zu Opfern des Naziregimes wurden, sei es ihrer jüdischen Herkunft, ihrer politischen Haltung oder anderer Gründe wegen.

    Ausführliche Auseinandersetzungen mit dem Werk und der Biographie der Genannten sollten dann in eigenen Threads erfolgen.

    :wink: Talestri

    One word is sufficient. But if one cannot find it?

    Virginia Woolf, Jacob's Room

  • Abraham, Paul (1892 - 1960) Komponist


    Geboren am 2.11. 1892 im ungarischen Apatin als Pàl Abraham. Mit Werken wie VIKTORIA UND IHR HUSAR und BLUME VON HAWAII sowie der Filmmusik zu DIE PRIVATSEKRETÄREN mit der ebenfalls verfolgten Renate Müller war er einer der populärsten deutschen Operettenkomponisten. 1933 reduzierte sich die Zahl der Aufführungen von DIE BLUME VON HAWAII schlagartig von 1.725 in der Spielzeit 1932 auf 8, denn seine Operetten wurden als „Niggermusik“ verboten. Als Jude musste er über Wien, Budapest, Paris und Kuba in die USA fliehen, wo er nicht mehr Fuß fassen konnte. 1946 wurde er wegen geistiger Umnachtung in eine Heilanstalt eingeliefert, zehn Jahre später auf Betreiben seiner Fans nach Hamburg gebracht, wo er am 6.5.1960 von seinem Leidern erlöst wurde.

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    Adler, Kurt (1907 – 1977). Dirigent, Chorleiter, Korrepetitor, Musiklehrer

    Der Dirigent Kurt Adler* wurde am 01. März 1907 in Jindřichův Hradec (auch bekannt unter: Neuhaus) geboren und wuchs in seiner Geburtsstadt, in Sušice (auch bekannt unter: Schüttenhofen) und seit 1918 in Atzgersdorf/Wien auf. Seine musikalische Ausbildung erhielt er u. a. bei J. Fürnberg (Oberkantor seiner Geburtsstadt), R. Robert (Klavier), K. Weigl (Musiktheorie) und F. Foll (Orchesterleitung). 1927 wurde er für zwei Spielzeiten Assistenzdirigent an der Staatsoper Berlin (H. Weigert, E. Kleiber) und ging 1929 bis 1932 an das Neue Deutsche Theater Prag, wo er auch als Leiter des studentischen Orchesters der Deutschen Musikakademie fungierte. Danach wechselte er zurück nach Berlin, diesmal jedoch an die Städtische Oper (C. Ebert). Veranlasst durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Adler nach einem kürzeren Aufenthalt in Wien zunächst als Hauptdirigent an die Staatsoper Kiew. 1935 begründete er die Philharmonie Stalingrad. 1938 emigrierte Kurt Adler zusammen mit K. Weigl und E. Feuermann in die Vereinigten Staaten von Amerika. 1943 wurde er Assistenzdirigent, ab 1945 Dirigent, Chorleiter und Korrepetitor („The art of accompanying and coaching“) an der Metropolitan Opera, der er bis 1973 verpflichtet blieb. Am 21. September 1977 ist Kurt Adler in/bei New York verstorben. – Kurt Adler ist der Herausgeber einer bemerkenswerten fünfbändigen Arien-Anthologie.

    * Der Dirigent Kurt Adler ist nicht zu verwechseln mit dem Dirigent Kurt Herbert Adler (1905-1988) sowie dem Dirigent Peter Herman Adler (1899-1990) und wird in der Literatur und auf CD-Covern oft verwechselt. Die oben abgebildete CD bzw. Aufführung sollte allerdings von K. Adler dirigiert sein, da sie in u. a. Quelle als Aufführung verzeichnet ist.
    Die Quellenlage zu Kurt Adler ist extrem spärlich (s. a. Internet, Lexika), lediglich eine Publikation über K. Adler ist erhältlich, welche hier als ausschließliche Quelle Verwendung findet: Urban, Václav, Kurt Adler – Ein Leben für die Musik, Regensburg 2009.

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    Adler, Kurt Herbert (1905 – 1988). Dirigent

    Der Dirigent Kurt Herbert Adler* wurde am 02. April 1905 in Wien geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er in seiner Geburtsstadt an der Musikakademie, dem Neuen Wiener Konservatorium sowie der Universität. Seit den späten 1920er Jahren wirkte er in verschiedenen deutschen und italienischen Städten. Von 1934-1936 arbeitete er an der Wiener Volksoper und war 1936 Assistent von A. Toscanini bei den Salzburger Festspielen. Seit 1936 in Prag emigrierte Adler 1938 in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er bis 1943 in Chicago (Lyric Opera) beschäftigt war. Danach wechselte er an die Oper in San Francisco, zunächst als Assistent und ab 1953** als Nachfolger von G. Merola bis 1981 als deren Künstlerischer Leiter bzw. Direktor. Am 09. Februar 1988 ist Kurt Herbert Adler in Ross (Kalifornien) verstorben.

    * Der Dirigent Kurt Herbert Adler ist nicht zu verwechseln mit dem Dirigent, Chordirigent und Korrepetitor Kurt Adler (1907-1977) sowie dem Dirigent Peter Herman Adler (1899-1990) und wird in der Literatur oft verwechselt.

    ** Einige Quellen geben 1956 an.

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    Adler, Peter Herman(n) (1899 – 1990). Dirigent

    Der Dirigent Peter Herman Adler* wurde am 2. Dezember 1899 in Gablonz (heute: Jablonec nad Nisou) geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung u. a. bei F. Finke, V. Novák und A. v. Zemlinsky ging an das Opernhaus in Brünn (Brno). Von 1929 bis 1932 war er am Staatstheater Bremen engagiert und wechselte 1932 an die Philharmonie in Kiew, wo er bis 1937 blieb. Nach einem kurzen Aufenthalt in Praha (Prag) emigrierte Adler nach der Besetzung durch die Nationalsozialisten in die Vereinigten Staaten von Amerika und dirigierte verschiedene Orchester. Von ca. 1949 bis 1959 war er verantwortlich für „NBC TV-Opera“. Von 1959 bis 1967** war er Musikdirektor des Baltimore Symphony Orchestra. Danach wurde Adler Direktor des American Opera Center. Peter Herman Adler ist am 02. Oktober 1990 in Ridgefield (New Jersey) verstorben. – Adler war mitverantwortlich für die Musik in dem Film „The Great Caruso“ von 1951.

    * Der Dirigent Peter Herman Adler ist nicht zu verwechseln mit dem Dirigent, Chordirigent und Korrepetitor Kurt Adler (1907-1977) sowie dem Dirigent Kurt Herbert Adler (1905-1988) und wird in der Literatur und auf CD-Covern oft verwechselt.

    ** Andere Quellen geben 1960 bis 1968 an.

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    Adorno, Theodor W. (1903 – 1969). Komponist, Musikwissenschaftler, Musikkritiker

    Der Philosoph (Kritische Theorie – Frankfurter Schule, Gesellschaftsphilosophie, Ästhetik), Soziologe, Kulturwissenschaftler sowie Komponist und Musikschriftsteller („Philosophie der neuen Musik“, „Komposition für den Film“ mit Hans Eisler) wurde am 11. September 1903 als Theodor Ludwig Wiesengrund in Frankfurt am Main geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er u. a. von seiner Tante, der Sängerin und Pianistin Agathe Calvelli-Adorno sowie Bernhard Sekles, Eduard Steuermann, Alban Berg und Arnold Schönberg. Adorno wurde maßgeblich durch die Arbeiten von A. Berg, A. Schönberg und A. v. Webern beeinflusst. Adorno selbst komponierte Klavierliederzyklen, Orchesterstücke, Kammermusik für Streicher und A-cappella-Chöre u. a. Von 1928 bis 1931 war er leitender Redakteur der musikalischen Zeitschrift „Anbruch“. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Adorno mit Berufsverbot belegt und emigrierte 1934 nach England, 1938 in die Vereinigten Staaten von Amerika. 1949 kam Adorno nach Deutschland zurück und lehrte wieder in Frankfurt am Main. Am 6. August 1969 ist Theodor W. Adorno in Visp* (Schweiz) gestorben.

    * Einige Quellen geben Brig an.

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    Alexander, Leni (1924 - 2005). Komponistin.

    Helene, genannt Leni, Alexander wurde am 8. 6. 1924 in Breslau, heute Wroclaw/Polen geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Hamburg, bis sie 1939 mit ihrer jüdischen Familie über die Niederlande nach Chile flüchten mußte. In Chile konnte Leni Alexander ihren Klavierunterricht fortsetzen und erhielt darüber hinaus Unterricht in Kontrapunkt und Harmonielehre. Nach einer Ausbildung zur Montessori-Pädagogin, Studien in Psychologie und Arbeit mit behinderten Jugendlichen studierte sie von 1949 -1953 bei Fré Focke, einem niederländischen Pianisten und Komponisten, der ihr Mahler, Webern, Berg und Schönberg nahebrachte. 1954 erhielt sie ein französisches Stipendium, das ihr ermöglichte, in Paris bei Messiaen zu studieren und Lektionen bei René Leibowitz zu nehmen. Bei diesem 10monatigem Studienaufenthalt lernte sie viele Komponisten ihrer Generation kennen, so Maderna, Nono, Boulez, Cage, entwickelte aber einen ganz persönlichen Stil.
    Zurückgekehrt nach Chile unterrichtete sie neben der eigenen Kompositionstätigkeit und engagierte sich für die Verbreitung der Neuen Musik. Zu Studienaufenthalten kam sie immer wieder zurück nach Europa. 1969 erhielt sie ein Gugenheim-Stipendium und zog nach Paris. Als Linke und Allende-Anhängerin konnte sie nach dem Militärputsch Pinochets nicht mehr nach Chile zurückkehren. Sie lebte nun zum zweiten Manl im Exil. Ihren Lebensunterhalt bestritt sie v.a. durch Klavierunterricht.
    Ihre politischen und Exilerfahrungen verarbeitete sie auch in ihren Kompositionen, die oft einen autobiographischen Hintergrund haben. In den 1970er Jahren wurden viele Werke in Frankreich uraufgeführt. Später arbeitete sie auch für französische und deutsche Rundfunkanstalten. In den 1980er Jahren begann eine rege Zusammenarbeit mit dem WDR, die zu einer Reihe von Hörspielen führte. Nachdem sie 1986 wieder nach Chile zurückkehren konnte, kam sie noch regelmäßig zu Besuchen nach Paris und Köln. Am 7. 8. 2005 ist Leni Alexander in Santiago de Chile verstorben.

    Link: "]http://www.mugi.hfmt-hamburg.de/grundseite/gru…php?id=alex1924"

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    Allers, Franz (1905 - 1995) Geiger und Dirigent

    Geboren in Karlsbad, dem Karlovy Vary der heutigen Tschechei, nahm Allers schon mit sieben Jahren das Violinstudium auf, in dem er es bald zu so großer Fertigkeit brachte, dass er 1920 nach Berlin wechseln konnte, wo er Violinist der Berliner Philharmoniker wurde. Nach einigen Jahren unter Dirigenten wie Richard Strauss, Wilhelm Furtwängler und Bruno Walter tauschte er den Violinbogen gegen den Taktstock aus und wurde ein in führenden Opern- und Konzerthäusern Europas und der USA gern gesehener Dirigent. Daneben war er auch pädagogisch tätig. Einer seiner Schüler war Günther Wand, der bis zuletzt sein Andenken hoch hielt, als er bei uns schon lange als Dirigent der "seichten Muse" gering geschätzt wurde. Mitte der 30er Jahre musste er als Jude nach Prag emigrieren, wo er als Intendant und Chefdirigent des Aussiger Stadttheaters dieses zu seiner größten Blüte führte, bevor er wegen der wachsenden Judenfeindlichkeit in die USA emigrierte. Dank seiner Freundschaft mit dem Frühemigranten Frederick Loewe gelang es ihm, bereits bei dessen Broadwaydebüt THE DAY BEFORE SPRING (1945) die musikalische Leitung anvertraut zu bekommen. Dieses Team hielt bis zu Loewes Rückzug von der Bühne mit CAMELOT (1960), und so war es Allers beschieden, dem größten Musicalerfolg aller Zeiten bis dato, MY FAIR LADY (1956) als Dirigent ans Licht der Welt zu verhelfen. Später leitete er auch die deutsche Erstaufführung am Berliner Theater des Westens und trug so ganz wesentlich dazu bei, die Gattung Musical auch in Deutschland zu etablieren. Danach pendelte er zwischen den USA, wo er an der MET u.a. DIE FLEDERMAUS, HÄNSEL UND GRETEL und den ROSENKAVALIER dirigierte und eine Weile als musikalischer Leiter des Music Theater des New York State Theater fungierte, und Europa, wo er zeitweise der musikalische Leiter des Tonkünstler Orchesters Wien und später des Münchener Gärtnerplatztheaters war. Er starb im Alter von 89 Jahren in Las Vegas an einer Lungenentzündung. Der berühmte Kritiker der New York Times, Harold C. Schonberg, feierte ihn als den Dirigenten, der gemeinsam mit Maurice Abravanel dafür sorgte, die Orchester des Broadway von Grund auf zu erneuern, so dass sie seither die zunehmend anspruchsvollen Partituren meistern konnten, die Leute wie Bernstein oder Sondheim ihnen vorlegten.

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    Alpar, Gitta (1900 - 1991) Sängerin


    Auch wenn sie als Koloratursopran in vielen Opernpartien auftrat und angeblich von Erich Kleiber entdeckt wurde, bis 1930 sogar zum Ensemble der Berliner Staatsoper gehörte, zu ihrer eigentlichen Stärke fand Gitta Alpar erst in der Operette. Mit der Budapester Uraufführung und der Leipziger Deutschlandpremiere von Paul Abrahams VIKTORIA UND IHR HUSAR wurde sie 1930 zum Star, und in den folgenden drei Jahren die deutsche Operettendiva schlechthin. Schon kurz nach Göbbels' Verkündung im Jahr 1933, dass Juden fortan in der deutschen Kulturlandschaft unerwünscht seien, floh sie nach Wien, wo sie 1935 von ihrem Ehemann, dem Schauspieler und Regisseur Gustav Froehlich, der sich nicht mit einer Jüdin belasten wollte, geschieden wurde, und später nach England, wo sie aber nur bedingt an ihre alten Erfolge anknüpfen konnte. 1937 musste sie eine Welttournee mangels Erfolg in den USA abbrechen und sich zeitweise in Hollywood als Gesangslehrerin verdingen. Nach dem Krieg blieb sie in den USA und kehrte nur noch einmal nach Deutschland zurück um 1987 das Filmband in Gold entgegen zu nehmen. Sie starb am 17. Februar 1991 im kalifornischen Palm Springs.

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    Ančerl, Karel (1908 - 1973). Dirigent


    Karel Ančerl (geboren als Karel Antscherl) wurde in Tučapy, Südböhmen, geboren. Am Prager Konservatorium studierte er Dirigieren und Komposition. Er war Assistent von Hermann Scherchen und leitete das Orchester des Freien Theater in Prag. 1933-1939 leitete er das Orchester des Radio Prag. Am 12. November 1942 wurde er mit seiner Familie in das Konzentrationslager Terezín deportiert. Dort nahm er wesentlichen Anteil am musikalischen Leben. Er war Leiter des Theresienstädter Streichorchesters. Nach der Uraufführung der Etüde für Streicher von Pavel Haas wurde er am 15. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. In Auschwitz verlor er Frau und Sohn. Nach seiner Befreiung kehrte er zum Radio Prag zurück. 1950 wurde er musikalischer Direktor des Tschechischen Philharmonischen Orchesters. 1969 bis zu seinem Tod am 03. Juli 1973 leitete er das Sinfonieorchester Toronto.

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    Anday, Rosette (1903-1977) Sängerin, Gesangslehrerin, Geigerin


    Rosette oder eigentlich Piroska Anday wurde am 22. Dezember 1903 in Budapest geboren. Nach einem philologischen Studium an der Uni Budapest folgte sie ihren musikalischen Neigungen und belegte an der Königlich-Ungarischen Franz Liszt Landesmusikhochschule Violine bei Jenö Hubay und später Gesang bei Georg Anthes, Mme Charles Cahier und Gino Tessari. 1920 bekam sie ihr Diplom und debutierte an der Nationaloper Budapest. Bereits ein Jahr später engagierte Franz Schalk die erst 18jährige Sängerin für die Wiener Hofoper, wo sie sich als Carmen dem Publikum vorstellte. Ein Jahr später trat sie zum ersten Mal in Salzburg auf, dem sie lange Jahre hindurch die Treue hielt. Wichtige Stationen in der Karriere Rosette Andays waren die Pariser Grand Opéra, Covent Garden, die Scala, München, Amsterdam, Berlin, Gastspielereisen führten sie nach Nord- und Südamerika und nach Afrika.
    Rosette Andays Repertoire war breit gefächert: Sie sang Alt- und Mezzo-Partien aus den Opern von Mozart (Cherubino, Dorabella), Gluck (Orpheus), Weber (Fatima), Thomas (Mignon), Saint-Saens (Dalila), Verdi (Amneris, Azucena) und Wagner (Erda, Fricka, Brangäne), um die wichtigsten zu nennen.
    Im März 1938 erhielt Rosette Anday wegen ihrer jüdischen Herkunft Auftrittsverbot in Wien, ihr Vertrag wurde storniert und die Gagen eingefroren. 1940 erfolgte die offizielle Kündigung, nachdem ihr Mann Karl Bündsdorf vergeblich versucht hatte, ihre Weiterbeschäftigung und Aufnahme in die RMK zu erwirken.
    Nach dem 2.WK kehrte Rosette Anday an die Wiener Staatsoper zurück. Auch bei den Salzburger Festspielen trat sie wieder auf, so 1947 in der Uraufführung von Gottfried von Einems "Dantons Tod". 1961 verabschiedete sich Rosette Anday mit der Klytemnästra von ihrem Wiener Publikum. Sie starb am 18. September 1977 in Wien.

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    Aramesco, Leonardo (1898 - 1946). Sänger

    Leonardo Aramesco wird am 27.01.1898 in Temeswar/Rumänien geboren. Er studiert von 1920 - 1923 in Wien bei Otto Iro und Käthe Naether-Osten. In Wien findet er auch sein erstes Engagement. Von 1926 - 1933 ist er als 1. Tenor (Solist) bei der WERAG (Westdeutsche Rundfunk AG) angestellt. Als Jude wird er am 31.03.1933 entlassen. Danach lebt er von gelegentlichen Auftritten und musikpädagogischer Tätigkeit, zuletzt in Amsterdam, bis er in die USA emigrieren konnte. Im Dezember 1946 ist er in New York verstorben.

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  • Bachrich, Ernst (1892 – 1942). Komponist, Dirigent, Pianist

    Der Komponist Ernst Bachrich wurde am 30. Mai 1892 in Wien geboren. Seine musikalische Ausbildung fand am Konservatorium der Wiener Philharmonie Gesellschaft u. a. bei C. Prohaska und als Privatschüler bei A. Schönberg statt. In dessen „Verein für musikalische Privataufführungen“ war er Pianist und Sekretär. Seine beruflichen Anfänge absolvierte er als Pianist und Korrepetitor. Von 1920 bis 1925 dirigierte er an der Wiener Volksoper. Es folgten Engagements in Düsseldorf und Duisburg. Der Schwerpunkt seines kompositorischen Schaffens lag bei Klavier- und Kammermusik sowie Liedern. Am 11. Juli 1942 wurde Ernst Bachrich im Konzentrationslager Majdanek ermordet.

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    Bandler, Rudolf (1878 - ?). Sänger und Regisseur

    Der Bassist Rudolf Bandler wurde am 05. März 1878 in Rumburg/Böhmen (heute: Rumburk/Tschechien) geboren. Sein erstes Engagement hatte er von 1904 bis 1905 in Trier. Es folgten Engagements in Metz (1905 bis 1907), Essen (1907 bis 1912 und 1912 bis 1921) sowie Wien (Volksoper 1924 bis 1927), wo Bandler auch als Regisseur tätig war. Danach ging er nach Prag. Daneben unternahm er zahlreiche Gastspiele an deutschen, österreichischen und internationalen Opernhäusern, wie z. B. der Hamburgischen Staatsoper, der Wiener Staatsoper und dem Teatro Colón Buenos Aires. Anfangs sang er das seriöse, später das Buffo-Fach. Seine Rollen waren u. a. ‚Alberich’, ‚Osmin’, ‚Bartolo’, ‚Rocco’, Baculus’. Am 06. Dezember 1916 wirkte er bei der Uraufführung der musikalischen Komödie „Das Testament“ von Wilhelm Kienzl an der Wiener Volksoper mit. In den 1940er Jahren wurde Rudolf Bandler von seinem Wohnort Prag in das sog. „Ghetto Litzmannstadt“ (Łódź/Polen)* deportiert, wo er umgekommen ist; von einer Ermordung ist auszugehen.

    * = Litzmannstadt: Am 11.04.1940 wurde Łódź bis zur Befreiung von den Nazis nach dem General (1. Weltkrieg) und aktiven Nationalsozialisten Karl Litzmann († 1936) umbenannt.

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    Bartók, Béla (1881-1945), Komponist, Pianist, Musikethnologe

    Der Komponist und Pianist Béla Bartók wurde am 25. März 1881 in Nagyszentmiklós (deutsch: Groß St. Nikolaus, heute: Sânnicolau Mare, Rumänien) geboren. Er studierte Komposition und Klavier in Budapest. Er begeistert sich für den ungarischen Nationalismus und sucht nach einer genuin-ungarischen Musik, die er glaubt, bei der Landbevölkerung zu finden. Er zeichnet, in Zusammenarbeit mit dem ungarischen Komponisten Zoltán Kodály, die Lieder systematisch in Tonaufnahmen und Transkriptionen auf. Dabei entdeckt er, daß die sogenannte "Zigeunermusik" nicht die ungarische Volksmusik repräsentiert. Das führt einerseits zu einem grundlegenden Umdenken in der Volksmusikforschung, die übrigens bis heute in wesentlichen Bereichen auf die Methoden Bartóks zurückgreift; andererseits wendet sich Bartók in seinen eigenen Werken vom Liszt-beeinflußten Stil ab und beginnt, mit den Skalen und Intonationen der echten ungarischen Volksmusik zu arbeiten.
    In Bartóks Denken vollzieht sich allmählich ein Wandel: Er legt den Nationalismus ab, betrachtet alle Menschen als ebenbürtig und will expressis verbis einer "Verbrüderung der Völker dienen". Solche Ideen sind mit dem Nationalsozialismus nicht vereinbar. Bartók lehnt denn auch den Nationalsozialismus aus tiefstem Herzen ab. Als er erfährt, daß seine Musik in der Ausstellung "Entartete Musik" nicht vertreten ist, schreibt er Joseph Goebbels einen Brief, in dem er um eine entsprechende Korrektur bittet. 1937 verbietet er deutschen und italienischen Rundfunksendern, seine Musik zu senden, er will nicht im Dienst der Propaganda eines (wörtlich) "Räuber- und Mördersystems" stehen.
    1940 wandert Bartók mit seiner zweiten Frau in die USA aus, da er Angst hat, Ungarn könnte unter die Herrschaft seines (wörtlich) "verpesteten" Nachbarn fallen. Obwohl Bartók in Europa als einer der größten lebenden Komponisten und als erstklassiger Pianist gilt, ist er in den USA ein Unbekannter. Er kann nicht Fuß fassen, bleibt ein Außenseiter und fühlt sich zunehmend unwohl. Er muß von Vorträgen und privatem Klavierunterricht für Anfänger leben. Zu den psychischen Problemen in Folge der Emigration kommen physische: Bartók erkrankt er an Leukämie. Erst Serge Koussevitzkys Auftrag für ein Orchesterwerk, aus dem das "Konzert für Orchester" hervorgeht, bringt eine finanzielle Besserung, und Bartók beginnt wieder, an größeren Werken zu arbeiten, so am dritten Klavierkonzert. Das Bratschenkonzert kann er nicht mehr fertigstellen, er stirbt am 26. September 1945 in New York an Leukämie. 1988 wird sein Leichnam nach Ungarn überführt und im Rahmen eines Staatsbegräbnisses auf dem Farkasréti-Friedhof in Budapest beigesetzt.
    In Bartóks Schaffen lassen sich vier Abschnitte ausmachen:
    1) Frühwerk (bis etwa 1910): Nachromantisch, orientiert an Franz Liszt, Harmonik und Instrumentierung beeinflußt von Richard Strauss
    2) Mittlere Phase (bis etwa 1932): Expressionistisch geprägt, rhythmisch unter dem Einfluß von Strawinskis "Sacre du printemps", Erweiterung der Harmonik bis zur Atonalität.
    3) Neoklassizismus (bis etwa 1940): Harmonik von Zentraltönen geregelt, modal, oft klare Dur-Moll-Bezüge.
    4) Spätwerk (bis 1945): Synthese aller Möglichkeiten, Wiederaufnahme von Romantizismen.
    Die Pasen 2) bis 4) gehen nicht nur fließend ineinander über, sie befruchten einander auch gegenseitig. So ist Bartóks 3. Phase in der Wahl der Mittel neoklassizistisch, bleibt im Ausdruck aber emotional, während das deutlich romantisch geprägte Spätwerk die klaren Formenumrisse des Neoklassizismus beibehält.

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    Baum, Vicki (1888 – 1960). Harfenistin und Schriftstellerin

    Die Harfenistin Vicki (Hedwig) Baum - die weltberühmte Schriftstellerin („Menschen im Hotel“ u. a.) - wurde am 24. Januar 1888 in Wien geboren. Nach ihrer musikalischen Ausbildung in ihrer Heimatstadt gab sie ihr Debüt als Harfenistin im Concertverein Wien. Es folgten Solokonzerte und eine Einladung Bruno Walters bei der Uraufführung von Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ in München mitzuwirken. Nach ihrer ersten Ehe mit dem Schriftsteller Max Prels entdeckte sie ihre schriftstellerischen Fähigkeiten. Sie lernte den Dirigenten Richard Johann Lert kennen, der ihr einen Vertrag für die Darmstädter Oper anbot. 1916 heiratete sie ihn, und die Musikerin folgte ihrem Mann nach Kiel, Hannover und Mannheim. Dabei verlagerte sie ihre Tätigkeit mehr und mehr auf das Schreiben. Nachdem sie bereits Anfang der 1930er Jahre in den Vereinigten Staaten von Amerika war, emigrierte sie - da Jüdin - mit ihrer Familie kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten dorthin. Am 29. August 1960 ist Vicki Baum in Los Angeles verstorben.

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    Beigelman, David (1887 – 1945). Violinist, Dirigent, Komponist


    David Beigelman wurde 1887 in Łódź (Polen) geboren*. Anfangs arbeitete er u. a. als Theaterkritiker in seiner Heimatstadt bevor er mit einem Theaterorchester in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika gastierte. Nach der Einrichtung des Ghettos Litzmannstadt am 08. Februar 1940 durch die Nationalsozialisten war Beigelman ein wichtiger Vertreter des kulturellen Lebens innerhalb des Ghettos, so weit dieses noch möglich war. Er komponierte und dirigierte das erste Symphoniekonzert im Ghetto am 01. März 1941. 1944 wurde David Beigelman nach Auschwitz deportiert und starb dort 1945 vermutlich an Auszehrung und Erschöpfung. – Bekannt ist von ihm besonders die im Ghetto komponierte Hommage „Tsigaynerlid“ (Zigeunerlied).

    * Die Quellenlage ist sehr dürftig.

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    Belinfante, Daniël (1893 – 1945). Komponist

    Der Komponist Daniël Belinfante wurde am 6. März 1893 in Amsterdam geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung (Violine und Klavier) wurde er 1915 Leiter der Musikschule in Watergraafsmeer und lebte später östlich von Amsterdam in Blaricum. Ab ca. 1942 gehörte er zum niederländischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Am 19. August 1943 wurde er verhaftet und über verschiedene Außenlager nach Auschwitz deportiert. Es ist davon auszugehen das Daniël Belinfante Anfang 1945 im KZ Fürstengrube, einem Außenlager des KZ Auschwitz, ermordet wurde (offizielles Todesdatum: 27.01.1945). - Belinfante komponierte ca. 90 Werke u. a. Konzerte, Streichquartette, Klavierwerke und Vokalwerke. Seine Werke zeigen Einflüsse* von Ravel, Debussy, Milhaud und Poulenc.

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    Belinfante, Frieda (1904 – 1995). Cellistin, Dirigentin


    Frieda Belinfante wurde am 10. Mai 1904 in Amsterdam (Niederlande) geboren. Da ihr Vater ein bekannter holländischer Pianist und Leiter einer Musikschule war, erlernte Belinfante das Cellospiel. Am 10. Oktober 1923 war sie Solistin und Widmungsträgerin des 2. Cellokonzerts von ihrer damaligen Lebensgefährtin der Pianistin und Komponistin Henriëtte Bosmans. Von ca. 1924 bis 1926 spielte sie in der Haarlemsche Orkester Vereeniging. Später war sie Partnerin im sporadisch auftretenden „Amsterdamsch Trio“ zusammen mit Henriëtte Bosmans und dem Flötisten Johan Feltkamp. Nach Leitung eines Kinderorchesters und eines Frauenchores gründete sie das „Kleine Orkest“ mit dem sie 1938 im Concertgebouw Amsterdam auftrat. Im selben Jahr gewann sie den 1. Preis in einem von H. Scherchen organisierten Dirigentenwettbewerb. Ein Gastdirigat beim Orchestre de la Suisse Romande kam durch den Ausbruch des 2. Weltkriegs nicht mehr zustande. Nach einem letzten Auftritt 1942 schloss sich Belinfante der Widerstandsbewegung an. 1943 floh sie, vermittelt durch H. Scherchen, nach Winterthur (Schweiz), wo sie mit H. Scherchen zusammenarbeitete. Da sie nach dem 2. Weltkrieg als Frau in den Niederlanden keine Anstellung als Dirigentin fand, wanderte sie 1947 in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Hier unterrichtete sie an der University of California und widmete sich der Filmmusik (Hollywood). Ab 1954 dirigierte sie das Orange County Philharmonic Orchestra; jedoch waren immer wieder Vorbehalte (Frau, lesbisch, ggf. ihre jüdische Herkunft) dafür verantwortlich, dass sie nach Santa Fe in New Mexico übersiedelte und nur noch Privatunterricht gab. Am 05. März 1995* ist Frieda Belinfante verstorben. – Nach ihr ist das „The Frieda Belinfante Class Act Program“ benannt.

    * Einige Quellen geben den 26.04.1995 an.

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    Ben-Haim, Paul (auch Ben-Chaim) (1897-1984). Komponist.


    Paul Ben-Haim wurde als Paul Frankenburger in München geboren. Er studierte Komposition an der Akademie der Tonkunst in München und arbeitete als Assistent und Korrepetitor für Bruno Walter. 1924 wurde er Kapellmeister am Stadttheater Augsburg. Die zunehmende antisemitische Bedrohung bewog ihn 1933 dazu nach Palästina zu emigrieren. Nach seiner Ankunft in Palästina änderte er seinen Namen in Ben-Haim. In Palästina (ab 1948 Israel) komponierte Ben-Haim weiter, er schrieb auch liturgische Musik und ließ orientalische Elemente in seine Kompositionen einfließen. Lange Jahre arbeitete er mit der jemenitischen Sängerin Braha Zefira zusammen.

    Ben-Haim gilt als einer der bedeutendsten israelischen Komponisten und Lehrer. Seine Werke wurden nicht nur in Israel, sondern auch in den USA von den New Yorker Philharmonikern unter Leonard Bernstein aufgeführt, und von Musikern wie Jascha Heifetz, Yehudi Menuhin, Zino Francescatti, Leopold Stokowski und vielen anderen. Anlässlich seines 75. Geburtstages besuchte Ben-Haim seine Geburtsstadt München, die ein Konzert zu seinen Ehren veranstaltete. Als er eine Straße überquerte, wurde er von einem Auto erfasst und blieb für den Rest seines Lebens halbseitig gelähmt. Doch auch mit dieser Behinderung komponierte und arbeitete er weiter. Paul Ben-Haim starb am 14. Januar 1984 in Jerusalem.

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    Berman, Karel (1919 - 1995) Sänger


    Der Bassist, der auch selbst komponierte, wurde am 14.04.1919 in Neuhaus (heute: Jindrichuv Hradec) geboren. Sein Studium am Prager Konservatorium musste Berman 1942 abbrechen, ein Jahr später, 1943, wird Berman nach Theresienstadt deportiert. In Theresienstadt nimmt Karel Berman stark am kulturellen Leben teil, als Sänger, Komponist und Regisseur. Sein Liederzyklus "Poupata" entsteht in dieser Zeit und der Komponist Pavel Haas komponiert für ihn seine "Vier Lieder nach chinesischer Poesie", in Viktor Ullmanns Oper "Der Kaiser von Atlantis"übernimmt Berman die Partie des Todes. 1944 wird Berman zuerst nach Auschwitz deportiert. Er wird dort nicht ins Gas geschickt, sondern kommt als Zwangsarbeiter in das KZ Dachau. 1945 ist Karel Berman einer der Beteiligten des "Todesmarsches von Dachau", wo die Häftlinge in Richtung Alpen getrieben wurden, was zahlreiche Häftlinge nicht überlebten. Nach der Befreiung beendete Karel Berman sein Musikstudium und wurde eine der Stützen des tschechischen Musiklebens, u. a. als Solist des Nationaltheaters in Prag. Karel Berman starb in Prag am 11. August 1995.

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    Elsa Bernstein (1866 - 1949)

    bekannt durch ihr Märchenstück „Königskinder“, das von Humperdinck vertont wurde.
    Zusammen mit ihrer Schwester Gabriele wurde Elsa Bernstein über Dachau ins Ghetto Theresienstadt deportiert.
    Ihre Schwester überlebte nicht die Nazi-Gräuel.
    1945 befreiten sowjetische Truppen sie aus dem Ghetto.
    Sie starb in Hamburg.

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    Bielecki, Andrzej (1907 – 1959). Sänger

    Der Tenor Andrzej (André) Bielecki wurde am 17. September 1907 in Kraków (Krakau) geboren. Nach einer rechtswissenschaftlichen Ausbildung in seiner Heimatstadt widmete er sich seiner musikalischen Ausbildung u. a. bei Wallek-Walewski. Nach seinem Debüt 1938 an der Oper in Kraków setzte er seine musikalischen Studien fort. In der Zeit des 2. Weltkriegs studierte er in Rom bei Pesci bevor er verhaftet und 1942 in das Konzentrationslager bei Isernia verbracht wurde. Nach einem Bombenangriff nutzte er die Gelegenheit zur Flucht, blieb in Italien (eine Rückkehr nach Polen war wahrscheinlich ausgeschlossen) und wurde als erster Tenor an das Teatro San Carlo in Neapel engagiert. Kurz darauf schloss er sich jedoch den polnischen Exil-Streitkräften an, um bei Konzerten für die Alliierten zu singen. Danach folgte eine internationale Karriere u. a. in Barcelona und Paris. Eine Spielzeit (1956/1957) war er in Flensburg unter Vertrag. Bereits 1959 verstarb Andrzej Bielecki.

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    Binental, Leopold (1886 – 1944). Musikwissenschaftler, Kulturpolitiker


    Leopold Binental wurde am 10. Januar 1886 in Kielce geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung u. a. am Pariser Konservatorium und der Schola Cantorum Paris wurde Binental 1914 Professor an der Musikhochschule „Fryderyk Chopin“. Diese Tätigkeit übte er bis 1939 aus. Daneben war er 1915 zunächst stellvertretender Vorsitzender, ab 1916 bis 1919 Vorsitzender der Musikgesellschaft Warschau. In diese Zeit fällt ebenso der Anfang seiner kulturpolitischen Aufgaben, so war Binental z. B. 1927 Kommissar für verschiedene Musikausstellungen im In- und Ausland. Von 1934 bis 1939 war er Vorstandsmitglied des Fryderyk Chopin-Instituts. Herausragend aus seiner umfassenden musikwissenschaftlichen Tätigkeit sind seine Arbeiten über F. Chopin (seine Chopin-Monographie erhielt einen Preis der Académie Française). Leopold Binental wurde im April 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.

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    Blech, Leo (1871 – 1958 ) Dirigent

    Leo Blech wurde am 21.04.1871 in Aachen geboren und machte zuerst eine kaufmännische Ausbildung, bevor er in Berlin Musik studierte. Schon mit Anfang 20 übernahm Blech in seiner Heimatstadt Aachen eine Kapellmeisterstelle, zuerst beim Sinfonieorchester, dann am Stadttheater in Aachen. Seine Studien vervollständigte Leo Blech in dieser Zeit bei Engelbert Humperdinck. Über Prag kam Leo Blech dann nach Berlin, wo er sowohl an der Städtischen, als auch an der Staatsoper dirigierte, an der letzteren arbeitete Blech auch als Generalmusikdirektor, unterbrochen von einer Zeit, wo Blech an der Wiener Volksoper engagiert war. Leo Blech konnte sich längere Zeit auf die Unterstützung von Hermann Göring verlassen, musste aber dann aufgrund seiner jüdischen Abstammung doch im Jahr 1937 Deutschland verlassen. Erste Station wurde für Blech Riga, es folgten Leningrad und Moskau, wieder Riga und schliesslich Stockholm. Nach dem Krieg kehrte Leo Blech nach Berlin zurück, er leitete ab 1949 als Generalmusikdirektor die Bismarckstrassenoper. Leo Blech starb am 25.08.1958 in Berlin.

    Links:
    "http://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Blech";"http://images.google.de/imgres?imgurl="
    "http://einestages.spiegel.de/hund-images/2008/06/02/"

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    Book, Rose (1907 – 1995). Sängerin, Gesangspädagogin *


    Die Koloratur-Sopranistin Rose Book wurde am 20. August 1907 in Wien geboren. In ihrer Heimatstadt absolvierte sie ihre musikalische Ausbildung am Neuen Wiener Konservatorium. Es folgten feste Engagements in Nürnberg, Mainz, Breslau sowie europaweite Gastauftritte. In der Saison 1932/1933 wurde sie an das Hamburger Stadttheater verpflichtet. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Book 1934 entlassen und verlegte ihre Tätigkeit an das Deutsche Theater in Prag. Daneben sang sie u. a. für den Jüdischen Kulturbund, am Deutschen Theater in Brünn und an der Wiener Staatsoper. 1938 wurde ihr auch in Prag gekündigt, und sie emigrierte 1939 in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo sie u. a. an der Metropolitan Opera sang, jedoch zwang sie ein schwerer Bühnenunfall zu einer mehrjährigen Pause. Nach ihrer Bühnen- und Konzertkarriere arbeitete sie als Gesangslehrerin. 1995 ist Rose Book in New York gestorben.

    * in manchen Quellen steht: Rosa

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    Brainin, Norbert (1923-2005). Geiger


    Norbert Brainin wurde 1923 in Wien geboren. Mit 15 Jahren musste er wegen seiner jüdischen Herkunft Österreich verlassen. Er emigrierte nach London, wo er wie viele Flüchtlinge zunächst als "feindlicher Ausländer" in einem Lager interniert wurde. Dort lernte er seine Schicksalsgenossen Siegmund Nissel und Peter Schidlof kennen, ebenfalls aus Österreich geflohene junge Musiker. Nach ihrer Freilassung konnten alle drei ihre Studien in London fortsetzen. Im Jahre 1947 gründeten sie zusammen mit dem britischen Cellisten Martin Lovett das Brainin-Quartett, das sich 1948 umbenannte zu "Amadeus-Quartett".

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  • Brand, Max (1896 – 1980). Komponist


    Max Brand wurde am 26. April 1896 in Lwów (heute: Lwiw (Lemberg)) geborgen. 1907 zog die Familie nach Wien. Während des 1. Weltkriegs war Brand Kavallerieoffizier in der Armee Österreich-Ungarns. Nach dem Krieg studierte er als Privatschüler bei F. Schreker in Wien und ab 1920 in Berlin. 1926 wurde im Anbruch sein Aufsatz „’Mechanische’ Musik und das Problem der Oper“ veröffentlicht. 1929 wurde mit sehr großem Erfolg die Oper „Maschinist Hopkins“ in Duisburg aufgeführt. K. Böhm war als Uraufführungsdirigent seiner zweiten Oper „Requiem“ an der Deutschen Staatsoper vorgesehen. Dieses scheiterte jedoch durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten; die Oper gilt als verschollen. Brand ging nach Wien zurück und gründete eine Filmfirma. Nach dem sog. Anschluss folgte eine Odyssee über Prag, Lausanne, Paris, Rio de Janeiro, wo es zur Zusammenarbeit mit H. Villa-Lobos kam und endlich den Vereinigten Staaten von Amerika (1940). Er komponierte einige Werke, welche an der Metropolitan Opera u. a. von E. Ormandy aufgeführt wurden. 1956 baute er auf Long Island in Zusammenarbeit mit R. Moog (Moog-Synthesizer) ein Privatstudio auf, um sich ausschließlich mit elektroakustischer Musik - heißt: ohne Komponieren für Instrumente und Notenschreiben - zu befassen. 1975 kehrte er nach Wien zurück, wo er am 05. April 1980 verstarb (Langenzersdorf). – Durch die Emigration, Brand ließ sein Gesamtwerk in Prag einlagern, sind viele Kompositionen bis heute verschwunden. Krankheitsbedingt hat Brand seine Tondokumente/Tonbänder in den letzten Jahren teilweise selbst unbrauchbar gemacht. – Werke u. a.: Fünf Balladen nach Texten von Else Lasker-Schüler, eine Zwölftonstudie (1927); Maschinist Hopkins (1928); The Astronauts… (1962).

    Quellen:
    Neuwirth, Gösta und Scheib, Christian, Der Komponist Max Brand – Sein Weg von Berlin über Rio de Janeiro in die USA, 19.01.1995, in: Brand, Bettina (Hrsg.), Verdrängte Musik 18: Verfolgung und Wiederentdeckung, Protokolle der Gesprächskonzerte des Vereins „musica reanimata“ über die Komponisten Max Brand, Alfred Goodmann, Jósef Koffler und die Komponistin Ursula Mamlok, Saarbrücken 2001, S. 17-27.

    "http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Brand_(Komponist"

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    Brandenburg, Inge (18. 2. 1929 - 23. 2. 1999) Jazzsängerin, Schauspielerin


    Ihre Eltern waren kommunistische Aktivisten einer antistalinistischen Oppositionsorganisation. Der Vater wird direkt 1933 interniert und 1941 im KZ Mauthausen ermordet. Die Mutter, im Widerstand aktiv, wird später denunziert und wegen "staatsfeindlicher Äußerungen" verurteilt und stirbt im KZ Ravensbrück. Inge Brandenburg ist dadurch noch im Mädchenalter allein auf sich gestellt, versucht sich den Nazischergen zu entziehen, wird aufgegriffen und muß spezielle Heime für Kinder von NS-"Staatsfeinden", eher grausame Kinderknäste, erdulden.

    Von 1945-49 jobt Inge Brandenburg orientierungslos in der SBZ, bekommt als Kind von oppositionellen Kommunisten keine Ausbildung, keine Unterstützung, keine erträgliche Arbeitsstelle.

    1949 geht sie in den Westen, 1950 beginnt sie, in US-Soldatenclubs Jazz und Blues zu singen. 1958 gelingt der Durchbruch mit einer Schweden-Tournee und Auftritten, auf internationalen Jazzfestivals. Sie wird zur "besten europäischen Jazzsängerin" gewählt und spielt u.a. mit Hans Koller, Albert Mangelsdorff und Wolfgang Dauner, in den sechziger Jahren wird sie jedoch weitgehend auf Schlager reduziert: Sie bekommt keine anderen Verträge, obwohl sie immer nur Jazz singen wollte. 1965 macht sie dennoch mit Gunter Hampel Aufnahmen und Auftritte und singt auch Ornette-Coleman-Stücke. Zieht sich schließlich, weil sie nicht weiter Schlager singen will, als Sängerin zurück. Verschiedene Comeback-Versuche scheitern trotz vereinzelter hochgelobter Auftritte.

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    Brecher, Gustav (1879 -1940) Dirigent, Komponist

    Nachdem eine Tondichtung von Brecher 1896 von Richard Strauss aufgeführt worden ist, debütierte Brecher 1897 an der Leipziger Oper, war ab 1901 neben Mahler an der Wiener Hofoper tätig und war von 1903 - 1911 Dirigent am Hamburgischen Stadttheater, wo er die Uraufführung von Busonis "Die Brautwahl" verantwortete. Über Stationen in Köln und Frankfurt wurde er schließlich ab 1914 Generalmusikdirektor an der Leipziger Oper. Dort war er einerseits mit zahlreichen Uraufführungen sehr erfolgreich, so mit Kreneks "Jonny spielt auf" und "Das Leben des Orest" und mit Weill/Brechts "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny", zog andererseits den Haß der musikalischen und politischen Reaktion auf sich. Die Uraufführung am 18. 2. 1933 und einige Vorstellungen von Kurt Weills/Georg Kaisers "Der Silbersee" können zwar noch stattfinden, werden aber zunehmend von SA-Trupps gestört. Bei der letzten Aufführung am 3.3. wird er vom Pult vertrieben, am 11.3. von Leipzigs Oberbürgermeister Goerdeler beurlaubt und bald darauf aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" entlassen. Brecher floh bald darauf mit seiner Frau in die Sowjetunion und wurde Leiter des Leningrader Rundfunkorchesters, war aber zu deprimiert, um Russisch zu lernen und dort Fuß zu fassen und ging nach Prag, von wo er 1938 erneut fliehen mußte. Bis dahin immer auf der Flucht, nimmt er sich zusammen mit seiner Frau Gertrud Deutsch im Mai 1940 angesichts der heranrückenden deutschen Truppen und keiner weiteren Fluchtmöglichkeit in Ostende das Leben. Mit ihnen nach Ostende geflohen, ist auch seine Schwiegermutter Lily Deutsch, die Frau des füheren AEG-Direktors Felix Deutsch, deren Spuren sich dort endgültig verlieren.

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    Breitenfeld, Richard (1869 – 1942). Sänger

    Der berühmte Bariton Richard Breitenfeld wurde am 13. Dezember 1869 in Reichenberg (Nordböhmen), dem heutigen Liberec geboren. Sein Debüt („Il Trovatore – Der Troubadour“) hatte er 1897 in Köln, wo er 1902 in seinem letzten Jahr an der Kölner Oper an der Uraufführung „Die Pompadour“ von Emanuel Moor teilnahm. Danach folgte eine fast dreißigjährige Tätigkeit an der Oper in Frankfurt am Main (1902-1932). Er gab Gastspiele u. a. in Zürich, Amsterdam, Wien, München, Karlsruhe, Stuttgart und Wiesbaden. Er sang in den Uraufführungen: „Oberst Chabert“ von Hermann Wolfgang von Waltershausen (18.01.1912), „Das Spielwerk und die Prinzessin“ von Franz Schreker (15.03.1913), „Die ersten Menschen“ von Rudi Stephan (01.06.1920). 1927 wurde im zu Ehren eine Festaufführung des "Rigoletto" gegeben. Richard Breitenfeld wurde darüber hinaus als Konzert-, Oratoriensänger und besondert als Liedinterpret Pfitzners bekannt. 1932 endete seine Gesangskarriere. Ein verzweifelter Appell an den Frankfurter Nazi-Bürgermeister Friedrich Krebs vom 21. August 1942 half ihm nicht (vgl. „Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945“), er wurde nach Theresienstadt deportiert, wo er am 16. Dezember 1942 ermordet wurde.

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    Brod, Max (1884-1968). Schriftsteller, Übersetzer, Librettist, Komponist, Herausgeber.


    Bekannt ist der jüdische Schriftsteller Max Brod heute vor allem als Herausgeber und Freund von Franz Kafka. Der am 27. Mai 1884 in eine wohlsituierte Prager Familie hineingeborene Brod war aber auch als Komponist tätig und förderte früh den tschechischen Komponisten Leoš Janáček, in dem er die Libretti der Opern "Jenufa", "Katja Kabanowa", "Das schlaue Füchslein", "Die Sache Makropulos" und "Aus einem Totenhaus" ins Deutsche übersetzte und so eine Rezeption auf deutschsprachigen Opernbühnen ermöglichte. Brod schrieb auch das Libretto zur Oper "Nana" von Manfred Gurlitt. Als Komponist schrieb Brod hauptsächlich Kammermusik.
    Im März 1939 flüchtete Brod mit dem buchstäblich letzten Zug, der Prag verlassen konnte, vor den Deutschen über Rumänien nach Israel, wo er als Autor, Herausgeber der Werke Kafkas und Dramaturg des Theaters "Habimah" lebte.
    Der bis ins hohe Alter äußerst produktive Brod schuf ein umfangreiches literarisches Werk, das sich vielfach mit dem Judentum und Fragen der Ethik auseinandersetzt.
    Brod starb am 20. Dezember 1968 in Tel Aviv


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    Brün, Herbert (1918 – 2000) - Komponist und Musiktheoretiker.

    Herbert Brün wurde in Berlin geboren. Er war seit seiner Jugend mit Walter Levin vom LaSalle Quartett befreundet. Brün emigrierte wegen der Nationalsoziaistischen Herrschaft aus Deuschtland. Er bewarb sich als Schüler bei Stefan Wolpe und erhielt durch den Umstand der Schülerschaft 1936 ein Visum für den Aufenthalt in Jerusalem. Diese Schülerzeit in Jerusalem war für Brün prägend. Und vermutlich bewahrte ihn ausschließlich der Aufenthalt in Jerusalem vor der Gaskammer in Deutschland.
    Später lebte, lehrte und komponierte er in den USA. Er erstellte aber auch für den BRD-Rundfunk einige Radiofeatures über Musik und Komponisten. Sein Kompositionsschreibweise ist der sog. „strengen Atonalität“ verpflichtet. Er blieb Zeit seines Lebens ein sehr politischer und gesellschaftskritischer Mensch. Als Komponist ist Herbert Brün noch heute weitestgehend unbekannt.

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    Busch, Adolf (1891 – 1952). Komponist und Violinist


    Adolf Busch wurde am 08. August 1891 in Siegen als Sohn des Instrumentenbauers Wilhelm Busch geboren. Bereits mit 4 Jahren trat er öffentlich auf. Nach seiner Ausbildung in Köln wurde er mit 21 Jahren Konzertmeister des Wiener Konzertverein-Orchesters (den heutigen Wiener Symphonikern). 1918 nahm er eine Professur an der Berliner Musikhochschule an. 1919 gründete er das weltberühmte Busch-Quartett, welches mit einigen Umbesetzungen wichtiger Angelpunkt seines Schaffens bis zu seinem Tod wurde. 1920 gründete er mit seinem Bruder Hermann sowie Rudolf Serkin das Busch-Serkin-Trio, welches über fast 30 Jahre bestand hatte. 1927 siedelte Adolf Busch nach Basel über, wo Yehudi Menuhin sein Schüler wurde. Ab 1933 sagte er alle Konzertverpflichtungen in Deutschland ab. 1938 war er Mitbegründer der Internationalen Musikalischen Festwochen in Luzern. Schließlich emigrierte er 1939 in die Vereinigten Staaten und mitbegründete dort die School of Music in Marlboro. Adolf Busch starb am 9. Juni 1952 in Guilford (Vermont). Adolf Busch gilt als der bedeutendste deutsche Geiger der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein kompositorisches Schaffen (u. a. 70 Werke mit Opuszahl) wird häufig in der Nähe von Reger, Brahms und z. T. Busoni gesehen.

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    Busch, Ernst (1900 - 1980). Schauspieler, Sänger

    Vom Werftarbeiter wird Ernst Busch in den 1920er Jahren zum Schauspieler, Kabarettisten und Sänger. 1917 schloss er sich der antimilitaristisch orientierten und USPD-nahen Sozialistischen Proletarierjugend an, beteiligte sich im November 1918 am Ausstand der Kieler Werftarbeiter und am Kieler Matrosenaufstand und trat schon bei ihrer Gründung 1919 der KPD bei. Als Protestliedersänger nach Texten von Brecht, Mühsam oder Kästner, meist vertont von Eisler, erwirbt er große Bekanntheit, was ihm den Spitznamen "Barrikaden-Tauber" einträgt. Als Schauspieler steht er in Piscators Theater am Nollendorfplatz auf der Bühne und übernimmt in der Uraufführung von Brechts "Dreigroschenoper" 1928 eine Rolle, später dann die des Moritatensängers im Film von G.W. Papst. 1933 muss er emigrieren, die Stationen sind Holland, Belgien, England und die Schweiz, dort spielt er seine einzige Theaterrolle in der Emigration, den Marc Anton in Shakespeares "Julius Caesar" im Zürcher Schauspielhaus unter Leopold Lindtberg. 1935 geht er in die Sowjetunion, 1937 nach Spanien, wo er sich im Bürgerkrieg engagiert. In Frankreich wird er in ein Internierungslager gesteckt und kommt 1942 in deutsche Haft, wo er wegen Verbreitung von kommunistischen Liedern zum Tode verurteilt wird. Nur die Entlastung durch Gustav Gründgens kann ihn retten und die Strafe wird in eine Zuchthausstrafe umgewandelt. Nach dem Krieg entlastet Busch Gründgens in einem Entnazifizierungsverfahren.
    Nach 1945 lebt Busch in Ostberlin und übernimmt nach der Rückkehr Brechts viele Rollen unter der Regie des Autors im Berliner Ensemble, am Deutschen Theater und an der Volksbühne. 1961 zieht er sich aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne zurück. Von 1963 bis 1975 spielt er ca. 200 seiner Lieder auf Schallplatte ein.
    1980 stirbt Busch in Berlin.

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    Busch, Fritz (1890 – 1951). Dirigent


    Fritz Busch wurde am 13. März 1890 als Sohn des Instrumentenbauers Wilhelm Busch in Siegen geboren. Bereits mit 19 Jahren wurde er Kapellmeister in Riga, darauf folgten Dirigententätigkeiten in Bad Pyrmont und Gotha. Von 1912 bis 1918 wurde er Kapellmeister in Aachen. 1918 folgte er einem Ruf nach Stuttgart, wo er bis 1922 Generalmusikdirektor und Hofkapellmeister wurde. 1922 begann die berühmte Ära an der Dresdner Semperoper und der Sächsischen Staatskapelle. Am 7. März 1933 beendete die Machtergreifung der Nationalsozialisten diese Tätigkeit („die berüchtigte SA-Pultvertreibung“) und Fritz Busch emigrierte nach England. Hier war ein gefragter Dirigent und gründete zusammen mit Carl Ebert die weltbekannten Glyndebourne-Festspiele; die Mozart-Aufnahmen von 1934-1936 zeugen davon. Weitere Stationen waren Buenos Aires, Stockholm, Kopenhagen, Edinburgh sowie Zürich. Am 26. November 1945 dirigierte Busch zur Wiedereröffnung der Metropolitan Opera New York Wagners „Lohengrin“. 1951 kehrte er nach Deutschland und Österreich zurück; sein Tod am 14. Januar 1951 machte die vorgesehene Berufung an die Wiener Staatsoper zunichte.

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    Busch, Hermann (1897 – 1975). Cellist


    Hermann Busch wurde am 24. Juni 1897 in Siegen als Sohn des Instrumentenbauers Wilhelm Busch geboren. Nach seiner Ausbildung in Köln und Wien wurde er Musiker des Sinfonieorchesters Brüssel. Von 1919 bis 1923 war er zuerst Solocellist in Bochum, dann Solocellist beim Sinfonieorchester in Wien. 1927 wurde er Lehrer an der Essener Folkwangschule. Hermann Busch trat als Solist, sowie als Kammermusikpartner mit seinen Brüdern Fritz und Adolf auf. Außerdem spielte er das Cello in dem berühmten Busch-Serkin-Trio. 1930 wurde er Mitglied des weltberühmten Busch-Quartetts, das unter der Leitung seines Bruders Adolf stand. 1933 emigrierte er in die Schweiz, ging 1940 in die USA und wurde Mitglied im Kammerorchester Adolf Busch. 1954 trat Hermann Busch eine Professorenstelle in Miami an. Er starb am 03. Juni 1975 in Bryn Mawr (USA).

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  • Campagnano, Vasco (1909 – 1976). Sänger


    Der Tenor Vasco Campagnano wurde am 12. Februar 1909 in Alexandria (Ägypten) geboren. Seine musikalische Ausbildung machte er bei Olga Righi-Mieli, Mario Sammarco (ein früherer Bariton) und Elvino Ventura (ein früherer Tenor). Sein Operndebüt fand 1929 am Teatro Comunale Borgotaro (bei Bologna) als Bariton statt, und er setzte diese Bariton-Karriere an verschiedenen Opernhäusern in Italien fort. 1940 wurde er aufgrund seiner jüdischen Herkunft zunächst inhaftiert, dann freigelassen. Mit der Besetzung durch die Nationalsozialisten 1943 wurde Campagnano in ein Konzentrationslager deportiert, wo er schwer erkrankte und erst 1945 befreit wurde. Nach der gesanglichen Umschulung sang er ab 1946 als Tenor. Ab 1948 wirkte er an der Mailänder Scala u. a. mit dem ‚Kalaf’ in Puccinis „Turandot“. Es folgten Gastspiele an internationalen Opernhäusern z. B. Zürich, Barcelona, Lissabon und Tel Aviv. Am 16. Januar 1976 ist Vasco Campagnano in Mailand verstorben. - Seine Rolleninterpretation in der Aufnahme in Verdis Oper „Aroldo“ anlässlich des 50. Todestages des Komponisten wurde/wird besonders gelobt.

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    Carmeli, Boris (1930 – 2009). Sänger

    Der Bassist Boris Carmeli wurde 1930* in Polen geboren. In seinen Jugendjahren wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und in die Konzentrationslager Bergen-Belsen und danach Auschwitz deportiert, wo er gezwungen war bei der Leichenverbrennung in den Krematorien zu arbeiten („…nein, nein, der Gott kann doch nicht existieren, der das zulässt, was ich gesehen habe.“ **). Nach seiner Befreiung emigrierten seine Eltern und sein Bruder nach Palästina. Carmeli begab sich zur musikalischen Ausbildung nach Italien (Mailand bei Ubaldo Carrozzo und Giovanni Binetti, Pesaro und Rom bei Maria Cascioli). 1956 debütierte er bei den Festspielen in Bologna als ‚Colline’ in Puccinis „La Bohème“. Es folgte eine Karriere, die ihn mit seinen ca. 120 Opern- und Oratorienrollen an fast alle bedeutenden Opernhäuser der Welt führte. Ab den 1970er Jahren verstärkte er sein Engagement für zeitgenössische Musik besonders für den Sprechgesang und als Sprecher („Die Stimme Pendereckis“), so wirkte er in vielen Uraufführungen seines Freundes Krzystof Penderecki (z. B. „Seven Gates of Jerusalem“, „Paradise Lost“) und in der Uraufführung von „De temporum fine comoedia“ von Carl Orff mit. Noch im Juni 2009 war er beim Musikfestival Westfalen mit „Seven gates of Jerusalem“ unter der Leitung von Krysztof Penderecki zu hören. Am 31. Juli 2009 ist Boris Carmeli überraschend in Bern verstorben.

    * Das Geburtsdatum ist widersprüchlich angegeben.
    ** Zitiert nach K. Penderecki im Gespräch mit Guy Wagner in ‚Kulturissimo’.

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    Cerini, Hermann (1886 – 1944). Dirigent, Pianist, Organist


    Hermann Cerini wurde am 26. Januar 1886 als Hermann Steifmann in Zagórów (Polen) als Sohn des Tenors und Kantors Selmar Steifmann bzw. Cerini geboren. Nach seiner Ausbildung in Breslau machte er zunächst eine kaufmännische Ausbildung. Seit 1907 war er als Theaterkapellmeister tätig. Seine Stationen waren Hamburg, Paderborn, Lüdenscheidt, Essen, Luzern, Danzig und Kattowitz. Nach einer künstlerischen Pause zwischen 1920 und 1925 mit Wohnsitz Leipzig ging er wieder nach Hamburg, um als Kapellmeister für den Rundfunk zu arbeiten. Nach einer weiteren unsteten Lebensphase war Cerini wieder als Kapellmeister, Liedbegleiter (z. B. für Ilse Pola und Wilhelm Guttmann) und Organist in Hamburg tätig, so von 1933 bis 1939 als Kapellmeister des ersten jüdischen Orchesters in Hamburg sowie als Kapellmeister für den Jüdischen Kulturbund Hamburgs. Seit Sommer 1938 versuchte Cerini mit seiner Frau und den beiden Söhnen auszuwandern, jedoch erhielt seine zum jüdischen Glauben konvertierte Frau keine Erlaubnis. Nach der Verhaftung im Sommer 1939 wegen „Rassenschande“ folgte ein Martyrium: Untersuchungshaft, Schutzhaft, Zuchthaus, wieder Schutzhaft, Deportation nach Theresienstadt, Deportation nach Auschwitz, Ermordung. - Seine Frau und Kinder überlebten.

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    Chitz, Arthur (1882 – 1944). Komponist, Dirigent, Musikwissenschaftler, Pianist


    Der vielseitig hochbegabte Komponist und Dirigent Arthur Chitz wurde am 5. September 1882 in Prag (Praha) geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er u. a. von V. Novák, F. Špilka und I. Knorr. Nach seiner Promotion („Die Hofkapelle Kaiser Rudolfs II. [verschollen]) im Jahr 1905 war er am Prager Landestheater (L. Blech) und bei der Prager Zeitung „Bohemia“ beschäftigt. 1908 übersiedelte er nach Dresden und studierte an der dortigen Technischen Universität (Dipl-Ing. im Fach Chemie), beschäftigte sich aber darüber hinaus mit musikwissenschaftlichen Studien. Chitz gilt als Entdecker der Handschrift „Thema mit Variationen für Mandoline und Cembalo“ von L. v. Beethoven. Die erste öffentliche Aufführung dieses Werks fand zusammen mit dem Mandolinisten P. Wunderlich 1915 statt. 1914/1915 wurde Chitz Dozent für Musiktheorie und -geschichte an der Musikschule von E. v. Schuch und G. Minkowski. Während der Zeit des ersten Weltkriegs war er Korrepetitor an der Hofoper Dresden. Danach wirkte er als Kapellmeister, Musikdirektor und Musikwissenschaftler. Später wurde er Mitglied des Künstlerischen Beirats am Dresdner Schauspielhaus. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten erhielt Chitz Berufsverbot. Während er seine Kinder noch ins Ausland bringen konnte, verblieb er mit seiner Frau in Dresden. 1938 (Pogromnacht) wurde er vorübergehend im KZ Buchenwald interniert. Am 20. auf 21. Januar 1942 wurde das Ehepaar Chitz verhaftet und in ein KZ bei Riga deportiert, wo Arthur Chitz vermutlich 1944 gestorben ist.* – Arthur Chitz komponierte u. a. eine Vielzahl von Bühnenmusiken sowie Klaviermusik und war eine herausragende Persönlichkeit im Dresdner Musikleben.

    * Die genauen Umstände sind nicht bekannt. Seine Frau Gertrud Helene Chitz (geb. Stern) ist, vmtl. auf dem Rückweg nach Dresden, ebenfalls gestorben. Die Familie Chitz war zahlreichen Drangsalierungen und Demütigungen ausgesetzt. So musste das Ehepaar 1940 in das sog. "Altersjudenhaus" ziehen. Auch beim Abtransport von Dresden-Neustadt wurde Arthur Chitz misshandelt.

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    Culp, Julia (1880 - 1970), Sängerin (Mezzosopran)

    Julia Culp wurde am 06.10.1880 in Groningen geboren. Sie stammte aus einer sehr musikalischen jüdischen Familie, begann mit 7 Jahren Violine zu spielen und hatte mit 11 Jahren ihren ersten öffentlichen Auftritt. 1896 kam sie an das Konservatorium von Amsterdam, wo sie bei Cornélie van Zanten Gesang studierte. Anschließend vollendete sie ihre Gesangsausbildung bei Etelka Gerster in Berlin und gab 1901 ihr erstes Konzert. Bald darauf trat sie in vielen Konzertsälen Europas und Amerikas auf und galt als eine der größten Interpretinnen von Kunstliedern.
    1905 heiratete sie Erich Mertens, einen persönlichen Attaché Kaiser Wilhelms II.; die Ehe wurde jedoch 1918 geschieden. Ein Jahr später schloss sie eine neue Ehe mit dem Wiener Industriellen Baron Wilhelm von Ginzkey und gab seitdem nur noch selten Konzerte. 1934 starb ihr Mann und sie sah angesichts des Aufstiegs der Nationalsozialisten in eine ungewisse Zukunft. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich floh sie 1938 zusammen mit ihrer Schwester in die Niederlande. Während der deutschen Besetzung der Niederlande mussten die beiden Schwestern sich versteckt halten; nach dem Ende des Krieges lebte Julia wieder in Amsterdam.
    Auf der Opernbühne ist sie nie aufgetreten; die große dramatische Geste war ihr fremd. Ihre Liedaufnahmen zeigen jedoch eine meisterhafte Atemkontrolle und Legatokunst, gepaart mit einer feinen Nuancierung und subtilen Behandlung von Wort und Ton. Julia Culp starb am 13.10.1970 in Amsterdam.

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    Dallapiccola, Luigi (1904- 1975)

    ..konnte einerseits in innerer Emigration unter der Diktatur Mussolinis komponieren, andererseits wurde jedoch seine Frau Laura arbeitslos und war als Jüdin in großer Gefahr von den Deutschen in einer Gaskammer vernichtet zu werden. Deshalb musste sie sich verstecken. Die Reichsmusikkammer verbot die Aufführung von Dallapiccolas Musik in Deutschland.

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    Dauber, Robert (1922 - 1945) Cellist, Komponist.


    Der Vater von Robert Dauber war der Cellist, Komponist, Arrangeur und Dirigent Adolf Dauber (1894-1950), der als Leiter des Dol Dauber Salonorchester in den zwanziger Jahren bekannt war, aber auch als Cellist im geachteten Ledec-Quartett spielte. Robert Dauber spielte Klavier und Cello. Zunächst widmete Robert Dauber sich der Unterhaltungsmusik. Während seine Eltern in Prag bleiben konnten, wurde er ins KZ Theresienstadt deportiert, wo er sich an Aufführungen der Oper Brundibár beteiligte, ein Streichquartett mit den Geigern Pavel Kling und Max Bloch und dem Bratschisten Parvus gründete und komponierte, Erhalten ist nur die Serenata Violine und Klavier (1942).

    Anfang 1945 wurde Dauber nach Dachau verbracht, wo er im März an Typhus starb.


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    David, Hanns Walter (1893 – 1942). Komponist, Dirigent, Musikschriftsteller

    Hanns Walter David wurde am 16. März 1893 in Mönchengladbach als Sohn der Sängerin Hedwig Devries geboren. Nach der musikalischen Ausbildung in München und Berlin (u. a. bei Franz Schreker) debütierte er als Dirigent in Berlin. Von 1921 bis 1922 war er erster Kapellmeister am Schauspielhaus Düsseldorf sowie am selben Ort musikjournalistisch tätig. 1924 nahm er die Stellung des ersten Kapellmeisters des Drei-Städte-Theaters Oberhausen-Hamborn-Gladbeck ein. David komponierte eine Vielzahl von Bühnenmusiken (u. a. zu Werfel den „Spiegelmensch“, zu Strindberg die „Gespenstersonate“, zu Büchners „Leonce und Lena“, zu Grabbe den „Don Juan“), eine Violinsonate, ein Streichquartett und Lieder. 1921 beteiligte er sich an der Auseinandersetzung bzgl. Schönberg zwischen Bekker, Pfitzner und Busoni (David: „Tatsächlich hat auch noch keines der neuen Tonsysteme am Wunder der Oktave…zu rütteln gewagt!“). 1933 emigrierte er zunächst nach Frankreich, dann über Italien in die UdSSR. Dort wurde er Leiter des deutschen Staatstheaters in Engels. 1938 wurde David vermutlich wegen einer zwölftönigen Geburtstagshymne für Stalin verhaftet und an die Gestapo ausgeliefert. Danach arbeitete er im Ghetto von Lublin, wurde wieder verhaftet und 1942 im Konzentrationslager Majdanek ermordet.

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    De Garmo, Tilly [Jansen, Mathilde Klara] (1888 – 1990). Sängerin, Gesangspädagogin

    Die Sopranistin de Garmo wurde am 3. April 1888 in Dresden geboren und erhielt ihre musikalische Ausbildung am Stern’schen Konservatorium in Berlin und danach bei C. Hoche in Wiesbaden. Von 1911 bis 1913 war sie am Stadttheater in Lübeck engagiert, wechselte für die Saison 1913/1914 an das Stadttheater in Hamburg und ging ab 1914 bis 1916 an das Hoftheater in Wiesbaden. Im Jahr des Kriegsbeginns heiratete sie den amerikanischen Bariton Harry de Garmo, der jedoch bereits 1919 verstarb. Weitere Stationen waren Essen, Elberfeld und Prag (hier von 1923-1926). Dort heiratete sie den Dirigenten Fritz Zweig. Ab 1926 wurde sie an die Staatsoper Berlin verpflichtet und gab Gastspiele an den anderen Opernhäusern Berlins sowie in Dresden, Frankfurt am Main u. a. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten musste sie emigrieren und ging mit ihrem Mann über Paris, Prag und wieder Paris in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo sie in Los Angeles ab 1940 als Gesangspädagogin arbeitete. Am 21. März 1990 ist Tilly de Garmo in Los Angeles verstorben. - De Garmo wirkte in der Uraufführung der „Sieben Lieder mit Kammerorchester“ von V. Ullmann in Prag und in der Uraufführung „Der singende Teufel“ von F. Schreker in Berlin mit. Karan Armstrong zählte zu ihren Schülerinnen.

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    Deman, Rudolf (1880 – 1960). Violinist, Musikpädagoge

    Der österreichische Violinist Rudolf Deman wurde 1880* in Wien geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung wurde er u. a. Konzertmeister in Karlsruhe und spielte ca. seit 1914 im Orchester der Bayreuther Festspiele mit. Danach wurde er 1. Konzertmeister der Berliner Staatskapelle bzw. des Orchesters der Berliner Staatsoper und Namensgeber des Deman-Quartetts. Später wurde er Professor an der Hochschule für Musik in Berlin (Schüler war u. a. Prinz Louis Ferdinand, Sohn des letzten deutschen Kronprinzen) und gab seine Konzerttätigkeit weitgehend auf, um seine nun weltweit gastierende Frau - den Weltstar Frieda Leider - auf ihren Reisen zu begleiten. Nach dem so genannten Anschluss Österreichs 1938 verlor er seine österreichische Staatsbürgerschaft und emigrierte nach der Pogromnacht in die Schweiz. Wenige Male blieben Deman und Leider, um sich bei Auslandsgastspielen zu treffen. Nach dem 2. Weltkrieg kam Deman zu seiner Frau nach Deutschland zurück und wurde wieder Professor an der Hochschule für Musik in Berlin. 1960 ist Rudolf Deman gestorben.

    * Die Quellenlage ist extrem bescheiden. Für weitere Informationen wäre ich dankbar und würde sie dementsprechend in den Beitrag einbauen. Die Biografie von Frieda Leider, Das war mein Teil – Erinnerungen einer Opersängerin, Berlin 1981 enthält nur rudimentäre Angaben über Rudolf Deman.

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    Dessau, Paul (1894-1979). Komponist


    Paul Dessau entstammt einer musikalischen Familie: Sein Urgroßvater und sein Großvater waren Kantoren der deutsch-israelitischen Gemeinde in Hamburg, sein Cousin Max Winterfeld tritt unter dem Namen Jean Gilbert als Operettenkomponist hervor. Als Solorepetitor und Kapellmeister arbeitet Dessau mit Klemperer und Walter zusammen. Als Komponist schreibt er zuerst primär Filmmusik.
    1933 emigriert Dessau nach Paris, wo er durch René Leibowitz in Schönbergs Zwölftontechnik eingeführt wird. 1939 emigriert er in die USA, wo er zum Kreis um Schönberg gehört. Nach dem Zerwürfnis zwischen Brecht und Weill nimmt Dessau die Stellung eines musikalischen Beraters Brechts ein, zu dessen Stücken er Schauspielmusiken komponiert. 1948 läßt sich Dessau in der DDR nieder, deren politischen Idealen er sich, ungeachtet zahlreicher Konflikte, verbunden fühlt.
    Dessau komponiert sowohl neoklassizistische als auch reihentechnische Werke, mitunter verbindet er Tonalität und Reihentechnik im selben Werk im Sinn einer musikalischen Dialektik. In späteren Werken kommen aleatorische Elemente sowie Zitate und Collagen hinzu.
    Hauptwerk der neoklassizistischen Phase ist die Oper "Die Verurteilung des Lukullus". Hauptwerke der späteren Phase sind die Opern "Puntila" und "Einstein" sowie das "Requiem für Lumumba" und das Orchesterwerk "Bach-Variationen".

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    Deutsch, Otto Erich (1883 – 1967). Musikwissenschaftler, Musikkritiker u. a.

    Otto Erich Deutsch wurde am 05. September 1883 in Wien geboren. Nach seinem Studium der Kunst- und Literaturgeschichte in Wien und Graz und einigen anderen Tätigkeiten (Bibliothekarwesen, Militärzeit während des 1. Weltkriegs, Buchhandlung, Verlagswesen) betreute er von 1926 bis 1935 als Musikhistoriker die Musiksammlung von Anthony van Hoboken. 1928 (Schubertjahr) wurde er zum Professor ernannt. Deutsch veröffentlichte das erste vollständige Verzeichnis der Werke Franz Schuberts, das Deutsch-Verzeichnis (Franz Schubert – Thematic Catalogue of all his works in chronological order, 1951, Neuausgabe 1978 in deutscher Sprache). 1939 musste Deutsch aufgrund seiner 'Herkunft` emigrieren und ging nach Cambridge (England), wo er sich bis 1952 als Privatgelehrter besonders mit Forschungen zu F. Schubert, G. F. Händel, L. v. Beethoven und W. A. Mozart einen Namen machte. 1952 kehrte er nach Wien zurück. Am 23. November 1967 ist Otto Erich Deutsch in Baden bei Wien gestorben.

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    Dunicz, Jan Jósef (1910 – 1945). Musikwissenschaftler

    Jan Jósef Dunicz wurde am 3. Mai 1910 in Lemberg (damals Polen; heute: Ukraine) geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung u. a. bei A. Chybinski in seiner Heimatstadt, die er mit der Promotion abschloss, wurde er Assistent an der Universität in Lemberg. 1938 erfolgte seine Ernennung zum Referenten der Abteilung Musikschulwesen im Kultusministerium. Diese Tätigkeit konnte er jedoch nur bis zum Anfang des 2. Weltkrieges ausüben. Daneben war er ständiger Musikrezensent der Zeitschrift „Muzyka Polska“. Dunicz befasste sich bei seinen Forschungen besonders mit der polnischen Musik der Zeit des 16. bis 18 Jh. Im Jahr 1944 wurde Jan Jósef Dunicz von den Nationalsozialisten verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er am 3. April 1945 gestorben ist.

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  • Einstein, Alfred (1880 – 1952). Musikwissenschaftler, Musikredakteur, Musikkritiker

    Alfred Einstein wurde am 30. Dezember 1880 in München geboren. Nach ersten Studien der Rechtswissenschaft wechselte er zur Musikwissenschaft (u. a. bei Adolf Sandberger) und Kompositionslehre. Nach seiner Promotion - einer Arbeit über die Musik der Viola da Gamba - arbeitete er für die Zeitschrift für Musikwissenschaft (1918-1933), Münchener Neueste Nachrichten (1909-1917), Münchener Post (1917-1927) und für das Berliner Tageblatt (1927-1933) sowie als Gast für weitere Zeitungen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte Einstein über London und Florenz 1939 in die Vereinigten Staaten von Amerika. Hier wurde er Professor am berühmten Smith College in Northampton (Massachusetts). Alfred Einstein gilt als einer der berühmtesten und fachlich versiertesten Musikwissenschaftlern und -kritikern, der mit Arbeiten über Mozart, Gluck, Schubert und das Madrigal u. a. berühmt wurde. Am 13. Februar 1952 ist Alfred Einstein in El Cerrito (Kalifornien) verstorben. – Alfred Einstein ist ein Vetter Albert Einsteins.

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    Eisler, Hanns (1898 - 1962) Komponist


    Obwohl Hanns Eisler am 06.07.1898 in Leipzig geboren wurde, war er, familiär bedingt, Österreicher und wuchs auch in Wien auf. Dort begann Eisler schon als Autodidakt Musik zu komponieren, bevor er nach dem ersten Weltkrieg ein ordentliches Kompositionsstudium bei Arnold Schönberg aufnahm. Durch das Elternhaus war Eisler politisch vorgeprägt, Eisler stand links und engagierte sich in der Arbeiterbewegung genauso, wie für die Ziele der kommunistischen Partei. Zahlreiche seiner Kompositionen stehen mit dieser Weltanschauung in direktem Zusammenhang, z. B. seine zahlreichen Arbeiterlieder oder seine Vertonungen von Texten von Bert Brecht, mit dem ihm eine lange Freundschaft verbunden hat. So sehr Eisler sich für die Zwölftontechnik interessierte (und auch selbst verwendete), so stark waren doch auch seine Zwefel, dass sein Lehrer Schönberg nicht doch auf einem elitären, abgehobenen Weg war, der seinem eigenen Verständnis von Musik zuwider lief. Nach Wien folgte Berlin, 1933 dann die Emigration, die Eisler erst nach Paris, später nach London und schliesslich in die USA führen sollte. Dort komponierte Eisler u .a auch Filmmusiken, aber auch Kammermusik oder Lieder. Nach dem Krieg kehrte Eisler nach Europa zurück, zuerst nach Wien und Prag, dann in die DDR, wo er der Komponist der DDR-Nationalhymne wurde. Obwohl Eisler politisch dem zweiten deutschen Staat nahestand, war er auch in Ost-Berlin nie unumstritten, dazu war Eisler doch zu unbequem geblieben. In Ost-Berlin starb Eisler am 06.09.1962.

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    Epstein, Ellen (1898 – 1942). Pianistin, Bildende Künstlerin, Musiklehrerin


    Die Pianistin und Bildende Künstlerin (Scherenschnitt u. a.) Ellen Epstein wurde am 28. September 1898 in Breslau (heute: Wrocław) geboren*. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie u. a. bei Artur Schnabel, Bruno Eisner, Egon Petri und Rudolf Maria Breithaupt; Erwin Lendvai und Heinz Tiessen unterrichteten sie in Komposition. Epstein setzte sich besonders für zeitgenössische Klassische Musik ein. Ab ca. 1926 unterrichtete sie am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium Berlin und konzertierte in Deutschland, Polen und England. Darüber hinaus war Epstein für ihre Scherenschnitt-Portrait-Schattenrisse bekannt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erschwerte sich ihr Leben erheblich (Berufsverbot, Zwangsarbeit u. a.; aus einem Brief an H. Tiessen: "...Es geht mir reichlich dreckig..."), so dass sie nur noch im Rahmen des Jüdischen Kulturbundes gelegentlich konzertieren konnte. Am 19. Oktober 1942 wurde Ellen Epstein - zusammen mit ihrer Schwester Margot - deportiert und in einem Wald bei Riga (heute: Rīga) am 22. Oktober 1942 ermordet. – Tonaufnahmen sind unbekannt; seit 2009 ist eine Straße in Berlin-Moabit nach ihr benannt.

    * In einigen Quellen wird der 28.10.1898 sowie Kattowitz (Katowice) als Geburtsort angegeben.

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    Erl, Hans (1882–1944). Sänger

    Der Bass Hans Erl wurde am 08.10.1882 in Wien geboren und sang bereits 1904 in seiner Heimatstadt bei der Uraufführung der Operette „Die lustigen Nibelungen“ von Oscar Straus mit. In der Spielzeit 1908/1909 setzte er seine Karriere am Raimund-Theater in Wien fort. Es folgten Engagements in Augsburg (1911-1913) und Elberfeld (1913-1914). Danach wurde er Soldat im ersten Weltkrieg. Darauf folgte ein Vertrag in Chemnitz. Von 1918 an und den folgenden 15 Jahren bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten war Erl ein prägender Sänger der Frankfurter Oper. Er sang im Fach des basso profondo und im Wagner-Fach. Am 20.01.1920 wirkte er in der Uraufführung „Der Schatzgräber“ von Franz Schreker mit.

    1933 erfolgte seine Entlassung und später seine Verschleppung nach Auschwitz. Vor dem Abtransport musste Erl in der Frankfurter Festhalle für die zusammengetriebenen Juden die Arie des Sarastro aus Mozarts Zauberflöte singen („In diesen heil’gen Hallen“). Hans Erl wurde am 19.10.1944 in Auschwitz ermordet.

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    Ernster, Dezsö (1898 – 1981). Sänger

    Der Bass Dezsö Ernster wurde am * 23.11.1898 in Pécs (Ungarn) als Sohn eines Synagogenkantors geboren. Nach seinem Gesangsstudium in Budapest und Wien hatte er Engagements in Plauen, Elberfeld und Duisburg bevor er 1928 an die Berliner Staatsoper kam. Ernster wirkte am 8. Juni 1929 an der Kroll-Oper in der Uraufführung von Hindemiths „Neues vom Tage“ und am 05. Mai 1930 an der Berliner Staatsoper in „Christophe Colomb“ von Milhaud mit. 1931 trat Ernster ein Engagement in Düsseldorf an, er sang darüber hinaus u. a. in Wien und Bayreuth bis er 1933 Deutschland verlassen musste und nach Graz ging. Es folgten Auftritte u. a. in den USA. 1940 kehrte er nach Ungarn zurück, wurde jedoch verhaftet und nach Bergen-Belsen deportiert, bis er zum Ende des 2. Weltkrieges aus dem Konzentrationslager befreit wurde. Nach einer kurzen Station in Basel wanderte Ernster in die USA aus und wurde für fast 15 Jahre an die Metropolitan Opera New York engagiert. Währenddessen unternahm er weltweite Auftritte. Von 1958 bis 1964 gehörte er zum Ensemble der Oper Düsseldorf und von 1964 bis 1966 zum Ensemble der Oper in Zürich. 1966 beendete er seine Karriere als Opernsänger. Am 15. Februar 1981 verstarb Dezsö Ernster in Zürich.

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    Edmund Eysler [eigentlich Eisler] (1874-1949). Operettenkomponist


    wurde am 12.3.1874 in Wien geboren, seine Bekanntschadft mit Leo Fall bewog ihn zum Musikstudium, er sollte eigentlich den Ingenieurberuf ergreifen [wie es sein Bruder auch tat, der inder Neubaugasse 73, im 7.Wiener Gemeindebezirk, ein Unternehmen für Friseureinrichtungen besaß]. Er komponierte zuerst Kammermusik und Klavierstücke, um seine Familie und die zwei Töchter erhalten zu können. Für dieWiener Oper komponierte er das Balett "Schlaraffenland", welches aber nicht zur Aufführung kam. Dafür arbeitete er es für das Wiener Bürgertheater um, und so entstand seine erste Operette "Bruder Straubinger" wo das Lied "Sei nicht böse kann ja nicht sein", welches von Elisabeth Schwarzkopf und Hilde Güden auf den Sampler Operettenliedern gesungen wird. Der große Erfolg dieser Operette hatte zur Folge, das er der Hauskomponist des Wiener Bürgertheaters wurde. Im März 1913 kam die Operette "Der lachende Ehemann" dazu und 1923 dann "Die goldene Meisterin",welche in Wien besonderen Anklang fand, und sogar Hitlers Lieblingsoperette wurde. Da aber Edmund Eysler Jude war, konnte nichts mehr aufgeführt werden. Bei Bekannten, Verwandten und Freunden konnte er unterkommen und brauchte Wien nicht verlassen, was auch etwas unmöglich war denn er besaß den Titel Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Nach dem Krieg erzielte er noch mit der Operette "Wiener Musik", 1947 im Wiener Bürgertheater, großen Erfolg und zum 75. Geburtstag erhielt er den Ehrenring der Stadt Wien, und auch wurde die Gedenktafel an das Geburtshaus wieder angebracht. Edmund Eysler verstarb am 4.10.1949 an den Folgen eines Sturzes von der Bühne. Er bekam ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof.

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  • Färber-Strasser, Ernestine (1884 - ?). Sängerin


    Die Altistin Ernestine Färber-Strasser wurde am 15. Mai 1884 in Königsberg geboren. Nach ihrer musikalischen Ausbildung folgte ein erstes Engagement an das Opernhaus in Leipzig. Danach wirkte sie von 1903 bis 1913 am Stadttheater Aachen, bevor sie ein Jahr vor dem ersten Weltkrieg an die Hofoper in München engagiert wurde. Dort sang und spielte sie bis 1921. Dann ging sie zurück zur ihrer Debütstätte nach Leipzig. Es folgten Gastspiele nach England (Covent Garden Opera House London), Spanien und in die Schweiz. Von 1927 bis 1933 war sie Ensemblemitglied an der Staatsoper in Stuttgart, gastierte jedoch weiterhin in München. Ernestine Färber-Strasser wurde mit Auftrittsverbot belegt und emigrierte in die USA, später übersiedelte sie in die Schweiz. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. – Ernestine Färber-Strasser war mit dem Kunstmaler Benno Strasser verheiratet.

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    Fall, Richard (1882 – 1945). Komponist, Dirigent


    Richard Fall entstammte einer Musikerfamilie, der Vater ist der Operettenkomponist Moritz Fall. Richard Fall wurde am 03. April 1882 in Gewitsch/Jevíčko (Mähren/Tschechien) geboren. Seine Brüder sind die Komponisten Leo (gest. 16.09.1929) und Siegfried Fall. Nach der Ausbildung war er ab ca. 1908 Operettenkapellmeister, zunächst in Berlin, dann in Wien. 1916 wurde er erster Kapellmeister am Apollotheater in Wien. Er komponierte 13 Operetten, Singspiele und Revuen, darunter: „Die Dame von Welt“ (1917), „Großstadtmärchen“ (1920) und „Hallo! Herr Grünbaum“ (1927). Von 1930 bis 1932 war er Filmkomponist in Hollywood („Liliom“, „East Lynne“, „Merely Mary Ann“), kehrte danach in gleicher Tätigkeit nach Deutschland zurück („Sehnsucht 202“, „Une jeune fille et un million“). Größeren Bekanntheitsgrad erhielt er durch seine Schlager: „Was machst Du mit dem Knie, lieber Hans“ (1925) und „Wo sind Deine Haare, August“ (1926). 1938 emigrierte er über Frankreich in die USA. Warum er 1943 nach Frankreich zurückkehrte ist unbekannt. Am 17. Nov. 1943 wurde er in Nizza verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo er vermutlich Anfang 1945 ermordet wurde.

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    Fall, Siegfried (1877 – 1943). Komponist, Pianist


    Siegfried Fall entstammte einer Musikerfamilie, der Vater ist der Operettenkomponist Moritz Fall. Siegfried Fall wurde am 10. November 1877 in Olmütz/Olomouc (Mähren/Tschechien) geboren. Seine Brüder sind die Komponisten Richard und Leo (gest. 16.09.1929) Fall. Nach seiner musikalischen Ausbildung beim Vater, Heinrich von Herzogenberg und Max Bruch arbeitete er als freischaffender nicht allzu erfolgreicher Komponist. Für sein Klaviertrio op. 4 erhielt den Mendelssohn-Preis. Verlegt wurden darüber hinaus lediglich zwei Liederzyklen und die Streichquartette op. 9. Eine Zeit lang war er Korrepetitor an der Berliner Staatsoper. Über sein Ableben gibt es unterschiedlichen Versionen: Eine Version sieht die Deportation nach Theresienstadt im Januar 1943 und die Ermordung am 10. April 1943. Die andere Version gibt die Emigration nach Frankreich mit anschließender missglückter Flucht in die Schweiz an, der sich die Verhaftung und Ermordung im Konzentrationslager anschloss.

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    Feldin, Dodja. Cellist

    Zu Dodja Feldin sind kaum biographische Daten zu finden. Er war Solocellist bei der WERAG (Westdeutsche Rundfunk AG), bis er als Jude am 25.03.1933 entlassen wurde. 1936 finden sich Hinweise auf Auftritte in Spanien in einer Radioprogrammzeitschrift, ebenso 1939 in einer Zeitschrift von Radio Luxemburg. Danach verliert sich seine Spur.

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    Feuermann, Emanuel (1902 – 1942). Cellist

    Der weltberühmte Cellist Emanuel Feuermann wurde am 22. November 1902 in Kolomea in der damaligen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn geboren (heute: Kolomyja/Ukraine). Seine Ausbildung am Instrument übernahm sein Vater, ein Klezmer(-Musiker). Die Familie übersiedelte nach Wien. 1913 - als 11-jähriger - führte er gemeinsam mit seinem Bruder Siegmund (Violine) das Doppelkonzert von J. Brahms auf. 1914 erfolgte sein offizielles "Wiener Philharmoniker-Debüt" unter F. Weingartner. Nach seiner weiteren musikalischen Ausbildung 1917 bis 1918 u. a. bei Julius Klengel (ebenfalls Lehrer von G. Piatigorsky) in Leipzig, wurde Feuermann bereits mit 17 Jahren Lehrer an der Musikhochschule Köln, Solist des Gürzenich-Orchesters und Mitglied des Bram-Eldering-Quartetts (heute: Gürzenich-Quartett). 19-jährig wurde er Professor an der Musikhochschule in Berlin. Hier in Berlin wurde er mit Paul Hindemith bekannt, mit dem er gemeinsam kammermusikalisch musizierte (Goldberg-Streichtrio). Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Emanuel Feuermann von seiner Professur beurlaubt und emigrierte wie seine Trio-Partner zunächst nach London. Am 07. November 1935 war Feuermann der Solist bei der offiziellen Uraufführung des Cellokonzertes von A. Schönberg mit dem London Philharmonic Orchestra unter Th. Beecham in London. Einem vorübergehenden Aufenthalt in der Schweiz folgte 1938 die Emigration in die Vereinigten Staaten. Dort war er oft musikalischer Partner von J. Heifetz und A. Rubinstein. Nach einem Behandlungsfehler verstarb Emanuel Feuermann am 25. Mai 1942 in New York. Nach ihm ist der Emanuel-Feuermann-Wettbewerb in Berlin benannt.

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    Fleischer, Arthur (1884 – 1948). Sänger

    Der Bariton Arthur Fleischer wurde am 14. Dezember 1884 in Wien geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er am Konservatorium in seiner Heimatstadt. Von 1906 bis 1909 war er an der Komischen Oper Berlin, 1909 am Raimund Theater Wien und von 1910 bis zum ersten Weltkrieg am Hoftheater in Hannover engagiert. Von 1914 bis 1921 trat er an der Wiener Volksoper auf. Es folgten Engagements in Dresden, Graz, Leipzig, darüber hinaus europaweite Gastspiele z. B. in der Tschechoslowakei, Spanien, Holland, Finnland und Italien. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten war er ab 1933 in Deutschland und ab 1938 in Österreich mit Auftrittsverbot belegt. Arthur Fleischer emigrierte in die Vereinigten Staaten von Amerika. Am 11. April 1948 verstarb er in seiner Heimatstadt Wien*. – Sein Sohn ist der Dirigent Thomas Martin (1910-1984).

    * Andere Quellen geben 1949 in San Francisco an.

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    Fröhlich, Alfred (1875 – 1942). Dirigent, Komponist


    Der Dirigent Alfred Fröhlich wurde am 25. Februar 1875 in Wien geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung an der Akademie der Tonkunst in Wien (Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde) u. a. bei Jakob Grün und Sigismund Bachrich gründete er ein Streichquartett und studierte währenddessen bei Franz Kenn und den Brüdern Johann Nepomuk und Robert Fuchs Komposition. Danach arbeitete er als Chordirektor, Solorepetitor, Konzertmeister und Operetten-Kapellmeister in Preßburg (Bratislava), Olmütz (Olomouc), Aachen und Salzburg. Ab 1900 war Fröhlich in Düsseldorf tätig, von 1904 bis 1920 als Oberkapellmeister. 1906 organisierte er in Düsseldorf ein zehntägiges Fest anlässlich des 150. Geburtstages von Wolfgang Amadeus Mozart. Nach seiner Düsseldorfer Kapellmeistertätigkeit gründete er in Bonn das „Collegium musicum", dessen Konzerte im Rundfunk übertragen wurden. Am 30. Januar 1942 ist Alfred Fröhlich an Herzversagen gestorben, kurz bevor er nach Auschwitz deportiert werden sollte. – Alfred Fröhlich war mit der Sängerin Hermine Förster-Fröhlich verheiratet.

    Der Nachlass von Alfred Fröhlich wurde von seiner Schülerin Elfriede Bauer zusammengestellt und befindet sich beim Stadtarchiv Düsseldorf. Ansonsten ist die Quellenlage extrem dürftig.

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  • Gál, Hans (1890-1987). Komponist


    Der österreichische Komponist Hans Gál, geboren am 5. August 1890 in Brunn am Gebirge, ist durch seinen Lehrer, den Brahms-Schüler Eusebius Mandyczewski, mit dem Stil Brahms' verbunden.
    1929 geht Gál nach Mainz, um den Posten eines Direktors des Konservatoriums zu übernehmen. 1933 verliert Gál diesen Posten und flieht nach Wien. Nach dem Anschluß Österreichs 1938 emigriert Gál nach Großbritannien. An der Universität von Edinburgh lehrt er von 1945 bis zu seiner Emeritierung 1965 Musiktheorie, Kontrapunkt und Komposition. Am am 3. Oktober 1987 stirbt Gál in Edinburgh.
    Gáls Musik basiert auf der brahms'schen Polyphonie, die mit den harmonischen Errungenschaften der Musik der Jahrhundertwende angereichert wird. Gál gehört freilich auch schon in der Zeit vor seiner Emigration zu den konservativen Komponisten.
    Wesentliche Werke Gáls sind seine vier Sinfonien, die seinerzeit erfolgreiche Oper "Die heilige Ente" (1921 uraufgeführt) sowie die Kantate "De profundis" (1937). Gál schrieb darüber hinaus auch Werke für eine Nische der Klassik, nämlich das Mandolinenorchester.


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    Gebirtig, Mordechaj (1877 - 1942). Dichter und Komponist.



    Der am 4.4.1877 in Krakau geborene Mordechaj Gebirtig war einer der bedeutensten Schöpfer jiddischer Lieder. Sein Lied "Undzer Shtetl Brent!" von 1938 wurde zur Hymne des jüdischen Widerstandes in den Ghettos. Am 4. Juni 1942 wurde Mordechaj Gebirtig im Krakauer Ghetto auf von einem deutschen Soldaten auf offener Straße erschossen. Auch seine Frau und seine drei Töchter werden von der SS ermordet.
    Mordechaj Gebirtig steht hier auch als Stellvertreter einer jiddischen osteuropäischen Kultur, die durch den Nationalsozialistischen Wahnsinn ausgelöscht worden ist.


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    Gentner-Fischer, Elsa (1883 – 1943). Sängerin

    Die weltweit gefeierte Sopranistin Else Gentner-Fischer wurde am 5. September 1883 in Frankfurt am Main als Else Fischer geboren. Nach ihrer musikalischen Ausbildung fand ihr Debüt 1905 in Mannheim statt. Im selben Jahr heiratete sie den Tenor Karl Gentner, der bereits 1922 verstarb. Ab 1905 folgte ihr Engagement an der Frankfurter Oper, der sie die nächsten 30 Jahre in mit einem Repertoire von ca. 130 Rollen die Treue hielt. Hier entwickelte sie sich von den lyrischen Rollen zu einer der bedeutendsten dramatischen Soprane Deutschlands. Am 18. Januar 1912 sang und spielte sie die Partie der Gräfin ‚Rosine’ in der Uraufführung von Hermann Wolfgang Waltershausen Oper (Musiktragödie) „Oberst Chabert“. In den Jahren 1923/1924 unternahm sie mit der German Opera Company eine Tournee durch Nordamerika, so sang sie bei der amerikanischen Erstaufführung (Chicago) in der Oper „Die toten Augen“ von Eugen d’Albert die Rolle der ‚Myrtocle’. Des Weiteren wirkte sie in den Uraufführungen in Franz Schrekers „Die Gezeichneten“ am 25. April 1918, in Ernst Kreneks „Der Sprung über den Schatten“ am 09. Juni 1924 und in Arnold Schönbergs „Von heute auf morgen“ am 01. Februar 1930 mit. Da sie in zweiter Ehe mit dem jüdischen Sänger Benno Ziegler verheiratet war, wurde sie gezwungen ihre Karriere zu beenden. Ihre letzte offizielle Vorstellung hatte sie am 23. Juni 1935 als ‚Isolde’ in „Tristan und Isolde“. Elsa Gentner-Fischer starb am 26. April 1943 zurückgezogen in Prien (Chiemsee).

    Anmerkung: Bei Jürgen Kesting (in der 4-bändigen Ausgabe) sowie bei Jens Malte Fischer findet Elsa Gentner-Fischer keine Erwähnung und ist im Register nicht auszumachen.


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    Georg, Rita (1900 – 1973). Sängerin

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    Die Sopranistin Rita Georg wurde am 11. Juni 1900 in Berlin-Charlottenburg geboren. Sie arbeitete zunächst als Schauspielerin, so ist sie Darstellerin in dem Stummfilm „Das Gebot der Liebe“ von Erik Lund von 1919. Nach ihrer gesangsmusikalischen Ausbildung debütierte sie in den 1920er Jahren als Operettensängerin für das Fach Sopran/Soubrette in Berlin. Von 1925 bis 1926 war sie am Stadttheater Wien engagiert. Seit 1927 war sie zurück in Berlin und sang und spielte am 21. Februar 1927 in der Uraufführung der Operette „Der Zarewitsch“ von ihrem Entdecker und Förderer Franz Léhar neben Richard Tauber im Deutschen Künstlertheater. Von 1927 bis 1929 war sie Ensemblemitglied des Großen Schauspielhauses Berlin, gastierte aber regelmäßig am Theater an der Wien. Hier wirkte sie am 05. April 1928 in der Uraufführung der Operette „Die Herzogin von Chicago“ von Emmerich Kálmán mit. Von 1930 bis 1931 folgte ein Engagement im Berliner Admiralspalast. Rita Georg wirkte bei weiteren Operetten-Uraufführungen mit, so in „Der Bauerngeneral“ von Oscar Straus und in „Die Blume von Hawaii“ von Paul Abraham. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging sie zuerst nach Wien, Zürich und Paris, bevor sie sich in den Niederlanden ansiedelte. Nach der Besetzung wurde sie vorübergehend verhaftet, konnte jedoch nach Kanada auswandern, wo sie am 30. November 1973 in Vancouver verstorben ist.


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    Gerhardt, Elena (1883 - 1961), Sängerin (Mezzosopran)


    Elena Gerhardt wurde am 11.11.1883 in Connewitz in der Nähe von Leipzig geboren. Bereits mit 16 Jahren kam sie an das Leipziger Konservatorium. Zusammen mit ihrem Entdecker und Förderer, dem Dirigenten Arthur Nikisch, gab sie 1903 in Leipzig ihren ersten Liederabend. Sie sang auch am Opernhaus, widmete sich im Folgenden jedoch in erster Linie dem Liedgesang und trug damit wesentlich dazu bei, das Kunstlied im Bewusstein des Publikums zu verankern. Sie war auch eine der wenigen Sängerinnen, die Schuberts Winterreise, welche damals eher männlichen Sängern vorbehalten war, als gesamten Zyklus im Repertoire hatte. Mit ihren Konzerten hatte sie auch international große Erfolge, vor allem in England, Spanien, Russland und den USA. Ihre Liedinterpretationen wurden besonders wegen ihrer feinen Nuancierungsfähigkeit bewundert.
    1932 heiratete sie Fritz Kohl, der Direktor beim Mitteldeutschen Rundfunk war, diese Stellung nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten jedoch verlor. Er wurde inhaftiert und kam erst 1935 wieder frei. Das Ehepaar emigrierte nach London, wo Elena wieder Konzerte gab und auch als Pädagogin tätig war; einer ihrer Schüler war der Tenor Peter Pears. Bis zum Alter von 70 Jahren stand sie auf dem Konzertpodium; 1953 erschien ihre Autobiographie mit dem Titel Recital. Elena Gerhardt starb am 11.1.1961 in London.

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    Gieburowski, Waclaw (1878 – 1943). Theologe, Komponist, Musikwissenschaftler und Chorleiter


    Waclaw Gieburowski wurde am 06. Feburar 1878 in Bydgoszcz (damals Bromberg) geboren. Nach seinem theologischen Studium und seiner musikalischen Ausbildung u. a. bei Haberl und Haller wurde er zunächst Seelsorger in Witków, Duzno und Wagrowiec, dann Domvikar und Kirchenchorleiter in Posen. Von 1909 bis 1912 setzte er seine Studien in Breslau und Berlin fort und promovierte über ein Thema zum gregorianischen Gesang. Ab 1916 war er Professor für liturgischen Gesang am geistlichen Seminar, Professor für Musikwissenschaft an der Universität in Posen und künstlerischer Direktor des Verbandes der Kirchenchöre der Erzdiözesen Gnesen und Posen sowie Leiter des Domchors von Posen mit dem er europaweit Gastspiele gab. In dieser Zeit fiel seine Ernennung zum Ehrenkammerherrn des Papstes. Waclaw Gieburowski wirkte als Komponist besonders auf dem Gebiet der Kirchenmusik. 1939 wurde er verhaftet und in ein Konzentrationslager verschleppt, wo er schwer erkrankt entlassen und nach kurzem Aufenthalt in Posen nach Warschau übersiedeln musste. Am 27. September 1943 verstarb Waclaw Gieburowski an den Folgen.

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    Gielen, Michael (*1927). Dirigent, Komponist

    Gielen wurde am 20. Juli 1927 in Dresden geboren. Seine Eltern sind der Schauspieler, Regisseur und Intendant Josef Gielen und die Schauspielerin Rosa (Rose) Steuermann. Sein Onkel ist der Pianist und Komponist Eduard (Edward) Steuermann. Seine musikalische Ausbildung erhielt Gielen u. a. in Argentinien bei Rita Kurzmann-Leuchter, ihrem Mann Erwin Leuchter, einem Schüler Guido Adlers und später in Wien bei Josef Polnauer, einem Schüler Arnold Schönbergs. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten siedelte die Familie zuerst nach Wien über, nach 1938 erfolgte die Emigration nach Argentinien. 1947 wurde Gielen Repetitor am Teatro Colón in Buenos Aires. Danach folgte für ca. 10 Jahre ein Engagement an der Wiener Staatsoper als Repetitor, wo er auch zum ersten Dirigat kam (A. Honegger: Jeanne d'Arc). 1960 wurde er Nachfolger S. Ehrlings an der Stockholmer Staatsoper, dann Leiter des Belgischen Nationalorchesters in Brüssel. Als eine herausragende Ära der Frankfurter Oper wird seine musikalische Leitung von 1977 bis 1987 bewertet. Nach einem Engagement in Cincinnati leitete er ab 1986 bis 1999 das SWF Sinfonieorchester Baden-Baden (1996 SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg). Michael Gielen pflegte immer die Verbindung von älterer und neuer sog. Klassischen Musik z. B. durch experimentelle Programmgestaltung („Es gibt für mich – wie ich schon sagte – nur eine einzige und ungeteilte Musik.“ *).

    Gielen zum Jahr der Emigration: „Das letzte Jahr in Wien war für mich die schlimmste Zeit meines Lebens. Von meinen Klassenkameraden ausgesondert und geschlagen, war ich, als Elf-, Zwölfjähriger, unfähig zu verstehen, was da vor sich ging. Das einzig Positive: daß die Idee der Gerechtigkeit sich unverlierbar in meinem Kopf festsetzte.“…“Ich hatte Glück. Andere mußten in Deutschland zum Volksturm oder kamen ins KZ und wurden umgebracht oder waren nach dem Krieg, wie ein Freund aus Berliner Tagen, auch ein Halbjude, jahrelang als Kriegsgefangene in Sibirien.“ **

    * Fiebig, Paul (Hrsg.), a. a. O., S. 15.
    ** Fiebig, Paul (Hrsg.), a. a. O., S. 97 und S. 100.

    Quellen:
    Fiebig, Paul (Hrsg.), Michael Gielen - Dirigent, Komponist und Zeitgenosse, Stuttgart 1997.
    Hoffmann, Hilmar, Frankfurts Stardirigenten, Frankfurt am Main, 2008.
    Das Atlantisbuch der Dirigenten – Eine Enzyklopädie, Zürich 1985, S. 151-156.

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    Goehr, Walter (1903-1960). Komponist und Dirigent

     


    Der deutsche Komponist und Dirigent Walter Goehr wird am 28. Mai 1903 in Berlin geboren. Er studiert bei Ernst Krenek und wird Meisterschüler von Arnold Schönberg. Als Dirigent arbeitet er beim Berliner Rundfunk. Diese Stelle verliert Goehr wegen seiner jüdischen Herkunft bereits 1932. Die Gramophone Company (die spätere EMI) bietet ihm den Posten eines Musikdirektors an. 1933 übersiedelt Goehr nach London.
    Hier ist er vor allem als Dirigent tätig. Er setzt sich nachhaltig für zeitgenössische Musik ein, etwa für Benjamin Britten und Michael Tippett, dessen Oratorium "A Child Of Our Time" er zur Uraufführung bringt. 1950 dirigiert Goehr die erste Aufführung von Mahlers Sechster Symphonie in Großbritannien.
    Am 4. Dezember 1960 stirbt Goehr im Rathaus von Sheffield nachdem er dort eine Aufführung von Händels "Messias" dirigiert hatte.
    Der Werkkatalog Goehrs ist schmal. Seine wesentlichen Vorbilder sind Paul Hindemith und Kurt Weill. Goehrs wichtigstes Werk ist die Funkoper "Malpopita" (1931). Außerdem erstellte er Ausgaben von Monteverdis Marienvesper und dessen "L’incoronazione di Poppea" sowie eine Orchesterversion der "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgski.
    Als Dirigent bevorzugt Goehr einen entschlackten Stil, der den musikalischen Fluß auf dem exakten rhythmischen Puls aufbaut.
    Goehr ist auch als Mittler von großer Bedeutung. So machte er seinen Sohn, den Komponisten Alexander Goehr, schon zu einer Zeit mit den Kompositionstechniken Schönbergs vertraut, als diese in England noch als tabu galten. Alexander Goehr gab sein Wissen an seine Komilitonen Peter Maxwell Davies und Harrison Birtwistle weiter. Damit sorgte Walter Goehr für die Initialzündung der britischen Nachkriegs-Avantgarde.

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  • Goldberg, Szymon (1909 - 1993). Violinist und Dirigent

    Der Geiger Szymon Goldberg wurde am 01. Juni 1909 in Wloclawek (Polen) geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung in Wloclawek, Warschau u. a. bei Mieczylaw Michalowicz und Berlin u. a. bei Carl Flesch wurde er 1925 1. Konzertmeister bei den Dresdner Philharmonikern. Bereits als Zwanzigjähriger wurde er 1. Konzertmeister unter W. Furtwängler bei den Berliner Philharmonikern (s. a. Mozarts ‚A-Dur-Konzert’). Goldberg wurde darüber hinaus Mitglied des Streichtrios: Hindemith, Feuermann, Goldberg. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde für Goldberg 1934 Auftrittsverbot erteilt. Der Einsatz für ihn durch W. Furtwängler blieb erfolglos, jedoch konzertierte Goldberg weiterhin in Europa und emigrierte 1938 in die USA. Auf einer Tournee durch Asien wurde er 1942 von den Japanern verhaftet und bis 1945 auf Java interniert. Nach seiner Befreiung arbeitete Goldberg auch als Pädagoge (u. a. Aspen Music School von 1951 bis 1965, Juilliard School of Music ab 1978) und Dirigent, so gründete er 1955 das Nederlands Kamerorkest, welches er bis 1978 leitete. Danach wurde er bis 1979 Dirigent der Manchester Camerata. Von 1990 bis 1993 dirigierte er die Neue Japanische Philharmonie Tokio. Szymon Goldberg verstarb am 19. Juli 1993 in Oyama-machi (Japan). – In den 1970er Jahren nahm er mit Radu Lupu sämtliche Sonaten für Violine und Klavier von Mozart auf. Besonders erwähnenswert sind ebenso seine Aufnahmen der Sonaten für Violine und Klavier von Brahms mit Artur Balsam oder seine Aufnahmen mit Lili Kraus. Im Juli 2009 wurde erstmals der „Szymon-Goldberg-Award Meissen" verliehen.

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    Golschmann, Boris (1906 - ?). Pianist

    Der Pianist Boris Golschmann wurde am 25. November 1906 in Paris geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung u. a. bei I. Philipp in Paris und dem Gewinn des 1. Preises am dortigen Konservatorium konzertierte er sehr erfolgreich in Europa und Amerika. 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet und deportiert. Über den weiteren Verbleib bzw. seinen wahrscheinlichen Tod auf dem Weg oder in einem Konzentrationslager ist nichts bekannt. – Boris Golschmann ist der Bruder des Dirigenten Vladimir Golschmann.

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    Goldschmidt, Berthold (1903 - 1996) Komponist

    Berthold Goldschmidt wurde am 18.01.1903 in Hamburg geboren. Während und nach seinem Studium in Berlin, u. a. bei Franz Schreker, arbeitete der Musiker eng mit Erich Kleiber zusammen und lernte in Berlin Carl Ebert kennen, mit dem er Ende der 20er Jahre nach Darmstadt wechselte. Im nahegelegenen Mannheim kam 1932 Goldschmidts Oper "Der gewaltige Hahnrei" zum ersten Mal auf die Bühne. Goldschmidts Talent berechtigte zu grossen Hoffnungen, die sich nicht erfüllen sollten. Goldschmidt erhielt als Jude Aufführungsverbot und der Komponist entschloss sich, 1935 nach England zu emigrieren. Dort gelang es Goldschmidt nicht, seine Karriere fortzusetzen. Nur wenige Werke entstanden in der Zeit Emigration, nach dem Krieg war Goldschmidt vergessen. Erst Anfang der 80erJahre begann Goldschmidt wieder, verstärkt zu komponieren. Rund zehn Jahre später wurde seiner Oper "Der gewaltige Hahnrei" in Berlin konzertant wiederaufgeführt und auf CD vorgelegt. Ein riesiger Erfolg für den mittlerweile 90jährigen Komponisten, der noch miterleben konnte, dass ihm eine späte Wiedergutmachung zu Teil wurde. Berthold Goldschmidt starb am 17.10.1996 in London

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    Goodman, Alfred (1920 – 1999). Komponist, Arrangeur, Pianist, Schlagzeuger, Musikwissenschaftler

    Alfred Goodman wurde am 1. März 1920 in Berlin geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt Goodman bei seinem Vater Oskar Guttmann, J. Prüwer und am Konservatorium Berlin. Bis 1938 war er Mitglied des Jüdischen Kulturbunds. Über England emigrierte Goodman in die Vereinigten Staaten von Amerika. 1942 wurde Goodman in die Armee der USA einberufen und spielte in einem Militärorchester, wo er sich ebenfalls als Arrangeur hervortat. Nach Beendigung des Krieges wurde er freischaffender Komponist und Arrangeur für verschiedene Jazz- und Swingorchester (u. a. B. Goodman) bis er 1947 ein Studium an der Columbia University New York aufnahm. Hier war er Schüler u. a. von H. Cowell, N. Lockwood und insbes. O. Luening. 1956 wurde er Lehrbeauftragter an der Henry Street Settlement und unterrichtete darüber hinaus an der Columbia University. 1961 übersiedelte Goodman nach München und wurde neben seiner Kompositionstätigkeit 1963 zunächst freier Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk; ab 1971 in Festanstellung (Lektor). 1972 promovierte er mit der Arbeit: "Die Amerikanischen Schüler Franz Liszts" bei C. Dahlhaus. 1976 bis 1990 hatte Goodman einen Lehrauftrag an der Staatlichen Hochschule für Musik München für Tonsatz, Kontrapunkt sowie angewandte Musik (Geschichte des Jazz). Am 14. August 1999 ist Alfred Goodman in Berlin verstorben. – Alfred Goodman hat ein sehr umfassendes Werk hinterlassen, welches von Orchestermusik, Kammermusik, Musik für Soloinstrumente, Orgelmusik, Oper („The Audition“ u. a.) bis zu Unterhaltungsmusik, Werbemusik, Film- und Fernsehmusik reicht.

    Quellen:
    Ein kompromissloses Leben: Alfred Goodman im Gespräch mit Albrecht Dümling und Reinhard Schmiedel, 21. August 1995, in: Brand, Bettina (Hrsg.), Verdrängte Musik 18: Verfolgung und Wiederentdeckung, Protokolle der Gesprächskonzerte des Vereins „musica reanimata“ über die Komponisten Max Brand, Alfred Goodmann, Jósef Koffler und die Komponistin Ursula Mamlok, Saarbrücken 2001, S. 31-45.

    "http://www.alfredgoodman.de/

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    Gottlieb, Henriette (1884 - 1943) Sängerin

    Die Sopranistin Henriette Gottlieb (geboren 1884 in Berlin) begann ihre Karriere 1909 in Plauen. 1913 kam die Sängerin an die Städtische Oper nach Berlin, deren Mitglied sie bis 1934 blieb. Ende der zwanziger Jahre hatte Henriette Gottlieb ihren Durchbruch als Wagner-Sängerin - sie trat in Paris als Brünnhilde in Wagners "Ring" auf. In Baryreuth war die Sängerin nur in kleineren Rollen zu hören, nämlich 1927 als Ortlinde und 3. Norn. 1934 erhielt die jüdische Sängerin Auftrittsverbot, blieb aber in Berlin, wo sie sechs Jahre später verhaftet und in ein KZ deportiert wurde, wo sie vermutlich 1943 ums Leben kam. Der Ort ist unbekannt.

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    Güden, Hilde (1917 - 1988 ) Sängerin (Sopran)



    Geboren am 15.9.1917 als Hulda Geiringer in Wien, wurde die charmante Sängerin bereits mit 20 Jahren von Robert Stolz entdeckt und debütierte unter dem Namen Hulda Gerin in Ralph Benatzkys Operette "Herzen im Schnee" an der Wiener Volksoper, ein Jahr später in Zürich und bereits 1939 an der Wiener Staatsoper. Obwohl gebürtige Jüdin, vermittelte ihr Clemens Krauss sogar noch 1941 ein Engagement an der Münchener Staatsoper. Dort wurde ihre Lage aber doch zu prekär, denn die Protektion von Krauss allein war ihr mit gutem Grund nicht Sicherheit genug. So nahm sie 1942 lieber ein Angebot Tullio Serafins an, in Rom und Florenz zu singen. Dort setzte sie auch ihre Gesangsausbildung bei Toti dal Monte fort.

    1946 kehrte Hilde Güden nach Wien zurück um bis 1965 ein gefeiertes Mitglied der Staatsoper zu bleiben, wo sie bis zu ihrem Karriereende 1973 immer wieder auftrat und ihren Ruf als eine der besten Mozart- und Strauss-Interpretinnen festigte. Parallel dazu hörte man sie auf allen führenden Opernbühnen der Welt, insbesondere an der MET in New York, zu deren Ensemble sie zwischen 1946 und 1973 ebenfalls gehörte, und wo sie u.a. in der amerkanischen Uraufführung von Igor Strawinskys THE RAKE'S PROGRESS die Rolle der Ann Truelove sang.

    Von ihrer Familie im Stich gelassen, verstarb die schwer erkrankte Sängerin am 17.9.1988 in Klosterneuburg bei Wien.


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    Gurlitt, Manfred (1890 - 1972). Komponist

    In Berlin am 06.09.1890 geboren, erhielt Manfred Gurlitt auch dort seine musikalische Ausbildung bei Engelbert Humperdinck, Karl Muck und Moritz Mayer-Mahr. Zwischen 1908 und 1910 war Gurlitt dann Korrepetitor an der Berliner Hofoper und begleitete Karl Muck als Assistent zu den Bayreuther Festspielen. Es folgten Engagements in Essen, Augsburg und Bremen, wo Gurlitt GMD wurde und wo seine "Wozzeck"-Oper 1926 erfolgreich zur Uraufführung kam. Gurlitt war politisch links stehend und setzte sich vehement für die musikalische Moderne ein. 1933, Gurlitt war inzwischen wieder in Berlin engagiert, kam das Aufführungsverbot und die Entfernung aus allen öffentlichen Ämtern, der Komponist galt als "Kulturbolschewik", aber er emigrierte erst 1939 nach Japan. Auch dort wurde er auf Druck der Nazi-Diplomatie schnell aus allen Ämtern entlassen. Nach dem Krieg gelang es Gurlitt nicht mehr, in Deutschland Fuss zu fassen, dafür baute er massgeblich eine japanische Opernkultur mit auf, für die er zahlreiche Auszeichnungen des Gastlandes erhielt. In Tokio starb Manfred Gurlitt am 29.04.1972.

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    Guttmann, Wilhelm (1886 – 1941). Sänger

    Der Bass-Bariton Wilhelm Guttmann wurde am 01. Januar 1886 in Berlin geboren. Nach seiner Ausbildung u. a. bei Tilly Wolff-Erlenmeyer begann er seine Karriere kurz vor dem 1. Weltkrieg als Konzertsänger. Von 1922 bis 1925 war er an der Berliner Volksoper (?), 1925 bis 1934 an der Städtischen Oper Berlin engagiert. Guttmann gastierte u. a. an der Staatsoper Berlin, der Krolloper Berlin sowie in Hamburg, Zagreb und Belgrad. Er wirkte 1928 an der Städtischen Oper Berlin in den Uraufführungen der Opern „Die Mondnacht“ von Julius Bittner und am 29. Oktober 1932 in „Der Schmied von Gent“ von Franz Schreker mit. Wilhelm Guttmann betätigte sich ab 1926 als Dozent an der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin. Er wurde darüber hinaus durch seine Tätigkeit als Oratoriensänger insbesondere Bach und Händel bekannt. Wilhelm Guttmann musste 1934 seine Karriere aufgeben und sang von 1933 bis 1939 lediglich in Aufführungen für den „Jüdischen Kulturbund“ in Berlin. Während eines Verhörs im Februar 1941 durch die Gestapo erlitt er einen Herzinfarkt und verstarb.

  • Haas, Pavel (1899 - 1944) Komponist


    Pavel Haas, am 21.06.1899 in Brünn geboren, gehörte zu den grossen Begabungen seines Landes in der Nachfolge von Leos Janacek, dessen Schüler Haas war. Neben den Einflüssen der tschechischen Volksmusik oder auch der geistlichen, jüdischen Musik war Haas offen für die Musik der 20er Jahre, wie z. B. des Jazz. Das Spektrum seiner Musik ertreckte sich von Kammermusik über Chormusik bis hin zu Filmmusik und der Oper "Sarlatan". Eine 1940 begonnene grosse Sinfonie konnte Haas nicht vollenden, er wurde 1941 nach Theresienstadt deportiert, komponierte dort weiter, u. a. für Karel Berman und Gideon Klein. 1944 wurde Pavel Haas nach Auschwitz deportiert. Dort wurde Haas am 17.10.1944, einen Tag nach seiner Ankunft, in der Gaskammer ermordet.

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    Hansen, Max (1897 - 1961), Sänger und Schauspieler

    Es ist heute kaum mehr zu glauben, dass Max Hansen einst zu den populärsten Unterhaltungskünstlern der deutschen Sprache gehörte. So sehr ist er in Vergessenheit geraten, obwohl er sich 1932 als Sänger des Liedes "War'n Sie schon mal in mich verliebt?" bei den Nazis früher und stärker verhasst gemacht hatte als die meisten seiner Kollegen, weil er es gewagt hatte, Hitler als Schwulen darzustellen (s. "

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    "). Er konnte den Krieg überhaupt nur überleben, weil er als Sohn einer dänischen Schauspielerin in Dänemark Zuflucht finden konnte.

    Geboren in Mannheim als unehelicher Sohn der Schauspielerin Eva Haller, wuchs er in München bei Stiefeltern auf. Dort entdeckte man bald sein musikalisches Talent, und bereits zu Schulzeiten erwarb er sich den Namen „Der kleine Caruso“. Während seines Musikstudiums trat er im Kabarett Simplizissimus auf, aber schon 1914 hatte er den für ihn logischen Weg auf die Operettenbühne gefunden und erhielt Engagements in den ersten Häusern von Berlin und Wien, wo er sich mit Franz Lehar anfreundete, als Erik Charell ihn für die Wiederaufnahme seiner LUSTIGEN WITWE engagierte. Sein größter Erfolg wurde die Rolle des Zahlkellners Leopold in Ralph Benatzkys IM WEISSEN RÖSSL, den er bereits 1926 in Richard Oswalds stummer Verfilmung der Vorlage von Richard Oswald und deren Fortsetzung, ALS ICH WIEDERKAM verkörpert hatte. Sein überragender Erfolg führte zu einer weiteren Zusammenarbeit mit Benatzky an dessen Operette AXEL AN DER HIMMELSTÜR, für die Hansen die damals unbekannte Sängerin Zarah Leander entdeckte.

    Bald darauf musste er jedoch Deutschland verlassen. 1938 gründete er sein eigenes Theater in Kopenhagen, wo er auch noch eine Reihe von Filmen drehen konnte, die uns jedoch nie erreichten. 1951 spielte er den König Menelaus in einer dänischen Verfilmung von Offenbachs SKÖNE HELENA und kehrte noch einmal in seiner alten Rolle als Zahlkellner Leopold nach Deutschland zurück, das er nach bescheidenen Erfolgen in Hamburg und Berlin zwei Jahre später endgültig verließ um seine letzten Jahre in Dänemark zu verbringen.

    Während der 30er Jahre war er mit der Schauspielerin Lizzi Waldmüller verheiratet. Diese ließ sich 1939 von ihm scheiden um eine eigene Filmkarriere an der Seite von Stars wie Willi Forst (BEL AMI) und Johannes Heesters (ES LEBE DIE LIEBE), Hansens beliebtestem Nachfolger in der Rolle des Danilo, zu machen, bevor sie, nur einen Monat vor Kriegsende bei einem Bombenangriff der Alliierten auf Wien umkam.

    Heute erinnern wir ihn am ehesten noch als Sänger frecher Lieder - gelegentlich mit unüberhörbar schwulem Unterton - wie "Der schöne Sigismund", "Ich reiß' mir eine Wimper aus" oder "Ich möcht' so gerne wissen, ob sich die Fische küssen" aus den leider meist nicht mehr erinnerten, frechen Teilen von IM WEISSEN RÖSSL. Eine Fahndung nach seinen besten Liedern in YouTube gehört fraglos zu den vergnüglichsten Entdeckungsreisen, die man dort machen kann.

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    Hartmann, Karl Amadeus (1905-1963). Komponist

    Karl Amadeus Hartmann wurde am 2. August 1905 in München geboren. Er studierte Posaune und Klavier und nahm an der Kompositionsklasse von Joseph Haas teil an der Akademie für Tonkunst in München, jedoch brach er das Kompositionsstudium wegen der konservativen Haltung von Haas gegenüber der musikalischen Moderne bereits 1929 vorzeitig ab. Von Haus aus humanistischer und linksorientierter Hartmann gründete 1928 eine Konzertreihe, die von der Künstlervereinigung „die Juryfreien“ organisiert wurde. Dort führte er seine musikalischen Experimente durch. Ab 1931 nahm er Privatunterricht bei Hermann Scherchen, der Hartmanns Handwerk und Musiksprache unverkennbar beeinflusste.

    Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war der Wendepunkt im Lebenslauf des jungen Komponisten Hartmann. Der nun als „entartet“ eingestufte Hartmann kam einem Aufführungsverbot seiner Werke zuvor, indem er selbst das Spielen seiner Werke in Deutschland untersagte. Hartmann blieb in Deutschland, wenn auch ohne Hoffnung auf eine Karriere als Komponist. In dieser Zeit entstanden Concerto funèbre (1939), ein viersätziges Violinkonzert, und die Oper Simplicius Simplicissimus. Die beiden Werke wiesen auffällig Parallelen zu Hartmanns eigener Zeit auf. In den Kriegsjahren entstanden Werke wie Sinfonia tragica, Sinfoniae dramaticae, Klagegesang. Schon die Titel sprechen für sich.

    In der veränderten politischen Situation nach Kriegsende erschienen Hartmann seine bis dahin entstandenen Arbeiten als zu konkret und zu eindeutig auf die Zustände während des Nationalsozialismus ausgerichtet. Er zog deshalb fast alle bisherigen sinfonischen Arbeiten zurück und begann sie umzuarbeiten. Sein Hauptinteresse galt nun der Gattung der Sinfonie.

    Als politisch unverdächtiger und zugleich angesehener Komponist wurde Karl Amadeus Hartmann nach dem zweiten Weltkrieg mit der Programmgestaltung der musica viva-Konzerte in München beauftragt. Er entwickelte diese Konzertreihe zu einem der wichtigsten und offensten Foren für zeitgenössische Musik der Nachkriegszeit.

    Karl Amadeus Hartmann starb am 5. Dezember 1963 in München.

    (Quelle: Martin Demmler, Komponisten des 20. Jahrhunderts, 1999, Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart

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    Haubenstock-Ramati, Roman (1919 - 1994). Komponist, Musikpädagoge, Maler, Grafiker

    Der Komponist (u. a.!) Roman Haubenstock-Ramati wurde am 27. Februar 1919 in Kraków (Krakau) geboren. Seine musikalische Ausbildung (Violine, Komposition, Musiktheorie) erhielt er u. a. von A. Malawski und später von J. Koffler in Lwów (Lemberg; heute: Lwiw). In Lwów fand der aus einer deutsch-polnisch-jüdischen Familie stammende Haubenstock-Ramati Zuflucht vor den Nationalsozialisten nachdem diese Polen überfallen hatten. Jedoch wurde er 1941 von den Sowjetrussen verhaftet und nach Tomck (Tomsk) deportiert und inhaftiert. Nach dem 2. Weltkrieg kehrte er nach Polen zurück und wurde Leiter der Musikabteilung des Polnischen Rundfunks und Chefredakteur der Zeitschrift ‚Ruch Muzyczny’ in seiner Heimatstadt. 1950 emigrierte Haubenstock-Ramati nach Israel und wurde Leiter der Zentralen Musikbibliothek Tel Aviv, später zudem Professor an der Musikakademie. 1957 übersiedelte er - nach Station in Paris - nach Wien und nahm die österreichische Staatsbürgerschaft an, wurde Lektor der ‚Universal-Edition’ und gab weltweit Kompositionskurse. Von 1973 bis 1989 war er Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Haubenstock-Ramati gilt als eine der herausragenden Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Am 03. März 1994 ist Roman Haubenstock-Ramati in Wien verstorben.


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    Helfert, Vladimir (1886 – 1945). Musikwissenschaftler

    Vladimir Helfert wurde am 24. März 1886 in Plánice bei Klattau (heute: Tschechien) geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung u. a. bei Otokar Hostinyký in Prag arbeitete er für Johannes Wolf und Hermann Kretzschmar in Berlin. Nach einer akademischen Laufbahn wurde er 1921 Pivatdozent an der Masaryk-Universität in Brno (Brünn). 1926 erhielt er eine ao. Professur, 1931 eine o. Professur für Musikwissenschaft in Brno. Sein Hauptwirken zielte auf die tschechische Musik des 18. und 19. Jahrhunderts (Musikbarock auf tschechischen Schlössern, Arbeiten über Semetana, Míca sowie Janáček, dessen Musik er erst ablehnte, später einer seiner großen Bewunderer wurde). Aufgrund seiner demokratischen Einstellung und seiner Beziehungen zum Freimaurerwesen wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und nach Theresienstadt deportiert, wo er an Typhus erkrankte. An den Folgen ist Vladimir Helfert am 18. Mai 1945 gestorben.

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    Horenstein, Jascha (1898 – 1973). Dirigent


    Jascha Horenstein wurde am 6. Mai 1898 in Kiew geboren. Die Familie übersiedelte 1905 nach Königsberg, 1911 nach Wien. Nach seiner Ausbildung u. a. bei Adolf Busch (Geige), Joseph Marx und Franz Schreker debütierte Horenstein als Dirigent 1922 in Wien. Einer seiner Förderer wurde Wilhelm Furtwängler, der ihm in den 1920er Jahren Gastdirigate mit den Berliner Philharmonikern zugestand. 1929 wurde „der Dämon unter den Routinierten“ (Th. W. Adorno) Musikdirektor an der Oper in Düsseldorf. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging er zuerst nach Paris, dann nach Australien. 1941 emigrierte er in die USA, wo er eine Lehrtätigkeit annahm. Sein unnachgiebiger, kompromissloser Charakter verbunden mit seinen Präzisionsvorstellungen bei der musikalischen Interpretation machte ihn bei sehr vielen Orchestern höchst unbeliebt, so dass er meist zweitklassige Orchester leiten musste. Horenstein hatte ein sehr breites Repertoire, zeichnete sich aber besonders durch seine Bruckner- und Mahler-Interpretationen aus. Jascha Horenstein starb am 2. April 1973 in London. Auf dem Sterbebett soll er gesagt haben, „was ich am Sterben am meisten bedauere, ist, dass ich nie wieder ‚Das Lied von der Erde’ hören kann.“

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    Hornbostel von, Erich Moritz (1877 – 1935). Musikwissenschaftler, Musikethnologe

    Erich Moritz von Hornbostel wurde am 25. Februar 1877 in Wien geboren. Seine Ausbildung verlief zweigleisig. Zum einem studierte er Naturwissenschaften und promovierte im Fach Chemie, den zweiten Strang seiner Ausbildung – seine Mutter war die Kammersängerin Helene Magnus und J. Brahms war oft Gast des Hauses - bildete ein Studium bei E. Mandyczewsky in Kompositions- und Harmonielehre. Nach der Jahrhundertwende wurde er Assistent von C. Stumpf in Berlin und arbeitete auf dem Feld der Experimentalpsychologie und der vergleichenden Musikwissenschaft (Musikethnologie), wo er als Pionier gelten kann. Besonderen Einsatz zeigte er durch sein Engagement für die phonographische Tonaufzeichnung (Phonogrammarchiv Berlin). Er ist einer der Namensgeber der ‚Hornbostel-Sachs-Systematik‘ zur Klassifizierung von Musikinstrumenten. 1917 wurde ihm der Professorentitel verliehen. 1933 emigrierte er – nach Aberkennung seiner Ämter - über die Schweiz und den Vereinigten Staaten von Amerika nach Cambridge/England, wo er am 28. November 1935 verstorben ist.

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    Horner, Hermann (1889 – 1942 (?)). Sänger


    Der Bass-Bariton Hermann Horner wurde vermutlich 1889 in Belgien geboren (einige Autoren geben Polen an). Nach seiner musikalischen Ausbildung in Belgien debütierte er an der Vlaamse Opera in Antwerpen. Es folgten Engagements an den Opernhäusern in Breslau, Berlin (Staatsoper), Prag, Nürnberg und Stuttgart. 1928 sang Horner den ‚Titurel’ im „Parsifal“ bei den Bayreuther Festspielen. In Stuttgart wurde er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 und der damit verbundenen Ablösung des Intendanten Albert Kehm und der Einsetzung des Nationalsozialisten Otto Krauß entlassen. Horner ging nach Polen, wo er vermutlich 1942 mit seiner Familie im Vernichtungslager Belzec bei Lublin ermordet wurde.

    * = Die Quellenlage ist jedoch sehr dürftig und widersprüchlich.

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    Horovitz, Joseph (geb. 1926). Komponist

    Joseph Horovitz wird am 26. Mai 1926 in Wien geboren. Sein Vater ist Verleger und Gründer des Phaidon-Verlags. Nach dem Anschluß Österreichs an Hitler-Deutschland 1938, emigriert die Familie Horovitz nach London. Joseph Horovitz studiert bei Gordon Jacob Komposition. Er ist als Dirigent und Komponist tätig und unterrichtet am Royal College of Music in London Komposition.
    Horovitz' Musik versprüht Charme und Leichtigkeit, sie wirkt sehr französisch, was auf den Einfluß von Lektionen bei Nadia Boulanger zurückzuführen ist. Horovitz komponierte zahlreiche Ballette, darunter eines seiner Hauptwerke "Alice in Wonderland". Für die Oper "The Dumb Wife" schreibt Peter Shaffer das Libretto. Zahlreiche Werke widmet Horovitz dem Genre der in Großbritannien sehr beliebten Brass-Bands. Im deutschsprachigen Raum am bekanntesten wird er aber durch seine brillanten Musiken für die Fernsehserie "Rumpole".
    Horovitz' bedeutendstes Werk, das jegliche Leichtigkeit ablegt und sich in die Tradition der großen einschlägigen Werke einreiht, ist sein Fünftes Streichquartett, das die traumatischen Erfahrungen des nationalsozialistischen Umsturzes in Österreich aufzuarbeiten versucht. An der beklemmendsten Stelle des Werks zitiert Horovitz das österreichische Volkslied "Mei Muatterl war a Weanarin" in Kontrast zum Horst-Wessel-Lied.

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    Huber, Kurt (1893 - 1943) Psychologe, Musikwissenschaftler, Volksliedforscher und Mitglied der Widerstandsgruppe Weiße Rose.


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    Der gebürtige Schweizer war seit 1926 außerordentlicher Professor an der Münchner Universität. Die Berufung auf einen ordentlichen Lehrstuhl wurde seit 1933 durch die nationalsozialistische Hochschulpolitik verhindert, da „Hubers Bindungen zum Katholizismus und sogar eine ausgesprochen parteifeindliche Haltung [...] eindeutig erwiesen“ seien. Nach einer Beurteilung vom 18. Januar 1940 durch das NSDAP-Gauamt München galt Huber dann zwar weiterhin als „bedenklich“, aber nicht ablehnenswert. Daraufhin stellte Huber, der inzwischen eine Familie gegründet hatte, am 15. Februar 1940 einen Antrag auf die Mitgliedschaft in der NSDAP und wurde am 1. April 1940 als Parteimitglied registriert. Nach seiner Verhaftung Ende Februar 1943 wurde er aus der Partei ausgestoßen. Sein ganz besonderes Interesse galt der Volksliedforschung. Dabei vertrat er die These von der Gleichwertigkeit aller Menschen, wie sie Gottfried Herder in den »Stimmen der Völker« entwickelt hatte, stand damit also im Gegensatz zur nationalsozialistischen Rassenlehre. Kurt Huber gewann zunehmend Anerkennung in der wissenschaftlichen Welt. So erfolgte im Jahr 1937 ein Ruf nach Berlin, wo er das Volksmusikarchiv aufbaute. Die Lesungserlaubnis indessen wurde ihm verwehrt, da er sich weigerte, für den NS-Studentenbund Kampflieder zu komponieren. Daraufhin kehrte er nach München zurück. Im Dezember 1942 suchten Hans Scholl und Alexander Schmorell den Kontakt zu Professor Kurt Huber. Gemeinsam verfassten sie im Januar 1943 das fünfte Flugblatt „Aufruf an alle Deutschen!“ der „Weißen Rose“, einer Münchener Widerstandsgruppe, die im Sommer 1942 gegründet worden war. Das sechste Flugblatt wurde von Kurt Huber allein verfasst, aber von Hans Scholl und Alexander Schmorell redigiert. Die Verbreitung dieses Flugblattes wurde der Gruppe zum Verhängnis, denn sie wurden entdeckt. Es folgten Verhaftungen und Hinrichtungen. Kurt Huber wurde am 13. Juli 1943 im Gefängnis München-Stadelheim enthauptet.

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    Huberman, Bronislaw (1882 – 1947). Violinist und Humanist

    Der Geiger Bronislaw Huberman wurde am 19. Dezember 1882 in Częstochowa (Tschenstochau, Polen) geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er ab 1888 u. a. bei Mihalowicz, Joachim, und Gregorowitsch, obwohl er hauptsächlich Autodidakt war. Sein Debüt absolvierte er siebenjährig mit Spohrs zweitem Violinkonzert. Seinen Durchbruch als Solist kann man mit dem Konzert vom 12. Januar 1895 in Wien festmachen (mit A. Patti). 1896 spielte er erstmalig öffentlich das Violinkonzert von Brahms. Der anwesende Komponist war begeistert. Huberman gastierte weltweit und galt als technisch hervorragender und eigenwilliger Musiker. Seine Fixpunkte waren Beethoven und Brahms. Seine Einspielung des Violinkonzertes von Tschaikowsky gilt als herausragend. Huberman war Mitbegründer des Palestine Orchestras und weigerte sich in ‚Nazi-Deutschland’ zu spielen bzw. es war ihm nicht mehr möglich. („...In Wirklichkeit geht es nicht um Violinkonzerte; es handelt sich auch nicht um Juden. Es handelt sich um die elementarsten Voraussetzungen unserer europäischen Kultur: Die Freiheit der Persönlichkeit und ihre vorbehaltlose, von Kasten- und Rassenfesseln befreite Selbstverantwortlichkeit.“ Aus einem Brief an Furtwängler vom 10.07.1933). Am 16. Juni 1947 ist Bronislaw Huberman in Corsier-sur-Vevey (Schweiz) gestorben.

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    Hussa, Maria (1983 – 1980). Sängerin, Gesangspädagogin

    Die Sopranistin Maria Hussa wurde am 07. Dezember 1893* in Wien geboren. Nach ihrer musikalischen Ausbildung bei Elise Elizza und Senja Arnold Greve (ihrem späteren Mann) debütierte sie 1917 an der Wiener Volksoper. Es folgten Engagements in Wien (Hofoper bzw. Staatsoper), Graz, Prag und Berlin (Staatsoper). Von 1926 bis 1932 war Hussa Ensemblemitglied am Hamburger Stadttheater. Hier sang und spielte sie am 07. Oktober 1927 die Rolle der ‚Heliane’ in der Uraufführung von Korngolds Oper „Das Wunder der Heliane“. Außerdem wirkte sie am 18. November 1927 in der Uraufführung von Respighis Oper „Die versunkene Glocke“ („La campana sommersa“) mit. Nach einer Spielzeit in Düsseldorf (1933) führte sie ihr Weg an das Theater an der Wien (1934-1935) und gab europaweit Gastspiele. Nach dem sog. „Anschluss“ Österreichs 1938 emigrierte sie - aufgrund der jüdischen Herkunft ihres Mannes - in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo sie bereits 1934 an der Oper von San Francisco gesungen hatte und wurde nun Mitglied der Oper von Chicago. Danach arbeitete sie als Gesangslehrerin. Mit dem Ende des 2. Weltkriegs wurde Hussa Vorsitzende des „Reconstruction Committee of the Vienna Opera“. Am 19. April 1980 ist Maria Hussa in Chicago gestorben.

    * Einige Quellen geben 1894 bzw. 1896 an.


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    Janssen, Herbert (1892 - 1965) Sänger


    Der Bariton Herbert Janssen wurde am 22.09.1892 in Köln geboren. Schon zu Beginn der 20er Jahre kam Janssen nach Berlin, wo er an der Berliner Staatsoper schnell Karriere machte. Besonders Wagner-Partien, wie der Wolfram im "Tannhäuser" oder der Amfortas im "Parsifal" machten den Sänger auch über die Grenzen von Berlin hinaus bekannt. Zwischen 1930 und 1937 sang Janssen in Bayreuth. Obwohl der homosexuelle Sänger noch 1937 in die NSDAP eintrat, musste er Deutschland in direkter Folge verlassen. Die Metropolitan Opera in New York wurde 1939 seine künstlerische Heimat. Janssen, von dem viele Tonträger existieren, starb am 03.06.1965 in New York.

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    Jeral, Pavel (1890 – 1944 (?)). Sänger

    Der Tenor Pavel Jeral wurde am 15. Juli 1890 in Mladá Boleslav (Tchechien) geboren. Nach seiner Ausbildung am Konservatorium in Prag wurde er für 1919 bis 1923 vom Dirigenten und Komponisten František Neumann an das Opernhaus in Brno (Brünn) engagiert. 1923 bis 1924 folgte eine Verpflichtung an das Landestheater in Saarbrücken, Jeral trat jedoch weiterhin als Gast in Brno auf. Er wurde besonders als Sänger des Opern-Repertoires von Smetana, Dvořák und Janáček bekannt, so sang er am 23. November 1921 den ‚Tichon Kabanow’ in der Uraufführung von Janáčeks Oper „Katja Kabanowa“ am Nationaltheater in Brno. Von 1925 bis 1941 arbeitete er als Kantor für die Synagoge in Brno, trat aber weiter als Konzertsänger auf. Nach dem Münchner Abkommen vom 29. September 1938 und der Besetzung der restlichen Gebiete der Tschechoslowakei im März 1939 wurde Pavel Jeral als Jude verfolgt, verhaftet und nach Theresienstadt deportiert, wo er vermutlich 1944 ermordet wurde.

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    Jessel, Leon (1871 – 1942). Komponist, Dirigent


    Leon Jessel wurde am 22. Januar 1871 in Stettin (Szczecin) geboren. Nach seiner Ausbildung war er Theaterkapellmeister an verschiedenen kleineren Bühnen, so in Gelsenkirchen, Freiberg (Sachsen), Kiel, Stettin, Chemnitz bis er von 1899 bis 1905 Kapellmeister am Wilhelm-Theater in Lübeck wurde. 1911 übersiedelte er nach Berlin und begann seine kompositorische Tätigkeit. Jessel komponierte vornehmlich Operetten und Singspiele, aber auch Märsche („Hoch leb’ das deutsche Vaterland!" u. a.), Walzer, Lieder und Klavierstücke. Seine berühmtesten Werke sind die Operetten „Das Schwarzwaldmädel“ und „Die Postmeisterin“. Allein „Das Schwarzwaldmädel“ (Uraufführung am 25. August 1917 in der Komischen Oper Berlin) wurde in der nächsten Dekade weltweit ca. 6.000 mal gespielt. Der politisch „rechts“ stehende Jessel hatte anfangs ein zwiespältiges, verblendetes Verhältnis zum Nationalsozialismus bzw. Faschismus, welches man als Anbiederung betiteln könnte, so widmete er einen Marsch „Morgenröte“ 1932 Mussolini. 1933 ersuchte Jessel um Aufnahme in den „Kampfbund für deutsche Kultur“ von Alfred Rosenberg. Doch bereits 1934 wurde er mit Aufführungsverbot belegt. Am 15. Dezember 1941 wurde Jessel von der Gestapo verhaftet und so schwer misshandelt, dass er kurz danach am 04. Januar 1942 verstarb. Grund der Verhaftung war ein Brief an seinen Librettisten Wilhelm Sterk, in dem Jessel geschrieben hatte: „Ich kann nicht arbeiten in einer Zeit, wo Judenhetze mein Volk zu vernichten droht, wo ich nicht weiß, wann das grausige Schicksal auch an meine Tür klopfen wird.“

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  • Koffler, Józef (1896 – 1944). Komponist, Musikpädagoge, Musikwissenschaftler

    Józef Koffler wurde am 28. November 1896 in Stryj (Polen, heute Ukraine) geboren. Seine musikalische Ausbildung absolvierte er u. a. ab 1914 und wieder ab 1920 in Wien. Unterbrochen wurde das Studium 1916 mit dem Einzug in die Österreichisch-Ungarische Armee. Seine Dissertation trägt den Titel: Über orchestrale Koloristik in den symphonischen Werken Mendelssohn Bartholdys. Nachdem er 1924 nach Lwów (heute: Lwiw (Lemberg)) zurückkehrte, wurde er 1928 Professor für atonale Harmonielehre und Komposition. 1939 bekam er einen Lehrstuhl am neugegründeten Sowjetischen Staatlichen Konservatorium am selben Ort. Nachdem die Wehrmacht Lwów einnahm, wurden Koffler und seine Familie zuerst in das Ghetto Wieliczka bei Kraków (Krakau) verbracht und 1944 bei Krosno von der Gestapo ermordet. - Obwohl er sich der musikalischen Ästhetik der Neuen Wiener Schule verpflichtet fühlte (A. Schönberg war einer seiner Lehrer) sind seine Werke besonders dem Neoklassizismus nahe stehend (Maciej Gołąb: „ein Paradoxon“ und weiter: „Koffler war einer der wenigen europäischen Künstler des 20. Jahrhunderts, die mit ihrem eigenen kompositorischen Schaffen die adornosche Dialektik des Fortschritts und der Tradition neutralisierten.“). – Koffler schuf ein umfassendes – leider z. T. verschollenes – Gesamtwerk, darunter u. a.: 4 Symphonien, Suiten, Variationen, Kammermusik (Streichtrio op. 10 u. a.), Klaviermusik und eine Orchestrierung der Goldberg-Variationen von J. S. Bach.

    Quellen:
    Sternlicht, Elzbieta und Gołąb, Maciej, Wegbereiter der polnischen Avantgarde – Józef Koffler, ein Komponist zwischen Zwölftontechnik und osteuropäischer Folklore, 15.06.1996, in: Brand, Bettina (Hrsg.), Verdrängte Musik 18: Verfolgung und Wiederentdeckung, Protokolle der Gesprächskonzerte des Vereins „musica reanimata“ über die Komponisten Max Brand, Alfred Goodmann, Jósef Koffler und die Komponistin Ursula Mamlok, Saarbrücken 2001, S. 49-58.

    Jósef Koffler, in Komponisten der Gegenwart, hrsg. Von Hanns-Werner Heisler und Walter-Wolfgang Sparrer, München 1992.

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    Kolisch, Rudolf (1896-1978 ) Geiger, Musiktheoretiker, Geigenlehrer.

    Der Österreicher Rudolf Kolisch stammte aus einer musikalischen Familie. Schon früh erhielt er Geigenunterricht, unter anderem von einem Mitglied des berühmten Rosé-Quartetts. Nach einem Unfall musste Kolisch die Geige seitenverkehrt spielen. Kolisch studierte unter anderem bei Otakar Ševčík, Franz Schreker und bei Arnold Schönberg, dessen Schwager er 1924 wurde. Anfang der 20er Jahre gründete er das Wiener Streichquartett, (später das Kolisch-Quartett), dessen Schwerpunkt die Aufführung zeitgenössischer Musik war.

    Nach zahlreichen Tourneen im Ausland ließ sich Kolisch ab 1937 in den USA nieder, wo er ab 1939 von einer Lehrtätigkeit lebte, da die Situation für die vielen emigrierten Musiker auf dem begrenzten amerikanischen Markt äußerst prekär war. 1944 wurde er Primarius des Pro Arte-Quartets. Kolisch schrieb zahlreiche musiktheoretische Schriften und widmete sich bis zu seinem Tod der Vermittlung zeitgenössischer Musik. Er starb am 1. August 1978 in Watertown, Massachusetts.

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    Korn, Peter Jona (1922-1998 ) Komponist


    Der deutsche Komponist Peter Jona Korn wird am 30. März 1922 in Berlin geboren. Er flieht mit seiner Familie zunächst nach England, wo er bei Edmund Rubbra Komposition studiert. Von England zieht er weiter nach Palästina und setzt in Jerusalem seine Studien bei Stefan Wolpe fort. Von Jerusalem zieht er nach Los Angeles und nimmt weiteren Unterricht bei Arnold Schönberg und Ernst Toch. Nach 1945 lebt Korn für kurze Zeit in München, nimmt dann eine Stelle als Kompositionslehrer in Los Angeles an. 1967 wird er zum Direktor des Richard-Strauss-Konservatoriums in München ernannt, wo er bis zu seinem Tod am 12. Jänner 1998 lebt.
    Korns Musik ist avanciert tonal, er bevorzugt dünne polyphone Linien in oft sperrig dissonanten Überschneidungen. Seine wirkungsvollsten Werke sind "Exorzismus eines Liszt-Fragments" und "Beckmesser-Variationen". Weitere wichtige Werke sind die "Variationen über ein Lied aus der Bettler-Oper" sowie die Dritte und Vierte Symphonie. Außerdem hat Korn eine Oper geschrieben, nämlich "Heidi in Frankfurt", die keine Kinderoper ist, sondern eine Oper über Kindheit und wahrscheinlich auch über Kindheitserinnerungen.
    Korn war auch ein streitbarer Essayist, der in seiner Schrift "Musikalische Umweltverschmutzung" eine scharfzüngige Polemik gegen die Aleatorik geschrieben hat.


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    Koussevitzky, Moshe (1893 – 1966). Sänger


    Der Tenor Moshe Koussevitzky wurde am 09. Juni 1893 in Smorgon in der Nähe von Wilna (Vilnius) geboren. Bevor er 1927 Kantor an der Synagoge in Warschau wurde, war er ab 1924 Kantor an der Synagoge in Wilna. Ab 1930 absolvierte Koussevitzky zahlreiche Gastauftritte u. a. in Paris, Wien, Budapest. 1938 sang er in der Carnegie Hall in New York, ging jedoch 1939 nach Polen zurück. Nach dem Überfall und der Besetzung Polens wurde er verhaftet und nach Treblinka deportiert, wo er von polnischen Widerstandskämpfern befreit wurde und nach Russland floh. Danach gab er während des 2. Weltkriegs viele Konzerte. Nach dem Krieg emigrierte er zuerst nach England, bevor er 1947 in die USA ging, wo er seine Sängerkarriere sehr erfolgreich fortsetzte. 1952 wurde er Synagogenkantor an der Beth El-Synagoge in New York. Moshe Koussevitzky gilt als einer der bedeutendsten Kantoren und Nachfolger von Gershon Sirota. 1966 ist er in New York gestorben. Sein Grab befindet sich in Jerusalem.

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    Krása, Hans (1899 - 1944) Komponist

    Geboren 30.11.1899 in Prag, gestorben 17.10.1944 im Konzentrationslager Auschwitz.
    Krása studierte in Prag Komposition bei Alexander von Zemlinsky. 1932/33 wurden seine Kantate "Die Erde ist des Herrn" und die Oper "Verlobung im Traum" uraufgeführt.
    Am 10. August 1942 wurde Krása in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Seine Kinderoper "Brundibár" wurde dort über 55-mal aufgeführt, so auch für eine Kommision des Roten Kreuzes, die das Lager besuchte und für den Propagandafilm "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt". Fast alle Mitwirkenden der Aufführungen wurden nach Auschwitz deportiert. Krása wurde am 16. Oktober 1944 deportiert und nach seiner Ankunft sofort vergast.

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    Kraus, Edith (geb. 1913), Pianistin

    Edith Kraus wurde in Wien geboren. In der 20er Jahren studierte sie bei Artur Schnabel. 1933 heiratet sie Karl Steiner (sie ist auch unter dem Doppelnamen Steiner-Kraus bekannt). 1942 wurden sie und ihr Mann nach Terezín deportiert. Dort war sie eine der aktivsten Musikerinnen und gab Solokonzerte, spielte Kammermusik. 1943 spielte sie in Terezín die Uraufführung von Viktor Ullmanns 6. Klaviersonate. Die Familie von Edith Stein wird im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Sie überlebt in Terezín. 1949 siedelt sie nach Israel über. Hier unterrichtete sie viele Jahre an der Musikakademie Tel Aviv. Eine Aufnahme von Ullmanns 6. Klaviersonate existiert beim Label Koch (über Amazon Market Place noch erhältlich).

    Link: http://www.jeunessesmusicales-mv.de/index.php?id=157 (hier findet man ein ausführliches Videoportrait).

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    Kreiten, Karlrobert (1916-1943) Pianist

    http://www.amazon.de/Karlrobert-Kre…44270112&sr=8-1

    Kreiten wird am 26. 6. 1916 in Bonn geboren, die Familie zieht aber bereits 1917 nach Düsseldorf um, weil der Vater eine Stelle als Lehrer am dortigen Konservatorium erhalten hat. Schon früh wird die außerordentliche musikalische Begabung Karlroberts erkannt und von seinen Eltern gefördert. Mit 13 Jahren studiert er an der Musikhochschule Köln, gewinnt bald bedeutende Wettbewerbe und geht als bereits bekannter Pianist 1937 nach Berlin, wo er Meisterschüler von Claudio Arrau wird, der ihn sein Leben lang für eines der „größten Klaviertalente, die mir persönlich begegnet sind“ hält.

    Weil er im Frühjar 1943 gerade in Umzugswirren steckt, übt er auf dem Flügel der Ellen Ott-Monecke, einer früheren Bekannten seiner Mutter, in deren Wohnung. Im Gespräch mit ihr äußert er, dass er Hitler für einen Wahnsinnigen und den Krieg für verloren halte, ohne zu wissen, dass er eine überzeugte Nationalsozialistin vor sich hat. Zusammen mit der Sopranistin Tiny Debüser und Annemarie Windmöller erstattet Ott-Monecke Anzeige gegen ihn bei der Reichsmusikkammer, wo man die Anzeige zunächst unter den Tisch fallen lässt. Sie wird aber nach sechs Wochen von den drei Frauen beim Propagandaministerium erneut eingereicht und von dort an die Gestapo weitergeleitet.

    Am 3. Mai 1943 wird Kreiten in Heidelberg, wo er am selben Abend ein Konzert geben wollte, verhaftet und nach zwei Wochen ins Gestapo-Gefängnis Berlin überstellt.
    Am 3. September 1943 verurteilt ihn Ronald Freisler, Präsident des Volksgerichtshofs, zum Tode.
    Rettungsversuche, an denen sich auch Wilhelm Furtwängler beteiligt, scheitern.
    In der Nacht vom 7. auf den 8. September 1943 wird Karlrobert Kreiten zusammen mit 184 anderen Verurteilten in der Strafanstalt Plötzensee gehenkt.

    1987 wird der Fall erneut aktuell, als bekannt wird, dass Werner Höfer, renommierter Journalist und Moderator des landesweit bekannten ‚Internationalen Frühschoppens’ in der ARD, 1943 die Verurteilung Kreitens in einem Zeitungsartikel ausdrücklich gutgeheißen hatte. Höfer versucht zu leugnen und verstrickt sich in Widersprüche, seine Karriere ist beendet.

    Links: In Erinnerung an Karlrobert Kreiten

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    Krenek, Ernst (1900 - 1991) Komponist

    Ernst Krenek, am 23.08.1900 in Wien geboren, studierte zuerst Musik (bei Franz Schreker), dann auch Philosophie und nach Zwischenstationen in Berlin, in der Schweiz und in Frankreich kam Krenek 1925 an das Staatstheater in Kassel. Zu diesem Zeitpunkt hatte Krenek bereits einige Kompositionen vorgelegt, die sich - im atonalen Rahmen bewegend - beim Publikum nicht durchsetzen konnten. In Kassel begann Krenek, an einer Oper zu arbeiten, die - inspiriert durch eine Revue mit Musik von Duke Ellington - 1927 in Leipzig uraufgeführt werden sollte: "Jonny spielt auf", ein Riesenerfolg für Ernst Krenek. Schon 1933 wurden Kreneks Werke in Deutschland verboten und nach dem "Anschluss" Österreichs im Jahr 1938 emigrierte Krenek in die USA. Dort verdiente sich Krenek seinen Lebensunterhalt vor allem durch Lehrtätigkeiten an verschiedenen Universitäten des Landes, dessen Staatsbürger er 1945 wurde. Krenek komponierte Opern und Sinfonien, aber auch Chorwerke oder Lieder und er versuchte sich in vielen Stilen. Neben der Zwölftonmusik (z. B. in seiner Oper "Karl V.") finden sich Anklänge an die Lieder Schuberts ("Reisetagebuch aus den österreichischen Alpen") oder eben an die Musik der späten zwanziger Jahre im "Jonny". Krenek starb am 22.12.1991 in Palm Springs.

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    Krips, Josef (1902 – 1974). Dirigent

    Der Dirigent Josef Krips wurde am 8. April 1902 in Wien geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung u. a. bei Eusebius Mandyczewski und Felix Weingartner folgte eine Verpflichtung als Chorleiter, Korrepetitor und Dirigent an die Wiener Volksoper, wo er bereits vorher als Orchesterviolinist spielte. Seine nächsten zwei Stationen waren kurzzeitig und führten ihn über Aussig an der Elbe als Kapellmeister nach Dortmund. Von 1926 bis 1933 war Krips Generalmusikdirektor in Karlsruhe. 1933 holte ihn Clemens Krauss als sog. Hausdirigenten an die Wiener Staatsoper, bis Krips nach dem „Anschluss Österreichs“ mit Dirigierverbot (Berufsverbot) belegt wurde und zunächst nach Belgrad ging. Nach dem 2. Weltkrieg kehrte er nach Wien zurück. 1950 wurde er Musikdirektor des London Symphony Orchestra und wechselte 1954 in die Vereinigten Staaten von Amerika (Buffalo, Cincinnati, San Francisco). Danach widmete er seine Tätigkeit den Wiener Symphonikern. Am 13. Oktober 1974 verstarb Josef Krips, der über viele Jahre eine wichtige Größe im Wiener Musikleben war, in Genf.

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  • Kahn, Erich Itor (1905 - 1956) Komponist


    Erich Itor Kahn wuchs in Frankfurt auf. Nach der Machtergreifung der Nazis musste Erich Itor Kahn nach Frankreich fliehen. Es begann für ihn eine Odysee durch verschiedene Internierungslager immer verknüpft mit der Angst vor Auslieferung an die Deutschen und den Tod in der Gaskammer. 1941 gelang die Ausreise bzw. Flucht in die USA. Als Musiker, aber nicht als Komponist konnte er dort Fuss fassen.

    Kálmán, Emmerich (1882 - 1953) Komponist

    Der ungarische Komponist Emmerich Kálmán, geboren am 24.10.1882 in Siófok, erlernte zuerst das Klavierspiel, musste dieses aber wegen einer Erkrankung aufgeben. An der Musikakademie in Budapest nahm Kálmán dann ein Kompositionsstudium auf, als Mitschüler von u. a. Béla Bartók und Zoltán Kodály. Anders, als die beiden genannten, wandte sich Kálmán aber der sog. "leichten Muse" zu. Seine Operetten waren von Anfang an erfolgreich, eroberten schnell auch Wien und wurden bald auch in den Vereinigten Saaten von Amerika auf das Programm der Theater gesetzt. Dort lernte Emmerich Kálmán, anlässlich eines Aufenhaltes in New York, die neuesten Musicals kennen und begeisterte sich für den Jazz, den auch er in seinen Stücken zum Einsatz brachte. Ab 1933 versuchten die Nazis, die beliebten Operetten irgendwie weiter aufführen zu können, obwohl die Komponisten und Librettisten nicht selten jüdischer Abstammung waren. Emmerich Kálmán wollte man z. B. zum "Ehrenarier" machen, was allerdings nicht gelang. Nach dem Anschluss Österreichs im Jahr 1938 floh Emmerich Kálmán über Zürich und Paris in die USA. Dort hatte er während des Krieges nur mässigen Erfolg mit seinen Musicals und Operetten. Das war in Europa nach dem Krieg ganz anders, Kálmán war in der "alten Welt" nicht vergessen worden. Am 30.10.1953 starb Emmerich Kálmán in Paris.

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    Kalter, Sabine (1889 - 1957) Sängerin

    Die polnische Mezzsopranistin Sabine Kalter (geboren am 28.03.1889 in Jaroslaw) kam nach einer Zwischenstation in Wien im Jahr 1915 an die Städtische Oper nach Hamburg. Dort sang sie rund 20 Jahre lang alles, was es in ihrem Fach gab: die grossen Wagner-Partien, Verdi, Strauss... Auch an Uraufführungen war Sabine Kalter beteiligt, so 1927 an der UA von Korngolds "Wunder der Heliane" in Hamburg oder z. B. als Gast in Berlin in Hindemiths "Neues vom Tage" (1929). Überhaupt gastierte Sabine Kalter an vielen bedeutenden Opernhäusern in Europa: in Wien, Paris oder beispielsweise in Brüssel war Sabine Kalter ein genauso gern gesehener Gast, wie an deutschen Bühnen. 1934 musste sich die Sängerin, die jüdischer Abstammung war, von ihrem Hamburger Publikum verabschieden. Sie emigrierte nach England und wurde dort, bis sie ihm Jahr 1939 ihre Karriere beendete, Mitglied der Covent Garden Opera in London. Nach dem Krieg kehrte Sabine Kalter noch einmal für ein Konzert im Jahr 1950 nach Hamburg zurück. Sie starb am 01.09.1957 in London.

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    Kaminski, Heinrich (1886-1946). Komponist

    Heinrich Kaminski wird am 4. Juli 1886 in Tiengen geboren. Er ist der Sohn eines altkatholischen Pfarrers und einer Opernsängerin. Zuerst verdient er seinen Lebensunterhalt als Klavierlehrer, später als Kompositionslehrer an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin, wo er Nachfolger Hans Pfitzners ist. Zu seinen Schülern gehören Carl Orff und Reinhard Schwarz-Schilling.
    Auf die Machtübernahme der Nationalsozialisten reagiert Kaminski mit der "Messe deutsch" auf einen eigenen Text, der die "Wirre Welt" anprangert und sich in Opposition zum Regime stellt. Das kann nicht ungestraft bleiben: Die Nationalsozialisten lassen Kaminskis Vertrag mit der in Berlin lief mit der Akademie der Künste im Jahr 1933 aufgrund der „politischen Gesinnung“ ohne Verlängerung auslaufen. Gegen Kaminskis herbe, klar konturierte Musik haben die Nationalsozialisten zuerst noch nichts einzuwenden. 1938 wird Kaminski jedoch als "Halbjude" eingestuft, was einen Einbruch der Aufführungszehlen bedeutet. 1941 wird er zum "Vierteljuden" erklärt, theoretisch darf seine Musik damit wieder aufgeführt werden, doch interessiert sich niemand für den politisch unzuverlässigen Komponisten. 1943 bietet Kaminski dem von der Gestapo verfolgten Weiße-Rose-Mitglied Alexander Schmorell nach dessen Flucht aus Elmau Unterschlupf, obwohl Kaminskis Gesundheit bereits angegriffen ist und seine zum Widerstand neigenden Ansichten längst amtsbekannt sind. Seine ganze Energie widmet er in dieser Zeit seiner Oper "Das Spiel vom König Aphelius". Kaminski stirbt am 21. Juni 1946 in Ried. Zu diesem Zeitpunkt haben die Nationalsozialisten den Komponisten in einem Ausmaß totgeschwiegen, daß sein Werk auch von den Wiedergutmachungsbestrebungen der Nachkriegszeit nicht mehr profitieren kann.
    Kaminskis Musik ist zeichenhaft, klar, die Emotioen werden objektiviert. Kaminski ist ein Meister des Kontrapunkts, er besitzt ein feines Ohr für Klangfarben. Seine Musik wirkt nobel und erhaben.

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    Kanitz, Ernest (Ernst) (1894 – 1978). Komponist, Musikpädagoge


    Der promovierte Jurist Ernest Kanitz wurde am 09. April 1894 in Wien geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung u. a. bei R. Heuberger und F. Schreker arbeitete Kanitz als Komponist; ein frühes Werk war das Oratorium ‚Das Hohelied’ (Uraufführung 1921). 1922 wurde er Professor für Musiktheorie am Neuen Wiener Konservatorium. 1930 gründete Kanitz den Wiener Frauenkammerchor mit dem er europaweit Gastspiele gab. Nach dem „Anschluss Österreichs“ und der Schließung dieses Konservatoriums durch die Nationalsozialisten emigrierte Kanitz in die Vereinigten Staaten von Amerika und nahm seine Lehrtätigkeit zunächst am Winthrop College in Rockhill (South Carolina) und ab 1941 bis 1944 am Erskine College (South Carolina) wieder auf. 1945 wurde er Professor für Komposition an der University of Southern California in Los Angeles. Dieses blieb er bis zur Pensionierung. Danach wurde er Privatlehrer und widmete sich wieder verstärkt der Komposition.

    Für Entdecker: Aufnahmen seiner Werke lassen sich bei 'JPC' und 'Amazon' nicht ausmachen.

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    Kaprál, Václav (1889 – 1947). Komponist, Pianist, Musikwissenschaftler

    http://www.kapralova.org/KAPRAL.htm“

    Václav Kaprál wurde am 26. März 1889 in Určice (bei Prostějov in Mähren, Tschechien) geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung in Brno (Brünn), Prag und Paris u. a. bei Leoš Janáček, Vítězslav Novák, Marie Kuhlova, Adolf Miks, Klara Schäferova und Alfred Cortot gründete er 1911 zunächst eine private Musikschule. Zwischen 1910 und 1928 arbeitete er als Chorleiter, Musikkritiker und Lektor. Mit dem Musiker und Hochschullehrer Ludvík Kundera bildete er in dieser Zeit ein Klavierduo. 1935 wurde er Professor für Komposition am Konservatorium in Brünn und Mitglied der Akademie der Wissenschaften der Tschechoslowakei. 1936 wurde er Vizepräsident der tschechoslowakischen Sektion der IGNM (Internationale Gesellschaft für Neue Musik). Im Herbst des Jahres 1942 erfolgte die Verhaftung Kapráls durch die Gestapo und die Deportation in das Konzentrationslager Svatoborice bei Kyjov. Nach seiner Befreiung 1945 konnte Kaprál nur kurze Zeit an seine musikalische Laufbahn anknüpfen. Er starb auch in Folge der Inhaftierung und der Drangsalierungen bereits am 06. April 1947. – Der Schwerpunkt seiner kompositorischen Arbeit lag bei der Klavier- und Kammermusik. Seine Tochter Vitezslava Kaprálová, ebenfalls Pianistin und Komponistin (*1915) verstarb bereits 1940 kurz nach der Evakuierung aus Paris, wo sie bei Ch. Munch und B. Martinu studierte.

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    Kaprálová, Vítězslava (1915 – 1940). Komponistin, Dirigentin

    Vítězslava Kaprálová wurde am 24. Januar 1915 in Brno (Brünn) geboren und ist die Tochter der Sängerin V. Kaprálová und des Komponisten V. Kaprál und war die Frau des Schriftstellers Jiří Mucha. Ihre umfangreiche musikalische Ausbildung erhielt sie u. a. bei V. Petrželka, Z. Chalabala, V. Novák, V. Talich, Ch. Munch und bes. B. Martinů, zu dem sie ein sehr enges Verhältnis hatte. Sind in den früheren Kompositionen die tschechischen Komponistenvorbilder erkennbar, so machen sich später besonders französische Einflüsse bemerkbar. Nach der Eroberung der Tschechoslowakei durch die Nationalsozialisten blieb sie in Paris im Exil. 1940 wurde sie vor den vorrückenden deutschen Truppen nach Montpellier evakuiert, wo sie aufgrund einer schweren Krankheit, vermutlich Tuberkulose, am 20. Juni 1940* verstarb. - Obwohl Kaprálová nicht sehr alt wurde, hinterlässt sie ein Gesamtwerk von ca. 50 Werken, darunter das Klavierkonzert in d-moll op. 7, die Militär-Sinfonietta op. 11 (Smetana-Preis), den Liederzyklus „Für Immer“ op. 12, die Variationen über das Thema der Kirchenglocken von Saint Etienne du Mont op. 16 und das Streichquartett op. 8. – Das Kapralova Quartett ist nach Vítězslava Kaprálová benannt.

    * Einige Quellen geben den 16.06.1940 an.

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    Karel, Rudolf (1880 -1945) Musikwissenschaftler, Komponist

    Der in Pilsen gebohrene Karel studierte zunächst Jura bevor er an der Karlsuniversität Musikwissenschaften und Komposition studierte, zuletzt (1904) bei Antonin Dvorák.Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs befand er sich in Rußland, konnte nicht mehr heimkehren und unterrichtete dort bis 1917 Musik. Unter dem Verdacht, ein östereichischer Spion zu sein, wurde er inhaftiert, konnte jedoch fliehen. 1919 gründete er in Rußland das Symphonieorchester der Tschechischen Legion. Nach seiner Rückkehr unterrichtete er am Prager Konservatorium bis ihn 1941 die deutschen Besatzer seines Lehrstuhls enthoben.

    Karel nahm aktiv am tschechischen Widerstand teil, bis er 1943 verhaftet wurde und in das Prager Pankrác-Gefängnis eingeliefert wurde, wo er zwei Jahre verblieb, in denen er komponieren konnte, weil ihn ein verbündeter Wärter mit zusammengeklebten Rollen Toilettenpapier versorgte, auf die er seine Kompositionen schrieb, und die Rollen nach draußen schmuggelte. Karel komponierte dort neben Kunstliedern, Stücken für Klavier, bzw, Klavier und Violine auch ein Nonett und die Oper "Die drei goldenen Haare des Väterchen Allwissend". Im Februar 1945 wurde er in der kleinen Festung in Theresienstadt interniert, wo er am 6. März an Ruhr verstarb.

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    Katz, Erich (1900 – 1973). Komponist, Musikwissenschaftler, Musikkritiker, Instrumentalist

    Der vielfach begabte Erich Katz wurde am 31. Juli 1900 in Posen geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung u. a. am Stern’schen Konservatorium Berlin und in Freiburg im Breisgau bei W. Gurlitt, die er 1926 mit seiner Dissertation über „Die musikalischen Stilbegriffe des 17. Jahrhunderts“ abschloss, wurde Katz 1926 Direktor des Freiburger Musikseminars. Dieses Amt hatte er bis 1933 inne. Daneben wirkte er bis 1938 als Musiklehrer, Organist, Komponist und Musikkritiker z. B. für die Musikzeitschrift „Melos“ und für die österreichische Zeitschrift „Musikblätter des Anbruch (ANB)“. Der Multi-Instrumentalist Katz konzertierte in den 1930er Jahren in Deutschland. 1939 emigrierte er nach England, hier war er von 1941 bis 1943 Leiter der Musikabteilung der Bunce Court School in Wem (Shropshire). 1943 wanderte Katz in die Vereinigten Staaten von Amerika aus und wurde 1946 Professor für Komposition am New York College of Music. Von 1943 bis 1959 war er Musikdirektor der American Recorder Society. Ab 1959 bis zu seinem Tode am 30. Juli 1973 in Santa Barbara in Kalifornien wirkte er leitend am Santa Barbara City College. Katz’ Kompositionen sind beeinflusst von C. Orff und P. Hindemith.

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    Kipnis, Alexander (1891 -1978 ). Sänger


    Der Bass Alexander Kipnis wurde am 01. Februar 1891 in Shitomir (Ukraine) in ärmlichen Verhältnissen geboren. Nach ersten Schritten der Ausbildung bei einem Kantor studierte er Dirigieren und Gesang in Warschau, um dann in Berlin bei Ernst Grenzebach sein Studium fortzusetzen. Mit Beginn des 1. Weltkrieges wurde er interniert, jedoch vom Lagerkommandanten, ein Bruder des Intendanten der Oper in Wiesbaden, zum Probesingen entlassen. Kipnis erhielt seine ersten Verträge für Hamburg (Debüt 1915) und Wiesbaden (1916-1919). 1919 folgte ein Vertrag für die Charlottenburger Oper Berlin (Städtische Oper Berlin). Danach sang der extrem vielseitige Kipnis an allen drei Berliner Bühnen. Nach ersten Erfahrungen in den USA folgte ein Engagement an die Oper in Chicago (1923-1932). Regelmäßige Gastauftritte an der Covent Garden Opera und bei den Bayreuther Festspielen (1927-1933) beförderten seine herausragende Stellung im deutschen, italienischen, französischen und russischen Fach. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten (1933) ging er an die Wiener Staatsoper und sang bis zum „Anschluss“ Österreichs (1938 ) bei den Salzburger Festspielen. Kipnis übersiedelte endgültig in die USA und war von 1940 bis 1946 an der Metropolitan Opera New York engagiert, an der er in der Saison 1946/1947 nach 32 Jahren seine Bühnenlaufbahn beendete und Lehrer an der Juilliard School of Music wurde. Viele halten Kipnis bzgl. Stimme, Technik, Expression und Timbre sowie aufgrund seiner Vielseitigkeit (Wagner, Verdi, Mozart, Weber, Rossini, Mussorgski, Rachmaninov u. a.; Liedgesang), für den „größten“ Bassisten des 20. Jahrhunderts. Alexander Kipnis starb am 14. Mai 1978 in Westport (USA).

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    Kleiber, Erich ( 1890-1956) Dirigent.


    Erich Kleiber gilt als einer der bedeutendsten Dirigenten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Kleiber wurde 1923 zum musikalischen Leiter der Staatsoper Berlin berufen, wo er immer wieder als Anwalt der neuen Musik hervortrat. So brachte er z.B. 1925 Wozzeck von Alban Berg zur Uraufführung. Auf Erich Kleibers Anregung stellte Alban Berg 1934 die Lulu-Suite zusammen, deren Uraufführung Kleiber am 30.11.1934 in Berlin leitete. Die sich anschließende Diffamierung des Werks durch die Nazis war wohl der letzte Anstoß für Kleiber, von seinem Posten an der Staatsoper zurückzutreten. 2 Monate später emigrierte er nach Süd-Amerika.

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    Klein, Elisabeth (1911 - 2004), Pianistin

    Elisabeth Klein wurde in Ungarn, in der heutigen Slowakei, geboren, wuchs in Budapest auf, studierte dort an der Franz-Liszt-Akademie und anschliessend privat von 1934-1936 bei Béla Bartók.

    Vom Ausbruch des 2. Weltkriegs wurde sie auf Konzertreise in Dänemark überrascht und blieb dann dort aufgrund der zunehmende antisemitischen Bedrohungslage auch in Ungarn und heiratete einen dänischen Marineoffizier. Bei der deutschen Besetzung Dänemarks hielt sich ihr Mann in Schottland auf und blieb während des Krieges dort im Exil und war als Verbindungsoffizier der alliierten Marine zum dänischen Widerstand tätig. Ihr gelang es, in Dänemark mit Hilfe des dänischen Widerstands mit dem gemeinsamen ersten Sohn unterzutauchen, als dies nötig wurde, und so Krieg und Besatzung zu überleben.

    In ihrer langen Karriere als Pianistin konzentrierte sie sich ganz auf Neue Musik und spielte Klaviermusik u.v.a. von Bartók, Schönberg, Webern, Berg, Boulez, Stockhausen, Cage, Berio, Evangelisti, Donatoni und zahlreichen dänischen und norwegischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, die viele Werke eigens für sie schrieben, auch auf LPs/CDs ein. Außerdem gründete und leitete sie Kammermusikgruppen für neue Musik und lehrte in Kopenhagen, Oslo und Liverpool.

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    Klein, Gideon (1919 - 1945) Pianist und Komponist

    Gideon Klein wurde am 6.12.1919 in Přerov (Tschechien) geboren. Schon der Heranwachsende zeigte ungewöhnliche musikalische Begabung, mit 14 gab er sein erstes öffentliches Konzert als Pianist, mit 11 entstanden erste Kompositionen. Seine Karriere als Pianist wurde durch die deutsche Besetzung der Tschechoslowakei beendet. Fortan waren allen jüdischen Künstlern öffentliche Auftritte untersagt. 1940 wurde ihm ein Stipendium der Royal Academy London angeboten, das aber nicht annehmen konnte weil die Besatzung ihm die Ausreise nicht erlaubte. Am 1.12.1941 wurde er in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort enstanden zahlreiche Kompositionen, vor allem Kammermusik, Chorwerke, Lieder und Klaviermusik. Im Jahre 1990 wurden zudem Werke aus der Zeit vor der Deportation wieder entdeckt.
    Im Oktober 1944 wurde Gideon Klein nach Auschwitz deportiert und von dort weiter in das Außenlager Fürstengrube. Sein Todesdatum ist nicht exakt bekannt, meist wird der 27.1.1945 genannt, kurz vor der Befreiung des Lagers. Es ist unklar, ob er von der Lagerbesatzung beim Anrücken der Roten Armee ermordet wurde oder während des Gewaltmarsches der fliehenden SS umkam. Gideon Klein wurde 26 Jahre alt.

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    Klemperer, Otto (1885-1973). Dirigent und Komponist.


    Zum Zeitpunkt der nationalsozialistischen Machtergreifung hatte sich Otto Klemperer bereits den Ruf als einer der besten Dirigenten seiner Generation erarbeitet, nicht zuletzt durch Aufführungen zeitgenössicher Werke, unter anderem von Schönberg, Strawinsky und Hindemith. Ein Aufführungsverbot für den "Kulturbolschewisten" erfolgte noch 1933. Otto Klemperer emigrierte im gleichen Jahr in die USA und wurde 1937 amerikanischer Staatsbürger.


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    Kletzki, Paul (1900-1973), Dirigent, Komponist

    In Polen als Paweł Klecki (die deutsche Schreibweise nahm er erst später an) geboren, spielte er bereits als Fünfzehnjähriger als Violinist im Sinfonieorchester Lódz, studierte zunächst an der Musikakademie Warschau bei Emil Mlynarski (Violine) und Juliusz Wertheim (Komposition) und zu Beginn der 1920-er Jahre an der Hochschule für Musik in Berlin. Bis 1933 war er als Dirigent und Komponist in Deutschland tätig. Wilhelm Furtwängler und Arturo Toscanini nahmen Werke Kletzkis ins Programm. Furtwängler lud ihn ausserdem ein, die Berliner Philharmoniker zu dirigieren. 1933 floh er vor dem wachsenden Antisemitismus aus Deutschland, über Stationen in Venedig und als Dirigent in Charkow, wo er vor den Säuberungen Stalins abermals flüchten mußte, gelangte er nach Mailand. Dort unterrichtete er von 1935 bis 1938 an der Scuola Superiore di Musica Komposition. Nachdem 1938 auch in Italien antisemitische Rassengesetze eingeführt wurden und Kletzki seine Unistelle verlor, ging er 1939 in die Schweiz, was ihm durch Heirat einer Schweizerin möglich war. Seine Eltern, seine Schwester und zahlreiche andere Familienangehörige wurden jedoch von den deutschen Faschisten ermordet.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg war Kletzki als angesehener Dirigent vielbeschäftigt. 1954 wurde er Leiter des Liverpool Philharmonic Orchestra, von 1958 bis 1962 war er Chefdirigent des Dallas Symphony Orchestra, danach dirigierte er das Berner Symphonie-Orchester. Von 1967 bis 1970 leitete er als Nachfolger von Ernest Ansermet das Orchestre de la Suisse Romande. Darüber hinaus war er international als Gastdirigent tätig, besonders häufig beim Philharmonia Orchestra und dem Israel Philharmonic Orchestra.

    Kletzki gehörte als Dirigent zu den Mahler-Pionieren der Nachkriegszeit, der in den 50er Jahren auch viel Mahler auf LP aufnahm.

    Kletzki komponierte unter anderem 3 Sinfonien (die 3. mit dem Titel „In Memoriam“ entstand 1939), eine Sinfonietta für Streicher, 2 Streichquartette, weitere Kammermusik und Lieder.

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  • Lahusen, Christian: (1886-1975) Komponist

    In Argentinien als Spross einer hanseatischen Kaufmannsfamilie zur Welt gekommen, studierte er in Leipzig, brach sein Studium jeoch nach kurzer Zeit ab und bildete sich von da an autodidaktisch weiter.
    Lauhsen schuf überwiegend geistliche Chormusik. Der Altersgenosse von Heinrich Kaminiski und Rudolf Mauersberger war mit einer Jüdin verheiratet. Meines Wissen nach war er der EINZIGE deutsche Komponist, der die Abgesandten des Herrn Goebbels, die ihm die Trennung von seiner Frau "nahelegten" in hohem Bogen aus seinem Hause warf.
    Lahusen behauptete, er sei nach wie vor argentinischer Staatsbürger, (der er im übrigen nie war) und sein Verleger stützte diese "Notlüge". Zwar ging der Komponist seiner Ämter verlustig und erhielt Aufführungsverbot; doch blieben er und seine Familie bis zum Ende jener Schreckensherrschaft unbehelligt.
    Lahusens Werk war zu Zeiten der "Singebewegung" ausserordentlich populär. Er strebte an, qualitativ hochwertige Chorsätze zu schreiben, die ohne allzugrosse Mühe auch von Laien ausführbar sind.
    Nach dem Kriege liessen seine schöpferischen Kräfte leider schnell nach und nach über 10jährigem "Verdämmern" starb er, schon zu Lebzeiten weitgehend vergessen, 1975 am Bodensee.
    Einen gediegenen Eindruck von Lahusens Vokalkunst bietet die oben gezeigte CD.

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    Laks, Szymon (1901-1983). Komponist und Schriftsteller.

    Szymon Laks wurde am 1.11.1901 in Warschau geboren. Laks beginnt zunächst ein Mathematikstudium, bevor er sich 1921 am Konservatorium in Warschau einschreibt. 1926 übersiedelt er nach Wien, 1927 dann nach Paris, wo er bis 1929 seine Studien am dortigen Konservatorium weiterführt. Laks lebt danach weiter in Paris, seine Kompositionen werden regelmäßig in der Stadt gespielt.

    1941 wird Laks seiner jüdischen Herkunft wegen verhaftet und zunächst im Lager Pithiviers (bei Orléans) interniert. Im Juli 1942 wird er nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Er überlebt das Lager als Mitglied des Lagerorchesters, das er später auch leitet. Im Oktober 1944 wird Laks nach Dachau evakuiert, wo er bis zu der Befreiung des Lagers durch die amerikanische Armee im April 1945 bleibt. Laks kehrt nach Paris zurück. Dort stirbt er an 11.12.1983.

    Neben seiner Tätigkeit als Komponist hat Laks auch mehrere Bücher veröffentlicht, unter anderem „Musiques d'un autre monde“ (1948), das erst 1998 unter dem Titel „Musik in Auschwitz“ in deutscher Sprache erschienen ist.

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    Landory, Alfred (1878 – 1965). Sänger und Schauspieler

    Der Tenor und Schauspieler Alfred Landory (eigentlich: Alfred Landauer) wurde am 18. Juli 1878 in Mannheim geboren. Nach seiner Ausbildung in Mannheim debütierte er 1902 am Theater von Lahr in Baden und nahm 1904 ein Engagement für das Stadttheater in Zwickau an. Es folgte 1905 eine Anstellung in Nürnberg und 1906 in Halle an der Saale. Hier blieb er bis 1909. Danach erfolgte sein Engagement am Hof- und Nationaltheater in Mannheim, wo er bis zur Entlassung im Zuge der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 blieb. Er sang und spielte vornehmlich Partien des Buffo-Fachs und in Operetten, wofür er seit Mitte der 1920er Jahre ebenfalls als Regisseur verantwortlich war. Die Verfolgung der Juden in der Zeit der Nazi-Diktatur überlebte er. Nach Beendigung der Nazi-Zeit wurde er zum Ehrenmitglied des Mannheimer Theaters ernannt. 1965 ist Alfred Landory in seiner Geburtsstadt gestorben.

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    Landowska, Wanda (1879-1959). Cembalistin

    Wanda Landowska wurde am 5.7.1879 in Warschau geboren, in eine zum Katholizismus konvertierte Familie jüdischen Ursprungs. Sie studierte Klavier in Warschau und Komposition in Berlin, 1900 übersiedelte sie nach Paris. Ab etwa 1904 spielt sie in ihren Konzerten immer häufiger Cembalo, um sich nach und nach ganz diesem Instrument zu widmen. Es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, dass Wanda Landoswka quasi im Alleingang das Cembalo als Konzertinstrument im 20. Jahrhundert wiederbelebt hat. Sie inspirierte Manuel de Falla und Francis Poulenc dazu, für ihr Instrument zu komponieren. Ab 1925 lehrt sie in ihrer eigenen "École de Musique Ancienne" in Saint-Leu-la Forêt, nördlich von Paris.
    Im Juni 1940 muss die 61jährige vor den nahenden deutschen Truppen fliehen. Sie erreicht nach etlichen Umwegen im Dezember 1941 New York und baut sich mühsam in den USA eine neue Existenz auf. Ihr gesamtes Hab und Gut hat sie bei der Flucht in ihrem Haus zurücklassen müssen. Der Besitz wurde von den NS-Musikwissenschaftlern des "Sonderstabs Musik" geplündert, die wertvolle Instrumentensammlung sowie Tausende von Büchern, Autographen und Briefen gestohlen.

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    Landshoff, Ludwig (1874 – 1941). Dirigent, Musikwissenschaftler


    Der Dirigent und Experte für Musik des 17. und 18 Jhs. Ludwig Landshoff wurde am 3. Juni 1874 in Stettin (heute: Szczecin) geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung bei M. Friedlaender, O. Fleischer, A. Sandberger sowie H. Urban und M. Reger wurde er von 1902 bis 1904 Opernkapellmeister in Aachen. Weitere Stationen waren Kiel, Breslau und Würzburg. Ab 1918 war er Leiter des Münchner Bach-Vereins. Das erste öffentliche Konzert des Münchner Bach-Vereins unter L. Landshoff fand am 16. November 1911 statt. 1928 übersiedelte er nach Berlin und leitete Rundfunk-Musiksendungen und war Professor an der Lessing-Hochschule. 1936 emigrierte Landshoff über Italien und Frankreich nach New York. Landshoff war einer oder derjenige der den Begriff „Aufführungspraxis“ prägte. Besonders seine Forschungen über J. S. Bach (erste Urtext-Ausgabe) sowie das Zeitalter des Belcanto (Alte Meister des Bel Canto, 5 Bände) sind herausragend. Am 20. September 1941 ist Ludwig Landshoff in New York verstorben. – Teile des Nachlasses seiner wissenschaftlichen Werke liegen bei der Princeton University Library.

    Ludwig Landshoff wird im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (LEXM) der Universität Hamburg lediglich namentlich genannt. Über die genauen Hintergründe seiner Emigration konnte ich bis dato nichts in Erfahrung bringen.

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    Lasker-Wallfisch, Anita (*1925). Cellistin.



    Anita Lasker-Wallfisch wurde am 17. Juli 1925 in Breslau (Wroclaw) geboren. Ihr Vater war der jüdische Rechtsanwalt Alfons Lasker. Sie wuchs in einer musikbegeisterten Familie auf und erhielt früh Cellounterricht. Auch ihre beiden Schwestern musizierten. In Berlin erhielt Anita Privatunterricht bei Leo Rostal. Im November 1938 kehrte Anita nach Breslau zurück. Die Versuche der Familie, auszuwandern, schlugen fehlen, einzig der ältesten Schwester Marianne gelang die Flucht nach England. 1942 wurden die Eltern deportiert. Nach einem misslungenen Fluchtversuch kam Anita im Dezember 1943 nach Auschwitz, ihre Schwester Renate folgte kurze Zeit später.

    In Auschwitz-Birkenau hatte die Geigerin Alma Rosé ein Frauenorchester aufgebaut, das dringend nach ausgebildeten Musikerinnen suchte, denn viele Mitglieder des Orchesters beherrschten die Instrumente nur mangelhaft, waren aber aufgenommen worden, um ihr Leben zu retten. Anita wurde zur Cellistin des Orchsters. Im November 1944 wurden Anita und Renate mit anderen Mitgliedern des Frauen-Orchesters nach Bergen-Belsen gebracht, wo sie am 15. April 1945 die Befreiung durch die alliierten Truppen erlebten. Die nächsten Monate mussten die Schwestern in einem Camps für Displaced Persons verbringen. 1945 sagte Anita Lasker-Wallfisch als Zeugin im Bergen-Belsen-Prozess aus. Erst 1946 konnten sie und ihre Schwester nach England ausreisen. England wurde Anita bald zur neuen Heimat, sie wurde 1949 eine der Gründerinnen des English Chamber Orchestra und heiratete den aus Breslau stammenden Pianisten Hans Peter Wallfisch.
    1996 erschien ihr Buch "Inherit the Truth" ("Ihr sollt die Wahrheit erben"), in dem sie von den schrecklichen Jahren 1939-1945 erzählt. Obwohl sie sich geschworen hatte, nie mehr nach Deutschland zurückzukehren, ist Anita Lasker-Wallfisch als Zeitzeugin mit Lesungen und Gesprächen seit den 1990er Jahre in vielen deutschen Schulen aufgetreten.

    Link (in Englisch): http://www.hmd.org.uk/files/1152102415-2.pdf

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    Lehmann, Lotte (1888 - 1976), Sängerin

    Lotte Lehmann wurde in Sankt Petersburg geboren. Nach Gesangsstudien bei verschiedenen Lehrern, u.a. an der Musikhochschule München begann sie ihre Bühnenlaufbahn 1910 an der Hamburger Oper. 1914 wechselte sie an die Wiener Staatsoper und wurde insbesondere als Wagner- und Strauss-Sängerin berühmt. 1933 verweigerte sie sich der Aufforderung Görings, sich als berühmte deutsche Sängerin dem NS-Staat zur verfügung zu stellen. Danach wurden ihr Auftritte in Deutschland unmöglich gemacht. Nach dem Anschluss Österreichs migrierte sie mit ihrem jüdischen Mann in die USA. 1938 - 1951 sang sie an der Metropolitan Opera in New York. Auch danach wirkte sie weiter als Gesangslehrerin. Sie starb 1976 in Santa Barbara und wurde ein Jahr später auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigt.

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    Leibowitz, René (1913 – 1972). Komponist, Dirigent, Musikschriftsteller, Musikwissenschaftler und Musikpädagoge

    Der meist als Dirigent bekannte René Leibowitz wurde am 17. Februar 1913 in Warszawa (Warschau) geboren. Nach seiner Ausbildung an der Violine und frühes Konzertieren in Städten wie Warschau, Prag, Wien und Berlin verfolgte er Anfang der 1930er Jahre ein Kompositionsstudium bei A. Webern. Danach studierte er Orchestration bei M. Ravel. Zum Ende der 1920er Jahre siedelte er nach Paris um und arbeitete als Musikredakteur. Ab 1937 dirigierte er das Kammerensemble des Orchestre National de la RTF*. Nach dem 2. Weltkrieg war er ein wichtiger Vertreter bei den Kranichsteiner/Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. Als Komponist blieb er der Zweiten Wiener Schule zeitlebens verbunden und entwickelte die Zwölftonmusik weiter. Besonders seine prägenden Einspielungen der Beethoven-Symphonien (s. a. Zusammenarbeit mit R. Kolisch), seine pädagogische Tätigkeit (Lehrer u. a. von P. Boulez und H. W. Henze) und sein Einsetzen für die 2. Wiener Schule machten ihn bis heute berühmt, während sein sehr umfangreiches kompositorisches Schaffen „etwas“ im Hintergrund steht. René Leibowitz ist am 29. August 1972 in Paris gestorben.

    * Merkwürdigerweise ist die Quellenlage für eine so prägende und berühmte Person des Musiklebens des 20. Jh. sehr indifferent, widersprüchlich und besonders für die Jahre bis 1945 extrem lückenhaft (obgleich Leibowitz durch Geheimnistuerei daran beteiligt war): Einmal ist der Wohnort ab 1926 Paris, ein anderes Mal erst ab 1929/1930. Einige geben ein Studium bei A. Schönberg in Berlin, andere den ersten persönlichen Kontakt mit ihm nach dem 2. Weltkrieg an. Das Studium bei A. Webern ist ebenfalls nicht gesichert. Einige geben P. Monteux als Lehrer (Dirigieren) an, andere erwähnen diesen nicht und geben dagegen ein gegenseitiges Studium mit P. Dessau an. Nach einer vermuteten kurzzeitigen Internierung floh Leibowitz in den unbesetzten Teil Frankreichs. 1943 soll er illegal nach Paris gekommen sein und sich der Widerstandsbewegung angeschlossen haben. Zum Ende des 2. Weltkriegs erfuhr er vom Tod seines Bruders, der das Opfer einer Razzia wurde. Selbst das Todesdatum René Leibowitz' wird manchmal mit dem 28. August angegeben (z.B. Das Atlantisbuch der Dirigenten - Eine Enzyklopädie, hrsg. von Wolfgang Stresemann, Zürich 1985, S. 230). Im Komponisten-Lexikon, hrsg. von Horst Weber, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart 2003, erhielt er unverständlicherweise keinen Artikel.


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    Lendvai, Erwin (1882 – 1949). Komponist, Musikpädagoge, Dirigent


    Der Komponist Erwin Lendvai wurde am 04. Juni 1882 in Budapest geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er u. a. bei Hans Koessler, studierte aber auch in Italien, bevor er sich 1906 in Deutschland niederließ. Von 1914 bis 1920 war er Kompositionslehrer am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium Berlin (Schülerin war hier u. a. Ellen Epstein). Danach nahm er Stellungen als Dirigent und Musiklehrer in Weimar (Schüler war hier u. a. Walter Rein), Hamburg, Koblenz und München an. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten musste Lendvai emigrieren und ging nach Großbritannien, wo er als Musiklehrer in Kenninghall bei Norwich arbeitete. Lendvai komponierte eine Oper („Elga“ nach Text von G. Hauptmann), eine Symphonie, Orchesterstücke und Kammermusik. Bekannt wurde er allerdings besonders durch seine zahlreichen Chor-Kompositionen (mit und ohne Begleitung; s. a. „Lobeda-Singebuch (4 Bände)“ und „Streit des Deutschen Arbeitersängerbundes (D.A.S.) und des Deutschen Sängerbundes (DSB)"). Am 21. März 1949 ist Erwin Lendvai in Epsom* gestorben.

    * Einige Quellen (z. B. Baumgarten, Alfred, Der große Musikführer – Musikgeschichte in Werkdarstellungen, 5ter Bd.: Musik des 20. Jahrhunderts, Wien 1985, S. 229) geben London an.

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    Leopoldi, Hermann (1888 -1959), österr. Komponist, Kabarettist und Klavierhumorist

    Hermann Leopoldi, geboren am 15.8.1888 als Hersch Kohn in Wien, war ein Klavierhumorist und Komponist, der das Glück hatte, dass seine erste Frau schon vorher in die USA emigrieren konnte. Er selbst wurde zusammen mit Fritz Grünbaum und Fritz Löhner-Beda, die wie er in den KZs Dachau und Buchenwald inhaftiert waren, herausgekauft und konnte in die USA emigrieren. 1947 kam er nach Wien zurück und starb, sehr beliebt, in Wien am 28.6.1959.

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    Lert, Richard Johann (1885 – 1980). Dirigent


    Der Dirigent Richard Johann Lert (Löw) wurde am 19. September 1885 in Wien geboren. Seine musikalische Ausbildung bestritt er u. a. bei Richard Heuberger sen. Seine ersten Engagements führten ihn als Chorleiter nach Düsseldorf, Darmstadt und Frankfurt am Main. In Darmstadt lernte er die Harfenistin und später weltberühmte Schriftstellerin Vicki Baum kennen, welche er 1916 heiratete. Zu dieser Zeit war er Musikdirektor in Kiel. 1919* wurde er Operndirektor in Hannover und leitete dort eine „Renaissance“ der Opern G. F. Händels ein. Ab 1923/1924 war er Musikdirektor/Generalmusikdirektor in Mannheim (der erste dem dieser Titel dort verliehen wurde). Besonders die Mannheimer Jahre gelten als herausragend. Ende 1920er Jahre ging er als Gastdirigent, dann 1. Kapellmeister an die Berliner Staatsoper. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten folgte er seiner Frau und emigrierte in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er Dirigent des Pasadena City Orchestra, Direktor der Musikakademie Santa Barbara und Professor an der Universität von Südkalifornien war. Daneben gab er weltweit Gastdirigate. Richard Johann Lert ist am 25. April 1980 in Mountain View/California verstorben.

    * Einige Quellen geben 1918 an.

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    Liebermann-Roßwiese, Erich (1886 – 1942). Komponist, Pianist, Librettist, Musiklehrer


    Der Komponist Erich Liebermann-Roßwiese wurde am 25. August 1886 in Roßwiese nahe Landsberg an der Warthe (heute: Gorzów Wielkopolski) geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er u. a. ab 1906* am Stern’schen Konservatorium in Berlin. Ab 1911 lehrte Liebermann-Roßwiese dort selbst. Nach Station in München übersiedelte Liebermann-Roßwiese nach Leipzig, wo er als Privatlehrer tätig war (Schüler war u. a. Andreas Barban). 1921 wurde er Redaktionsleiter der Philharmonischen Konzerte in Leipzig. Ab 1928 war er für die Mitteldeutschen Rundfunk AG (MIRAG) tätig, zuerst als Leiter der Schallplattenabteilung, dann als Leiter der übergeordneten Konzertabteilung. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten versuchte er erfolglos eine Anstellung in der Türkei und danach in den Niederlanden zu finden. Liebermann-Roßwiese wohnte zuletzt im sogenannten „Judenhaus“ und wurde am 21. Januar 1942 in das Ghetto Riga deportiert und wahrscheinlich dort ermordet. - Über die Kompositionen oder Libretti von Erich Liebermann-Roßwiese ist wenig auffindbar; darunter Lied-Kompositionen: „Fünf Liebeslieder für Tenor und Klavier" und „Sieben Liebeslieder für Sopran und Klavier aus "Japanischer Frühling*"“ beide Werke nach Texten von Hans Bethge.

    * Einige Quellen geben 1907 an.

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    List, Emanuel (1886 (?) - 1967) Sänger

    Emanuel List gehörte zu den herausragenden "schwarzen" Bassisten seiner Zeit. Der in Wien geborene Sänger wurde in seiner Heimatstadt ausgebildet und debütierte dort auch an der Volksoper, bevor er in Berlin für über zehn Jahre Mitglied der dortigen Staatsoper werden sollte. Seine ungewöhnlich kräftige und dunkle Stimmfarbe prädestinierte List für Wagner-Partien, die er bis 1933 auch in Bayreuth interpretierte. 1934 musste der jüdische Künstler Deutschland verlassen, trat aber bis zum sog. "Anschluss" 1938 noch in Wien auf. Hauptwirkungsstätte wurde für List, der schon 1918 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, neben Covent Garden, die New Yorker Met. Nach dem Krieg kehrte List erst nach Berlin zurück, er sang nochmals eine kurze Zeit an der Staatsoper, dann übersiedelte List nach Wien. Dort starb Emanuel List am 21.06.1967.

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    Löhner-Beda, Fritz (Dr.Friedrich Löwy) Wildenschwert/Ústi nad Orlicí 24.Juni 1883 - 4.Dez.1942 Auschwitz


    Der aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammende, leidenschaftliche Jude hatte schon als Schüler begonnen, unter dem Pseudonym "Beda" (von Bedrich = Friedrich) zu publizieren. Im Ersten Weltkrieg produzierte er Kriegslyrik, später Drehbücher und Heiteres. Seit den 1920er Jahren brachten ihm seine Satiren, Libretti und Liedertexte rauschenden Erfolg. So schuf er für Franz Lehár die Textbücher zu "Friederike", "Das Land des Lächelns" (jeweils mit L.Herzner) und "Giuditta" mit P.Knepler), für Paul Abraham "Viktoria und ihr Husar", "Die Blume von Hawaii" und "Ball im Savoy" (jeweils mit A.Grünwald). Zu seinen unsterblich gewordenen Lieden gehören u.a. "Drunt' in der Lobau", "Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren", "Was machst du mit dem Knie, lieber Hans" und "Ausgerechnet Bananen". Zu sehr auf seine Beliebtheit und seine sich mit den Nazis arrangierenden Freunde vertrauend, unterschätzte Löhner-Beda die Gefahr. 1938 kam er ins Konzentrationslager, wo er jedoch vorerst noch optimistisch blieb. 1940 hielt er für seinen Mitgefangenen Fritz Grünbaum die Geburtstagsrede. Löhner-Bedas letzte berühmte Schöpfung war das Buchenwaldlied. Als er, krank und erschöpft, nicht mehr die erwartete Arbeitsleistung erbringen konnte, prügelte ihn die SS zu Tode. Auch seine Frau und seine Kinder wurden ein Opfer des Naziterrors. Nur sein unehelicher Sohn konnte sich retten.

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    Löwenthal, Hugo (1875- 1942)


    Der in Prag gebohrene Löwenthal war als Laie lange in jüdischen Singvereinen, bzw. Vereinen zur Pflege und Förderung von Musik engagiert gewesen, bevor er 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde. Dort adaptierte er Volksweisen zu jüdischen Feiertagen für Violine und Akkordeon. Juni 1942 wurde er in unbekannte polnische Lager weiterdeportiert und kam dort vermutlich bald um oder wurde dort ermordet.


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    Luria, Juan (1862 – 1942 o. 1943). Sänger

    Juan Luria (eigentlich: Johannes Lorié) war ein hoher Bariton, der am 20.12.1862 in Warschau geboren wurde. Er studierte u. a. bei Joseph Gänsbacher. Sein Debüt hatte er 1884 an der Wiener Hofoper. Engagements in Stuttgart und New York (Met) folgten. 1891 wechselte er nach Italien und sang unter dem Namen Giovanni Luria an der Mailänder Scala. Es folgten Engagements in Genua, Berlin, Wien, Brüssel und München. Luria sang 1901 am Stadttheater in Elberfeld in der Uraufführung von Pfitzners „Rose vom Liebesgarten“.

    Nach seiner Sängerkarriere widmete er sich der Gesangsausbildung (u. a. M. Bohnen). Nach seiner Flucht 1937 nach Holland wurde der hochbetagte Luria später nach Auschwitz verschleppt und 1942 oder gem. Kutsch/Riemens 1943 dort ermordet.


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  • Maerker, Edit(h) (1896 - ?). Sängerin, Gesangspädagogin


    Die Sopranistin Edit Maerker wurde am 12. Dezember 1896 in Magdeburg geboren. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie u. a. bei Hermine Rabl-Kristen und Jacques Stückgold. Ihr Debüt erfolgte 1921 in Königsberg. Von 1922 bis 1929 war sie Ensemblemitglied am Staatstheater Wiesbaden. Danach ging sie für eine Saison an das Nationaltheater Mannheim, dann bis 1934 an das Stadttheater Freiburg im Breisgau. Darüber hinaus gab sie Gastspiele an der Staatsoper Berlin, der Städtischen Oper Berlin, in Dresden, Stuttgart, Frankfurt am Main, Köln, Basel und Barcelona. Es folgte das Berufsverbot, so dass sie nur noch für den Jüdischen Kulturbund auftreten durfte. Die Zeit des Nationalsozialismus überlebte sie. Von 1947 bis 1951 sang Edit Maerker an der Komischen Oper Berlin, wo sie sich auch der Ausbildung des Nachwuchses widmete und Regie führte.

    * Leider ist die Quellenlage sehr bescheiden (hier lediglich 'Kutsch-Riemens'). Ihre weiteren Lebensstationen sind mir nicht bekannt. Ebenso finden sich keine weiteren Angaben über ihre Zeit während des Nationalsozialismus'. Ich hoffe die Capriccio-Mitglieder können diese Lücken schließen, so dass Edit Maerker in unsere Gedenktafel aufgenommen werden kann.

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    Maier, Otto (1904 - 1993). Pianist, Korepetitor

    Otto Maier wird 1904 in Winnweiler geboren. Er studiert in Frankfurt und Köln Klavierspiel und Dirigieren. 1929 wird er bei der WERAG (Westdeutsche Rundfunk AG) als Konzertpianist angestellt. Im Juni 1933 wird ihm gekündigt. Danach arbeitet er als freier Pianist, unter anderem auch bei verschiedenen Rundfunksendern.

    1948 wird er als Korepetitor beim Rundfunkchor des NWDR Köln angestellt. Dort traf er einen alten Kollegen als Vorgesetzten wieder. Auch dieser war 1933 gekündigt, doch danach wieder weiterbeschäftigt worden. Er wurde Kapellmeister am Reichssender Stuttgart, trat in die NSDAP ein, arbeitete im Kreisstab Ludwigsburg, wurde Städtischer Musikdirektor. Und von 1947 - 1962 war er beim NWDR Köln, später WDR Chordirektor.

    1969 geht Maier als Assistent des Chordirektors in Ruhestand. Otto Maier ist 1993 gestorben.

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    Mamlok, Ursula (*1923) Komponistin


    Ursula Mamlok wurde 1923 in Berlin geboren. Sie musste, aufgrund ihrer jüdischen Abstammung über Südamerika nach New York fliehen. Sie war Schülerin bei Roger Sessions, Stefan Wolpe und Ralph Shapey. Sie ist – nach ihrer eigen mündlichen Mitteilung von der 12-Tonmusik der Neuen Wiener Schule geprägt und dieser verbunden. Sie war auch zeitweise Schülerin bei George Szell und beklagte sich über dessen kompositorisch konservative Haltung. Ihr erstes Streichquartett widmete sie Milton Babitt.

    Ursula Mamlok hat bisher ca. 75 Werke geschrieben. Seit 2006 lebt Ursula Mamlok wieder in ihrer Geburtsstadt Berlin.

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    Mandl, Herbert Thomas (1926 – 2007). Violinist, Musikwissenschaftler, Schriftsteller


    Der vielbegabte Violinist Herbert Thomas Mandl wurde am 18. August 1926 in Bratislava (Pressburg) geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er u. a. von H. Taussig und einer Geigerin namens Spielmann in Theresienstadt. Mit 16 Jahren wurde Mandl nach Theresienstadt deportiert, wo er im symphonischen Streichorchester unter K. Ančerl sowie im Café-Haus-Orchester z. B. unter C. Taube (ein Schüler F. Busonis) mit einer geliehenen Geige spielte. Im September 1944 wurde Mandl nach Auschwitz verlegt, danach in das Dachau-Außenlager Kaufering IV. Nach seiner Befreiung studierte er Violine und Klavier in Ostrava (Ostrau) und wurde Professor für Violine am selben Ort. Bei einer Auslandsreise nach Kairo setzte sich Mandl ab und kam über Umwege nach Deutschland wo er Privatsekretär H. Bölls wurde. Mandls Frau gelang durch persönliche Hilfe der Familie Böll die Flucht aus Ostrau. Mehrmals versuchte Mandl in die USA auszuwandern, wurde dann aber Lehrer am Bischöflichen Abendgymnasium in Neuss und Schriftsteller. Am 22. Februar 2007 ist Herbert Thomas Mandl in Meerbusch-Büderich gestorben.

    Quellen:
    Klein, Hans-Günter, Persönliche Erinnerungen an das Musikleben im „Ghetto“ Theresienstadt, 26.05.1994, in: Brand, Bettina (Hrsg.), Verdrängte Musik 18: Verfolgung und Wiederentdeckung, Protokolle der Gesprächskonzerte des Vereins „musica reanimata“ über die Komponisten Max Brand, Alfred Goodmann, Jósef Koffler und die Komponistin Ursula Mamlok, Saarbrücken 2001, S. 73-82.

    http://www.rp-online.de/region-duessel…-traum-1.880623

    http://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Thomas_Mandl

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    Martinů, Bohuslav (1890-1959). Komponist

    ]Bohuslav Martinů wurde geboren am 8. Dezember 1890 in Polička an der böhmisch-mährischen Grenze. Bereits mit Elf begann er mit Komposition. Zwischen 1920 und 1923 war er als zweiter Geiger in der Tschechischen Philharmonie tätig und gleichzeitig besuchte die Kompositionsklasse von Josef Suk. 1923 als er ein Stipendium für einen Aufenthalt in Paris erhielt, suchte er Albert Roussel auf und studierte Komposition bei ihm. Neben der Musik des französischen Impressionismus hinterließ nun die tschechische Volksmusik auch deutlich ihre Spuren in seinen Werken.

    Die Oper Juliette, die 1938 im Prager Nationaltheater uraufgeführt wurde, war sein letzter großer Erfolg in seiner Heimat, bevor das Land durch die Nationalsozialisten besetzt wurde. Sein nationales Engagement brachte Martinů in Gefahr, als die deutschen Truppen 1940 Frankreich besetzten. Martinů sah sich gezwungen, über Spanien und Portugal 1941 in die USA zu emigrieren. In Amerika entstand das Gedenkstück für Lidice, jenes tschechische Dorf, das die Waffen-SS als Vergeltungsmaßnahme für das Attentat auf den nationalsozialistischen Statthalter Heydrich vernichtete, nachdem sie alle männlichen Einwohner erschossen hatte.

    Nach Aufenthalten in Belgien, Holland und Paris ließ sich Martinů in 1953 in Nizza nieder. Er starb am 28. August 1959 in Liestal bei Basel.

    (Quelle: Martin Demmler, Komponisten des 20. Jahrhunderts, 1999, Philipp Reclam jug. GmbH & Co., Stuttgart)

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    Massary, Fritzi (1882 - 1969) Sängerin und Schauspielerin

    Geboren wurde die spätere große Unterhaltungskünstlerin als Friederika Massaryk in Wien, wo sie als Tochter eines jüdischen Textilhändlers aufwuchs und die damals übliche Erziehung einer höheren Tochter erhielt. Dazu gehörte auch ein Gesangsunterricht, der ihr frühes Interesse am Theater bestärkte. Schon 1899 trat sie im Linzer Landestheater auf. Ihre größten Erfolge aber begannen, als sie zu Beginn der 10er Jahre nach Berlin ging und dort mehrere Operetten von Paul Lincke, Friedrich Holländer, Franz Léhar (DIE LUSTIGE WITWE), Oscar STRAUS (EINE FRAU, DIE WEISS, WAS SIE WILL) und vor allem Leo Fall (MADAME POMPADOUR, ROSE VON STAMBUL) sowie zahlreiche Schlager zu Großerfolgen machte. Der Höhepunkt ihrer Operettenkarriere war vielleicht die Uraufführung von Emmerich Kalmans DIE CZARDASFÜRSTIN, in der sie sich praktisch selbst verkörperte. Während der 20er Jahre war sie mit ihren suggestiv erotischen Auftritten einer der größten Stars der deutschen Bühne, prägte die zeitgenössische Mode und wurde sogar zu den Salzburger Festspielen eingeladen.

    Als Jüdin, die zudem ihren Zenith schon überschritten hatte, musste sie 1933 zunächst nach Österreich und dann über die Schweiz und England, wo Noel Coward sie noch zu einem Auftritt in seiner extra für sie geschriebenen OPERETTE überreden konnte, nach Amerika fliehen. Dort war sie eines der bekanntesten und gesuchtesten Mitglieder der deutschen Emigrantenkolonie um Franz Werfel, Ernst Lubitsch und Lion Feuchtwanger, ohne jedoch jemals wieder Anschluss an ihre einstige große Karriere finden zu können. Das lag allerdings auch daran, dass sie selbst mit ihrer großen Vergangenheit recht unsentimental umging, sich stets weigerte Memoiren zu schreiben und oft absichtlich zu hohe Gagenforderungen stellte, etwa als man ihr anbot, in der Verfilmung von MY FAIR LADY mitzuwirken. Von ihrem einstigen Publikum unvergessen und zeitlebens eine Legende, starb sie am 30. Januar 1969 in Beverly Hills.

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    Metzger, Ottilie (1878 - 1943) Sängerin

    Die am 15.07.1878 in Frankfurt geborene Altistin Ottilie Metzger besass eine der schönsten, echten Altstimmen ihrer Generation. So gehörte die Erda in Wagners "Ring" auch in Bayreuth zu ihren Glanzpartien. Andere (erste) Bühnenstationen der Sängerin waren Halle, Köln und Hamburg. 1925 beendete Ottlie Metzger ihre Bühnenkarriere, trat aber noch als Liedsängerin auf und machte sich einen Namen als Gesangspädagogin. Es gelingt Ottilie Metzger im Jahr 1939 nach Belgien zu fliehen, dort wird sie aber später verhaftet und nach Auschwitz deportiert. In Auschwitz stirbt Ottilie Metzger 1943, die Umstände sind nicht geklärt.

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    Meyer, Ernst Hermann (1905-1988 ). Komponist


    Ernst Hermann Meyer wurde am 8. Dezember 1905 in Berlin geboren. Nach der Schule begann er zunächst eine Lehre an einer Bank, entschied sich dann aber doch für ein Musikwissenschafts- und Kompositionsstudium (unter anderem bei Max Butting und Paul Hindemith). Im Jahre 1930 trat er der KPD bei. Als Kommunist jüdischer Abstammung floh Meyer 1933 nach England; seine Eltern und ein jüngerer Bruder blieben jedoch in Deutschland und wurden ermordet. In England nahm Meyer zahlreiche Gelegenheitsarbeiten wahr und schrieb vornehmlich Gebrauchsmusik. Nach dem Krieg litt er zeitweilig an Tuberkulose; erst 1948 konnte er nach Deutschland zurückkehren. In der in jenen Jahren neu gegründeten DDR nahm Meyer sogleich eine wichtige Rolle im Musikleben ein; von 1949 bis 1968 war er Professor für Musiksoziologie an der Berliner Humboldt-Universität, er übernahm Posten im Komponistenverband und war Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste Berlin (Ost). Auch politisch war er sehr aktiv: im Jahre 1963 wurde der Kanditat, von 1971 bis zu seinem Tod Mitglied des Zentralkomitees der SED. Er schrieb eine grundsätzlich traditionsverwurzelte, recht komplexe, herbe und durchdachte Musik, die deutlich von seinen politischen Ansichten motiviert ist. Meyer starb am 8. Oktober 1988 in Berlin.

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    Meyer, Henri W. (1923-2006) Geiger

    http://www.juilliard.edu/update/journal/j_articles1021.html

    Henri W. Meyer wurde ab 1948 bekannt als zweiter Geiger des LaSalle-Quartetts, dem er von 1949 bis zur Auflösung 1988 angehörte. Er begann als Wunderkind in seiner Geburtsstadt Dresden und trat schon im Alter von 8 Jahren in der Dresdner Philharmonie auf. Während seiner Studien am Konservatorium in Prag folgte er einer Konzerteinladung nach Dresden, um dort am 9. November 1938 aufzutreten. Er wurde seiner jüdischen Herkunft wegen Opfer der Novemberpogrome und in das KZ Buchenwald verschleppt. Nach seiner Freilassung gelang es seinen Eltern, für Henri eine Ausreisegenehmigung nach London zu erhalten, die er aber wegen des Kriegsausbruchs nicht wahrnehmen konnte. 1942 wurde sein Vater nach Dachau deportiert, Henri selbst 1943 nach Ausschwitz und von dort Ende 1944 beim Herannahen der Roten Armee über Sachsenhausen nach Buchenwald. Dort gelang ihm die Flucht und er erreichte nach einwöchigem Fußmarsch die amerikanische Front und damit die Freiheit. Meyer blieb bis 1948 in Paris und übersiedelte dann nach New York, wo er an der Juilliard School seine Studien fortsetzte und Walter Levin kennen lernte, den Primarius des LaSalle-Quartetts.

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    Mittmann, Bronislaw. Geiger

    Geburts- bzw. Todesdatum des Geigers Bronislaw Mittmann sind nicht zu ermitteln. Geburtsort ist vermutlich Kiew. Vom 01.01.1927 bis zu seiner Entlassung als Jude am 25.03.1933 ist er als 1. Konzertmeister bei der WERAG (Westdeutsche Rundfunk AG) angestellt. Danach tritt er wie einige der entlassenen jüdischen Rundfunkangestellten bei Veranstaltungen des Jüdischen Kulturbundes Rhein-Ruhr auf.
    Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

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    Müller-Hess. Adelheid (1909 – 1964). Sängerin

    Die Altistin* Adelheid Müller-Hess wurde am 10. September 1909 in Hanau geboren. Ihre Karriere begann in den 1930er Jahren in Oper und Konzert. Der Verfolgung konnte sie bis 1942 entgehen, da sie noch 1941 für den Jüdischen Kulturbund in Berlin in Mahlers 2. Symphonie auftrat. 1942 erfolgte die Verhaftung und Deportation nach Auschwitz. Adelheid Müller-Hess überlebte den Mordapparat und wurde 1944 befreit. Von 1945 bis 1953 sang sie wieder an der Staatsoper Berlin, so wirkte sie am 12. November 1946 in der Uraufführung der Oper „Postmeister Wyrin“ von Florizel von Reuter mit. Ab 1950 sang sie auch an der Komischen Oper Berlin. Nach ihrer aktiven Bühnenkarriere erhielt sie eine Professur an der Berliner Musikhochschule. Adelheid Müller-Hess ist im Juli 1964 in Berlin verstorben.

    * Kutsch/Riemens geben ‚Sopran’ an, jedoch sang sie am 01. Oktober 1958 den Altpart in Beethovens 9. Symphonie im Hans-Otto-Theater in Potsdam, darüber hinaus gehörte zu ihrem Repertoire die ‚Kathinka’ aus „Die verkaufte Braut“ von Smetana.

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    …und an dieser Stelle allen - hier: Musikern, seien sie Instrumentalisten (Solisten, Kammermusiker, Orchestermusiker), Sänger, Komponisten, Librettisten, Musikpädagogen, Musiklehrer, Musikwissenschaftler oder andere Musikverantwortliche männlichen wie weiblichen Geschlechts, die während der Nazi-Diktatur ermordet, drangsaliert, verhaftet, verfolgt, diskriminiert und/oder zur Emigration gezwungen waren, welche nicht namentlich genannt wurden oder nicht noch genannt werden…
    [Es liegt lediglich an der Quellensituation.]

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    Nachama, Estrongo (Eto) (1918 – 2000), Sänger

    Der Bariton Estrongo Nachama wurde am 04. Mai 1918 in Thessaloniki geboren und betätigte sich anfangs im Geschäft seines Vaters, eines Getreidegroßhändlers, machte jedoch dann eine Ausbildung zum Synagogenkantor. Während des 2. Weltkriegs wurde er zur griechischen Armee einberufen und nach der Niederlage Griechenlands mit seiner Familie 1943 deportiert. Seine Familie wurde ermordet, Nachama selbst überlebte Buchenwald und Auschwitz. Er ist Überlebender des sog. „Todesmarsches“. Nach seiner Befreiung siedelte er sich in Berlin an, wo er durch Radioübertragungen des RIAS, des Deutschlandradios, zahlreichen Plattenaufnahmen und weltweiten Auftritten bekannt wurde. Dem Ruf an die Berliner Staatsoper 1951 kam er jedoch nicht nach, er blieb Oberkantor der Jüdischen Gemeinde zu Berlin (1947-2000). Nachama setzte sich besonders für die Verständigung zwischen Juden und Christen ein. Einer seiner letzten „Auftritte“ fand im April 1998 im Berliner Dom statt. Estrongo Nachama starb am 13. Januar 2000 in Berlin („Seine Lust war Singen. Sein Leben war Gebet.“).

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    Nadolovitch, Jean (1875 – 1966). Sänger, Gesangspädagoge, Arzt


    Der Tenor Jean Nadolovitch wurde am 06. September 1875 in Zvoristéa (Rumänien) als Josef Nadelsohn geboren. Nach einem internationalen Studium der Medizin arbeitete er zunächst als Arzt in verschiedenen deutschen Kliniken und in Wien. Parallel ließ er seine Stimme von bekannten Stimmlehrern u. a. Joseph Gänsbacher schulen. 1904 erfolgte sein Debüt an der Grazer Bühne in der Rolle des Faust in Gounods gleichnamiger Oper. Es folgten Auftritte an den Bühnen der Städte: Wien, Klagenfurt und Belgrad, bevor er 1905 an die neu gegründete Komische Oper Berlin (hier: alte Komische Oper) als erster lyrischer Tenor engagiert wurde. In der Eröffnungsvorstellung der Komischen Oper sang er die Titelrolle in Offenbachs Oper „Les Contes d’Hoffmann“ bzw. „Hoffmanns Erzählungen“. Ab 1911 gab er europaweit Gastspiele, so z. B. in Prag, London und Wien. Danach praktizierte er wieder als Arzt und gründete 1911 sein Institut für Stimmphysiologie. Daneben war er als Stummfilmschauspieler tätig (u. a. 1922/1923 „Paganini“ von Heinz Goldberg). 1935 schlossen die Nationalsozialisten sein Institut. Während des 2. Weltkriegs wurde er nach Theresienstadt deportiert. Jean Nadolovitch überlebte das Konzentrationslager und betätigte sich nach dem Krieg wieder als Pädagoge. Er starb am 22. September 1966 in Berlin.

    Link: http://www.amazon.de/Die-Stimmbildu…47501704&sr=8-1

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    Nissel, Siegmund (1922-2008 ). Geiger

    Siegmund Nissel wurde als Sohn einer jüdischen österreichischen Familie 1922 in München geboren. Nach den Tod seiner Mutter 1931 kehrte er mit seinem Vater nach Wien zurück, wo er ersten Geigenunterricht erhielt. Nach dem "Anschluss" 1938 musste er Österreich verlassen. Er ging nach England und lernte dort in einem Internierungslager für "feindliche Ausländer"seine Schicksalsgenossen Norbert Brainin und Peter Schidlof kennen. Nach ihrer Freilassung konnten alle drei ihre Studien in London fortsetzen. Im Jahre 1947 gründeten sie zusammen mit dem britischen Cellisten Martin Lovett das Brainin-Quartett, das sich 1948 umbenannte zu "Amadeus-Quartett".

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    Opfer, Fanny (1870 – 1944). Sängerin und Gesangslehrerin


    http://www.stolpersteine-cannstatt.de/files/webfm/Ka…215_B___376.jpg

    Die Sopranistin Fanny Opfer wurde am 24. September 1870 in Berlin geboren. Nach ihrer musikalischen Ausbildung am Berliner Stern’schen Konservatorium u. a. bei Selma Nicklaß-Kempner, Etelka Gerster und Raimund von Zur Mühlen debütierte sie 1892 als Konzertsängerin. Zeit ihres Lebens blieb sie Konzert- und Oratoriensängerin, eine Opernkarriere erschloss sie nie. 1905 sang sie in der deutschen Erstaufführung von „The Apostles“ von Edward Elgar den Sopranpart ('Angel Gabriel'). Neben ihrer Gesangskarriere war Fanny Opfer als Gesangspädagogin in Berlin und Breslau, hier am Konservatorium, tätig. Opfer war zunächst als „Nichtjüdin“ noch Mitglied der Reichsmusikkammer, wurde aber 1935 ausgeschlossen. Ihre Beschwerden gegen diesen Ausschluss wurden 1937 endgültig abgewiesen. Im August 1942 wurde sie in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie im 28. März 1944 unter nicht geklärten Umständen ums Leben gekommen ist.

  • Pauly, Rose (1894 – 1975). Sängerin, Gesangspädagogin

    Die Sopranistin Rose Pauly (oder auch Rosa Pollak, Rose Pauly-Dreesen, Rose Fleischner) wurde am 15. März 1894 in Eperjes/Prešov (heute: Slowakei) geboren. Nach ihrer musikalischen Ausbildung u. a. bei Rosa Papier-Paumgartner in Wien debütierte sie während des 1. Weltkriegs am Hamburger Stadttheater und 1918 an der Wiener Staatsoper. Es folgten Engagements in Gera, Karlsruhe, Köln, Mannheim und Berlin (Kroll-Oper). Ihre Karriere setze sie mit Auftritten an den anderen großen Bühnen Berlins, in Wien, Dresden, Budapest und Paris fort. Sie hatte ein sehr großes Repertoire von ca. 60 Rollen, darunter auch einige Operettenrollen. Bereits in den frühen 1930er Jahren bekam sie Probleme mit der nationalsozialistischen Hetze, welche nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zum Auftrittsverbot führte, so dass sie ihre Tätigkeit zuerst in die Tschechoslowakei, dann nach Österreich (Wien, Salzburger Festspiele u. a.) und später in die USA verlagerte. Sie gab weltweit Gastspiele und musste nach einer Verletzung um 1942 herum ihre Bühnenkarriere beenden. 1944/1946 übersiedelte sie nach Palästina, wo sie als Gesangslehrerin arbeitete (Schülerin: Hilde Zadek u. a.). Rose Pauly verstarb am 14. Dezember 1975.

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    Pechner, Gerhard (1903 - 1969) Sänger


    Der Bass-Bariton Gerhard Pechner, 1903 in Berlin geboren, gehörte zum Ensemble der Städtischen Oper Berlin, bevor er aufgrund seiner jüdischen Herkunft vom Berufsverbot betroffen war. Zuerst nahm Pechenr noch an Aufführungen des "Jüdischen Kulturbundes" als Interpret teil, er emigrierte dann aber über Süd- nach Nordamerika, wo er an der Met in New York eine neue künstlerische Heimat fand. Neben zahlreichen kleineren Partien war der Sänger auch u. a. als Beckmesser in den "Meistersingern" oder als Alberich im "Ring" zu hören. Gerhard Pechner starb 1969 in New York.

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    Piatigorsky, Gregor (1903 - 1976). Cellist.


    Der große Cellist Gregor Piatigorsky musste in seinem Leben gleich zweimal vor autoritären Regimen fliehen. Er wurde 1903 als Sohn einer jüdischen Familie in Jekaterinoslaw (heute Dnipropetrowsk, Ukraine) geboren und erhielt schon früh Cellounterricht, mit 8 konnte er als Stipendiat ein Studium am Moskauer Konservatorium beginnen. Als die sowjetischen Behörden ihm keinen Studienaufenthalt im Ausland erlauben wollen, flieht er 1921 unter abenteuerlichen Bedingungen über Polen nach Berlin. 1924 bis 1929 spielte Piatigorsky unter Furtwängler bei den Berliner Philharmonikern, um dann eine Karriere als Solist aufzunehmen. 1937 heiratete er Jacqueline de Rothschild, Tochter des berühmten Bankiers. Die Familie zog nach Frankreich und musste von dort nach der Besetzung durch Nazi-Deutschland fliehen. Sie lassen sich in den USA nieder, Piatigorsky erwirbt 1942 die amerikanische Staatsbürgerschaft.

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    Pisk, Paul Amadeus (1893-1990). Komponist und Musikwissenschaftler

    [Blockierte Grafik: http://www.dasrotewien.at/bilder/d32/Pisk_Paul_Head_VGA.jpg]

    Der österreichische Komponist Paul Amadeus Pisk war Kompositionsschüler von Arnold Schönberg und Franz Schreker sowie als Musikwissenschaftler von Guido Adler. Er unterrichtete am Wiener Konservatorium und hielt an Volkshochschulen Lesungen. Er engagierte sich auf Seite der Sozialisten und steht als einer der Kulturträger des "Roten Wien".

    Pisk war auch Vorstandsmitglied, Sekretär und Pianist in Schönbergs "Verein für musikalische Privataufführungen". Er war Gründungsmitglied der International Society for Contemporary Music und von 1920 bis 1928 Mitherausgeber der Musikblätter des Anbruch sowie Musikredakteur der Arbeiter-Zeitung.
    Bereits 1936 ahnte Pisk, was kommen auch in Österreich kommen würde und emigrierte in die USA, wo er an den Universitäten von Austin und St. Louis lehrte. Pisk komponierte in allen Genres außer der Oper. Seine Musik ist oft reihentechnisch gebunden, wobei Pisk danach trachtet, die konstruktiven Elemente in Einklang mit dem sinnlichen Erleben zu bringen.

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    Plamondon, Arthur (1881 - ?). Sänger und Gesangslehrer

    Der Tenor (Joseph) Arthur Plamondon wurde am 09. Juni 1881 in Montreal geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung (Klavier und Gesang) u. a. bei Guillaume Couture wurde er Solist an der Notre Dame Cathedral Montreal. Danach folgten Studien- und Konzertaufhalte in Paris. Hier heiratete er die Sängerin Alice Michot mit der er 1908 nach Kanada zurückkehrte, um ein Engagement für die Montreal Opera Company anzunehmen. Plamondon gründete 1915 gemeinsam mit seiner Frau die École de chant Plamondon-Michot (eine seine Schülerinnen war Albertine Morin-Labrecque). Von 1920 bis 1927 und ab 1929 war er wieder in Frankreich und trat mit dem Komponisten Louis Aubert zu Liedkonzerten auf. Während des 2. Weltkriegs starb Arthur Plamondon im Kriegsgefangenenlager von Saint-Denis (Konzentrationslager Drancy?). – Arthur Plamondon ist der Bruder des Tenors und Cellisten Rodolphe Plamondon und der Onkel des Violinisten und Dirigenten Ernest-Gill Plamondon.

    * Die Quellenlage ist sehr dürftig. Die genauen Umstände seines Todes sind unbekannt, so kann/müsste das Todesdatum (gem. Quellen: "1939" und "nach 1939") auch später liegen.

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    Pollak, Egon (1879 – 1933). Dirigent

    Der Dirigent Egon Pollak wurde am 03. Mai 1879 in Prag (Praha) geboren. 1901 wurde er Assistent von L. Blech an der Oper in Prag. Weitere Stationen seiner Karriere waren Bremen, Leipzig und Frankfurt am Main. 1917 wurde Pollak Generalmusikdirektor des Hamburger Stadttheaters (Staatsoper). 1920 dirigierte er zeitgleich mit O. Klemperer in Köln die Uraufführung von E. W. Korngolds Welterfolg „Die tote Stadt“. Aufgrund der nationalsozialistischen, rassistischen Diffamierungskampagne kündigte er 1931 seinen Vertrag in Hamburg - Nachfolger wurde K. Böhm - wechselte kurzzeitig an die Oper von Chicago und dirigierte dann in Kairo (Gastspiel der Wiener Staatsoper) sowie in der Sowjetunion. 1932 emigrierte Pollak in die Tschechoslowakei und wurde Chefdirigent des Deutschen Theaters in Prag. Am 14. Juni - während einer "Fidelio"-Aufführung - verstarb Egon Pollak.


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    Preger, Kurt (1907 – 1960). Sänger

    Der Bariton Kurt Preger wurde 1907 in Berlin geboren. Preger debütierte in der Saison 1931/1932 an der Wiener Volksoper im Operettenfach. 1933 bis 1936 folgten Engagements am Deutschen Theater Brünn (Brno) und am Deutschen Theater Prag (Praha). Bis zum sog. Anschluss Österreichs sang er wieder an der Wiener Volkoper und ging dann an das Stadttheater Basel, wo er bis 1946 engagiert blieb. Während des Einmarsch Deutschlands in die Niederlande befand sich Preger gerade auf einer Holland-Belgien-Tournee und musste sich aufgrund seiner jüdischen Herkunft verstecken und fliehen. Nach seiner Tätigkeit in Basel wirkte er von 1947 bis 1948 am Theater von St. Gallen. Danach bis zu seinem Tod am 12. Oktober 1960 war er wieder Ensemblemitglied der Wiener Volksoper, sang aber ebenso an der Wiener Staatsoper. 1933 wirkte er in der Uraufführung der Oper „Die Hochzeit der Sobeide“ von A. Tscherepnin in Wien sowie 1946 in den ersten deutschsprachigen Aufführungen der Oper „Peter Grimes“ von B. Britten in der Schweiz mit. – Kurt Preger ist der Sohn des ehemaligen Direktors des Wiener Carl-Theaters Miksa Preger.

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    Pressler, Menahem (*1923). Pianist

    Menahem Pressler wurde am 16.12.1923 in Magdeburg als Sohn eines Textilhändlers geboren. 1939 flohen er und seine Familie nach Palästina. 1946 gewann er in San Francisco den Debussy-Klavier-Wettbewerb (Jury-Mitglied war u. a. Darius Milhaud: „…Spielen Sie nicht Brahms, das ist Bierhausmusik…“) und startete zunächst eine erfolgreiche Solo-Karriere bevor er 1955 das Beaux Arts Trio gründete, welches bis zu seiner Auflösung 2008 in sechs verschiedenen Besetzungen auftrat, die längste Zeitdauer wurde in der „klassischen“ Besetzung: Pressler, Cohen, Greenhouse gespielt. Die zuletzt musizierenden Pressler, Meneses und Hope hatten ihren letzten gemeinsamen Auftritt am 06.09.2008 beim Luzern Festival. Nach 53 Jahren, knapp 7.000 Konzerten und zahlreichen z. T. preisgekrönten Aufnahmen löste der primus inter pares Menahem Pressler das Beaux Arts Trio auf.

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    Previn, André (*1929) (Sir), Komponist, Pianist, Dirigent


    André Previn wurde 1929 als Andreas Ludwig Priwin in Berlin geboren. An der Hochschule für Musik in Berlin erhielt Previn Klavierunterricht, bis er 1938 als Jude zwangsexmatrikuliert wurde. Die Familie emigrierte nach Paris, von dort 1939 in die USA. In Amerika fand Previn schnell Kontakt zur Jazz- und Filmszene und arbeitete als Jazzpianist und Filmkomponist. Sowohl als Jazzmusiker wie als Komponist von Filmmusiken war Previn sehr erfolgreich (er wurde 12 Mal für den Oscar nominiert), dennoch stellte er die Weichen seiner Karriere Anfang der 60er Jahre neu und nahm Unterricht bei dem Dirigenten Pierre Monteux. 1963 gab er sein Debüt als Dirigent. Als Chefdirigent leitete er das Houston Symphony Orchestra, das London Symphony Orchestra, das Royal Philharmonic Orchestra, das Los Angeles Philharmonic Orchestra, das Philharmonische Orchester Oslo.

    Neben seiner Dirigiertätigkeit komponierte Previn zahlreiche Werke, unter anderem 1998 seine erste Oper "A Streetcar named Desire", sein Violinkonzert für die Geigerin Anne-Sophie Mutter, mit der er von 2002 bis 2006 verheiratet war, Lieder und Kammermusik. Previn ist sowohl als Pianist (Klassik und Jazz) wie als Dirigent wie als Komponist nach wie vor aktiv. Einen Überblick über seine Diskographie sowie seine Konzertdaten bietet die Seite:

    "http://www.andre-previn.com/d_index.html"


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    Pringsheim, Alfred

    Alfred Pringsheim (1850–1941), konfessionsloser Deutscher jüdischer Herkunft; bedeutender Mathematiker; herausragender Kunstsammler (insbesondere von Majolika); verheiratet mit Hedwig geb. Dohm (Tochter der gleichnamigen Schriftstellerin und Frauenrechtlerin); zusammen führen sie wohl "den" Salon Münchens ihrer Zeit; Vater u.a. von Katia, späterer Ehefrau von Thomas Mann; herausragender Mäzen und kritischer Chronist der "Ring"-Erstaufführung in Bayreuth; die Anekdote einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit einem Wagner-Gegner macht ihn unter der dem Titel "Schoppenhauer" bekannt.

    Autor seinerzeit viel beachteter Klavierbearbeitungen von Wagners Werken, derzeit wieder entdeckt:

    (Ehefrau Hedwigs Briefwechsel und Tagebücher werden seit einigen Jahren ediert und mit erheblicher Resonanz als Zeitdokumente im allgemeinen und Dokumente bezüglich der "Manns" und ihres speziellen Kommunikations-"Codes" wahrgenommen.)

    Schon im Ersten Weltkrieg erlebt das Vermögen des Ehepaars durch patriotische Kriegsanleihen erhebliche Verluste. Die folgende Inflation reißt weitere Löcher, die auch der Verkauf von Kunstwerten ("wir leben von der Wand in den Mund") nur lindern können.

    Dem Ehepaar gelingt, nach extrem schwierigen Verhandlungen und wiederholten Rückschlägen, unter Aufgabe der letzten Kunstwerte 1939 die Emigration in die Schweiz. Ihr Münchner Haus (das "Pringsheim-Palais", ein bedeutendes Stück Architektur der Neo-Renaissance mit bemerkenswerter Innenausstattung) wird abgerissen und muss einem Verwaltungsbau der NSDAP weichen.

    Alfred stirbt 1941 in Zürich.

    Die niedergeschlagene Witwe vernichtet dem Vernehmen nach wesentliche Dokumente im verbleibenden Nachlass, einschließlich der Wagner-Autographen.

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  • Rathaus, Karol (1895-1954). Komponist

    Karol Rathaus wird in Tarnopol geboren, das zu diesem Zeitpunkt zur österreichischen Monarchie gehört.
    Rathaus studiert bei Franz Schreker in Wien und ist dessen Lieblingsschüler. Er folgt Schreker nach Berlin und schließt dort seine Kompositionsstudien ab. Danach ist Rathaus Lehrer für Komposition und Musiktheorie an der Berliner Hochschule für Musik. Als Komponist macht er sich sowohl mit Orchesterwerken und Filmmusiken als auch mit der Oper "Fremde Erde" einen Namen. Fallweise komponiert er unter dem Pseudonym Leonhard Bruno.
    1933 flieht Rathaus vor den Nationalsozialisten nach Paris, 1934 bis 1938 lebt er in London, anschließend läßt er sich in New York nieder, wo er bis zu seinem Tod lebt.
    Die Musik von Rathaus wurzelt ursprünglich in Schrekers Klangtechnik (erstes Meisterwerk: Erste Symphonie), ehe sich Rathaus einem neoklassizistischen Idiom (Oper "Fremde Erde") zuwendet, das er mit der raffiniert schillernden Harmonik seiner früheren Werke verbindet.


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    Reinhardt, Delia (1892-1974) Sängerin (Sopran)

    Delia Reinhardt wurde am 27. April 1892 in Elberfeld geboren. Schon als Kind zeigten sich ihre künstlerische Begabung und ihr Musiktalent, das zunächst durch Gesangsunterricht in Wiesbaden gefördert wurde. Später studierte sie am Frankfurter Konservatorium bei Hedwig Schackel.


    1913 trat Delia Reinhardt ihr erstes Engagement an der Oper in Dresden an, von 1916-1923 gehörte sie dem Ensemble der Münchner Oper an, die unter der Leitung von Bruno Walter stand. Die Begegnung mit ihm war nicht nur künstlerisch, sondern auch menschlich bedeutsam für sie. Es folgten zwei Jahre an der MET, wo sie besonders in Wagnerpartien ihr Publikum beeindruckte.
    Max von Schilling holte Delia Reinhardt an die Münchner Staatsoper, aber die Machtergreifung Hitlers 1933 beendete ihre hoffnungsvolle Karriere. Als erklärte Gegnerin des NS-Regimes machte sie aus ihrer Einstellung kein Geheimnis und wurde mit einem Auftrittsverbot belegt. Trotzdem blieb sie in Deutschland, wo Wilhelm Furtwängler eine schützende Hand über sie hielt, und ging sozusagen in die innnere Emigration. 1943 fiel ihr Haus und gesamtes Hab und Gut einem Bombenangriff zum Opfer, der Schock schlug sich auf ihre Stimme - sie sollte nur mehr einige Male in privatem Kreis auftreten.
    Richard Strauss vermittelte Delia Reinhardt ein Asyl bei einer befreundeten Sängerin in Garmisch. Dort geriet sie in den Kreis von Anthroposophen und blieb dieser weltanschaulichen Richtung bis an ihr Lebensende eng verbunden.
    1948 holte sie Bruno Walter zu sich nach Santa Monica (Kalifornien). Nach dem Verlust ihrer Stimme besann sich Delia Reinhardt auf ihre anderen künstlerischen Talente und widmete sich der Malerei. 1962 starb ihr Lebensgefährte, sie kehrte Amerika den Rücken und ließ sich in Dornach in der Schweiz nieder, wo sich ein großes anthroposophisches Zentrum befand.

    Am 3. Oktober 1974 starb Delia Reinhardt in einem Klinikum in Arlesheim (CH).

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    Reizenstein, Franz (Theodor) (1911 – 1968). Komponist, Pianist

    Der Komponist Franz Reizenstein wurde am 07. Juni 1911 in Nürnberg geboren. Seine musikalische Ausbildung fand u. a. von 1930 bis 1934 an der Hochschule für Musik in Berlin bei P. Hindemith (Komposition) und L. Kreutzer (Klavier) statt. Diese Ausbildung setzte er nach seiner Emigration 1934 in London bei R. V. Williams und Solomon (Cutner) fort. 1958 wurde Reizenstein Klavierprofessor an der Royal Academy of Music London und ab 1964 in gleicher Funktion am Royal Manchester College of Music. Reizenstein komponierte vorwiegend tonal, wobei eine besondere Nähe zur Musik Hindemiths festgestellt werden kann. Reizenstein komponierte u. a. 1 Oper, 1 Konzertouvertüre, 1 Konzert für Streichorchester, 1 Violinkonzert, 1 Cellokonzert, 2 Klavierkonzerte; Kammermusik, Lieder und 1 Oratorium. Franz Reizenstein ist am 15. Oktober 1968 in London verstorben.

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    Richter, Nico (1915 – 1945). Komponist

    Der Komponist Nico Richter wurde am 02. Dezember 1915 in Amsterdam geboren. Während seiner musikalischen Ausbildung u. a. an der Violine studierte er auf Wunsch des Vaters Medizin. Bereits in Jugendjahren widmete sich Richter der Komposition. Die erste Aufführung einer seiner Kompositionen - das Violinkonzert - fand am 16. März 1935 statt. Kurz darauf nahm Richter an einem Meisterkurs bei H. Scherchen teil. Dieser dirigierte in Brüssel auch die Uraufführung des Cellokonzerts. Richter betätigte sich als Komponist, Musikkritiker, Dirigent des Studentenorchesters „Amsterdamsche Studenten Muziek Vereeniging (MUSA)“ und beendete sein Medizinstudium. Im Oktober 1941 musste er auf Druck der Nationalsozialisten die Leitung des Orchesters aufgeben. Am 17. auf 18. April 1942 wurde Richter von den Nationalsozialisten verhaftet und über mehrere Internierungslager in den Niederlanden Ende 1943 nach Auschwitz deportiert. Im Oktober 1944 wurde Richter nach Dachau - Außenlager Kaufering - verlegt. Nach der Befreiung des Konzentrationslagers durch die US-Amerikaner am 27. April 1945 kam er über Eindhoven zurück zu seiner Frau der Violinistin Hetta Scheffer (Hetta Rester-Scheffer) nach Amsterdam. Aufgrund der mit der mörderischen Zwangsarbeit verbundenen Auszehrung verstarb Nico Richter am 16. August 1945.

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    Rieß, Walter (1885-1943). Sänger

    Walter Rieß wurde am 29.12.1885 in Berlin geboren. Seit 1910 trat er als Schauspieler und Operettensänger auf, bis er 1914 zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Der Bassist Rieß setzte seine Karriere mit Kriegsende in Krefeld fort. 1920/21 war er am Theater in Elberfeld beschäftigt, dann folgte ein Engagement an das Opernhaus in Düsseldorf, wo er 1923 an der Uraufführung der Oper „Die heilige Ente“ von Hans Gál mitwirkte (Dirigent: George Szell). Von 1926 an war Rieß an der Staatsoper in München tätig.

    Nachdem er 1933 entlassen wurde, sang er zuerst beim Jüdischen Kulturbund in Frankfurt am Main und zuletzt für den Jüdischen Kulturbund in Berlin bis März 1941. Danach folgte die Verschleppung und Ermordung in Auschwitz (vermutlich 1943).

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    Ritch, Theodore (1894 – 1943). Sänger


    Der Tenor Theodore Ritch, der zu Anfang seiner Karriere noch als Theodore Reich auftrat, wurde in Odessa geboren. Nach der Oktoberrevolution ging er in die Vereinigten Staaten und sang und spielte ab 1921 bis 1932 an der Oper in Chicago. Hier war einer seiner größten Erfolge der "Reichsfürst Leopold" in Jacques Fromental Halévys „La Juive“ u. a. mit Alexander Kipnis. 1924 sang er in Monte Carlo in der Uraufführung der neu bearbeiteten Fassung der einaktigen Operette „Une éducation manquée“ von Emmanuel Chabrier den „Gontran de Boismassif“. Ab 1927 war er Mitglied in der von Maria Nikolayevna Kuznetsova gegründeten Gruppe 'Opéra Russe à Paris' mit der er an weltweiten Gastspielen teilnahm. Mit dem Ende seiner Karriere wirkte er als Gesangspädagoge in Paris. 1943 wurde Ritch von den Nationalsozialisten verhaftet. Theodore Ritch starb aufgrund der Drangsalierungen und Auszehrungen im Transportzug auf dem Weg zu einem Konzentrationslager.

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    Rosé, Alma (1906 - 1944) Geigerin

    Geboren 3.11.1906 in Wien, gestorben 4.4.1944 im Konzentrationslager Auschwitz.

    Wurde auf der Flucht von Holland in die Schweiz am 19.12.1942 in Dijon verhaftet. Über das Lager Drancy/Frankreich wurde Rosé nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie am 20. Juli 1943 ankam. Bis zu ihrem Tod leitete sie das Orchester der weiblichen Gefangenen von Auschwitz.

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    Rosé, Arnold Joseph (1863 – 1946). Violinist, Musikpädagoge

    Der Violinist Arnold Rosé wurde am 24. Oktober 1863 in Jassy (Iaşi; Rumänien) geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung u. a. bei K. Heißler in Wien verfolgte er zunächst eine Karriere als Geigenvirtuose bevor er am 16. Mai 1881 Konzertmeister an der Wiener Hofoper wurde. Mit kurzen Unterbrechungen war er ab 1881 ebenfalls Mitglied der Wiener Philharmoniker und ab 1888 mehrmals Konzertmeister bei den Bayreuther Festspielen. Darüber hinaus lehrte er an der Wiener Musikakademie (1893 bis 1901 und 1908 bis 1924*). Bereits 1882 gründete er das weltberühmte Rosé-Streichquartett mit dem er mehrere Uraufführungen von Werken Brahms’, Pfitzners und Schönbergs unternahm. Nach dem „Anschluss“ Österreichs musste Rosé nach England emigrieren, wo er u. a. mit F. Buxbaum kammermusikalisch konzertierte. Nach dem 2. Weltkrieg spielte er wieder bei den Wiener Philharmonikern. Am 25. August 1946 ist Arnold Rosé in London gestorben. – Arnold Rosé ist der Vater der in Auschwitz ermordeten Alma Rosé. Sein Bruder Eduard Rosé ist im Konzentrationslager Theresienstadt ums Leben gekommen.

    * andere Quellen geben 1929 an.


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    Rosé, Eduard (1859 – 1943). Cellist, Musikpädagoge

    Der Cellist Eduard Rosé wurde am 29. März 1859 in Jassy (Iaşi; Rumänien) geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung u. a. bei K. Udel und R. Hummer in Wien war er Mitbegründer (mit seinem Bruder Arnold Rosé) des weltberühmten Rosé-Streichquartetts. Dieses verließ er jedoch bereits 1883 um Solocellist an der Oper in Budapest zu werden. Anfang der 1890 engagierte ihn A. Nikisch für das Boston Symphony Orchestra. Von 1900 bis 1926 war er Solocellist am Hoftheater und in der Hofkapelle in Weimar. Zur gleichen Zeit lehrte er an der Musikschule Weimar. Darüber hinaus spielte er z. B. am Prinzregenten-Theater in München und bei den Bayreuther Festspielen. Hochbetagt wurde er in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er am 24. Januar 1943 ums Leben kam.

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    Rosenberg,Wolf (1915 – 1996). Musikschriftsteller, Kritiker und Komponist

    Leider sind genauere biographische Details kaum bekannt. Wolf Rosenberg wuchs in Berlin auf und studierte von 1934 bis 1936 in Italien. Aufgrund eines Stipendiums, das an junge jüdische Komponisten vergeben wurde, erhielt Rosenberg dann 1936 ein Visum für Palästina. Das rette ihn vor der Gaskammer.
    In Jerusalem erhielt er Kompositionsunterricht bei Stefan Wolpe. Er schloss Freundschaften mit Herbert Brün und Walter Levin (dem späteren Primarius vom LaSalle Quartett) .
    Nach dem Ende der Naziherrschaft kehrte er nach Europa zurück. Erfolgreich war er anscheinend in den 60ziger Jahren vor allem durch Musikkritiken.
    Leider sind seine Kompositionen, die der sog. Atonalität verpflichtet sind, wie die seines Zeitgenossen Herbert Brün, bisher unbekannt.

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    Rosenstock, Joseph (1895 – 1985). Dirigent, Komponist

    Der am 27. Januar 1895 in Kraków (Krakau) geborene Dirigent Joseph Rosenstock wurde nachdem er seine musikalische Ausbildung am Konservatorium Krakau und an der Wiener Akademie beendet hatte 1925 Dirigent in Darmstadt. Danach übernahm er die Stelle des Generalmusikdirektors in Wiesbaden. 1928 ging er nach New York, wo er A. Bodanzky ersetzen sollte. Das Engagement war jedoch nicht von wohlwollender Aufnahme begleitet, so dass er den Vertrag nicht erfüllte. Sein Weg führte ihn zurück nach Deutschland, und er nahm die Position des Generalmusikdirektors in Mannheim ein. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er mit Berufsverbot belegt und engagierte sich zunächst für den Jüdischen Kulturbund in Berlin, bevor er nach Tokio ging und das NHK Symphony Orchestra übernahm und dort auch als Musiklehrer tätig war (Schüler waren u. a. Kômei Abe, Roh Ogura). Nach dem 2. Weltkrieg dirigierte er an der New York City Opera, ab 1952 bis 1956* als Generaldirektor. Daneben war er von 1949 bis 1953 Musikalischer Leiter des Aspen Music Festivals. Für ca. 2 Jahre wurde Rosenstock 1958 als Musikalischer Oberleiter der Kölner Oper verpflichtet. Ab 1961 bis 1969 dirigierte er wieder an der Metropolitan Opera. Joseph Rosenstock ist am 17. Oktober 1985 in New York verstorben.

    * Einige Quellen geben 1955 an.


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    Rostal, Max (1905 – 1991). Violinist, Musikpädagoge

    Der Geiger Max Rostal wurde am 07. August 1905 in Teschen (Österreich; heute die polnisch-tschechische Doppelstadt Czeski Cieszyn/Český Těšín) geboren*. Bereits mit 6 Jahren trat er öffentlich auf und unternahm zahlreiche Konzertreisen. Danach erst erfolgte die eigentliche musikalische Ausbildung u. a. bei Arnold Rosé und Carl Flesch. Er galt bald als Konkurrent von M. Elman sowie Nachfolger von F. Kreisler, dessen Spiel er nicht sonderlich schätzte, ihm im Klang jedoch ähnlich ist. Nach dem Gewinn des renommierten Mendelssohn-Preises wurde er mit ca. 20 Jahren Assistent von Flesch und 1928 Professor an der Berliner Hochschule für Musik. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte Rostal nach England, wo er von 1944 bis 1957 an der Guildhall School of Music unterrichtete. Von 1957 bis 1982 war er Professor an der Hochschule für Musik in Köln und gab Meisterkurse in Bern. Zu seinen Schülern zählten u. a.: N. Brainin, E. Peinemann, Th. Zehetmair und U. Hoelscher. Neben seiner umfangreichen Lehrtätigkeit gab Rostal weiterhin Konzerte. Am 06. August 1991 ist Max Rostal in Bern (Schweiz) gestorben. – Nach ihm ist der Max-Rostal-Wettbewerb benannt.

    * Einige Quellen geben den 07.07.1905 an.


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    Rothauser, Therese (1865 – 1943). Sängerin, Gesangspädagogin


    Die Altistin (andere Quellen geben 'Mezzosopranistin' an) Therese Rothauser wurde am 10. Juni 1865 in Budapest geboren. Nach ihrer Gesangsausbildung bei Emmerich Bellovicz und Gustav Schmidt begann sie als Konzert- und Oratoriensängerin. 1887 engagierte sie die Oper Leipzig; sie debütierte in der Oper „Die Loreley“ von Max Bruch. 25 Jahre, von 1889 bis 1914, war sie Ensemblemitglied der Berliner Hofoper. Gastauftritte hatte sie u. a. an den Opern: Dresden, Leipzig, Weimar und Budapest. Besonders geschätzt waren ihren Darbietungen in Opern Mozarts als Dorabella, Donna Elvira (!) und Cherubino, aber auch als Carmen oder Amneris („ Aida“). Bei folgenden Uraufführungen - alle in Berlin - wirkte sie mit: Weingartners „Genesius“, Kienzls „Don Quixote“, Lebornes „Mudarra“, d’Alberts „Kain“ und Nevins „Poia“, dazu in der Uraufführung von Webers „Die drei Pintos“ in Leipzig (Neu-Bearbeitung des Fragments durch G. Mahler). Nach ihrer Gesangskarriere arbeitete sie als Gesangspädagogin. Im Alter von 78 Jahren wurde Therese Rothauser am 21. August 1942 nach Theresienstadt deportiert. Als man sie abholte, ließ sie die Gestapo-Schergen warten, um sich noch von ihrem Flügel zu verabschieden, unter dem Bild Kaiser Wilhelm II. sang sie "Teure Heimat, lebe wohl". Im April 1943 ist sie in Theresienstadt umgekommen (andere Quellen geben Auschwitz 1942 an).

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    Rothmüller, Aaron Marko (1908- 1993), Sänger, Komponist und Musikwissenschaftler

    Aaron Marko Rothmüller wurde am 31.12.1908 in Trnjani (in der Nähe von Zagreb) geboren. In Wien studierte er Gesang bei Franz Steiner und Komposition bei Alban Berg. Er komponierte in dieser Zeit eine Sinfonie, Werke im Bereich der Kammermusik und Lieder. Als Bariton debütierte er 1932 an der Hamburger Staatsoper, wurde jedoch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten entlassen. Als jüdischem Sänger blieb ihm eine weitere künstlerische Laufbahn in Deutschland versperrt. Nach einer kurzen Zeit in Zagreb kam er 1935 an das Opernhaus in Zürich, das bis 1947 sein Stammhaus blieb. Er übernahm Rollen im Mozart-, Wagner- und Verdi-Repertoire, mehr noch aber in Opern zeitgenössischer Komponisten (Hindemith, Schoeck, Sutermeister, Zemlinsky), und er galt auch als intelligenter und sensibler Liedinterpret. 1951 erschien sein Buch Die Musik der Juden. Versuch einer geschichtlichen Darstellung ihrer Entwicklung und ihres Wesens. 1955 über nahm er eine Professur an der Indiana University in Bloomington. Er starb am 20.01.1993 in Bloomington.

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    Rubin, Marcel (1905-1995), Komponist

    Der österreichische Komponist Marcel Rubin wurde am 7. Juli 1905 in Wien geboren. Er war in Wien Schüler von Franz Schmidt und nahm von 1925 bis 1927 privaten Kompositionsunterricht bei Darius Milhaud in Paris. An der Universität Wien promovierte er 1934 zum Dr. jur.
    1938 emigrierte Rubin nach Paris, 1939 wurde er als „feindlicher Ausländer“ interniert. Er wurde in das Internierungslager Meslay-du-Maine deportiert und im Februar 1940 in das „Verdächtigen-Lager“ Damigny bei Rennes, wo er die Musik zu Jura Soyfers „Dachau-Lied“ schrieb, ohne von der heute bekannten Fassung Herbert Zippers zu wissen. 1940 gelang Rubin die Flucht zu seiner Familie, die es nach Marseilles geschafft hatte. Vor allem aus Protest wider den Nationalsozialismus trat Rubin in die kommunistische Partei ein, der er bis 1969 angehörte: In diesem Jahr trat er aus der Partei aus, um damit gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings zu protestieren. 1942 floh Rubin nach Mexiko, wo er bis 1947 blieb. In diesem Jahr kehrte er nach Wien zurück. Er lebte als freischaffender Komponist und schrieb Musikkritiken für das „Österreichische Tagebuch“ und bis 1969 für die „Volksstimme“. Rubin starb am 12. Mai 1995 in Wien.
    Sein Oeuvre umfaßt sämtliche Genres. Hauptwerke sind die zehn Symphonien, das Orchesterwerk "Hymnen an die Nacht", die Kantate "Oh ihr Menschen" nach Beethovens Heiligenstädter Testament, das Oratorium "Licht über Damaskus" sowie die komische Oper "Kleider machen Leute".
    Marcel Rubins Stil ist in den Werken bis zu den Fünfzigerjahren stark von Milhaud beeinflußt: Scharf konturierte Themen erscheinen in polytonalen Überlagerungen, die Grundhaltung ist die einer temperamentvollen Vitalität. Danach bleibt Rubin zwar einer stark erweiterten Tonalität verhaftet, seine Musik wird jedoch zunehmend grüblerischer und dunkler. Rubins Spätwerke sind große, von echtem Pathos erfüllte Werke und können als letzter und bedeutender Nachklang einer österreichischen Symphonik in der Nachfolge von Mahler, Schmidt und Wellesz angesehen werden.


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    Ruffo, Titta (1877 – 1953). Sänger, Gesangslehrer

    Der weltberühmte Bariton Titta Ruffo (Ruffo Cafiero Titta) wurde am 09. Juni 1877 in Pisa geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung bei Venceslao Persichini (dieser hielt ihn jedoch für einen Bass) und Lelio Casini u. a. debütierte er 1898 am Teatro Costanzi in Rom als ‚Heerrufer’ in „Lohengrin“. Es folgte eine der bemerkenswertesten Welt-Karrieren eines Sängers. Nach der Ermordung seines Schwagers Giacomo Matteotti - der Generalsekretär der Sozialistischen Partei Italiens (PSU) war - durch die Faschisten, weigerte er sich ab 1925* in Italien aufzutreten. 1935 gab er sein letztes Konzert in Cannes und arbeitete ab 1936 in Florenz als Gesangslehrer, nachdem er nach seiner Ankunft in Italien vorübergehend verhaftet wurde. Mit der Nachricht vom Sturz Mussolinis sang er am Fenster seiner Wohnung vor applaudierenden Zuhörern die Marseillaise. Am 06. Juli 1953 ist Titta Ruffo (der Löwe, welcher nicht nur 'Organ' hatte....) in Florenz verstorben.

    * Kutsch/Riemens geben 1924 an.

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  • Salomon-Lindberg, Paula (1897 – 2000). Sängerin und Gesangspädagogin

    Die Altistin Paula Salomon-Lindberg wurde am 21.12.1897 in Frankenthal in der Pfalz als Tochter des Rabbiners von Frankenthal geboren. Nach ihrer musikalischen Ausbildung in Mannheim und in Berlin bei Julius Raatz-Brockmann sang sie als überaus bekannte Konzertaltistin (Lied- und Oratoriengesang) mit umfassendem Repertoire, das die Musik des Barockzeitalters einschloss. Auf der Opernbühne sang und spielte sie hingegen lediglich die Walkürenmutter ‚Erda’ in „Der Ring des Nibelungen“. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde sie mit Berufsverbot belegt, sang jedoch bis 1937 noch für den „Jüdischen Kulturbund Berlin“, welchen sie mit aufbaute. Nach der Haft ihres Mannes im Konzentrationslager Sachsenhausen emigrierten sie, wurden jedoch 1943 im Konzentrationslager Westerbork interniert. Ihnen gelang die Flucht, und sie versteckten sich bis zur Befreiung 1944 im Süden der Niederlande. Ihre Stieftochter, die bekannte Malerin Charlotte Salomon, wurde dagegen im Konzerntrationslager Auschwitz ermordet. Paula Salomon-Lindberg wurde Gesangspädagogin und unterrichtete am Amsterdamer Musiklyzeum und bei den Sommerkursen des Mozarteums in Salzburg. Erst 1986 zum Anlass einer Ausstellung ihrer ermordeten Stieftochter besuchte sie wieder Deutschland (Berlin). Der „Paula-Salomon-Lindberg-Preis“ der Hochschule der Künste in Berlin wurde nach ihr benannt. Paula Salomon-Lindberg starb am 17. April 2000 in Amsterdam im Alter von 102 Jahren. - "Heute frage ich nicht mehr: Bist du Deutscher, bist du Jude oder Christ? Heute sehe ich in jedem den Menschen."

    Nachtrag: Einige Quellen geben als Todesjahr 2001 an.

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    Sander, Berthold, (18.4.1890 Emmerich/ Rhein - Nov. 1943 Theresienstadt), Kapellmeister und Chorleiter

    Heinrich Schlusnus, der berühmte Sänger, nahm 1933 den in Hildesheim entlassenen jüdischen Kapellmeister Berthold Sander († November 1943 im KZ Theresienstadt) in seine Zehlendorfer Wohnung auf. Sander hatte auch als Kapellmeister des Mainzer Stadttheaters gewirkt und gründete 1934 den Chor des jüdischen Kulturbundes.

    Ein Foto gibt es hier:

    "http://claude.torres1.perso.sfr.fr/GhettosCamps/K…_akg_426479.jpg"

    Die einzig mir bekannte Aufnahme, bei der er auch vertreten ist als Dirigent (CD 3, Titel 8: Gemischter Chor, Leitung Berthold Sander: Moaus Zur [Schutz und Feste meines Heils])

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    Kurt Sanderling (geb. 19.09.1912) Dirigent

    Kurt Sanderling startete seine musikalische Laufbahn als Korrepetitor an der Städtischen Oper in Berlin-Charlottenburg. Auch für den Jüdischen Kulturbund engagierte er sich. 1935 wurde er als Jude aus Deutschland ausgebürgert und emigrierte 1936 in die Sowjetunion. Das bewahrte ihn vor der Gaskammer. Aber auch unter der Schreckensherrschaft Stalins fühlte er sich nicht sicher.
    Er schlug sich zunächst als Korrepetitor durch, wurde später jedoch Dirigent beim Moskauer Rundfunk. In den 40ziger Jahre wurde er Chefdirigent Leningrader Philharmoniker bis 1960. Dann siedelte er nach Ost-Berlin über und war bis 1977 Chefdirigent des Berliner Sinfonie-Orchesters. Seine Liebe gehört der Sinfonik Mahlers, Schostakowitschs (mit dem er sogar befreundet war). Auch zeitgenössischen Komponisten wie z.B. Ernst Hermann Meyer gilt sein Einsatz.

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    Schidlof, Peter (1922-1987). Bratscher.


    Peter Schidlof wurde 1922 in Wien geboren. Seiner jüdischen Herkunft wegen floh er 1938 nach dem "Anschluss" Österreichs nach England. In einem Internierungslager für "feindliche Ausländer" lernte er seine Schicksalsgenossen Norbert Brainin und Siegmund Nissel kennen. Nach ihrer Freilassung konnten alle drei ihre Studien in London fortsetzen. Im Jahre 1947 gründeten sie zusammen mit dem britischen Cellisten Martin Lovett das Brainin-Quartett, das sich 1948 umbenannte zu "Amadeus-Quartett".


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    Schmidt, Joseph (1904-1942) Sänger (Tenor)

    Joseph Schmidt wurde am 4. März 1904 in Dawideny (heute Davideni in Rumänien) in der damals österreichischen Bukowina als Sohn deutschsprachiger orthodoxer Juden geboren. Schon als Kind trat er als Kantor in der Synagoge von Czernowitz auf, wohin die Familie übersiedelt war.

    Ab 1924 studierte Joseph Schmidt an der Königlichen Musikschule Berlin Gesang, sein Lehrer war Hermann Weißenborn. Schmidt besaß eine lyrische Tenorstimme mit strahlender, und scheinbar mühelos erreichbarer Höhe, aber seine geringe Körpergröße von 1,58m verhinderte eine Karriere als Opernsänger. Nur einmal, 1939 in Brüssel, durfte er eine Rolle auch auf der Bühne verkörpern, nämlich den Rodolfo in Puccinis "La Bohéme", mit dem er auch erfolgreich auf Gastspielreise ging. Dabei sollte es jedoch bleiben. Umso häufiger erscholl Joseph Schmidts Stimme in Platten- , Rundfunk- und Filmstudios, zwischen 1929-1933 wurden in Berlin 38 Rundfunkopern mit ihm eingespielt.

    Nach dem Sieg des Nationalsozialismus in Deutschland wurde Joseph Schmidt der Zugang zum Funkhaus verwehrt. Er erlebte noch die umjubelte Premiere seines Films "Ein Lied geht um die Welt". Dann setzte eine Hetzkampagne gegen den Tenor ein, auf Grund derer er Ende des Jahres seine Wahlheimat verlassen musste. Die Stationen seiner jahrelangen Flucht waren zunächst Wien, Palästina, New York, wo er am 7. März 1937 bei einem Konzert in der Carnegie Hall enthusiastisch gefeiert wurde, und dann wieder Wien. Nach dem Anschluss 1938 musste er auch aus Österreich flüchten, reiste nach Belgien und schließlich nach Frankreich, wo er 1940 als deutscher Jude in ein Internierungslager kam. 1942 konnte Joseph Schmidt entkommen und sich in die vermeintlich sichere Schweiz durchschlagen. Als Folge der Strapazen brach er in Zürich zusammen und wurde als illegaler Flüchtling in das Internierungslager Girenbad gebracht, wo er verbleiben sollte, bis ein positiver Bescheid seines Antrags auf Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis vorlag. Den sollte Joseph Schmidt nicht mehr erleben: Am 16. November 1942 starb er in Girenbad an Herzversagen, nachdem man dem schwer Erkrankten im Kantonsspital Zürich eine adäquate Behandlung verweigert hatte. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Zürich.

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    Schnabel, Artur (1882 - 1951) Pianist und Komponist

    Geboren am 17. 4. 1882 in Kunzendorf (Schlesien). Gestorben am 15. 8. 1951 in Axenstein (Schweiz).
    Emigrierte 1933, nach der Machtergreifung Hitlers, nach Großbritannien und ging 1939 nach Amerika.
    Seine Mutter starb in Theresienstadt.

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    Schönberg, Arnold (1874 - 1951) Komponist.

    Geboren 13.9.1874 in Wien, gestorben 13.7.1951 in Los Angeles.
    Emigrierte 1933 in die USA, wo er bis zu seinem Tod lebte. 1941 wurde er amerikanischer Staatsbürger.

    Links: Wege und Zugang zur Musik Schönbergs

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    Schöne, Lotte (1891 - 1977), Sängerin (Sopran)

    Lotte Schöne wurde am 15.12.1891 als Charlotte Bodenstein in Wien geboren. Ihre Gesangsausbilung absolvierte sie in erster Linie bei Johannes und Luise Ress; 1912 debütierte sie an der Wiener Volksoper als eine der Brautjungfern im Freischütz. 1917 kam sie an die Wiener Hofoper und wirkte in den 20er Jahren bei den Salzburger Festspielen mit. Bekannt wurde sie in erster Linie durch ihre Mozart-Partien; ihre Interpretation der Zerlina im Don Giovanni gilt bis heute als Maßstab setzend. 1926 kam sie durch Vermittlung von Bruno Walter an die Volksoper Berlin und erweiterte ihr Repertoire. Große Erfolge hatte sie u. a. als Debussys Mélisande - einer Rolle, mit der sie auch das Publikum der Pariser Opéra comique begeisterte – und als Liú in der Oper Turandot. 1933 sah sie für sich als Jüdin unter den Nationalsozialisten in Deutschland keine Zukunft mehr und emigrierte nach Frankreich, wo sie an der Pariser Oper und der Opéra comique wiederum besonders als Mozartsängerin erfolgreich war. Als die deutschen Truppen 1940 Frankreich besetzten, musste sie fliehen und hielt sich bis zum Ende des Krieges in einem kleinen Ort in den französischen Alpen versteckt. Erst 1945 konnte sie wieder öffentlich auftreten und trat jetzt vor allem als Liedinterpretin hervor. Nach dem Abschied von der Bühne im Jahre 1953 war sie als Gesangspädagogin in Paris tätig, wo sie am 15. 12. 1977 starb.

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    Schorr, Friedrich (1889-1953), Sänger

    Friedrich Schorr wurde am 2. September 1889 (nach Angaben seines jüngeren Bruders, andere Quellen geben auch 1888 an) im damaligen Großwardein in Ungarn geboren. 1892 kam die Familie nach Wien, wo der Vater die Stelle des ersten Kantors an der Synagoge übernahm. Nach der Schule studierte Friedrich Schorr zunächst auf Anraten seiner Eltern Jura, ließ jedoch gleichzeitig seine Stimme bei Adolf Robinson ausbilden, der auch Leo Slezaks Lehrer war. Einigen kleinen Rollen an der Chicago Opera folgte 1912 sein Wotan an der Oper von Graz, zu deren Ensemble er bis 1916 gehörte. Otto Klemperer rief ihn an die Kölner Oper, wo er bis 1923 der erste Bariton war. Er sang dort ein vielfältiges Repertoire, jedoch in erster Linie Wagner-Partien, und er wurde vor allem für seine Darstellung des Hans Sachs bewundert. 1923 kam er an die Met und in den folgenden Jahren sang er auch am Covent Garden, wo er seit 1930 regelmäßig auftrat, bis 1933 eine Intervention der Nationalsozialisten seinen dortigen Engagements ein Ende bereitete. Von 1925-1931 trat er bei den Bayreuther Festspielen auf. 1931 emigrierte er in die USA, sang dort noch bis 1943 auf der Bühne und unterwies auch Kollegen in den Gesangsstil der deutschen Oper. 1943 wurde er Direktor der Manhattan School of Music und leitete ein Opernstudio in Hartfort (Connecticut). Am 14. August 1953 starb Friedrich Schorr in Farmington. Seine Aufnahmen bewahren eine große, dunkle und weiche Stimme, sowie ein stilsicheres Singen mit feiner Piano- und Legatokultur.

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    Schramm, Hermann (1871 – 1951). Sänger


    Der Tenor Hermann Schramm wurde am 07. Februar 1871 in Kossabuda (Westpreußen; Kosobuda in Polen) geboren. Er wurde, wie sein Vater, zuerst Kaufmann bevor er sich der sängerischen Ausbildung widmete. Sein Debüt fand 1895 in Breslau als ‚Gomez’ in „Das Nachtlager in Granada“ von dem Frühromantiker Conradin Kreutzer statt. Es folgte ein Engagement an der Oper in Köln (1896 bis 1900), zunächst als lyrischer Tenor, später als Tenor-Buffo. Danach ging er an die Oper in Frankfurt am Main, wo er von 1900 bis 1933 ein hoch angesehenes Ensemblemitglied wurde. 1899 sang er bei den Bayreuther Festspielen, gastierte ab 1899 an der Covent Garden Opera in London, in Brüssel und Paris. Besonderen Erfolg konnte er in den Niederlanden verbuchen, so wirkte er 1912 an der niederländischen Erstaufführung von Humperdinks „Königkinder“ mit. Schramm war ein viel gefragter Sänger, wovon seine Gastauftritte in Berlin, Dresden, München, Hannover, Wiesbaden u. a. zeugen. Am 12. November 1902 sang er in der Uraufführung von Humperdinks Märchenoper „Dornröschen“ in Frankfurt am Main mit. So auch in den Uraufführungen der Opern: „Oberst Chabert“ (von Waltershausen), „Fennimore und Gerda“ (Delius), „Der Sprung über den Schatten“ (Křenek), „Die zehn Küsse“ (Sekles) und „Der Schatzgräber“ (Schreker). Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten musste er seine Ensemblemitgliedschaft an der Frankfurter Oper aufgeben und erlebte Denunziation durch eine NSDAP-Ortsgruppe. Hermann Schramm überlebte den Terror und sang 1946 in Frankfurt den ‚Eisenstein’ in „Die Fledermaus“. Am 11. Dezember 1951 ist das „Ehrenmitglied der Städtischen Bühnen“ in Frankfurt am Main gestorben.

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    Schreker, Franz (1878-1934) Komponist

    Der österreichische Komponist Franz Schreker war eines der ersten Opfer des Nationalsozialismus. Schreker war einer der bedeutendsten Komponisten der Zwischenkriegszeit.

    1932 zog er aus Angst vor dem Terror der Nationalsozialisten seine Oper "Christophorus" noch vor der Uraufführung in Freiburg zurück. Bei der Uraufführung der Oper "Der Schmied von Gent" (Berlin, 1932) veranstalteten die Nationalsozialisten einen Skandal und pfiffen das Werk mit Trillerpfeifen nieder.
    Schreker war der, neben Schönberg, bedeutendste Kompositionslehrer seiner Zeit. Dennoch wurde er gezwungen, sein Amt als Leiter der Berliner Musikhochschule niederzulegen. 1933 wurde er als Leiter der Kompositions-Meisterklasse der Preußischen Akademie der Künste von deren Leiter, dem NS-orientierten Komponisten Max von Schillings, dessen Oper "Mona Lisa" ein Imitat der Werke Schrekers darstellt, zwangspensioniert. In der Folge verfiel Schreker in Depressionen, erlitt einen Schlaganfall und am 21. März 1934 einen tödlichen Herzinfarkt.

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  • Schul, Zikmund (1916-1944), Komponist

    Schul wurde in Chemnitz geboren und wuchs dort und in Kassel auf. 1933 siedelte die Familie nach Prag über. Später studierte Schul in Berlin bei Hindemith Komposition. Ab 1937 studierte er in Prag unter anderem bei Szell und Haba. In Prag arbeitete Schul an der Transkription mittelalterlicher Manuskripte hebräischer Gesänge. Am 11.11. wurde er nach Terezín deportiert. Dort fuhr er fort zu komponieren. Er lernte u.a. Viktor Ullmann kennen. Ullmann verwahrte auch Schuls Manuskripte, die zusammen mit Ullmanns Manuskripten aus Theresienstadt gerettet werden konnten. Schuls Musik war stark von hebräischer Musik und hebräischen Themen geprägt. Schul starb am 20.06.1944 in Terezín an Tuberkulose.


    Link: Eine Aufnahme eines chassidischen Tanzes von Schul: "

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    Schulhoff, Erwin (8. Juni 1894 - 18. August 1942) Komponist und Pianist

    Als Urgrossneffe des mit Chopin befreundeten Klavierkomponisten Julian Schulhoff in Prag geboren trat Erwin Schulhoff bereits mit 10 Jahren ins Prager Konservatorium ein. Als Erwachsener setzte er sich als Konzertveranstalter und Pianist für die zweite Wiener Schule ein. Sein eigenes kompositorisches Schaffen ist von Im- und Expressionismus, Neoklassizismus, vor allem aber vom Jazz beeinflusst. Nach 1933 waren seine Werke als "entartet" gelistet; Schulhoff, jüdischer Herkunft, der vor der Machtergreifung lange Jahre in Berlin gelebt und dort gearbeitet hatte, verließ Deutschland, lebte zunächst in Prag, dann in Ostrau, bevor er - an die kommunistische Weltrevolution glaubend - mit seiner Familie nach Russland übersiedelte und die Staatsbürgerschaft seiner Wahlheimat annahm. Seine politischen Überzeugungen wirkten sich auf sein kompositorisches Schaffen aus, seine Spätwerke sind durchaus - auch - von der Ästhetik des sozialistischen Realismus beeinflusst.
    Am 23. Juni wurde er in Prag interniert und in das Lager für Bürger anderer Staaten auf der Wülzburg (Weißenburg/Bayern) deportiert, wo er am 18. August 1942 an den Folgen von Unterernährung, Erschöpfung und Krankheit starb. Mit ihm verlor die Neue Musik eine ihrer experimentierfreudigsten Persönlichkeiten.

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    Schumann, Elisabeth (1888-1952), Sängerin (Sopran)


    Elisabeth Schumann wurde am 13.06.1888 in Merseburg geboren. Sie studierte in Berlin, Dresden und Hamburg und debütierte 1909 an der Hamburger Oper. An diesem Opernhaus blieb sie, bis sie 1919 an die Wiener Hofoper kam, wo sie bald zu den beliebtesten Sängerinnen gehörte. Ihre größten Erfolge hatte sie im Mozart- und Wagner-Repertoire mit Rollen wie Susanna in Le nozze di Figaro, Zerlina in Don Giovanni und Eva in Die Meistersinger; eine weitere Glanzrolle war für sie die Sophie in Der Rosenkavalier. Gastspiele führten sie nach London an die Opera Covent Garden, an die Mailänder Scala und an die Met, wo sie in der Saison 1914/15 auftrat. Berühmt wurde sie vor allem aber auch durch ihre Interpretation von Kunstliedern, insbesondere den Liedern Franz Schuberts, und sie trug mit ihren Liederabenden zu einer größeren Beachtung dieses Genres in aller Welt bei.
    Elisabeth Schumann war von 1920 bis 1938 mit dem Dirigenten Karl Alwin, der als Jude zunehmend unter Repressalien der Nationalsozialisten litt, verheiratet und wurde 1937 mit einem Berufsverbot belegt. Sie emigrierte daraufhin in die USA, wo sie am Curtis Institute of Music in Philadelphia unterrichtete. Karl Alwin ging ein Jahr später nach Mexiko. Nach dem Krieg gab Elisabeth Schumann auch wieder Konzerte in Europa und war besonders erfolgreich in England. Sie starb am 23.04.1952 in New York.

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    Schwalbé, Michel (1919 – 2012). Violinist, Musiklehrer

    Der Geiger Michel Schwalbé wurde am 27.10.1919 in Radom (Polen) geboren. Seine musikalische Ausbildung hat er in jungen Jahren bei Maurycy Frenkel in Warschau erhalten. Ab 1933 studierte er am Pariser Conservatoire bei Georges Enescu und Jules Boucherit sowie Pierre Monteux. Nach Station in Lyon als Konzertmeister begann während des 2. Weltkriegs die Zeit des Versteckens, Untertauchens und der Flucht, die ihn in die Schweiz führte, wo er 2 Jahre interniert wurde. Schwalbés Familie wurde in Treblinka ermordet. E. Ansermet holte ihn als 1. Konzertmeister in „sein“ Orchestre de la Suisse Romande. Dort spielte er bis 1957, wobei er dazu noch 1. Konzertmeister des Festspielorchesters Luzern und kammermusikalisch tätig war sowie ab 1948 Professor am Conservatoire Genf. Leicht ist es Schwalbé nicht gefallen dem Angebot Herbert v. Karajans als 1. Konzertmeister der Berliner Philharmoniker zu folgen (1957). Er prägte den Berliner Philharmoniker-Streicherklang maßgeblich und blieb bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1985*, neben seiner Professur an der Berliner Hochschule für Musik (ab 1963), dem Orchester treu. Michel Schwalbé ist am 08. Oktober 2012 verstorben.

    Quelle:
    Variationen mit Orchester, 125 Jahre Berliner Philharmoniker, Band 2, Bioografien und Konzerte, Hrsg.: Stiftung Berliner Philharmoniker, Berlin 2007, S. 110

    FAZ ["http://www.faz.net/aktuell/feuill…r-11920999.html"] und Wikipedia geben 1986 an.

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    Schwarz, Paul (1887 – 1980). Sänger


    Der Tenor Paul Schwarz wurde am 30. Juni 1887 in Wien geboren. Nach Stationen in Bielitz (Biala), Wien (Volksoper) und Zürich kam er 1912 an das Hamburger Staattheater. Hier sollte er eine Stütze des Opernhauses werden. Er sang bis 1933 ca. 140 Partien in mehr als 4000 Vorstellungen. Sein Fach reichte vom Tenor-Buffo bis zum Heldenfach des Wagner-Gesangs, von Operette bis Oper. 1911 wirkte er bei der Uraufführung der Oper „Der Kuhreigen“ von W. Kienzel an der Wiener Volksoper mit. In Hamburg war er 1927 in der Uraufführung von E. W. Korngolds Oper „Das Wunder der Heliane“ zu hören sowie im selben Jahr in O. Respighis Oper „Die versunkene Glocke“. Gastspiele führten ihn an zahlreiche europäische Opernhäuser. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er zwangspensioniert bzw. gekündigt. Der Umstand, dass er mit einer sog. „Arierin“ verheiratet war, schützte ihn zunächst vor weiteren Verfolgungen der Nazis. Schwarz engagierte sich beim „Jüdischen Kulturbund“ und setzte seine internationale Karriere fort, bis 1938 sein österreichischer Pass eingezogen und er zur Zwangsarbeit verpflichtet wurde. 1949 beendete Schwarz seine lange - aber zwangsweise unterbrochene - Karriere an der Hamburgischen Staatsoper in W. A. Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ als ‚Basilio’. Paul Schwarz, Träger der Brahmsmedaille, starb am 24. Dezember 1980 in Hamburg.

    Kutsch/Riemens gehen von der Emigration in die USA aus. Dieses dürfte falsch sein.

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    Schwarz, Vera (1888-1964) Sängerin (Sopran)

    Vera Schwarz wurde am 10. Juli 1888 in Agram geboren. Nach einem Gesangsstudium bei Philipp Forstén in Wien trat sie 1908 in einer kleinen Operettenpartie im Theater an der Wien erstmals vor ein Publikum. Der Operette blieb sie auch bei ihren nächsten Engagements treu, an der Oper Graz und am Wiener Johann-Strauss-Theater, wo sie als Rosalinde einen großen Erfolg feierte.


    Es folgten Verpflichtungen nach Karlsbad, Hamburg und Berlin, wo sie von 1918-1922 dem Ensemble der Staatsoper Unter den Linden angehörte. Im Rahmen eines Gastspiels trat Vera Schwarz 1921 zum ersten Mal an der Wiener Staatsoper auf, die in den nächsten acht Jahren zu einem wichtigen Haus für sie wurde. Als Tosca, Carmen, Eva, Figaro-Gräfin und Rachel sang und spielte sie sich in die Herzen des Wiener Publikums.
    Von 1929-1933 war das Berliner Metropoltheater ihr Stammhaus, sie trat aber in den letzten beiden Jahren auch wieder häufig in der Staatsoper Unter den Linden auf. Große Popularität erlangte Vera Schwarz als Partnerin von Richard Tauber in den Operetten von Franz Lehár, sie sang auch in den Uraufführungen des "Zarewitsch" und "Land des Lächelns". Der Oper wurde sie deshalb nicht untreu, sie gastierte in Budapest, Amsterdam, London, Paris und 1929 auch bei den Salzburger Festspielen, wo sie den Octavian sang.
    Wegen ihrer jüdischen Abstammung musste Vera Schwarz 1933 Nazi-Deutschland verlassen. Sie kehrte an die Wiener Staatsoper zurück, wo sie im Jänner 1938 zum letzten Mal auf der Bühne stand, wieder gemeinsam mit Richard Tauber in "Land des Lächelns". Zwei Monate später holten sie die Nürnberger Gesetze auch in ihrer Heimat Österreich ein. Sie emigrierte nach England, wo sie als Lady Macbeth bei den Festspielen von Glyndebourne mitwirkte, und ein Jahr später in die USA. Neben einigen Auftritten an der Lyric Opera Chicago und der San Francisco Opera fand Vera Schwarz ihren künstlerischen Schwerpunkt nun als Konzertsängerin.
    1948 erfolgte die Rückkehr nach Wien, wo die Sängerin noch viele Jahre als Gesangspädagogin tätig war und schließlich zur Kammersängerin ernannt wurde.
    Am 4. Dezember 1964 starb Vera Schwarz in Wien.

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    Schwarz-Neumaier, Leonore (1889 -1942). Sängerin


    Die Altistin Leonore Schwarz-Neumaier wurde am 23. Juni 1889 in Wien geboren. Nach ihrer musikalischen Ausbildung u. a. bei P. Ulanowsky ging sie 1917, nicht einem Angebot folgend nach Berlin, sondern an die Oper in Frankfurt am Main, wo sie erste Altistin wurde. Nach Heirat und der Geburt ihres Sohnes verabschiedete sich Schwarz-Neumaier 1921 von der Opernbühne, konzertierte jedoch weiterhin und sang für den Rundfunk. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gelang es ihrem Mann Otto Neumaier mit Sohn aufgrund seiner früheren Ehe und des Sohns aus dieser Beziehung in die Vereinigten Staaten von Amerika auszuwandern. Leonore Schwarz-Neumaier musste auf ihr Einreisevisum (vergeblich) warten. Mit Berufsverbot belegt konnte sie nur noch im Rahmen des Jüdischen Kulturbundes auftreten. Aufgrund einer Denunzierung wurde Schwarz-Neumaier 1942 verhaftet, deportiert und im selben Jahr im KZ Majdanek ermordet. – Eine Würdigung erhielt Leonore Schwarz-Neumaier durch das Jüdische Museum in Frankfurt am Main.

    "http://juedischesmuseum.de/61.html?&tx_ttnews"[pointer]=6&cHash=5c40ec1e15Opernsängerin

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    Serkin, Rudolf (1903-1991). Pianist

    Rudolf Serkin wurde am 28.3.1903 in Eger (heute Tschechien) geboren, als Sohn einer jüdischen Familie russischer Herkunft. Schon mit 12 begann in Wien seine Karriere als Konzertpianist. Serkin lebt danach in Berlin bei der Familie des Geigers Adolf Busch, mit dem er auch häufig auftrat. Nach der Machtübernahme der Nazis emigrierte Serkin 1933 mit der Familie Busch zunächst in die Schweiz, nach Kriegsausbruch 1939 dann weiter in die USA.

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    Singer, Kurt (1885 – 1944). Dirigent, Musikschriftsteller, Intendant, Arzt

    Der Namensgeber des Kurt-Singer-Instituts für Musikergesundheit (Berlin) wurde am 11. Oktober 1885 in Berent (heute: Kościerzyna in Polen) geboren und ist in Koblenz als Sohn des dortigen Rabbiners aufgewachsen. Nach seinem Studium der Medizin und Musik (Violine, Musikgeschichte, Chorgesang und Dirigieren) arbeitete er zunächst als Arzt an der Charité in Berlin, betätigte sich als Musikredakteur (u. a. für den ‚Vorwärts’) sowie Musikwissenschaftler, gründete 1913 den Berliner Ärztechor (später als ‚Kurt Singerscher Chor’ im Rahmen des Jüdischen Kulturbunds) und erhielt 1923 einen Lehrauftrag an der Staatlichen Akademischen Hochschule für Musik. 1927 wurde er zunächst stellvertretender Leiter der Städtischen Oper Berlin-Charlottenburg unter H. Tietjen, ab 1930 -1931 Intendant (und Regisseur). Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten - seine Lehrtätigkeit musste er bereits 1932 aufgeben - wurde Singer aus dem Staatsdienst entlassen. Er wurde Vorsitzender des Jüdischen Kulturbunds. In dieser Funktion war er 1938 in den Vereinigten Staaten von Amerika, kehrte nach Kenntnis von der Pogromnacht jedoch umgehend nach Europa zurück. Nachdem ihn Bekannte warnten verblieb er in Amsterdam. Im Frühjahr 1943 wurde Kurt Singer verhaftet und über das KZ Westerbork in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort ist Kurt Singer am 07. Februar 1944 an den Folgen der Drangsalierung und Entkräftung gestorben.

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    Sirota, Gershon-Itskhok (1873 oder 1877 – 1943). Sänger


    Gershon Sirota galt als der „jüdische Caruso“, obwohl er sich der Opernbühne verweigerte. Er war Kantor in Odessa und Wilna bevor er Oberkantor in Warschau wurde. Sirota hatte als Sänger zahlreiche weltweite Gastauftritte, u. a. am russischen Zarenhof und in der Carnegie Hall in New York. Er war einer der ersten Kantoren der Aufnahmen von seinem Gesang machen ließ. Die Möglichkeiten der Emigration nutzte Sirota nicht, er blieb bei seiner Familie in Warschau. Im Zuge des Warschauer-Ghettoaufstands vom Frühjahr 1943 ist Gershon Sirota ums Leben gekommen.

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    Smit, Leo (1900-1943). Niederländischer Komponist und Pianist

    Der niederländische Komponist und Pianist Leo Smit wurde am 14. Mai 1900 in Amsterdam geboren. Er studierte in Amsterdam Komposition bei Sem Dresden und Klavier bei Ulfert Schults. Er stammt aus einer jüdischen Familie portugiesischer Herkunft. 1927 ließ er sich in Paris nieder, 10 Jahre später kehrte er nach Amsterdam zurück. Am 12. Februar 1943 vollendete er seine von leuchtenden Lyrismen erfüllte Sonate für Flöte und Klavier. Am 27. April dieses Jahres wurde er von der nationalsozialistischen Besatzungsmacht in das KZ Sobibor gebracht und dort drei Tage später ermordet.
    Seine Werke nützen Instrumentalkombinationen, für die wohl die Jazzbands das Modell abgegeben haben. Die hauptsächlichen Einflüsse in Smits Musik sind jedoch französische, nämlich Debussy und Roussel. Sein bedeutendstes Orchesterwerk ist "Silhouetten".

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    Spiegel, Magda (1887 - 1944). Sängerin


    [align=left] Magda Spiegel wurde am 03.11.1887 in Prag geboren und hatte ihr erstes Engagement in ihrer Geburtsstadt. Danach zog es die herausragende Altistin nach Düsseldorf, unternahm jedoch ebenso Gastspiele an anderen Häusern. Sie folgte dem Ruf Richard Strauss' nach Berlin um schließlich 1917 ein Engagement an die Frankfurter Oper anzunehmen, wo sie zum Publikumsliebling aufstieg. 1935 war ihr letzter Auftritt als Ortrud in Lohengrin. 1942 wurde sie aus ihrer Heimatstadt Frankfurt nach Theresienstadt verschleppt, um am 19.10.1944 nach Auschwitz deportiert zu werden, wo sie vermutlich bereits am 20.10.1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet wurde.


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    Spinner, Leopold (1906 – 1980). Komponist

    Leopold Spinner wird am 26. April 1906 als Sohn österreichischer Eltern in Lemberg geboren. 1926 bis 1930 studiert er in Wien bei dem dem Schönberg-Kreis zugehörigen Komponisten Paul Amadeus Pisk in Wien Komposition. Spinners Werke werden bei ISCM-Festivals erfolgreich aufgeführt, dennoch geht Spinner nochmals in die Lehre, diesmal (1935-1938) bei Anton von Webern. 1939 ist der Jude Spinner zu emigrieren, er wandert nach England aus. Dort schlägt er sich zuerst als Arbeiter in einer Lokomotiven-Fabrik durch, später als Notenkopist, ehe er bei Boosey & Hawkes zum Herausgeber aufsteigt und mit seiner akribischen Arbeit sogar Igor Strawinski beeindruckt. Da Spinner einerseits eine avancierte Musik schreibt, andererseits die Darmstädter Nachkriegs-Avantgarde heftig kritisiert, findet er sich in einer isolierten Position und verliert praktisch alle Aufführungsmöglichkeiten. Zum Zeitpunkt seines Todes am 12. August 1980 in London ist Spinner de facto vergessen. Wiederbelebungsversuche der Musik Spinners knapp nach seinem Tod bleiben weitgehend ohne Folgen.
    In seiner Musik übernimmt Spinner die strenge Reihen- und Formentechnik Weberns, denen er allerdings großformatige Werke abgewinnt, womit er seine Musik deutlicher als Webern in die Tradition stellt, ohne eine traditionelle Sprache zu gebrauchen.

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  • Spitz, Harry Hermann (1899 - 1961). Bratscher, Dirigent

    Harry Hermann Spitz wird am 09.03.1899 in Brünn geboren und wächst in Wien auf. Schon als Kind erhält er Geigenunterricht. Später studiert er an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst bis er ab 1917 als Freiwilliger am 1. Weltkrieg teilnimmt. Nach Kriegsende schließt er sein Studium ab und nimmt eine Tätigkeit vermutlich als Substitut bei den Wiener Philharmonikern auf. 1923 wechselt er an die Oper Berlin und gründet 1923/24 als Bratscher das Guaneri-Quartett. Auf einer der internationalen Gastspielreisen zieht er sich eine Infektion zu, die zu Lähmungserscheinungen an der Hand führt; infolgedessen beendet er 1928 seine Karriere als Bratscher.
    Ab 1929 ist Harry Hermann Spitz Leiter der Konzert- und Schallplattenabteilung bei der WERAG (Westdeutsche Rundfunk AG) in Köln. Als Jude und wegen seines Programms mit moderner Musik und Jazz wird er von der NS-Presse scharf angegriffen. Am 31.03.1933 wird er entlassen und von der Gestapo verhaftet und nach Protesten des österreichischen Konsuls - Spitz ist österreichischer Staatsbürger - wieder freigelassen. Nun folgen Tätigkeiten als Kapellmeister in Wien bis 1935, Neapel bis 1938, Monte Carlo bis 1939.
    Spitz meldet sich nach Kriegsausbruch als Freiwilliger bei der französischen Armee. 1941 wird er in Nizza verhaftet und nach der französischen Kapitulation der SS übergeben. Es folgt ein langer Leidensweg durch die Konzentrationslager: Auschwitz-Birkenau bis März 1944, Monowitz bis Mai 1944, Fürstengrube und Dora bis Januar 1945. In Fürstengrube leitet er einige Monate das Lagerorchester. Im Januar 1945 wird das Lager evakuiert: die Häftlinge beginnen den als Todesmarsch bekannt gewordenen Weg nach Ahrensbrück in Schleswig-Holstein. Dort wird er im Rahmen der schwedischen Bernadotte-Aktion gerettet und nach Trelleborg in Schweden gebracht. Nach gesundheitlicher Wiederherstellung leitet er ab 1946 das Philharmonische Orchester Stockholm.
    Im Herbst 1947 kehrt Spitz nach Deutschland zurück, um beim NWDR (Nordwestdeutscher Rundfunk) in Hamburg die Leitung der Musikabteilung zu übernehmen. 1948 gründet er das Orchester Harry Hermann, das mehr als ein Jahrzehnt erfolgreich Unterhaltungsmusik in Radio und TV spielt. Als Abteilungsleiter fördert er besonders zeitgenössische Musik. In seiner Abteilung entsteht unter der Redaktion von Herbert Hübner die Konzertreihe “Das neue Werk”, in deren Rahmen z.B. “Moses und Aaron” von Schönberg im März 1954 konzertant uraufgeführt wird. Diese Redaktion verantwortet auch Kompositionsaufträge an junge Komponisten wie Hans-Werner Henze, die z.T. von Spitz einstudiert werden.
    Trotz seines Ansehens und all dieser Erfolge muss er sich jedoch zunehmender Angriffe aus rechten Kreisen erwehren. Ein Kriminalobersekretär, ehemaliger Gestapoangehöriger, behauptet, Spitz habe seine Biographie gefälscht, die Wiedergutmachung erschlichen und sich die KZ-Nummer in St. Pauli eintätowieren lassen. 1955/56 werden polizeiliche Ermittlungen gegen ihn durchgeführt und Pressekampagnen gestartet. Obwohl sich alle Vorwürfe als haltlos erweisen , erholt er sich nicht mehr. Zwar bleibt er noch weiterhin Leiter seines Orchesters Harry Hermann, doch sein Amt als Hauptabteilungsleiter Musik beim gerade neu gebildeten NDR (Norddeutscher Rundfunk) legt er nieder.
    Am 10.06.1961 stirbt Harry Hermann Spitz in Hamburg.

    Link: "'http://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00002792']http://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00002792"

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    Spoliansky, Mischa (1898 – 1985) Pianist und Komponist

    Am 28.12.1898 wurde Mischa Spoliansky in Bialystock geboren. Über Polen und Österreich kam die Familie nach dem frühen Tod der Mutter nach Dresden. Der musikalisch begabte Spoliansky erhielt Unterricht am Klavier, er lernte, wie sein Bruder, Cello und Geige und trat schon als Kind öffentlich auf. Auch der Vater von Mischa Spoliansky starb früh und Spoliansky lebte bis Kriegsbeginn 1914 bei Verwandten in Königsberg, floh dann aber zu seinem Bruder nach Berlin. Dort schlug sich Spoliansky als Kaffeehauspianist durch und setzte seine musikalischen Studien am „Stern´schen Konservatorium“ (später eingegliedert in die „Hochschule der Künste“) fort. Schon bald entdeckte Spoliansky das literarische Kabarett für sich und komponierte u. a. Musik auf Texte von Ringelnatz, Tucholsky oder Klabund. Bekannt wurde Spoliansky vor allem als Komponist von Filmmusiken oder Revuen, die zu ihrer Zeit sehr populär waren. Aber er begleitete auch Richard Tauber am Flügel, der 1927 zwölf Lieder aus der „Winterreise“ von Schubert für den Rundfunk aufnahm. 1933 emigrierte Spoliansky nach London und auch in seiner neuen Heimat wurde er schnell mit seinen Schlagern und Filmmusiken berühmt. Dort, in London, starb Spoliansky am 28.06.1985.

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    Starker, Janos (1924) Cellist

    Starker ist bekannt z.B. durch seine Aufführungen und Einspielungen der Cellosuiten von J. S. Bach. Er wurde 1924 in Budapest geboren. Früh wurde seine musikalische Begabung entdeckt. Er überlebte als Jude die Nazizeit im Versteck. Doch seine beiden Brüder (beide spielten Geige) wurden in der Gaskammer umgebracht. 1948 konnte er in die Vereinigten Staaten auswandern, wo er seine Laufbahn als Musiker fortsetzen konnte.


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    Steinberg, William (1899 – 1978). Dirigent

    William Steinberg wurde am 01. August 1899 als Hans Wilhelm Steinberg in Köln geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung (Klavier, Komposition und Dirigieren) in seiner Heimatstadt wurde er Assistent von Otto Klemperer, etwas später 1. Dirigent an der Kölner Oper. Von 1925 bis 1929 war er Operndirektor am Deutschen Landestheater Prag, darauf folgend von 1929 bis 1933 Generalmusikdirektor in Frankfurt am Main (ebenso Leiter der Museumskonzerte). Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und dem verhängten Berufsverbot (gegen das er Klage erhob) widmete Steinberg seine Tätigkeit dem Jüdischen Kulturbund, emigrierte dann aber 1936 nach Palästina, wo er mit A. Toscanini und B. Huberman das Palastine Orchestra gründete und dieses bis 1938 mitleitete. Danach ging er in die Vereinigten Staaten von America und dirigierte Toscaninis NBC-Orchestra. Weitere Stationen - neben Gastdirgaten z. B. an der Met und beim New York Philharmonic Orchestra - waren San Francisco, Buffalo, Pittsburgh, London und Boston. Am 16. Mai 1978 ist William Steinberg in New York verstorben.


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    Stiedry, Fritz (1883 - 1968 ) Dirigent

    Fritz Stiedry, am 11.10.1883 in Wien geboren, studierte gleichzeitig am Wiener Konservatorium und und an der Universität. An letzterem Institut Jura, das Studium schloss Stiedry mit der Promotion ab. Gustav Mahler, der auf den jungen Studenten Stiedry aufmerksam wurde, verschaffte ihm eine erste Anstellung an der Wiener Hofoper. Über Kapellmeisterpositionen in Dresden, Prag, Nürnberg und Posen kam Fritz Stiedry schliesslich nach Kassel und 1916 wurde Stiedry 1. Kapellmeister an der Berliner Staatsoper. Nach sieben Jahren in Berlin wechselte Stiedry nach Wien an die dortige Volksoper. Berlin blieb Stiedry aber als Gastdirigent verbunden. Schon 1933 emigrierte der aus einer jüdischen Familie stammende Stiedry zuerst nach Leningrad, 1937 folgte dann die Übersiedlung in die USA. Dort arbeitete Stiedry zunächst als Konzertdirigent, später dann wieder als Operndirigent in New York und Chicago. Fritz Stiedry starb am 08.08.1968 in Zürich.


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    Stöhr, Richard (1874 – 1967). Komponist, Musikwissenschaftler, Musikpädagoge

    Der Komponist und berühmte Musikpädagoge Richard Stöhr wurde am 11. Juni 1874 in Wien geboren. Der promovierte Mediziner verfolgte seine musikalische Ausbildung u. a. bei R. Fuchs, W. Schenner und J. Volckner und wurde 1900 Korrepetitor am Wiener Konservatorium. Nach dem „Anschluss Österreichs“ wurde Stöhr, seit 1915 Professor, von seiner Lehrtätigkeit entbunden. Bis zu diesem Zeitpunkt war Stöhr ein erfolgreicher, oft aufgeführter Komponist (Opern, Sinfonien, Kammermusik etc.). Er emigrierte in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er von 1939 bis 1941 am Curtis Institute of Music in Philadelphia, von 1941 bis 1950 am St. Michael’s College in Winooski (Vermont) und danach als Privatdozent lehrte. Richard Stöhr war ein höchst bedeutender Lehrer, zu seinen geschätzten insgesamt ca. 10.000 Studenten zählen A. Rodziński, Erich Leinsdorf, H. v. Karajan, R. Serkin und L. Bernstein (siehe Vorwort zur Biografie). Am 11. Dezember 1967 ist Richard Stöhr in Montpelier (Vermont) gestorben.

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    Straus, Oscar (1870 - 1954) Komponist


    *6. März 1870 in Wien; † 11. Januar 1954 in Bad Ischl

    Der mit der Familie des Walzerkönigs nicht verwandte Oscar Straus gehörte zu den bedeutendsten Komponisten deutscher Sprache in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Von seinen Operetten nach DIE LUSTIGEN NIBELUNGEN blieben EIN WALZERTRAUM und die in französischer Emigration entstandene TROIS VALSES die beliebtesten. Er hatte bei Max Bruch studiert und erste Erfolge im Berliner Kabarett "Überbrettl" gefeiert. 1939 musste er nach Paris emigrieren und ging später nach New York und Hollywood. Nach Kriegsende ließ er sich in Bad Ischl nieder, wo er 1954 verstarb.

    Link:

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    Strauss, Grete bzw. Margarete (1882-1944). Sängerin

    Grete Strauss, eigentlich Regine Weiss, wurde 1882 in Wien geboren, wo sie auch ihre Ausbildung absolvierte und ihre Karriere in der Spielzeit 1903/1904 begann. Für eine Saison 1909/1910 war sie der gefeierte Sopran am Theater in St. Gallen, verließ jedoch St. Gallen, da sie sich um ihre Familie kümmern wollte.

    Während ihre Tochter Edith Kronenberger mittels eines Kindertransports nach England fliehen konnte, wurde Grete Strauss mit ihrem Mann 1944 zuerst nach Theresienstadt deportiert und später, wahrscheinlich im Oktober oder November 1944, in Auschwitz ermordet.

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    Stwertka, Julius (1872 – 1942). Violinist, Musikpädagoge


    Der Geiger Julius Stwertka wurde am 07. März 1872 in Wien geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung u. a. bei J. Joachim in Berlin und J. M. Grün in Wien ging er nach Hamburg. G. Mahler schätzte ihn dermaßen, dass er ihn nach Wien holte, wo er von 1902 bis zu seiner Pensionierung 1936 (veranlasst durch R. Strauss) u. a. als Konzertmeister der Wiener Philharmoniker engagiert war. Daneben war er Professor bzw. Musikpädagoge, von 1903 bis 1908 am Konservatorium, von 1909 bis 1933 an der Musikakademie. Er war u. a. Lehrer von E. Morawec, F. Samohyl und O. Strasser und setzte damit die Wiener Geigenschule fort („Die philharmonischen Violinspieler der 1980er Jahren sind in ihrer Mehrheit als Enkel- und Urenkelschüler von Stwertka….*3, S. 132). Von 1934 bis 1938 war er zudem Mitglied des Rosé-Quartetts (Viola!). 1942 wurden er und seine Frau Rosa nach Theresienstadt deportiert. Aufgrund der mörderischen Zustände verstarb Julius Stwertka bereits kurze Zeit später nach der Deportation am 17. Dezember 1942, seine Frau wurde nach Auschwitz deportiert, wo sie wahrscheinlich ermordet wurde.

    Quellen:
    * "http://wphwebsite.blob.core.windows.net/documents/Docu…rtka_de_v03.pdf"
    *2 "http://de.wikipedia.org/wiki/Ros%C3%A9-Quartett"
    *3 Blaukopf, Herta und Blaukopf, Kurt, Die Wiener Philharmoniker, Wesen – Werden – Wirken eines großen Orchesters, Wien, Hamburg 1986, S. 90f. 101, 108, 132, 134, 178.


    Sultan, Grete (1906 - 2005). Pianistin


    Grete Sultan wird am 21. 06. 1906 in Berlin geboren. Im elterlichen Haus in Berlin-Wannsee begegnet sie früh Künstlern wie Richard Strauss, Busoni, Furtwängler, Schnabel, Liebermann. Sie studiert Klavier bei Richard Bulig, Leonid Kreutzer, Edwin Fischer und begeistert sich für die zeitgenössische Musik. In den späten 20er - frühen 30er Jahren beginnt Grete Sultan ihre Karriere als Konzertpianistin. Ihr Repertoire umfasst neben Klassik und Romantik auch Kompositionen von Debussy, Schönberg, Krenek, Strawinsky.

    Als Jüdin erhält sie 1933 Auftrittsverbot; sie kann danach nur noch beim Jüdischen Kulturbund spielen. 1935 wird sie aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen, deren Präsident Richard Strauss Gast im Haus der Eltern war. 1941 gelingt ihr über Lissabon die Emigration in die USA. Hier verdient sie zunächst ihren Lebensunterhalt mit Klavierstunden, später kann sie ihre Karriere als Pianistin fortsetzen.

    1945 macht sie die Bekanntschaft von John Cage. Dieser komponiert 1956 für sie elf seiner 50 Stücke aus “Music for Piano” und 1974/75 die “Etudes Australes”. Mitte der 50er Jahre kehrt sie für eine Konzertreise nach Europa , auch Deutschland, zurück. Nach langen Briefwechseln erhält sie schließlich eine kleine Opferrente. 2002 wird ihr das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. 1996 gibt sie in New York ihr letztes Konzert, auf dem Programm stehen die Goldbergvariationen von J. S. Bach. Bis zu ihrem Tod ist sie als Klavierpädagogin tätig.

    Am 26. 06. 2005 stirbt Grete Sultan in New York.


    "http://www.exil-archiv.de/Joomla/index.p…=1118&Itemid=66"

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    Szell, George (György, manchmal auch Georg). Dirigent, Pianist, Komponist, Musiklehrer

    Der Künstler George Szell wurde am 07. Juni 1897 in Budapest geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er u. a. (als Fünfjähriger) bei R. Robert sowie später bei J. B. Foerster, K. Prohaska, M. Reger und E. Mandyczewski. Bereits 1908* debütierte er als Pianist z. T. mit Eigenkompositionen in Wien und 1913 (!) als Dirigent in Bad Kissingen. Nach Station von 1914-1917 als Korrepetitor bei R. Strauss in Berlin wurde er Musikdirektor in Straßburg, dirigierte in Darmstadt und Düsseldorf, bevor er 1924 an die Staatsoper Berlin (unter E. Kleiber) verpflichtet wurde und lehrte daneben an der Hochschule für Musik. 1929 folgte die Leitung des Deutschen Theaters in Prag. Danach leitete er das Residentie Orkest Den Haag sowie parallel das Scottish Orchestra Glasgow. Eine Reise nach Australien 1939 nahm er zum Anlass nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren, sondern zu emigrieren. Vorher gab es während der Nazi-Diktatur zahlreiche Forderungen nach einem Auftrittsverbot. Ab 1940 lebte er in den Vereinigten Staaten von Amerika, unterrichtete bis 1942 an der Mannes School of Music, konzertierte zusammen mit P. Hindemith, R. Serkin und P. Fournier u. a. und dirigierte das NBC Orchestra, das New York Philharmonic sowie an der Met. 1946 übernahm er das Cleveland Orchestra, welches er zu Weltgeltung führte und es bis zu seinem Tod am 30. Juli 1970 (Cleveland (Ohio)) leitete. - Auch aufgrund seiner Dirigenten-Tätigkeit hat George Szell relativ wenig komponiert. Aufnahmen davon sind rar.

    Wenn Szell sich selbst auch nicht immer daran hielt - für ihn galt: "Recht hat immer der Komponist."

    * manche Quellen geben sogar einen noch früheren Termin an.

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    Szenkár, Eugen (Jenö) (* 9. April 1891 in Budapest; † 25. März 1977 in Düsseldorf), Dirigent

    Der Sohn des Dirigenten und Komponisten Ferdinand Szenkár trat bereits im Kindesalter als Pianist und Dirigent auf.
    1912-16 Kapellmeister in Prag, Budapest und Dresden. 1920 wurde Szenkar Chefdirigent der Frankfurter Oper. Er wurde zum Wegbereiter der Werke Bartóks, mit dem ihn eine Duzfreundschaft verband, in Deutschland. Von 1923 bis 1924 war Szenkar Oberspielleiter der Großen Volksoper in Berlin. 1924 wurde er Nachfolger von Otto Klemperer an der Kölner Oper.
    1933 flüchtete der ungarische Jude Szenkar vor den Nationalsozialisten nach Wien. 1934 folgte Szenkar einer Einladung nach Moskau, wo er das Staatliche Philharmonische Orchester leitete. Außerdem hatte er eine Meisterklasse für Dirigenten am Staatlichen Konservatorium. Freundschaften verbanden Szenkar mit Aram Chatschaturjan, Sergei Prokofjew und Nikolai Mjaskoswki. Auf seine Anregung entstand die Orchesterfassung von Prokofjews Peter und der Wolf. 1937 und 1938 leitete Szenkar Konzerte mit dem Palästinaorchester in Tel-Aviv, Haifa, Jerusalem, Kairo und Alexandria. 1939 kam er als Dirigent des Teatro Municipal nach Rio de Janeiro. Hier gründete er 1940 das Orquestra Sinfônica Brasileira, mit dem er bis 1949 jährlich 80 Konzerte gab.1949 kehrte Szenkar nach Europa zurück, ließ sich in Köln nieder und dirigierte die Orchester des NWDR in Köln und Hamburg.
    Von 1952 bis 1956 war er Operndirektor am Düsseldorfer Opernhaus, daneben bis 1960 Generalmusikdirektor von Düsseldorf. 1960 trat er aus Altersgründen als Generalmusikdirektor von Düsseldorf zurück.

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    Szpilman, Wladyslaw (1911 - 2000), polnischer Pianist, Komponist und Schriftsteller

    Geboren in Sosnowiec (Oberschlesien) als ältestes von vier Kindern einer jüdischen Familie, kam der Absolvent der Warschauer Chopin-Musikschule Anfang der 30er Jahre nach Berlin, wo er an der Akademie der Künste bei Artur Schnabel Klavier und bei Franz Schreker Komposition studierte. Nach der "Machtergreifung" zog er es vor, sein Studium in Warschau bei dem anerkannten Chopin-Experten Aleksander Michalowski fortzusetzen. Ab 1935 spielte er als fest angestellter Pianist im Polnischen Rundfunk. Dort war er auch in dem Moment mit Chopins cis-moll-Nocturne zu hören, als deutsche Truppen Warschau stürmten - die Sendung brach ab, als das Studio von einer Bombe getroffen wurde. Mit genau demselben Stück, auch von Szpilman gespielt, wurde der Sendebetrieb nach Kriegsende wieder eröffnet. In der dazwischen liegenden Zeit erlebte Szpilman Unsagbares. Seine Familie und er waren mit 445.000 anderen Juden im Warschauer Ghetto interniert. Während seine Geschwister und Eltern nach Treblinka gebracht und dort getötet wurden, sorgte ein polnischer Kollaborateur im letzten Moment für seinen Verbleib im Ghetto. Nachdem er Zeuge grauenvoller Ereignisse geworden war und wiederholt unter Lebensgefahr sein Versteck gewechselt hatte, konnte er im August 1944 unter abenteuerlichen Umständen aus dem Ghetto fliehen. Irgendwie schaffte er es, im Gewirr des vom Krieg schwer zerstörten Warschau regelrecht vor sich hin vegetierend, bis zur Befreiung durch die Sowjetarmee im Untergrund zu überleben. In den letzten Monaten erhielt er Unterstützung ausgerechnet durch einen deutschen Wehrmachtsoffizier. Gleich nach dem Krieg verarbeitete er seine Erlebnisse in einer Autobiografie, die jedoch - wohl auch aus politischen Gründen - lange Zeit nicht veröffentlicht wurde. In der Nachkriegszeit war Szpilman nicht nur einer der namhaftesten polnischen Konzertpianisten, sondern auch ein sehr erfolgreicher Komponist von Klaviermusik, symphonischen und konzertanten Werken, aber auch unterhaltsamer Schlagermelodien. Er war Gründer des Schlagerfestivals in Sopot. Der Regisseur Roman Polanski, einst selbst Bewohner des Warschauer Ghettos, las die 1999 nunmehr in England erschienene Autobiografie und verfilmte schließlich 2001 Szpilmans Erlebnisse von 1939 bis 1945 ("Der Pianist"). Den großen Erfolg dieses Films hat der 2000 im Alter von 88 Jahren verstorbene Szpilman nicht mehr erlebt.

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  • Tal, Josef (1910 – 2008 ) Komponist


    Der Komponist Josef Tal, Sohn eines Rabbiners, wurde am 18.09.1910 in Pinne geboren. Er hat ein umfangreiches Werkverzeichnis hinterlassen, in dem kaum ein Genre fehlt: Solostücke, Kammermusik, Chorwerke, Lieder, Opern und elektronische Musik gehören dazu. Vor allem mit letzterer hat sich Tal auch als Dozent an der Universität in Jerusalem beschäftigt. Nach Studien in Berlin, u. a. bei Paul Hindemith, emigrierte Tal schon mit Mitte 20 nach Palästina, wo er schnell einer der angesehensten Komponisten des Landes wurde. Er unterrichtete an der Musikakademie in Jerusalem, wurde später auch der Leiter dieses Instituts und interessierte sich schon Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts mit der elektronischen Musik, namentlich mit dem Trautonium, einer Art Vorläufer des Synthesizer. Aber auch orientalische Musik interessierte Tal, immer wieder liess er entsprechende Klangmuster in seine Werke einfliessen. Tal, der vielfach für seine Arbeit ausgezeichnet wurde und auch schriftstellerisch tätig war, starb fast 100-jährig am 25.08.2008 in Jerusalem.

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    Taube, Carlo S. (1897 – 1944), Komponist und Pianist


    Taube wurde 1897 in Galizien geboren. Er studierte mehrere Jahre in Wien bei Busoni. Allerdings musster er seine geplante Virtuosenkarriere aus wirtschaftlichen Gründen abbrechen. Er verdiente seinen Lebensunterhalt al Pianist in Nachtclubs in Wien, später Brno und schließlich in Prag. 1941 wurde er mit Frau und Kind nach Terezín deportiert. Dort nahm er regen Anteil am musikalischen Leben. Er gab mehrere Klavierkonzerte mit Werken von Beethoven, Brahms, Schumann, Liszt und Chopin mit wechselndem Erfolg. In Terezín begann er größer dimensionierte Werke zu komponieren. Seine Kompositionen aus Terezín sind jedoch verschollen. Das einzige Zeugnis ist ein Wiegenlied an seine Tochter auf einen Text seiner Frau, das auch auf der Terezín / Theresienstadt-CD mit Anne-Sofie von Otter enthalten ist. Er starb mit seiner Familie in den Gaskammern von Auschwitz am 11.10.1944.

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    Tauber, Richard (1891 - 1948 ) Sänger


    Richard Tauber, der am 16.05.1891 in Linz geboren wurde, gehörte zu den populärsten Sängern seiner Zeit. Von Wiesbaden aus, wo Tauber bei seinem Vater wohnte, besuchte der junge Mann das Hoch´sche Konservatorium in Frankfurt, wo Tauber Komposition, Klavier und Dirigieren studierte. Seine Gesangsausbildung erhielt der Tenor in Freiburg, ein erstes Engagement folgte am Theater in Chemnitz. Die Freundschaft mit Franz Lehár sollte für Tauber besonders fruchtbringend sein, viele von dessen Operettenpartien wurden für Tauber komponiert. Aber auch im jugendlichen Tenorfach der Oper (der Paul in Korngolds "toter Stadt" war eine seiner Glanzpartien) oder als Mozartsänger wusste Richard Tauber zu gefallen. Seine grosse Popularität verdankte Tauber auch seiner Mitwirkung in Tonfilmen, in denen ebenfalls oft gesungen wurde. Schon 1933 wurde das Klima in Deutschland für Richard Tauber, dessen Vater jüdischer Abstammung war, kühler. Aber erst 1938 nutzte der Tenor die Chance, nach England zu emigrieren, wo er seine Karriere fortsetzen konnte. Dort, in London, starb Richard Tauber am 08.01.1948.

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    Toch, Ernst (1887 - 1964) Komponist

    Der am 07.12.1887 in Wien geborene Komponist Ernst Toch eignete sich seine musikalischen Grundkenntnisse autodidaktisch an. Obwohl er bereits mit 17 Jahren mit seiner Kammermusik erfolgreich war, studierte er in Wien zunächst Medizin. Erst als Toch den Frankfurter "Mozart-Preis" gewann, begann er ein ordentliches Klavier- und Kompositionsstudium in Frankfurt. Nach Zwischenstationen in Mannheim und Heidelberg ging Ernst Toch Ende der zwanziger Jahre nach nach Berlin. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits einiges an Kammermusik, an Klavier- und Orchestermusik und zwei Opern ("Die Prinzessin auf der Erbse" und "Egon und Emilie") geschrieben. Ernst Toch, aus jüdischem Elternhaus stammend, wurde von den Nazis schon früh angefeindet und als 1933 deren Partei die politische Führung in Deutschland übernahm, entschloss sich Toch, der sich zu diesem Zeitpunkt in Florenz befand, nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren. Er floh über London nach New York, wo er später auch amerikanischer Staatsbürger wurde. Neben seiner Lehrtätigkeit an verschiedenen Hochschulen komponierte Toch u. a Filmmusiken, von denen einige für den "Oscar" nominiert wurden. Während Ernst Toch in Amerika bekannt blieb, war sein Name nach dem Krieg in Deutschland und Österreich weitgehend vergessen. Ernst Toch starb am 01.10.1964 in Santa Monica.

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    Treumann, Louis (1872 – 1943 (?)). Sänger

    Der Operettenstar, der Tenor Louis Treumann wurde am 01. März 1872 in Wien unter dem Namen Ludwig Pollitzer geboren. 1889 ging er als Inspizient nach Laibach (Ljubljana). Ab 1891 war er für ca. ein Jahr Chorist am Carl-Schultze-Theater Hamburg. Es folgten die Stationen: Freiberg (Sachsen), Heilbronn, Pilsen (Plzeň), Salzburg, Graz und schließlich Wien, wo er in Operetten als Charakterkomiker bis 1905 sehr erfolgreich auftrat. So sang und spielte er 1899 den „Josef“ in der Uraufführung der Operette „Wiener Blut“ von Johann Strauß Sohn. Außerdem sang er in zahlreichen Operetten-Uraufführungen z. B. von Lehár, Ziehrer, Leo Fall, Kálmán u. a.: „Rastelbinder“(1902) und „Der Göttergatte“ (1904) beide von Lehár. Der vermeintliche Höhepunkt seiner Sängerkarriere war der Auftritt als „Danilo“ am 30. Dezember 1905 am Theater an der Wien in der Uraufführung der Operette " Die Lustige Witwe“ von Lehár. 1905 bis 1908 folgte ein Engagement am Theater an der Wien, ebenda am Johann Strauß-Theater von 1909 bis 1911. 1914 wurde Treumann künstlerischer Leiter des Tivoli-Theaters in Bremen. Nach dem 1. Weltkrieg gastierte er wieder in Wien und wurde schließlich wieder Ensemblemitglied des Carl-Theaters, wo er 1926 zum letzten Mal sang. 1930 bis 1931 sang er, nach einem Zwischenspiel 1916, wieder in Berlin am Metropol-Theater. 1935 erfolgte der letzte Auftritt. Während der Nazi-Diktatur wurde Louis Treumann in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er vermutlich im Juli 1943 umgekommen ist. Hilfeversuche durch Theo Lingen und Franz Lehár blieben erfolglos.

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