Telemann: Essercizii Musici
"Essercizii Musici overo Dodeci Soli e Dodeci Trii à diversi stromenti" - so lautete der Titel einer Sonatensammlung von Georg Philipp Telemann (1681-1767), die er als letztes seiner Werke 1739/1740 im Selbstverlag herausgab.
Die Sammlung besteht aus jeweils zwölf Solo- und zwölf Triosonaten, in denen neben dem üblichen Basso continuo folgende sechs Instrumente verwendet werden:
- Violine
- Traversflöte
- Viola da gamba
- Blockflöte
- Oboe
- Cembalo
Telemann konnte diese Instrumente ohne Ausnahme selbst spielen, wie aus seiner Autobiografie hervorgeht, die 1740 in Johann Matthesons "Ehrenpforte" erschien:
ZitatAuch brachten mir die hie und dort befindliche trefliche Instrumentenspieler die Begierde bey, auf den meinigen stärker zu werden; worin ich aber weiter gegangen wäre, wenn nicht ein zu hefftiges Feuer mich angetrieben hätte ausser Clavier, Violine und Flöte, mich annoch mit dem Hoboe, der Traverse, dem Schalümo, der Gambe etc. biß auf den Contrebaß und die Quint-Posaune bekannt zu machen.
Jedes der sechs Instrumente ist jeweils in zwei Solo- und vier Triosonaten vertreten. Die Sonaten sind überwiegend viersätzig nach dem Muster der Sonata da chiesa (Satzfolge Langsam - Schnell - Langsam - Schnell). Die Cembalo-Soli bilden insofern eine Ausnahme, als hier der Basso continuo entfällt und sie als Suiten mit einem einleitenden Satz angelegt sind. Bemerkenswert ist auch, dass das Cembalo in vier Triosonaten als "Cembalo obligato" solistische Aufgaben übernimmt.
Schon die systematische Anlage der Sammlung weist darauf hin, dass Telemann hier die Summe seiner über viele Jahre erworbenen kammermusikalischen Erfahrung vorgelgen wollte: instrumentengerechte Behandlung der einzelnen Stimmen bis hin zu ausgesprochener Virtuosität, Darstellung von Affekten, Kombination von Klangfarben und eine besondere Fähigkeit zur Komposition von Trios, die er in seiner Autobiografie so beschreibt:
ZitatAufs Triomachen legte ich mich hier insonderheit, und richtete es so ein, daß die zwote Partie die erste zu seyn schien, und der Baß in natürlicher Melodie, und in einer zu jenen nahe tretenden Harmonie, deren jeder Ton also, und nicht anders seyn konnte, einherging. Man wollte mir auch schmeicheln, daß ich hierin meine beste Krafft gezeigt hätte.
Erstaunlich ist, dass es von dieser in Telemanns Schaffen und innerhalb der spätbarocken Kammermusik so wichtigen Sammlung nur eine einzige Gesamtaufnahme gibt (Camerata Köln, 1996):
Einzelne Sonaten aus den "Essercizii" finden sich natürlich auch auf anderen CD's - welche kennt Ihr?
Viele Grüße,
Fugato