Marcel Rubin (1905-1995), Komponist
Der österreichische Komponist Marcel Rubin wurde am 7. Juli 1905 in Wien geboren. Er war in Wien Schüler von Franz Schmidt und nahm von 1925 bis 1927 privaten Kompositionsunterricht bei Darius Milhaud in Paris. An der Universität Wien promovierte er 1934 zum Dr. jur.
1938 emigrierte Rubin nach Paris, 1939 wurde er als „feindlicher Ausländer“ interniert. Er wurde in das Internierungslager Meslay-du-Maine deportiert und im Februar 1940 in das „Verdächtigen-Lager“ Damigny bei Rennes, wo er die Musik zu Jura Soyfers „Dachau-Lied“ schrieb, ohne von der heute bekannten Fassung Herbert Zippers zu wissen. 1940 gelang Rubin die Flucht zu seiner Familie, die es nach Marseilles geschafft hatte. Vor allem aus Protest wider den Nationalsozialismus trat Rubin in die kommunistische Partei ein, der er bis 1969 angehörte: In diesem Jahr trat er aus der Partei aus, um damit gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings zu protestieren. 1942 floh Rubin nach Mexiko, wo er bis 1947 blieb. In diesem Jahr kehrte er nach Wien zurück. Er lebte als freischaffender Komponist und schrieb Musikkritiken für das „Österreichische Tagebuch“ und bis 1969 für die „Volksstimme“. Rubin starb am 12. Mai 1995 in Wien.
Sein Oeuvre umfaßt sämtliche Genres. Hauptwerke sind die zehn Symphonien, das Orchesterwerk "Hymnen an die Nacht", die Kantate "Oh ihr Menschen" nach Beethovens Heiligenstädter Testament, das Oratorium "Licht über Damaskus" sowie die komische Oper "Kleider machen Leute".
Marcel Rubins Stil ist in den Werken bis zu den Fünfzigerjahren stark von Milhaud beeinflußt: Scharf konturierte Themen erscheinen in polytonalen Überlagerungen, die Grundhaltung ist die einer temperamentvollen Vitalität. Danach bleibt Rubin zwar einer stark erweiterten Tonalität verhaftet, seine Musik wird jedoch zunehmend grüblerischer und dunkler. Rubins Spätwerke sind große, von echtem Pathos erfüllte Werke und können als letzter und bedeutender Nachklang einer österreichischen Symphonik in der Nachfolge von Mahler, Schmidt und Wellesz angesehen werden.