Wladyslaw Szpilman (1911 - 2000), polnischer Pianist, Komponist und Schriftsteller
Geboren in Sosnowiec (Oberschlesien) als ältestes von vier Kindern einer jüdischen Familie, kam der Absolvent der Warschauer Chopin-Musikschule Anfang der 30er Jahre nach Berlin, wo er an der Akademie der Künste bei Artur Schnabel Klavier und bei Franz Schreker Komposition studierte. Nach der "Machtergreifung" zog er es vor, sein Studium in Warschau bei dem anerkannten Chopin-Experten Aleksander Michalowski fortzusetzen. Ab 1935 spielte er als fest angestellter Pianist im Polnischen Rundfunk. Dort war er auch in dem Moment mit Chopins cis-moll-Nocturne zu hören, als deutsche Truppen Warschau stürmten - die Sendung brach ab, als das Studio von einer Bombe getroffen wurde. Mit genau demselben Stück, auch von Szpilman gespielt, wurde der Sendebetrieb nach Kriegsende wieder eröffnet. In der dazwischen liegenden Zeit erlebte Szpilman Unsagbares. Seine Familie und er waren mit 445.000 anderen Juden im Warschauer Ghetto interniert. Während seine Geschwister und Eltern nach Treblinka gebracht und dort getötet wurden, sorgte ein polnischer Kollaborateur im letzten Moment für seinen Verbleib im Ghetto. Nachdem er Zeuge grauenvoller Ereignisse geworden war und wiederholt unter Lebensgefahr sein Versteck gewechselt hatte, konnte er im August 1944 unter abenteuerlichen Umständen aus dem Ghetto fliehen. Irgendwie schaffte er es, im Gewirr des vom Krieg schwer zerstörten Warschau regelrecht vor sich hin vegetierend, bis zur Befreiung durch die Sowjetarmee im Untergrund zu überleben. In den letzten Monaten erhielt er Unterstützung ausgerechnet durch einen deutschen Wehrmachtsoffizier. Gleich nach dem Krieg verarbeitete er seine Erlebnisse in einer Autobiografie, die jedoch - wohl auch aus politischen Gründen - lange Zeit nicht veröffentlicht wurde. In der Nachkriegszeit war Szpilman nicht nur einer der namhaftesten polnischen Konzertpianisten, sondern auch ein sehr erfolgreicher Komponist von Klaviermusik, symphonischen und konzertanten Werken, aber auch unterhaltsamer Schlagermelodien. Er war Gründer des Schlagerfestivals in Sopot. Der Regisseur Roman Polanski, einst selbst Bewohner des Warschauer Ghettos, las die 1999 nunmehr in England erschienene Autobiografie und verfilmte schließlich 2001 Szpilmans Erlebnisse von 1939 bis 1945 ("Der Pianist"). Den großen Erfolg dieses Films hat der 2000 im Alter von 88 Jahren verstorbene Szpilman nicht mehr erlebt.