Salomone Rossi (c. 1570 - c. 1630) - Il Hebreo
Salomone Rossi “ Il Hebreo”, um 1570 geboren, entstammt der alteingesessenen jüdischen Familie de Rossi (Me-Ha-Adumin) in Mantua. Die Bezeichnung “Il Hebreo” fügt er selbst seinem Namen bei. Schon als junger Mann ist er ein bekannter Geiger. 1587 wird er am Hof der Gonzagas in Mantua als Sänger
und Geiger, später auch Kapellmeister, angestellt.
An den italienischen Höfen dieser Zeit gibt es zahlreiche jüdische Musiker, so z.B. David da Civita, Allegro Porte, Muzio Effrem, Abramo und Abramino dell’ Arpa, die drei letzten auch als Gäste am Hofe von Guglielmo Gonzaga in Mantua..
Am diesem Hof zu Mantua ist Salomone Rossi nicht der einzige jüdische Künstler. Da sind noch Jacchino Massarano, Ballettmeister, der die Hoffeste leitet, Francesco und Giovanni Battista Rubini, Musiker und vermutlich Rossis Schüler. Auch in der eigenen Familie gibt es weitere Künstler, so Matteo Rossi, Bassist, Anselmo Rossi, Komponist einer dreistimmigen Motette, Bastiano Rossi, Schriftsteller, “Madame Europa”, eine Schwester Rossis, Sängerin, so genannt nach einer Rolle aus Intermedien sowie ihre Söhne Angelo und Bonaiuto. Außerdem gibt es eine Schauspielertruppe, gegründet von Leone Sommi, dem es wie Rossi gestattet ist, sich ohne Judenabzeichen am Hof zu bewegen. Die Bitte des Herzogs Pico an den Hof in Mantua, ihm Rossi und seine Musiker für ein Fest zu schicken, lässt darauf schließen, dass Rossi auch ein jüdisches Instrumentalensemble leitet.
In der liberalen Atmosphäre Mantuas komponiert Rossi instrumentale
und vokale Werke, wie auch Monteverdi, mit dem ihn ein enger Kontakt am Hof verbindet.
Rossi kompiert ca. 150 Werke auf Texte in italienischer Sprache, darunter Cazonetten und fünf Bücher mit Madrigalen, konservativer als die Werke seiner Zeitgenossen.
Große Erfolge hat er mit Instrumentalmusik, vier Sammlungen, z.T. in mehreren Auflagen werden davon verlegt. Darin finden sich schon als Sonata bezeichnete Stücke für Melodieinstrumente wie Violine und Zink sowie Basso Continuo, die als Vorläufer der Triossonate gelten können. Rossi ist auch einer der ersten, der Variationen über bekannte Bassi ostinati schreibt.
Als Geiger ist er einer der Mitbegründer der Mantuaner Geigenschule.
Die größte Bedeutung wird jedoch seinem Synagogenwerk zugemessen.
Nach einem Rabbbinererlass, der mehrstimmige Chormusik in der Liturgie zulässt, publiziert Rossi 1623 unter dem Titel “Hashirim ‘asher lishlomo” (Gesänge Salomons), eine Sammlung von 33 Vokalkompositionen für 3 - 8 Stimmen ohne Generalbass auf liturgische Texte in hebräischer Sprache, die, wie seine frühere weltliche Vokalmusik auf italienische Texte, sehr konservativ sind, obwohl sie doch nach seinen Instrumentalwerken mit ihrer neuen Tonsprache entstehen.
Probleme bei der Notation - hebräische Schrift wird von rechts nach links gelesen, Notenschrift von links nach rechts - löst er so, dass er den Noten keine Wortsilben unterlegt, sondern ganze Wörter ans Ende von zusammengehörenden Noten setzt, die Verteilung muss der Sänger selbst vornehmen.
Nach 1628 verliert sich Rossis Spur. Es wird angenommen, dass er bei antisemitischen Ausschreitungen infolge der österreichischen Invasion während des mantuanischen Erbfolgekrieges zu Tode gekommen oder bei der Pestepedemie 1630 gestorben sei.
Damals werden mehr als 2000 Juden aus Mantua vertrieben, eine Phase der Toleranz ist zu Ende.
Dieser Text basiert auf einem Beitrag, den ich im vorigen Jahr für Prospero geschrieben habe.