Bach ein "wahrer" Jazzer?
Ich weiß nicht, wie ernst gemeint diese "unverschämte Frage" ist, aber
JSB erscheint mir für eine solche Zuordnung überhaupt nicht zu taugen.
Wenn ich es richtig verstehe, dann ist das Individuum bei Bach immer in
einem umfassenderen Ganzen aufgehoben. Im Jazz hingegen geht es vor allem
darum, dass das Individuum eine eigene und vor allem unverwechselbare
Stimme bekommt.
Ich selbst kenne kaum derartige Crossovers.
Nachdem ich aber mal Gulda habe "jazzen" hören, war ich auch nicht so
besonders scharf darauf. Ich könnte mir vorstellen, dass es
unwahrscheinlich schwierig sein dürfte für Künstler, die nicht
"bilateral" aufgewachsen sind, sich in überzeugender Weise über die
Grenze hinaus in das andere Gebiet zu bewegen - da scheint es mir
Prägungen zu geben, die man in fortgeschrittenem Stadium der
Spezialisierung nicht mehr gut "ablegen" kann, um mit der nötigen
Unschuld den richtigen "Ton", die richtige "Haltung" oder auch das
richtige "Gefühl" für das Wesen des bis dato Fremden zu treffen.
Sicherlich lasse ich mich gerne darauf ein, wenn mich jemand eines
Besseren belehrt.
Unbenommen davon: Reizvoll könnten
Crossover-Projekte m.E. vor allem dann sein, wenn eine neue ästhetische
Ausdrucksebene als Folge einer Durchmischung/gegenseitigen Befruchtung verschiedener Prägungen
gefunden wird - wenn also keine "lupenreinen" (*räusper*) Stilmerkmale
angesteuert werden. Ist alles ein wenig theoretisch, ich weiß. :stumm: