Die Frage, ob es wirklich so ist (ob "man" die eigene Interpretation findet) ist in der Tat, auf die Frage Überschriften ja/nein bezogen, die einzig interessierende. Ich muss sagen, ich glaube immer weniger daran. Ich glaube vielmehr, dass all die Generationen von Schülern die mit der "Moldau" von Smetana traktiert worden sind, eben mit dazu erzogen worden sind, sich unter der Musik genau das zu 'denken' was ihnen außermusikalisch vorgegeben wurde, und es damit sein zufriedenes Bewenden haben zu lassen. "Ah, jetzt kommen die Stromschnellen!", "Ah, da fließt der Fluss wieder breit dahin!"... oder eben, im ungleich komplizierteren Mahler-Fall: "Ah, jetzt geht es um 'Liebe'!"
Nun Mahler à la Smetana zu interpretieren, ist natürlich sinnlos, es ist aber IMO schon notwendig, dass man sich beim Hören fragt, was uns/einem diese oder jene Symphonie sagt. Und wenn das halt eine individuelle Interpretation ist, die nicht mit den x-fach wiedergekäuten Booklet-Texten übereinstimmt, ist es auch nicht tragisch. Insofern mein Einwand, dass man sich vielleicht erstmal mit den von Mahler erdachten Überschriften befasst und dann anhand derer versucht die Symphonie für einen selber einigermaßen zu verstehen.
Mahler zualler erst an formalen Gesichtspunkten festzumachen, wie es auch manche Dirigenten tun, geht mir irgendwie am Kern der Sache vorbei und scheint mir gerade bei Mahler viel zu wenig.
Einfach die Musik zu hören und sich zu denken "Ha da wechselt er jetzt die Tonart und setzt die Bässe eine halbe Oktave zu tief als erwartet", das wäre mir zu freudlos.