• Herzlichen Dank für Eure Antworten! Vielleicht hätte ich erwähnen sollen, daß ich auf das Buch nicht so sehr wegen Bach aufmerksam wurde, sondern wegen des Autors, der zum Thema Mythos-Logos-Religion so einiges geschrieben hat (mir noch nicht bekannt), das mich näher interessieren könnte. Werde mir das Buch mal ausleihen.

    :wink:

    Um das Thema "Mythos-Logos-Religion" geht es natürlich auch hier. Wie häufig macht Blumenberg seine Gedanken an einem Phänomen fest, in diesem Fall daran, dass Atheisten die Matthäuspassion hören (was aber eine sehr grobe Beschreibung ist). Er geht den Mythen aus der Bibel nach und so auch der Passionsgeschichte. In einem Kapitel "Immer wieder: was geschah im Paradies" spricht er auch über die Todesstrafe:


    Zitat

    Der Mensch ist nicht Gott.

    Er ist nicht Herr über Leben und Tod. Er mus selber sterben, statt sterben zu lassen, und selber leben, statt leben zu lassen. Dies eine ist so schwer wie das andere.Der Mensch ist nicht Gott, so gern er es geworden wäre.


    Es ist eine der größten Selbstzähmungen, die dem Menschen gelungen sind - und das gegen die Mehrheiten möglicher Plesbiszite -, daß er das Instrument der Todesstrafe aus der Hand legte. Sogar die großen Autokratien dieses Jahrhunderts taten es zähneknirschend. Zähneknirschen? Ja, denn der Boden über diesem Abgrund ist dünn. [...]"
    [In meiner Bibliothek Suhrkamp Ausgabe, 4. Aufl. 1993, auf Seite 98].


    In diesem Sinn oder dieser Art schreibt er auch über die Passionsgeschichte und ihre "Bilder". Ich lese das Buch aber auch nicht in einem Zug weg, sondern inzwischen immer mal das ein oder andere Kapitel

    Ich habe Blumenberg selbst nicht erlebt, sondern seinen Lehrer Ludwig Landgrebe, bei dem ich in den 1960er Jahren an der Uni Köln Philosophie gehört und eine damals verlangte Zwischenprüfung abgelegt habe.


    lg vom eifelplatz, Chris.

  • Herzlichen Dank, liebe Chris! Ich besuche zur Zeit als Gasthörer an der Uni Heidelberg eine Vorlesung über spätantike Philosophiekonzepte; der Dozent bezieht sich dabei wiederholt auf Blumenbergs Arbeiten zum Mythos. Daher mein Interesse.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Hallo zusammen, kennt jemand von H.J.Schulze und Christoph Wolff das vierbändige Bach Compendium (Vokalwerke), erschienen in der Edition Peters.
    Herr Schulze hat ja auch das Buch "Die Bach-Kantaten" herausgebracht.

    LG Ralf

  • ist leider lang her, daß ich das Compendium in der Hand hatte. Mit Sicherheit handelt es sich um solide Wissenschaft, in die viele wichtige Ergebnisse der Nachkriegs-Bachforschung eingegangen sind. Die Angaben sind rein faktenorientiert. Eigentlich hat es ein Verzeichnis von Bachs Gesamtwerk werden sollen, dann ists beim Vokalwerk geblieben. Die Kantaten sind nach dem Kirchenjahr geordnet, wie bei der Neuen Bach-Gesamtausgabe. Die eigene Numerierung des Compendiums hat sich nicht durchgesetzt, die traditionellen BWV-Nummern sind aber auch mit angegeben und über Register suchbar.

    ---
    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Bachs Töchter - ein historischer Roman

    Dieser Tage ist ein historischer Roman über die Töchter des Thomaskantors erschienen: Er hatte nämlich nicht nur Söhne! Die Autorin Carola Moosbach dürfte Forenmitgliedern, die schon länger dabei sind, nicht ganz unbekannt sein:

    Vgl. auch http://www.carola-moosbach.de/

    Carola hat mich gebeten, alle zu grüßen, die sie noch kennen; das mache ich natürlich gern. :)

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

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    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Der Feind jeder Beschäftigung mit den Bach-Töchtern ist natürlich die Quellenlage: Es gibt einfach kaum erhaltene Dokumente und Überreste von ihrem Leben. Ist schon in jedem Text über Bachs Ehefrauen viel Vermutung und Ergänzung dabei, so gibt die Quellenlage eine wissenschaftlich seriöse Biographie der Töchter erst recht nicht her, und so ist es nicht nur irgendeiner Männerfixiertheit der historischen Forschung zuzuschreiben, dass in der über Bachs Söhne, aber wenig über Bachs Töchter geschrieben wird und dass die Bücher, die es über sie gibt, dann dazu stehen, mehr Fiktion als Wissenschaft zu sein, sie wie ja auch das Buch von Carola in der Rezension als Roman bezeichnet wird.

    Von Andreas Liebert gibt es den Roman "Mein Vater, der Kantor Bach. Seine Tochter Catharina Dorothea erzählt", gewissermaßen eine Roman-Biographie von Bachs ältester Tochter, den ich in sehr, sehr guter Erinnerung habe. Ich habe ihn allerdings mit zwölf gelesen, sollte also vielleicht meine Erinnerung erst einmal auffrischen, bevor ich ihn uneingeschränkt empfehle.

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

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