Haydn: Klaviersonate Nr. 39 (Hob. XVI:24) D-dur
Joseph Haydn: Sonate für Klavier Nr. 39 (Hob. XVI:24)
Die Sonate gehört zu den sechs, die haydn 1773 geschrieben und dem Fürsten Esterházy gewidmet hat. Die Nähe zum Sturm und Drang ist noch zu spüren, nicht zuletzt im langen Durchführungsteil des ersten Satzes. Kojima ist die einzige, die die Wiederholung des Durchführungs-/Repriseteils weglässt. Der zweite Satz ist eine Arie, deren Gesangslinie vielfach verziert ist. Hier habe ich größten Probleme mit der Interpretation von Kojima, bei der der Spielfluss immer wieder ins Stocken zu geraten scheint. Im dritten Satz treibt alles voran auf einen gewaltigen tonfremden Akkordmit Fermate, nach dem sich alles in Wonne auflöst. Kojima spielt auf einem Walter-Nachbau.
Bei Schornsheim ist das Kirckman-Cembalo eine Hauptperson. Es ist doppelmanualig und den nasalen Ton des alternativen Manuals setzt Schornberg zur Gliederung der Sonate ein. Ich bin davon wenig überzeugt, es fehlt in den Noten jeder Hinweis darauf, und es scheint mehr Spektakuläres zu sein, als künstlerisch Tragendes. Nun mag das einfach Geschmacks- und Gewöhnungsfrage zu sein, mich stören weit mehr die zusätzlichen Auszierungen und kadenzierungen etwa der Fermaten. In einem reichlich verzierten und von schnellen Läufen durchzogenen Werk lösen sich so die notwendigen Haltepunkte auf. Auf der andern Seite bietet Schornstein die fließende Bewegung, die ich bei Kojima vermisste.
Hamelin spielt auf einem Steinway. Ein wunderbares Legato-Spiel vermittelt die großen Bögen und lässt die Sonate klanglich blühen. Der Wechsel von "drahtiger Zweistimmigkeit" und brillanten Toccatensequenzen (Hamelin) im ersten Satz wird überzeugend gestaltet. Das Adagio wird ein Erlebnis. Das Thema der Arie wird von Hamelin trübsinnig-zaghaft aufgefasst. Doch dann lässt es Hamelin aufblühen und es verströmt nun ergreifend bis es attaca in das Schlusspresto versinkt. Nun geht es hurtig-sportiv voran - bis zum dem Akkord, der einhalten lässt, bevor es zum Ende weiter eilt.
Bavouzet geht auf seinem Yamaha die Sonate energisch an. Sein Spiel lässt das Toccatahafte vergessen, die Nähe zu Mozart wird erfahrbar. Wunderbar, wie überlegen Bavouzet gestaltet, wie er die Pausen zum Klingen bringt, die es bei der Darbietung auf dem Cembalo nicht zu geben schien. Bei ihm scheint die Sonate zu sich selbst zu kommen, die Klangfiguren die Selbstverständlichkeit zu gewinnen, so und nicht anders aufeinander zu folgen. Den zweiten Satz fasst er als "ein wenig archaisch klingende Cantilene" auf, als ein zartes, sich immer mehr entfaltendes Adagio, das am Ende in die Tiefe steigt. Dann folgt attacca ein virtuos gespieltes Presto, in dem sich Bavouzet nichts schenkt. Immer toller wird der Wirbel bis zu dem "Orgelpunkt" in der Coda, "einem Moment von großer Intensität , in dem sämtliche Energien des musikalischen Geschehens noch einmal gebündelt werden" (Bavouzet). Das abrupte Ende folgt prompt.
Liebe Grüße Peter