Worte, die verloren gehen

  • Oh, welch ein schönes Thema!
    Auch so ein Wort: „welch“. Heutzutage sagt man „Was für ein schönes Thema“. Brrr... :thumbdown:
    Weitere Worte die ich vermisse:
    Herzeleid
    Brautnacht
    Gemach
    Blümerant
    Feilbieten vermisse ich auch ganz doll. Und Prilblumen. Und Zähren. Und „Ränke schmieden“.
    Und das gute alte „nebst“.
    Geschmeide
    Holdselig

    Hier mal ein Link:
    http://www.bedrohte-woerter.de/start.htm

    Ein Paradies ist immer da, wo einer ist, der wo aufpasst, dass kein Depp reinkommt...

  • Gestern ist mir das Wort wohlfeil begegnet, d.H. eine Japanerin wollte von mir wissen, was das bedeutet. Nun weiss ich aber selbst nicht genau, ob mit diesem schönen Begriff etwas gemeint ist, das preis-wert sprich seines Preises wert- ist oder etwas, das unter Preis verramscht wird. ?(
    Was das Herzeleid angeht- keiner kommt Wolfram von Eschenbach da gleich! Herzeloide, Repansedejoie, Conduiramours- was für eine Namensgebnung! Dass diese Sprache verloren ist, bedaure ich von Herzen!
    Ansonsten gefällt mir Minas Liste besonders gut, allerdings hab ich von meiner kölschen Omma gelernt, dass es plümerant heisst, und dass das ncihts mit Blümchen sondern dem Plumeau zu tun habe. Mir ist gerade auch, als müsse ich gleich in die weichen Pfühle (sprich Plumeau) versinken. :faint:
    :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Gestern ist mir das Wort wohlfeil begegnet, d.H. eine Japanerin wollte von mir wissen, was das bedeutet. Un weiss ich selbst nicht genau, ob mit diesem schönen Begriff
    etwas gemeint ist, das preis-wert sprich seines Preises wert- ist oder etwas das unter Preis verramscht wird. ?(

    Halt wie mit "billig"... ich würde es als preiswert im positiven Sinne verstehen (was auch eine Verramschung unter Preis einschließt, aber nicht "billig um jeden Preis"). "Wohlfeil" ist aber, wenn auch oft ironisch und metaphorisch noch ziemlich oft zu lesen.

    Zitat


    Ansonsten gefällt mir Minas Liste besonders gut, allerdings hab ich von meienr kölschen Omma gelernt, dass es plümerant heisst und dass das ncihts mit Blümchen sondern dem Plumeau zu tun habe. Mir ist, als müsse ich gleich in die weichen Pfühle (sprich Plumeau) versinken. :faint:
    :fee:

    Pfühl kenne ich nur noch von Wilhelm Busch, Erster Streich:

    Drittens aber nimmt man auch
    Ihre Federn zum Gebrauch
    In die Kissen und die Pfühle,
    Denn man liegt nicht gerne kühle.
    Seht, da ist die Witwe Bolte,
    Die das auch nicht gerne wollte.


    (Und in Baches Wiegenlied kommt es ebenfalls vor)

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Ansonsten gefällt mir Minas Liste besonders gut, allerdings hab ich von meienr kölschen Omma gelernt, dass es plümerant heisst und dass das ncihts mit Blümchen sondern dem Plumeau zu tun habe. Mir ist, als müsse ich gleich in die weichen Pfühle (sprich Plumeau) versinken. :faint:

    Laut Mitmachwörterbuch des Landschaftsverbends Rheinland kann einem sowohl blümerant als auch plümerant sein. Im Rheinland sient man manches nicht so eng.


    lg vom eifelplatz, Chris.


  • allerdings hab ich von meienr kölschen Omma gelernt, dass es plümerant heisst und dass das ncihts mit Blümchen sondern dem Plumeau zu tun habe. Mir ist, als müsse ich gleich in die weichen Pfühle (sprich Plumeau) versinken. :faint:
    :fee:

    Liebe Fee,

    da hat Deine Omma falsch vermutet. Zugrunde liegt (Kluge 1999, Röhrich, 1991) bleumourant = mattblau. Gemeint ist "mir wird blau vor den Augen" = ich fühle mich flau, unwohl.

    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Und GUT wird heutzutage so gesteigert : GUT - BESSER - OPTIMAL.

    Das heißt aber: Gut-Besser-Bass!

    mein Favorit unter den alten Wörtern ist das "wandeln", nicht etwa nur "lustwandeln", sondern auch: sinnend wandeln.
    Auf etwas sinnen, etwas nachsinnen finde ich auch sehr schön.
    Und natürlich der "Witz" in seiner alten Bedeutung, von Sinn und Geist nicht fern (je nach Wandel...)

    Gruss
    Herr Maria

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Pfühl kenne ich nur noch von Wilhelm Busch, Erster Streich:

    Drittens aber nimmt man auch
    Ihre Federn zum Gebrauch
    In die Kissen und die Pfühle,
    Denn man liegt nicht gerne kühle.
    Seht, da ist die Witwe Bolte,
    Die das auch nicht gerne wollte.

    (Und in Baches Wiegenlied kommt es ebenfalls vor)

    Ein Pfühl fällt mir noch ein:

    O gib, vom weichen Pfühle
    Träumend, ein halb Gehör
    Bei einem Saitenspiele
    Schlafe! Was willst du mehr?
    [...]

    Im Moment summt mir die Melodie von Zelters Vertonung im Kopf herum, aber es gibt wohl auch eine von Schubert?

    Und zu "blümerant" fällt mir noch der "Blümchenkaffee" ein, der aber trotz der Konnotation "flau" wohl auch nichts mit "bleumourant" zu tun hat, oder?
    Mir ist aus fernen Kindertagen jedenfalls noch die Erklärung "so flau, dass man die Blümchen auf dem Tassenboden sehen kann" in Erinnerung geblieben.

    :wink:
    Federica

  • Worte gehen nicht verloren, nur ihre Anwendung zur rechten Zeit. - Wenn ich die Möglichkeit habe, das Wort Scheiße zum richtigen Zeitpunkt setzen zu können, setzte ich es dorthin, wo es sein soll, wenn ich die Möglichkeit habe ein angeblich altes totes Wort an die "richtige" Stelle zu setzen, setze ich es und danach bleibt nur noch die Wahrnehmung des Wahrnehmenden. - All die "schönen" Worte" können überleben in den Worten derer die sie weiterhin schreiben und lesen. - Ein Werner Schwab kann so einigen lieber sein als ein Thomas Mann. Ein Rätsel vielleicht?
    -
    Ein "Fuck you" im richtigen Moment kann heute viel mehr sagen als ein Zwei-Absätze-Satz früher. - Ich schätze beides; man muß nur Herr (Herr/Frau . . . . .) der Sprache sein.

    -

    Mahlzeit.


    "Alles Syphilis, dachte Des Esseintes, und sein Auge war gebannt, festgehaftet an den entsetzlichen Tigerflecken des Caladiums. Und plötzlich hatte er die Vision einer unablässig vom Gift der vergangenen Zeiten zerfressenen Menschheit."
    Joris-Karl Huysmans

  • Bei aller Nostalgie darf man nicht vergessen, dass ein jeder Ruf nach Bewahrung von Wörtern - so nachvollziehbar und lobenswert er auch sein mag - nur ein Ruf nach einer Konservierung einer gewissen Sprache zu einem mehr oder weniger beliebig gewählten Zeitpunkt ist.

    Just my two cents.

    Wenn ich F10 auf meinem Computer drücke, schweigt er. Wie passend...

  • Ihr habt natürlich recht, dass sprache etwas lebendiges und sich veränderndes bleiben muss. Und überhaupt, wo kämen wir denn da hin, würden wir heute noch minniglich sprechen.....
    Minniglich ist übrigens auch so ein schönes Wort.
    Bei "bleu mourant" denk ich eher an Michel aus Lönneberga und die blau angemalte Ida und die Krösa Maja, die schreckensbleich über Land rennt und nach dem Anblick dieses todbringenden blau verkündet, der Typus sei in Lönneberga ausgebrochen. :o:

    Lieber Ritter, Ich finde es trotzdem logischer, dass plümerant mit Plumeau zu tun haben soll, der gesunde kölsche Menschenverstand muss einem das schon sagen. :rolleyes: Wenn mir plümerant ist, brauch ich doch so schnell wie möglich ein Plumeau, um wenigstens weich zu fallen. Und blau werd ich dabei auch nicht, eher rot oder weiss. :faint: Aber unser plümeranter smilie ist auch bleu mourant....... 8|

    Hier heisst die Steigerung von plümerant = :faint: übrigens "tomber dans les pommes" (in die Äpfel fallen). Was das nun bedeuten soll, ist für mein deutsches Gemüt schwer einsichtig.
    Einen un-plümeranten Tag wünscht euch Allen :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Liebe Fairy Queen,

    manchmal erscheint einem eine volksetymologische Bedeutung einleuchtender. Das geschieht umso mehr, weil einem der "Einstiegspunkt" und die Einstiegsmotivation, die zu dem Gebrauch eines neuen Wortes führten, inzwischen unbekannt sind. Aus dem Lexikonartikel von Küpper kann ich schließen, dass "bleu mourant" um 1800 ins deutsche Sprachgut eingewandert ist. Die Frage für mich wäre, welche es um diese Zeit im Französischen gehabt hat. Ich vermute, dass sich mit dem Fremdwort auch die aktuelle (vielleicht Mode-)Bedeutung verband, die es in der Ausgangssprache hatte. Im Schriftlichen war auf jeden Fall der erste Buchstabe ein "b" - die rheinische Verhärtung des "b" zu "p" darf nicht zu falschen Rückschlüssen führen. Im Französischen unterscheidet man genau zwischen /b/ und /p/, womit ich als Rheinländer meine Probleme habe. Hier nun der Artikel von Küpper

    blüme'rant adj adv

    1. schwach. Fußt auf franz »bleu-mourant = mattblau« und ist durch »Blume« oder »verblümt« u. ä. entstellt. Aus der Bedeutung »bleichblau« ergibt sich »kränkelnd«. 1800 ff.

    2. ihm ist blümerant zu Mute = ihm ist nicht wohl; er hat böse Befürchtungen. 1800 ff.

    3. blümerant um die Rosette sein = ängstlich sein. Rosette. Sold 1939 ff.
    [Wörterbuch: blümerant. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, S. 4290
    (vgl. Küpper-WddU, S. 117) (c) Marianne Küpper
    http://www.digitale-bibliothek.de/band36.htm ]

    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Zitat

    2. ihm ist blümerant zu Mute = ihm ist nicht wohl; er hat böse Befürchtungen. 1800 ff.


    Lieber Peter,
    so kenne ich das Wort aus dem Rheinland, mit p geschrieben. eigenartig, sonderbar, nicht gut...
    Liebe Grüße

    viele Grüße von musica

  • Hui, soviele Diskussionen um das blüme(öder plüme)rant!
    Ich verwende es in der Bedeutung von „ein ungutes Gefühl haben“ „ängstlich sein“.
    Mein Mann sagt schon mal ihm sei „blümerant“ wenn er zuviel Bier getrunken und dazu zu viele Chips gegessen hat.
    Dann ist allerdings Fairys Ruf nach dem Plumeau durchaus berechtigt.

    OT an
    Nicht nur schöne alte Worte geraten aus der Mode, sondern offenbar auch schöne alte Gebräuche. Habe gerade folgende Kleinanzeige gelesen:

    Zitat

    Heiratswütige aufgepasst
    Habe noch mein Ringkissen, Brautbeutel, Haarschmuck (Perlen und Blumen), Handschuhe und 10 Antennenschleifen alles in reinweiß abzugeben. Komplett oder auch einzeln Preis VB

    Was ist eigentlich aus der schönen alten Tradition geworden, solche Dinge aufzubewahren?
    In einer dunklen Ecke im Kleiderschrank, oder in einer alten Holztruhe und sie ab und zu rauszuholen und anzuschauen?
    Ich habe meinen Brautschleier noch und werde ihn ganz sicher nicht verhökern. Schon gar nicht „VB“.

    Da ist mir ja die Heldin eines Courths-Mahler Romans lieber: die wirft ihren Schleier ins Feuer als sie erkennt daß ihr Ehemann ein Mistkerl ist. Auch eine sinnvolle Verwendung, und allein dafür sollte man ihn behalten. Es kann ja sein, daß man mal in die Verlegenheit kommt... :pfeif: :angel:
    IN HCM-Romanen findet man auch noch Redewendungen wie „Ich fahre NACH DER Stadt“, und es zuckt „wie Wetterleuchten“ im Gesicht des Helden. :mlol:
    Nicht daß ich DAS jetzt vermissen würde...

    Ein Paradies ist immer da, wo einer ist, der wo aufpasst, dass kein Depp reinkommt...

  • Mal was aus der Modebranche, das Wort Mannequin wid heute kaum noch benutzt, heute sagt man Model.

    Model wir heute auch kaum noch benutzt, man sagt Topmodel.
    Ebenso gibt es heute kaum noch Stars, nur noch Superstars.

    In der Wirtschaft nennt man dieses Phänomen Inflation...

    Khampan

  • Ich bin heute iwie piefig drauf und wende mal ein, dass einige Beiträge eher einem subjektiven, in meinen Augen nicht unberechtigten, Kritikwillen an Missständen entspringen.

    Mit Wörtern, die wirklich obsolet geworden sind, wie etwa Bandsalat oder Dauerlauf, hat das aber weniger zu tun. Das Wort "Stars" liest und hört man überall, im Gegenteil - das Wort "Superstar" ist deutlich seltener zu vernehmen.

    Ich fänds spannend, wenn hier wirklich noch Worte zusammengetragen würden, die WIRKLICH nirgends bs allernirgendst mehr zu lesen sind, die aber vor 10,20, max. 30 Jahren durchaus noch geläufig waren.

    Wie isn des mit Mannequin? War das nicht neben dem Begriff Model ne Zeit lang in Verwendung? Ich bilde mir ein, dass Mannequin eher negativ konnotiert war.


    :wink:
    Wulf

    "Gar nichts erlebt. Auch schön." (Mozart, Tagebuch 13. Juli 1770)

  • Ich brauchte gerade mehrere Minuten, um zu kapieren, was ein "Ringkissen" ist (ich dachte, ein ringförmiges Kissen und konnte den Zusammenhang nicht herstellen, es hätte ja irgendwas zum Auspolstern von Kleid oder Schleppe sein können...)

    Zitat


    IN HCM-Romanen findet man auch noch Redewendungen wie „Ich fahre NACH DER Stadt“

    Diese seltsame Verwendung der Präposition "nach" ist mir schon als Kind bei Karl May aufgefallen. War das eine regionale Variante? Oder tatsächlich mal sogar gebräuchlicher? Es hört sich für mich ziemlich falsch an.
    Warum heißt es noch immer "ich fahre nach Berlin" aber "ich fahre in die Stadt (Berlin)"? Hängt das irgendwie vom Artikel ab? "nach Kurdistan" "ins wilde Kurdistan" "nach Istanbul" "in die Türkei"

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Ich bin heute iwie piefig drauf und wende mal ein, dass einige Beiträge eher einem subjektiven, in meinen Augen nicht unberechtigten, Kritikwillen an Missständen entspringen.

    Mit Wörtern, die wirklich obsolet geworden sind, wie etwa Bandsalat oder Dauerlauf, hat das aber weniger zu tun.

    Lies mal in ein Laufforum o.ä. hinein. Dauerlauf ist keineswegs obsolet. Aber es ist teilweise ein terminus technicus geworden ("lockerer Dauerlauf", "Tempo-Dauerlauf"), nicht mehr eine generelle Bezeichnung für Laufen/Joggen. (Bedeutungsverengung ist natürlich altbekannt in der Entwicklung von Sprachen)

    Zitat


    Wie isn des mit Mannequin? War das nicht neben dem Begriff Model ne Zeit lang in Verwendung? Ich bilde mir ein, dass Mannequin eher negativ konnotiert war.

    Meiner Erinnerung nach war es eine neutrale Berufsbezeichnung. Mode war eben auch sprachlich noch französisch dominiert, bis dann irgendwann das Englische, unabhängig vom Kompetenzbereich beinahe alles zu dominieren begann.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

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