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Norringtons HIP-Aufnahme erscheint mir dynamisch häufig zu vorsichtig bzw. zu undifferenziert - f und ff werden z.B. nicht wirklich unterschiedlich dargestellt. Vor allem ist sie rhythmisch und agogisch manchmal sehr starr, selbst in der Partitur eindeutig vorgeschriebene agogische Effekte wie das stringendo in der Einleitung zum IV. Satz werden nur halbherzig ausgeführt, was sehr schade ist. Hier und da schlägt auch Norringtons Neigung, stur die Eins zu akzentuieren, äußerst störend durch - meist da, wo Brahms rhythmisch "gegen den Strich" notiert, was er häufig tut.
Einige interessante stereophone Wirkungen werden durch die "deutsche" Sitzordnung, in der die 1. und 2. Violinen sich links und rechts gegenübersitzen, erzielt, vor allem im IV. Satz. Ebenfalls im IV. Satz, nämlich in der "Choral"-Passage, fällt mir eine interessante klangliche Wirkung auf, die offenbar durch das verwendete "historische" Blasinstrumentarium bedingt ist - sind es die Fagotte oder die Posaunen, die da so anders als gewohnt, leicht schnarrend, klingen?
Insgesamt aber ist das, vor allem durch ihre agogische Sturheit, eine sehr sehr langweilige Aufnahme.
Die Zeiten:
I. 14'56'' (mit Wh.)
II. 8'03''
III. 4'27''
IV. 15'36''

Das ist schon ziemlich absurd, dass Furtwängler offenbar nicht in der Lage war, einen Unisono-Schlag im Orchester zu koordinieren. Dass etwa das eminent wichtige fortissimo-C, mit dem der Hauptsatz des I. Satzes nach der langsamen Einleitung beginnt, als orchestrales Trommelfeuer daherkommt (und es gibt noch mehr solcher Momente, wenn auch keine an so exponierter Stelle), das ist doch eigentlich gar nicht akzeptabel. Auch sonst ist das in Hinblick auf das Rhythmische keine besonders gelungene Aufnahme. Furtwängler versucht einige recht interessante rubati, aber auch hier gilt: wenn der Rhythmus ständig ins Schwimmen gerät, verliert auch ein an sich richtig und klug gedachtes rubato seinen Sinn. - Die Wiederholung der Exposition im I. Satz lässt Furtwängler aus.
I. 14'29'' (ohne Wh.)
II. 10'22''
III. 5'07''
IV. 16'51''

(Bei mir aus der Sony-Bernstein-Symphonien-Box)
Eine ziemlich beeindruckende Aufnahme von großer dramatischer Wirkung. Wie so häufig bei Bernstein gibt es ziemlich eindrucksvolle Tempo- und Dynamikmodifikationen zu bewundern. Häufig empfinde ich bei Bernstein solche rubati aber als extrem exzentrisch, als maßlos übertrieben, als nahezu kitschig - hier und da in seiner New Yorker Aufnahme der Schumann-Symphonien beispielsweise. In Brahms Erster scheint mir das jedoch alles Sinn zu machen: das plötzliche ritardando im Seitensatz des I. Satzes, der riesige crescendo-Bogen in der Durchführung kurz vor der Reprise (so ein ein sehrendes Ziehen ab T. 294), die sind schon sehr toll. Leider lässt er die Coda des I. Satzes nicht wie vorgeschrieben piano musizieren, was dieser Stelle erheblich die Wirkung nimmt - unverständlich in einer Interpretation, die so sehr auf Wirkung bedacht ist...
Im IV. Satz hörte ich bei Bernstein erstmals, was ich schon ahnte: wie sehr die (von den Hörnern kräftig und entschieden gespielte) Alphorn-Passage bereits auf Mahler vorausweist. Die Gegensätze dieses so dramatischen Satzes sind überhaupt großartig herausgearbeitet. Gegen Ende ist ein wunderbares accellerando auf das "più allegro" hin zu hören, direkt darauf wieder ein perfektes ritardando vor dem letzten Auftritt des "Chorals" - das steht so nicht in der Partitur verzeichnet, macht aber absolut Sinn. - Die Wiederholung der Exposition im I. Satz lässt Bernstein leider ebenfalls aus.
I. 12'59'' (ohne Wh.)
II. 9'31''
III. 5'16''
IV. 16'20''
Grüße
vom Don
Norringtons HIP-Aufnahme erscheint mir dynamisch häufig zu vorsichtig bzw. zu undifferenziert - f und ff werden z.B. nicht wirklich unterschiedlich dargestellt. Vor allem ist sie rhythmisch und agogisch manchmal sehr starr, selbst in der Partitur eindeutig vorgeschriebene agogische Effekte wie das stringendo in der Einleitung zum IV. Satz werden nur halbherzig ausgeführt, was sehr schade ist. Hier und da schlägt auch Norringtons Neigung, stur die Eins zu akzentuieren, äußerst störend durch - meist da, wo Brahms rhythmisch "gegen den Strich" notiert, was er häufig tut.
Einige interessante stereophone Wirkungen werden durch die "deutsche" Sitzordnung, in der die 1. und 2. Violinen sich links und rechts gegenübersitzen, erzielt, vor allem im IV. Satz. Ebenfalls im IV. Satz, nämlich in der "Choral"-Passage, fällt mir eine interessante klangliche Wirkung auf, die offenbar durch das verwendete "historische" Blasinstrumentarium bedingt ist - sind es die Fagotte oder die Posaunen, die da so anders als gewohnt, leicht schnarrend, klingen?
Insgesamt aber ist das, vor allem durch ihre agogische Sturheit, eine sehr sehr langweilige Aufnahme.
Die Zeiten:
I. 14'56'' (mit Wh.)
II. 8'03''
III. 4'27''
IV. 15'36''

Das ist schon ziemlich absurd, dass Furtwängler offenbar nicht in der Lage war, einen Unisono-Schlag im Orchester zu koordinieren. Dass etwa das eminent wichtige fortissimo-C, mit dem der Hauptsatz des I. Satzes nach der langsamen Einleitung beginnt, als orchestrales Trommelfeuer daherkommt (und es gibt noch mehr solcher Momente, wenn auch keine an so exponierter Stelle), das ist doch eigentlich gar nicht akzeptabel. Auch sonst ist das in Hinblick auf das Rhythmische keine besonders gelungene Aufnahme. Furtwängler versucht einige recht interessante rubati, aber auch hier gilt: wenn der Rhythmus ständig ins Schwimmen gerät, verliert auch ein an sich richtig und klug gedachtes rubato seinen Sinn. - Die Wiederholung der Exposition im I. Satz lässt Furtwängler aus.
I. 14'29'' (ohne Wh.)
II. 10'22''
III. 5'07''
IV. 16'51''

(Bei mir aus der Sony-Bernstein-Symphonien-Box)
Eine ziemlich beeindruckende Aufnahme von großer dramatischer Wirkung. Wie so häufig bei Bernstein gibt es ziemlich eindrucksvolle Tempo- und Dynamikmodifikationen zu bewundern. Häufig empfinde ich bei Bernstein solche rubati aber als extrem exzentrisch, als maßlos übertrieben, als nahezu kitschig - hier und da in seiner New Yorker Aufnahme der Schumann-Symphonien beispielsweise. In Brahms Erster scheint mir das jedoch alles Sinn zu machen: das plötzliche ritardando im Seitensatz des I. Satzes, der riesige crescendo-Bogen in der Durchführung kurz vor der Reprise (so ein ein sehrendes Ziehen ab T. 294), die sind schon sehr toll. Leider lässt er die Coda des I. Satzes nicht wie vorgeschrieben piano musizieren, was dieser Stelle erheblich die Wirkung nimmt - unverständlich in einer Interpretation, die so sehr auf Wirkung bedacht ist...
Im IV. Satz hörte ich bei Bernstein erstmals, was ich schon ahnte: wie sehr die (von den Hörnern kräftig und entschieden gespielte) Alphorn-Passage bereits auf Mahler vorausweist. Die Gegensätze dieses so dramatischen Satzes sind überhaupt großartig herausgearbeitet. Gegen Ende ist ein wunderbares accellerando auf das "più allegro" hin zu hören, direkt darauf wieder ein perfektes ritardando vor dem letzten Auftritt des "Chorals" - das steht so nicht in der Partitur verzeichnet, macht aber absolut Sinn. - Die Wiederholung der Exposition im I. Satz lässt Bernstein leider ebenfalls aus.
I. 12'59'' (ohne Wh.)
II. 9'31''
III. 5'16''
IV. 16'20''
Grüße
vom Don