Jazz mit Laser und Nadel: Gerade goutiert

  • Echt? Findest Du dieses Stück so schlecht?

    Nein, Du hast das falsch verstanden. Es ist ungewöhnlich, den ganzen Abend nur Stücke von Erfolgs-Platten zu spielen, die man sonst nicht spielt. Das hat selten etwas mit der Qualität zu tun, sondern mit dem Bekanntheitsgrad der Stücke.

    Ein Beispiel gefällig, damit es ersichtlicher ist. Jeder kennt "Caravan" aus dem Ellington-Book, was Juan Tizol quasi über Nacht berühmt gemacht hat, aber keine Socke kennt mehr den Nachfolger dieses Stückes, "Pyramid", dass Tizol 1938 geschrieben hat. Das Stück wurde auch eingespielt, aber heute ist es im Grunde kaum bekannt. Auch dieses Stück spielten wir an dem Abend.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Ah, okay - verstehe!

    Bei mir schließt sich jetzt der Ellington-Tag mit diesem Blue Note-Album:

    Duke Ellington - p
    Charles Mingus - b
    Max Roach - dr

    rec. 17.9.1962

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Tolles Album !!! Mit der meiner bescheidenen Meinung nach mit besten Fassung von Caravan. So habe ich den Duke nie wieder spielen hören. Was ein Feurwerk auch Max Roach am Drumset.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Mit der meiner bescheidenen Meinung nach mit besten Fassung von Caravan. So habe ich den Duke nie wieder spielen hören. Was ein Feurwerk auch Max Roach am Drumset.

    Absolut Deiner Meinung. "Caravan" ist ein Highlight dieses Albums, mit einem sensationell aufgelegten Duke.

    Du hast uns ja das Album "Piano in the Background" empfohlen. Was hältst Du eigentlich von dem - ersichtlich auf diesen Albumtitel bezugnehmenden - Trioalbum "Piano in the Foreground"? Lohnend?

    Bei mir läuft heute mittag

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Was hältst Du eigentlich von dem - ersichtlich auf diesen Albumtitel bezugnehmenden - Album "Piano in the "Foreground"? Lohnend?

    Ich muss zugeben, dass ich DIESES Album nicht besitze oder kenne. Allerdings kenne ich das frühere Album aus dem Jahre 1953 mit Wendell Marshall am Bass und "Butch" Ballard am Schlagzeug. Hier kann man quasi hören, wie er die Stimmen spielte, die eigentlich die einzelnen Instrumentengruppen seiner Bigband spielen würden, wenn er es denn für die Bigband arrangieren würde. Auch das muss man erst mal können.

    Sein Album mit Aaron Bell am Bass - den ich übrigens für einen der besten Bassisten überhaupt halte - und Sam Woodyard am Schlagzeug, wurde von Hans Ruland in seinem Buch über den Duke doch sehr gelobt. U.a. auch, weil viele Stücke anschließend nie wieder gespielt wurden, obwohl sie es wert gewesen wären. Auch spielt der Duke ein "Summertime", was wohl recht modern und von ihm auch neu gestaltet worden ist. Also ein Schlachtross mit neuem Jockey.....

    Das Album ist komplett auf Youtube zu hören :

    https://www.youtube.com/watch?v=wVa_DQ-d0T4

    Ich werde es mir mal anhören. Der Bruckner ist gerade zuende hier bei mir....

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Cindy Blackman: Code Red

    Das Album ist komplett auf Youtube zu hören

    Ah, sehr gut! Danke für den Hinweis, lieber Maurice!!

    Bei mir trommelt jetzt Frau Blackman-Santana, damals nur Blackman, auf ihrem Art Blakey gewidmeten Muse Records-Album "Code Red" (Cover nicht einbindbar):
    https://www.amazon.de/Code-Red-Cindy…065637&sr=1-13&

    Cindy Blackman - dr
    Wallace Roney - tp
    Steve Coleman - as
    Kenny Barron - p
    Lonnie Plaxico - b

    rec. in N.Y.C. 19.10.1990

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Eigentlich suchte ich ein anderes Cover, aber das funktioniert bei Amazon mal wieder nicht und bei JPC wird diese CD gar nicht angeboten.

    Es geht um einen Gershwin-Abend bei dem Michael Tilson Thomas das Los Angeles Philharmonic Orchestra dirigierte, aber v.a. um Sarah Vaughan als Solistin.


    Vor Jahrzehnten (1982) hörte ich zum ersten Mal Ausschnitte aus dem Programm im Radio und es dauerte dann noch mal gut 20 Jahre, bis ich die CD mit dem vollständigen Konzert endlich in London ergattern konnte. Und seitdem hat sie mich nie wieder losgelassen.

    Das liegt natürlich einmal an Gershwin, den ich sehr liebe und´verehre und dann natürlich an Sarah Vaughan, für die das genauso gilt. Aber es ist in diesem Fall die spezielle geradezu opernhafte Ausführung von Vaughan und Tilson Thomas.

    An sich finde ich es in der Regel fürchterlich, wenn sich Opernsänger an Jazz, Gospel oder Easy Listening versuchen. Meistens übertreiben sie es und die Songs werden mit einer stimmlichen Schwere belegt, die ich unerträglich finde. Umgekehrt finde ich die Versuche von Künstlern aus diesem Bereich (z.B. Streisand und Schubert) eigentlich nur peinlich. Nun ist aber Gershwin jemand, der immer wieder auf diesem Grat zwischen Klassik, Jazz und anderen Bereichen wandelte. Und hier, finde ich, hat er mit Sarah Vaughan genau die Künstlerin bekommen, die diese Gratwanderung auch hinbekam.

    Sie selber hat sich ja nie als reine Jazz-Sängerin verstanden und so empfinde ich auch in diesem Konzert manche Nummer (v.a. 'The Man I Love') schon quasi, von der Anlage her, als große Arien mit z.B. Rezitativ, Arie und Cabaletta. Und Gershwin verträgt das. Man muss es nur können. Und Sarah Vaughan zusammen mit Michael Tilson Thomas können es. Für mich ist es reiner Jazz und gleichzeitig große Oper und zudem bester Gershwin. Was will man mehr? Oder jedenfalls, was will ich mehr?

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • An sich finde ich es in der Regel fürchterlich, wenn sich Opernsänger an Jazz, Gospel oder Easy Listening versuchen. Meistens übertreiben sie es und die Songs werden mit einer stimmlichen Schwere belegt, die ich unerträglich finde. Umgekehrt finde ich die Versuche von Künstlern aus diesem Bereich (z.B. Streisand und Schubert) eigentlich nur peinlich. Nun ist aber Gershwin jemand, der immer wieder auf diesem Grat zwischen Klassik, Jazz und anderen Bereichen wandelte. Und hier, finde ich, hat er mit Sarah Vaughan genau die Künstlerin bekommen, die diese Gratwanderung auch hinbekam.

    Im Gegensatz zu vermeintlichen Klassik-Stars, die sich im "Jazz" versuchen (es ist nicht mehr als das, und oftmals ist es grausam schlecht), hat Sarah Vaughan zwei entscheidende Punkte, warum SIE dafür weitaus besser geeignet ist:

    1. Sie hatte eine Stimme plus Tonumfang, der dem einer Opernsängerin in nichts nachsteht (die Ellington-Sängerin Kay Davis hatte ein ähnliches Problem, aber sie hatte auch ein angeschlossenes Klassik-Studium als Opernsängerin abgeschlossen. Ihr fehlte aber auch das Jazz-Feeling, letzten Endes).

    2. Sie hatte eben genau DAS Jazz-Feeling, was den Sängern der Klassik oftmals fehlt.

    George Gershwin ist daher ein Komponist, der in der Tat mit einem Bein im Jazz und mit dem anderen Bein in der Klassik steht.

    Ich empfehle Dir mal die Gershwin-Aufnahmen mit Wayne Marshall am Klavier. Er konnte das als "Klassiker" auch fantastisch. Weitaus besser, als es viele andere Pianisten versucht haben. Der Jazz-Pianist Marcus Roberts war ach so ein Kandidat gewesen.

    Das andere Abum finde ich leider nicht gerade.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Diese Aufnahme gibt es einzeln in dieser Version:

    (AD: 01. - 02. Februar 1982, Dorothy Chandler Pavilion, Los Angeles, live)

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Ich empfehle Dir mal die Gershwin-Aufnahmen mit Wayne Marshall am Klavier. Er konnte das als "Klassiker" auch fantastisch.

    Kenne ich. Tolle Aufnahme. Mir geht es nur speziell um Gesangskünstler. Und da unterschreibe ich jedes Wort, was du vorher geschrieben hast. Nur bei Jessye Norman fand ich es übrigens, dass sie durchaus auch Gospel singen konnte. Aber vielleicht war das auch dem Live-Erlebnis geschuldet.

    Diese Aufnahme gibt es einzeln in dieser Version:

    Genau diese meine ich. Wieso klappt das Posting bei mir nicht? :)

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Hier eher Kommerzielles.

    Pat Metheny: Day Trip/Tokyo Day Trip

    Pat Metheny, guitars
    Christian McBride, bass
    Antonio Sanchez, drums


    Gruß

    MB


    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Vor einem Jahr ist der wunderbare Geiger Didier Lockwood unerwartet gestorben.

    Deshalb sein letztes Album:

    mit
    Antonio Faraò, Piano
    André Ceccarelli, Schlagzeug
    Daryl Hall, Bass

    sowie
    Patricia Petibon, Gesang

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • Derzeit bei mir viel Paul Motian. Aktuell „Dance“ (1977) mit Charles Brackeen (ss/ts), David Izenzo (b) und naklar Paul Motian (dr). Aus diesem tollen Böxelchen:

    Ich mag diesen Stoff ungemein gern! :jaja1:

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Gerade habe ich die zweite Hälfte der abgebildeten CD gehört. Duke Ellington und sein Orchester von Juni 1926 bis April 1930, also noch in der Anfangszeit. Wunderbar, wenn Bubber Miley (tp) und Joe Nanton (tb) sich growlmäßig solistisch ergänzen und dann Otto Hardwick (sax) butterweich langgezogen weitermacht.

    Uwe

    Wenn alle ein klein wenig verrückter wären, dann wäre die Welt nicht so durchgedreht.

  • Gerade habe ich die zweite Hälfte der abgebildeten CD gehört. Duke Ellington und sein Orchester von Juni 1926 bis April 1930, also noch in der Anfangszeit. Wunderbar, wenn Bubber Miley (tp) und Joe Nanton (tb) sich growlmäßig solistisch ergänzen und dann Otto Hardwick (sax) butterweich langgezogen weitermacht.

    Wobei Miley hin und wieder durch Kollegen wie Jabbo Smith, auch Arthur Whtesol oder Louis Metcalf vertreten wurde, wenn er mal wieder zu besoffen war um zu spielen. Bei der "Black and Tan Fantasy" z.B. , gab es innerhalb kurzer Zeit drei verschiedene Einspielungen bei drei verschiedenen Labels, und nur einmal war Miley der Solist. Ich kenne jetzt nicht die Stücke und Aufnahmedaten der CD, daher kann ich nur allgemein schreiben.

    Auch ist es möglich, dass Charlie Irvis an der Posaune VOR Nanton einen ähnlichen Stil auch solistisch präsentiert hat. Er hat bereits vor Nanton ebenfalls die Wah-Wah-Effekte verwendet auf seinem Instrument.

    Bei Otto Hardwicke ist interessant zu wissen, dass er doch viel an Johnny Hodges weitergegeben hat, was den "singenden" Ton angeht. Hardwicke war meiner Meinung nach NOCH sentimentaler in der Wahl seines Tones und Phrasierung.

    Die Zeit von Ellington von 1925-1931 war aber sehr sehr interessant gewesen. Viele tolle Stücke, einige davon wurden später nie wieder gespielt.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Weiter daraus:

    Paul Motian: Le Voyage (1979)
    Charles Brackeen (ss/ts), J. F. Jenny-Clark (b), Paul Motian (dr/perc)

    :)

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Und noch weiter daraus:

    Paul Motian: Psalm (1981)
    Joe Lovano (ts), Billy Drewes (ts/as), Bill Frisell (g), Ed Schuller (b), Paul Motian (dr/perc)

    „Psalm“ war das erste Album von Motian, das ich gekauft und kennen gelernt habe. Das war so Mitte der 1980er. Damals hat mich diese Platte erstmal einigermaßen verstört - und dann nach und nach immer wieder völlig weggeblasen, umgehauen. Das ist bis heute so geblieben. Tolle Scheibe. Vielleicht die beste, die Motian bei ECM gemacht hat - und das würde schon was meinen, oder?

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Zum Abendeinstieg die letzte Scheibe aus der Box, die mich die letzten Tage begleitet hat:

    Paul Motian: It should've happened a long time ago (1984)
    Joe Lovano (ts), Bill Frisell (g, g-synth), Paul Motian (dr/perc)

    Streckenweise etwas anstrengend in den (wenigen) up-tempo-Nummern. Insgesamt aber wieder sehr hörenswert. Und die hier eingespielte Version von Conception Vessel ist absolut betörend!

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Heute abend mal was ganz anderes:

    Keith Jarrett: Fort Yawuh (1973)
    Keith Jarrett (p, ss), Dewey Redman (ts, cl, maracas, chinese musette), Charlie Haden (b), Paul Motian (dr, perc), Danny Johnson (perc)

    Eigentlich eine echt gute Platte. Mich stört nur - wie bei allen Platten von Jarrett - Jarretts ausgestellt virtuoses Klaviergeklimper. Aber Redman ist eine Wucht! Ebenso wie Haden und Motian.

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Mit mir redet hier niemand, also rede ich mit mir selbst. :P Ich höre jetzt was hiervon:

    The Paul Bley Quartet, Stereo Sound Studios NY, 25.05.1964
    Paul Bley (p), Pharoah Sanders (ts), David Izenzon (b), Paul Motian (dr)

    Ziemlich klasse und teils wirklich sehr (aber)witziges Zeugs. Macht sehr viel Spaß!

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!