Jazz mit Laser und Nadel: Gerade goutiert

  • Da ich Pharoah Sanders in seinen Impulse! - Jahren immer ziemlich hochgehalten, aber lang nicht mehr gehört habe schmiß ich gestern Abend diese ein:

    War ernüchternd. Wohl die Lusche in einer Reihe großer Alben, oder trügt mich meine Erinnerung so sehr? Werde ich demnächst überprüfen...


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Da ich Pharoah Sanders in seinen Impulse! - Jahren immer ziemlich hochgehalten, aber lang nicht mehr gehört habe schmiß ich gestern Abend diese ein:

    War ernüchternd. Wohl die Lusche in einer Reihe großer Alben, oder trügt mich meine Erinnerung so sehr? Werde ich demnächst überprüfen...


    :)

    Ach, findest Du? Ist sicher nicht die beste Platte aus Sanders’ Impulse!-Phase, aber es geht schon noch etwas schlimmer (“Wisdom through Music”)...

    Ich höre die letzten Tage viel Donald Byrd. Darunter meist (sehr) gutes (“Cat Walk”, “Royal Flush”...), manch ziemlich banales (wie die Alben “Mustang!” und “Slow Drag”) und dann auch sehr geniales - wie diese hier:

    Donald Byrd: Free Form (1961)
    Donald Byrd (tp), Wayne Shorter (ts), Herbie Hancock (p), Butch Warren (b), Billy Higgins (dr)

    Was den Ton angeht, ist Byrd wahrscheinlich mein Lieblingstrompeter. Und diese Scheibe ist riiiiiiichtig toll!

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Ich gehe mit Coltrane in den Feierabend. Zu Unrecht ziemlich unbekannt wenn ich das richtig sehe ist diese

    Das klassische Quartett schon ziemlich far out aber noch nicht wirklich Free im Sommer '65. Für Liebhaber des 50er Jahre Sheet of Sounds Papstes ist dies zu viel, für Fans des ganz freien Coltrane mit Sanders und Rashied Ali noch zu gebunden. Also genau meines :D und in der "hymnischen Intensität" mit privatreligiös/spiritueller Färbung der berühmten Love Supreme noch ein Stück überlegen...

    Großartige Aufnahme, das, komischerweise erst posthum rausgekommen. Eine meiner 3-5 Lieblingsaufnahmen in dem unübersehbaren, alles überflutenden Meer seiner Veröffentlichungen.


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Byrd war sehr clever und wandlungsfähig. Ich kann nicht sagen, dass mich sein Ton jetzt völlig vom Hocker gerissen hat. Da würde ich andere Kollegen bevorzugen. Doch das ist Geschmacksache. Es ist eh recht schwer, den Trompetern der 1950-er Jahre (vor allem NACH Clifford Browns Tod) eine wirklich eigene Tonsprache zu geben. Das klingt mir oftmals zu sehr nach Brownie oder Miles. Außerhalb dieser beiden Giganten muss man schon suchen.

    Ich gebe gerne mal ein paar Beispiele: Kenny Dorham, Red Rodney und Benny Bailey waren schon in den späten 1940-er Jahren unterwegs, sie haben noch den direkten Einfluss von Dizzy Gillespie und Fats Navarro (Dorham und Navarro spielten bei Lionel Hampton sogar ganz kurz zusammen noch, wenn ich das richtig im Kopf habe), Benny Bailey wurde deren Nachfolger 1949 im gleichen Orchester, Rodney begann bereits 1945 bei Gene Krupa, stand noch unter dem Einfluss von Harry James (!!) und Roy Eldridge, dann Dizzy Gillespie.

    Ebenfalls in den 1940-er Jahren waren bereits Howard McGhee (1918 geboren, damit eigentlich relativ alt schon, als er wirklich bekannt geworden ist), Pete Candoli, Shorty Rogers (der an der Westküste den Sound von Miles Davis' "Birth of the Cool-Band" und auch dem Gerry Mulligan-Quartett populär machte), Conte Candoli (der ebenfalls zwischen Bop und Cool stand), Joe Newman (1922 geboren) und eben Clark Terry (1920 geboren). Terry fand zu einer unglaublich feinen, boppigen Spielart , dazu aber auch noch Eigenschaften der Swing-Ära mit einbeziehend, gepaart mit dem vielleicht schönsten Ton der damaligen Generation (dazu wurde er einer der ersten richtigen Flügelhorn-Solisten, noch vor Art Farmer, etwa zeitgleich mit Shorty Rogers).

    In den 1950-ern tauchten Art Farmer (seine ersten Einspielungen mit der Roy PorterBigband - mit einem jungen Eric Dolphy am Atsax übrigens) , Clifford Brown, Blue Mitchell und Johnny Coles (der eine gewisse Nähe zu Davis hatte tonlich, doch irgendwie stilistisch "boppiger" agierte), dann kamen Chet Baker (der auf der einen Seite Miles sehr nahe stand, aber doch sehr eigen war) und Leute wie Joe Gordon, Lee Morgan oder Donald Byrd, Leo Smith u.a. auf.

    Das mal zum Thema 2trompetenton".......

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Wo wir gerade bei Trompetern sind :D 8)


    Kann für mich ja nur einen geben...

    Diese DoppelCD versammelt Aufnahmen aus Mitte der 70er von den Alben "Rope A Dope", "Hello Dolly" und "Bugle Boy Bop" (alle so 74,75).

    Stilistisch: alles im Schnitt weder so free wie's Art Ensemble (manchmal schon), auch nicht so kommerziell wie seine Brass Fantasy, häufig auch humorvoll, zum großen Teil mit ner Menge anderer Bläser (John Stubblefield sax, Julius Hemphill as, Joseph Bowie tb, Don Moye vom AEoC oft an den Drums, etcpp).

    Ziemlicher Gemischtwarenladen aber alles inspiriertes Zeug.

    Da die CD falsch einsortiert war hier ist es auch eine schöne Überraschung sie wieder mal rausgezogen zu haben :D ich hatte halb vergessen sie zu haben...


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Zum Ausklang was Ruhiges.

    Oscar der Große, hach. (hier schon mit einer schlaganfallbedingt nur noch rudimentären linken Hand. Aber welch Musik, welch Esprit, welch traumwandlerische Sicherheit, immer voll auf den Punkt...)


    Gute Nacht

    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Senri Kawaguchi: A la mode (2013)

    In diesem Posting
    Jazz mit Laser und Nadel: Gerade goutiert
    habe ich bereits die japanische Schlagzeugerin Senri Kawaguchi vorgestellt, die für mich mit weitem Abstand das größte Talent im Jazz ist, auf das ich in den letzten Jahren aufmerksam geworden bin. Vielleicht wächst hier eine der größten Jazzerinnen aller Zeiten heran.

    Bisher kannte ich von ihr nur ihre YouTube-Videos, aber nun liegen mir endlich, nach einer Lieferdauer von fast vier Wochen, die ersten aus Japan bestellten CDs vor.

    Heute abend höre ich ihren Erstling, den sie mit 15 (!!) Jahren eingespielt hat:

    Ein Fusion-Album, was mich als eher konservativem Jazzliebhaber, für den Bill Evans (Klavier) weitaus mehr bedeutet als Bill Evans (Saxofon), nicht per se vom Hocker haut. Senris Schlagzeugarbeit ist jedoch sensationell. Und wenn man ihr Alter bei Einspielung dieses Albums bedenkt, fast schon ein Wunder.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Das mal zum Thema "trompetenton".......

    Danke, lieber Maurice, für Deine Ausführungen! :)

    Natürlich hab ich nicht annähernd Deine Kenne hinsichtlich der Trötenteufel und der Entwicklungen des Trompentenspiels/Trompetenstils im Jazz - aber ich muss sagen, dass ich nicht finde, dass Byrd irgendwie klingt wie Davis oder Brown (derer beider Trötenton ich eigentlich gar nicht sonderlich mag, Brown aber lieber lieber als Davis - ich schrieb ja schonmal irgendwann: am besten finde ich Miles' Ton, wenn er ihn gnadenlos durch das WahWah-Pedal schickt ... :D ).

    Was mir an Byrd gefällt ist:
    a) dass er oft fast vollständig vibratolos spielt und der Ton trotzdem sehr volltönend und warm ist;

    b) sein Improvitsationsstil, der sich - in meinen Ohren - meist ziemlich weit wegbewegt vom virtuosen Skalen- und Pattern-RaufundRunterGedudel, sondern häufig die tunes de-materialisiert oder das Material "zerlegt" und mit dessen Einzelbestandteilen zu spielen scheint;

    c) das, was Du mit "[Byrd] war sehr clever und wandlungsfähig" angesprochen hast: er kann sich nämlich ziemlich intensiv, chamäleonhaft und zugleich eigen auf die Musik, die er gerade spielt, und die Musiker, mit denen er spielt, einlassen, wobei ich glaube, dass b) also die spezifische Art seines improvisatorischen Zugriffs, ihm dabei hilft. Wenn man Byrd auf so unterschiedlichen Alben wie "The Cat Walk", "Free Form", "Matador!" (alle Byrd - und doch grundverschieden) und Dolphys "Last Recordings" hört, merkt man, was ich meine. Glaube ich jedenfalls.

    Eigentlich echt schade, dass dieser tolle, zu einem zugleich i-wie "freien" und zutiefst geerdeten Spiel fähige Musiker soviel SoulJazz-Kram gemacht hat (alles toll gespielt, ohne Frage, für mich aber leider oft ziemlich banales Zeug) .

    Naja, mit seinem "Free Form"-Album und seiner Mitwirkung bei Dolphys "Last Recordings" gibt's jedenfalls zwei echte Monumente des modernen Jazz, die Byrd für mich zu einem ziemlich Großen machen.

    Adieu
    Algabal

    p.s.: eigentlich hab ich es ja nicht so richtig mit der Solotrompete im Jazz ... Neben Byrd liebe ich nur noch Booker Little, Don Cherry und Don Ayler. Und natürlich Toshinori Kondo. :D

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Don Cherry und Toshinori Kondo? Das ehrt dich sehr :D

    Allerdings fehlt Lester Bowie. Aber mit Art Ensemble geht's mir hier ebenso wie mit Grateful Dead nebenan bei "krass gehört". Höfliches Schweigen :D

    Macht aber nix. Ist eben "Garcias Special", ok...

    Toshinori nochmal:

    Find ich fast noch cooler als die beiden Live CDs, weil seine Electronics noch ne Spur besser rauskommen.


    :)

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    (Shunryu Suzuki)

  • Dies ist von all den späteren Coltranes die schönste. Liegt es an der afrikanischen Grundierung? Oder war es einfach ein toller Tag für alle Beteiligten? Mir doch egal. Es ist ein Geschenk.


    :fee:

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    (Shunryu Suzuki)

  • Ich tu es Newbie nach


    Nur die stinknormale Version aber die hats ja auch in sich :D und ich bleibe dabei: nie niemals und never hab ich eine soooo großartige Baßklarinette gehört wie die von Bennie Maupin auf diesem Album!!! Und ich sage das als Eric Dolphy Fan.

    Eine ungeheure Platte. Ein Meilenstein. Ein Monument. Wie die Pyramiden oder so :clap:
    (natürlich nicht bloß der bcl wegen)


    :)

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  • Ein alter Privatklassiker von mir :D



    Jusef Lateef, "Live at Pep's"

    Lateef ts, fl, Oboe. Richard Williams, tp. Mike Nock, p. Ernie Farrow, b. James Black, dr.


    :)

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    (Shunryu Suzuki)

  • Hammer!

    Mangelsdorff tb, Jako Pastorius b, Alphonse Mouzon dr.


    Da scheint immer die Sonne.


    :) :) :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Zum WE-Start gab’s nochmal diese:

    Donald Byrd: Free Form (1961)
    Donald Byrd (tp), Wayne Shorter (ts), Herbie Hancock (p), Butch Warren (b), Billy Higgins (dr)

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Anschließend gabs diese:

    Bild geht nicht ...

    Ike Quebec: It might as well be spring (1961)
    Ike Quebec (ts), Freddie Roach (org), Milt Hinton (b), Al Harewood (dr)

    Gefällt mir auch.

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Diese:

    Donald Byrd: Byrd in Paris (live 1958)
    Donald Byrd (tp), Bobby Jasper (ts, fl), Walter Davis Jr. (p), Doug Watkins (b), Art Taylor (dr)

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Diese:

    Andrew Hill: Point of Departure (1964)
    Kenny Dorham (tp), Eric Dolphy (as, bcl, fl), Joe Henderson (ts), Andrew Hill (p). Richard Davis (b), Anthony Williams (dr)

    Zuhause. Ach, was für eine Platte! Dolphy völlig entfesselt. Krass. Groß.

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Weil Hill ein ganz großer ist, läuft jetzt auch diese:

    Andrew Hill: Judgement! (1964)
    Andrew Hill (p), Bobby Hutcherson (vib), Richard Davis (b), Elvin Jones (dr)

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

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