Jazz mit Laser und Nadel: Gerade goutiert

  • @Newbie69

    Es reicht nienienie!

    “1987” ist tatsächlich korrekt. Hatte die Platte stets unter “1988” abgespeichert. Aber egal. Sowas interessiert ja eh allenfalls Historiker ... 8o :D :megalol:

    Adieu
    Algabal

    Ja, der war wirklich gut!! :thumbup:

    Die "Africa" werde ich mir nun aber wirklich anschaffen. 8)

    "Welche Büste soll ich aufs Klavier stellen: Beethoven oder Mozart?" "Beethoven, der war taub!" (Igor Fjodorowitsch Strawinsky)



  • Ok, bei „Live in Seattle“ kommt tatsächlich kaum Flow zustande. Ich mache mal mit „Karma“ weiter.

    Wie ist den “Karma” so angekommen bei Dir? Die Scheibe habe ich früher sehr, sehr geliebt. Heute erreicht sie mich nur noch bedingt (was vor allem an Leon Thomas liegt, der aber eine recht wichtige Rolle auf der Platte hat).

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Sachen wie "Live in Japan" (My Favourite Things - 60 Minuten) überlasse ich den Hardcorefans.

    Du übertreibst maßlos: Es sind nur 57:20 Minuten! :D
    Ich höre das gerade (also nur “My favorite Things”) und kann es echt nicht schlecht finden. Gar nicht. Ok, das nahezu 15minütige Bass-Intro - geschenkt! Das finde ich weder sonderlich inspiriert, noch besonders gut gespielt oder gekonnt auf den Tune hinführend. Aber was dann kommt, hat schon echt Klasse! Wie JC aus einem Skalennebel zum Thema hinführt und in seinen freien Impros immer wieder sehr gekonnt und ganz "natürlich" auf das melodische Material zugreift, ist echte Kunst. Sanders' ausladende Improvisation ab ca. Minute 26 finde ich völlig berauschend und irrsinnig spannend! Die beweisen übrigens, dass Sanders bereits zu diesem Zeitpunkt ein völlig eigenständiger, von Coltranes Stil unabhängiger Musiker war. Sein Spiel hat nix von Coltrane - weder in der Tongebung noch in der Art, wie er die impros im Verhältnis zum Tune gestaltet. Coltrane skaliert in irrem Tempo und flicht dann immer wieder gekonnt den Tune in sein Spiel ein. Sanders freies Spiel reflektiert zu jedem Zeitpunkt den Tune, man (also ich) hat stets den Eindruck, der Tune ist in jeder Phase, jedem Ton (im doppelten Sinne) aufgehoben! Das ist schon sehr, sehr toll, was er da macht und es ist großartig, die Stile von C und S so dicht nebeneinander erleben zu können. C ist viel, viel abstrakter in seinem Spiel, abgelöster vom thematischen Material und zugleich - in my ears - traditioneller, insofern als er vom modalen Jazz nicht recht loszukommen scheint. Sanders ist viel bauchiger, erdverbundener und gleichzeitig "freier" in den Deformationen des Materials. Auch Alice Coltrane finde ich sehr stark in dieser Version des Stücks, nachgerade bezaubernd! Vergesst doch mal kurz McCoy Tyner und hört ihr zu, bei dem was sie da macht! Das ist doch Lyrik pur! Ich finde das ganz wundervoll! Bin jetzt bei Laufzeit 46+ und ganz hingerissen ...

    Hier ein Bild der CD:

    Wer mag, kann die Version auch hier hören: https://youtu.be/mHgPZfNlI6I

    Adieu
    Algabal

    Ps: Ach ja, was ich vergessen hab: Rashid Ali ist ein ganz großartiger Drummer! :jaja1:

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Davon höre ich nu auch mal wieder was. Ein Stück erstmal. Coltranes Evolution.

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Davon höre ich nu auch mal wieder was. Ein Stück erstmal. Coltranes Evolution.

    Adieu
    Algabal


    Ach ja, ich rede dann halt mal mit mir selbst. Das Seattle-Konzert ist immer wieder anstrengend, selbst in Ausschnitten, weil es so verstörend bipolar ist. Gut, dass Tyner und Jones dann irgendwann die Reissleine gezogen und das Weite gesucht haben. Das war nix für die zwei und die stehen den Freigestern nur im Weg. Die beiden haben dann ohne JC besseres gemacht als Seattle. Und er ohne sie dann eben auch. Das Japan-Konzert ist tatsächlich eine ganz andere Nummer als dieses halbgare Rumgeeiere aus Seattle. In my ears. Um dieselben wieder was frei zu kriegen, höre ich nun diese:

    Pharoah Sanders: Summun, Bukmun, Umyun (1970)
    Pharoah Sanders (soprano sax, cow horn, tritone whistle, cowbells, wood flute, thumb piano, percussion)
    Woody Shaw (trumpet, yodeling, percussion)
    Gary Bartz (alto sax, bells, cowbell, shakers, percussion)
    Lonnie Liston Smith (piano, cowbell, thumb piano, percussion)
    Cecil McBee (bass)
    Clifford Jarvis (drums)
    Nathaniel Bettis (bylophone, yodeling, African percussion)
    Anthony Wiles (conga drum, African percussion)

    Die ist sehr schön und relaxed! :)

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Pharoah Sanders: Summun, Bukmun, Umyun (1970)


    Die ist sehr schön und relaxed! :)

    Absolut. Gerade gehört. Klasse.

    Jetzt:

    Ich habe hier einiges nachzuholen, offenbar. Entspannt auch dies. Mich stört jedoch ein wenig, schon im Titelstück: Beeindruckendes Solo, aber im Hintergrund läuft mit Bass, Schlagzeug und Klavier immer derselbe Rhythmus in immer ähnlichen Figuren, das mag ich nicht so.

    Dies

    Macht es für mich nicht besser. Die Basis ist sehr smooth und einer - wenn‘s geht: nur einer zur Zeit - legt dann los. Mag ich nicht so.

    Zur Abwechslung mal wieder diese:

    Hat mir ja schon einmal einen Rüffel von Puristen hier eingebracht. Macht nix, spricht mich direkt an.

    Und nachher im Arbeitszimmer dann wieder diese:

    Jein (Fettes Brot, 1996)

  • Heute neu:

    Pharoah Sanders: Rejoice (1992)
    PS (ts u.v.m.) mit u.a. Joe Bonner (p), John Hicks (p), Bobby Hutcherson (vib), Art Davis (b), Billy Higgins (dr), Elvin Jones (dr)

    :|

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Absolut. Gerade gehört. Klasse.
    Jetzt:

    Ich habe hier einiges nachzuholen, offenbar. Entspannt auch dies. Mich stört jedoch ein wenig, schon im Titelstück: Beeindruckendes Solo, aber im Hintergrund läuft mit Bass, Schlagzeug und Klavier immer derselbe Rhythmus in immer ähnlichen Figuren, das mag ich nicht so.

    Oh, das ist die in chronologischer (nicht hierarchischer) Linie wahrscheinlich 4. der wohl 10 wichtigsten Platten in meiner Jazz-Hörer-Biographie! :) Ich höre sie seit langem nur noch selten. Aber mein Gedächtnis sagt mir, dass ich sie sehr lieben muss!

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Etwas fahl-weisse, kalte Abstraktheit:

    Paul Bley: Japan Suite (1976)
    Paul Bley (p), Gary Peacock (b), Barry Altschul (dr)

    Sehr, sehr cooler Stoff! Ich mag sowas ja bekanntlich auch überaus gern. Unaufgeregt, verkopft (aber nicht verzopft :D ), musikalisch exzellent, technisch vollkommen dargeboten (live übrigens), jeden transmusikalischen Bedeutungsüberschusses bar. Ohne jedes Schweißaroma. Freie Musik, die sich selbst genügt. Zwo mal 20 Minuten non stop improvisiert. Ach ... :saint:

    Adieu
    Algabal

    p.s.: tontechnisch ist diese LP (!) übrigens auch exzellent!

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Nu wieder etwas (viel) mehr Schweiß und Tränen. Diese:

     

    Pharoah Sanders: Village of the Pharoahs (1973)

    Da spielen so viele Leute mit (und das Booklet ist so augenunfreundlich klein gedruckt), dass die eigentlich nicht abzupinnen sind. Joe Bonner ist dabei und Cecil McBee und Stanley Clarke und Jimmy Hopps und viele andere.

    Es ist keines der ganz, ganz bekannten Alben, die Sanders für Impulse! gemacht hat. Die Kritiken sind auch nicht unbedingt besonders gnädig mit diesem Album. Und, ja, die “Kompositionen” sind tatsächlich recht simpel, einfache, ewig lang repitierte Ostinati und Drones als Basis. Okokok. Aber das ist äußerst suggestiv, hypnotisch, entrückendverzückend - und Sanders spielt völlig entfesselt, nachgerade ekstatisch! Ich fand das immer gaaaaanz groß! Auch heute. :jaja1: Das trifft aber vor allem (und vielleicht allein) auf den Titeltrack zu.

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Oh, das ist die in chronologischer (nicht hierarchischer) Linie wahrscheinlich 4. der wohl 10 wichtigsten Platten in meiner Jazz-Hörer-Biographie! :) Ich höre sie seit langem nur noch selten. Aber mein Gedächtnis sagt mir, dass ich sie sehr lieben muss!
    Adieu
    Algabal


    Jetzt höre ich sie mal wieder.

    John Coltrane (ss, ts), McCoy Tyner (p), Steve Davis (b), Elvin Jones (dr)

    :)

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Danke für all die Tipps hier. Sanders‘ „Village of the Pharoahs“ ist es für mich nicht. Das Hypnotische daran erinnert mich daran, was bei Techno hypnotisch wirken kann/konnte, wenn man sich denn drauf einließ: der gleiche Rhythmus mit ekstatischen Beifügungen. Mich hat es hier allerdings nicht abgeholt. Der Gesang simplifiziert es hier für mich noch mehr, obwohl ich ihn lieber hören mochte als bei Karma.

    Da sagte mir Paul Bleys „Japan Suite“ deutlich mehr zu. Nur: Als ich mir dachte „mehr davon“, ereilte mich wieder, was mich bei den Jazz-Sachen immer durcheinander bringt: Mein Gott, wie viel haben die denn alle veröffentlicht, das geht ja ins Uferlose! Aber gut, Bley kommt wieder auf die Liste. Auswahl ist ja da.

    Jein (Fettes Brot, 1996)

  • Danke für all die Tipps hier. Sanders‘ „Village of the Pharoahs“ ist es für mich nicht. Das Hypnotische daran erinnert mich daran, was bei Techno hypnotisch wirken kann/konnte, wenn man sich denn drauf einließ: der gleiche Rhythmus mit ekstatischen Beifügungen. Mich hat es hier allerdings nicht abgeholt. Der Gesang simplifiziert es hier für mich noch mehr, obwohl ich ihn lieber hören mochte als bei Karma.


    Das Problem der Sanders-Sachen bei Impulse! ist, dass er ab „Karma“ eigentlich fast immer nach demselben Rezept gekocht hat (Ausnahme: „Thembi“, da gibts kurze Tracks, die verhältnismäßig tight sind) - das ist manchmal ganz vorzüglich gelungen („Summun...“, „Black Unity“, „Love in us all“), manchmal ganz gut („Village of the Pharoahs“, „Elevation“) und manchmal einfach Kacke („Jewels of Thought“, „Wisdom through Music“). Wobei Sanders Sax-Spiel ist auch bei den mäßigen und schlechten Platten IMO exzeptionell und unbedingt hörenswert. Mein liebstes Album bleibt „Tauhid“, bei dem alles was Sanders Musik bei Impulse! ausgemacht hat, bereits voll da ist, aber eben ganz frisch und unverbraucht, einfach großartige Tunes, die zudem mit einer tollen Crew (u.a. Sonny Sharrock und Henry Grimes) realisiert wird. Aber ich mag eben doch auch den ganzen Impulse!-Sanders (außer eben „Jewels...“ und „Wisdom...“). Bei „Karma“ stört leider Leon Thomas.

    Zitat

    Da sagte mir Paul Bleys „Japan Suite“ deutlich mehr zu. Nur: Als ich mir dachte „mehr davon“, ereilte mich wieder, was mich bei den Jazz-Sachen immer durcheinander bringt: Mein Gott, wie viel haben die denn alle veröffentlicht, das geht ja ins Uferlose! Aber gut, Bley kommt wieder auf die Liste. Auswahl ist ja da.


    Bley hat echt unendlich viele Platten gemacht, zudem auch an fast ebenso unendlich vielen als Sideman mitgewirkt. Ich empfehle mal ungebeten ein paar meiner Favoriten:

     

     

     

     

    Und falls Du Jazz auf einem einsamen Klavier magst, dann nimm diese:

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Pharoah Sanders und Paul Bley haben auch kurz zusammen Musik gemacht. Das höre ich jetzt mal wieder. Ist da drin:

    The Paul Bley Quartet, Stereo Sound Studios NY, 25.05.1964
    Paul Bley (p), Pharoah Sanders (ts), David Izenzon (b), Paul Motian (dr)

    Ziemlich (aber)witziges Zeugs. :) Macht sehr viel Spaß!

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Hier summer music für gute Laune trotz schlechten Wetters.

    Parallel Realities live

    Pat Metheny - guitars
    Herbie Hancock - keyboards
    Dave Holland - bass
    Jack DeJohnette - drums

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ah, da hab ich mir vor wenigen Wochen den Konzertfilm angeschaut (kann kein leider Bildchen der DVD finden). Kannte ich vorher nicht. So richtig angegangen ist mich das aber nicht, muss ich gestehen. Am besten fand ich das in die Hose gesteckte Sweatshirt und die goldene Uhr von Hancock und die Grinse-Mimik von Metheny bei seinen Soli... ;)

    Aber mal im Ernst: das ist ein tolles Konzert gewesen! Für mich ist soche Musik aber meist nur häppchenweise zu genießen, der Thrill (der sich ja ausschließlich aus der ausgestellten Virtuosität der Kombattanten speist) nutzt sich bei mir irgendwie schnell ab.

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Für mich ist soche Musik aber meist nur häppchenweise zu genießen, der Thrill (der sich ja ausschließlich aus der ausgestellten Virtuosität der Kombattanten speist) nutzt sich bei mir irgendwie schnell ab.

    Sowas läuft hier beim Staubwischen, Schreibtisch aufräumen, Kundenpräsentation finalisieren, ... dafür isses super.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

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