Schönberg – Wege und Zugang zu seiner Musik

  • Schönberg – Wege und Zugang zu seiner Musik

    Dieser Thread soll der Musik Arnold Schönbergs dienen. Oft wird mit Bewunderung, Respekt, Achtung über Schönberg gesprochen, aber in vielen Fällen klingt kaum Begeisterung bzw. Eros mit, sondern eher Pflichtübung . Doch es gibt einige Ausnahmen z.B.: Heinz- Klaus Metzger äußerte in Interviews sich oft begeistert über , angerührt von Schönbergscher Musik. Gielen – dessen Haltung nicht ganz unkritisch gegen die späteren Werke Schönbergs ist - hält Schönberg für den größten Künstler des 20. Jahrhunderts.

    Ich liebe die Musik Schönbergs. Seine Musik gehört für mich mit zum Schönsten (neben anderen Komponisten), was bisher komponiert wurde; sein Streichtrio für mich - neben Nonos Streichquartett und Ferneyhoughs Sonatas for Stringquartet – zu dem Bewegensten was es an Kammermusik gibt, und auch seine beiden Instrumentalkonzerte (Violine + Klavier) stehen in ganz vorderster Front in dieser Gattung und... und... und ....

    Leider kenne ich nur sehr wenige, die diese Zuneigung zu dieser großartigen Musik teilen.

    Eine Flötistin versuchte ich dafür zu interessieren, in dem ich ihr tolle Mitschnitte mit Schönberg (+ Nono ) brannte. Sie hatte die CDs tapfer gehört. Erklärte mir aber dann mit etwas schmerzverzerrtem Gesicht, dass ihr Musik von Strawinsky, Debussy und Brahms doch sehr viel näher liege, als die von Schönberg.

    Bei einem Briten war ich sehr erfolgreich. Er war ganz begeistert von dem Klavierkonzert und bat mich um weitere Mitschnitte Schönbergscher Musik. Dieses Feedback freut mich noch immer.

    Im eigenem Hause höre ich Schönberg (& Co) nur über Kopfhörer, weil Frau und Töchter es sonst nicht aushalten würden: „Papa hört schon wieder Katzenmusik“. :hide:

    Mahler gab zu, dass er keinen Zugang zu den Kompositionen Schönberg fand, unterstützte aber Schönberg finanziell (Schönberg fand sehr wohl Zugang zu Mahler). Humperdinck nannte die 5 Orchesterstücke (so im Reclam-Textbuch nachzulesen) “Musik für Verrückte“. War seine Äußerung hellsichtiger, als er selbst ahnte ? Damit will ich aber keinesfalls behaupten, das ich verrückt bin oder diejenigen, die Schönberg hören. :D

    Vielleicht liegt auch die Schwierigkeit einen Zugang zu Schönbergs Musik zu finden, darin, dass es noch zu wenig sinnvolle Aufnahmen auf CD gibt und sie im Konzertleben – im Vergleich zu z.B. Strauss – zu wenig gespielt wird. Nuria Nono-Schönberg (Witwe Nonos und Tochter Schönbergs) meinte in einem Interview, dass diese Situation in den letzten Jahren sich gebessert hat. Dem ist sicher zuzustimmen, aber die Situation bleibt - nach meiner Erfahrung - nicht zufriedenstellend. Nicht zuletzt aus dem Grunde greife ich überwiegend auf Radiomitschnitte zurück.

    ]Es gab und gibt Musiker, die sich für Schönbergs Musik engagieren(ten), und denen wir manche gelungene Aufnahme bzw. Mitschnitt verdanken: Aber die Situation ist – wie schon gesagt – sehr verbesserungswürdig: Mir fallen spontan ein: Rosbaud, Steuermann, LaSalle-Quarett, Juillards, Scherchen, Gielen, Craft, Levine, Zender, Hilary Hahn, Zagrosek, Kluttig, Boulez, Aimard, Pollini, Uchida, Eötvös, Aron-Quartett, Prazak-Quartett, Wihan-Quartett, Arditti-Quartett, Perenin-Quartett, Pi-Hsien Chen, Barenboim, Gould, Holliger....:juhu:

    Ziel dieses Thread soll nicht zuletzt u.a. der sein, Hörer für Schönberg zu gewinnen. Es sollen sich auch ausdrücklich diejenigen äußern, die diese Musik ganz schrecklich finden. Vielleicht gelingt es uns ja durch Tipps, Hinweise sie vom Gegenteil zu überzeugen. Es sollen in diesem Thread z.B. Hörerfahrungen, Hörtipps, Erweckungserlebnisse, CD-Tipps, auch Hinweise, welche Wiedergaben u.U. den Zugang versperren, Werkbeschreibungen, Links usw. hier ihren Niederschlag finden. Würde mich über lebhafte Beteiligung und positives Feedback sehr freuen... :)

    :wink:

    Das Ganze geht aber auch in normaler Schriftgröße - danke.

    ralphb

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Auch ich liebe viel von Schönbergs Musik. Bis gegen meiner Schulzeit, ich hörte bereits gerne Beethoven & Bach-Fugen, konnte ich mit den schrägen Harmonien nichts anfangen.
    Mein "Erweckungserlebnis" hatte ich bei der Fernsehserie "Glenn-Gould-Zyklus" von Bruno Monsaingeon, die wohl immer mal auf den Dritten läuft. In einer Folge gab's ein paar Stücke aus dem Pierrot lunaire, die Glenn Gould für das kanadische Fernsehen produziert hat. Ich war überrascht und gefangengenommen von dieser ganz anderen und doch so zauberhaften Musik.
    Schon damals war ich von Gould begeistert, und legte mir seine Aufnahme der Klavierwerke zu. Es dauerte bis ich mich in diese Musik eingehört hatte. Aber heute gehört sie zu meinen Favoriten.
    Was mir an dieser Musik im allgemeinen gefällt: Schon bei Beethoven mochte ich die Durchführungen in den Sonatensätzen besonders. Übertrieben gesagt, empfand ich früher die Exposition als Vor- oder Anlauf, die Durchführung aber als etwas irgendwie freieres, etwa so wie wenn man auf einem Skateboard endlich frei dahinrollen kann. "Jetzt geht die Musik endlich los."
    Tja, und bei Schönberg hatte ich dann das Gefühl, dass die ganze Musik Durchführung ist.

    :wink:

    Nur weil etwas viel Arbeit war und Schweiß gekostet hat, ist es nicht besser oder wichtiger als etwas, das Spaß gemacht hat. (Helge Schneider)

  • zu Schönberg und Glenn Gould gibt es das hier in Youtube. Es ist eine fetzige Wiedergabe der Fantasie für Violine und Klavierbegleitung (ein toller + später Schönberg):

    "

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.
    ']http://www.youtube.com/watch?v=av2XTN…0644872&index=0

    "http://www.youtube.com/view_play_list…choenberg+gould']http://www.youtube.com/view_play_list…choenberg+gould"

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Den Zugang zu Schönberg verbaut haben mir lange Zeit Interpreten, die Schönbergs Zwölftonkompositionen ordentlich seriell-puritanisch herunterbuchstabierten, so dass von dem Spätromantiker (der der Zwölftonschönberg eben zum Glück noch immer war!) nichts zu spüren war. Bei den späteren Werken (wenn es also nicht um "Verklärte Nacht" oder die "Kammersymphonie" geht) hat man ja weiterhin nicht gerade die große Auswahl zwischen verschiedenen Interpreten.

    Absolut großartig finde ich die ganz sinnlich-glutvolle Aufnahme des Violinkonzertes von Hilary Hahn und dem Schwedischen RSO unter Salonen. Und wie völlig selbstverständlich und logisch kommt es einem beim Zuhören vor, dieses Konzert auf der CD mit dem Sibeliusschen zu verknüpfen:

    Aber, wie gesagt: mir erscheint diese CD wie ein Edelstein in der Wüste.

    Grüße,
    Micha

  • Ich freu mich riesig, dass sich Forianer auch in diesem Thread einbringen.

    Zitat

    Absolut großartig finde ich die ganz sinnlich-glutvolle Aufnahme des Violinkonzertes von Hilary Hahn und dem Schwedischen RSO unter Salonen.


    jaaaaaaaaaaaaaaaaa !!!! Hilary Hahn hat sich vorbildlich für das Violinkonzert (was eins der schönsten dieser Gattung ist) eingesetzt. Und als Zugabe gibts dann immer Bach (der bei Hahn live viel besser klingt). Ich habe 4 VK-Radiomitschnitte mit Hahn (unter Inkinen, Oue, Eötvös und Salonen). Überhaupt habe ich den Eindruck, dass das Violinkonzert leichter zu realisieren ist, als das Klavierkonzert. Ich habe den Verdacht, dass Salonen überhaupt für die NWS ein gutes Feeling hat. Der letzte Live-Mitschnitt des Bergschen Kammerkonzertes aus London ist absolute Spitze.

    Zitat

    Den Zugang zu Schönberg verbaut haben mir lange Zeit Interpreten, die Schönbergs Zwölftonkompositionen ordentlich seriell-puritanisch herunterbuchstabierten, so dass von dem Spätromantiker (der der Zwölftonschönberg eben zum Glück noch immer war!) nichts zu spüren war.


    Das ist auch nach meiner bisherigen Erfahrung das Hauptmanko von vielen Schönberg-Aufführunge- + -CDs.

    Ich nenne jetzt mal ganz spontan + ungeordnet einige Studioempfehlungen:

    Klavierkonzert mit Boulez und Uchida (es gibt auch eine Gieleneinspielung mit Brendel, die hat mich enttäuscht - wie auch die hochgelobte Pollini-Abbado-Einspielung: bei beiden zuviel Studiosterilität. Abbado hat das Klavierkonzert am 09.09.01 sehr beeindruckend + emotional in Berlin wiedergegeben (habe leider kein Mitschnitt gemacht, weil ich blöderweise damals dachte mit Boulez/Uchida hätte ich den Sack voll) und Gielen hat es am 23.03.03 mit Uchida viel besser wiedergegeben als auf der CD. Es gibt noch eine gute Mono-Einspielung mit Mitropoulos + Gould aus den 60zigern.

    Pierrot lunaire mit Hans Zender (da ist auch die Fantasie für Violine mit Klavierbegleitung drauf, aber die ist mir zu staubtrocken geraten: besser bei youtube klicken mit Gould + Menuhin). Zender gefällt mir auch besser als die späte Boulezwiedergabe, diese Teuer-CD hab ich mir damals auch nur wegen der Napoleon-Ode - die mir mit Boulez sehr gut gefällt) und den Herzgewächsen gekauft. Inzwischen habe ich da auch vorzügliche Radiomitschnitte). Ich habe von dem gleichen Lunaire auch einen gestylten TV-Mitschnitt

    bei Cpo gibt es eine Billig-CD mit Schönberg unter Hans Zender,: Die finde ich auch gut.

    Beim Streichtrio ist die Situation viel besser. Sehr gut ist z.B. die Einspielung mit dem Schönberg-Ensemble von 1989 (sie ist Nuria Nono-Schönberg gewidmet)

    bei den Quartetten rangiert für mich das Aron-Quartett an erster Stelle, wenn man alle 4 haben will. Das 4. Streichquarett ist durch das Wihan-Quarett ganz vortrefflich wiedergegeben (noch besser als durch Aron in den Ecksätzen). Kolisch, Arditti, Juillards, Leipziger, Wiener S.Q. und Lasalle kann ich nicht viel abgewinnen - was Schönberg betrifft - (Lasalle finde ich von denen noch am besten), obwohl die so hoch gelobt wurden...

    bei den Orchestervariationen würde ich auf die alte Rosbaud-Einspielung (mono) zurückgreifen. Allerdings hab ich jetzt Stereo-Radio-Mitschnitte, die endlich an Rosbaud herankommen. Letztes Jahr hat Barenboim es mit den Divan-Teenies vorbildlich realiisiert (vor allem auch was Rythmik und Drive betrifft) und dieses Jahr hat mich Boulez fasziniert: was er vor allem in den letzten Variationen an Klangfarben gezaubert hat, es ist schier unglaublich)

    Beim Bläserquintett gibt (oder gab ) es eine tolle Holliger-Wiedergabe: Da ist Schönberg für mich extrem formal, was die Sonatenhauptsatzform angeht. Exposition mit Wiederholungszeichen. Ok die gibt es ja auch im 3. Abschnitt des Bergschen Kammerkonzertes.

    vieleicht können noch andere Forianer Empfehlungen für CDs nennen

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Hallo,
    eines meiner eindrucksvollsten Erlebnisse war Ende der 70er Jahre eine Opernaufführung im Kino.
    "Moses und Aron", inszeniert von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub, mit Günther Reich und Michael Gielen.
    Neben den "Gurre-Liedern" war das mein erster Kontakt mit Schönbergs Werk.
    Den Film habe ich nur einmal gesehen, das ist fast dreißig Jahre her, vielleicht habe ich inzwischen eine "verklärte" Erinnerung. ;)
    Als ich 2007 gesehen habe, dass das filmische Werk von Huillet und Straub in einer DVD-Edition erscheint, habe ich mich sehr gefreut, denn ich dachte, zumindest die deutschen Filme würden auch in Deutschland vertrieben. Irrtum. Nach wie vor muss man die DVDs in Frankreich kaufen, was ich eben getan habe. Danke Amfortas für den Thread und die Erinnerung!

    Besonders gespannt bin ich auch auf die Verfilmung der "Musik zu einer Lichtspielszene", die anscheinend auch in diesem Vol.1 enthalten ist.

    Kennt Ihr die Filme und was haltet Ihr von Straub-Huillets "M&A"-Inszenierung?

    Viele Grüße
    :wink: Talestri

    One word is sufficient. But if one cannot find it?

    Virginia Woolf, Jacob's Room

  • Ich muss gestehen, dass ich mich mit der Danièle Huillet-Jean-Marie Straub-Verfilmung (ich habe davon einen TV-Mitschnitt) + dem Gielen-Orchester noch sehr schwer tue. Aber das kann ja auch an mir liegen, dass mir z.B. die Huillet-Straub-Ästhetik nicht so liegt. Ich werde diese DVD mir aber demnächst nochmal reinziehen, vieleicht springt der Funke doch noch mal bei dieser Verfilmung zu mir rüber.

    Sehr interessant ist der Hinweis auf die Verfilmung der "Musik zu einer Lichtspielszene". Das klingt sehr verlockend und spannend. Ist das auch von Huillet + Straub und macht Gielen das Orchester ?

    Bei Studio-Moses + Aron gefällt mir momentan Kegel am besten (ist auch nicht so teuer), aber ein Manko ist, dass die Solisten im Vergleich zum Orchester (das ich ich da richtig fetzig finde) mir zu laut sind. Sehr schade. Wahrscheinlich haben sowas die Tonmeister verbockt. Den Chor finde ich da auch absolut Spitze.

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Hallo Amfortas,
    wer die Lichtspielmusik dirigiert, geht leider aus den Angaben nicht hervor. Aber: :jub: was ich eben gesehe habe, es ist auch "Von heute auf morgen" dabei, die kleine Oper, zu der Schönbergs Frau Gerturd den, sehr reinfach konstruierten Text schrieb.

    éditions montparnasse. Huillet et Straub – Volume 1
    Moïse et Aaron (Moses und Aron)
    1974 - 102 minutes 18 secondes - couleurs
    Opéra en trois actes - inachevé - d’Arnold Schoenberg, principalement écrit entre le 7 mai 1930 (Berlin) et le 18 mars 1932 (Barcelone). Direction musicale : Michael Gielen.

    Introduction à la « Musique d’accompagnement pour une scène de film » de Arnold Schoenberg (Einleitung zu Arnold Schoenbergs Begleitmusik zu einer Lichtspielscene)
    1972 - 15 minutes 43 secondes - couleurs et noir et blanc
    Textes d’Arnold Schoenberg (lettres à Wassily Kandinsky, 20 avril et 4 mai 1923) et de Bertolt Brecht (discours au Congrès International des Intellectuels contre le Fascisme, Paris, 1935). Musique : Arnold Schoenberg, Begleitmusik zu einer Lichtspielscene, opus 34, 1929 -1930

    Du jour au lendemain (Von heute auf morgen)
    1996 - 59 minutes - noir et blanc
    Opéra en un acte d’Arnold Schoenberg. Livret : Max Blonda. 1929. Direction musicale : Michael Gielen.

    :wink: Talestri

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    Virginia Woolf, Jacob's Room

  • Gurre-Lieder – am liebsten unter Kegel… :juhu: hat mich seinerzeit vollkommen aus den Puschen gehauen, konnte ich tagelang in Folge hören. Grandioses Werk, liebe ich sehr! Leibowitz und Sinopoli folgten, konnten mich aber nicht so begeistern.

    Von da ab ging es aber nicht weiter: Moses und Aron (Kegel), ja das schon, aber mit der Kammermusik konnte ich mich noch nicht anfreunden. Und auch Pollini und Arrau (1959 hat er die Drei Klavierstücke op. 11 gespielt) haben es nicht geschafft, mich für die Klaviermusik zu begeistern. Kommt vielleicht noch…

    Gruß, Cosima

  • Liebe Forianer!

    Also da fühle ich mich jetzt schon alleine durch meinen Nicknamen geradezu verpflichtet, hier meine Erfahrungen und Tipps mit dem Umgang Schönbergschen Werkes abzugeben. :D

    Auch ich habe diesen Komponisten für mich entdeckt und finde es noch immer aufregend seine Musik zu hören – allerdings muss ich dazu auch in Stimmung sein.

    Aber wie anfangen – das war für mich lange Zeit die Frage und da habe ich einiges ausprobiert. Für mich persönlich erschließt sich Schönberg am „einfachsten“ in seinen Klavierwerken. Dazu empfehle ich folgende CD’s:

    oder aber / und auch::

    Warum gerade die Klavierwerke? Weil meiner Meinung nach die Musik da einfach transparent bleibt (man hört hier leichter Themen heraus), ohne seine Ohren einer komplexen Polyphonie aussetzen zu müssen und dabei Gefahr zu laufen, nichts mehr zu hören. ;(

    Für mich klingen manche der Klavierstücke fast ein bisschen „jazzig“ wenn der Vergleich hier erlaubt ist und wer die Aufnahme von Gould kennt, hat sicher auch bemerkt, dass dieser stellen weise sogar mit summt.

    Wer reine Klaviermusik von vornherein ablehnt, dem empfehle ich folgende, sehr preisgünstige Aufnahme:

    Mit dieser CD konnte ich schon vielen meiner Bekannten und Verwandten die Ideen der „modernen Musik“ vermitteln. Da ist zwar als „opener“ ein Berg’sches Violinkonzert drauf – dies ist IMHO aber eine gute Einleitung zu den darauf folgenden Schönbergschen Werken.

    Solltet ihr euch damit schon einmal angefreundet haben, dann hört euch einmal die Streichquartette an – bitte hier unbedingt in der richtigen Reihenfolge 1 – 4.

    Auch empfehle ich euch alles vorab einmal über Kopfhörer anzuhören – weil man hier einfach zum aktiveren Zuhören kommt.

    Für den Einstieg ist das schon einmal genug, daher empfehle ich auch jetzt bewusst nicht mehr - würde dann aber mit dem Streichtrio und dem Bläserquintett weitermachen ;) :stumm:

    Liebe Grüße

    Peter

  • empfehle ich folgende, sehr preisgünstige Aufnahme:

    Die furztrockene und todlangweilige Brendel/Zeitlin/Kubelik-Aufnahme der beiden Konzerte gerade ist es, die mir für Jahre den Zugang zu Schönberg versperrt hat, weil ich danach glaubte, genau so mathematisch ausgeklügelt und unsinnlich müsse Schönberg nunmal klingen...

    Grüße,
    Micha

  • nee nee , Einwand. Sorry ;) also das Violinkonzert mit Kubelik/Zeitlin empfand ich gar nicht als furztrocken und langweilig :juhu: (aber dafür das Klavierkonzert und das Bergsche Vk) auf dieser CD. Im Gegentum, ich würde diese Wiedergabe empfehlen. Allerdings habe ich jetzt noch eine Reihe andere Favoriten in Form von Radiomitschnitten. Und das Salonen-Hahn-Team fetzt auf der Teuer-CD zweifellos (ich habe nur den Live-Mitschnitt davon) Ich hoffe, dass ich noch auf viele fetzige Wiedergaben des Schöbergschen VKs (das ich bisher das beste VK überhaupt halte, was ich mir bisher reingezogen habe) stoßen werde.

    Ich möchte dann noch eine Empfehlung für die "Glückliche Hand" und die "Jakobsleiter" aussprechen und zwar unter "Erzengel Michael"; also Michael Gielen. Ist ein kommerzieller Live-Mitschnitt und für mich auch die beste Schönberg-Wiedergabe unter Gielen. Gielen finde ich live besser. Vielleicht fiindet jemand von Euch den Link dazu.

    Bei der Erwartung ist es leichter etwas zu finden: Gielen studio fand ich nicht so dolle. Radio-Live mit Gielen am 09.04.05 aus Freiburg hat mir auch sehr viel besser gefallen. Gut ist Levine. Problem: Die Tonmeister haben die Stimme zu sehr in den Vordergrund abgemischt. Der letzte Metzmacher-Mitschnitt aus Berlin hat mir auch sehr gefallen. Levine setzt auch für die NWS ein; auch mit seinen Bostonern.

    Richtig geil sind die drei Orchesterfragmente unter Boulez (unter Aimard wurden sie dieses Jahr von France Musique übertragen). Würde ich der frühen sog. atonalen Phase zuordnen. Sind nicht so bekannt, aber ein schönes kleines Leckerli.

    Bei "Von heute auf morgen" kann ich bisher nur einen "alten" Rosbaud-Live-Mitschnitt empfehlen. Müsste noch irgendwie erhältlich sein. die O-Variationen unter Rosbaud, sind sehr gut und besser was ich bisher durch andere Konserven gehört habe (Live waren zuletzt Barenboim und Boulez spitzenmäßig).

    Bei den beiden "tonalen" Kammersinfonien sieht es cd-mäßig leider düsterer aus:

    1. Kammersinfonie: Orpheus Chamber Orchestra (ich bevorzuge allerdings 2 Livemitschnitte unter Mehta (22.4.01 aus Wien) und Harding (02.06.04 aus Heimbach)

    2. Kammersinfonie: 1. Satz mit Gielen (der einzige Track, der mir von dieser Gielen-Schönberg-CD gefällt) und der 2. Satz wiederum mit dem Orpheus Chamber Orchestra. Sehr gut war die Radioübertragung mit Roberto Abbado vom 23.01.07 aus Wien mit dem St. Paul Chamber Orchestra) Schönberg hat zu der 2. KS noch ein Fragment eines 3. Satzes komponiert, das mir auch sehr gefällt, obwohl nach meinen Eindruck der Idee nach die KS 2 mit dem 2. Satz abgeschlosssen ist, der ja am Ende Bezug zum 1. Satz nimmt.

    Naxos bringt ja jetzt eine preisgünstige Schönberg-Reihe mit R. Craft (der meines Wissens noch Schönberg begegnet ist). Habe mir aber nicht nichts davon reingezogen.

    Ach ja, beim Modernen Psalm empfehle ich Boulez (finde ich besser als Gielen), auch wenn der Akzent des Sprecher/Sängers etwas nervt. Zagrosek hat diesen vor ein paar Jahren sehr schön in Berlin wiedergegeben.

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Habe heute die M&A Box "In Honor of Rudolf Kolisch" erhalten, die neben Bartok und Schubert vor allem Webern und natürlich Schönberg enthält (ua. das Schönbergsche VK).

    Werde aber wohl erst am Wochenende zum Hören kommen, da ich morgen für zwei Tage beruflich verreisen muß. Ich freue mich jedenfalls schon...

    Die Grünen sind die Partei für all diejenigen, die bisher FDP gewählt haben und jetzt noch eine verkehrsberuhigte Straße vor ihrer Villa haben möchten.

  • Ganz unabhängig von der jeweiligen Technik, die er gerade anwendet: Ich liebe die Ausdrucksgewalt der Musik Schönbergs, von der Früh- bis in die Spätphase hinein, sehr. Ich teile Michas Ansicht, dass Schönberg bis zum Schluss ein Spätromantiker war. Dies beziehe ich insbesondere auf seinen Ausdruck, seine Erzähl- und Empfindungsweise. Hinsichtlich der Anwendung seines musikalischen Materials steht Schönberg jedoch für das scheinbare Gegenteil: Er organisiert genau und achtet ganz besonders das Prinzip der Notwendigkeit und Ökonomie; nichts erscheint "zuviel" oder "geschmückt", sondern stets notwendig bzw. wichtig.

    Die Verbindung bzw. Vermischung von Beidem macht für mich das Besondere und Große an Schönbergs Musik aus. Seine Musik wirkt spannend, erzählend und impulsiv, gleichzeitig eingefasst in streng formalem Rahmen. Diese Verbindung ist meines Erachtens in dieser Konsequenz selten erreicht und erfüllt meinen Wunsch nach geistig fordernder Unterhaltung sehr.

    Wegen meiner Vorlieben für bestimmte Besetzungen nenne ich als Beispiele meiner Lieblingswerke Schönbergs (und überhaupt) die "Verklärte Nacht", das 1., 3. und 4. Streichquartett, das Bläserquintett sowie auch die größerbesetzten "Pelleas und Melisande", die "Erwartung" und das von Amfortas09 erwähnte vom Namen her kleine Streichtrio, das aber eine unglaubliche Sprachgewalt vorweist.

    Uwe

    Wenn alle ein klein wenig verrückter wären, dann wäre die Welt nicht so durchgedreht.

  • Wie schön gesagt, lieber Uwe, genau so empfinde ich auch.
    Auch ich mag Schönberg durch alle seine Phasen hindurch. Dazu kommt, dass ich auch den Menschen und Künstler mit seinen Facetten sehr interessant finde.

    Seine Musik wirkt spannend, erzählend und impulsiv, gleichzeitig eingefasst in streng formalem Rahmen.

    Mir fiel zur Charakterisierung seiner Musik früher einmal ein etwas eigenartiges Adjektiv ein: menschlich. Als Gegensatz zu dem Vorurteil, seine Musik sei mathematisch, abstrakt, technisch konstruiert empfinde ich sie als zutiefst menschlich.
    Und außerdem ist Schönberg oft sehr humorvoll. :)

    Viele Grüße

    :wink: Talestri

    One word is sufficient. But if one cannot find it?

    Virginia Woolf, Jacob's Room

  • Hallo Forianer!

    Die furztrockene und todlangweilige Brendel/Zeitlin/Kubelik-Aufnahme der beiden Konzerte gerade ist es, die mir für Jahre den Zugang zu Schönberg versperrt hat, weil ich danach glaubte, genau so mathematisch ausgeklügelt und unsinnlich müsse Schönberg nunmal klingen...

    Grüße,
    Micha

    @Micha: Danke für Deinen offenen Kommentar zu dieser CD - mir gefällt sie eigentlich sehr gut - aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und das ist auch gut so ;) . Hast Du denn noch eine andere, empfehlenswerte Einspielung - ich wäre da sehr interessiert, da ich da auch keine Vergleichsmöglichkeit habe - vielen Dank :thumbup:

    Ich möchte dann noch eine Empfehlung für die "Glückliche Hand" und die "Jakobsleiter" aussprechen und zwar unter "Erzengel Michael"; also Michael Gielen. Ist ein kommerzieller Live-Mitschnitt und für mich auch die beste Schönberg-Wiedergabe unter Gielen. Gielen finde ich live besser. Vielleicht fiindet jemand von Euch den Link dazu.

    Amfortas09: Danke für Deine Empfehlungen - da fällt mir gerade ein, dass ich keine Aufnahmen der Jakobsleiter, bzw. von der "Glücklichen Hand" besitze - das wird wieder teuer :D

    Ist die von Dir empfohlene Aufnahme der Jakobsleiter diese hier?:


    Und außerdem ist Schönberg oft sehr humorvoll. :)

    Sehr gute Aussage - empfinde ich auch so. Vor allem beim Bläserquintett zeigt sich für mich der Humor besonders vordergründig :D

    Liebe Grüße

    Peter

  • Hast Du denn noch eine andere, empfehlenswerte Einspielung

    (es ging um die beiden Solokonzerte)

    Wie gesagt, die Aufnahme des Violinkonzertes von Hilary Hahn finde ich sehr sehr anrührend. Beim Klavierkonzert habe ich noch nichts anzubieten. Die Glenn-Gould-Aufnahme ist recht interessant, aber reißt mich auch nicht wirklich mit. Die vom Amfortas erwähnte Frau Uchida wäre für mich eine heiße Kandidatin, aber vorm Sommerurlaub geht keine jpc-Bestellung mehr raus. Und danach wird erstmal Kassensturz gemacht.

    Grüße,
    Micha

  • Ich bin ja richtig happy, dass sich so viele hier einbringen (ich überlege, ob ich irgendwann mal mit einen Luigi Nono Thread anfange - immerhin Schwiegersohn von Schönberg + einer der ganz großen Meister- , aber vor den großen Ferien wird das nichts, da so was sehr viel Zeit/Mühe braucht, vielleicht kann einer das von Euch mal machen) .

    Zitat


    Amfortas09: Danke für Deine Empfehlungen - da fällt mir gerade ein, dass ich keine Aufnahmen der Jakobsleiter, bzw. von der "Glücklichen Hand" besitze - das wird wieder teuer :D Ist die von Dir empfohlene Aufnahme der Jakobsleiter diese hier?:


    Achte bei der Gielen-Jakobsleiter auf folgende Informationen: Datum: 28.08.96; Und folgende Solisten: Aikin, Bröcheler, Winslade, Müller-Brachmann, Johnson, Harper. Wenn das mit dem Cover-Infos übereinstimmt, dann ist es diese. Ich habe diese Aufnahme von einem Tauschpartner mal als Radiomitschnitt bekommen.Wie auch die Glückliche Hand mit Gielen.

    Nebenbei: Die Texte zur Jakobskleiter und zur Glücklichen Hand finde ich ziemlich grauslich. Manchmal kommen die mir vor wie noch schlechterer Hofmannsthal (dessen Libretti mir auch nicht so übermäßig gefallen) .... Was solls ? Ich mag trotzdem Jakobsleiter und Gl. Hand.

    Noch mal zum Violinkonzert: Die Teuer-CD mit Salonen/Hahn ist sicher eine sehr gute Wahl (vielleicht sogar die beste der kommerziellen CDs). Da stimme ich Micha vorbehaltlos zu. Mit Kubelik/Zeitlin ist man aber auch nicht schlecht bedient. Amoyal/Boulez sind auch gut, nur wird das leider nur mit der langweiligen (früheren) Wiedergabe des Klavierkonzertes angeboten ..

    Zitat

    Die vom Amfortas erwähnte Frau Uchida wäre für mich eine heiße Kandidatin, aber vorm Sommerurlaub geht keine jpc-Bestellung mehr raus. Und danach wird erstmal Kassensturz gemacht.


    ....und das KK haben Boulez/Uchida Jahre später mit den Cleveländern 1000-mal besser hingekriegt. Boulez hat sich in seinen alten Tagen zu einen richtig tollen Schönberg-Dirigenten gemausert. Also ich empfehle diese späte Studio-Wiedergabe mit Uchida/Boulez/Cleveland Orchestra vorbehaltlos. Und vor ein paar Monaten hat dieses tolle Dreamteam in Paris das KK auch wieder richtig fetzig hingekriegt.

    Für mich ist die Musik Schönbergs – bei aller Komplexität – vor allen eine hochemotionale, engagierte Musik. Sie ist aufwühlend, negativ, unversöhnlich, sie hat Schärfen, sie überredet buchstäblich den Hörer (viel mehr als z.B. Wagner), ja, nimmt ihn buchstäblich gefangen...... mir fehlen leider bessere Worte ... Sie mag sogar in der Hinsicht „naiv“ sein; und zwar in dem Sinne, dass sie nicht auf Publikumswirksamkeit schielt, oder berechnend ist.

    Wichtig vielleicht noch: Bloß nicht anfangen Erbsen zu zählen: Also das mit den den 12-Tönen. Es ist z.B. mir als Hörer völlig gleichgültig, welches Werk von Schönberg 12-tönig und welches in sog. freier Atonalität komponiert ist. Wenn man bei den Streichquartetten 3 + 4 oder z.B. Bläserquintett in den Kopfsätzen die Sonatenhauptsatzform (oder die Reprise beim Streichtrio) mit-nachvollzieht ist das sicherlich hilfreich, wenn nicht, entdeckt er vielleicht ganz andere Beziehungen, oder es geschieht sogar auch automatisch, wenn man sich früher z.B. viel Beethoven, Mahler und Brahms reingezogen hat. Oder das Ohr reagiert vielleicht ganz spontan und ungeordnet auf die vielen Impulse und Stimmen, ohne dass der Verlauf bzw. Zusammenhang dabei aus dem Erfahrungsfeld verschwindet, sondern kaum wahrnehmbar mitschwingt. .

    Es führen sicherlich viele – ganz unterschiedliche - Wege zur Musik Schönbergs !!!

    Oder einfach mal ganz süffig die Klangfarben und Themen „abschmecken“. Allein, was für tolle Themen hat Schönberg komponiert. Diese Vielfalt in der Musik Schönbergs ist für mich immer wieder überwältigend. Wie oft habe ich mir schon das fetzige, hochemotionale Streichtrio reingezogen, aber es bleibt völlig unverbraucht, es gibt immer so viel Neues darin (gilt aber sicherlich auch für alle anderen großen Komponisten).

    Noch mal ganz grob und ungenau – für noch Schönbergunvertraute – die Einteilung seiner Phasen (da gibt es sicherlich auch Übergänge, oder schaut doch mal in die Hompage vom Schönberg-Center rein: http://www.schoenberg.at/ ). Also hier mal als Schnell-Info kurzgefasst:

    I. sog. tonale Phase (einschließlich der 2. Kammersinfonie, obwohl die sehr viel später geschrieben bzw. beendet wurde) ; oft mit traditionellen Formen wie z.B. Sonaten Hauptsatzform, Variationen verknüpft im z.B. im 2. Streichquartett

    II. sog. freie Atonalität: z.B. 5 Orchesterstücke, Erwartung... (hier treten traditionelle Formen eher im Hintergrund)

    III. sog. Atonalität + 12-Tonmusik (bitte die 12- Töne ignorieren !): Beginnt etwa mit dem Pierrot Luniere. Hier wird wieder verstärkt mit traditionelle Formen (z.B. Sonatenhauptsatzform, Variationen, barocke Formen) gearbeitet. Die Werke aus dieses Phase sind aber in der Regel nicht weniger emotional geschrieben. Aber leider oft schwieriger zu realisieren für ein Orchester oder Streichquartett. z.B. Orchestervariationen, Streichquartett Nr. 3 + 4, Violin- und Klavierkonzert, Streichtrio, Moses + Aron ....

    Aber möglicherweise ist es sogar besser, sich gar nicht um diese Phasen zu kümmern, sondern sich ganz unbefangen von einen Werk oder einen einzelnen Satz anrühren zu lassen; also: z.B. vom Violinkonzert, vom Streichtrio oder die 5 Orchesterstücke. Und dann werden dem schönberggeneigten Hörer nach und nach anderen Schönberg-Werke (wenn die Wiedergabe gut ist, das ist das wichtigste) wie von selbst zufallen. Und er wird von diesen Werken nie mehr loskommen.

    Ich überlege in letzter Zeit, ob die Nr. 2 (Vergangenes) und die Nr. 3 (Farben) aus den 5 Orchesterstücken möglicherweise wichtige Anregungen für die Musik von Morton Feldman bildeten. Vielleicht gibt es unter uns einen Feldman-Junkie und/oder - Spezi, der was dazu schreiben könnte (vielleicht in einen Feldman-Thread). Würde mich sehr interessieren.

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Ich denke, daß man dem Schönberg-Unbeleckten zwei Tipps mit auf den Weg geben kann, die den Zugang entscheidend erleichtern.

    Zum einen muß man sich von der Vorstellung "Dissonanz = Ausdruck der Häßlichkeit" lösen. Schönberg gelingt es ja gerade, auch das Schöne und Ätherische mit Hilfe der Atonalität auszudrücken. Man nehme nur "Pierrot Lunaire"...

    Zum anderen sollte man das Bild von Schönberg als akademischem, technokratischem Lehrmeister überwinden. Natürlich hat er gründlich über kompositionstechnische Fragen nachgedacht, aber er hat eben auch eine überaus sinnliche Musik komponiert. Selbstverständlich kann man bei "Moses und Aron" seine Zeit auch damit zubringen, nach Zwölftonreihen zu fahnden, aber daß Schönberg hier etwas ausdrücken wollte, ist doch offensichtlich, und dem sollte man sich öffnen. Anders gesagt: man muß die Konstruktion als Hilfsmittel zum Ausdruck begreifen, ähnlich wie z. B. in Bachs Musik.

    :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Ich will die positiven Äußerungen hier keineswegs stören, für mich aber drängt sich bei Berg und Webern mehr der Eindruck auf, dass hier etwas zum Ausdruck gebracht werden wollte, das man vermöge einer bestimmten Technik erreichen kann. Ist es auch musikhistorisch nicht so - bitte korrigieren, falls ich falsch liege - dass Schönbergs Loslösungsprozess zunächst ziemlich verkopft herkam und dieser zeit seines Lebens in der eigtl. alten spätromantischen Sprache komponierte, der er seine Reihen quasi überstülpte. Insofern finde ich Schönberg nicht sperrig oder stes nur unzugänglich, bloss bei Webern habe ich mahr den Eindruck, dass dieser etwas ausdrücken wollte und dann zu dem Schluss kam, dass die von seinem Lehrer entwickelte Technik ihm am dienlichsten ist.

    :wink:
    Wulf

    "Gar nichts erlebt. Auch schön." (Mozart, Tagebuch 13. Juli 1770)

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