WAGNER: "Lohengrin" - Kommentierte Diskographie

  • :top:
    vielleicht sollte ich noch nachtragen, dass meine Beschreibung "breit", "langsamer" oder "bremsend" vielleicht nicht ganz die Sache trifft, die ich da zu beanstanden habe. Ja, es wird langsamer und breiter, aber mein eigentliches Problem ist daran, dass es mir bei manchen Versionen dadurch zu lange zu leblos wird, bzw ein zu grosses Loch entsteht und die Spannung zu sehr absackt. Für mich sollte die Intensität sich durch die gesamte Szene hinweg langsam aber sicher (wenn auch eventuell wellen- oder stufenartig) verdichten, bis es dann zur Katastrophe kommt.

    Aber ich will auch kein Riesending daraus machen. Die Oper ist lang genug, dass ein paar wenige "verfehlte" Verse nicht den Ausschlag geben.

  • Die Jones hat sicher keine wirklich überzeugende Stimme für die Stimmfetischisten, aber das hat mich überhaupt nicht gestört, denn sie hatte eine unwahrscheinliche darstellerische Kraft und Ausstrahlung,

    An die Jones musste ich auch sofort denken, als ich das niederschrieb. Ich habe sie ab 1988 unzählige Male live erlebt und es war rein stimmlich oftmals diskussionswürdig. Gerade die Spitzentöne konnten manchmal an einen Feuermelder erinnern, um jetzt mal ganz böse zu sein. Aber auch diese Töne störten mich nicht, weil sie mit einer solchen wahrhaftigen Intensität gesungen wurden, dass sie mit er ihnen dann innewohnenden Verletzung den jeweiligen Rollenporträts sehr zu Gute kamen. Elektra, Turandot, Ortrud, Walküre. Dazu kam dann noch diese unglaubliche Ausstrahlung auf der Bühne. Die Liste lässt sich natürlich unendlich fortsetzen. Die perfekte Technik gibt es eh nicht und den technisch perfekt gesungenen Abend schon gar nicht. Auf der Bühne findet Leben statt und da geht ja bekanntermaßen ständig was in die Hose. ^^

    Trotzdem liebe ich es, mir (Studio-) Aufnahmen anzuhören und Technik zu vergleichen. Denn natürlich ist man immer auf der Suche nach der Perfektion, nach der vollendeten Phrase, nach der Quadratur des Kreises. Aber das ist dann auch mehr ein Liebhaberding. In der Oper, im Konzert spielen ganz andere Dinge eine Rolle.

    Und dazu gehört vor allem auch die Inszenierung. Die hat bei mir sogar einen höheren Stellenwert als das Musikalische, denn Oper ist für mich in erster Linie etwas, wo eine Story erzählt wird, also ein musikalisches Schauspiel.

    Das ist bei mir (meistens) ganz anders, aber die Diskussion können wir hier in diesem Thread wohl nicht eröffnen. ^^

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Liebe Rosamunde, versteh meinen Beitrag nicht als Angriff, sondern vielleicht als Anregung. Auch ich erhebe keine Ansprüche auf Richtigkeit und Objektivität(wer bin ich denn). Es ist mir lediglich aufgefallen, dass ich deine Rezension als sehr harsch gegenüber Windgassen und Melchior empfunden habe, immerhin die erste Riege der Wagner-Gesangskunst. Sie sind nicht unfehlbar, aber mit Kritik an diesen Gottgleichen halte ich mich doch sehr zurück. Die Art zu singen hat sich verändert, das stimmliche Drama, der Weltschmerz in der Tonlage.
    Ich werd nochmal reinhören und gesondert darauf achten.

    Gib dich nicht der Traurigkeit hin, und plage dich nicht selbst mit deinen eignen Gedanken. Denn ein fröhliches Herz ist des Menschen Leben, und seine Freude verlängert sein Leben.

    Parsifal ohne Knappertsbusch ist möglich, aber sinnlos!

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