Anne-Sophie Mutter - viel Lärm um Nichts?
Anne-Sophie Mutter polarisiert. Das ist auch bei Capriccio nicht anders. Man kann diesen Eindruck gewinnen, wenn man die Dialoge in zwei aktuellen Threads liest. Ausgangspunkt war das Cover der neuesten Aufnahme der Geigerin. Die sich daran anschließende Diskussion veranlasste Edwin einen weiteren Thread zu veröffentlichen. Einige Zitate aus beiden Threads:
Edwin schreibt:
ZitatIch erinnere mich noch gut, als Mutter als Sensation galt. Als sie dann in Wien gespielt hatte - rein klassisches Programm - waren die Gesichter denkbar lang. Sehr bald kamen dann durchwachsene Kritiken auch in anderen Ländern, und relativ bald galt Mutter als gute, aber keineswegs sensationelle Geigerin. Gelobt wurde aber immer und ausnahmslos ihr Engegement für die Moderne. Meine boshafte Vermutung: Wenn man sich Lorbeeren nicht mit Beethoven und Mozart holen kann, verlegt man sich aufs 20. Jahrhundert in der leider immer noch nicht trügerischen Hoffnung, daß das ohnedies keiner so genau kennt. Bei Mutter hat das fabelhaft funktioniert, sie wird sogar noch für ihr Engagement gelobt, wenn sie an den Noten vorbeispielt.
Aber wie gesagt: Es geht nicht um Mutter, sondern um den gar nicht so seltenen Fall des Interpreten, der mit dem herkömmlichen Repertoire nicht (mehr) reüssiert und sich nolens volens auf das schlechter Überprüfbare verlegt.
Zatopek schreibt:
ZitatKleine - ebenfalls boshafte - Ergänzung: in diesem Genre sind natürlich auch die Konkurrenz und damit die Vergleichbarkeit nicht so groß. Mangelnde Qualität fällt also weniger auf ...
Christian Köhn schreibt:
ZitatZitat von »ChKöhn«
Stimmt, als abschreckendes Vorbild gut geeignet. Der Notentext interessiert sie offenkundig nicht weiter.
Viele Grüße,
Christian
Der unbedarfte Leser könnte aus den oben zitierten Äußerungen den Schluss ziehen:
Ihre Karriere hat ASM der Tatsache zu verdanken, dass sie von HvK entdeckt und gut von der DG vermarktet wurde. Neue Musik spielt sie, weil dort ihre Mittelmäßigkeit weniger auffällt. Führt man diesen Gedankengang konsequent zu Ende, bedeutet das: Wenn ein mediokrer Künstler in der Lage ist, diese Werke zu interpretieren, kann es mit der Qualität der betreffenden Kompositionen auch nicht weit her sein. :-I
Was mir in den bisherigen Äußerungen weitgehend fehlt, ist eine Konkretisierung der Kritik, sie verbleibt mit wenigen Ausnahmen - Christian Köhn führt als Begründung seines Urteils den freizügigen Umgang der Geigerin mit dem Notentext an - im Ungefähren. In diesem Thread soll es also genau darum gehen: Um die Diskussion der Aufnahmen, des künstlerischen Wirkens der Geigerin insgesamt.
Christian